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Tagesspruch. Dank mit dem Mund, hat wenig Grund, im Herzen Dank, ist guter Klang. Dank mit der Tat, das ist mein Rat. Reinick. Vogelgezwitscher und Blumendust. Eine Ausstellung, die zum Gemütspricht. Die Säle der „Neuen Welt" in der Berliner Hasen heide beherbergen gegenwärtig eine der schönsten Aus stellungen, die wir in Deutschland in den letzten Jahren gesehen haben. Das große Leitmotiv geben die Blumen an. Aus unzähligen Tischen, in Tausenden von Vasen hat die seit über hundert Jahren bestehende „Deutsche Gartenbaugesellschaft" die Schnittblumen der späten Jahreszeit ausgestellt, um den vollgültigen Be weis zu erbringen, welche Fortschritte der deutsche Gartenbau in dem Jahrzehnt nach dem Kriegsende ge macht hat. Diese Fortschritte dürfen sich sehen lassen. Das gilt nicht nur sür die Lieblinge der modernen Gartengestal tung, die Zierstauden. Was hier an neuen Dahlien züchtungen, an Phlox- und Ritterspornarten, an Rud- beckien und Levkojen bis zu dem prangenden Scharlach- Kupferrot gezeigt wird, grenzt an das Märchenhafte, gar nicht zu reden von den neuen Gladiolen, Coleus, Betunien und dem Farbenspiel der Sommerblumen. Erstaun licher sind aber vielleicht noch die neuen Rosenzüchtungen, mit denen der deutsche Gartenbau den Wettbewerb gegen das Ausland in ganz großer Form wieder aufnimmt. Hier darf man sich nicht auf die Freude des Auges beschränken. Da sind, neben den koloristischen Symphonien der unendlich wandelbaren Zentifolie, Knospen von unscheinbarerem Aussehen, aber mit einem Feinsinn auf Duft gezüchtet, daß die mondäne künstliche Parfümfabrikation mit allen ihren chemischen Geheim nissen vor der Erfindungskraft der Natur wieder hilflos erröten mutz. Dann kommt in diesen Sälen die große Mode der Kakteenzüchtung zu ihrem Recht. Eine, wie man sagen möchte, „heroische" Kaktuslandschaft, von der in Ostpommern belegenen größten Kakteen- züchterei Europas gestellt, bildet das Mittelftück der Ausstellung. Mannshohe Greisenhäupter, Opuntien mit Blättern, groß wie eine Schießscheibe, Kugelkaktusse und Bischofsmützen wie Kürbisse, und dazwischen die un endliche Vielseitigkeit der anderen Formen bis zum gummiballgrauen kieselähnlichen Mesembrianthemum der wasserlosen Wüste. Auf dem Freigelände schließlich die Felsengärten, die Nadelhölzer, der Ersatz des Rasens durch kriechende Stauden, Immergrün für den nordischen Winter — allein l6 Arten der Berberitze vom palmen ähnlichen stolzen Wuchs bis zum geduckten Nachbar des Mooses — und alle au den strengsten deutschen Winter angepaßt. Und nun wollen die Tierfreunde zeigen, daß auch ihre Lieblinge in der modernen Wohnung dasselbe Heimrecht beanspruchen dürfen wie Blumen und Blatt pflanzen. Da verblüffen die deutschen Wellensittichzüchter: neben den buntesten und seltensten Auslandsvögeln stellen sie ihre Züchtungen in kobaltblau, mauve, himmelblau und olivgrün aus, Tönungen, die kein Kleiderstoffzeichner zartfühlender erfinden kann. Aber Deutschland ist das Land der Singvögel. Sprosser, Nachtigall, alle Grasmücken und die anderen Edelsänger bis zum selten gesehenen Halsband-Fliegenschnäpper stellen sich als wohl eingewöhnte, fingerzahme Zimmergäste vor und man zeigt uns, daß der Bau der Käfige mindestens dieselben Fortschritte gemacht hat, wie die Wohnungsarchitektur. Hübsch abgestimmte Zimmereinrichtungen beweisen uns, daß der Vogelkäfig mit dem süßen Liedersänger sich zwang los und hübsch in jeden Möbelstil einpassen läßt. Bleiben die Fische, leuchtende, schwimmende, farbenprunkende Blüten der Süß- und Salzgewässer aller Zonen. Und hier wird der Beweis angetreten, daß diese Lebewesen, die nur durch Farben und Bewegung zu uns sprechen können, nirgend stören und überall zieren. So gar als leuchtender Edelstein im Salon oder als Glanz stück aus der Tischdekoration der Festtafel dürfen sie ihren Platz beanspruchen. Das ist eine Ausstellung, die wie selten eine zum deutschen Gemüt spricht. Jede Ecke, wohin in den vielen Sälen das Auge fällt, ein Bild, das der Staffelei des seligen Meisters Spitzweg würdig wäre, und Vogelgezwitscher und Blumendust über dem Ganzen. Sch. Aus -er Wahlbewegung. Hugenberg gegen den Marxismus. In einer Wahlversammlung in Potsdam stellte Dr. Hugen berg dem alten Geist von Weimar aus den Zeiten von Goeth« und Schiller den Ungeist des Weimar von heute gegenüber Schon 1923 habe man eigentlich von einem vollständiger Bankrott des neuen Weimarer Systems sprechen können. Nu habe eine neue Führerschicht so wenig Berechtigung zur Herr schaft erwiesen wie die, die 1919 auf das deutsche Volk hinauf gepfropft worden sei. In mehrfacher Hinsicht beleuchtete der Redner die Frage, wie es möglich gewesen sei, daß dieses Re giment nun schon elf Jahre angedauert habe. Dte Antwori darauf könne nur lauten: weil sich fast das ganze Deutschland und auch viele bürgerliche Kreise inzwischen marxistisch Hütter verseuchen lassen. Heute stehe der Marxismus nur noch au, tönernen Füßen. Das elfjährige marxistische System sei weite; nur durch die Schuld der bürgerlichen Parteien möglich ge wesen, vor allem der des Zentrums, dann aber auch der Deut schen Volkspartei. Die Deutschnationale Volkspartei sei nichi gewillt, irgendeine Verantwortung für die bisherige elfjährig, Unglückspolitik im Zeichen des Doung-Planes und der Ver nichtung der deutschen Kultur zu übernehmen. Die Deutsch, nationale Volkspartei wolle frei von parlamentarischen Fesselr den Kampf führen. Nur mit diesem Kampfgeist werde mar auch das bürgerliche Lager wieder in Ordnung bringen können Trotz mancher Zweifel an der Wirtschaftstheörie der National sozialisten werde die Deutschnationale Volkspartei mit ihner rm neuen Reichstag Hand in Hand gehen. Beide gemeinsam würden es nicht zulassen, daß das Zentrum so wie bisher sein, verhängnisvolle Schaukelpolitik weiterführe. Hötzsch fordert Revision der Friedensverträge. Professor Hötzsch äußerte sich in einer Versammlung de; Konservativen Volkspartei in Kassel über dte außenpolitischer Aufgaben Deutschlands; er versprach sich von einer realer Mitarbeit im Völkerbund zum Zwecke der Herstellung wirt schaftlichen Zusammenwirkens mehr als von der politischer Paneuropaidee, und er trat für die Wiederherstellung der deut schon Wehrhaftigkeit und für eins Politik ein, die die Revisior der Friedensverträge auf Grund des Artikels 19 der Völker bundfatzungen zum Ziele hat. Zur inneren Politik bemerkt, er, die gefährdete kapitalistische Wirtschaftsführung müsse in Sinne des Ausgleichs zwischen den Interessen des Kapitals und der Arbeit umgestellt werden. Staatspartei und Reichsreform. Der preußische Finanzminister Höpker-Aschoff hat sich ir einer Versammlung der Staalspartei in Essen vornehmlich mb der Reichsreform beschäftigt und angekündigt, daß seine Partei diese Frage mit aller Energie betreiben wolle, nötigenfalls so gar im Wege des Volksentscheids. An den Notverordnungen der Regierung Brüning recktfertigie Höpker-Aschoff die Ge meindesteuern und die Bestimmungen über die Kartelle, weil diese die Voraussetzungen für die Herabsetzung der Preise und die Belebung der Produktion schüfen. Aufruf der Wirtschaftssührer zur Neichstagswahl. Eine Reihe von Wirtschaftsführern verschiedener po litischer Richtungen veröffentlicht einen Aufruf zur Reichs tagswahl, in dem es u. a. heißt, die Wahl falle in die Zeit bitterster Wirtschaftsnot. Die Ursachen dieser Not seien im Zusammenhang mit den Kriegstributverpflichtun gen die weltwirtschaftliche Erschütterung und eine Ueber- steigerung der öffentlichen Ausgaben. Um diese Krisis zu überwinden, müsse endlich eine illusionsfreie Politik tatsächlicher und wirtschaftlicher Notwendigkeiten durch geführt werden. Das fordere, daß jede nicht unerläßliche öffentliche Ausgabe vermieden und der Aufbau des Staats- und Verwaltungswesens vereinfacht werde. Der Aufruf mahnt daher, das Wahlrecht als Wahlpflicht zu empfin den und die Stimmen denen zu geben, die auf dem Bo den der Verfassung in positiver Arbeit für die Vertei digung des Staates und für die Stärkung der Volkswirt schaft einzutreten gewillt seien. Schiele über Aufgaben der Agrarpolitik. Reichsernährungsminister Schiele sprach über Gegen- warts- und Zukunftsaufgaben der Agrarpolitik: Wenn auf einem Gebiete der Politik die Früchte langsam reifen, WmMN öüäo so in der Agrarpolitik. Es ht ein Anfang von enycyet- dender Bedeutung auf dem richtigen Wege gemacht. Ob wir den Kurs auch künftig halten werden können, hängt von der politischen Gruppierung nach den Wahlen ab. Mit der Zollermächtigung, dem Vermahlungszwang lassen sich künftig die Preise auf auskömmlicher Höhe halten. Auch der Roggenmarkt zeigt deutlich Anzeichen der Ge sundung. Eine wichtige Aufgabe der Zukunft wird es sein, aus der Osthilfe eine allgemeine Kredithilfe für die Landwirtschaft werden zu lassen. Die Wiederherstellung gesunder Wirtschastsverbältnisse in der Landwirtschaft uns Ersatz der überflüssigen Lebensmilteleinfuhr durch eigene Erzeugung schafft Arbeit und Brot für über eine Mil lion Menschen. s psMGe j 25 Jahre Deutscher Städtetag. In diesen Tagen kann die Spitzenorganisation der Deutschen Großstädte, der Deutsche Städtetag, auf sein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Die bevorstehende Ta gung in Dresden wird in bescheidenem Rahmen auch dieses Jubiläums gedenken. Ausgegangen von einer kleinen Geschäftsstelle, die beim Berliner Magistrat im Nebenamt geleitet wurde, hat sich der Deutsche Städtetag zu der führenden kommunalen Gemeinschaft entwickelt. Nordamerika Neue Beschränkung der Einwanderung. Wegen der zunehmenden Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten hat Präsident Hoover neue Bestimmungen für die Einschränkung der Einwanderung erlassen. Die Zahl bleibt zwar unverändert, aber die Konsulate haben Anweisung erhalten, nur noch solchen Ausländern die Einreiseerlaubnis zu erteilen, die Ver wandte in Amerika haben, oder genügende Sicherheiten stellen können, daß sie nicht in kurzer Zeit der Wohlfahrts pflege zur Last fallen. Man rechnet damit, daß zwei Drittel der für die nächsten Monate vorgesehenen Ein wanderer abgewiesen werden. Aus In- und Ausland Berlin. Vor dem Kammergericht sollte die Berufungs- Verhandlung in dem Streit zwischen dem Schriftsteller Hall- Halfen und der Deutschen Staatspartei wegen des Namens der neuen Partei stattfinden. In letzter Minute halte der Anwalt Halfens jedoch mitgeteilt, daß der Antragsteller auf die Berufung verzichte. Kiel. Im Kieler Hafen sind 138 Personen, die vom Ham burg zugereist waren, an Bord des Sowjetdampfers „Alexey Rykow" gegangen, um sich nach Rußland einzuschtfsen. Es sind deutsche Handwerker, die sich nach Rußland ver pflichtet haben. Ihre Familien begleiten sie. Paris. Die Arbeiter des nördlichen Industriegebietes haben sich für die W t e d e r a u f n a h m e der Arbeit aus gesprochen. Es besteht kein Zweisel, daß auch die Arbeitgeber die Bedingungen annehmen werden. Sofia. Der Spionagefkandal in Bulgarien nimmt Miner größere Formen an. Zahlreiche aktive Offiziere haben zu gunsten Südslawiens Spionage getrieben. Je weiter die Untersuchung fortschreitet, desto mehr Personen sind in den Skandal verwickelt. Neue Verhaftungen fanden statt. Es herrscht im Lande Erschütterung, da bulgarische Offiziere sich haben bestechen lassen. Die poSiiischs Lage -er Herrischen evangelischen Kirche. Eine Rede des N e i ch s ju st i z m i n i st e r s. Auf der Tagung des Reformierten Weltbundes in Elber feld sprach der Reichsjustizminister Dr. Bredt über die politische Lage der deutschen evangelischen Kirche. Er ging von der Feststellung aus, daß die evangelischen Landeskirchen in Deutschland durch den Wegfall des landesherrlichen Kirchen- regimentes 1918 berührt würden, daß cs aber nach langwieri gen Verhandlungen gelungen ist, jene Oberherrschaft der Kirche selbst zu übereignen, nachdem sie zunächst der Staat für sich be ansprucht hatte. Freilich sei die Zusammenfassung der deutsch evangelischen Kirchen tn einer einheitlichen Reichskirche nicht gelungen. Heute gebe es noch 28 deutsche evangelische Landeskirchen gegen 35 im Jahre 1914. Ihre Zusammenfassung im Teutsch- evangelischen Kirchenbund stelle jeder einzelnen Kirche ihre Selbständigkeit sicher. Das Verhältnis des Staates zur Kirche hätten vor dem Kriege die einzelnen Staatsverfassungen ge- Als Licht in meine Augen kam Roman von Marie Blank-Eismann. 34. Fortsetzung Nachdruck verboten Renate blickte die Gräfin fassungslos an und ein jähes Erkennen blitzte in ihren Äugen auf. Die Gräfin drang während der Fahrt im D-Zug mit kei ner Frage mehr in Renate, da sie erkannte, wie sehr sie unter den Nachwirkungen der Begegnung litt. Sie wußte, daß Hasisjiirgen von Hagenah zu den eifrig sten Verehrern der jungen Frau gehört hatte, und um ihr Zeit zu lassen, den erschütternden Vorfall zu überwinden, vertiefte sie sich in die Lektüre der neuesten Zeitungen, die sie sich vor der Abreise von Berlin noch gekauft hatte. Renate aber starrte mit weitosfenen Augen auf die vor überfliegende Landschaft. Ihre Pulse hämmerten, und der Kopf schmerzte. Was war mit Hansjürgen geschehen? Warum aber hatte der Freiherr von Lossow sie so schroff zurückgewiesen, als wollte er vermeiden, daß der Blick des Kranken sie noch einmal streifte? Weshalb hatte er ihre teilnehmende Frage so kühl be antwortet und sie dann wie eine neugierige "Fremde stehen lassen? Er mußte doch wissen, daß die Liebe seines Freundes ihr gehört hatte! Oder wußte er auch, daß sie seinen Antrag abgelehnt hatte? War daraus seine unhöfliche, beleidigende Art der Ant wort zu erklären? Vergebens zermarterte sie ihr Hirn nach einer Lösung. Die Gräfin, die Renate schon längere Zeit beobachtet hatte, erschrak über deren starres, gequältes Gesicht, und heißes Mitleid quoll in ihrem Herzen auf. „Kind... Renate... vergessen Sie doch die Begegnung, die uns der Zufall schickte. Haben Sie ganz vergessen, daß Sie auf der Fahrt nach Hohenthal sind, wo viele Freude und Festlichkeiten Sie erwarten werden?" Ueber Renatens Gesicht huschte ein Lächeln und ein be freiendes Aufatmen hob ihre Brust. Hohenthal! Sie schüttelte den Bann von sich, der sie niederdrücken wollte. Sie fuhr ja frohen Tagen entgegen, die ihr ein Wieder sehen mit Claus Prüsmann bringen sollten! Nein, sie wollte sich mit dem Schicksal Hansjürgens von Hagenah nicht dis Freude verderben lassen. Er war ja schon aus ihrem Leben gegangen, als sie seine Werbung ablehnte. Die Zukunft gehörte Elans Prüsmann! Und im eifrigen Gespräch wartete sie mit der Gräfin, die alle ihr zu Gebote stehenden Mittel aufbvr, um die junge Frau in froher Stimmung zu halten, auf das Gn.de der Fahrt. 14 Kapitel« „Bravo, bravo!" Lebhaftes Händeklatschen erklang von allen Seiten und der Vorhang mußte sich immer wieder aufs neue heben. Regungslos saß Renate da. Den Kopf in die linke Hand gestützt, den Blick sechnsuchts- voll ins Weite gerichtet, wandte sie dem Beschauer nur ihr klassisches, schönes Profil zu. Feuerbachs Iphigenie! Elans Prüsmann, der vom Vorhang verdeckt, hinter der Bühne stand, starrte wie gebannt auf das schöne Bild. Ja, so hatte er sie erträumt! Mit glühender Begeisterung hatte er den Gedanken auf- gegriffen, die Gräfin Hohenthal zur Feier ihres Geburts tages mit lebenden Bildern zu überraschen. Seit acht Tagen hatte man in aller Heimlichkeit die not wendigen Vorbereitungen getroffen Im großen Ahnensaal war ein Podium aufgebaut wor den, geschäftige Hände hatten Dekorationen gemalt, ein Vor hang war aus der Stadt geschickt worden und Claus hatte sich mit dem Garderobier des Theaters in Verbindung ge setzt, der die notwendigen Kostüme lieferte. Er wählte mit seinem künstlerischen Verständnis die üb rigen Mitwirkenden aus und stellte bekannte Bilder von Ludwig Richter, Schwind und Spitzweg zusammen. Er dichtete einen Festspruch, den eine junge Dame sprach, und Renate als Iphigenie eröffnete den Reigen. Die Ueberraschung war glänzend gelungen, denn der stür mische Beifall wollte nicht enden. Bereits zur» fünftenniale hob sich der Vorhang und noch immer tobten Stürme des Beifalls durch den Saal. Claus sah, daß in Renatens Gesicht eine leise Ermüdung sich bemerkbar machte und gab daher dem Diener, der den Vorhang bediente, ein Zeichen, diesen nicht wieder auszu ziehen. Er eilte auf Renate zu, zog sie hinter eine Seitenkulisse, wo er sich vor neugierigen Augen geschützt wußte, und riß sie in seine Arme. „Renale," stammelte er trunken von ihrem Anblick, „wie du schön bist... o, wie ich dich liebe... du Süßeste..., mein bist du, ganz mein... o du... du!" Und in heißen, leidenschaftlichen Küssen suchte er ihren Mund und preßte sie so fest an sich, daß sie zu ersticken drohte. Plötzlich waren fragende Stimmen zu hören, die ihn aus seinem Rausche rissen. Renate drängte ihn hastig von sich rind bahnte sich hin ter den Kulissen einen Weg nach dem Zimmer, das für sie als Garderobe eingerichtet war. Sie wollte von niemandem gesehen werden, denn auf ihrem Gesicht brannten die Küsse; das Kleid war zerdrückt und das Haar hatte sich bei der ungestümen Umarmuna ue- löst. Sie war froh, daß sie noch längere Zeit allein blieb, denn die Zofe, die die Mitwirkenden bediente, wurde von den anderen jungen Damen noch festgehalten Mit verträumtem Lächeln saß Renate vor dem Spiegel und starrte auf ihr Bild. (Fortsetzung folgt.)