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Bild links: Die Sieger der Wahlschiacht, die 'Führer der Natio nalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, die ihre Fraktions stärke verneunsachen konnte und mit IM Mandaten als zweit stärkste Partei in den Reichstag einziehen wird: Adolf Hitler (erster von rechts), der Gründer der N. S. D. A. P., und Dr. Goebbels (zweiter von rechts), der Berliner Eausührer der Par tei. — Bild rechts: Auch die Kranken erfüllten ihre Wahlpflicht. 2n den Krankenhäusern wanderte die Wahlurne an die Kranken betten — für die Wahlzelle wurde „Ersatz" gestellt. MichsWehrrahmermbtmg MM Die Schlacht bei Hildburghausen. — Echte M a n ö v e r b i l d e r. An der südthüringisch fränkischen Grenze begann die große Rahmenübung 1930 der Reichswehr. In monatelanger Arbeit am Schreibtisch hat die Heeresleitung den Rahmen dieser Übung festgelegt und die Mobilmachung bis in alle Einzel heiten vorbereitet und durchdacht. Den Zeitverhältnissen entsprechend hat man davon ab gesehen, große Teile der Reichswehr zu den Übungen hinzu zuziehen. Sämtliche sieben Infanterie- und drei Kavallerie divisionen haben ihre Führerverbände bis zum Bataillonsstab hinab befehlsgemäß ins Manövergelünde beordert Im Nor den mit dem Äufmarschzentrum Ilmenau steht die Blaue Par tei bereit, von den Höhen des Thüringer Waldes vorzustotzen. Im Süden jenseits der Werra bis hinunter zum Maintal ist die Rote Partei gruppiert In dem Werrastädtchcn Hildburghausen liegt die Leitung des Stabes. Der Organisator der ganzen Übung unter steht dem Chef der Heeresleitung, Generalobersten Hehe, der auf Schloß Bedheim. etwa 5 Kilometer von Hildburghausen, eingetrosfen ist. Hildburghausen selbst bietet schon seit Tagen das Bild eines echten Manöverleitungsguaniers Der Mittel punkt der Organisation ist im Seminargebäude und in den anliegenden Schulen untergcbracht. In den Klassenzimmern sitzen am Kartenpuü und Telephon die Bearbeiter der einzel nen Gebiete. Die Schuljugend hat man in freudig aufgenom mene Manöverferien entlassen. Vom Leitungsstab aus gehen die Ordonnanzen auf Motorrädern, fahren die Schiedsrichter in Kraftwagen ins Gelände, ziehen sich die Drähte bis zu allen Untersormationen. Seichriagmg der GGaf-Mkls-StlstMg. Große Beteiligung an der Begrüßungsversammlung. In Stuttgart begann die 75. Reichstagung der Gustav-Adolf-Stiftung. Die Beteiligung an der Begrüßungs versammlung war so stark, daß die Stadthalle kurz nach ihrer Eröffnung wegen Überfüllung polizeilich geschlossen wurde und zwei Parätlelversammlungen veranstaltet werden mutzten. Der Vorsitzende des württembergischen Hauptvereins, Prälat I). Dr. Hoffmann, grüßte die Festgäste und sprach von der großen Gemeinschaft, die der Gustaf-Adolf-Verein fördern wolle, vor allem mit den deutschen Glauvensbrüdcrn jenseits der Grenzen, aber auch mit den evangelischen Minderheiten anderer Völker, die in der Bedrängnis leben. Der Führer des Gesamtvereins, Geheimrat v. Dr. Rendtorff- Leipzig, pries Württem berg als ein Land, in dem die Ziele des Vereins immer ein lebhaftes Verständnis fanden. Der Kirchenpräsident der deut schen evangelischen Kirche von Polnisch-Oberschlcsien, v. Votz - Kattowitz, sprach von der tiefen religiösen Verankerung der Gustaf-Ädolf-Arbeit, die getragen sei von den lebendigen Kräf ten des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Mit einem Schlußwort leitete Stadtpsarrcr Dr. Stockmayer-Stutt- gart zum gemeinsamen Gesang des Lutherliedes über, mit dem die Versammlung ihren Ausklang sand. Thüringischer Innenminister Frick, Abgeordneter im Reichstag von 1928 und Führer der Nationalsozialisten. Berftühie GiEhsmFeiern. Zum 2 0 0. Geburtstag des deutschamerikanischen Generals. Am 17. September sollen in Deutschland und in Amerika Steuben-Feiern veranstaltet werden, obwohl der 200. Geburtstag des berühmten Generals, der gefeiert werden soll, erst am 15. November fällig ist. Am 15. No vember 1730 wurde Friedrich Wilhelm von Steuben in Magdeburg geboren. Er trat 1747 in preußischen Militär dienst, nahm am Siebenjährigen Kriege teil, nahm 1764 seinen Abschied und wurde dann Hofmarschall des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen. Hofkabale und Liebe ver trieben ihn 1775 aus dieser Stellung, worauf er sich — wie es heißt, auf Veranlassung Beaumarchais', des be rühmten Verfassers der „Hochzeit des Figaro" — nach Amerika begab, wo er 1778 von Washington, der selbst von der Kriegführung nicht viel verstand, zum General major und Generalinspektor des Heeres, das damals eine wilde Horde war, ernannt wurde. Steuben entwarf Reg lements für den Dienstbetrieb und für die Ausbildung der Truppen, wirkte für die Hebung der Mannszucht und wurde so der eigentliche Organisator des amerikanischen Heeres. Gelegentlich wurde er auch als Truppenführer verwendet. Nach dem Frieden nahm er 1784 seinen Abschied. Trotz seiner großen Verdienste mußte der deutsche General sieben Jahre lang auf klingende Anerkennung warten. Nur zögernd bewilligte ihm der Kongreß eine Entschädigung und die ihm zustehende Pension. Einzelne Staaten der neuen Union zeigten sich nobler und ent schädigten ihn durch Landschenkungen. Wirklich geehrt und gefeiert wird er in Amerika aber erst seit wenigen Jahrzehnten, und diese postume Anerkennung ist wesent lich auf das verdienstvolle Wirken der deutschamerika nischen Steuben-Gesellschaften zurückzusühren. „Graf Zeppeim" in Genf. Zum erstenmal in der Schweiz gelandet. Aus Einladung der Stadt Genf und des Schweize rischen Aeroklubs ist „Graf Zeppelin" zu einem Besuch über Genf erschienen und zum erstenmal in der Schweiz gelandet. Die Landung ging ohne Zwischenfall von- statten. Dem Zeppelin wurde ein außerordentlich be geisterter Empfang zuteil. Aus dem Landungs platz hatten sich Bundesrai Motta mit der Genfer Regie rung und den Spitzen der Behörden, ferner Reichsaußen minister Dr. Curtius mit mehreren Herren der deutschen Abordnung, der Danziger Staatspräsident Dr. Sahm, Generalsekretäre des Völkerbundes, das Diplo matische Korps und eine Reihe von Abgeordneten der Völkerbundversammlung eingefunden. Als Licht in meine Augen kam Roman von Marie Blank-Eismann. 42. Fortsetzung Nachdruck verboten Darum befolge ich genau seine Verhaltungsmaßregeln, denn ich will gesund bleiben und mein Kind groß ziehen. Mein Herz hat sich nach Aussagen des Arztes infolge der großen Schonung sehr gebessert, so daß ich mit. Ruhe der schweren Zeit entgegensetze. Weißt Du, daß wir jetzt schon manchmal Kinderlieder singen? Und daß Jobst schon den Befehl geben wollte, die Wiege, in der er selbst geschaukelt worden ist, vom Speicher zu holen? Ich konnte ihn nur mit Mühe überzeugen, daß dazu noch viel Zeit ist. Unsere Tage sind ausgefüllt mit den Gedanken an unseren Jungen und die Zukunft. Unser Junge! G Nein! Jetzt höre ich aber auf, Dir noch länger von un serem Glück vorzuschwärmen! Ich würde sonst noch Seite um Seite damit füllen, so reich fühle ich mich. Doch Du wirst mich verstehen, geliebtes Bruderherz, daß ich Dir von diesem großen Ereignis einiges ausführlich schreiben mußte, denn ich habe ja außer Jobst und Dir kei nen Menschen, dem ich von meinem übergroßen Glück erzäh len könnte. Du hast seit frühester Jugend Freud und Leid mit mir geteilt, warst mein Vertrauter und sollst es auch fernerhin bleiben. Da fällt mir mit einemmale zu meinem größten Schrecken ein, daß ich Dir eigentlich diesen Brief schreiben wollte, um Dir nach unserem telegraphischen Glückwunsch noch brieflich unsere allerherzlichsten Wünsche zu Deinem bestandenen Doktorexamen zu übermitteln; aber der selige Glücksrausch hat mich nur von eigenen Dingen reden lassen. Wirst Du mir deshalb böse sein, Heinz? Wir hätten uns ja so sehr gefreut, wenn Du nach Lich tenfels gekommen wärst und die Urlaubstage bis zum An tritt Deiner Stellung bei uns verbracht hättest, aber wir konnten ebensosehr Deinen Wunsch verstehen, daß Du ein mal etwas von der herrlichen Bergwelt setzen wolltest. Wie sehr es Dir in den Alpen gefallen hat, haben uns ja Deine begeisterten Kartengrüße bewiesen. Hoffentlich hast Du Dich inzwischen in München gut ein gelebt. Wie gefällt es Dir in Deiner neuen Stellung? Daß Du gerade als Assistenzarzt in die berühmte Augen klinik des Herzogs Karl Theodor gegangen bist, hat mich einige Tage nachdenklich gestimmt. Gewiß, Du wolltest Dich immer einem Spezialgebiet zuwenden, aber daß es gerade Augenleiden sind, hatte ich nicht erwartet. Sollte Jobsts Er krankung bei Deiner Wahl von Einfluß gewesen sein? Hoffst Du vielleicht gar, ihm helfen zu können? Nein, nein! Dieser Gedanke wäre zu kühn und ein solches Glück müßte den Neid der Götter herausfordern. Darum will ich vergessen, daß ich einen Augenblick törichte Luftschlösser baute. Ich bin ja dem Schicksal von ganzem Herzen dankbar, daß es mir ein so reiches Glück bescherte. Wie ein Märchrntraum fliegen meine Tage dahin! Du mußt Weihnachten zu uns kommen, Heinz, ich möchte Dir so gern von der großen Liebe etwas abgeben, die ich empfange, Dich ein wenig verwöhnen, denn das Schicksal hat Dich frühzeitig hart angepackt, so daß es Zeit wird, Dich ein wenig zu verwöhnen. Ach, ich möchte alle Menschen recht, recht lieb haben und Dich besonders. Halt, diese Stelle muß ich mnr besonders merken, damit ich sie Jobst nicht mit vorlese, sonst wird er am Ende eifer süchtig. Du weißt, er war es auf den guten, harmlosen Gott fried Uhlhorn auch und hat sich jetzt erst zufrieden gegeben, nun er weiß, daß dieser sich Weihnachten mit Vorstands Käthe, die wir ihm zu unserer Hochzeit als Tischdame gaben, verloben wird. Jetzt will ich aber meinen Brief beenden, denn Jobst hat mich schon einigemale unterbrochen und quält mich immer mit der Frage, wann ich endlich fertig bin. Ich glaube, ich habe Dir auch wieder genug erzählt. Leb wohl, laß Dich herzlich umarmen und küssen, vielgeliebtes On- kelchen und Pate des kommenden Freiherrn, und schreibe bald Deiner glücklichen Schwester und Schwager Lisa und Jobst. 17. Kapitel. Renate fand bei ihrer Rückkehr von Hohenthal ihre Mut ter krank und bettlägerig vor. Frau von Beeren hatte einen neuen schweren Anfall erlitten, der sie auf das Krankenbett warf. Aber sie hatte ihrem Mädchen den Auftrag gegeben, nichts nach Hohenthal zu berichten, damit Renate ungetrübt die letzten Tage noch genießen konnte. Renate erschrak, als sie die Mutter wieder sah, deren Ge sicht blaß und eingefallen aus den Kissen leuchtete. Doch der alte Sanitätsrat tröstete sie und versicherte, daß nichts Ernstliches zu befürchten fei, wenn sich Frau von Beeren schone und noch eine Zeitlang das Bett hüte, damit das angegriffene Herz vollständig Ruhe habe. Trotzdem fürchtete Renate, daß sie den ersten Festlich keiten der beginnenden Saison fernbleiben müsse, bis sich die Mutter soweit erholt hatte, daß sie das Bett wieder verlassen konnte. Ihre quälende Unruhe wurde durch diese Gedanken noch gesteigert. Wann würde sie Claus endlich wieder sehen? Es mußte doch eine Aussprache kommen, die eins Lösung der Spannung brachte, die seit jener Sommernacht trennend zwischen ihnen stand! Oder fühlte Claus die Kluft nicht, die sich jäh aufgetan hatte und die leichter zu überbrücken gewesen wäre, wenn nicht seine plötzliche Abreise eine Verständigung vereitelt hätte? Hatte sein flüchtiger Brief ihr nicht deutlich gezeigt, daß er über die Ereignisse jenes Ballabends auf Hohenthal hin weggehen wollte? Nein! Sie wollte eine Aussprache herbeiführen, die sie frei machte von allen quälenden Gedanken. (Fortsetzung folgt.)