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Tagesspruch. Ein Segen liegt im schweren Werke, -dir wachst, wie du's vollbringst, die Stärke. Mit zagen Kräften fingst du an und stehst am Ziel, ein ganzer Mann. Geibel. Ser MM im Werksbetrieb. Bon Syndikus Karl Grau. Entgegen der herrschenden Meinung bedeuten die mo dernen Rationalisierungs-Bestrebungen keineswegs den Tri umph der Maschine über den Menschen. Nach wie vor ist auch in der mit allen Schikanen der Neuzeit durchorganisierten Fabrik der Mensch das Maß aller Dinge: Nach seiner Fähig keit richtet sich das Tempo des „laufenden Bandes", seinem Geist entspringen die bewunderswerten Werkzeugmaschinen, und seinem Willen gehorchen sie. Die Belegschaft eines Werkes ist ein noch weit wichtigerer Produktionsfaktor als sein Maschinenpark. Den rechten Mann an den rechten Platz zu stellen, Arveitssreudigkeit und Freude am Tun zu er halten und zu wecken sind Aufgaben, deren Lösung sich die Leitung angelegen sein lassen muß. Nicht mehr wie früher wird der eintretende Lehrling, den sa meistenteils die öffentlichen Berufsberatungsstellen auf seine Fähigkeiten schon geprüft haben, wahllos in eine der vielen Abteilungen gesteckt. Wohl bekommt er im Laufe der Lehrzeit durch Versetzung an diesen und jenen Arbeitsplatz einen Ueberblick über den inneren Zusammenhang des Werks, seine eigentliche Ausbildung aber wird darüber nicht vernach lässigt. In besonderen Lehrwerkstätten, geleitet von Päda gogisch geschultem Personal, arbeitet er sich durch bis zum Gesellenstück. Theoretischer Unterricht geht nebenher, Ferien reisen auf Kosten des Werkes erweitern seine Kenntnisse von Land und Leuten. Noch immer ist ja, trotz aller Vereinfachung und Zer legung der einzelnen Arbeitsvorgänge, der gelernte Arbeiter, der handwerklich vor- und durchgebildete Mann, in keiner Werkstatt zu entbehren. Das Werkstück in der Drehbank, der Fräse, unter der Hobelmaschine und zwischen den Blättern der Schere braucht immer die Kontrolle des menschlichen Auges und der empfindlichen Hand, die mit Maßstab und Lehre den Fortgang des Prozesses überwacht, gelegentlich sogar selber mit der Haut als sensibelstem Organ die Regel mäßigkeit eines Körpers nachprüft. Die Außenarbeiten eines Werkes, die Aufstellung von Maschinen und Bauten, er fordern ganz und gar die Tätigkeit eines in allen Sätteln gerechten „Monteurs", der sich in Notfällen auch selbst zu helfen weiß. Die komplizierteste Maschine entstand ja zuerst im menschlichen Gehirn, sie beseitigt Störungen in ihrem Lauf nicht aus sich heraus, sondern braucht dazu wieder die Hilfe des Menschen. Niemals wird deshalb die Maschine sich zur Beherrscherin des Daseins aufschwingen, und wenn unsere Dichter der „Neuen Sachlichkeit" geradezu einen Maschinen kult treiben, zeugt das viel weniger von Sachlichkeit als von Romantik. Das berühmte „laufende Band" benötigt den Arbeiter, der daran steht, von seiner Geschicklichkeit hängt es ab, daß die „fließende Fertigung" nicht ins Stocken gerät. Der Begriff „Sabotage" beweist mehr als alles andere die über ragende Rolle des Menschen in der Fabrik. Daß ihm die fürsorgliche Beachtung ebenso gelten muß wie den Maschinen, versteht sich darum von selbst. Die Kran kenversicherung ist ein Mittel, die Rentabilität eines Werkes zu sichern. Das mag eine vermessene Behauptung scheinen, wird aber bei genauerer Ueberlegung klar. Stelle sie sich nun als Betriebs-, Orts- oder Jnnungskrankenkasse dar, immer sorgt sie für schnelle und gründliche Heilung bei Krank heitsfällen, verhindert sie, daß Genesene zu früh an ihren an gestammten Platz zurückkommen und dort doch nicht das volle Maß der Arbeit leisten, welches das Werk und sie selbst vor sich verlangen. Die neue Notverordnung, die für den Kran kenschein einen Betrag von fünfzig Pfennig fordert und nm eben der gleichen Summe den Kranken auch an den Rezept kosten beteiligt, weiter den Angestellten den Anspruch aus Krankengeld zum größten Teile nimmt, stellt insofern eim Gefahr dar, als mancher Kranke sich wegen der notwendiger Ausgabe scheuen wird, zur rechten Zeit sich krank zu Melder und den Arzt aufzusuchen. Daß darunter der Betrieb leider wird, braucht keines Beweises. 'Wahrscheinlich wird es dahir kommen, daß die Kasse den Kranken das Geld für den Kran kenschein vorschießen muß, um die Uebersetzung des Betriebes mit arbeitsunfähigen, arbeitsmüden und nicht voll leistungs fähigen Leuten zu verhindern. Insoweit muß die Notver ordnung durch den neuen Reichstag so schnell wie möglick wieder beseitigt werden, wenn sich nicht ihr Sinn — Erspa rungen in der Volkswirtschaft — ms Gegenteil Verkehren soll Ungünstig auf die Betriebsleistung dürfte sich auch die Be stimmung auswirken, die den Kassen die variablen Mehr leistungen verbietet. Bislang war es möglich, sie je nack Standort und Eigenart pes Betriebes zu bemessen: Auf den Lande anders als in der Großstadt, in einem Eisenwerk an ders als in einem Betrieb der Textilindustrie. Die Notver- ordnung nimmt keine Rücksicht darauf, das Selbstbestim mungsrecht der Arbeitgeber wird beschränkt zu einem Zweck dessen Erreichung mehr als zweifelhaft ist. Der allgemeinen Betriebshygiene, dem Dienste am Men scheu als dem wichtigsten Betriebsfaktor, dienen auch du Kantinen und Kasinos, die den Mitarbeitern nahrhaft Speisen zu wohlfeilen Preisen abgeben. Eine veräntwor tungsbewußte Werksleitung kann nicht zulassen, daß di^rcl mangelhafte Ernährung während des Tages Ermüdungs erscheinungen auftreten, die sich in der Leistung nachteilij auswirken. Wasch- und Badegelegenheiten in ausreichenden Maße sind Forderungen der Gewerbehygiene, die Wohl über all erfüllt sind. Die Beherrschung der Maschine fordert den ganzen Men schen. Nur jener Betrieb wird gut arbeiten, der die Sorg, für seine Belegschaft nicht vergißt. Krisenzeichen in Thüringen. Die Koalition gefährdet. Die Reichslagswahl scheint nicht ohne Folgen für die thüringische Regierungskoalition vorübergegangen zu sein. In den letzten Tagen haben sich die Gegensätze be sonders zwischen Deutscher Volkspartei und National sozialisten erheblich zugespitzt, worin in maßgebenden Kreisen eine Gefährdung der weiteren Zusammenarbeit der Koalitionsparteien erblickt wird. DK Resultate -er Reichstags«--! vom 14. September MV WMlreis Slimm- berechtlgle S Wähler Abgegebene Stimmen Sozial demokraten Deutsch- nationale Zentrum S Kommunisten D. V. p. Deutsche Staaksparlei Wirtsckafts- partei Bayerische 8 Voikspartei 8 National sozialisten Chriskl.-Nat. Z Bauern- u. B Landvolk- partei Volksrechts- z Partei l Deutsche Bauernpartei 8 l 8 Lhristl.-Soz. j Volksdienft Z Konservative Z Volks parkei Deutsch- Hannoveraner H 1. Ostpreußen 1930 1 339 372 1 »91436 221 883 204 654 84 902 122 666 56 843 27 788 17 247 235 463 15 089 3 383 5 014 1928 998 807 268 007 313 089 74 271 94 949 97 968 38 343 20 431 8 097 16 433 8 796 2. Berlin 1930 1 520 311 1238 132 346 014 145 022 44 667 408 642 27 515 53 095 27 859 158165 397 1110 10 369 4 818 1928 1 189 721 404 786 186 470 39 845 352 086 51032 78 096 28 629 16 464 247 2 513 3. Potsdam H 1930 1 273 574 11V3 620 285 385 164 031 37 663 217 707 58793 76 779 32 046 183 798 9 351 1594 11914 15 639 1928 986 697 301 766 211 619 30 202 172 316 90 855 94 573 31490 17 500 323 4 071 4. Potsdam l 1930 1 275 578 1151546 330 063 159 721 26 857 230 801 38 689 40 222 47 463 215858 27 903 3 207 13 329 6 728 1928 989 065 342 664 225 204 21240 169 034 64 791 51200 49 833 16 321 1495 9762 3146 5. Frankfurt (Oder) 1930 1 055 273 901 295 240 223 119 036 52 747 84 226 34 548 27 314 31287 204 564 62115 3 542 20458 7 065 1928 819 479 271 145 242 451 49 321 49 148 68 538 35 635 31 938 8177 18127 11763 5 535 6. Pommern 1930 1 172112 977 396 241 727 242 459 10 366 85 901 32 482 24 278 32 437 236 832 31880 2592 3 381 17 626 9 462 1928 898 661 271 577 373 430 9169 54 795 49 721 35 512 44 602 13 541 2 488 16 218 6 575 7. Breslau 1930 1 233 682 1071633 314 433 95 248 171865 83 032 28 748 . 20 270 28 815 259 225 17 221 2 213 4151 6 976 1928 971 935 367 232 223 116 153 166 43 747 58 592 28 151 35 511 9 262 3 441 8 688 14 846 8. Liegnitz 1930 791 301 681 795 218 022 58 847 53360 41443 23 653 33 753 35 883 142 047 42 666 2 310 2 945 21982 4 490 1928 606 890 229 518 148 466 48 049 25 587 39 949 38 407 42 685 7 419 889 7 597 5 766 9. Oppeln 1930 821 795 670 002 62 706 101247 235 573 111167 9 504 6912 13 801 64684 14694 3371 4914 2527 1928 563 944 70 960 92 201 225 830 71626 15 128 9181 7 329 5 530 6 203 5 466 6 456 1V. Magdeburg 1930 1 092 453 981 337 365 340 73 694 17 100 98 329 72 823 33508 45 600 191436 48 360 5131 5345 5 936 8806 1928 909 488 391 014 147 155 15 053 65 850 128 063 44 484 44 659 15 801 2 593 12 796 8178 11. Merseburg 1930 937 325 823 926 160399 65 430 10 762 205 495 50535 25 810 45412 168 573 59 007 4 525 3 053 8 062 8 639 1928 721 188 171 967 154 058 9 980 176 113 74127 33 342 42 874 19 645 2118 9 402 5 708 12. Thüringen 1930 1 473 880 1 265 265 365 903 54 371 53518 192 287 68724 41 OOS 67 888 243 846 127 030 7 899 2 529 16312 11860 1928 1 104 844 367 904 90 287 45 859 137 196 123 915 42 939 85 695 40 693 127 030 18 384 3 943 13. Schleswig-Holst. 1930 1041 236 891007 265 225 54 548 9 215 94168 64 358 42 297 35 643 240185 33 519 2 762 3 274 16 639 19192 1928 788 675 278 801 181 028 8 527 62 106 107 922 44 751 42 070 31 790 2 473 6 766 5 676 14. Weser-Ems 1930 954 527 807 299 195 657 53 819 149 664 50 553 64 246 34 600 22 298 165 953 12 471 3 497 22 797 22146 1928 702 648 206 112 60 120 120 558 35 637 87 219 49 552 29 230 36 362 22 178 1173 2 601 86 581 15. Ost-Hannover 1930 680 835 576158 161 771 46 222 7 690 43037 34098 20 716 18 645 118 734 3188 12159 1928 514 558 168 620 54 012 6 510 29 847 49 602 18 788 18 212 13 588 32 698 4 954 2141 57 661 16. Süd-Hannover- 1930 1 301 233 1167 807 460 625 61980 54 714 63 792 78173 35183 31019 283 429 17 443 4 950 15825 Braunschweig 1928 1 046 988 477 346 95 883 48 333 36 216 139 102 39 682 32 984 46 340 24 340 12 770 1783 17. Westfalen-Nord 1930 1 555 684 1346 857 266 905 79107 424 514 152 387 65 344 28 096 53969 161723 31512 15137 45 675 14 741 1928 1 202 172 293 541 111034 378 988 107 022 100 193 30475 68 813 12118 40 489 20107 18. Westfalen-Süd 1930 1 597 816 1410 760 300 455 54 615 312134 239 891 84 826 38362 50 763 195 469 13 897 14 585 81620 9183 1928 1 229 199 363 379 105 496 286 397 145 700 131 398 51505 57 390 19 737 15 006 11920 19. Hessen-Nassau 1930 1650 346 1368 920 353 411 444 451 192 669 137178 76183 54 664 53978 284 810 85 770 8100 60 390 8 003 1928 1171 168 377 205 117 393 173 031 93 093 119 402 66 448 47 995 42 457 89 470 13 238 29. Köln-Aachen 1930 1 436 069 1169 389 165 683 34818 425 359 169 072 57 784 34 017 55 511 169 506 13815 18 232 1925 8 562 8154 1928 934 516 172 930 67 421 392 279 97 391 79 225 29 826 41038 10 612 1915 10 055 4 581 21. Koblenz-Trier 1930 779 030 633 251 58 541 29 221 296 445 40115 24 066 10152 29 857 94 078 33 349 7 239 4 412 1928 557 388 68 875 37 531 279 532 27 483 34 566 10 737 25 228 11892 35 439 9 054 2 277 22. Düsseldorf-Ost 1930 1 455 865 1236 689 169 549 59 673 230 506 320 812 60 921 30 238 65 528 210106 1376 27 696 42241 10 291 1928 1 067 974 202 503 126 699 223 441 238 725 95 916 34 940 64 835 19 962 28 064 2 646 23. Düsseldorf-West 1930 1117 188 1019 085 119178 61189 310 758 176123 44 054 15 699 49 637 168 685 10663 15 545 21935 5 748 1928 832 491 143 347 89 388 296 726 122 108 70 295 20 712 48 218 10 104 1638 16 273 24. Oberbay.-Schwab. 1930 1 614 476 1338 085 258 787 31514 81072 17147 22 479 33224 450088 218134 6967 164 081 10 470 41739 1928 1 168 544 265 114 73 486 50 602 36 928 28 479 36 806 72 085 18 575 194 216 25. Niederbayern 1930 1928 795 971 600 173 564 172 76 906 86 389 8109 19 531 28 413 12 496 6 510 7 871 7 535 10 519 8 781 9 461 261344 72143 19 861 6 383 916 6 826 117 397 138315 3 815 26. Franken 1930 1928 1620 503 1369 890 1 246 234 346 534 355 308 31793 234 248 347 124 65 220 37 645 17 420 23 962 29 400 46 092 46 475 44185 281067 100 698 143402 1238 5 659 16 183 28 857 40 971 10197 27. Pfalz 1930 588 751 466 761 105 606 3 618 115 915 48 941 30 657 10 679 16 375 Siehe 106163 11577 1207 13 379 2193 1928 412 043 119 548 11383 108 767 29 205 60 530 16 134 16 937 Zentr. 23 288 2 003 3 529 15 413 28. Dresden-Bautzen 1930 1 296 539 1122 975 389 327 55 804 15970 139 414 72161 81630 80 280 180 550 57 809 7 336 20 860 11642 1928 1024 685 400 502 117 991 13 984 105 874 112 150 62 657 80 624 18 245 1421 15 365 1234 29. Leipzig 1930 911533 826 429 288 007 30799 5237 141984 77 720 26 212 57 896 116138 34155 21663 9 920 0 525 1928 1 246 256 754 247 278 934 49 794 4 411 121 331 98123 45 231 53 047 14 601 1472 31275 30. Zwickau-Chemnitz 1930 1110 293 314 213 49 714 5515 204 959 45 904 22 698 89 732 264871 30626 17 217 1131 46357 6 489 1928 953 865 319 998 86 705 5 124 154 362 105 748 34 956 98381 41497 13 227 40 929 31. Württemberg 1930 1 716 554 1407 801 283 337 55206 304 314 131744 N» 136 775 31189 131683 29 402 4 655 91599 1928 1 153 389 272 018 71685 235 161 83121' 63 584 109 986 14 958 21 730 42 068 4 333 32. Baden 1930 1 495 843 1177 907 210 547 32 746 351838 112 852 114 693 33 856 226 600 16 696 11685 1934 57 791 5 388 1928 909 377 204 346 74 011 297 818 66 808 86 401 63 888 30 875 26 329 13 973 15 162 5 446 33. Hessen-Darmstadt 1930 1928 913 365 746 940 596 055 215 728 192 376 11903 20 627 104266 95 280 84604 52 007 49 830 67127 38 745 37 521 17 069 7 825 137163 11 281 57 553 79 706 4 678 13 892 1496 19137 3019 34. Hamburg 1930 880 825 751632 240 848 31467 10 994 135 210 69 036 64130 16 899 144 584 512 1956 948 20 742 1928 692 745 255 133 88 921 10 759 116 128 95 715 80 356 16 375 17 761 430 3 831 35. Mecklenburg 1930 587 577 489 490 173 079 50427 3653 42 379 33005 13160 28144 99138 24 716 3 865 5 855 10 316 1928 454 910 189 668 74 263 3136 25 498 42 874 15 371 34 975 9151 6 600 6 995 2 479