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Herbstmanöver zu Wasser und zu Lande. Sieben russische Stabsoffiziere als Gäste. Das große ostpreußische Herbstmanöver der Reichswehr Hal begonnen. Rach Brigademanövern in der Gegend von Lötzen und Mohrungen rückten die Truppen in die Gegend von Allenstein zu großen fünf tägigen Übungen aus. U. a. wohnen dem Manöver auch sieben rnssischeStabsosfiziere bei. Die erste Aufgabe für die Truppen der Division war, die den blauen gegenüberliegenden roten Kräfte, die im Angriff in öst licher Richtung über die Linie Deutsch-Eylau— Preußisch - Mar k—E lbing angegriffen werden, aufzuhalten. Bei einem feindlichen Angriff sollen die blauen Truppen auf dieser Linie versuchen, die Stellung zu halten. Die roten Truppen wurden in Richtung auf Allenstein eingesetzt und hatten den Befehl, die Linie Semmen in der Nähe von Gilgenburg—Groß-Schmück- Walde—Bergfriede zu erreichen. Darauf entwickelten sich südlich von Allenstein in der Gegend von Hohenstein scharfe Gefechte, bei denen auch die Kraftfahrabteilung der roten Truppen eingriff. Bei der blauen Partei ist die ganze erste Division, bei der roten Partei nur die Kavallerie der Volltruppen dargestellt. Ausfahrt der deutschen Flotte. Die in den letzten Tagen in Wilhelmshaven zu sammengezogene deutsche Flotte ist zu den großen Herbstverbandsübungen ausgelaufen, voran der Kreuzer „K ö n i g s b e rg", das Führerschiff der leichten Seestreit kräfte, der Aufklärungsboote mit den vier Halbflottillen, der Torpedoboote und der Minensuchboote, dann die Linienschiffe unter Führung des Flottenflaggschiffes „Schleswig-Holstein" mit dem Flottenchef, Vize admiral Oldekop, an Bord, unter dessen Kommando die Herbstübungen stattfinden. Reben den üblichen Aufgaben sind der Flotte diesmal besondere taktische Aufgaben gestellt. Die Übungen werden bis zum 18. September dauern. Am l9. September kehrt die Flotte geschlossen nach Wilhelmshaven zurück. 6S. Deuischsr KaihoZikeniag. Nürnberg nächster Versammlungsort. In der ersten öffentlichen Versammlung des Deut schen Katholikentages sprach am Freitag als erster Redner Universitätsprofessor Prälat Dr. Mausbach-Münster über: „AugustinS Sendung an seine und an unsere Zeit." Dann verbreitete sich Maria Freiin von G e b sa i t e l-München über: „Die fortschreitende Entchristlichung unserer Zett und die katholische Aufgabe." Gespeist von der göttlichen Liebe selbst, gestützt auf die Liebe der Kinder Gottes, unserer Brüder und Schwestern auf Erden, beschirmt von den heiligen Engeln, ver trauend au? die Fürbitte der Heiligen und kindlich der Führung der liebsten Mutter uns überlassend, können auch wir den Kampf aufnehmen gegen die Entchristlichung unserer Zeit, wer den auch wir durch den Glauben siegen und helfen, durch die dienende Liebe Christi Herrschaft auf Erden wieder auf zurichten. In der ersten geschlossenen Versammlung erstattete nach der Eröffnung durch den Präsidenten von Neipperg der Vorsitzende des Zentralkomitees Fürst Löwenstein Bericht über die Arbeiten des Zentralkomitees. Das Zentralkomitee stellt fest, daß aus wirtschaftlichen Gründen nur der deutsche Osten für die bäuerliche Siedlung in Frage kommen kann. Wenn man in der Berücksichtigung auch katholischer Siedler aus dem katholischen Westen konfessionelle Interessen vermutet, so müßten solche Verdächtigungen als völlig unbegründet zurück gewiesen werden. Der Vorsitzende macht schließlich den Vorschlag, der Ein ladung der Stadt Nürnberg, die 70. Generalversammlung im Jahre 1931 in ihren Manern stattsiuden zu lassen, Folge zu leisten. Auch dieser Vorschlag wurde von der Versammlung mit starkem Beifall begrüßt und angenommen. Die Neuwahl des Komitees der Deutschen Katholikentage wurde aus den Vorschlag des Universitätsprofessors Prälat Mausbach durch Akklamation vorgenommen, über Auslandsdeutschtum und katholische Missionen sprachen Professor Dr. Schmidling, Dr. Heininghaus und Pater Kleinschmidt. Telegramm des Reichspräsidenten. Reichspräsident von Hindenburg hat auf das ihm vom Deutschen Katholikentag in Münster zugegangene Begrüßungs- telegramm mit nachstehendem Telegramm geantwortet: „Den Teilnehmern am 69. Katholikentag in Münster danke ich für das freundliche Meingedenken und für die Versicherung eifrigster Mitarbeit an der Überwindung der schwierigen Zeit lage. Ich erwidere Ihre Grüße herzlich mit dem Wunsch, daß Ihre Tagung erfolgreich dazu beitragen möge, christliche Ge sinnung, Pflichttreue und Verantwortungsgefühl für Staats- Wohl und Vaterland im deutschen Volke zu stärken." Auch an den Papst und den Kardinalstaatssekretär Pacelli wurden Begrüßungstelegramme geschickt. „Selen Sie für Frankreich!" Ein französischer Friedensfreund auf dem Katholikentag. Die öffentliche Versammlung in der Festhalle 2 zu Münster, die von Vizepräsident Letterhaus eröffnet wurde, war überfüllt. Mehr als 8000 Menschen waren anwesend. Der Vizepräsident erteilte dem französischen Abb8 Henri Demulier das Wort, der sich seit 12 Jahren um den Frieden und um die Verständigung der Völker bemüht. Dieser führte unter anderem aus: „Im Jahre 1924 sagte der Erzbischof von Paris auf .dem Amsterdamer eucha ristischen Kongreß, es gibt im französischen Volk keinen Haß gegen Deutschland, sondern ein sehr großes Mißver ständnis, nämlich daß die Franzosen glauben, Deutsch land habe die Alleinschuld am Kriege." Mit erhobener Stimme fuhr der Abbtz fort: „Im Jahre 1917 hat Pabst Benedict XV. dem Wunsche Ausdruck gegeben, Deutschland und Frankreich möchten sich verständigen, daß der Krieg ohne Entschädigung erledigt werden sollte, daß die Abschaffung des Kriegsbudgets den Ersatz für den Verzicht auf die Entschädigung bilden sollte. Und heute sehen wir, wie Frankreich jährlich einen Betrag von etwa 15 Milliarden Franken für seinen Kriegshaushalt auf wendet. Mehrmals habe ich in Frankreich Vorträge für die deutsch-französische Verständigung gehalten. Aber ich kann den Franzosen nicht Glauben, Nächstenliebe, Opfer mut und jene Demut geben, sich auch als schuldig am Kriege zu bekennen. Beten Sie für Frankreich!" Vizepräsident Letterhaus verlas sodann das Antwort telegramm des Reichspräsidenten und brachte ein Hoch auf ihn aus. Die Versammlung stimmte begeistert dctt Deutschlandlied an. Deutsches Mich Ncichsinnenministermm gegen Nationalsozialisten. Das NeichsinnenministeriuM übergibt der Öffentlich keit unter dem Litel „Das hochverräterische Unternehmen der N. S. D. A. P." eine 63 Seiten umfassende Denkschrift, die sich mit den Mitteln und den Zielen der National- fozialistischen Deutschen Arbeiterpartei beschäftigt. In dem Schlutzergebnis dieser Denkschrift heißt es, die N. S. D. A. P. strebe mit allen Mitteln den gewaltsamen Umsturz der aus die Weimarer Verfassung gegründeten Deutschen Republik an. Eine neue Revolution werde vor bereitet, deren Ziel die Aufrichtung eines diktatorisch organisierten, rein völkischen Staates sei. Die Partei selbst und die von ihr geschaffenen Organisationen seien so auf gebaut, daß sie alle als geschlossene militärisch diszipli nierte Kampftruppen bei dem beabsichtigten Umsturz ein gesetzt werden könnten. Keine Anklageerhebung wegen Beleidigung Dr. Fricks. Das Zentralorgan des deutschen Freidenkerverbandes hatte den thüringischen Staatsminister Dr. Frick wegen der von ihm vorgeschlagenen Schulgebete stark angegriffen. Dabei wurden heftige persönliche Anwürfe erhoben. Weiterhin wurde das Bestehen der nationalsozialistischen Frick-Regierung in Thüringen als Gefahr für den Bestand der Reichsverfassung und der Republik bezeichnet. Minister Dr. Frick hatte deswegen Strafantrag wegen Beleidigung und auf Grund des Republikschutzgesetzes gestellt. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat die Strafverfolgung auf Grund des Republikschutzgesetzes abgelehm, da aus der Tendenz des Artikels klar hervorgehe, daß sich der Artikel nicht gegen die republikanische Staatssorm richte, sondern im Gegenteil von der Befürchtung diktiert sei, daß das thüringische System die verfassungsmäßig festgelegte Staatsform des Reiches gefährde. Die Strafverfolgung wegen öffentlicher Beleidigung wurde abgelehnt mit der Begründung, daß eine Anklageerhebung mangels öffent lichen Interesses nicht in Frage komme. Belgien. Friedenskongreß für Revision von Versailles. Der Internationale Friedenskongreß in Ostende hat seine Arbeiten nunmehr abgeschlossen. Bezüglich der Re vision der Friedensverträge von 1918 und 1920 steht der Kongreß auf dem Standpunkt, daß eine Revision, die ja bereits durch Artikel 19 des Völkerbundpaktes vorgesehen sei, Platz greifen müsse. Es könne aber zu keiner Re vision kommen, bevor nicht der Europäische Staatenbund gebildet worden sei. Als Licht in meine Augen kam Roman von Marie Blank-Eismann. L5. Fortsetzung Nachdruck verboten „Wissen Sie auch, Frau Renate," fuhr Hansjürgen lei denschaftlich fort und ruckte dabei seinen Stuhl näher an Frau Renate heran, „was diese Blumenschwestern Ihnen erzählen wollen?" „Herr Baron?" „Lunkslrote, glühende Rosen sind das Zeichen der Liebe, Frau Renate, heißer, großer Liebs, die ich Ihnen heute zu Füßen legen null. Erinnern Sie sich noch jenes Frühlings- morgsns, da wir zusammen nach dem Tiergarten ritten?" Renate nickte stumm und ihre Hände umklammerten wie hilfesuchend die zarten Blüten. „Damals erzählte ich Ihnen von meiner bevorstehenden Berufung nach Tokio, die sich durch politische Verhältnisse bis gestern verzögert hat. Jetzt aber trage ich meine Er nennung in der Tasche und in vier Wochen erfolgt die Ab reise. Und nun bin ich gekommen, Frau Renate, Sie zu fragen, zu bitten: Wollen Sie mit mir gehen als mein an gebetetes, geliebtes Weib? Seit Wochen hat mich Ihr „Viel leicht", das Sie mir damals zuriefen, mit frohen Hoffnun gen erfüllt, und nun machen Sie das Glück vollkommen und sagen Sie „Ja!" Hans Jürgen ergriff Renates Hand und erschrak über die Eiseskälte, die ihr entströmte. Hastig erhob sich die junge Frau, die Rosen entfielen ihren Händen und glitten auf den Teppich. Sie bückte sich nicht danach, sondern schob sie unwillig mit dem Fuß zur Seite. Hansjürgen von Hagenah blickte mit großen entsetzten Augen erst auf Renate, dann auf die armen, mißhandelten Blumen, die im Sturz entblättert waren. Er hob sie auf, legte sie langsam auf den Tisch und ein jähes Erkennen flog über sein Gesicht. „Fran Renate," rief er mit heiserer, bebender Stimme, „soll das die Antwort sein?" Renate zuckte mit den Schultern. „Ich kann nicht anders!" Hansjürgen biß die Zähne auseinander. „Oh, ich" hätte es wissen müssen! Das erstemal wurde ich verschmäht um Jobst von Bochaus willen, und heute..." Hastig faßten seine Hände nach Frau Renate und um spannten die feinen, zerbrechlichen Knöchel ihrer Gelenke mit festem Druck. „Wenn ich wüßte, Frau Renate, daß wie der ein anderer der Bevorzugte wäre, dann..." „Nein, nein," wehrte Renate erschrocken ab, denn seine Augen funkelten sie haßerfüllt an. „So lieben Sie keinen andern?" Der Druck seiner Finger schmerzte sie an den Gelenken, so daß sie leise aufstöhnte. „Nein, mein Herz ist noch tot, gestorben in meiner Ehe!" entgegnete sie und eine heiße Röte stieg bei dieser Lüge in ihr Gesicht. Aber sie hätte es nicht vermocht, ihm die Wahrheit zu sagen! Aufatmend gab er ihre Hand frei und seine Stimme wurde wieder weich und zärtlich. „Oh, wenn ich doch mit meiner Liebe Gegenliebe er wecken könnte, Frau Renate! Wenn ich doch die leise Hoff nung mitnehmen könnte, daß es mir gelingen dürfte, Ihre Zuneigung zu erwerben? . . . Frau Renate, kann denn nie mals der Tag kommen, an dem meine Sehnsucht erfüllt wird und ich Ihr Jawort erringe, und wenn ich wie Iakob, der sieben Jahre um Rahel diente, warten muß, so will ich auch diese Zeit ertragen, wenn ich von Ihnen nur einen kleinen Hoffnungsstrahl erhalte! . . . Frau Renate, darf ich auf Erfüllung meiner Wunsche warten?" „Vielleicht!" Renate wußte nicht, wie gerade dieses Wort über ihre Lippen kam. Sie hatte nur einen Gedanken gehabt, Zeit zu gewin nen, und mit keinem Wort ihre Liebe zu Claus Prllsmann nur eine Verschleppungstaktik Necbcsanwnli Bloch bemerkte, daß es genüge, die Eme Beleidigungsklage Wilhelms 11. Krupp und der Kaiser. Vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte fand unter dem Vorsitz des Amtsgerichtsrats Bues die Hauptverhandlung über die vom früheren Kaiser gegen den Chefredakteur einer Berliner Zei tung angestrengte Beleidigungsklage statt. Das Berliner Blatt hatte in einem am 24. Oktober 1929 er schienenen Artikel mit der Überschrift: „Das Lieferungs monopol Krupps. — Stumme Geschäftsfreunde Wilhelms II." behauptet, der frühere Kaiser habe ein starkes finanzielles Interesse an den Kruppwerken besessen. Deshalb sei er auch nicht dagegen eingeschritten, daß Krupp schlechtes Artilleriematerial geliefert habe. Demgemäß habe sich der Kaiser also nicht nur an Krupp bereichert, son dern darüber hinaus auch wissentlich den Tod vieler Tausende von deutschen Soldaten verschuldet, weil das deutsche Heer mit minderwertigen Geschützen ins Feld gezogen sei. Wil helm II. stellte bei der Staatsanwaltschaft Berlin Strafantrag wegen Beleidigung, aber Oberstaatsanwalt Köhler lehnte im Dezember 1929 die Erhebung einer Anklage ab, da der frühere Kaiser keine Person des öffentlichen Interesses sei. Darauf erhob Rechtsanwalt Bloch-Berlin als Rechts vertreter des früheren Kaisers die Privatklage wegen Beleidigung vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte. Ein Sühne- termin, der am 28. März d. I. stattfand, führte zu keinem Er gebnis, so daß es jetzt zur Hauptverhandlung kam. Bald nach Beginn der Verhandlung schlug Amtsgerichtsrat Bues den Parteien nochmals einen Vergleich vor. Die Vergleichsverhandlungen scheiterten jedoch, da der Angeklagte sich weigerte, in einem Widerruf zu erklären, daß er den Inhalt seines Artikels zurücknehme, da er keine Beweise für seine Behauptungen habe und das Opfer einer falschen Information geworden sei. Die Rechtsbeistände des Kaisers beantragten nunmehr Eintritt in die Hauptverhandlung. Nach der Verlesung des beanstandeten Artikels beantragte Justizrat Mamroth - Breslau als Vertreter des angeklagten Chefredakteurs Einstellung des Verfahrens, da der Privat kläger die Vollmachtserklärung für seine Rechtsbeistände mit dem Namen Wilhelm I. K. unterzeichnet habe; dieser Name stehe ihm aber nicht zu. Es bestehe eine Verfügung des preußischen Staatsministeriums, wonach der Privatkläger sich als Wilhelm, Prinz von Preußen zu bezeichnen habe. Oer Antrag abgelehnt. Nach einer kurzen Pause verkündete der Einzelrichter der Beschluß, daß der Antrag abgewiesen wird, weil an der Persönlichkeit des Mannes, der die Unterschrift geleistet habe, lein Zweifel bestehe. Nunmehr unternahm einer der Rechts vertreter des Angeklagten den Wahrheitsbeweis für die aufgestellten Behauptungen. Die Vorgeschichte des Falles, so erklärte er, gehe zuruck auf den langjährigen Streit zwischen der Waffensabrik Ehrhardt und der Krupp-G.-G. Krupp habe das Monopol in der Waffenlieferung besessen und das sei im alten Reichstag mehr als einmal schars kritisiert worden. Ehrhardt habe das Kruppsche Monopol lange vergeblich bekämpft. Auch Thyssen sei es nicht gelungen, das Monopol zu brechen. Schon lange vor Einführung des Rohrrücklaufgeschützes in Deutschland habe die französische Armee dieses Geschütz besessen. Ehrhardt habe auch ein solches Geschütz konstruiert und es dem preußi schen Kriegsministerium ungebeten. Das Angebot sei jedoch vom Kriegsministerium zurttckgewiesen, weil der damalige Kaiser gegen Ehrhardt gewesen sei. Der Kaiser habe ein Interesse an Krupp gehabt, da er Krupp-Obligationen besessen habe. Zur Erhärtung aller dieser Behauptungen beantragte der Verteidiger des Angeklag ten die Ladung einer ganzen Anzahl von Zeugen. Die Rechts beistände des Kaisers widersprachen dem Anträge, da dieser zu verraten, denn dann würde die heiße Liebe Hansjürgens in glühenden Haß umschlagen. „Vielleicht?" wiederholte Hansjürgen mit schneidender Stimme. „Wieder nur dieses Vielleicht!" „Ich kann nicht anders!" Hansjürgen von Hagenah schlug die Hacken züsämmen, verbeugte sich zeremoniell und entgegnete: „Dann gestatten Sie mir, daß ich mich empfehlet Er übersah die Hand Renates, die sie ihm entgegen streckte. Eine nochmalige kühle Verbeugung, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloß. Wie gelähmt stand Renate da und blickte ihm mit star ren Augen nach. Mechanisch griff sie nach den roten Rosen und entblät terte mit finsterem Gesicht die duftigen Blüten. „Renate, Kind, was ist geschehen?" rief Frau von Beeren von der Tür her, fo daß die junge Frau erschrocken zusam menfuhr. „Was soll das bedeuten? Ich hörte erregte Stim men und jetzt läuft Hansjürgen von Hagenah an mir vor über, ohne mich zu sehen. Dabei war sein Gesicht todblaß und auch du siehst setlsam verändert aus! Warum zer pflücken deine Hände die prächtigen Rosen?" Renate ließ den Strauß fallen und eilte zu ihrer Mutter. Angstvoll schlang sie ihre Arme um den Hals der alten Dame und barg schluchzend ihren Kopf an deren Schulter. „Er hat um meine Hand angehalten, Mutter," gestand sie leise. „Renate, und du hast ihn fortgeschickt?" „Ich konnte nicht anders," schluchzte die iunge Frau. Frau von Beeren schüttelte ernst den Kopf. „Kind, Kind, hast du dir auch recht überlegt, was du getan hast?" Frau Renate richtete sich empor und der alte Trotz blitzte in ihren großen dunklen Augen auf. „Ich konnte nicht anders! Ich liebe ihn nicht!" „Aber Jobst glaubtest du einst zu lieben und bist doch nicht glücklich geworden!" (Fortsetzung folgt.)