Volltext Seite (XML)
Entstehung und AWsfmg i E-nstmÄs „in höchsten-; vier Tagen" von Hamburg nach Magdeburg. Im Jahre 1866 wurde von der Vereinigten Hamburg-Mag deburger Dampfschiffahrtskompagnie auf der Strecke von Bukau bis Neustadt bei Magdeburg versuchsweise das erste Kettenschiff in Betrieb genommen. Es hatte leere und beladene Fahrzeuge zu Berg und Tal, hauptsächlich aber zwischen den Magdeburger Llb- brücken zu schleppen. Dabei wurden die für Verwendbarkeit der Kettenschifse auf der gesamten Elbstrecke nötigen Erfahrungen ge sammelt. Die Segelschiffer und Kahnbesitzer waren jedoch zu nächst abgeneigt, sich der Kettenschiffe zu bedienen, da der Schlepp" lohn zu hoch sei und die Schisse ihre Fahrzeuge weiter „treideln", d. h. vom Ufer aus stromauf ziehen lassen wollten. Diese Ab neigung wurde aber bald überwunden. Schon im ersten Betriebs jahre, und zwar in der Zeit vom 15. August bis zum 31. Dezember 1866 wurden 734 Fahrzeuge von dem Kettenschiff geschleppt, und nachdem im Jahre 1867 zwei weitere Keltenschiffe eingestellt wor den waren, stieg die Zahl der geschleppten Kähne im Jahre 1867 bereits auf 2716. Die Kettenschiffahrt hatte sich bewährt. Die Gesellschaft bekam die Konzession zur Ausdehnung der Ketten schiffährt von Hamburg bis Magdeburg. Es war dazu eine Kette von 300 Kilometer Länge und acht Kettenschifse erforderlich. Auf der Stromstrecke Hamburg—Magdeburg, mit acht Zwischen- stativnen, konnten nun durch Kettenschiffe 50 000 Zentner Güter in höchstens vier Tagen geschleppt werden. Im Jahre 1868 suchte ein Industrieller beim sächsischen Finanzministerium in Dresden um Konzession zur Einstellung zweier Kettenschiffe zum Schleppen von Kähnen durch die Dresdner und Meißner Elbbrücken nach, und noch im selben Jahre wurde der Kettenschiffverkehr von Magde burg bis Dresden ausgedehnt. Im Jahre 1871 fuhr das erste Kettenschiff von Dresden nach Schandau, wieder zwei Jahre spä ter wurde auch die letzte Strecke der Elbe von Schandau bis Mel nik von Kettenschiffen befahren. Bei der Bevölkerung erregte die Eröffnung der Kettenschiffahrt großes Aufsätzen. Aus Städten und Dörfern strömten Menschenmassen nach den Tlbufern, um das Ereignis zu bewundern. Der Kettendampfer kam angerasselt, mit Fahnen, Blumen und Girlanden geschmückt, er wurde mit jubelndem Beifall begrüßt. Der Kapitän und die Mannschaft hat ten Festkleider angelegt, den Gruß der Bevölkerung erwiderte der Kapitän mit hohem Hut. Das Kettenschiff zieht sich an einer aus bester Qualität hergestellten 34 Milli meter starken Kette entlang. Der Schiffskörper des Kettenschiffes besteht mit Ausnahme der Verdeck- und Schiffsböden aus Eisen. Von der Maschine und hinter den Kesseln ist je eine wasserdichte Schottenwand eingebäut. Im Vorder- und Hinterschiss liegen die Kajüten. Das Kettenschiff ist 60 Meter lang, 10 Meter breit und 2 Meter hoch, der Tiefgang beträgt 60 Zentimeter. Die Ma- schine sowie die Kessel liegen nicht in der Längsseite, sondern außer halb der Kiellinie und sind einander rechts- und linksseitig so an- geordnet, daß Dampfdom und Schornstein nicht in Kollision mit der Kette kommen können. Die Kette wird durch zwei Winde- trommeln aus dem Flußbett gehoben und läuft durch den beweg lichen vorderen Ausleger in die Kettenrinne, wo die Kette vier- er MesschW nf der Elve, mal umschlagen und wieder abgewickelt wird, und, nachdem sie den Ausleger des Hinteren Schiffes passiert hat, wieder in das Fluß bett zurücksinkt. Die Windetrommeln werden von einer etwa 250 ?S starken Maschine in Bewegung gesetzt. Die Trommeln sind aus gußeisernen Scheiben hergestellt und mit Schleifen ar miert und zwischen jedem Kettenlauf mit schmiedeeisernen Rändern versehen. Das Kettenschiff hat vorn und hinten ein Steuer, die entgegenwirkend von der Mitte aus regiert werden. Die beiden Steuer sind sehr notwendig, damit die Kette wieder in richtiger Lage ins Flußbett zurückgelegt werden kann. Begegnen sich zwei Kettenschifse, so muß eine Auswechselung der Kette vorgenommen werden. Ls wird auf dem zu Tal fahrenden Kettenschiff ein Kettenglied oder ein in der Kette befindliches Schloß auseinandergeschlagen. Während das vordere Kettenende sich über die Trommeln nach dem vorderen Schiff abwickelt, wird das Hintere Kettenende an einer Leine befestigt, ins Wasser nach vorn auf das Schiff ge zogen, wieder zusammengeschlossen und ins Flußbett versenkt. Das Schiff wird verankert. Durch ein Signal der Dampfpfeife wird das zu Berg fahrende Kettenschiff verständigt. Langsam kommt es herangefahren, holt die von dem zu Tal fahrenden Kettenschifse ins Flußbett geworfene lose Kette auf und gibt sie dem zu Tal fahrenden Kettenschiffe wieder. Die Aebernahme der Kette ge schieht in derselben Weise wie das Abwerfen. Das Wechseln der Kette nimmt eine Stunde in Anspruch. Im Laufe der Jahre stell ten sich aber doch Mängel und Schwierigkeiten auf der unteren Elbe ein. Vor allem war das Versanden der Kette hinderlich. Durch den beweglichen Sand, der besonders bei Hochwasser im Strom bett fortgeschwemmt wird, wird die Kette verdeckt. Diese Mängel führten schließlich dazu, daß man schon in den 90er Jähren die Kette zwischen Hamburg und Niegripp unterhalb Magdeburgs herausnahm und den Verkehr von Kettenschiffen auf dieser Strecke einstellte. Zwischen Magdeburg und Melnik war aber bis zu Anfang des Weltkrieges der Schlepperverkehr mit Kettenschif fen noch in vollster Blüte. Während und nach dem Kriege ver kehrten jedoch auch auf dieser Strecke nur noch wenige Ketten schiffe; infolge der Geldentwertung besonders in den Inflations jahren war es nicht möglich, die schlecht gewordene Kette durch eine neue zu ersetzen. Kettenbrüche auf dem Schiff oder im Was ser gehörten fast zum „täglichen Brot" der Schiffsbesatzung. Schließlich wurden einige Kilometer der schlechten Kette aus dem Flußbett gehoben und durch eine neue Kette ersetzt. Doch die rasch fortschreitende Modernisierung des Schleppverkehrs auf der Elbe führte dazu, daß man im Jahre 1926 auch die Kette zwischen Schönebeck und Torgau aus dem Flußbett hob, die älte sten Kettenschiffe zerschlachtete und zu Badeanstalten oder als Kohlengreifer umbaute. Jetzt wird die Kettenschiffahrt nur noch von Niegripp bei Magdeburg bis Schönebeck und dann wieder von Torgau bis Leitmeritz aufrecht erhalten. Die Modernisierung macht aber durch den Bau von Radschleppdampfern mit 1200 PS immer wettere Fortschritte, so daß mit einer gänzlichen Ab schaffung der Kettenschiffahrt auf der Elbe zu rechnen ist. Teilen der Lausitz und vor allem im Erzgebirge, voll zog sich die Ernte nnter großen Schwierigkeiten und er heblichen Verlusten. Im allgemeinen konnten Roggen und Gerste in ziemlich befriedigendem Zustande eingebracht werden. Weizen hat dagegen häufig unter Auswuchs und Ausfall gelitten. Ganz empfindlich ist die Haferernte durch das ungünstige Erntewetter geschädigt worden. Immerhin wurde das Einbringen des noch auf den Feldern ste henden Getreides durch oen trockenen Abschluß des Mo nats begünstigt. Die Hackfrüchte haben sich infolge der reichen Niederschläge meist gut entwickelt. In feuchten Lagen beginnen die Kartoffeln bisweilen bereits zu faulen. Die Grumternte hat eingesetzt und konnte in den letzten trockenen Tagen des Augusts gefördert werden. Die Futter pflanzen haben sich gut erholt und gewähren ein reich liches Herbstfutter. Der Stoppelklee steht günstig. An Schädlingen treten Feldmäuse und verhältnismäßig oft Hamster auf. An Kartoffeln macht sich Krautfäule, an Rüben die Rübenfliege bemerkbar. Für den Freistaat Sachsen wurden statistisch folgende Durchschnittsnoten des Saatenstandes errechnet (dabei bezeichnet 1 einen sehr guten, 2 einen guten, 3 einen mittleren, 4 einen geringen und 5 einen sehr ge ringen Stand): Hafer 3,2 (2,5), Kartoffeln 2,5 (2,8), Runkelrüben 2,3 (2,9), Zuckerrüben 2,2 (2,9), Klee 2,5 (3,5), Luzerne 2,3 (3,2), Be- (Ent-)wässerungswiesen 2,6 (3,1), andere Wiesen 2,7 (3,5). Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf Anfang September 1929. Ansprache -es Nuntius Orsenigo. über christliche Erziehung, Familie und Schule. Der päpstliche Nuntius Orsenigo hielt auf der ersten öffentlichen Versammlung des Deutschen Katholikentages in Münster in beiden Festhallen eine Ansprache. Nachdem er seiner großen Freude darüber Ausdruck verliehen hatte, in der geschichtlich denkwürdigen Stadt Münster zu weilen, sagte er niemand wäre mehr berechtigt, die Menschheit an die Pflicht der christlichen Erziehung zu erinnern, als die katholische Kirche. Die katholische Kirche habe in den Zeiten geistiger Verwirrung immer wieder mit ihrer klaren Philosophie die Willensfreiheit verteidigt, ohne die der Begriff der Erziehung nicht denkbar wäre. Dte katholische Kirche habe ferner jederzeit die Institution der F a m i l ie beschützt, in deren Schoße die Erziehung zu erfolgen hat. Das habe oft gewaltige Kämpfe gekostet und manchmal habe sie diesen Schutz mit dem Verlust ganzer Nationen bezahlen müssen. Die Unauflöslichkeit des ewigen Bundes, der Segen einer zahlreichen Kinderschar, die Autorität der Eltern als Stellvertreter Gottes, die religiöse Durchdringung des Familienlebens, das alles seien Lehren des katholischen Katechismus sowie auch Forderungen jeder weisen Erziehung, überdies hätten die Katholiken aller Nationen den religiösen Charakter der Schulen stets vertreten. Dank der christlichen Erziehung konnte die katholische Kirche unter ihren Kindern bei allen Na tionen und zu allen Zeiten so edle Gestalten sittlicher Voll endung und so erhabene Repräsentanten reiner Menschen liebe ausweiseu, die sie mit Recht der ganzen Menschheit als Vorbilder der Tugend hinstellt. Die mannigfachen und un leugbaren Verdienste der christlichen Erziehung fänden leider nicht immer und überall allgemeine Anerkennung. Zum Schluß sagte Nuntius Orsenigo: Möge die unerschrockene Stimme des großen Papstes Pius XI., die so mächtig aus lener bewun dernswerten Enzyklika spricht, die man die Magna Charta der christlichen Erziehung genannt hat, in euren Herzen und in euren Familien und dem ganzen öffentlichen Leben ein immer lauteres, reineres und folgsameres Echo finden. Die kommenden Geschlechter werden euch segnen! Ein Galawagcn des früheren Kaisers als abessllitt scher Krönungswagcn. Ein ehemaliger Galawagen des früheren Kaisers ist in einer Potsdamer Hofwagenfabrik zum Transport nach Abessinien verpackt worden. Der Galawagen soll dort bei der Krönung des Ras Tafari am 2. November verwandt werden. Für den Wagen mit acht Pferden wurden 25 000 Mark bezahlt. Festnahme einer Verbrecherbande. Die Aachener Kriminalpolizei ist einer weitverzweigten Verbrccherbande, die ihre Straftaten u. a. in den Städten Aachen, Münster, Osnabrück, Bochum, Rheydt und Hamburg verübt hat, auf die Spur gekommen. Bisher gelang es, sieben Mitglieder der Verbrecherbande festzunehmen; zwei weitere Ver brecher, deren Namen bekannt sind, werden noch gesucht. Der Bande konnten bisher 70 schwere Verbrechen, dar unter Raubüberfälle, Geschäfts- und Kircheneinbrüche, Er pressungen und Juwelendiebstähle, nachgcwiesen werden. Das „Fragezeichen" in Texas. Das „Fragezeichen", das Flugzeug der französischen Ozcanflieger Coste und Bellonte, landete nach 11 Stunden 34 Minuten Flugzeit von Newyork in Dallas (Texas) und gewann damit den Preis von 25 000 Dollar, der für diesen Flug ausgesetzi war. Riesenüberschwemmungen in Norbrndien. Weite Teile des Nowgongbezirks in Assam sind infolge plötz lichen Ansteigens des Brahmaputras überschwemmt, so daß über 100 000 Menschen obdachlos geworden sind. An ein zelnen Stellen hat der Wasserspiegel die Dächer der Häuser erreicht. Die Eisenbahn- und Telephonverbindun gen sind unterbrochen. Frau Lustschifführerin. Als erste Frau hat die deutsche Luftschifferin Frau Sophie Thomas die Luftschiffsteuermannsprüfung abgelegt und damit das Patent und die Qualifikation für Luftschiff führung erworben. Aus -er sächsischen Verwaltung. Vorschriften für Obstpflücker. In einer Bekanntmachung der Ministerien des Innern und der Finanzen betr. die Behinderung des Straßen verkehrs zur Zeit der Obsternte wird bestimmt: Die Aufstellung von Leitern und Stützen auf der Fahrbahn ist nach Möglichkeit zu vermeiden. Läßt sie sich nicht um gehen, so ist mindestens die halbe Straßenbreite für den Verkehr frei zu halten. Der durch die Leitern und Stützen in Anspruch genommene Teil der Fahrbahn ist durch Auf stellung von genügend langen, 1 Meter hohen, vier beinigen, weißgekalkten Böcken 50 Meter vor und hinter den Standorten der Leitern und Stützen für den Verkehr zu sperren. Innerhalb einer Entfernung von 500 Metern soll nach Möglichkeit nicht gleichzeitig auf beiden Straßen seiten Obst abgenommen, auch sollen nicht auf einer Stra ßenbreite Obst gepflückt und auf der anderen Wagen, Lei tern, Körbe und dergl. abgestellt werden. Obstkörbe und Wagen dürfen nur auf der Straßenseite, auf der der Pflücker beschäftigt ist, dicht entlang der Straßenkante ausgestellt werden. Beim Eintritt der Dunkelheit, bei drohendem Unwetter nnd bei Sturm ist das Obstpslücken zu unterlassen. Alles Steiggerät einschließlich der Böcke ist in diesen Fällen oder wenn sich die Pflücker von der Arbeitsstelle entfernen, arch^s-Uh der Verkehrsfläche niederzulegen. Chemnitzer Brief. . An den beiden letzten Augusttagen haben die Chem nitzer städtischen Theater ihre Pforten wieder geöffnet. Dies bedeutet einen besonderen Markstein in der Theater geschichte unserer Stadt insofern, als damit für die Oef- fentlichkeit die Aera des neuen Intendanten Hartmann, der an Richard Taubers Stelle getreten ist, beginnt. Hart mann ist eine Persönlichkeit, die sich bereits unter den schwierigsten Verhältnissen durchzusetzen verstanden hat und ohne Beeinträchtigung des künstlerischen Niveaus das Theater in Hagen aus einem Zuschußbetrieb zu einem sich selbst erhaltenden Institut gemacht hat. Wer hinter die Kulissen sehen durfte, der mußte in den letzten Wo chen merken, daß auch in unseren Chemnitzer Theatern ein anderer Wind weht, seitdem er die Zügel in die Hand genommen hat und man hat allen Grund, seiner Wirk samkeit mit Vertrauen entgegenzusehen. Theater spielt sich bei uns aber nicht nur auf der Bühne ab. Auch im öffentlichen Leben gibt es bei uns zuweilen kleine Tragikomödien. Eine solche wurde uns erst in den letzten Tagen beschert und der Autor war unser städtisches Elektrizitätswerk. Es stellte sich heraus, daß ein geschäftstüchtiger Beamter Jahre hindurch bei Zählerstörungen den Stromverbrauch stets durch „Schätzun gen" ermittelt und dabei nie zu Ungunsten des Eltwerkes geschätzt bat. Als man der Sache auf die Spur kam und die Geschädigten die Nachprüfung durch einen Bücher revisor durchsetzten, stellte es sich heraus, daß 80 Gast wirte um mehr als 100000 Mark geschädigt wo.den waren, dre das Elektrizitätswerk leise weinend nun wieder hat zurückzahlen müssen. Natürlich hat sich des Publikums eine starke Erregung bemächtigt, und jeder glaubt, daß auch er zu den Geschädigten gehöre und Forderungen an das Eltwerk zu stellen in der Lage sei, zumal man auf den Rechnungen niemals den Zählerstand angegeben hat. Das Eltwerk behauptet zwar in einer etwas ver ärgerten Erklärung, daß sämtliche Geschädigte ermittelt seien, aber es bleibt den Beweis dafür schuldig und hat durch die etwas eigenartige Angeberei, alle anderen deut schen Eltwerke handelten genau so, nicht dazu beigetragen, die Stromabnehmer zu beruhigen. Eine andere Tragikomödie mußte der Inhaber eines hiesigen großen Pelzgeschäftes am eigenen Leibe erfahren. In der letzten Ädventszeit wurde bei ihm eingebrochen und wertvolles Pelzmaterial gestohlen. Die Kriminal polizei aber sagte dem Inhaber auf den Kopf zin daß er den Einbruch nur fingiert habe und das Gericht schloß sich dieser Auffassung an: es verurteilte den armen Kerl zu Gefängnis. Er beruhigte sich bei diesem auf einem Indizienbeweis aufgebauten Urteil nicht und legte Be rufung ein. Niemand aber weiß, ob ihm diese etwas genützt hätte, wenn man nicht am Tage vor der Beru fungsverhandlung irgendwo eine vielköpfige polnische Ein brecherbande festgenommen hätte, die schlankweg auch den Einbruch in dieses Pelzhaus zugab. Die Kriminalpolizei entsandte Beamte nach Polen, um das Diebeslager zu kontrollieren, und hier fanden sich — Reste der in Chem nitz gestohlenen Pelze. Die Unschuld des armen Kerls war erwiesen, und die sensationelle Aufklärung 24 Stunden vor der entscheidenden Berusungsverhandlung dürfte eine Geschäftsreklame sein, die ihn für die erlittene Unbill we nigstens einigermaßen entschädigt. Aber auch Dramen werden uns nicht erspart, grau same, erschütternde Menschheitsdramen. Ein solches hat sich in dem kleinen idyllischen Vorort Grüna am ersten Schultage nach den großen Ferien abgespielt, wo vor Beginn der ersten Unterrichtsstunde ein Lehrer in reisem Mannesalter einen fast gleichaltrigen Kollegen nieder geschossen hat, um sich dann bei Ankunft der Polizei selbst das tödliche Blei in die Schläfe zu jagen. Zwei Familien: zwei Witwen und fünf Kinder standen an diesen beiden Särgen. An seinem 40. Geburtstage mußte man den Ermordeten zu Grabe tragen, und wenn die furchtbaren Vorgänge auch mit außerordentlichem Fein gefühl behandelt worden sind, so ist doch soviel durch gesickert, daß der Mörder moralisch nicht mehr weiter konnte und grundlos rachsüchtig den unschulöigen an deren mit aus dem Leben riß, der ihn in natürlicher Kol legialität nur auf das Gefährliche des von ihm ein geschlagenen Weges aufmerksam gemacht la !e . . . Mensch heitsdramen — sie sind furchtbarer, grausamer, als alle dichterische Phantasie, weil sich der Vorhang, der sich über sie senkt, nie wieder hebt . . . Egon. Ohne Erfolg startete Möller, der neue deutsche Steher- meltmeister, in einem 100-Kilometer-Rennen aus der Buffalo bahn in Paris. Dauernde Defeköe warfen ihn so weit zurück, daß er beim 70. Kilometer aufgab. Auch Krewer, der zweite Deutsche, wurde aus dem gleichen Grunde nur Fünfter. Pail- lard siegte vor seinem Landsmann Grassin in 1:21:31. Zehn Ostpreußen werfen über 50 Meter. Die beste Lei stung im Speerwerfen erzielte in diesem Jahr der Königs berger Mäser mit 65,06 vor Molles 63,97 Metern. Sechs Ost preußen überschritten im Kugelstoßen die 13-Meter-Grenze.