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Lied der Optimisten. So lange sind wir nichts gewesen, Nur nicht gegreint jetzt und verdammt! Wir sind wahrhaftig auserlesen, Daß plötzlich Licht auf unsern Schädeln flammt. Aus alter Unwelt kaltem Tal Hat es just uns heraufgezogen, Myriaden harren noch, betrogen, Sie schlummern nicht, sie modern nicht einmal. Blut ist uns, Mut und Wut vergönnt. Wie würde uns um all die Leiden, Um alle Not das Nichts beneiden, Wenn einen nur das Nichts beneiden könnt! Man sitzt doch jedenfalls in Haut und Haus, Man ist doch wer, kann seinen Namen sagen, Und wird man morgen unters Kraut getragen, Streckt man reale Knochen aus. Bruno Frank. Oie rechte Regel. Matth. 5, 12: Alles nun, was ihr wollt, das euch du Leute tun sollen, das lut ihr ihnen auch! Sie saßen nebeneinander, Mann und Frau, in meiner Stube. Er mit Falten zwischen den Augenbrauen, sie mit dem seltsam stillen Gesicht, das Frauen haben, die jahre lang Weh still tragen und entsagen. Sie waren ge kommen, um Rat zu holen. „Es geht mit unserer Ehe so nicht weiter." — „Ist Unfriede zwischen Ihnen?" — „Nein. Wir haben uns noch nichts Böses getan, auch kaum ein böses Wort zueinander gesagt." Es war mir nichts Neues, was sie erzählten. Kann ich doch ähnliches in so mancher Ehe sehen, muß ich doch dasselbe immer wieder unter Menschen beobachten. Man handelt korrekt nach dem Grundsatz: „Was du nicht willst, das man dir tue, das tue einem andern auch nicht" (Tob. 4, 16), und man meint, dann genug getan zu haben, wenn man einem andern nichts Böses tut. Das mag vor 2500 Jahren, als der alte Tobias seinem Sohne diese Regel mit auf den Weg gab, den Fremden gegenüber genug ge wesen sein. Heute genügt es nicht mehr und zumal in einer Ehe genügt es gar nicht. Dabei ist das Haus kalt und die Seelen hungern. Inzwischen hat Jesus gelebt. Er hat uns gelehrt, daß es nicht heißen darf: Hast du dem andern nichts Böses getan?, sondern daß es heißen muß: Wieviel Gutes und Liebes hast du ihm getan? Er ändert die alte Regel nur ein klein bißchen, aber er kehrt sie genau in ihr Gegenteil, indem er statt: „was ihr nicht wollt" bloß sagt: „was ihr wollt". Das Wörtchen „alles" läßt er stehen, ja das stellt er voran. Alles Liebe, alles Gute, alles, was froh macht, altes, was beglückt: das sollen wir einander sagen und tun. Wenn wir doch das endlich lernen wollten, daß es nicht genug ist, einander nichts Böses anzutun, sondern daß wirtliches, würdiges Leben erst da anfüngt, wo wir darauf aus sind, einander alles Liebe, alles Gute, alles Beglückende zu erweisen. Womit hältst du es eigentlich' Der Grundsatz der preiswahrheii. Wie Preisbindungen umgangen werden. Der Neichswirlschastsminister Hal ein Schreiben an die Landesregierungen gerichtet, in dem er die Aufmerksamkeit aus die Preisstellung zweier besonders wichtiger Wirtschaftsgebiete lenkt In dem Schreiben heißt es u. a.: „Nach glaubhaften Ausführungen, welche tn Beschwerde- sällen oder in Verfahren vor dem Kartellgericht vielfach gemacht worden sind, sowie nach Feststellungen, die ich in Einzelfällen treffen konnte, befiehl die begründeie Befürchlnng, daß vor allem auf zwei wichtigen Wirlschastsgebieten durch örtliche Kartelle und Vereinbarungen volkswirtschaftlich uichi gerecht fertigt hohe Preise festgesetzt oder beibehalten werden, Es handelt sich um Preisfestsetzungen für Mauersteine und Brennstoffe für den Hausbrandbedars, wie Briketts, Koks und Steinkohle. Vielfach scheint hier der Fall vorzuliegen, daß die preisgebundenen Unternehmungen unter dem Druck der allgemeinen Wirtschaftslage oder ihrer besonderen Betriebsverhältnisse die eingegangenen Preis bindungen nicht einhalten, so daß sich die bestehenden Kartell preise als von der wirtschaftlichen Entwicklung überholt kennzeichnen. Ich bitte, in eine Nachprüfung der Preisstellungen aus Viesen Wirtschaftsgebieten einzutreten und u. a. unter An wendung der Auskunftpflichwerordnung sowohl bet den Lieferanten, die dem Kartell angehören, wie bei den Außenseitern der Verbände und schließlich auch bei größeren Abnehmern fcstzustellen, ob die von den Ver- , bänden festgesetzten und bekanntgegebenen Preise im Verkehr, sei es allgemein, sei es für bestimmte Arten von Geschäften, häufig nicht eingehakten werden. Bei diesen Feststellungen ist zu berücksichtigen, daß die Formen, unter denen die Preis bindungen durch die an ihnen beteiligten Unternehmen umgangen werden, äußerst zahlreich sind ftz. B. Lieferung einer größeren als der berechneten Menge, Lieferung hochwertigerer als der in Rechnung gestellten Sorten, offene und geheime Rückvergütun gen und Rabatte, Preisermäßigungen aus fingierte Mängel rüge hin, Nichtberechnung oder nnierwertige Berechnung von Zusatzlieferungen, Leistungen u. ä.j. Gegebenenfalls würde die Beibehaltung solcher Preise die sich in der angedeuteten Weise als durch die wirtschaftliche Entwicklung überholt erweisen, dem vom Vorläufigen Reichswntfchaftsrät ausgestellten Grundsatz der Preiswahrheit widersprechen. In solchen Fällen bitte ich entsprechend der Stellungnahme des Vorläufigen Reichswirtschastsrates daraus hinzuwirken, daß die wirtschaftlich überholte Preisstellung b e - richtigt oder die Preisbindung aufgehoben w i r d." PreiMdW und PreiMMlW im Lebens mittel-MMMel. Seit den Vorgängen in der Eisenindustrie ist das Problem des Preis- und Lohnabbaues in den Vordergrund der öffentlichen Diskus sion getreten und wir lesen immer wieder in den Zeitungen: Die Klein handelspreise sind zu hoch — herunter mit den Preisspannen zwischen Groß- und Kleinhandelspreisen — die Hausfrau spürt als letzter Ver braucher nichts von einer Preissenkung — der Weg vom Erzeuger zum Verbraucher muß verkürzt werden — die Markenartikel verhindern einen natürlichen Preisabbau — zu viele Existenzen verteuern die Ware — wenn sich die Kleinhandelspreise den gesunkenen Großhandelsprei sen endlich anpassen wollten, dann ginge es uns und der Wirtschaft schon viel bester — hier liegt der Knüppel beim Hunde —. Wie sieht es dagegen in der Wirklichkeit aus? Ruhig und sachlich beantwortet der Lebensmitteleinzelhandel diese Frage, die für ihn das Vertrauen seiner Kundschaft ist. Der Lebensmitteleinzelhandel hat die Aufgabe, die Bevölkerung mit guten und preiswerten Waren zu versorgen. Niemals hat der Le- bensmitteleinzelhandel eine Preiserhöhung vorgenommen, wenn irgend eine Berufsschicht Lohn- oder Gehaltserhöhung zugesprochen erhielt, wenn ihm eine neue Steuer oder eine Erhöhung der bestehenden Lasten auferlegt wurde, z. B. die erhöhte allgemeine Umsatzsteuer, wenn Frach ten, Porto oder soziale Abgaben eine Steigerung der Unkosten verur sachten. Niemand im Einzelhandel hatte je daran gedacht, deswegen teurer zu verkaufen. Im Gegenteil, man war froh, daß die Kaufkraft eine Erhöhung erfuhr. Aber bezeichnenderweise hat der Staat selbst nach dieser Gehaltserhöhung die Eisenbahnfrachten, Post- und andere Gebühren wesentlich heraufgesetzt. Wir stellen fest, daß der Einzel handel an hohen Preisen oder an Preissteigerungen nicht das geringste Interesse hat, daß sie ihm vielmehr zuwider sind, weil sie Unruhe in die Kundschaft bringen und den Umsatz stören. Ein Beweis dafür ist die Branntweinpreiserhöhung des vorigen Jahres: Der Absatz sank im Oktober bis Dezember 1929 von 174 000 Hektoliter auf 120 000 Hekto liter, also auf 2/s gegenüber dem Vorjahre. Im Januar bis April 1930 sogar von 224 000 auf 86000 Hektoliter, also auf ft» gegenüber dem Vorjahre. Die Bestände dagegen sind bei der Monopolverwaltung um 50 Prozent auf 1800 000 Hektoliter Weingeist gestiegen. Wie schwer es ist, der Bevölkerung hinter der Theke die Ursachen der Preissteigerung zu erläutern, kennt nur derjenige, der Tag um Tag die Kundschaft bedienen muß: Nur stabile Verhältnisse können unser Geschäft überhaupt fördern. Wir beobachten dabei, daß sowohl der Großhandel, insbesondere aber der Einzelhandel, nur ungern und sehr langsam einer Steigerung der Erzeugerpreise folgt. Niemand will den ersten Schritt tun, weil er sonst Gefahr läuft, daß seine Kundschaft in die Geschäfte abwandcrt, die noch zum billigen Preise verkaufen. Gehen dagegen die Erzeugerpreise herunter, so folgt der Einzelhandel sehr schnell. Jeder will der erste sein, für seine Kundschaft etwas be sonderes zu tun, um sie zu erhallen und neue Kunden zu werben. So Hier wurden die toten Polarforscher «usgebahrt, tn der Domktrche von Tromsö, in der zu ihrem Ge dächtnis ein Trauergottesdienst abgebalten wurde. sahen wir in letzter Zeit Plakate in Schaufenstern, Anzeigen m den Zeitungen, die verkündeten daß die Zuckersteuer ermäßigt und damit der Zucker ab 1. August billiger fei, daß der Kaffee im Preise herunter gehe u. a. Das direkte Anpassen des Einzelhandels an die Erzeuger preise erleben wir täglich im Buttergeschäst, wie überhaupt bei allen Waren, die durch Jahreszeit und Witterung Preisschwankungen unter liegen. Daß heute nur derjenige bestehen kann der in der Lage ist, am preiswertesten zu verkaufen, ist eine Ursache des außerordentlich harten Konkurrenzkampfes. Darum schließen sich diejenigen, die für die Er haltung der eigenen Existenz, für die Erhaltung eines bescheidenen, aber gesunden Besitzes kämpfen, immer mehr zu Einkaufsgenossenschaften zu sammen, um durch die Genossenschaft leistungsfähig zu werden oder leistungsfähig zu bleiben. Die Untersuchung des Enquete-Ausschusses beim vorläfigen Reichswirtschaftsrat hat auf dem Gebiete der Vertei lung von Lebensmitteln und Kolonialwaren ein fortwährendes Ansteigen des zentralisierten und direkten Einkaufs ergeben. Die Lage des Groß handels als einzigen Zwischengliedes hat sich dadurch immer mehr ver schlechtert. Ueberhaupt können Lebensmittelgrotz- und Einzelhandel ihre Existenz nur unter Anspannung aller Kräfte aufrecht erhalten, das zeigen uns die Zahlen der Konkurse innerhalb dieses Berufes. Bei der Anpassung an das Sinken der Preise im Lebensmittel einzelhandel darf vor allem nicht übersehen werden, daß naturgemäß die Preissenkung nicht in Gegenüberstellung mit dem Urprodukt allein vor genommen werden darf. Denn die Verarbeitung und Bearbeitung in Fabriken und Mühlen ,der Transport, die Arbeitslöhne» die Gehälter und Frachten müssen eingeschaltet werden, deren Höhe von einem Zu rückgehen des Urproduktes selbst nicht beeinflußt wird. Der Anteil der Ware am Preise beträgt zum Beispiel bei Butter 80 Prozent, bei Kartoffeln 50 Prozent, bei Zucker ohne Steuer 65 Prozent. Der Ge samtanteil bei der Gruppe Ernährung ist 60 Prozent. Sinken also die Preise der Rohstosse beim Erzeuger um 10 Prozent, so fallen sie im Einzelhandel um 6 Prozent. Mit diesem Sinken um 6 Prozent ist also der Einzelhandel voll und ganz einem zehnprozentigen Rückgänge der Rohstoffe gefolgt und seine Handelsspanne ist in jeder Beziehung ver tretbar und gerechtfertigt. Die Frage des Preisabbaues ist kein Problem der Handelsspanne, sondern ein Problem der Erzeugungskosten. Der Le bensmitteleinzelhandel hat dem Volke gegenüber seine Pflicht getan. Unermüdlich wird der Lebensmitteleinzelhandei weiter für das Volk und mit dem Volke arbeiten. Er wird für die Gesundheit der Bevölke rung und sür die Hebung der Lebenshaltung seine ganze Kraft ein setzen. Die Oefsentlichkeit aber, Regierung, Behörden, unsere gesamte Bevölkerung, mögen sich bei ihren Maßnahmen von der Erkenntnis lei ten lassen, daß auch des Kaufmannes Arbeit voll und ganz ihres Lohnes wert ist. Sie sächsischen gewerblichen Genossen schaftsbanken am Halbjahresende 1930. . Die vom Landesverband gewerblicher Genossenschaften in Sachsen, Dresden, und vom Verband sächsischer Er werbs- und Wirtschafts-Genossenschaften, Leipzig, für die angeschlossenen Genossenschaftsbanken angestellten Erhebun gen ergeben, daß- die Entwicklung der sächsischen gewerbli chen Genossenschaftsbanken trotz der außerordentlichen Not der Wirtschaft weiter voranschreiten konnte. Die Ermitt lungen erstrecken sich auf rund 100 Kreditgenossenschaften mit über 40 000 Mitgliedern. Die Zusammensetzung der Mitglieder in beruflicher Beziehung zeigt, daß den Ge nossenschaftsbanken alle Schichten des erwerbstätigen Mittelstandes angehören. Die Bilanzsumme der den Er mittlungen zugrunde liegenden Genossenschaftsbanken er höhte sich von rund 138 Millionen Mark am Jahres ende 1929 auf rund 141 Millionen Mark am 30. Juni 1930. Die Eigenmittel, also Geschäftsguthaben und Rück lagen belausen sich auf rund 20 Millionen Mark. Die Spareinlagen der Genossenschaftsbanken erhöhten sich in: verflossenen Halbjahr von rund 82 auf 85 Millionen Mark. Am Halbjahresende 1930 standen den Genossen schaftsbanken insgesamt rund 117 Millionen Mark frem der Gelder zur Verfügung. Gestützt auf diese ihnen an- vertrauten fremden Gelder und auf die eigenen Mittet konnten von den der statistischen Erhebung zugrunde lie genden Genossenschaftsbanken Kredite in Höhe von rund 129 Millionen Mark an den gewerbstätigen Mittelstand ausgeliehen werden. Daß die Genossenschaftsbanken ihrer Aufgabe, dieGelder dem Mittel st andsge werbe zuzuführen, gerecht geworden sind, geht aus der Tat sache hervor, daß nach wie vor die Kredite bis 5000 Mk. säst 90 Prozent aller ausgeliehenen Kredite ausmachen. Saatenstand im Freistaat Sachsen Anfang September iszo Mitteilungen des Statistischen Landesamtes. Der August brachte eine überwiegend regenreiche Witterung, die erst in der letzten Woche des Monats um schlug. Die durch starkes Lager erschwerte Einerntung des Getreides wurde durch das ungünstige Wetter aufge halten. In den Gegenden mit leichten Bodenarten und frühzeitiger Reife ging die Bergung der Halmfrüchte ver hältnismäßig glatt vonstatten, so daß teilweise schon das Schälen der Stoppel beendet und mit der Saatfurche begonnen werden.konnte. In den Laaen mit späterer Reife, Bild links: Ganz Tromsv gab den Toten das Geleit, als sie durch die Straßen der Stadt, die sie vor 33 Jahren hoffnungsvoll ver laßen hatten, in die Domkirche übergeführt wurden. — Bild rechts: Die deutschen Ozeanflieger beim Bürgermeister von Neu ¬ york, der den Piloten von Gronau und seine drei Gefährten emp fing und zu ihrem von Deutschland über Island, Grönland und Kanada nach Neuyork geführten Fluge beglückwünschte — von rechts nach links) Grover Whalen, der „Empfangschef" der Stadt Neuyork — Bürgermeister Jimmy Walker — Flugkäpitän Wolf- gang von Gronau — Funker Fritz Albrecht — Pilot Eduard Zimmer — Mechaniker Franz Hack — Thomas Mac Andres, der Sekretär des Bürgermeisters.