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! poMUMe kunMGau - Deutsches Reich Schießereien an der tschechisch-bayerischen Grenze. Zu einem Zwischenfall kam es an der bayerisch tschechischen Grenze bei Waldheim. Drei bayerische Be amte waren mit Tschechen in einen Streit geraten. Ach dem Rückwege nun sollen die Bayern von den Tschechen verfolgt und unmittelbar an der Grenze von diesen be schossen worden sein. Die bayerischen Beamten vertei digten sich notgedrungen mir ihren Waffen. Ein bayerische Forstausseher wurde schwer verletzt, ein Gendarm erhieb einen Streifschuß, ebenso wurde ein Tscheche getroffen Die Untersuchung über das Vorkommnis ist eingeleitet Dank der Mcunoniten an das Reich. Die Meunonitische WelthilfskonsereNj hat an den Reichspräsidenten von Hinden burg und an die R c i ch s r e g i e r u n g ein Tele gramm gesandt, in dem es heißt: „Die gegenwärtig ir Danzig tagende Mennonttische Welthilfskonferenz beehr» sich Ihnen, sehr verehrter Herr Reichspräsident, und de: Reichsregierung den tief empfundenen Dank für die außer gewöhnliche Hilfe auszusprechen, die das Deutsche Reick den d e u t s ch st ä m m i g e n Bauern aus Ruß land geboten hat. Die von der Reichsregierung er griffenen Maßnahmen zur Rettung der oeutschen Kolo nisten und ihr Appell an die Bruderliebe der Deutscher im In- und Auslande haben der Hilfsaktion der kari tativen Verbände zum vollen Erfolg verhalfen und en Denkmal bleibender Dankbarkeit errichtet.^ Nsrdsmsnka. Amerikaner für Streichung der Kriegsschulden. Der von einer Europarcife zurückgekehrte Senatoi A. W. Vakley erklärte, die europäischen Länder, ins besondere Deutschland, seien außerstande, wegen der all gemeinen Wirtschaftskrise in der Welt die Kriegsschulden zu bezahlen. Senator Balley prophezeite, daß man sick angesichts der wirtschaftlichen Notlage Deutschlands und anderer europäischer Staaten darauf gefaßt machen müsse, daß in allernächster Zeit erneut große Anstren gungen gemacht werden dürften, um die Frage dei Streichung der Kriegsschulden an Amerika oder derer Herabsetzung wieder ins Rollen zu bringen. Japan. - Verfassungskrisc in Sicht? Die innenpolitische Entwicklung in Japan treib! einer ernsten Verfassungskrise entgegen, deren Grund ursache in dem Kampf des Parlamentarismus gegen dü Rechte des Feudalismus zu suchen ist. Der Minister präsident hat etwa 270 Mitglieder oer Regierungspartei eingeladen, um mit ihnen die Lage zu besprechen, die in folge der Haltung des Geheimen Rates und dessen Kriti! an de? Regierungspolitik entstanden ist. Es ist beabsich tigt, den Geheimen Rat aufzuheben und die Befugnissi des Obersten Kriegsrates einzuschränken. Aus In- und Ausland Berlin. Wie der Adjutant des ehemaligen Deutscher Kronprinzen, Major a. D. Müldner von Mülnhcim, mit teilt, sind die in verschiedenen Zeitungen austanchenden Mit teilungeu über einen Eintritt des Kronprinzen in die National sozialistische Deutsche Arbeiterpartei frei erfunden. Braunschweig. Der Präsident des braunschweigische! Oberlandesgerichtes, Dr. Röpcke, hat den Vorsitz im Landes verband Braunschweig der Deutschen Demokratischen Parte» niedergelegt und zugleich seinen Austritt aus der Parte erklärt. Karlsruhe. Die badische Regierung hat für die Zeit von 12. bis einschließlich 15. September für das Land Vaden alll Versammlungen unter freiem Himmel verboten Luxemburg. Ein Beamter der hiesigen italienischen Ge sandtschaft wurde von einem Antifaschisten durch Revolver fchttsse verwundet. Der Täter flüchtete über die französischl Grenze. London. Die türkische Okfensive gegen die aufständi schen Kurden in der Nähe des Berges Ararat ist nack Meldungen aus Konstantinopel wieder ausgenommen worden Die türkischen Truppen marschierten von Kabak Tepe aus ir nördlicher Richtung vor und begegneten zunächst starken» Widerstand. Später zogen sich die Kurden auf persisches Ge biet zurück. Der Hafen von Athen. Trauung in der Luft ungültig. Es gibt tatsächlich Menschen, die auf den Gedanken kommen, sich mit einem Wesen anderen Geschlechtes in ein Flugzeug zu setzen, um sich dann von einem Piloten hochschrauben und sich im weiteren Verlauf dieser Angelegenheit von einem mit genommenen Pfarrer zwischen Himmel und Erde trauen zu lassen. Aus Amerika hat man wiederholt von solchen merkwürdigen Luftheiraten gehört. Dieser Tage aber ist im südlichen Australien eine derartige in der Luft schwebende Hochzeit von dem Generalstaatsanwalt des Landes als dem höchsten Justizbeamten für ungültig und den Gesetzen widersprechend erklärt worden. Ein Arzt hatte das Flugzeug „Stadt Adelaide" gemietet, um im Reich der Lüfte sich mit seiner Braut zufammengeben zu lassen. Eine Gesellschaft von zwanzig Personen hatte er zu seiner Hochzeit eingeladen, woraus man schließen kann, daß es sich um ein recht ansehnliches Flugzeug gehandelt haben muß. Aber, wie gesagt, der Staatsanwalt machte dem Doktor einen Strich durch die Rechnung, indem er öffentlich erklärte, daß eine Trauung in der Luft un gesetzlich sei, weil nach dem australischen Gesetze der Aus tausch der Ringe in einem Gebäude mit offener Tür und mit Fenstern stattfinden müsse, damit jeder, der etwa gegen die Heirat Einspruch erheben will, die Möglichkeit habe dies unbehindert und in aller Öffentlichkeit zu tun. Es kann sich aber nicht jeder gleich ein Flugzeug nehmen, um mit Hochzeitern mitzufliegen und hoch oben in der Luft zu protestieren. Der Doktor mußte infolgedessen seine „Stadt Adelaide" wieder in die Garage stellen und wie alle anderen Menschen seine Braut auf ganz prosaische Weise hier unten auf Erden heimführen. Ein dreifacher Raubmörder. Unter dem dringenden verdacht des Raubmordes wurde in einem Walde bei Stendal der 28jährige Arbeiter Lüdke festgenommen Lüdke hat gestanden, feinem Wandergenossen Kunzke, als sieser schlief, mit einem Knüppel den Schädel einge- jchlagen und den Mann dann, da er noch lebte, mit einem Küchenmesser erstochen zu haben. Die Leiche des Kunzke wurde^Anfang August in der Lebusaer Heide gefunden. In der Untersuchungshaft hat Lüdke jetzt einen weiteren, in derselben Weise ausgeführten Raubmord eingestanden, den er am 11. Mai 1926 auf der Wanderschaft nach Ham burg im Walde kurz vor Hohenzethen an dem Arbeitet Hermann Nagel begangen hat. Lüdke kommt wahrschein lich auch noch für einen dritten Raubmord, der im Mai 1926 in der Nähe von Ülzen begangen worden ist, als Täter in Frage. Vier Arbeiter bei einer Explosion getötet. In einei Pasteurisieranstalt in der Nähe von Bordeaux explodierte ein gußeiserner Apparat. Durch die Herumfliegendev Eisenteile wurden vier Arbeiter getötet und fünf schwel verletzt. Wieder ein Neger gelyncht. Bewaffneter Mob er zwang sich nach einer Meldung aus Newyork in Dariev im Staate Georgia Eintritt in das Gefängnis und lynchte den Neger Grant, der wegen der Ermordung eines Be amten unter Anklage stand. Autounglück mit acht Todesopfern. In der Nähe vov Casablanca in Marokko ereignete sich ein schweres Auto unglück, dem acht Personen zum Opfer fielen. Ein mit 15 Personen besetzter Kraftwagen suhr infolge Steuer bruchs in voller Fahrt gegen einen Baum und ging dabei vollkommen in Trümmer. Der Führer, ein Franzose, und vier Eingeborene waren auf der Stelle tot, während neun Insassen mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus übergeführt werden mußten. Drei von ihnen starben kurz nach ihrer Einlieferung. "Wie ein modernes Schmugglerschiff ausgerüstet ist. Das vor einiger Zeit an der schwedischen Küste gestran dete deutsche Schmugglerschiff „Poseidon" ist nach Stock holm bugsiert worden. An Bord fand die Zollpolizei Schmugglergeräte neuester Erfindung auf, u. a. Apparate zur Bildung von künstlichem Nebel, die als besondere Sehenswürdigkeit in das Zollmuseum gebracht wurden. Das Schiff war mit Maschinengewehren ausgerüstet. Bunte Tageschronik Paris. Nach einer Meldung aus Manila herrscht aus der Insel Luzon die Pest. Sie soll bereits Hunderte von Opfern gefordert haben. Newyork. Die Aufenthaltserlaubnis für die angebliche Zarentochter Anastasia ist um ein Jahr verlängert worden. Oie teuersten Briesmarken -er Welt. Die Internationale Postwertzeichenausstellung in Berlin. In der Zeit vom 12. bis 21. September wird in Berlin eine Internationale Postwerlzeichenausstellung zu sehen sein, vielleicht die größte, die je veranstaltet wurde. Man erzählt sich, daß der Gesamtwert der zur Ausstellung ge langenden Postwertzeichen 80 Millionen Mark betragen werde. Nicht nur die Eigentümer der größten Brief markensammlungen, sondern auch die Postvcrwaltungen aller Staaten werden sich offiziell an der Ausstellung be teiligen. Mit Rücksicht auf die fchädlichs Wirkung, die das Tageslicht an den empfindlichen Farben der wert vollen Marken übt, hat man Vorkehrungen getroffen, um das Eindringen grellen Lichtes in die Ausstellungsräume zu verhindern. Das Sammeln von Briefmarken ist in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts Mode ge worden. Zuerst war es eine Schrulle oder eine Spielerei einiger weniger. Bald aber wurde aus der seltsamen Liebhaberei ein populärer Sport. Das Markensammeln wurde „organisiert" und seltene Briefmarken erreichten ungeheure Preise. An die Stelle des Briefmarken tauschens traten Briefmarkenauktionen. Für die berühmte Sammlung des Herzogs von Gallier«, die nach dem Welt kriege in Paris versteigert wurde, interessierte sich die halbe Welt. Die besten Stücke dieser Sammlung gelangten in den Besitz reicher Amerikaner. Der Gesamterlös be trug mehr als acht Millionen Mark. Die größten Marken sammlungen gibt es in Amerika. Als die wertvollste gilt die des Großindustriellen Hint, der zugleich aus die teuerste Als Licht in meine Augen kam Roman von Marie Blank-Eismann. 82. Fortsetzung Nachdruck verboten Mit einem schrillen Mißton zerriß das Läuten die Stille des Hauses. Nach einer atemlosen Pause ging innen eine Türe, es kamen Schritte näher und Ferdinand von Lossow stand vor dem Stubenmädchen, das erstaunt nach feinem Begehr fragte. „Sind die Herrschaften schon zu sprechen?" „Nur das gnädige Fräulein ist bereits beim Frühstück!" „Dann melden Sie mich bitte! Ich habe dringend mit meiner Braut zu sprechen!" Gudrun von Hagenah eilte auf die Meldung des Mäd chens bestürzt in den Salon, wo Ferdinand von Lossow an der Türe stand und angstvoll auf die Eintretende starrte. Wie gelähmt blieb Gudrun stehen, als sie das blasse, übernächtige Gesicht, die tiefumschatteten Augen und den starren Blick sah. Eine bange, endlose Sekunde sahen sich zwei Augenpaare erschrocken an. Dann eilte Gudrun auf ihren Verlobten zu, schlang beide Arme um seinen Hals und rief: „Ferdi, du hier um diese Stunde? Was ist geschehen! Rede!" Angstvoll preßte der Freiherr seine Braut an sich und drückte ihr Gesicht an seine Brust, damit er ihre großen, erschrockenen Augen nicht sah. Dabei strichen seine Hände behutsam über ihr Gesicht. „Still, Liebling! Du mußt ganz ruhig fein!" Gudrun versuchte sich aufzurichten, aber er hielt ihren Kopf fest. „Wie kann ich ruhig sein, Ferdi! Dein Anblick läßt mich nichts Gutes hoffen! Was ist geschehen? Spanne mich doch nicht länger auf die Folter!" „Ja... ja... du sollst es auch m'ssen." „Hat es ein Unglück gegeben?" Ferdinand von Lossow nickte ernst und leise wieder holte er: „Ja, Gudrun... ein Unglück." „Wer?" „Hansjiirgen!" Gudrun von Hagenah wankte, so daß Ferdinand ihre schlanke Gestalt festhalten mußte. „Hansjiirgen?" schrie sie schmerzlich auf. „Was ist ihm passiert?" „Ein Unfall ... eine Unvorsichtigkeit beim Hantieren mit dem Revolver..." und hastig, als wollte Lossow allen wei teren Fragen ausweichen, fuhr er mit eindringlicher Stimme fort: „Sein Zimmer muß sofort hergerichtet werden, Schüs seln mit Wasser zurechtgestellt, leinene Tücher bereitgehalten werden, vielleicht kann eines der Mädchen auch Eis besor gen ..." „Hansjiirgen!" wimmerte Gudrun von Hagenah leise und barg ihr Gesicht an der Brust ihres Bräutigams. „O, ich ahnte es ja, es mußte ein Unglück kommen, Hansjiirgen!" Ein Schluchzen erbebte ihren zarten Körper. Ferdinand von Lossow biß die Zähne aufeinander. Nur jetzt nicht weich werden! Er zwang seine Stimme zu einem harten Ton. „Du mußt den Kopf oben behalten, Gudrun! Du bist doch eine Soldatentochter." Jäh blickte Gudrun auf, strich die Tränen aus den Augen und zwang sich zur Ruhe. Nur um den Mundwinkel zuckte in nervöser Erregung der Schmerz. „Es steht schlimm mit ihm?" fragte sie ganz leise. „Wäre ich sonst vorausgeeilt?" „Also hoffnungslos?" Wieder wich Ferdinand von Lossow den großen, ent setzten Augen aus und zog nur stumm die Schultern in die Höhe. „Wie werden es die Eltern tragen... die Mutter..., deren Liebling er war." „Bereite sie schonend vor, Gudrun, ich eile unterdessen rasch zu Sanitätsrat Wolter hinüber und bitte ihn, sofort zu kommen; vielleicht ist doch noch Rettung möglich!" Er zog seine Braut nochmals an sich, strich ihr zärtlich über das Gesicht und küßte sie leise auf die Stirn. Dann eilte er rasch aus dem Zimmer. „Gudrun stand wie gebannt an ihrem Plaß und starrte nach der Tür, durch die Ferdinand von Lossow verschwun den war. „Hansjiirgen! War er in den letzten Tagen nicht seltsam verändert ge wesen? Bald von übersprudelnder Lebenslust... bald von §°nti- mentaler Schwermut! Gudrun faßte sich mit der Hand an die Stirn. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt! Zu Tode betrübt? Sollte Hansjürgen? Wie hatte Ferdinand doch gesagt? „Eine Unvorsichtigkeit beim Hantieren mit dem Revol ver!" Nein! Nein! In einer bestimmten Absicht kannte das Hansjürgen nicht getan haben! Mit beiden Händen faßte sich Gudrun an die schmerzende Stirn, dann straffte sich ihre Gestalt und langsam verließ sie das Zimmer. Gefaßt und ruhig erteilte sie den aufhorchenden Mäd chen die Befehle zu den notwendigen Vorbereitungen, dann wandte sich sich zum Schlafzimmer der Eltern und klopfte leise an. Die beiden Mädchen sahen sich kopfschüttelnd an und blickten verwundert der Baronesse nach, die hinter, der Türe, die zum Schlafzimmer der Herrschaft führte, verschwunden war. Erschrocken horchten sie auf, als aus dem Schlafzimmer ein markerschütternder Schrei an ihre Ohren klang. „Was mag geschehen sein?" flüsterten sie leise. (Fortsetzung folgt.)