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Sächsische ReichsraMandidaten. Wir nähern uns immer mehr dem großen Tage der Reichstagswahl. In Sachsen sind die Kandidatenlisten so ziemlich fertig, so daß man jetzt schon einen Ueberblick darüber gewinnen kann, wer in den neuen Reichstag einziehen wird. Freilich werden sich solche Voraussagen in der Hauptsache aus die Spitzen kandidaten beziehen müssen, denn die großen Verschie bungen, die in den letzten Jahren und besonders in der allerletzten Zeit innerhalb der Parteien eingetreten sind, machen eine Berechnung über die Gewinne und Verluste einer einzelnen Partei beinahe zur Unmöglichkeit. Pro phezeiungen sollen hier also vermieden werden, es ist besser, sich auf die Betrachtung dec Namen zu beschränken, deren Träger als Kandidaten für oen neuen Reichstag auftreten. Die geringsten Veränderungen werden sich bei den Sozialdemokraten zeigen; die Sozialdemokratie ist auch in dieser Beziehung eine „konservative" Partei geworden, daß sre an den einmal herausgestellten Personen fest- hält. Nur ein langjähriger Abgeordneter im Wahlkreis Ostsachsen, der Amtshauvtmann Schmidt, kandidiert nicht wieder. An seine, Stelle tritt der Lanotagsabgeoronete Dobbert aus Meißen, der vor allem als Befürworter der Großen Koalition bekannt geworden ist. Im Wahl kreis Chemnitz-Zwrckau ist aus der schon viel bespro chenen Kandidatur des ehemaligen Ministerpräsidenten Zeigner nichts geworden: man hat auf diese Belastung doch lieber verzichtet. Im Gegensatz zur Sozialdemokratie sind Abgeordne tenstellen bei den Kommunisten durchaus nicht sicher, und so findet man unter den kommunistischen Bewerbern eine ganze Reihe neuer Namen. Aehnlich ist es auch bei den Nationalsozialisten. Diese hatten im alten Reichstage aus Sachsen nur einen Abgeordneten, den bayrischen Diplom ingenieur Feder. Er steht nicht mehr an der Spitze der Liste, die die Nationalsozialisten — wie auch andere Parteien — als Landesliste, also einheitlich für alle drei Wahlkreise aufgestellt haben. Nach dem großen Aufschwung der Nationalsozialisten Bewegung ist ihm aber wohl auch der jetzt angewiesene vierte Platz auf der Liste Garantie dafür, daß er wieder ein Mandat erhält. Listenführer ist nun Gregor Strasser, dann folgt der Plauener Fabri kant Muschmann — jetzt weiß man, warum er sich nicht für den Landtag aufstellen ließ — und an dritter Stelle ein weiteren Kreisen unbekannter Name: Ober schmelzmeister Holdinghausen aus Gröditz bei Riesa. Besonderes Interesse findet natürlich die Liste der Deutschnationalen. Für den ostsächsischen Wahlkreis ist sie soeben bekanntgegeben worden. An der Spitze steht wieder Dr. Bang, an zweiter Stelle der Lehrer Grellmann aus Tröbigau in der Lausitz, der früher lange Jahre oem Landtage angehört hat. Diese zweite Stelle ist aber schon unsicher, denn auch im alten Reichstage hatten die Deutsch nationalen nur zwei Mandate für Ostsachsen. Damals aber hatten sich die Konservativen noch nicht von ihnen abgetrennt. Interesse verdient die Kandidatur des vor kurzem in den Ruhestand gegangenen Leiters der Jnsan- terieschule, des Generals von Falkenhausen; der aber nur an vierter Stelle steht. Die Konservativen haben eine Landestiste ausgestellt, zwei ehemalige deutschnatio nale Abgeordnete, Dr. Rademacher und Hartmann, ste hen an ihrer Spitze. Die Listen der Deutschen Vollspartei sind schon län gere Zeit fertig. Auch hier gibt es Veränderungen. In Dresden-Bautzen steht zwar wieder Dr. Schneider an ver Spitze, an zweiter Stelle folgt aber nicht mehr Frau Dr. Hertwig-Bünger (sie steht jetzt an dritter), sondern der Generalsekretär der Partei Dieckmann, der viele An hänger besitzt und jetzt dafür entschädigt wird, daß er bei der Landtagswahl durchfiel. Er gilt vor allem als Ver treter der „jungen Generation". Ob er gewählt wird, ist jedoch auch nicht sicher, denn zuletzt hatte die Volks- Partei sür Ostsachsen zwei Mandate, und inzwischen sind ja ihre Wählerzahlen gesunken. In Chemnitz-Zwickau ist Admiral Vrüninghaus nicht wieder ausgestellt worden. Vertreter der Industrie nehmen hier die ersten Plätze ein, an erster Stelle der Syndikus Dr. Bellmann. In Leipzig eröffnet wieder Otto Thiel die volksparteiliche Liste, ihm folgt als dritter der bisherige Oberbürger meister Dr. Rothe. Diese Kandidatur wird besonoers be achtet; Aussichten hat sie aber nicht. Schwierigkeiten bereitete die Kandidatenaufstellung bei der neuen Staatspartei, sie wurden endlich mit der Rei henfolge August Abel (Volksnat.), Dr. Külz (Dem.) und Dr. Apelt (Dem.) gelöst. Auch diese Liste strL^ sogen. Landesliste dar. Den gleichen Weg ist der Christ lich-Soziale Volksdienst gegangen, wo der Glauchauer Oberregierungsrat Dr. Echte den ersten Platz einnimmt. Das Zentrum schließlich ist seiner Tradition treu geblie ben der. Reichskanzler — diesmal Brüning — als Spitzenkandidaten zu nehmen: er kommt hier in Sachsen zwar nicht durch, wird der Reichsliste seiner Partei ab., doch etliche Tausend Stimmen zuführen. Lumen, Sport unü Spiel Sächsische Fußballrrgcbnisse: Westsachsen: Planitz: Sortkl. — VfB. Glauchau l0:3. Zwickau: Fußballkl. 02 — SV. Meerane07 3:1. Mittelsachsen: Chemnitz: Ballspielkl. — SV. Grüna 10:1, Preußen — Sturm 3:2, National — SCl. Harthau 6:2, Teutonia — Hellas-Germania Mittweida 9:1. Limbach: SC. — Pol.-SV. Chemnitz 0:5. Grünhainichen: ^SV. — VfB. Oberfrohna 3:4. Oederan: SV. — Sturm Stollberg 5:2. Zschopau: 1. Fußballkl. — Merkur Frankenberg 5:3. Hartha: Ballspielkl. — Fußballkl. Waldheim 5:2. Rochlitz: VfB. — Wacker Chemnitz 3:0. Mittweida: SV. 99 gegen SB. Geringswalde 4:1. Vogtland: Plauen: 1. Vogtl. Fußballkl. — Sport- u. BC. 4:2, Spielver. — Sortkl. Markneukirchen 2:3. Oelsnitz: Merkur — VfB. Plauen 0:4. Lengen feld: VfB. — Spielver. Falkenstein 0:2. Auerbach: VfB. — 1. Fußballkl. Reichenbach 2:0. Rodewisch: VfB. — SV. Ellefeld 2:3. Ostsachsen: Dresden: SC. — SV. 06 12:0, Guts Muths — Rasensport 6:1, Brandenburg — VfB. 03 2:1, Spielver. — Ring-Greiling 3:3, Sportges. 93 — SV. Meißen 08 0:3, Favorit — SV. Nünchritz 3:2, Sportlust gegen Strehlener Ballspielkl. 2:0, FC. Sachsen — Rie saer SV. 5:5. Meißen: Guts Muths — SV. Copitz 8:1. Pirna: SC. — Radeberger SC. 7:1. Frei berg: Sportfreunde — Dresdensia Dresden 4:0. Neue Welthöchstleistung kür Motorräder. Der eng lische Motorradfahrer Wright hat in Paris zwei Höchst leistungen für Motorräder aufgestellt. Die Kilometerstrecke legte er in einer Durchfchnittsgeschwindigkeit von 220,184 Kilometer je Stunde zurück. Für die Meile (1609 Meter) erzielte er eine Geschwindigkeit von 218,623 Kilometer je Stunde. Möller-Hannover Nadwcltmeister. Die in Brüssel zum Abschluß gebrachten Radweltmeisterschaften ergaben in dem Dauerrennen den Sieg des Hannoveraners Möl ler, der den vorjährigen Weltmeister Paillard-Frankreich um 220 Meter hinter sich ließ. Deutsche Lcichtathletiksiege gegen Frankreich und die Schweiz. Der 5. Leichtathletik'-Länderkampf Deutschland gegen Frankreich in Hannover endete mit einem deut schen Siege von 84:67 Punkten. — Der 10. Leicht athletik-Länderkampf Deutschland—Schweiz iw Freiburg brachte einen deutschen Sieg von 88,5:45,5 Punkten. OberlauM: Bautzen: (Sbd.) VfB. — SB- Groß-- postwitz 4:3; (Stg.) Budissa — SV. 08 Bischofswerda 8:5, Spielvgg. — VfB. Kamenz 6:3. Löbau : SV. 11 gegen VfB. 4:1. Nordwestsachsen: Leipzig: Sportfreunde — VfL.01 5:2, Fortuna — ATV. Paunsdorf 4:0, Wacker — Spiel vereinigung 1:1. Handball: Dresden: SC. — Brandenburg 3:5, Ballspielkl. - Fußballring 3:10. Freital: SC. 04 gegen Spielvgg. Dresden 7:0. Freiberg: sport- sreuude — VfB. 03 Dresden 4:1. Meißen: SV. 08 gegen Radeberger SC. 4:1. Hockeysport: Dresden: Akademischer SB. gegen Bautzner Hockeyklub 6:1, Guts Muths — Sportlust 6:0. Freiberg: Hockeyklub — Dresdner Sportklub 1-G WMWWWW Ver eine MnMLliink kaufen ml! tutgut, wenn erzumFachmann geht. JnJhrem eigensten Interesse liegt es, vor Kauf etnerNähmaschine meine Preise zu hören. Meine Fabrikate ge statten mir eine gute Bedienung meiner Kundschaft, b jährige Garantie. Lieferung frei Haus. Günstige Zahlungsbedingungen. Unterricht im Sticken und Stopfen kostenlos. Alfred Mre, WWW 183 Als Licht in meine Augen kam Roman von Marie Blank-Eismann. 15. Fortsetzung Nachdruck verboten Claus Prüsmann lachte herzlich. „Gott sei Dank, dann brauche ich Ihnen nicht von mei ner Gastspielreise zu erzählen, von den Erfolgen und Kri tiken, die ich dort erfahren habe und die in fast jeder Stadt die übliche Wiederholung sind. Ich fürchte schon, zwischen Suppe und Fisch wieder Erklärungen über meine eigenar tige Auffassung des „Hamlet" oder irgend einer anderen Rolle geben zu müssen, denn gewöhnlich gibt man mir bei den großen Tafeln irgend einen schwärmerischen Backfisch zur Tischdame, die mich mit neugierigen Fragen zu Tode quälen. Und ich möchte doch außerhalb meines Berufes auch gern einmal Mensch sein und nicht immer fachsimpeln. Ich interessiere mich sehr für Sport, liebe besonders Pferderen nen, gehe gern zur Jagd, photographiere leidenschaftlich, kurz, ich habe alle Passionen wie die anderen jungen Her ren der Gesellschaft, die doch ihren Tischdamen auch nicht von ihrem Berufe berichten müssen." Renate blickte Claus Prüsmann schelmisch an. „Danke für die Richtschnur, ich werde mich bei Tisch danach richten." Claus Prüsmann lachte und Renate stimmte herzlich ein. Da ertönte aus der Diele der dumpfe Gongschlag, das Zeichen zum Beginn der Tafel. Die Herren reichten ihren Damen den Arm und im Zug ging man nach dem Speisezimmer, wo die Diener mit den dampfenden Suppenterrinen bereitstanden. Renate verging die Zeit wie im Fluge. Als sich Claus Prüsmann während der Tafel einmal sei ner Nachbarin zur Linken zuwandte, dachte Renate unwill kürlich an ihre Gedanken, die sie sich nach der Schilderung der Gräfin über Claus Prüsmann gemacht hatte. „Ein Komödiant!" Fast hätte sie ihm dies verächtliche Wort abbitten mögen. Jetzt, da sie ihn kannte in seiner männlichen Schönheit, seinem feurigen Temperament, das seine großen Augen auf sprühen ließ wie flammende Blitze in heißen, schwülen Sommernächten, wußte sie, daß es ihm durch die Gnade der Natur vergönnt war, schon durch seine äußere Erscheinung Helden auf die Bretter zu stellen, die die Augen Hinreißen und die Sinne betören mußten. Erwartungsvoll blickte sie ihn an, als der Hausherr nach Beendigung der Tafel verkündete, daß sich Claus Prüsmann zu einer Rezitation bereit erklärt hatte. Man hatte sich ins Musikzimmer zurückgezogen, und mit jubelndem Händeklatschen beglückte die Gesellschaft ihren Liebling, als er auf dem Podium erschien. Renate hatte sich in den Hintergrund gesetzt, lehnte sich behaglich in den Stuhl zurück und blickte wie gebannt auf die große, stattliche Männergestalt. Claus Prüsmann wartete einige Minuten. Dann begann er. „Das Hexenlied" von Ernst von Wildenbruch. Schon bei den ersten Worten schloß Renate die Augen. Sie wollte den Saal mit den vielen Menschen nicht mehr sehen, sie wollte nur immerfort jener Stimme lauschen, die schöner klang wie die Töne des Flügels, die den Händen des Begleiters des Melodramas entströmten. Renate fühlte sich weit, weit fortgetragen in das Kloster zu Hersfeld. Sie sah den kranken sterbenden Medardus und hörte das süße, weltliche Lied von seinen zuckenden Lippen. „Das Lied, das hatte so seltsamen Ton Wie sehnende Liebe, wie lästernder Hohn, Als trüge von ferne herüber die Luft Fremdländischer Blumen bestrickenden Duft." Renate atmete schwer. Trug nicht auch feine Stimme, die weich und zärtlich wurde, wenn sie von Liebe sprach, auch in ihr Leben einen seltsamen, berauschenden Duft? Warum bebte ihr Herz in klopfenden Schlägen, als er heiß und voller Leidenschaft sprach: „Wir ziehen ferne, wir werden leben Im fernen Lande, du nur mit mir, Ewig und ewig ich nur mit dir!" Turnförderer Angerstein. Deutschlands Turner haben gute Gründe, den 1. September dieses Jahres als einen Fest tag zu feiern. Wurde doch am 1. September 1830 Eduard Angerstein, einer der verdienstvollsten Förderer der deutschen Turnsachc, in Berlin geboren. Angerstein wurde, nachdem er als Militärarzt einen Turnkursus mitaemacht harre, 1857 Vor sitzender des Berliner Turnrates Er beteiligte sich an der Ab fassung der Denkschrift der Deutschen Turnerschaft, die 1858 den Regierungen und den Volksvertretungen der deutschen Bundes staaten überreicht wurde. Bis 1874 stand Angerstein dann an der Spitze der Berliner Turnerschaft, die er 1863 mit gegründet hatte. 1890 wurde ihm der Prosessortitel verliehen. Er starb im Juli 1896. Von seinen Schriften sind zu nennen: „Ruf zum Turnen", „Leitfaden sür den Turnunterricht", „Hausgymnastil für Gesunde und Kranke" u. a. Degenfechtmeister der Deutschen Turnerschaft wurde bei den in Nürnberg begonnenen Meisterschaftskämpfen der Mün chener Kolbinger mit acht Siegen vor Kirsten-Dresden, Geiwitz- Ulm und Dr. Schöndube-Frankfurt am Main. Kolbinger er focht seinen Titel erst im Schlutzgefecht. Der Torwart darf sich bewegen, und zwar nach der Seile, wenn ein Elfmeter ausgeführt wird. Der Deutsche Futzballbund hält gegenüber der letztveröffentlichten Regelaus legung des International Board an dem bisherigen Ge brauch fest. Deutschland siegte bei dem Internationalen Wasserball- Mrnicr gegen England 5 :1 (2 :1). Das Spiel schiedsrichterte ver Ungar Komjady. Frankreich schlug Schweden 2:0 (1:0) (Schiedsrichter Delahaye-Belgien) und Ungarn gewann sein Spiel gegen Belgien mit 6:1 (5:1) (Schiedsrichter Blank- Deutschland). Im Rahmen des Turniers wurden internatio nale Schwimmwettkämpse ausgetragcn; tu den 200 Meter Brust siegte Sietas-Hamburg 79 in 2:56,7; die 100 Meter Kraul gewann der Ungar Wannie II in 1:01,4, die 200 Meter Kraul ver 1b-Klasse der Darmstädter Wolsf. Der 1. F. C. Nürnberg holte sich die 10X50-Meter-Kraulstaffel. Der Boxstädtekampf Berlin—Köln der Amateure, der vor 3vi>a Zuschauern in Berlin ausgetraaen wurde, endete mit einem überlegenen 10:6-Siege der Berliner. Aus Sachsens Gerichtssälen. Bestrafte Fälschung. Leipzig. Wegen Falschmünzerei, schwerer Urkunden fälschung und Betrugs hatte sich vor dem Schöffengericht der kaufmännische Angestellte Friedrich Helm zu verant worten. Die Verhandlung sand unter Ausschluß oer Oef- ientlichkcit statt. Der Angeklagte war beschuldigt, in der Zeit von Ende Juni bis Ende Juli je ein Dutzend 5-, 3- und 2-Markstücke gefälscht und in Verkehr gebrach! und außerdem in der Zeit vom März bis Juli eine An zahl Eisenbahnfahrkärten 2. Klasse angeferligt und be nutzt zu haben. Helm war in vollem Umfange geständig. Er wurde unter Zubilligung mildernder Umstände zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen Totschlages zu drei Jahren Gefängnis verurteilt Chemnitz. Das Schwurgericht verurteilte den Fär bereiarbeiter Georg Jander aus Limbach wegen Tot schlags, begangen im Affekt, zu drei Jahren Gefängnis. Fünf Monate der Untersuchungshaft werden angerechnet. Infolge seiner geistigen Minderwertigkeit wurden dem Angellagten mildernde Umstänoe zugebilligt. Jander hatt< im März d. I. nach vorangegangenem Streit seine Brau! zunächst mit den Händen gewürgt, ihr dann einen Strick nm den Hals geschlungen und diesen zugezogen, so daß der Tod eintrat. Heitere Umschau. Untröstlich. Müller hatte vor drei Monaten seine Frau ver loren und suchte nun seinen Kummer mit solchem Eifer iu der Flasche zu ertränken, daß er jeden Abend betrunken nach Hause kam. Vor kurzem stellte ihu sein Freund deshalb zur Rede: „Sag' mir, wie kommt es, daß du alle deine sreie Zeit im Wirtshause verbringst, seitdem du Witwer bist?" — „Ich suche mich zu trösten." — „Und wie lange soll das noch dauern?" — „Ach, ich bin untröstlich." Zwei Seelen und ein Gedanke. Freund: „Mir hat sich immer der Gedanke ausgedrüngl, daß bei Eheleuten, wenn sie erst längere Zett verheiratet sind, auch die Gedanken säst ganz gleich werden. Ist das nicht so?" — Ehemann: „Ganz recht; meine Frau überlegt sich in dieser Minute bestimmt, was sie mir sagen will, wenn ich wieder so spät nach Hause komme, und ich — warum sollt' ich's leugnen? — ich überlege mir eben ganz dasselbe." Berufswahl. Ein junger Mann mit einer starken Stimme erschien eines Tages bei einem bekannten Sänger und fragte ihn um seine Ansicht, ob er gut daran tue, sich der Oper zu widmen. „Singen Sie mir etwas vor," meinte der Künstler. Jener legte los, daß die Fensterscheiben zitterten. „Nun?" fragte er dann. — „Wissen Sie was, werden Sie lieber Auktio- nator," riet ihm der Künstler. Ein sehnsuchtsvolles Lächeln spielte um ihren Mund. „Ewig und ewig nur mit dir!" Erschrocken öffnete sie die Augen, als rings im Saal lebhafter Applaus einsetzte. Sie konnte die Hände nicht rühren, sondern preßte sie fest auf die Brust, um das wilde Klopfen des Herzens zu beruhigen. Sie war ganz im Banne der Dichtung gewesen und hatte das traurige Geschick des armen Klosterbruders mit erlebt, so daß sie sich schwer in die Wirklichkeit zurückfand. Welch ein weiches, biegsames Organ von berückender Fülle entströmte doch der Brust dieses Meisters! Sie Hütte die elektrische Beleuchtung ausschalten mögen, um nur eine einzige Lampe brennen zu lassen, die das Ge sicht des Mannes beleuchtete, dann ihren Kopf in die Kissen des Diwans schmiegen und immerfort dieser märchenhaft schönen Stimme lauschen mögen. War es denn möglich, daß die Natur in so verschwende rischer Fülle einem Manne alle Gaben schenkte, damit er wie ein Zauberer über die Erde gehe und seine Mitmen schen in seinen Bann zog? Der Götter Liebling! Und der Frauen zugleich! Er gab dem Drängen der Gäste nach und brachte noch eine neue Gabe. Wieder lauschte Renate mit klopfendem Herzen und ein Schauer rann über ihren Leib, als sie feine großen, flam menden Augen auf sich gerichtet fühlte und er mit jubeln der, siegesfroher Stimme endete: „Ich bin der Page von Hochburgund Und trage die weiße Seide, Ich küßte heute einer Königin Mund Beim Reiherzug aus der Heide. Ihre blasse Lippe ward rot im Kuß, Und wollt ihr das Ende wissen, — Es schweigt mein Mund, weil er schweigen muß Von einer Königin Küssen!" (Fortsetzung folgt.)