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Bor- geschriebeneErschcinungs- — _ ». tage und Platzv^rschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 derücknchtlgt. annahmebisoorm.lOUbr. — Für die Richtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keineGarantie. I.-derRabatianspruch erlitcht, wenn dcrBctrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. bir 142 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, de» 21. Juni 1930 llm die MWge MWams Der Gisin der Weisen. Das Unabwendbare. — „Glückliches England." Gescheiterte Minister. Mit einem resignierten, pessimistischen, hoffnungs- ^Nncn und ost verzweifelten Achselzucken quittiert man heutzutage aus das Wort: Krise. Wohin man blickt, wovon ^an spricht —, immer fällt sehr bald und nur zu be rechtigt dieses Wort: Krise. Im Fluh der Ereignisse ist d>c Krise das einzig Beständige. Sie ist Schicksal, Unab wendbares. InAmerika hat man sich, als im Oktober Zergangenen Jahres der erste Börsenkrach erfolgte, mit ^en Kräften der darin sich offenbarenden Wirtschaftskrise ^tgegcngestemmt. Hatte doch der Präsident Hoover vor seiner Wahl die „prosperil^", die Hochkonjunktur, so- chsagen garantiert und setzte nun alle staatlichen und vrivatwirtschaftlichen Mittel ein, um das Abwärtsgehen Ver Konjunktur aufzuhalten. Aber wie eine Sturz welle rollte auch über diese Gegenaktionen die all gemeine Preissenkung für Rohstoffe und Halbfabrikate Mweg; selbst die Trusts konnten trotz gewaltiger Kapital- Wacht diese Entwicklung nicht aufhalten, kaum abbremsen. Was jetzt als dritter Börsenkrach in Newhork geschah, war Aentlich nichts anderes als ein Kapitulieren vor dieser Entwicklung. War das Zngeständnis: Jawohl, wir stecken Witten drin in einer überaus schweren Welt wirtschaftskrise, in einem Schicksalhaften, Unab wendbaren, dem man seinen natürlichen Ablauf lassen wuß, einfach, weil man ihm mit den zur Verfügung stchen- hfn Mitteln nicht bcikommen kann. Die Weltmarktpreise, °ie noch vor einem Jahre fast durchweg hoch über dem Porkriegsnivcan standen, sind heruutergesaust und stehen ^cnso fast durchweg unter der Linie von 1913, In einem einzigen Jahre, seit dem Juni 1929, sind die Preise, z. B. u'r die in der Gegenwart besonders wichtigen Rohstoffe fie Rohöl und Kautschuk, umöOProzcnt hcruntergcgangen. «er auch der Zucker und der Kaffee kosten auf dem «eltmarkt nur noch halb soviel wie vor einem Jahr, katastrophal ist ja bekanntlich auch der Rückgang des Eupferpreises geworden, obwohl sich der amerikanische Mpfertrust die erdenklichste Mühe gab, den Preis zu Men. Unter das Porkricgsniveau ist auch auf dem Weltmarkt der Kohlenprcis gesunken. . * Das ist ja auch der Grund für die Wirtschafts - ^rise in England. Dort ist man jetzt jo weit, daß Vie brennenden Probleme der Wirtschaftsnoi und der Arbeitslosigkeit all und jede parteipolitische Beleuchtung wild — Ausnutzung verloren haben. Die konservative Opposition gegen das Kabinett Macdonald würde morgen wor genau denselben Schwierigkeiten stehen, wenn sie heute Ar Regierung käme. Infolgedessen haben sich die Ver- weter aller drei Parteien Englands zusammengesetzt, um A gemeinsamer Arbeit der Krise zu Leibe zu gehen. Mehr woch: Das Gefühl für die drohende Gefahr, von der Eng lands Wirtschaft nicht bloß bedroht ist, sondern in der sie schon mitten drin steckt, hat auch die s o z i a l e n G e g e n - latze zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer weit in den Hintergrund gerückt und gedrückt, hat beide Seiten gezwungen, sich an einem gemeinsamen Verhandlungs- jisch zusammenzusetzcn, um ein Programm für die Be- ^Mpfung der Arbeitslosigkeit auszuarbeiteu. Partei programme aber spielen gar keine Rolle mehr; die läßt Wan zu Häufe. Ebenso vermeidet man cs, irgendwelche »Schuld"fragen nutzlos breitzutreteu. Nur an Vie Gegen wart denkt man und an die Zukunft. Nur daran, daß aus wer jetzigen Krise wieder ein „olck msrr^ LnAlnncl" hervor- ieht, ein „glückliches Engla n d", wie es einst war Und wieder werden soll. Und das wollen sie alle, ganz gleichgültig, ob sic „politisch" zu den Konservativen, den Liberalen oder der Arbeiterpartei gehören. Und sie alle Ao nicht durch den Glauben engstirnig geworden, in ihrer Parteizugehörigkeit nun auch das „nrerumm", das ge heimnisvolle Allheilmittel, den „Stein der Weise n" in besitzen. Und man setzt bei dem Angehörigen der andern Partei ohne weiteres den Willen voraus, auch seinerseits Ar an das „OommmnveiMr ok UnAlnnck", an das „Gemein wesen" zu denken und nicht an das Wohlergehen einer Partei oder Klasse. * i, Aber in Deutschland . . .! Hier ist die Win- lHaftskrise eng verknüpft mit politischen und sozialen Aus- Ünandersetzungen, Strömungen, Absichten. Hier spielt eine gewaltige Rolle — im positiven wie im negativen Sinne z. B. die Erwägung, wie eine künftige Reichslagswahl Asfallen würde. Hier drohen soziale Kämpfe noch mehr Schwierigkeiten in die Wirtschaft hineinzutragen. Aber Ach hier würde eine andere Regierung als die jetzige borgen vor den genau gleichen Problemen stehen. Würde Ach ihr kaum etwas anderes übrigbleiben, als in irgend- üner Fvrm dem Defizit und der Wirtschaftskrise cntgegen- Aarbciten, An dem Versuch hierzu sind zwei Reichs- nnanzminister bereits gescheitert, aber Wan wird daran erinnern dürfen, datz in Frankreich ein Andes Dutzend Finanzminister verbraucht wurde, ehe es gelang, den Frank zu stabilisieren. Vielleicht darf man Ar bekanntes englisches Wort umdrehen und sagen: »Keasuroo, not men", also jetzt: „Aus die Mcrtz- Lahmen kommt es an, nicht aus die Män- ! ? ? r", — und am allerwenigsten auf die Parteien. Denn 'eine von ihnen hat das „areamim", das alleinige Heil- Die Führung des Reichsfinanzministeriums durch den Reichskanzler wird natürlich nur vorübergehend sein Wer die Nachfolgerschaft Moldenhauers antreten wird, steht noch nicht fest. Die meisten Aussichten soll der preu ßische Finanzminister Höpker-Aschoff haben, der gegenwärtig in seinem Wahlkreis in Westfalen weilt Höpker-Aschoff würde, wie es heißt, das Reichsfinanz ministerium allerdings nur übernehmen, wenn ihm be sondere Vollmachten für die Durchführung einer wirk samen Ausgabensenkungsaktion erteilt werden würden und wenn er außerdem auch weiterhin preußischer Finanz minister bleiben könnte. Neben Höpker-Aschoff werden auch andere Kandidaten genannt, so vor allem der Präsi dent des Rechnungshofes, Sämisch, der ein routinierter Finanzfachmann ist. Eine Kandidatur Schachts, für die ebenfalls von einigen Seiten Stimmung gemacht worden .war, soll nicht ernsthaft in Frage kommen. Ta vas Reichsfinanzministerium infolge der schwierigen Lage der Reichsfinanzen kaum längere Zeit verwaist bleiben wird, werden schon die nächsten Tage Aufklärung darüber brin gen, wer das große Wagnis unternehmen wird, die Finanzen des Reiches in Ordnung zu bringen. Dr. Höpker-Aschoff wir- ablehnen. Der preussische Finanzminister Dr. Höpker-Afchhosi erklärte auf einer.öffentliche» Versammlung oer oemokra tischen Partei, er wcroe oem Wunsche des Reichskanzler-: entsprechend seine Vortragsreise abbrechen und nach Berlin zurülkkehren. Er könne indessen schon jetzt versichern, datz et Minister Höpler - Aschoss. mittel, um die Krise in den Finanzen und in der Wirtschaft zu überwinden. Was man in Deutschland von ihnen verlangt, ist doch nur, datz sie „guten Willens" sind. Und die Partei vergessen, um dem Ganzen zu helfen. Dr. Pr Neichsbankdiskoni 4 Prozent. Geldüberflutz am Kreditmarkt. Das Direktorium der Neichsbanl unter dem Vorsitz !cincs Präsidenten Dr. Luther hat beschlossen, mit Wirkung wm 21. d. M. den Neichsbauldiskontsatz von 4,5 auf l Prozent herabzusetzen; dementsprechend geht der Lombardzinssatz von 5,5 auf 5 Prozent zurück. Seit dem Kriegsende hat damit der Diskontsatz der Reichsbank einen bisher tiefsten Stand erreicht. Allerdings ist selbst nit dieser Herabsetzung der Anschluß der Neichsbank an >ie wirklichen Geldsätze, die heute noch viel tiefer stehen, mmcr noch nicht erreicht. Seit der letzten Diskontsenkung der Reicksbank Hai die mn schon so lange bestehende Flüssigkeit der wichtigeren Geldmärkte keine wesentliche Änderung erfahren. Angesichts >sr fortdauernden Wirtschaftsdeprcssion ist die Entwicklung eilweise sogar in der Richtung einer zunehmenden Ver flüssigung weitergegangen und auch durch die inzwischen rsolgte Auflegung der Internationalen Anleihe kaum vecin- jußt worden Unter diesen Umständen hat die Zurückhaltung, ne die Reichsbant sich am 19 Mai 1930 bei Bemessung ihrer etzten Diskontsenkung auserlcgen mußte, nunmehr ihren Rrund verloren. Neben den Verhältnissen am offenen Markt pricht auch die geringe Inanspruchnahme der tieichsbank dafür, jetzt eine weitere Senkung des Diskont satzes eintreten zu lassen. Der Bestand der Reichsbank an 8old und Deckungsdevisen stellte sich am 14. Juni auf 3,041 Millionen gegen 2,875 Millionen Mark am 15. Mai. Die Deckung der umlaufenden Neichsbanknolen durch Gold und dcckungSfähigc Devisen betrug am 14. Juni 71,1 Prozent. Auch das zeigt, daß die Reichsbank nicht oaran Senke, bas Amk oes Neichsfinanzministers an zunehmen, ba er nicht glaube, iu oiesein Kabinett frucht bare Arbeit leisten zu können. Zentrum und Reichskanzler. Die Zentrumsfraktion des Reichstages nahm eyrer Bericht des Reichskanzlers Dr. Brüning über die politisch« Lage entgegen. Der Reichskanzler beschäftigte sich in sei nen Ausführungen in der Hauptsache mit den Gründen die die Reichsregierung zu ihrer Jeckungsvorlage veran laßt habe. Er ließ keinen Zweifel darüber, daß die Re gierung zwar in der Form mit sich reden lassen, aber in der Sache unbedingt aus ihren Standpunkt beharren würde. Der stellvertretende Vorsitzende der Fraktion stellt« jest, daß die Zentrumsfraktion des Reichstages geschlossen hinter dem Reichskanzler Dr. Brüning und der Reichs regierung stehe. Die Verteilung der Osthilfe. Beschleunigte Deckung des Kreditbedarfs. Nach neueren Meldungen sollen die Mittel des Ostpro gramms für den Haushalt 193«! wie folgt verteilt werden: Von den zunächst für dnS laufende Haushaltsjahr im Er- zänzuugshauShatt angesordertcn, hierfür bestimmten 126,3 Millionen Marl sollen u. a. 50 Millionen Marl für die B e t r i e b S s i ch c r u n g, 12 Millionen Mark für die Frachtcnsenlung, 37 Millionen Mark für die Real ste u e r s.c n l u n g, 7 Millionen Mark für die Zinsver billigung und 0,3 Millionen Mark für die Senkung der Schiffahrtsabgaben Verwendung finden. Die Bürgschaften sind für folgende Zwecke bestimmt: 225 Millionen Mark zur Befchassung von Dauerkrediten für die ländliche Siedlung, 400 Millionen Mark für die Umschuldung 50 Millionen Mark siir die Krcdithilfe an mittlere und kleine industrielle Betriebe und endlich 250 Millionen Mark für die Ablösungsscheine. Bei der gegenwärtigen Struktur der in- und ausländischen Kapitalmärkte ist damit zu rechnen, daß der Kreditbedarf von den in Frage kommenden Banken durch tranchenweise Ausgaben von Anleihen gedeckt werden kann und schon bald aus dieser Quelle Mittel zur Einleitung der Um schuldungsaktion fließen werden. Osthilsegcsctz vor dem Grcnzausschutz des Landtages. Der Ausschuß des Preußischen Landtages für die Grenz gebiete nahm ven Vortrag eines Regierungsvertrelers über das Reichs-Qsthilse-Gesetz cnigegen. Nach längerer Aussprache wurde ein EmschUeßungsanlrag angenommen, worin Vie Er wartung ausgesprochen wird, daß die Durchführung der Ost hilse ausschließlich «in Einvernehmen mil Ser preußischen Ilaalsregierung ersolgl. Ferner wird der Überzeugung Äus- vruck gegeben, daß v«e vorgesehenen Maßnahmen nur dann den gewünschlcn Erfolg zeitigen können, wenn sie durch eine planmäßige Förderung der landwirtschaftlichen Pro auktion und ihres Absatzes ergänzt würden. in lcbr geringem Umsang vurck die Wirtschaft in Au spruch genommen ivird; den» ai^ Geldmarkt ist cs leine Seltenheit, daß vor« kurzfristiges Geld selbst zu 2 Prozent gar nicht unterzubringen ist, Wenn der Abstand von ven Privat Vtskoittsätzen ven Jedanken nahelegen konnte, mtt ver Diskonlsenkung über !4 Prozent binaüszugehen, so mutz Voch anvererseils beachtet verden, vatz - abgesehen von ver soeben erfolgten Dtskoni- enkuna in Ncwnork — schon Vurch Vie Verminderung des wutschen Diskonts um 14 Prozent Vie sei! längerer Zeil inne- ;ehallene Spannung gegenüber ven Diskoni- ützen anderer wichtiger Geldmärkte herab- zesetzt wird. So sehr die Neichsbank bestreb! ist, ver dem- chen Wirtschas! wettere Erleichterungen und Antriebe zu oer- chaffen und eine gesunde Auslockerung ves Kapiial - Marktes zu unterstützen, so hängt die Erholung ver Wirtschaft aoch auch von anderen starken Faktoren ab, Vie sich ver Be einflussung durch die Neichsbank entzieben von 8 818 5 UN» ist sm Lonntsg Wsklseit! kivktv Vvinen Spssiengsng üsnsut ein. MMlMWMWUWM