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MdmfferTaMM Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft 'Meißen, des Amts gerichts und des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in Deschösisstelle und den Ausgabestellen 2RM. im Monat, bei Zustellung durch Lie Boten 2,3V AM., bei Postbestellung Mpsg.AllePostanstalten Wochenblatt für Wrlsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus. "««erund Geschäftsstellen - - - nehmei^zu jeder Zeit Be- rmungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch aus Lieferung ^Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Ende 1928 ver- bas Gericht wegen Betrügereien im Zusam- mit der Hanau-Affäre zu 2 Jahren Gefäng- Nach Verbüßung eines Jahres wurde er auf freien V gesetzt. Das Steuerprogramm. . «Die Reichsregierung sieht in dem Ganzen ein ein heitliches Programm, an dem sie nach wie vor 'Mäst, weil sie der Überzeugung ist, daß nur seine konse quente Durchführung die Rettung aus schwerer Not Obigen kann und bringen wird." Mit diesem Satz schließt ?se große Erklärung, die von der Reichsregierung über ."r Steuerprogramm abgegeben worden ist, — aber in °^em Programm, das trotz aller scharfen Kritik doch au M „Reichshilfe" für Festbcsoldete festhält, wird der volks- ^Uschaftliche Zweck der mit Hilfe dieser Steuererhöhun- angestrebten Ausbalancierung des Etats Ws in den Vordergrund gerückt: Hilfe für die Wirtschaft, Preissenkung, Überwindung der Wirtschaftsnot dadurch, M der Neichshaushalt in Ordnung gebracht wird, '^iß mittels starker Inanspruchnahme der Steuerkraft NH bestimmter Kreise, aber doch in der unverrückbaren 'wstcht, daß die Anforderungen, die das Reich, die Länder und die Gemeinden an diese Steucrkraft des einzelnen, "Ucr doch damit auch der Wirtschaft insgesamt, stellen, aldmöglichst heruntergeschraubt werden sollen. „Durch- "Mende Ersparnis und Vereinfachung der Ver- Miung soll erzielt werden," läßt die Regierung mit- — und das ist ein Versprechen. Das ist eine Zu- W, an der nicht gerüttelt und gedeutelt werden soll, di wE mehr als nur eine Geste, wenn nicht bloß .'e Minister darauf verzichten würden, 20 Prozent der Mn durch den Etat zur Verfügung gestellten Repräsen- unonsgelder einzusparen, wenn diesem Beispiel ent- Mechend, eine „fürchterliche Musterung" unter Mtlichcn Ausgaben des Neichshaushalts veranstaltet "den würde. Das Finanzprogranun der Regierung Mali die Zusage, daß auch gewisse Abstriche beim Etat Mgen sollen; aber man liest gleich dahinter die Ein- .Mukung, daß „diese Ersparnisse nach Lage der Dinge e» x Mingfügige sein können," wenn man nämlich b W Personalkosten vorbeigeht. Aber daran soll nicht ^«gegangen werden; auch hier will das Reich selbst Wl bloß personell abbauen, sondern auch die Länder und /Minden sollen ihre Verwaltungspcrsonalpolitik einer Rundlichen Reform unterziehen. Dabei muß freilich Mer wieder betont werden, daß es viel mehr daraus N°mmt, das Sachliche, also die Verwaltungstätigkeit einzuschränken, als durch euren Personalabbau die Mvallungskosten vermindern zu wollen. . So stellt die Regierung den nun wieder zusammen- ^sttencn Reichstag vor eine klare Situation. »'M dieser Politik ist die Überwindung der Arbeitslosig- M.die Wiederherstellung der Rentabilität der Landwirt- vsust, die Hilfe für den Osten und die Sanierung der oWhzen." Trotzdem wird nun die Debatte darum gehen, ? me Mittel, die von der Neichsregicrung vorgeschlagen säen, wirklich den bestgeeigneten Weg darstellen, zu xMw Zwl gelangen. Ausdrücklich wird abgelehnt, Wir allgemeinen Zuschlag zur Einkommensteuer vorzu- ugen, weil ein solcher nur eine neue Belastung der Pro- Wwn darstelle, — und sofort dürfte der Einwurf erhoben kn« daß ja auch die Beitrüge zur Arbeitslosenversiche- Wg erhöht werden sollen. Das nrag nur als Beispiel für s.Writik angeführt werden, die sich von allen Seiten be- Wers gegen die „Reichshilfe" erhebt. Und diese Kritik »mitten auf dem Weg, den die Reichsregierung "Mn will. « Tenn dieses Programm ist ureigenstes Werk der Re- Brüning. Keine Fraktion des Reichstages, keine ist „festgelegt", — und das wird der Kritik natür- °se Tore ganz besonders weit öffnen. Andererseits W°i^Regierung eine man möchte fast sagen feier- Form gewählt, um der Öffentlichkeit gegenüber ^»Hier stehe ich, ich kann nicht anders" zu unterstreichen. dem „anders" ist natürlich nur das Ziel zu ver- Wn, nach dem dieses Programm strebt. Damit ist aber V längst nicht gesagt, daß der Weg, den die Regie- borschlägt, nun auch der einzige ist" Schon werden dünnen die andere Wege empsehlen und ly! Dauben, daß „die Regierung mit sich reden lassen - Daß also das Defizit im Reichshaushalt auch W» bbbere steuerliche Maßnahmen gestopft werden jier ' Vorläufig sieht es aber so aus, als werde die Re- eine Kabinettsfrage daraus machen, daß auch der L^ag den Weg gehen soll, den sie vorgezeichnet hat. ^ schließlich steht gerade über der Politik, die der die die Parteien jetzt immer wieder beachten ^.-beobachten müssen im Hinblick auf seiue gegenwärtige d^Mmensetzung, doch das Wort geschrieben: Kom- Beginn der Parlamentsarbeit im Reich Lange ReWiagsWon in Sicht. Das Osthilfegesetz vom Reichsrat angenommen. Die parlamentarischen Arbeiten im Reich haben am Sonnabend wieder begonnen. Der Reichsrat be schäftigte sich unter dem Vorsitz des Reichsinnenministers Dr. Wirth mit dem Osthilfegesetz, das einstimmig an genommen wurde. Nach dem Ausschutzbericht beträgt die Reichsbürgschaft 925 Millionen Mark, von denen Preußen voraussichtlich 225 Millionen übernimmt. Der jährliche Reichszuschuß wird 126,3 Millionen betragen. Die Mittel für die Siedlung sollen durch in- und ausländische Dar lehen unter Reichsbürgschaft beschafft werden, wofür ein zentrales Finanzierungsinstitut gebildet werden soll. Der Reichsrat stimmte ferner der Ergänzung des Haushaltes für 1930 zu, die durch die Grenzhilfe not wendig geworden ist. Dabei fand ein Antrag des Ver treters der Rheinprovinz Annahme, wonach ein West- hilfegesetz zum Ausgleich de? Besatzungs- fchäden vorgelegt werden soll, und zwar so rechtzeitig, daß es unmittelbar im Anschluß an die Osthilfe erledigt werden kann. Zustimmung fand im Reichsrat auch das neue Weingefetz, das verschärfte Bestimmungen über den Namenschutz und den Verschnitt mit ausländischen Weinen bringt. Annahme fand dazu eine Entschließung der Reichsratsausschüsse, wonach die Regierung ersucht wird, in den Ausführungsvorfchriften die Aufspritung von Dessertweinen zu verbieten. Gleichfalls angenommen wurde ein preußischer Antrag, das Verbot des Verschnitts deutscher mit ausländischen Weinen zu verschärfen. Am Montag treten Reichstag und Preußi scher Landtag ebenfalls wieder zusammen. Die Tagesordnung des Reichstags, auf der ursprünglich die zweite Beratung des Haushalts des Reichsarbeits ministeriums stand, hat eine Änderung erfahren, da die Beratung dieses Haushalts zurückgestellt werden soll, bis die Novelle zur Arbeitslosenversicherung vorliegt. Es kommt nunmehr am Montag bereits der Haushalt des Innenministeriums zur Beratung. Wann der Reichstag in die Sommerferien gehen kann, ist noch ganz unbestimmt, da er ein umfangreiches Arbcitsprogramm zu erledigen hat, das fo schnell wie möglich verabschiedet werden mutz. Dieses Programm enthält u. a. folgende Hauptgegenstände: Den Etat mit den gesamten Deckungs- gesetzeir, also das Notopfer, die Ledigensteuer und die Änderung des Tabaksteuergesetzes; ferner die Reform der Arbeitslosen- und der Krankenversicherung, das große Osthilfeprogramm, die parlamentarische Erledigung der Handelsverträge mit Polen, Österreich, Finnland, Portu gal und eventuell auch mit Rumänien, weiterhin das sehr wichtige Gesetz über die Fälligkeit nnd die Verzinsung der Ablösungshypotheken, das Weingesetz und einige andere agrarische Vorlagen, darunter das Brotgesetz, das Milch gesetz und das Gesetz über die Vermahlung von Inland- Weizen. An sonstigen Vorlagen sind zu nennen die Grundsätze für den Kleinwohnungsbau und die inter national wichtige Änderungsvorlage für den Haager Schicdsgerichtshof. Zurückstellcn dagegen will man das Ausgaben senkungsgesetz einschließlich der Sperre für die Wieder besetzung der frei werdenden Beamtenstellen sowie die Perwaltungsreformvorlage, die wahrscheinlich im An schluß an die bevorstehende Ausschußsitzung der Länder konferenz ausgearbeitet werden soll. * Im Preußischen Landtag steht die erste Be ratung des preußischen Finanzausgleichs für l930 und des Gesetzentwurfs über die Schulgeld erhöhung auf der Tagesordnung. Die Tagung des Preußischen Landtages wird nur von kurzer Dauer sein. Vielleicht schon am Montag, spätestens aber am Dienstag, wird eine erneute Vertagung bis zum 24. Juni erfolgen. Das Ende des Dawes-Plan. Ueber die Reparationszahlungen erfolgte ein Schluß bericht Parker Gilberts. Der Reparationsagent stellt fest, daß während der ganzen Zeit des Dawes-Planes die Reparationen nach den Bestimmungen des Planes voll ständig bezahlt und transferiert worden sind, und die Erwartungen der Sachverständigen erfüllt, wenn nicht übertroffen worden seien. Parker Gilbert schließt seinen Bericht nach einer scharfen Kritik der deutschen Finanzpolitik mit dem Hin weis, der neue Plan sei ein Akt des Vertrauens auf den Willen Deutschlands, eine klare Aufgabe ohne fremde Aufsicht und ohne den Transferschutz des Dawes-Planes zu erfüllen. Tariferhöhung bei der Reichsbahn. Auch Gehalts- und Lohnsenkungen. Der Verwaltungsrat der Reichsbahn hat beschlossen, bei der Neichsregicrung einen neuen Antrag auf Erhöhung der Pcrsoncntarife zum Herbst zu stellen. Die Erhöhung soll eine Mchreinnahmc von 45 Millionen jährlich brin gen, das würde eine Erhöhung um etwa drei Prozent bedeuten. Die Reichsbahn rechnet damit, daß die Er höhung am 1. September in Kraft treten kann. Der Hauptreiscvcrkchr würde also nicht mehr betroffen werden. Neben der Erhöhung der Tarife plant die Reichs- bahngcsellschaft, wie verlautet, auch eine Herabsetzung der Beamtengehälter und Arbeiterlöhne. In welchem Um fange diese Herabsetzung erfolgen wird, ist noch nichl bekannt. Angriffe auf -euische Krauen. Neuer Grenzzwischenfall an der deutsch-polnischen Grenze. An der deutsch-polnischen Grenze hat sich bei Kanitzken (Kreis Marienwerder) ein neuer Grenzzwischenfall ereignet. Die Ehefrau des deutschen Reichsangehörigen Schachtmeisters Szuchaschewski, die mit einem ordnungsmäßigen Wirtschafts ausweis versehen war, begab sich in Begleitung einer zu Besuch befindlichen Verwandten über die deutsch-Polnische Grenze aus das von ihrem Ehemann gepachtete Außendeichland, das auf polnischem Gebiet liegt, um wie üblich, ihre dort weidenden Kühe zu melken. Sie wurde dabei von einem polnischen Grenzposten ungehalten und nach ihrem Ausweis gefragt. Obwohl sie den Ausweis vorzeigte, erklärte der Beamte, sie verhaften zu müssen, Er lud dabei sein Gewehr, pflanzte das Bajonett auf und versuchte, Frau S. mit Gewalt nach der Weichsel zu schleppen, wobei sie zu Boden siel. Auf das von den beiden Frauen erhobene Hilfegeschrei eilte der Ehemann der Frau S. aus seinem einige hundert Meter entfernt liegenden Haus auf den auf deutschem Gebiet gelegenen Deich und feuerte, um seiner Frau beizustehen, einige Schreckschüsse aus einer alten Schrotfltnte, die er in der Er regung ergriff, in Richtung nach der Weichsel in die Luft. Der Grenzbeamte ließ darauf von den beiden Frauen ab, die über die Grenze nach Hause zurückflüchteten. Der deutsche Gesandte in Warschau ist beauftragt worden, wegen des Verhaltens des polnischen Grenzsoldatens gegen über wehrlosen Frauen unverzüglich Vorstellungen bei der polnischen Regierung zu erheben. WeAfalenfahri -es „Graf Zeppelin". Nach achttägiger Ruhepause ist „Graf Zeppelin" Sonntag früh Punkt 8 Uhr unter Führung von Kapitän Lehmann bei herrlichem Sonnenschein zu der Fahrt nach Münster in Westfalen glatt gestartet. An Bord befinden sich außer der Besatzung sieben Passagiere, darunter eine Frau. Dreifache lleberzeichnung der Noung- Anleihe in SeuWand. Starke Repartierungen. Nach dem vorliegenden Ergebnis der Zeichnungen auf die Internationale 5X-prozentige Anleihe des Deutschen Reiches 1930, Deutsche Ausgabe, ist der auf gelegte Betrag von 36 Millionen Mark erheblich über zeichnet worden. Die Gesamtsumme der Zeichnungen be trägt nach den bisherigen Feststellungen etwa 98 Millionen Mark. Es mutz deshalb eine Kürzung der gezeichneten Beträge stattfinden. Die Bezahlung der zugeteilten Betröge durch die Zeichner hat nach den Zeichnungs bedingungen bekanntlich in der Zeit vom 16. bis 25. Juni zu erfolgen. Dis Welikrastkonferenz in Berlin. 4000 Teilnehmer aus 41 Ländern. Am Sonntag nahm die 2. Weltkraftkonferenz, zu der 4000 Teilnehmer aus 41 Ländern der Erde in der Ncichshauptstadt versammelt sind, mit einem Empfang der Gäste im Reichstag ihren Anfang. Vor dem Empfang fand im Reichstag eine interne Feier statt, bei der dem Ehrenvorsitzenden, Geheimrat von Miller, die Insignien der Weltkraftkonserenz feierlich übergeben wurden. Äm Montag findet in der Kroll-Oper die Eröffnungssitzung der Konferenz statt, die bis zum 25. Juni dauern wird. Das Interesse des Auslandes an der Weltkraftkonserenz ist ganz außerordentlich, so ist Japan mit 200 Teilnehmern vertreten, 400 Ingenieure und Fachleute der Energiewirtschaft haben England und die Vereinigten Staaten entsandt, sogar das ziemlich industriearme Südamerika ist mit 50 Teilnehmern vertreten, Schweden und Norwegen haben 130 Gäste und die Tschechoslowakei 120 Delegierte angemeldet. Da auch. 500