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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt. - Nr. 132 - Dienstag üen 10. Juni 1930 Tagesspruch. Viele Wege gehn durch den Wald, Wer nicht Bescheid weiß, verirrt sich bald; Viele Wege durchs Leben gehn, Mußt immer den dir ausersehn, Ob macher auch dich locken möchte, Von dem das Herz sagt: Der ist der rechte. Trojan. Mißtrauen gegen den Gommer. Man frohlocke nicht zu früh. Ter Mai war in diesem Jahre nicht besonders er treulich vom Standpunkt der Schönwetterfreunde aus ge sehen —, aber der Juni scheint sich gut anlassen zu wollen und es sieht so aus, als ob es einen guten Sommer geben wollte. Es sieht aber auch bloß so aus! Denn kaum, das ein bißchen Gottessonne vom Himmel herunter scheint sind auch schon die Miesmacher da und unken: „Frohlockei nicht zu früh! Ihr werdet an diesem Sommer keine Freude haben, denn vieles läßt darauf schließen, daß ei verpfuscht sein wird!" Und dann werden Statistiken her- nngeschleppt und „Symptome" geprüft, und man kommt Adem Ergebnis, daß wir wieder einmal um den Sommer trogen werden dürften. . Ein Meteorologe marschiert auf und doziert: Nich sinnial der Juni wird so bleiben, wie er gegenwärtig aus- ^hl. Wir kriegen sicher die berühmte Junikältc, und eck v'ird eine oder zwei Wochen lang kühles und regnerisches Wetter sein. Und es wird sogar gut sein, wenn es sc werden wird, wie wir prophezeien; denn ein Sommer, in dem die Junifröste ausbleiben, pflegt von vornherein nicht viel wert zu sein. Ein richtiger Sommer beginnt bei uns ja überhaupt erst Ende Juni oder gar erst An fang Juli. Tie Sommer 1928 und 1928, die warm und schön waren, fingen erst nach dem 1. Juni an. Gibt es Poßc Hitze schon im Mai oder in der ersten Junizcit, so istim allgemeinen mit dem übrigen Sommer nicht viel los. -am haben wir ja zwar solche Frühhitzen in diesem Jahre nicht gehabt, aber die Hoffnung auf den schönen Sommer der guten alten Zeit darf trotzdem nicht allzu hoch gespannt werden. Beweis: nach einem so auffallend milden Winter wie wir ihn 1929/1930 zu verzeichnen hatten, gibt es, nach alter Erfahrung, nur mittelmäßige Sommer. Es gibt je Wohl Ausnahmen, aber auch darauf sollten wir uns dies mal nicht verlassen, denn eine ganze Reihe von schönen Äh,en ist im allgemeinen nicht üblich. Mehr als zwe schöne Sommer hintereinander gibt es kaum, und da, wic aefagt, die Sommer 1928 und 1929 wirklich schön waren Gleicht anzunehmen, daß auch der Sommer 1930 schön sein Das wäre zuviel des Guten! , Äbcr es gibt da noch andere Beweise. Wir hatten vwoh, u>ir erst in den ersten Junitagen stehen, bisher Mop eine erkleckliche Anzahl von schweren Gewittern mii Wolkenbrüchen, Hagelschlägen usw. So etwas aber Mgt — hier muß wieder einmal die Erfahrung heran- llstogen werden — meist nur in kühlen Sommern vor- jukommen. In wirklich guten Sommern gibt es nicht Mn so frühzeitig reichliche Donnerwetter. Wenn man Grüber auch nichts ganz Sicheres weiß, so sollte man sich doch darauf gefaßt machen, daß es nicht so fein und bleiben Mn wie in den beiden verflossenen schönen Sommern, ^ndenz: Flau! Dies — wie gesagt — prophezeit ein angeblich ei' Mrener Wettermacher, und man könnte wirklich Angst be- Ammen, wenn man das so hört und liest. Aber bange Sachen gilt nicht, und wir haben mit Wetterpropheten Mt schlimmere Erfahrungen gemacht als mit Sommern. Wer ein Philosoph ist, sicht dem Kommenden mit Ruhe stitgegen und denkt sich: „Man wird ja bald sehen, wie's werden wird, und braucht sich nicht schon ein paar Ellen vorher ins Bockshorn jagen zu lassen. Die Parole lautet: abwarten!" Drei inhaltsreiche Wochen Kapitän Vreilhaupt über die Süd- amerilafahrt des „Gras Zeppelin". Der Reichsverkehrsmini st er an Eckener. Reichsverkehrsminifter v. Gusrard hat an Doktor Eckener folgendes Telegramm gerichtet: „Wiederum kann ich Ihnen, Ihrer Besatzung und allen Ihren Mitarbeitern namens der Reichsregierung die herzlichsten Glückwünsche zur Vollendung einer großen Luftverkehrsleistung aussprechen. Die jetzige Reise des „Graf Zeppelin" hat zum ersten Maie ein Luftschiff aus die südliche Halbkugel der Erde geführt und die Möglich keit eines harmonischen Zusammenarbeitens von Luft schiff und Flugzeug im Transozeanverkehr praktisch ver wirklicht. Sic haben damit dem Lufverkehrswesen einen neuen großen Dienst erwiesen. Das deutsche Volk, das an der Entwicklung der Luftfahrt tatkräftigen Anteil nimmt, wird Ihnen und Ihren Mitarbeitern voller Begeisterung Dank wissen." Der frühere Luftschifführer Kapitän Breithaupt, der die ganze Südamerikafahrt des „Graf Zeppelin" mitgemachl bat, äußerte sich über die Bedeutung dieser Fahrt in folgender Weise: Drei inhaltsreiche Wochen liegen hinter uns. Mit fast fahrplanmäßiger Pünktlichkeit wurden die einzelnen Etappen erreicht. Ohne die geringste Schwierigkeit wickelten sich Fracht- und Passagierwechsct in den verschiedenen angelaufenen Häfen ab. Während des ersten, etwa zwölfstttndigen Aufenthalts in Sevilla wurde der Brennstoffvorrat ergänzt. Auf der Weiterfahrt nach Süd amerika hoffte Dr. Eckener bald den ersehnten Nordostpassat zu finden, der uns beschleunigt vorwärts bringen sollte. Ver gebens — ein französisches Flugzeug war gleichzeitig in Dakar gestartet und hatte den Passat anscheinend ausgeüräucht. So wurde Pernambu ko etwa zwölf Stunden zu spät, aber doch in nur 61 Stunden 52 Minuten erreicht. Das nächtliche Ankermanöver auf unbekanntem Platz mit ungeübter Mann schaft war ein fahrtechnisches Meisterstück, das die ungeteilte Anerkennung der zahlreichen Zuschauer fand. Im Morgengrauen des 25. Mai überfuhren wir das zwischen Bergen und Meeresküste sich breit ausdehncnde Häusermeer Rios. Kirchenglocken läuteten, Dampssirenen jubelten über den ersten Flug von Europa nach Südamerika. Dann erfolgte während.eines einstündigeu Aufenthalts der Zur Erinnerung an den ersten Aquatorflug des „Graf Zeppelin" wird von der Berliner Staatlichen Münze diese Medaille in Bronze, Silber und Gold geprägt. Payagcerweaget uno 24 Lötunoen spater war „Graf Zeppcuw wieder am Ankermast in Pernambuko, dem Umschlagshafen für den kommenden südatlantischen Luftschiffverkehr. Während der in dieser Jahreszeit zu erwartenden Niederschläge wollte Dr. Eckener nicht das Sturmgebiet des Amazoncnstromes überfahren. Dafür hatte er sich als wissenschaftliche Aufgabe meteorologische Untersuchungen im Kalmengürtel gestellt. Zu diesem Zweck wurde bis fünf Grad nördlicher Breite nordwärts gesteuert, wobei zum zweitenmal der Äquator überflogen wurde, über Barbados steuerten wir Porto Rico an, wo „Graf Zeppelin" beim Hellwerdcn am 30. Mai über San Jose zur Enttäuschung der Fahrgäste direkten Kurs auf Lakehurst nahm. Alle Fahrgäste, be sonders die Spanier, hatten sich auf die Antillenfahrt und auf die Zwischenlandung in Havanna gefreut, aber die Wetter lage gestattete diesen Abstecher nicht. Wie sich auf Grund späterer Meldungen gezeigt hat, traf Dr. Eckeners Prognose vollkommen zu. Querab am Kap Hatteras mußte das wunderbare Schiff seine vielleicht schwerste Probe bestehen. In einer schweren Bö sprang plötzlich der Süd-Süd west-Wind auf Norö-Nordost, also um 180 Grad, um, das ganze Gerippe schwer erschütternd. Das Schiff bäumte sich und stieg 200 Meter, lag aber trotz der Beanspruchung ver hältnismäßig ruhig in der Lust. Nach überfahren von Atlantik City frühmorgens am 31. Mai wurde das Schiff um 6.10 Uhr in tadelloser Landung zu Boden und kurz darauf mittels des neuen fahrbaren Mastes in die Halle gebracht. In knapp 63 Stunden wurde bei teilweise recht stürmischem Wetter die 6390 Kilometer lange Strecke nach Sevilla über die in Hellem Sonnenlicht erstrahlenden Azoren zurückgelegt. Fahrplanmäßig wurde in 25 Minuten Landungszeit der Passagierwechsel in Sevilla vor genommen. Dann überfuhren wir bei Anbruch der Dunkelheit in Wolkenhöhe die in Cadiz vor Anker liegende Hochseeflotte. In schwerem Sturm und Regen wurde die Straße von Gibraltar passiert. Vier Uhr morgens, am 6. Juni, tauchte aus dem lichtblauen Meer die phantastisch schöne Silhouette der Balearen im Sonnenaufgang auf. Eine sehr schwere Schnee- und Hagelbö in schwarzgrauer Farbe und in Form einer Taube hat uns im Rhönetal gepackt und in Vier- Meter-Sekundenaeschwindigkeit das Schiff um 300 Meter hoch- und 350 Meter heruntergerissen. Alles torkelte durcheinander, bei 15 Grad Schräglage und strömendem Wasser. Aber nie mand war besorgt. Man hatte sich Dr. Eckener und seiner hervorragenden Besatzung anvertraut und kannte die Güte des deutschen Schiffes, das in Wind und Wetter erprobt war und schon so manches Mal deutschen Rubin in weite Lande ae- tragen hat. Oie Kahrzeiten des „Graf Zeppelin" auf der Eüdamerikareise. „Graf Zeppelin" hat auf der Südamcrikafahrt fol gende Strecken zurückgelegt: Friedrichshafen—Sevilla 2612 km in 25 Std. 32 Min.; Sevilla—Pernambuko 6373 „ „ 61 „ 52 „ ; Pernambuko—Rio de Janeiro 2404 „ „ 31 „ 26 „ ; Rio de Janeiro—Pernambuko 2086 „ „ 24 „ 2 „ ; Pernambuko—Lakchurst 7487 „ „ 68 „ 19 „ ; Lakchurst—Sevilla 6390 „ „ 62 „ 51 „ ; Sevilla—Friedrichshafen rd. 2400 „ „ 24 „ 30 „ ; Die große Südamcrikafahrt ging demnach über 29 752 Kilometer, die in 298 Stunden und 32 Minuten zurück gelegt wurden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Luftschiffes betrug auf dieser Reise rund 100 Stunden kilometer. Sie österreichischen Rentner nnd wir In Oesterreich wurde, so schreibt das Bundesblatt des Deut schen Rentnerbundes, am 18. Juni v. Fs. das dortige Kleinrent nergesetz verkündet. Im Gegensatz zu Deutschland hat man ohne endlose statistische oder sonstige Erhebungen der zwingenden Not wendigkeit entsprechend den Mut gefaßt, daß Gesetz zu schaffen, wenn auch zunächst als Rahmengesetz, da die endgültigen Aus wirkungen sich erst durch die eingehenden Anmeldungen über blicken ließen. Das Gesetz aber gibt den österreichischen Rentnern grundsätzlich das, was die deutschen Renlner seit fast zehn Jähren unausgesetzt erstreben. In Deutschland dagegen kommt man über kleinliche Bedenken, über theoretische Erörterungen, sophistische Rethorik, parteipolitische Taktik und ähnliche für die Praxis nutz lose u. zeitraubende Ueberflüssigkeiten nicht hinweg. Diese Dinge find anscheinend den deutschen Gesetzgebern wichtiger als die Er haltung von Menschenleben. Ertönt bei einem Brande der Ruf „Menschenleben in Gefahr", so wird mit größter Beschleunigung alles getan, um das eine gefährdete Menschenleben zu retten. Handelt es sich aber, nachdem schon Zehntausende gestorben sind, um Hunderttausende, die in Lebensgefahr schweben, so erörtert man lange, ob es auch nicht zu kostspielig sei, sie zu retten und ob deren Rettung der „Partei" jeweils nützen oder schaden könnte. Man geht dabei offenbar von der Erwägung aus, daß die Rentner ja alt und krank, also schwach und ungefährlich, auch zahlenmäßig nicht stark genug seien, um ihr Recht zu erkämpfen. Dies ist umso schlimmer, als die Renlner auch von ihren ehe maligen Berufskollegen und allen denen, die ihnen früher nahe- ftanden, die sicherlich einst auch in vielen Fällen ebenso gern das Rentnergeld als Darlehen in Empfang nahmen, wie der Staat im Wege der Enteigung, im allgemeinen hilflos im Stich gelassen wurden. Diese Angehörigen sollten aber nicht nur ein menschliches M AU MM MW. Roman von I. Schneider- Foerstl. 68. Fortsetzung Nachdruck verboten „Sie warten!" befahl er dem Chauffeur und lief dann hastend den gelbbesandeten Weg zu dem schlichten Gebäude hinauf, dessen Fenster in der matten Frühsonne spiegelten. Die Klingel zitterte anhaltend durch den langen Flur. Die öffnende Schwester bekam ein freundliches Strahlen in die ernsten braunen Augen, als sie den frühen Besucher ein ließ. „Sie hat eine sehr gute Nacht gehabt," gab sie, ohne eine Frage abzuwarten, Auskunft. „Sie scheint nur von einer Mwissen Angst erfüllt zu sein, die sie immer wieder aus dem Schlummer riß." Veit Schäffer nickte verstehend und hastete nach seiner Brusttasche, in der ein Zeitungsblatt knisterte. „Darf ich sie sprechen, ja?" „Gewiß, Herr Schäffer." Die Schwester schritt ihm voran den Gang zurück und klopfte an eine der weißgestrichenen Türen. Auf ein leises »Herein" öffnete sie und ließ den Maler eintreten, während sic selbst zurückblieb. Aus den weißen Kissen des Bettes leuchtete flimmerndes Blondhaar, in das sich die Morgensonne verfing. Zwei fra gende Augen sahen ihm entgegen, senkten sich dann, ein kleiner blasser Mund stammelte ein Wort des Dankes. „Die Schwester hat mir bereits alles gesagt." Er legte die Nelken auf das weiße Einschlaglaken ihrer Decke und ließ seine Hände für Sekunden auf den schmalen, bleichen liegen, die sich so unruhig darunter freizumachen suchten. „Hoffentlich haben Sie nicht irgendwelchen bleibenden Schaden davongetragen, gnädige Frau! Wenn man solche Dinge macht, denkt man gewöhnlich nie an das Morgen, sondern immer nur an das momentane Jetzt. — Man denkt auch niemals an die andern, die auch noch Rechte an uns haben, sondern immer nur an sich allein." Das süße Gesicht stand in flammende Glut gebadet. „Ich möchte Sie bitten, Herr Schäffer, daß Sie — für mich ver mitteln." „Gern," sagte er ernst. — „Soweit das eben möglich ist. — Eines müßte ich natürlich zuvor wissen: Warum Sic gestern den Tod im Elbkanal gesucht haben!" Wieder sanken die langen Wimpern tief über die fiebri gen Augen. „Ich habe einen Vertrag unterschrieben, den mein Mann nicht billigte. — Als ich mein „Ja" zurücknehmen wollte, hat mir der Impresario geboten, ich sollte noch einmal mit meinem Gatten darüber sprechen. — Das habe ich mich nicht getraut. — Da wollte ich denn lieber ein Ende machen, ehe ich ihm noch einmal wehetun mußte." Veit Schäffer nickte. Was sie gesagt hatte, war lautere Wahrheit. Es fragte sich nur, ob sie schon stark genug war, zu erfahren, was die Spalten der Morgenblätter meldeten, oder ob man sie vorläufig noch schonen sollte, Kenntnis da von zu nehmen. Sein Blick war groß und forschend an ihr gehangen, daß sie ein Gefühl der Angst verspürte. „Ist irgend etwas passiert?" fragte sie schüchtern. Er bejahte, indem er den Kopf leicht auf und nieder be wegte. „Etwas Schlimmes?" Nun stand Heller Schrecken in ihren blauumrandeten Augen, und ihre Hände griffen verstört nach den seinen: „Bitte, Herr Schäffer!" „Ihr Mann sucht nach Ihnen," gab er Bescheid. Er sah ihr Aufatmen und empfand ein Schmerzgefühl ohnegleichen. Einmal mußte sie ja doch erfahren, was geschehen war. „Würden Sie sich so kräftig fühlen, gnädige Frau — daß ich Sie — natürlich in einem Wagen — nach Hause bringen könnte — ja?" „Ja," sagte sie ohne Zögern. „Dann will ich noch rasch den Arzt fragen, ob er es auch erlaubt. Sie lassen sich inzwischen ankleiden. In zehn Minuten, gnädige Frau!" Der jourhabende Mediziner wiegte die Schultern und überlegte. „Lasse ich sie mit Ihnen gehen, dann trägt sie möglicher weise doch einen Schaden davon, sie ist noch ungemein schwach. Halte ich sie aber, bekomme ich sehr wahrscheinlich zuguterletzt den Vorwurf, die Schuld zu tragen, daß sie ihn nicht mehr lebend gesehen hat. — Fahren Sie in Gottes Namen, verehrter Meister, so oder so — eines davon muß immer riskiert werden." Während Veit Schäffer mit der jungen Frau in dem ge schlossenen Auto dahinfuhr, suchte er nach einem Wort, das den Anfang bilden sollte, sie wenigstens etwas von der Wahrheit ahnen zu lassen. Eine Frage ihrerseits gab eine Minute später die Gele genheit, sie schonend vorzubereiten, was ihrer wartete. Als nämlich der Wagen nach Blankenese einbog, Lat Ilse ganz erstaunt: „Wir wohnen Holstenwall!" „Ihr Gatte ist bei seiner Mutter," beschied er. „Warum erschrecken Sie so über die Maßen? Leben Sie nicht in Ein tracht mit ihr?" „Ich bin noch nie bei meiner Schwicgermutteer gewesen." Er verstand, dachte an Fritzi und stellte keine Frage mehr. „Liebe gnädige Frau," mahnte er, als er ihre Erregung bemerkte, die sich immer mehr steigerte, je näher man dem Ziel kam, „Sie müssen jetzt ganz ruhig und vernünftig denken und alle Angst von sich weisen. — Ihr Mann ist nämlich krank! — Sehr krank sogar!" — Ihr Aufschrei un terbrach ihn. „Wenn Sie sich nicht fassen, liebes Kind, muß ich Ihnen die Wahrheit verschweigen." Nur ihre Augen flehten; was ihr Mund bat, konnte er nicht verstehen. Aber der Druck ihrer kleinen Hand, die sie auf seine Linke gepreßt hatte, verriet ihm mehr, als Worte zu sagen vermocht hätten. Er zog das Blatt aus der Tasche und reichte es ihr. Ilses Augen hasteten schon die rot angestrichene Stelle entlang: (Fortsetzung folgt.)