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Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193006276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300627
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-06
- Tag 1930-06-27
-
Monat
1930-06
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1930
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Wünsche zur Außenpolitik. Das deutsch polnische Verhältnis. Der Reichstag setzte am Donnerstag die zweite Lesung des Etats des Auswärtigen Amtes fort. Nach wie vor stand die Rheinlandräumung, das Verhältnis zu Polen und zu Sowjetrußland im Vordergrund des Interesses. Viel beachtet wurde dabei, daß der Abg. Professor Dr. Hötzsch von der Christlichnationalen Arbeitsgemeinschaft sich warm für ein enges Verhältnis zwischen Rußland und Deutschland einsetzte. Gegen Schluß der Debatte nahm Reichsaußenminister Dr. Curtius nochmals Gelegenheit, seine Stellung zu den außenpolitischen Problemen darzulegen und sich mit den ver schiedenen Rednern auseinanderzusetzcn Dabei versicherte er, daß er sich dem deutsch-polnischen Problem persönlich mit ganzer Hingebung widme und sich für die Rechte der Deut schen jenseits der Grenzen voll einsetze. Die außenpolitischen Erörterungen des Ministers wurden vom Hause ruhig aus genommen, nur als sich Dr. Curtius mit der Kritik des Ab geordneten von Freytagh-Loringhoven an seinem Etat aus- einandersetzte und die Vorwürfe des Abgeordneten als un berechtigt zurückwies, wurde ihm von der rechten Seite des Hauses lebhaft widersprochen und die Verhandlungen nahmen zum Teil einen recht stürmischen Charakter an * Sitzungsbericht. (184. Sitzung.) 08. Verlin, 26. Juni. Die von den Regierungsparteien beantragte Verlängerung des Nothaushalts bis Ende Juli wurde in erster und zweiter Lesung genehmigt. Das Haus setzte dann die zweite Beratung des Haushalts des Auswärtigen Amtes fort. Abg. Frhr. v. Rheinbaben (D. Vp.) erklärte, es sei mit Recht die Frage aufgeworfen worden, in welchem Maße man im Auswärtigen Amt Ersparnisse durchführen könne. Man dürfe aber nicht vergessen, daß das Auswärtige Amt nach 1918 ein Experünentierfeld für alle möglichen Dinge war. Die Lage Deutschlands sei auch grundsätzlich verschieden gegenüber der anverer Länder. Die anderen besitzen, während wir aufbauen wollen. Deshalb hinke jeder Vergleich, wenn man nur die nackten Zahlen nennt. Zu oem Paneuropamemorandum Briands werde man eine abwartende Stellung einnehmen und jede Bindung hinsichtlich der Errichtung neuer paneuropäischer Behörden ablehnen müssen. Ungeheuer wichtig sei das Verhältnis zu Polen. Wir haben das Opfer gebracht, vas deutsch-polnische Liquida tionsabkommen zu ratifizieren. Wir haben aber noch nicht ge hört, daß Polen diesen wichtigen Vertrag ratifiziert hat. Zum deutsch-polnische» Handelsvertrag sind wir positiv eingestellt, behalten uns aber die Stellungnahme im einzelnen vor. Die Grenzzwischenfälle haben die stärkste Empörung gegen die polnischen Methoden hervorgerufen. Die ernsteste Aufmerksam keit muß das System erregen, mit dem Polen seinen Kriegs- und Handelshafen Gdingen künstlich fördert und Danzig wirt schaftlich abschnürt, um es ganz unter polnischen Einfluß zu bringen. Abg. Schneller (Komm.) warf der deutschen Außenpolitik vor, daß sie weiter fortfahre. Deutschland in die antirussische Front einzugliedern. Abg. Dr. Dernburg (Dem.) erklärte, die Liquidation des Krieges sei ein Bedürfnis auch für die übrigen Mächte, die ebenso wie Deutschland unter der Weltwirtschaftskrise und der ungeheuren Arbeitslosigkeit leiden. Der Briandsche Pan europaplan erhalte aber eine eigenartige Beleuchtung durch die Tatsache, daß Frankreich in der letzten Zeit fünf Millionen Frank für Befestigungen außeretalsmäßig ausgegeben habe. Es könne auch nicht an- geyen, daß unter falscher Auslegung des Mandatsbegriffs die ehemaligen deutschen Kolonien einfach vom britischen Im perium verschluckt würden. Abg. Dr. Hötzsch (Christl.-Nal. Arb.-Gem.) wandte sich gegen den Vergleich des deutschen auswärtigen Haushalts mit denen anderer Länder und betonte, daß klare Vergleiche schlechterdings unmöglich seien, da die Verhältnisse in den ein zelnen Staaten sehr verschieden seien. Den Schlußbericht des Reparationsagenten Parker Gilbert habe er als schulmeisterlich empfunden, wenn er auch den größten Teil seiner Kritik als berechtigt anerkenne. Mil der Rheinlandräumung sei unsere Freiheit und Gleichberechtigung nicht erreicht. Gegen die entmilitarisierte Zone würde er nichts etnwenven, wenn sie sich auch nach der fran zösischen Seile hin auf 50 Kilometer erstrecken würde. Bei der Besprechung des Briandsche» Memorandums führte der Redner aus, daß Deutschland bereit sei zur Zusammenarbeit mit den übrigen europäischen Mächte», aber die Teilnahme an einer Gruppierung ablehne, die sich gegen außereuropäische Mächte richte. Die vielen deutsch-polnischen Grenzzwischenfälle wären kleine Ervlosion/n eines überreizten polnischen Nationalismus aus dem Gefühl innerer Unsicherheit heraus. Es müsse unter den heutigen Verhältnissen und ohne daß Deutschland seinen Anspruch aus eine friedliche Grenzrevision im Osten aufgebe, ein mockus vivoncki zwischen Deutschland und Polen zefunden werden. Avg. Gras Reventlow (Nat.-Soz.) erklärte, daß es Volks betrug wäre, von einer Befreiung oes Rheinlandes zu sprechen. Tatsächlich wäre das Rheinland internationalisiert. Er lehne icoe veulsch-sranzösische Freundschaftspolitik ab. Abg. Dr. Schreiber lZtrü wies daraus hin, daß im Aus wärtigen Amt eine ernste Sanierungsarbett im Gange sei. Zu dem Briandschen Memorandum meinte der Redner, daß )er Leitgedanke oes Briandschen Vorschlages die unbedingte Gleichberechtigung der Völker sei, daß aber eine einseitig ent- nilitarisierte Rheinlandzone und ein Verbot des Zusammen schlusses von Österreich und Deutschland mit diesem Gedanken richt zusammenpasscn. Reichsminister Dr. Curtius acisicherle zur Frage des deutsch-polnischen Problems, daß er aichl Nachlassen werde, sich für die Deutschen jenseits der Ost- zrenze mit allen Kräften einzusetzen. Er bedauere, daß der polnische Staat das deutsch-polnische Liquidationsabkommen bis heute noch nicht ratifiziert habe. Innenpolitische Verhält- Me seien daran schuld, wenn Polen diese völkerrechtliche ßslichi noch nicht erfüllt habe. Unser Warschauer Gesandte sei rngewiesen worden, aus die schleunige Ratifizierung des Liquidationsabkommens und dann auch auf die des polnischen Handelsvertrages hinzuwirken. Dr. Curtius führte dann weiter aus, daß Deutschland den Anspruch aus koloniale Betätigung ruf die Erfolge seiner früheren Kolonialpolittk stützen könne. Wenn England das Mandatsgebiet des früheren Deutsch- Ostasrikas praktisch mit den benachbarten britischen Gebieten vereinige, so wäre das mit der Selbständigkeit des Mandats- zebiets unvereinbar. Der Minister beschäftigte sich dann mit »er Kritik des Abg. von Freytagh-Loringhoven an der Aus- zabenwirtschast und suchte zahlenmäßig nachzuweisen, daß die Vergleiche des deutschnationalen Kritikers aus falschen Vor- tussetzungcn beruhten Wenn der Abgeordnete seinen Miß- irauensantrag damit begründe, daß im Auswärtigen Amt nne finanzielle Mißwirtschaft herrsche, so liege darin eine olche Schädigung des Ansehens der deutschen Außenpolitik, )aß man mindestens eine stichhaltige Begründung sür einen solchen Vorwurf hätte erwarten müssen. Abg. Frau Sender (Soz.) meinte, wenn der Briandsche Plan die Wünsche nach europäischer Zusammenarbeit nicht erfülle, so müsse es die Aufgabe der deutschen Staatsmänner sein, ihn zu verbessern. Abg. Sachscubcrg (Wirtschaflsp.) bezeichnete eine Gesun dung der Wirtschaft als die Grundlage für jede starke Autzen- volitil. Abg. von Freytagh-Loringhoven (Dln.) hielt gegenüber den Ausführungen des Außenministers seine Angaben über die verschwenderische Wirtschaft des Auswärtigen Amtes aufrecht. Abg. Stubbendorf (Dtn.) wandte sich gegen den deutsch polnischen Handelsvertrag, der die deutsche Landwirtschaft wieder einmal bitter enttäusche. Darauf wurde die Weiterberatung auf Freitag vertagt. Nie pfa-z aw Vorbild. Befreiungskundgedung des Bayerischen Landtages. Der Bayerische Landtag gedachte der bevorstehenden Befreiung der Pfalz. Präsident Stang hielt e' An sprache, in der er n. a. ansführte: Wenn man am l uni unsere geliebte Pfalz als ein freies dem Deutschen ..eiche verbundenes Gebiet sieht, dann ist das die Frucht nicht etwa eines bramarbasierenden und geräuschvollen politi schen Auftretens, sondern es ist die Frucht eines unbeug samen, zähen Willens, eines aufrechten Bekennermutes. Möge dieses Beispiel der Pfalz auch vorbildlich sein für die vaterländische Politik, die wir in den bisher unbesetzten Gebietsteilen des deutschen Vaterlandes zu treiben haben. Bürgerwehr statt Polizei. Thüringen hat kein Geld für Polizei. In der Klage Thüringens gegen die Sperrung der Polizeizuschüsse durch das Reich wird der Erlaß einer einstweiligen Verfügung beantragt, wonach das Reich die Polizeizuschüsse im seitherigen Umfange bis zur end gültigen Entscheidung des Staatsgerichtshofes an das Land Thüringen weiterzahlen soll. Zur Begründung wird gesagt: Thüringen sei ebenso wie die anderen Länder auf die Reichszuschüsse für poli zeiliche Zwecke angewiesen. Wenn diese nicht mehr ge währt werden, so werde Thüringen nichts übrigbleiben, als Wege zu suchen, wie die Unterhaltung der notwendigen polizeilichen Kräfte ver billigt werden könne. „Wohl die einzige Möglichkeit dazu sei es," so heißt es wörtlich, „den jetzt vorhandenen kündbaren Polizei beamten zu kündigen und den Polizeischutz, den bisher die Landespolizei versah, zum größten Teil durch persön liche Dienste nichtbeamteter Staatsbürger gemäß K 133 der Reichsverfassung wahrnehmen zu lassen." Die vom Reiche bisher zugewiesenen Zuschüsse seien in kürzester Zeit verbraucht, so daß nach der Sperrung der Zuschüsse weitere Geldmittel zur Unterhaltung der Polizei völlig fehlen würden. Nie Aufgaben der Polizei. Minister Wäntig aus der Polizeiverwaltertagung. In Berlin begann eine Konferenz der Staat lichen Polizeiverwalter Preußens, die von dem preußischen Innenminister Dr. Wäntig eröffnet wurde. Minister Wäntig begrüßte die erschienenen Polizeipräsidenten und Polizeidircktoren mit einer Ansprache, in der er aus die Ausgabe der Polizei hinwies, die heute in besonderem Matze als bewaffnete Macht des Staates den Schutz der Verfassung zu gewährleiste» habe. Er freue sich, daß die preußische Polizei zuverlässig sei. Die wirtschaftliche Not hätte eine besonders ernste Lage geschaffen. Unter den Polizei präsidenten seien viele aus den freien Berufen hervorgegangen, die mit den Wünschen der Bevölkerung besonders vertraut seien. Dies befähige sie, drohenden Gefahren vorzubeugen. planmäßige Absahregelung. Abschluß der Vollversammlung des Landwirtschaftsrates. Rach denr Vortrag Dr. Schindlers genehmigte der Deutsche Landwirtschaflsral eine Entschließung, in der gefordert wird, daß nach Drosselung der Einfuhr ausländischer Agrarerzeug nisse eine Festlegung einheitlicher Qualitätsbe griffe und eine Bezahlung der Ware nach Qualität erfolge. Ferner sei notwendig ein planmäßiger Aufbau leistungs fähiger landwirtschaftlicher Absatzorgäuisationen, Schaffung eines Lagcrscheinkredits und Vereinheitlichung der Markt- nvtierungen und Mnrktbcstimmuugcn. Zum Schluß sprach der Direktor der Landwirlschafls- kammer sür die Provinz Brandenburg und Berlin, Dr. Mendelson, über die landwirtschaftlichen Verhältnisse der Mark Brandenburg. Darauf wurde die Vollversamm lung des Landwirtschaftsrates geschlossen. In den nächsten Tagen finden Besichtigungsfahrten durch verschiedene Teile der Provinz Brandenburg statt. Sei den Kranken soll man nicht sparen. Die Krankenkassen gegen Leistungsabbau. Aus Anlaß der in diesen Tagen stattfindenden Beratung oes Regierungsentwurfes zur Abänderung der Krankenversiche rung durch den Reichsrat nahm der Hauptverband Deut scher Krankenkassen in einer starkbesuchten Kundgebung in Berlin Stellung zu dem Entwurf. Abgelchnt wurden alle Sparmaßnahmen, die sich als Ab bau der Leistungen für die Versicherten auswirken müssen, in erster Linie der Arzneikostenanteil und die Einfüh rung einer obligatorischen Krankenscheingebühr. Scharfe Angriffe richtete der geschäftsführende Vorsitzende oes Hauptverbandes gegen die Ärzteschaft, die eine allgemeine Atmosphäre von Mißstimmung gegen die Kassen er zeugt habe. Aufs entschiedenste wende sich der Hauptverband zegen die Slreikandrohung, mit der der Ärztekongretz auf die Vorschläge des Entwurfes zur Reform des kassenärztlichen Dienstes reagiert habe. Kleine Nachrichten — Kingsford Smith auf dem Newyorker Flugplatz gelandet. Neuyork, 27. Juni. Kingsford Smith ist um 0.29 MEZ. auf Roosevelt Field gelandet. Er wurde von einer vieltausend köpfigen Menge jubelnd begrüßt. Der englische Botschafter, meh rere Washingtoner Regierungsvettreler und Vertreter der Stadt Neuyork beglückwünschten die Ozeanflieger. Berlin, 26. Juni. Der Ozeanslieger Kingsford Smith er klärte vor seinem Abflug nach Neuyvrk, er hätte an einer Ozean überquerung genug gehabt. Er werde nie wieder, weder in öst licher noch in westlicher Richtung, über den Atlantischen Ozean fliegen, sondern künftig den Dampfer benutzen. Das Abenteuer, das er ihnter sich habe, sei ihm für lange Zeit genug. Kingsford bezweifelt die Möglichkeit der Einrichtung eines regelmäßigen Flugzeugdienstes auf dem Nordatlantischen Ozean zu Handels- zwccken und betonte, daß der Flug von Ost nach West fast unüber windliche Schwierigkeiten bereite. § Äus unlerrr keimst I " Wilsdruff, am 27. Juni 1930. Merkblatt für den 28. Juni. Sonnenaufgang 3'° !! Mondaufgang Sonnenuntergang 2G" li Monduntergang 22 1914: Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemghltn in Serajewo ermordet. Gespräch über Wetter. Gespräche über Wetter sind in den meisten Fällen Ver legenheitsgespräche. Wenn man schon gar nichts anderes zu fragen und zu sagen weiß, eröffnet man die Unterhaltung mit den Worten: „Was sagen Sie zu der Hitze?" oder „Was sagen Sie bloß zu diesem Regen?" Mehr als in diesen letzten Wochen aber tst wohl selten noch über Wetter geredet worden. Wenn zwei sich begegneten, stellten sie sofort fest, daß es seh/ heiß sei, aber es sei ja schließlich Sommer, und man müße sich eigentlich freuen, daß es endlich wieder einmal Sommer fei. Und so. Nun ist Wetter und Wetter zweierlei, und was dem einen Spatz macht, macht dem andern Sorge. Sonne ist unbedingt schön, aber zuviel Sonne kann unter Umständen ebensoviel Schaden bringen wie zuviel Regen. Der Städter, der bei der großen Hitze zwischen glühenden Häusermauern schmachtet und schwitzt, denkt sich so in seinem Sinn: „Was hat es doch der Landwirt jetzt gut! Der wohnt doch eigentlich immer in der Sommerfrische! Seine Felder stehen in der prallen Sonne so gut wie nie zuvor, und zwischen den Getreide ähren prangen hübsche bunte Blumen, so daß auch die Kinder ihre Freude haben. Alles deutet auf eine frühe und gute Ernte hin!" Während dieses Monologs des Städters blickt der angeblich so glückliche Landwirt von seinem Platz an der Sonne aus sorgenvoll zum Himmel empor. Kein Wölkchen ist dort zu sehen, und er braucht doch so dringend Regen und nochmals Regen. Die bunten Blumen zwischen den Roggen- und Weizen feldern sind vielleicht böses Unkraut, und des Landwirts Kinder wissen das auch schon und haben an der Blütenpracht durchaus nicht die große Freude, die der Städter voiaussetzt. „Alles in der Welt läßt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von schönen Tagen," mikditiert der Landwirt, denn er weiß, daß als Begleiter der schönen Tage ihm reichlich Ungeziefer in die Saaten und in die Obstbäume kommt. Und was der naive Städter als Anzeichen einer nahen Ernte zu erkennen glaubt, das ist vielleicht gar die in bedrohliche Nähe gerückte Gefahr der Notreife. So also ist das mit dem Wetter, und Sonne ist durchaus nicht immer erwünscht. Der eine macht mit der Sonne gute Geschäfte, indem er den Durst ausgetrockneter Kehlen stillt, der andere aber kann durch dieselbe Sonne unter Umständen bettelarm werden. Wie immer und überall im Leben, tst auch hier die goldene Mitte das beste, was uns werden kann: ein bißchen Sonne, ein bißchen Regen — alles in schöner, runder Abwechslung, daß jeder mal rankommt nist seiner Freude am Sommer. Ende des Gesprächs über Wetter! Luft- und Schwimmbad Wilsdruff. Wasserwärme im Schwimmbecken 26 Grad Celsius. Schützenfest. Stürme und Nöte der Zeit durchtoben das Va terland Ls ist scheinbar kein Frieden, kein Zufriedensein mehr unter den heutigen Menschen. Niemand freut sich mehr recht dB Daseins, weil es trotz aller modernen Dinge immer freudloser und sorgenvoller wird. Und trotzdem feiert die hiesige Priv Schützengesellschaft in den nächsten Tagen ihr Schützenfest, feiert es sogar noch in erweitertem Rahmen. Das ist recht so! Immer Kopf hoch und nicht unterkriegen lasten! Am guten Beispiel faste» auch die Zaghaften neuen Mut! Das Schützenfest läßt jedes Iain die Herzen hoher schlagen. Alt und Jung ist dabei und sreut sich daran. Und gerade jetzt erst recht soll uns das Fest lieb werden. Gestern gabs schon den Auftakt dazu. In der sechsten Abendstunde zogen die aktiven Mannschaften hinter Musik und Fahnen nach dem Schützenhause, wo die nötige» Instruktionen erteilt wurden und die Dienstausgabe erfolgte. Abends 8 Uhr schloß sich der üblich Kommers an. Die Städtische Orchesterschule unter Leitung von Obermusikmeister Philipp eröffnete und belebte ihn mit schnei big gespielten Musikstücken. Präsident Oberlehrer Kantor Hientzsch bewillkommnete in begeisternder Ansprache die An wesenden und im besonderen den Schützenkönig Emil, „dB Gemütlichen", blickte zurück auf die vergangenen Wochen der Vor bereitung und dankte allen, die an der Bewältigung der Riesen arbeit beteiligt waren. Alles laste einen freudigen Ausblick au! die kommenden Tage zu, die ganz unter dem Motto stünöcm „Scharfes Auge, sichre Hand und ein Herz fürs Vaterland!" Seine Worte klangen aus in dem Wunsche eines frohen Festge lingens und in einem Hoch auf den Schützenkönig Tutzschkv und seine Familie. Oberzahlmeister Ruppert gab den ihm und den anderen gezollten Dank an den Präsidenten zurück und er weiterte ihn auf die an der Schmückung beteiligten Kameraden und deren Frauen. Schützenmajestät Emil dankte für die ih^ zuteil gewordene Ehrung und gab seiner Liebe und Anhänglichen an die Schützengesellschast noch besonders dadurch Ausdruck, daß er für den jeweiligen Präsidenten eine wertvolle Halskette stiftet und sie dem jetzigen mit dem Wunsche anlegte, daß er sie noch viele Jahre zum Wohle der Gesellschaft tragen möchte. Die herz lichen Dankesworte des Präsidenten wurden von den Kameraden freudig zustimmend unterstützt. Auch Kommandant Rost dankte und im besonderen auch für die vielen Beweise der Freundschaft die ihm während seiner Krankheit von den Kameraden und ihren Frauen zuteil wurden. Kamerad Schlichenmaier ließ den Präsidenten und dieser die Frauen hochleben und Oberleutnant Kuhr gedachte der Presse. Bor 10 Ahr wurde nach der „Alten Post" marschiert. Hier war es vor allem Oberleutnant Kuhr, der für festfröhliche Stimmung sorgte. Er gedachte auch des alten treuen Kommandanten Theodor Schubert, der nun 45 Jahre der Schützengesellschaft angehört und es sich nicht nehmen ließ' einige Stunden im Kreise der Kameraden zu verbringen. — Nun gehts mit Riesenschritten auf die Hauptfesttage zu. Hoffentlich be hält das Wetter seinen bisherigen Charakter bei. Die Schieß-Ehrenpreise, die bisher für das Gauschießen ge stiftet worden sind, sind im Möbelgeschäft Schlichenmaier ausge stellt. Schmückt die Häuser! Das Gauschießen bringt vor allem am Sonntag viele fremde Gäste nach unserem Städtchen. Andie Einwohnerschaft ergeht deshalb nochmals die Bitte umSchmückung der Häuser mit Fahnen und Girlanden. 1000 000 GMork neu ausgeliehene Hypotheken bei der städtischen Sparkaste Wilsdruff. Die von der städtischen ^Mkm - Wilsdruff seit 1924 neu ausgeliehenen Hypotheken haben i diesen Tagen die staatliche Summe von 1 Million Goldmark reicht. Diese Summe verteilt sich auf die einzelnen Bevölkerung schichten wie folgt: 228 000 GMk an die Landwirtschaft, 402^ GMk. an den gewerblichen Mittelstand, 103 000 GMk an 4>a del und Industrie, 267 000 GMk. an sonstige Kreditnehmer. wirtschaftliche Bedeutung der städtischen Sparkaste Wilsdrust -- ganz besonders darin, baß diese Hypotheken fast ausnam im hiesigen Bezirke gegeben worden sind. , - 50jähriges Geschäfts-Jubiläum. Morgen Sonnabend, 28. Juni, begeht Mrmachermeister Erich Schultz, Hw- Feier des 50jährigen Bestehens seines von ihm selbst segn - . Geschäfts. Noch erfreut er sich des besten Wohlbefindens, 47 0! lieber Hauch fchädh 1929 Dinge Gcfch Lehr gaben die v Die i iung! fürfor schädi über 24 39 trug f zur 2 nicht frei Hinte und c 80 R der § frühe' wohlf El st des v ont 1 an P Wohl tralen willig 157 0 ! ches r unerli , den. Bear! 2 861 Kapil Wohi derun . schädi aus t ten ir mit Ü bund- Vvm fürs Zur 2 versch 2175 Heim- bereit gerät« 1930 4205, 7962. ihren Staai sichen somit Mär trug Ber>c ( 1! ch S jt sc w je d< ft ei fc n di ni A er d< er
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