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polMIcbe Hunal-bau Deutsches Neich Zusätzlicher Roggciivcrzchr von 70V00 Tonnen. Der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstages nahm das Brotgesetz an, das die Einführung eines Ge wichtszwanges Vorsicht. Das Gesetz soll am 15. August 1930 in Kraft treten und bis zum 30. September 1932 Gül tigkeit haben. Mit der Annahme des Gesetzes würde nach den Ausführungen der Vertreter des Reichsernährungs ministeriums ein zusätzlicher Roggenverzehr von 70 000 Tonnen erreicht werden. Termin in der Streitsache Thüringen gegen Reich. Der Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich hat in der Streitsache des Reiches gegen Thüringen über den Ge betserlaß des thüringischen Volksbildungsministeriums die Verhandlung auf den 11. Juli 1930 anberaumt. Am gleichen Tage wird der Staatsgerichtshof in der Streitsache Thüringen gegen das Reich über die Sperre der -Polizei- zuschüssc sowie über den Antrag Thüringens auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung, daß das Reich die Polizei zuschüsse bis auf weiteres an Thüringen fortzusührrn habe, entscheiden. Freistaat Danzig. Verkleinerung des Parlaments in Danzig. Die endgültige Abstimmung über die Abänderung der Danziger Verfassung ergab erwartungsgemäß wieder eine Zweidrittelmehrheit. Die Verfassungsänderung sieht u. a. eine Verkleinerung des Volkstages und des Senats und eine völlige Parlamentarisierung der Regierung vor Das Gesetz kann nun dem Völkerbundrat zur Genehmigung vorgclegt werden. Aus In- und Ausland Weimar. Die sozialdemokratische Landiagssrakiion brachte zwei Anträge ein, in denen vom Landtag verlangt wird, sowohl dem Staatsminister Dr. Frick als auch dem nationalsozialisti schen Staatsrat Marschler das Vertrauen zu entziehen. Tokio. Ein russisches Aufklärungsboot beschoß ohne vor hergehende Warnung einen japanischen Dampfer unweit der Westküste Kamtschatkas. Ein Mann der Besatzung wurde töd lich verletzt. Die übrige Mannschaft wurde sestgcnommen und besindet sich noch in Haft. Breslau. MU dem Flugzeug nacy Breslau veicrtterl m ein tschechischer Leutnant; er gab an, daß er sich von der Truppe aus persönlichen Gründen entfernt habe. Der Flieger wurde vorläufig als Deserteur in Gewahrsam genommen. Paris. Ein Milttärwasserslugzcug aus Cherbourg stürzte in den See von Lesparre, wobei ein Bordmechaniker ertrank. Die übrigen Insassen wurden leicht verletzt. .. - s« Unfähigkeit und Leichtfertigkeit kamen. — Bild rechts: Ein Rück blick auf die überstandene Leidenszeit des Rheinlandes. Unter dem Schutze französischer Truppen glaubten die Separatisten, ihre vaterlandsfeindlichen Pläne durchsetzen zu können, und es be- Bild links: Ein Rückblick auf die überstandene Leidenszeit des Rheinlandes. Die beschlagnahmten deutschen Eisenbahnen wur den von französischen Eisenbahnern in Grund und Boden gefah ren: eins der zahlreichen Eisenbahnunfälle (bei Königsbach im , „ Regierungsbezirk Koblenz), die auf das Schuldkonto französischer durfte der ganzen Kraft der vaterlandstreuen Bevölkerung, chre Heimat gegen das Schicksal einer Losreihung vom Reich zu ver teidigen: wie im Kriege erhoben sich Stacheldrahtverhaue (in un serm Bilde vor dem Rathaus v o n N e u h), hinter denen um das Schicksal des Rheinlandes gekämpft wurde. Entscheidungen in Breslau. Die 3. Deutschen Kampfspiele in Breslau brachten in ver schiedenen Sportarten Entscheidungen, so im Jiu-Jitsu. Kampf- spiclmcister wurden: Polk-Berlin (Fliegengewicht), Wölfer- Berlin (Federgewicht), Hoppe-Berlin (leichtes Mittelgewicht) und Gasch-Berlin (Halbschwergewicht). Im Schwimmen siegten im 1000-Meter-Freistilschwimmen der Göppinger Reitzel in 14:06 vor Handschuhmacher-Dortmund, im Herrenkunstspringen Riebschläger-Zcitz mit 155,58 Punkten vor Stork-Frankfurt am Main, im 400-Meler-Herrenbrustschwimmen Schwarz- Göppingen in 6 :15 vor dem Leipziger Künniger und im 200- Meter-Damenrückenschwimmen Frl. Sasserath-Rheydt in 3 :17 vor Frl. Wiedemann-Charlottenburg. Ein Wasserballstädtc- spicl gewann Gleiwitz gegen Danzig mit 9:2 (6 :1). Im Damenhandballspiel war Danubia-Wien gegen Viktoria- Hamburg mit 3:1 (3:1) erfolgreich. Auf der Schlesierkampsbahn sand die offizielle Eröffnung der 3. Deutschen Kampfspiele statt. Trotz Gewitterregens halten sich etwa 10 000 Zuschauer eingefunden, die begeistert dem Einzug der über 7000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei wohnten. Unter den Klängen der Musik und dem Vorantritt der Fahnen betraten die einzelnen Verbände die Arena. Be sonders herzlich wurden hierbei die auslandsdeutschen Ver treter begrüßt. Reichsminister a. D. Dominicus nahm sodann die feierliche Eröffnung vor. Nach seiner Festrede verlas er u. a. auch ein Telegramm des Reichspräsidenten v. Hindenburg, der für die ihm gcsandicn Grüße dankte. Gehring-Ludwigshafen wurde Kampsspielmeister im Ringen der Schwergewichtsklasse, VogedeS-Dortmund siegte im Halbschwergewicht. Der moderne Fünfkampf endete mit einer Riesenüberraschung, da sich der Favorit Hax im 4000- Meter-Gelündelauf zusammen mit drei anderen Teilnehmern verlies und dadurch im Gesamtklassement um den Sieg kann Er wurde mit 28 Punkten nur Zweiter hinter Kahl und vor NaudS. Im leichtathletischen Zehnkanftif liegt nach fünf Kon kurrenzen der Berliner Ladewig in Front. Der Besuch hat zugenommen, obwohl die Sonne wieder sengend Heitz vom Himmel brennt. * Sport Schluß 0er stritten Deutschen Kampflpiele Vor 30000 Zuschauern fand im Breslauer Stadioi der Abschluß der dritten Deutschen Kampfspiele statt. In Fußballpokal schlug die junge Berliner Mannschaft del Südosten mit 2:1 (1:1). Die Hockeyspieler Westdeutschland! und Oesterreichs trennten sich nach Verlängerung des Spie les unentschieden 1:1. Im Kampfe um den dritten Plal siegte Ostdeutschland mit 1:0 über Deutsch-Böhmen. De Marathonlauf sah den Westdeutschen Sehr aus Dülkei siegreich. In der Leichtathletik stellte u. al der Leipzigs Weimann mit 65,59 Meter einen neuen deutschen Speer- Wurfrekord auf. Stoschek, Ratibor schuf mit 63,95 Mete: einen neuen Turnerrekord. Das Radrennen rund um Bres lau über 210 Kilometer wurde von dem Berliner Mer lan gewonnen. Gieuerkalen-er für Luli. Von Gustav Kimm, Neukölln. 5. Juli: Ablieferung der für die Zeil vom 16 bis 30. Jun 1930 einbehallenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehalts Zahlungen, Tantiemen, Vorschüsse, Abschlagszahlungen usw. ferner der vom 1. bis 15. Juni einbehallenen Beträge, sowet sie nicht schon am 20. Juni abzuführen waren, also wenn du Abzüge den Betrag von 200 Mark nicht überschritten haben Keine Schonfrist. Gleichzeitig ist der Finanzkasse die monat lich vorgeschriebene Bescheinigung (Muster II) über die in Juni einbehallenen Steuerabzüge einzuscnden. Arbeit geber, die am 1. Januar 1930 bis zu drei Arbeitnehmern beschäftigten, kleben das ganze Jahr hindurch Steuermarken Als bekannt ist anzunehmen, daß die Arbeitgeber verpflichte! sind, für jeden Arbeitnehmer ein Lohnkonto zu führen, das stets auf dem laufenden zu halten ist. Der steuerfreie Lohn- belrag beträgt monatlich 100 Mark, wovon 60 Mark aus den steuerfreien Lohnbetrag im engeren Sinne und je 20 Mar! auf den Pauschalbetrag sür Werbungskostcn und Sonder leistungen entfallen. 10. Juli: 1. Umsaysteuervoranmeldung und Umsaysieuervoraus- zahlung für das letzte Vierteljahr (Vierteljahreszahler) unt derjenigen Steuerpflichtigen, die auf Grund des Berein- fachungsersasies vom 19 Februar 1927 von dem Rechte dei vierteljährlichen Voranmeldung und Zahlung keinen Ge brauch machen wollen. Schonfrist bis zum 15. Juli 1930. 2. Vorauszahlung aus die veranlagte Einkommen- und Körperschaftssteuer aller Steuerpflichtigen mit Ausnahmi derjenigen, deren Einkünfte hauptsächlich aus der Land wirtschaft stammen. Dagegen müssen Vorauszahlungen ge leistet werden von Einkünften aus Miete und Pacht, dem Wert der Nutzung der eigenen Wohnung oder Einnahmen aus Grundrechten oder grundstücksähnlichen Berechtigungen. 3. Fälligkeit der Börscnumsatzstcucr für den Monat Juni 1930 (Monatszahler) und pro zweites Quartal 1930 (Vierteljahreszahler) nebst Vorlegung einer Anmeldung der Abrechner zum Kapitalverkehrssteuergesetz in zwei Stücken (Finanzamt.) 21. Juli: Ablieferung der für die Zeil vom 1. bis 15. Juli 193t einbehallenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlun gen, Tantiemen, Vorschüsse, Abschlagszahlungen nsw., jedoch nur dann, wenn diese für die sämtlichen in einem Betriebe beschäftigten Arbeitnehmer insgesamt den Betrag von 200 Mark übersteigen, übersteigen sie diesen Betrag nicht, so sind sie zusammen mit den in der zweiten Hälfte des Kalen dermonats einbehaltenen Beträgen erst am 5. des folgenden Monats abzusühren. Tagesspruch. Etwas fürchten und hoffen und sorgen Muß der Mensch für den kommenden Morgen, Daß er die Schwere des Daseins ertrage Und das ermüdende Gleichmaß der Tage. * Dem kleinen Vöglein ist nicht bang Vor seines Schöpfers Grimme; Es hört auch in dem Donnerklang Nur seiner Liebe Stimme. 24. Fortsetzung Nachdruck verboten „Die Jugend bedingt nicht immer das Glück," erwiderte er ernst; „ich sollte meinen, daß Sie glücklich seien, nicht weil Sie fung, sondern weil alle Welt Sie liebt." „Ich bitte, Lord Carsdale, sprechen Sie nur das Wort Liebe mir gegenüber nicht aus! Ich kann es nicht leiden!" Er geleitete sie zur Mittagstafel und nahm an ihrer Seite Platz, doch Speise um Speise wurde an ihm vorüber- getragen, ohne daß es ihm möglich gewesen wäre, etwas zu sich zu nehmen; er vermochte nicht den Blick von ihr zu wenden und lauschte wie gebannt ihren Worten. Obschon sie so vielfach in Anspruch genommen war, ermöglichte die Grä fin es doch, den Sohn zu beobachten. „Der Zauber beginnt zu wirken," dachte sie mit innerster Befriedigung. „Wie glücklich Ihre Schwester aussieht," sprach Edith zu Hugo; wenn jede Braut so fröhliche Augen zur Schau trüge, so würde dies sehr für die Ehe sprechen!" „Sie ist glücklich, Lady Edith; weshalb sollte sie es auch nicht sein!" „Der Herzog ist ein sehr angenehmer Mann, obschon an seiner äußeren Erscheinung mancherlei auszusetzen wäre," be merkte sie lächelnd, „die Farbe seiner Haare sagt mir nicht zu und sein Gesicht ist etwas zu viereckig." „Sie sind schwer zufriedenzustellen, Lady Edith!" „Nicht bei meinen Freunden, aber an den Gatten stellt man ganz andere Ansprüche; wenn man ein Antlitz stets und immer vor sich sieht, sollte es schön sein!" „Sie besitzen also eine Vorliebe für schöne Mpnner?" fragte er mit nicht ganz zu verhehlender Befriedigung, denn er hätte jedes Funkens von Eitelkeit bar sein müssen, um die physischen Vorzüge seiner Erscheinung nicht zu kennen. „Ich habe meine eigenen Ansichten über Schönheit, die höchst selten mit der Meinung der Menge harmonieren!" ent gegnete sie. „Ein Herzog muß wohl immer schön sein, weil er eben ein Herzog ist, vermute ich!" bemerkte er mit leisem Spotte. „Diese Folgerung erscheint mir denn doch nicht richtig; der schönste Mann, welcher mir jemals begegnet ist, war ein gemeiner Soldat, ein blonder Sachse!" Sie betonte das Wort blond, wenn auch kaum merklich. „Sie bewundern blonde Männer?" fragte er; „meine Mutter behauptet, alle Blonden wären mehr oder minder cha rakterschwach!" „Mir ist häufig auch schon bei Brünetten diese Eigenschaft begegnet; doch sagen Sie mir, Lord Carsdale, wer ist jener Herr dort drüben, welcher mit Ihrer Schwester Gertrude spricht?" „Es ist Baron Nelson, gefällt er Ihnen etwa." Edith warf ihm einen belustigten Blick zu, sie hatte seine Eifersucht erkannt und diese amüsierte sie nicht wenig. Die junge Dame war Hugo nicht abgeneigt, seine Erschei nung, sein Wesen gefielen ihr und sie glaubte trotz seiner offenbaren Huldigung eine gewisse Zurückhaltung in dem Be nehmen des jungen Mannes zu finden, welche sie interes sierte; im ganzen genommen sagte er ihr weit besser zu, als irgend einer der Herren, welche ihr bis nun vorgekommen waren. Der Hochzeitstag erfreute sich des hellsten Sonnenscheins, die Zeremonie ging tadellos vor sich, nicht der kleinste Zwi schenfall störte die Harmonie des Ganzen; die Gräfin sah strahlend aus vor Glück; die eine Tochter eine Herzogin, die andere einem reichen Edelmann so gut wie verlobt — es er übrigte nur mehr die Sorge um Hugo, und auch diese würde sicherlich bald von ihr genommen sein. Der junge Mann aber wurde sich inzwischen immer kla rer, daß er hoffnungslos verliebt sei, daß in dem ganzen weiten Erdenrund Edith das einzige Weib, das zu besitzen ihm kein Preis zu hoch dünken würde, daß er Edith Pierrepont mit tollem, leidenschaftlichem Empfinden liebe und es seine Pflicht sei, sie zu verlassen, bevor Unheil daraus habe ent stehen können. Jetzt erst erkannte er den vollen Umfang der Torheit, welche er begangen; er hatte sich für das ganze lange Leben gebunden, er hatte ein schönes, aber ungebildetes Mädchen geheiratet, welches ihm niemals Gattin sein konnte, und er besaß nicht die Macht, sich von ihr zu trennen, denn dies hätte geheißen, sich dem Verderben preisgeben; ohne diese eine Torheit aber hätte er die schöne, liebenswürdige Erbin freien können, die ihm nicht abhold schien, und wäre so zum Glücklichsten der Sterblichen geworden. Er versuchte es, sich damit zu trösten, daß er sich vorsagte, er habe das Glück der Ehre geopfert, doch die Worte ver fehlten, ihm wesentlichen Trost zu bieten. 19. Die Hochzeit war vorüber, der Herzog und die Herzogin von Claverdon waren abgereist und auch die Mehrzahl der Gäste rüstete sich zur Heimkehr; Lady Pierrepont hatte end lich nach vielem Bitten eingewilligt, noch mehrere Tage zu verweilen, und die beiden jungen Leute genossen in vollen Zügen die kurze Spanne Zeit, in welcher ihnen noch gewährt war, sich des Zusammenseins zu erfreuen. Sie waren an einem schönen, sonnenhellen Nachmittag zusammen ausgerit ten und, die Pferde mit dem Groom nach Hause sendend, ver weilten sie jetzt am Meeresstrande in einem lauschigen Wald plätzchen, zu glücklich im Gefühle des Zusammenseins, um diesem Glücke Worte verleihen zu können und ohne sich eigent lich Rechenschaft abzulegen, wodurch dieses selige Empfin den hervorgerufen sei. „Ich weiß nicht, wie es kommt, dieser Sommer erscheint mir aber bei weitem der schönste, welchen ich jemals erlebt, nie war der Sonnenschein so erquickend, niemals dufteten die Blumen so herrlich!" flüsterte sie und entzückt lauschte er ihren Worten. (Fortsetzung folgt.)