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Wilsdruffer Tageblatt : 30.06.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193006308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300630
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-06
- Tag 1930-06-30
-
Monat
1930-06
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.06.1930
- Autor
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schcn und wirtschaftlichen Verhältnisse eines anderen Staates Hineinreden zu wollen, müsse er doch aus einem wachsenden Gefühl brüderlicher Gemeinschaft heraus die schwere religiöse Not im Osten alseigenetiefcNot empfinden. Er erhebt daher, wie andere kirchliche Stellen, seine Stimme zum Protest, zur Fürbitte und zur Mah nung. Er legt feierlich Verwahrung ein gegen die plan mäßige Vernichtung der Gewissensfreiheit und die damit verbundene schwere und seelische Bedrückung der Christen heit in Rußland. Er mahnt die deutsche evangelische Christenheit, die Sturmzeichen der Zeit zn er kennen und gegenüber den Anläufen des Unglaubens un erschütterlich fcstzuhaUen am Bekenntnis unseres aller- heiligsten Glaubens. Ans dem Nürnberger Hauptmarkt fand eine Massen kundgebung statt, in der Dr. Wolff-Aachen aus der eben jetzt erst von feindlicher Besatznng befreiten Westmark am Rhein das Nürnberg Dürers grüßte, in dessen Büchern die Reformation lebendigen und unvergeßlichen Ausdruck gefunden habe. Das Ja zum evangelischen Glauben, das Nein gegen alles, was bewußt wider Gott ist, sei gcgen- wartsstark und zukunftsreich. In diesem Jahr gelte es an der Kirche zu bauen und durch sie im Volk, mit ihr in der Welt und in ihr für Gottes Reich zu wirken. Der ge meinsame Choral „Run danket alle Gott" brauste mächtig zum Himmel empor. Oie Reform -er Krankenversicherung. 210 Millionen Ersparnis Der Neichsrai verabschiedete die Novelle über die Reform der Krankenversicherung, die eine Ersparnis von 210 Mil lionen bringen soll. Sic sicht zahlreiche Sparmaßregeln vor, beispielsweise soll der Versicherte in Zukunft 5 0 Pfennig H c i l m i t t e l k o st e n b e t c i l i g u n g tragen, der Grund lohn wird auf neun Mark pro Kalendertag herabgesetzt. Das Krankengeld wird erst vom vierten Werktag (statt bisher vom vierten Krankheitstag) gezahlt. Der Anspruch auf Kranken- und Hausgeld ruht, soweit der Versicherte Anspruch auf Ar beitsentgelt hat. Gleichzeitig wird die Familienkrankenpflege zur Pflichtleistung ausgcbaut. Die ärztlichen Anordnungen sollen durch Vertrauensärzte oder Prüfungsausschüsse kon trolliert werden. Nach dem Rcgicrungsentwürf sollte außer dem für die Ausstellung jedes Krankenscheines eine Gebühr von einer Mark erhoben werden. Die Reichs ratsausschüsse beschlossen, diese Gebühr aus 50 Pfennig herab- zusetzcn. Neichsarbeitsministcr Dr. Stegcrwald wies darauf hin, daß es kein zweites Land in der Welt gäbe, in dem so viel für Arzt und Arznei verausgabt werde wie in Deutschland. Er äußerte Bedenken gegen die Änderungen der Ausschüsse, be sonders gegen die Herabsetzung der Krankengebühr und bat um Wiederherstellung des Tarifcs von einer Mark. Die Gcsamworlage wurde gegen die Stimmen Hamburgs und Braunschweigs bei Stimmenthaltung Thüringens an genommen. Gute Aussichten für das neue Oeckungsprogramm. Die Parteiführer beim Reichskanzler. Der erste Tag der Rcichsratsverhandlungen über die neuen Dcckungsvvklagen der Reichsregierung hat einen durchaus erfolgvcrheiszcndcn Verlauf genommen. Es ist anzunehmen, daß sich eine starke Mehrheit für Annahme der Deckungsgesctze findet. Die Reichsregierung erhofft von diesem Verlaus der Arbeiten im Reichsrat, der noch vor vierzehn Tagen den Deckungsgcsctzcn in ihrer ersten Fassung durchaus ablehnend gegenübcrstand, eine günstige psychologische Wirkung auf den Reichstag. In der P a r t e i f ü h r c r b e s p r e ch n n g beim Reichskanzler, die im Anschluß an die Reichsratssitzung vom Sonnabend stattfand, unterrichtete der Reichskanzler Dr. Brüning die Parteiführer über die Einzelheiten seines Regierungsprogramms. Die Regierung erklärte, daß sie: 1. auf der Höhe des zu deckenden Fehlbetrages bestehe, 2. daß die Verabschiedung des Rcgierungsprogramms noch unbedingt in der Sommersession des Reichstages er folgen müsse, daß sie aber 3. bereit sei, über Einzelheiten mit sich reden zu lassen. Der allgemeine Eindruck nach der Unterrichtung der Parteiführer war nicht ungünstig. Die Demokraten haben keine grundsätzlichen Einwendungen gegen das Pro gramm, ebenso nicht Zentrum, Volkskonservative, Wirt schaftspartei und Bayerische Volkspartei. Ungeklärt ist sonach nach wie vor lediglich die Haltung der Deutschen Volkspartei geblieben. Eine eingehende Aussprache der Neichstagsfraktion der Deutschen Volkspartci ist jedoch erst für Dienstag nächster Woche vorgesehen. Auch die anderen Fraktionen dürsten erst zu diesem Zeitpunkt Beschlüsse fassen. In parlamentarischen Kreisen wird angenommen, daß die Fraktionen des Reichstages abwarten wollen, bis die Regierungsvorlage den Neichsrai passiert hat, da erst dann eine endgültige Stellungnahme der Parteien mög lich ist. Im Neichsrai ist die Stimmung für die Verab schiedung des Regierungsprogramms dem Vernehmen nach ebenfalls nicht ungünstig. Die Regierung gibt sich sogar der Hoffnung hin, daß der Reichsrat die Deckungs vorlagen im wesentlichen unverändert verabschieden werde. * Demokratische und volkspartciliche Fraktion haben ge meinsam einen Antrag eingebracht, der die Reichsregie rung auffordert, nunmehr zum Abschluß der Arbeiten der Lünderkonferenz unverzüglich einen Gesetzentwurf zur An bahnung des dezentralisierten Einheitsstaates vorzulegen. Kleine Nachrichten Reichsfinanzminister Dietrich Ehrenbürger von Kehl. Kehl. Die städtischen Körperschaften haben beschlossen, lietchsfinanzminister Dietrich, der von 190S vis 1914 der erste Zcrufsbürgermcistcr von Kehl war, zum hrenbürger der Ztadt Kehl zu ernennen Schweres Autounglück im Harz. Osterode. Im Harz ereignete sich ein schweres Auto- .nglück, bei dem zwei Menschenleben zu beklagen sind. Als ein lleserwagen von Herzberg kommend die Straße in erheblichem ^cmpo cntlangfuhr, stieß das Auto unweit von Osterode gegen inen Baum und ging vollständig in Trümmer. Zwei Insassen vurdcn aus der Stelle getötet, während der Führer und Be ster des Wagens mit schweren Kopfverletzungen dem Krankcn- aus in Osterode zugcführt werden mutzte. Ein weiterer Jn- asse erlitt nur leichtere Verletzungen. Die Ursache des Un- lücks hat sich noch nicht feststcUcn lassen. Hur unlerer Primat monars mcyt »unsern, und daran ist selbst dann nicht zu tippen, wenn, wie in diesem Jahre, der Reichstag auch im Juli beisammen bleibt und im Schweiße seines Angesichtes — denn man darf ja vom Juli einige Hitzen erwarten - für uns arbeitet. Zu bemerken wäre schließlich noch, daß vier Tage ini Juli als Tage, die das Wetter der kommenden Zeit be stimmen, zu gelten haben: Mariä Heimsuchung (2.), Sieben Brüder (10.), Margareta (13.) und Jakob (25.). * Luft- und Schwimmbad Wilsdruff. Wasserwärme im Schwimmbecken 24 Grad Celsius. Befreiungsfeier auf dem Marktplatze. Heute um Mitternacht wird das Rheinland frei. Aus diesem Grunde wird die Stadt. Orchesterschule um 11 Uhr aus dem hiesigen Marktplatze den gro ßen Zapfenstreich blasen. Um 12 Uhr findet daselbst eine kurze Befreiungsfeier statt, die die Städtische Orchesterschule ebenfalls verschönen wird. Die Schützengesellschast tritt korporativ aus und bittet andere Vereine, sich ebenfalls an der nächtlichen Feierstunde zu beteiligen. Morgengesang des „Anakreon" am Deutschen Liederlage. Wie in den Männer- so hat das deutsche Volkslied auch in den gemischten Chören eine pflegliche Stätte und im Sängerbünde ringt sich die Erkenntnis immer mehr durch, daß man der Auf nahme der gemischten Chöre in den Bund schnellstens den Weg ebnen muß, denn die Ziele beider sind ja die gleichen. Das be wies am besten der Gesangverein „Anakreon". Obwohl er dein Sängerbünde nicht angehören kann, kam er doch seiner Auffor derung zu einem Werbesingen für das deutsche Lied am Sonn tag morgen X-8 Uhr im Unteren Parke nach. Unter Leitung ff? nes Liedermeisters Oberlehrer Gerhardt sang der Chor trefflicher Zusammensetzung tonschön und rein Lieder von Heimat und Jugendzeit, von Liebeslust nud Liebesleid. Die zahlreichen Hörer zeigten sich dankbar für die Feierstunde unter grünem Waldesdom. Hoffentlich finden sich nun wenigstens einige, die auch selbst mithelfen, selbst mitsingen wollen. Kraftpvst-Sonderfahrt Wilsdruff—Dresden über Grumbaw Um den Wilsdruffern Gelegenheit zu geben, dem großen Aapff". streich in Dresden beizuwohnen, läßt die 'KraftpostverwaMMß - 3. Gauschietzen des Ost- Schützengaues provisorischer Stellvertreter, Kamerad Köhler - Rabenau, wurde von der Gauversammlung als 2. Gauschießmeister bestä tigt. Als Ort für die nächstjährige Hauptversammlung wurde Tharandt und als Zeitpunkt das dortige Schützenfest bestimmt. Um. das nächste Gauschießen bewarben sich Frauenstein und Schmiedeberg. Da der Wettin-Schützenbund beschlossen hat, das Bundesschießen aller 3 Zähre abzuhalten, sah mansch veran laßt, für das Gauschießen ebenfalls den dreijährigen Turnus ein zuführen. Deshalb vertagte man auch die Wahl des Ortes da für in der Hoffnung, daß in der Zeit eine Klärung der Verhält nisse stattfindet und eine gütliche Vereinbarung zwischen den bei den Bewerbern für das nächste Gäuschießen Platz greift. Von der in einer früheren Sitzung bereits beschlossenen Erhöhung der Gausteuer von 10 auf 20 Pfennig sah man infolge der wirt schaftlichen Nöte ab. Man glaubt auch durch Hinausschieben des Gauschießens mit dem alten Betrage auszukommen. Von der Schaffung eines Gauwanderpokales, der bei den Gauschießen ausgeschossen werden sollte, nahm man Abstand, dagegen bestä tigte man einen Vorftandsbeschluß, zum jeweiligen Gauschiehen drei Preise im Werte von je 20 Mark aus der Gaukaffe zu stif ten. Mit besonderer Freude wies Gauvorsitzender Schwind auf die stattliche Tharandter Iungschützen-Abteilung und empfahl den anderen Gesellschaften warm die Nachahmung. Sein Schluß wort gipfelte in der Mahnung, trotz der schwierigen wirtschaft lichen Verhältnisse treu zusammen- und zum Gau zu halten, denn nur die Kameradschaft könne über die Höhe des Alltags hinweg helfen. Auf dem Marktplatze hatte währenddessen die Städtische Orchesterschule unter Obermusikmeister Philipp vor zahl reichen Einheimischen und Fremden konzertiert und viele Be wunderer gefunden. Nachmittags Uhr sammelten sich die Schützen im Adler und zogen mit klingendem Spiel nach dem Turnplätze an der Meißner Straße, wo bereits die Ortsvereine und Innungen mit den Festwagen zum Festzug „ , stellten. Brandmeister Beck mit einigen Helfern nahm hier die Einreihung vor und nach Behebung einer vorgefaßten Meinung verkündeten Trompetenstöße den Abmarsch. Der Spielmannszug des Turnvereins, die Städtische Orchesterschule, die Tharandter Schützenkapelle sowie Zwei weitere Schützen-Tombourzüge gaben das Marschtempo an. Licht und Sonne lag auf dem Zuge^ der mit seinen verschiedenen Uniformen, Federduschhelmcn und Schü- tzenhüten, seinen Fahnen und vor allem den Festwagen und Grup pen der Handwerker ein farbenprächtiges Bild bot. Wir haben den letzteren bereits in unserer vorigen Nummer eingehende Wür digung zuteil werden lassen, so daß uns heute nur übrig bleibt, einige lobende Worte der mustergültigen Ausführung zu wid men. In aufopfernder Weise hatten die Beteiligten das Motto „Das Fest des feiernden Handwerkers" und die den Blick auf das Ganze fefthaltenden Vorschläge von Oberlehrer K ü h n e in die Tat umgesetzt. Wieviel Kleinarbeit lag darin, wieviel Mühe. Schade, daß es doch nicht zu der geplanten Verfilmung kam. Auf der photographischen Platte sind die Gruppen aber verschiedent lich der Nachwelt erhalten. Der Zug nahm seinen vorgeschriebe nen Weg durch die von vielen Menschen eingesäumten Straßen, wurde überall freudig begrüßt und mit Blumen überschüttet. Auf dem Schützenplatze fand er sein Ende. Mit Oberlehrer Kühne und der Schützengesellschaft können alle beteiligten Handwerker stolz auf das Geleistete zurückblicken. Während Hundert und Aberhunderte von Menschen durch die Budenreihen des Festplatzes wanderten, die Karussels und andere Vergnügungsstätten bevölkerten, setzte bald ein fröhliches Knallen der Büchsen auf der erweiterten Schießbahn ein. Es schossen ausschließlich fremde Schützen und wie man hört, mit sehr guten Resultaten. Unsere Wilsdruffer kommen erst heute an die Reihe und werden sicher nicht nachstehen. Die wertvollen Ehren preise verfehlen ihre Wirkung nicht. Im Schützenhause und i» der Schießhalle herrschte ebenfalls reges Leben und Treiben und auf den Ballsälen bewegten sich die Paare im Rhythmus des Fest balles. Hell und licht wölbte sich der Himmel über dem frohen Getriebe. Auch in den Wirtschaften der Stadt sah man manch Bild traulicher Schützengemütlichkeit. In den Abendstunden hatte Eisenbahn und Kraftpost alle Hände voll zu tun, um den Ver kehr zu bewältigen. Aber auch hier war aufs beste vorgesorgt. Der heutige Montag wurde wieder mit Weckruf eingeleitet und bereits um 8 Uhr wurde das Schießen auf den 3 Scheiben fortgesetzt. Um 11 Uhr fand im „Adler" das Königsfrühstück statt. Wilsdruffer Schützenfest - erzgebirgischen Schützengilden! Schützenfeste! Beides Worte, die einen guten Klang haben, hergeweht aus glücklicheren, schöneren Tagen, als wir sie in dieser hastenden, traditionsvergessenen, oft so ideen armen Zeit erleben. Männlichkeit, Kameradschaft, und Korps geist, Anhänglichkeit an Althergebrachtem und Erprobtem, Liebe zur angestammten Heimat und zum großen deutschen Vaterlande sind die Ideenpfeiler, auf denen die gute Sache der Schützen gesellschaften ruht und die auch an dem gestrigen Haupttage des 3. Gauschießens des Osterzgebirgischen Schlltzengaues überall in die Erscheinung traten. Der Wettergott war dem Feste bisher sehr gnädig. Als gestern morgen der Weckruf ertönte, mag manch bangender Blick nach dem Himmel gegangen sein und manche Frage: hälts aus? Doch die Wolkendecke wurde dünner und dünner, das erste Blau kam hervor und dann hatte die Sonne gesiegt. Sie beschien ein farbenfrohes Straßenbild, lleberall Fahnen und bunte Wimpel, flatternde Ranken spannten sich von Haus zu Haus, und je weiter die Zeit schritt, desto mehr sah man die schmucke Kleidung der Schützen und den federgeschmückten Hut. Die ersten fremden Gäste trafen ein und wurden auf dem Marktplatze vom Empfangs-Aus- schußvvrsitzenden Stadtrat Zienert begrüßt. In dem im festlichen Schmucke prangenden Saale des Gol denen Löwen begann gegen 1^12 Uhr die Hauptversammlung des Gaues. Nachdem der Gauvorsitzende Stadtrat Schwind-Dippoldis walde die Anwesenheit sämtlicher Delegierter festgestellt hatte, erklärte er die Versammlung für eröffnet und begrüßte die in großer Zahl erschienenen Schützenkameraden und besonders die Ehrengäste mit Bürgermeister Dr. Kronfeld und Schützenkönig Tutzschk y. Für dieselben und namens des Stadtrats und der Stadtverordneten dankte Bürgermeister Dr. Kronfeld für Einladung und Begrüßung. In warmen Worten hieß er namens der Stadt die auswärtigen Gäste willkommen, betonte die Wich tigkeit der Schützengesellschaften als Wahrer großer ehrwürdiger Traditionen, die Notwendigkeit der Abhaltung der Schützen- als wahre Volksfeste auch in schwerer Zeit, und erhoffte für alle Mitfeiernden einen ideellen Gewinn und für die Gesellschaften eine weitere Festigung des Bandes, das sie mit der Bevölkerung verknüpft. Oberl. Kantor Hientzsch als Präsident der Wils druffer Schützengesellschaft lenkte die Blicke hinaus zu den Brü dern am Rhein, für die nun auch bald die Stunde der Freiheit schlägt, freute sich über die zahlreiche Beteiligung auswärtiger Kameraden am Wilsdruffer Feste und ließ den Dichterworten des „Tageblattes" seinen kameradschaftlichen Gruß folgen. Wie später Kommandant R o st, so hieß auch Schützenkönig Emil all die Gäste und Kameraden in seinem Reich willkommen und brachte ein Hoch dem Gauvorstand mit Stadtrat Schwind. Der letztere dankte namens des Gaues für die freundlichen Worte der Vorredner und ersuchte, den Dank auch an die gesamte Bür gerschaft Wilsdruffs weiterzugeben für den freundlichen Empfang und die bewiesene Gastfreundschaft. Er ließ seine Worte ausklin gen in ein Hoch auf die Stadt Wilsdruff mit Bürgermeister Dr. Kronfeld und die hiesige Schützengesellschaft. Dann wurde in die eigentliche Tagesordnung eingetreten, Gauschriftführer Schmidt - Dippoldiswalde erstattete den Jahres-, Gaukassen wart Schreiber- Freital den Kassenbericht. Das Rechnungs wert war von den Kameraden Schubert-Tharandt und Merz- Rabenau geprüft und in bester Ordnung befunden wor den. Auf ihren Antrag wurde dem Kassierer Entlastung erteilt und ihm und dem Schriftführer gedankt. Die beiden Kaffenprüfer wurden als solche gleich für das nächste Jahr belassen. Das führte zu den üblichen Wahlen. Nachdem der stellvertretende Gauvor sitzende Baumeister Göpfert - Frauenstein den Vorsitz über nommen hatte, kam man zur Wahl des ersten Gauvvrsitzenden. Stadtrat Schwind machte geschäftliche und ehrenamtliche Ueberbürdung geltend und hätte gern einen anderen Mann an seiner Stelle gesehen. Aber damit sand er keine Gegenliebe. Man bezeichnete ihn als den gegebenen Mann, den man nicht entbeh ren wolle und auch nicht könne und wählte ihn einstimmig wieder. Ob dieses Vertrauens, das durch Zustimmungskundgebung aller nicht stimmberechtigten Kameraden lebhaft unterstützt wurde, ließ er sich zur Weiterführung des Amtes zunächst bis zur nächsten Hauptversammlung bewegen. Einstimmig wiedergewähtt wurden weiter die ausscheidenden Gauvorstandsmitglieder Kassenwart Schreiber - Freital, Böhme - Freital, Hennig - Herms dorf und Bretschneider - Schmiedeberg. Gauschießmeister Thiele - Rabenau hatte infolge Altersbeschwerden sein Amt niedergelegt. Ihm wird für seine Mühe besonderer Dank und sein Zu«. Man hat an dem Ramen dieses Monats, der den Hoch sommer einleitet, viel herumgedeutclt, obwohl er ebenso leicht zu erklären ist wie die Namen aller anderen Monate, die wir haben. Diese Monatsnamen haben wir sämtlich von den alten Römern übernommen. Nun hieß aber der Juli bei ihnen „Quintilis" (von dem lateinischen Wort „quiagus", das „fünf" bedeutet), weil er im römischen Kalender der fünfte Monat des Jahres war. Später aber erhielt der Quintilis zu Ehren Julius Cäsars, der in diesem Monat geboren ward, den gegen wärtigen Namen. Run gib» es aber viele, die mit dieser ein fachen Namenserklärung nicht zufrieden sind und ausgerechnet dem Juli etwas Altgermanisches anhüngen wollen Sie suchen und finden Zusammenhänge mit dem einst um die Winter sonnenwende gefeierten Julfest nordischer Völker und meinen, daß der Name „Juli" mit einem ähnlichen zur Zeit der Sommersonnenwende gefeierten Feste in Beziehung stehen müsse. Was aber durch nichts bewiesen ist. In allen germa nischen Sprachen heißt der Juli „Heumonal" oder „Heuert", weil gewöhnlich der Schluß der Heuernte in ihn fällt. Im Altfranzösischen führte er den Kosenamen „Juignet", das ist kleiner Juni, woraus zu schließen ist, daß man ihn aus irgend einem Grunde nicht sür ganz voll angesehen hat. Dabei ist er doch in mehrfacher Hinsicht einer der wichtigsten Monate des Jahres. Er ist in unseren Breiten der Monat der Ernte, und von dem, was er uns beschert, hängt oft unser Wohl und unser Wohlstand ab. Und dann ist er für den größten Teil Deutschlands der Monat des Urlaubs, der Ausspannung, der Ferien. Man legt nach getaner Winter- und Frühjahrsarbeit eine mehr oder minder große Pause ein, um Kraft zu sammeln für neue Arbeit. Wenn das auch nicht für alle gilt, weil es leider Menschen gibt, die niemals Pause machen dürfen, so kann das doch den Rus des Julis als eines richtigen Ferien- Wilsdruff, am 30. Juni 1930. Merkblatt für den 1. Juli. Sonnenaufgang 3" !I Mondausgang 9°° Sonnenuntergang 20°° I! Mondunlergang 23°° 1890: Deutschland gewinnt von England Helgoland.
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