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Oie Jubiläumsfeier der Augsburger Konfusion. Augsburg im Fe st schmuck. Die Feier des Jubiläums der Augsburger Konfession ist in vollem Gange. Zahlreiche Fremde sind bereits in stugsburg, das im Festschmnck prangt, eingetroffen. Die serschiedenen Ausstellungen sind eröffnet und bieten eine Fülle an erlesenen Kunstgegenständen und historischen Denkwürdigkeiten. Am 28. Juni wird auch das Maxi milianmuseum wiedererösfnet werden; gleichzeitig wird die Freigabe der Ausgrabungen auf dem Fronhofe erfolgen. Diese Ausgrabungen dürften einen besonderen Anziehungspunkt bilden, da in ihrem Nahmen einzig artige Funde, wie die älteste christliche Taufstätte nördlich der Alpen, vielleicht das früheste christliche Heiligtum in Deutschland, zu sehen sind. Die Eröffnung der BibclausstcUuug in Augsburg ^irch Prälat Dr. Groß «links), den Leiter der Privil.-- gierten Bibelanstalt in Stuttgart. Vbermusikmeifier Adam und Frau der Spionage beschuldigt. Landesverrat zugunsten Frankreichs. Die aus dem Bahnhof in Mindcnin Wcstsalcn erfolgteBerhaftung des O b c r m u s i k m c i st c r s P a u l Ada m (von der 2. Abteilung des 6. Artillcrieregimcnts) und seiner Gattin erweist sich als eine sehr ernste An gelegenheit. Adam und seine Frau, die eine geborene Lothringerin ist, werden beschuldigt, zugunsten Frank reichs Landesverrat verübt zu haben. Frau Adam soll bei ihrer Verhaftung einen größeren Geldbetrag in ihrer Haudtasch.e gehabt haben. Sie war soeben von einer Reise, Vie sie nach ihrer Heimat gemacht hatte, nach ihrem Wohn ort Minden zurüügelehrt und soll von ihrem Manne mit den Worten: „Hat alles geklappt?" empfangen worden sein. In diesem Augenblick traten Kriminal beamte an das Ehepaar heran und erklärten es für ver haftet. Beamte aus Koblenz waren der Frau während ver ganzen Fahrt von der Wcstgrcnze bis «sch Minden unauffällig im Zuge gefolgt. Das Motiv zu den schweren Verfehlungen des Ehe paares Adam soll in den mißlichen finanziellen Verhält nissen, in denen die Familie lebte, zu suchen sein. Es scheint sicher zu sein, daß der Verdacht der Spionage ge rechtfertigt ist und daß man die Spur einer ganzen Reihe oon Spionagehandlungen gefunden hat. Tagungen in Gachsen Das Meeraner Heimatfest. Tas seit zwei Jahren in Vorbereitung befindliche Meeraner Heimatfest, das vow" 5. bis 7. Juli statt findet, wird sich großen Besuches erfreuen, denn oie Zahl der Anmeldungen heimattreuer Meeraner ist über Er warten stark. Die ersten Deutschamerikaner sind bereits eingetroffen. Die Feststadt wird einen einzigartigen Schmuck bieten, vor allem durch alte improvisierte Stadttore: Es finden ferner Festzüge, Ausstellungen, Festspiele und ein großes Marktsest statt. MGeWe Firmen voll Wilsdruff Wd Mgtgend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Molkereierzeugnisse jeglicher Art «tägliche Lieferung frei Haus) Dampfmolkerei Blankenstein (Inh. Hans Bräuer). Musik Philipp, Ewald, Stadtmusikdirektor, Orchesterschule, Hohe Straße 134 V- v-s- 76. Radio-Spezialgeschäft (Apparate und Zubehör, Reparaturwerkstatt) Fehrmann, H„ Meißner Straße 260. 119. Rechtsanwälte * auch Notar. I Bäßler, Hermann, Meißner Straße 266. s«»- 5S8. I * Hofmann, Alfred, Markt 101, 1. Etage. 3. D * K r o n f e l d, Dr. jur., Freiberger Straße 108. 1. I Schleifanstalt, Drechslerei und Schirmreparatur- werkstatt I Aberle, Kurt, Meißner Straße 266. » Schlossermeister I Linnert, Paul, Töpfergasse 246. I Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Rosenstraße 73. Steinsetz-, Straßen- und Tiefbaugeschäft Fendler, Otto, Zellaer Straße 32. 24 Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Löbtauer Straße 298 g. 51. Tischlereien Adolf Schlich enmaier, Möbelfabrik, Anfertigung von Fenstern und Türen sowie Bauarbeiten aller Art, Möbellager, Spez. Schlafzimmer und Küchen. 38. Echte und imitierte Möbel, ganze Einrichtungen: Geißler, Robert, Feldweg 113. »-»- 131. 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Er regt an, die -an- oesjustizverwaltungen sollten Gerichte und Staatsanwalte zu scharfem Vorgehen gegen das Rowdytum veranlaßen, und zwar am besten durch eine Verfügung, die der hieraus bezüglichen Verfügung des preußischen Justiznumsters entspricht. Der preußische Justizminister Dr. Schmidt hat als erster in einem Erlaß an alle Staatsanwalte ener gisches Eingreifen zum Schutze der Staatsautorität ge fordert. Die politischen Strafsachen sollen mit besonderer Beschleunigung durchgesührt, die Anklage während der Verhandlung energisch vertreten und auch die Strafvoll streckung beschleunigt werden. Oberfohrcn über Finanzprogramm und Rcgiernngsfragc. In einer Wahlkundgcbung derDcutschnationalcn Polks partei in Dresden führte der Vorsitzende der deutschnationalcn Reichstagsfraktion, Dr. Oberfohren, u. a. aus, beim Finanzprogramm Moldenhauers handle es sich um den brutalen Versuch, ohne Rücksicht auf die soziale und familiäre Lage vom Bruttoeinkommen vier Prozent zu nehmen. Das treffe auch die Allenpensionäre, obwohl diese 1927 bei der Besoldungsreform zurückgestcllt worden seien. Der Redner erklärte, ein Eintritt in die Reichsregierung käme für die Deulschnationalen nur in Betracht, wenn zu gleich eine Änderung in der preußischen Regierung er zielt werden könne. Parteien, die den Boung-Plan am genommen Hütten, dürften in keiner zukünftigen Regierung unter Beteiligung der Deutschnationalen führend sein. Aus In- und Ausland Berlin. Reichswirtschaftsminister Dietrich, der bicr Wochen lang krankheitshalber außerhalb Berlins in ärztlicher Behandlung war, ist zurückgekehrt und hat die DienstgeschW wieder ausgenommen. Wien. Die erweiterte Bundesführung der Selbstschutz' verbände in Leoben hat bis auf weiteres den Ingenieur Reuter aus Steiermark mit der Leitung der Geschäfte de« Stabschefs der österreichischen Selbstschutzvcrbändc betraut. Paris. In Mn Bay in Indochina sand die Hinrichtung von dreizehn anamitischcn Nationalisten statt, die im Mars wegen der Aufstandsbcwegung zum Tode vcrurtcill wurden- Es handelt sich nm die Führer der Aufstandsbewegung, dar unter de» 26jährigen Thai Hoc, der in Frankreich studiert hat und als die Seele der nationalistischen Organisation galt. Jerusalem. Drei Araber, die im Zusammenhang mit den Unruhen in Hebron zum Tode verurteilt wurden, sind durch den Strang hingerichtci worden. Aus diesem Anlatz sind alle arabischen Läden geschlossen und die Bureaus dc» Arabischen Exekutivkomitees mit schwarzen Tüchern behängt. Die Lage ist ruhig. Washington. Das Marincdepartement hat Kontrakte über Lieferung von 322 Flugzeugen abgeschlossen, mit Torpedos ausgerüstet werden sollen. Die Kosten betrag'" über 800 000 Dollar. Der Streit um Löskcs Millionen entschieden- dem Prozeß um die Millionenerbschaft des verstorm" Berliner Juweliers Albrecht Löske wurde das sprachen. Die von der großen Verwandtschaft gegen die beiden Universalerben erhobene Klage w»^. angewiesen. Die Kosten wurden der klägerischen P"'' auferlegt. Selbstmord einer däuischen Zahnarztfamilie. 8" dem dänischen Städtchen Stege hat sich eine furchtlw Familientragödie abgespielt. Man fand den ZabnM Lässöm, der seit langen Jahren dort wohnt, seine Gaw, und ihre, erwachsene Tochter mit Gas vergiftet vor. Frau war bereits tot, der Mann liegt im Sterben, v Tochter konnte ins Leben zurückgcrufen werden. Sie c klärte, daß sie alle drei entschlossen gewesen seien, aus dck, Leben zu scheiden. Sie hätten außer Gas auch Gist ch. nommeu. Uber die Ursachen der Tat ist bisher noch nim - bekannt geworden. 1. Fortsetzung Nachdruck verboten Die Eisrinde, welche sein Herz umgeben, schmolz — er half mit seiner wohlgespickten Börse, konnte es aber trotz- oem nicht über sich bringen, dem unglücklichen Tanzlehrer die Hand der Versöhnung zu bieten. Er sorgte für Nah rungsmittel und Kleidung und warf seiner Schwester eine kleine jährliche Rente aus, welche hinreichte, um sie vor positiver Not zu schützen. Aber den Tanzlehrer „Schwager" zu nennen, das ging über seine Kraft. Vielleicht bereute er doch seine Schroffheit ein wenig, als er den wehmuts vollen Blick gewahrte, welchen der Kranke beim Abschied ihm nachsandte. „Leben Sie wohl," sprach Hans Dcrvent. „Ich würde Ihr Geld nicht annehmen, wenn ich gesund und stark wäre, und wenn ich es jemals vermag, soll Ihnen alles auf Heller und Kreuzer zurückgezahlt werden." Doktor Wallis verließ das Gemach, nicht vollständig von dem eigenen Ich befriedigt, aber unfähig, sich zu beherrschen. Als er die schmale dunkle Treppe Hinabstieg, legte sich plötz lich eine weiche warme Hand auf 'einen Arm. „Onkel," sprach eine Helle Kinderstimme, „sei gut mit mir, ich habe nie genug zu essen, keine ordentlichen Kleider, ich möchte gerne Vernünftiges lernen, bin des Tanzens so müde, sei gut, Onkel, und schick mich zur Schule." Aufblickend sah Doktor Wallis ein reizendes Kind vor sich stehen, mit lichten Haaren und großen Hellen Augen. „Schick mich zur Schule, Onkel," wiederholte das Mäd chen, „gewiß will ich gut und folgsam sein." Die Worte, welche ihn am meisten bestrickten, waren die Versicherung, daß sic des Tanzens müde sei. „Das will ich gerne glauben," entgegnete er ernst — und von ihrer wunderbaren Schönheit bestrickt, dachte er sich, daß er berufen sei, das Kind zu erretten vor der Zukunft, welche die Eltern ihm bestimmt haben mochten „Wie heißest du?" „Alice." „Wenn ich dich also zur Schule schicke, Alice, wenn ich dich kleiden, ernähren, erziehen lasse, willst du mir dann versprechen, ein gutes Mädchen zu werden?" „Ja, gewiß, versuch's nur, Onkel." Er kehrte zu seiner Schwester zurück. „Fanny," sprach er, „dies Kind ist hübsch, scheint klug und ehrgeizig, ich will es erziehen lasten, will dir Geld schicken, damit du sie ent sprechend kleiden kannst; bist zu zufrieden?" Er sah, wie das Antlitz seiner Schwester sich in ernste Falten legte. „Alice ist unsere beste Schülerin, sie hätte uns durch ihr Tanzen noch viel Geld eingebracht." Das Kind blickte trübselig zu der Mutter empor. „Ich liebe die Musik," flüsterte es, „aber ich hasse den Tanz." Ihre Worte gaben den entscheidenden Ausichlag; die Eltern willigten ein. Alice Dervent wurde nach Deutschland geschickt und dort in einer ^ension auf das sorgsamste erzogen. Mit siebzehn Jahren kehrte sie zu den Eltern zurück und eilte dann auf einen Tag nach Ladywcll, um ihrem Oheim, der über ihr plötzliches Erscheinen nichts weniger als er freut war, für seine Großmut zu danken. „Du hier!" rief er erschreckt, als ein großes, schönes schlankes Mädchen mit ausgestreckten Armen auf ihn zu eilte. „Ich komme, um dir zu danken, Onkel," sprach sie mit musikalischer Stimme. „Ja, ja, schon gut, Alice, aber du hättest nicht hierher kommen sollen, ich gestatte keinem weiblichen Wesen unter dem fünfzigsten Lebensjahr, mein Haus zu betreten." Alice bückte verwundert empor. „Unter dem fünfzigsten Lebensjahr?" wiederholte sie überrascht. „Aber warum denn, Onkel?" 2. Ernst und Strenge sprach plötzlich aus den Zügen des Doktors. „Man sollte meinen, daß selbst ein Kind meine Beweg gründe begreifen müßte. Und du bist kein Kind mehr, nicht verlasse." «Fortsetzung folgt.) Alice. Meiner Obhut sind die vornehmsten Jünglinge des Landes anvertraut. Ich muß meine Pflicht erfüllen und dazu gehört vor allem, daß ich sie jeder Versuchung fern halte. Ich gestatte keinen Frauen und Mädchen, mein Haus zu betreten, damit sich den jungen Leuten nicht Gelegenheit bietet, sich zu verlieben oder Mesalliancen einzugehen. Ver stehst du mich, Alice?" ' „Nicht ganz, Onkel. Die jungen Herren müssen sich doch nicht gleich verlieben?" ' _Z „Wir wollen den Gegenstand nicht weiter berühren, d" kennst meinen Willen und das genüge dir." „Aber ich bin dir so dankbar, Onkel, und ich möchte dst meine Dankbarkeit so gerne beweisen, hier bleiben und für dich Sorge tragen." Er sah, daß ihre schönen Augen voll Tränen standen.^ „Ich will sofort nach Hause zurückkchren," sprach sie kläg lich; „es Hütte mich nur so sehr gefreut, dir zu zeigen, wie viel ich gelernt habe." . Sie bot ihm zum Abschiedskuß die kleine weiße Hand uno Doktor Wallis war gerührt. „Solche Eile ist nicht notwendig," sprach er hastig. würde mich sogar freuen, dich einige Tage bei mir zu sehe ' aber du mußt mir dein Wort geben, daß du die Zimmer M'" ner Haushälterin nicht verlassen willst. Ich werde dich do aufsuchen, wenn ich dich zu sehen wünsche. Versprichst v mir das?" , . , Mit neckischem Lächeln legte sie ihre Hand in die sein - „Ich verspreche es," entgegnete sie, „aber ich muß offen g^ stehen, daß mich die ganze Geschichte ungeheuer bclustig-- Doktor Wallis beschick' sofort seine Haushälterin zu patz „Frau Choncr," sprach er ernst, „hier stelle ich meine Nichte, Fräulein Alice Dervent, vor —pe wirc s ) einige Tage in meinem Hause aufhalten, damit 'w pmjs kann, welche Fortschritte sie in ihren Studien gemcicht ü > umgeben Sie die junge Dame mit aufmerksamer tPeuu ' lichkcit und tragen Sie streng dafür Sorge, daß meine- fehle genau befolgt werden und meine Nichte ihre Z