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MdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Wilsdruff-Dresden Telegr.»Adr.: .Amtsblatt* Postscheck: Dresden 2640 s" -Ml-druffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis : Bei Abholung in ^^kschLftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Voten 2,30 NM., bei Poftbestellung 1^'füglich Abtr«,g- gebühr. Einzelnummern Afg.AUePostanstalten Wochenblatt für Wrlsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus. l^ Sttund Geschäftsstellen — ' " riehmen^u jeder Zeit Be- Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweijungsgebühr 20 Aeichspfennige. Vor- geschriebeneErscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Ke VN sv re m er : Amt Wtlsdruff Nr. 6 berücksichtigt. 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Also wieder ein „Königsflug" — nur war es diesmal solcher, der dem rumänischen Kronprätendenten besser Wie als einst dem ungarischen König Karl, als dieser H die ererbte, aber verlorengegangene Krone wiederholen jedoch mit Flintenschüssen empfangen wurde. Der Malige Kronprinz Carol aber wurde feierlich eingehol: ^Militär zuerst, dann von dem Ministerium, von Dn Verwandten und schließlich auch der Bukarester Be ßrung. Und als noch nicht 48 Stunden verflossen nachdem er rumänischen Boden betreten hatte, war der viermal ausgesprochene Verzicht auf den Mn ebenso in der Versenkung verschwunden wie die Thronsolgeordnung samt Regentschaftsrat und dem ^nen König Michael, der — ein Unikum wohl in ^Weltgeschichte! — erst König war und dann — .euprinz wurde. Noch nicht 48 Stunden seit dem Landen h?. Flugzeuges waren vergangen, da trug der so lange d stemte Prinz Carol die Krone, die ihm der Vater a u s en, Sterbebett noch aberkannt hatte. Gegen ia»! ^"Me Stimme wurde Carol durch die Nationalver- . winlung der Senatoren und Abgeordneten zum rumäni- König ausgerufen. Irgendwelchen Widerstand im Mttn des Landes braucht er wohl kaum zu erwarten von der Partei nicht, deren einstiger Führer Bro wiu den siechen König Ferdinand zu dem Vorgehen dm Sohn und Thronerben gezwungen hatte. Nichts kennzeichnet die Schwäche dieser, der Liberalen i^kiei, mehr als die Tatsache, daß sie sich nicht einmal ge- Men zu einem wenn auch nur papierenen Protest auf- ^sfen vermochte, sondern ein Teil der jetzt in hoff- ^gsloser Opposition befindlichen Partei einfach auf den Arn der Tatsachen trat, den der geglückte und vor allem vorbereitete „Königsflug" geschaffen hatte. Obwohl ^Aade die Bauernpartei unter ihrem Führer Manin ist, die offenbar an der Vorbereitung den ent- bjAenden Anten Hal; denn nur Mitglieder dieser Partei M das Ministerium. Tie „alten Herren des rjAentscha fts ra tes" machten ebensowenig Schwie- zWUen wie der Bruder des Kronprätendenten, Prinz "laus, der sich in eine Art Privatleben zurückziehen A. wie sie bisher auch der Prinz Carol schätzte. Alfellos hat auch die Königin-Witwe Maria ihre j "gengewohnten Hände im Spiel gehabt — und so ist Sa« ^eser Königsflug schnell und erfolgreich zu Eirde ge- A8M, und in dem bisher recht stürmisch bewegten Dasein " neuen Rumänenkönigs beginnt ein neues Kapitel. s.. Das Ausland, auch die Nachbarn Rumäniens, werden Ereignis wohl einfach hinnchmen als eine innere An- >wSenheit des Landes. Bezeichnend war der deutliche Al- den die erste Ansprache des soeben zum König Er- Awn auf die Tatsache des bestehenden Groß-Rumäniens En er an die „Opfer" erinnerte, die das Land im IjAickeg gebracht hätte, zeigt ja nur, was selbstverständ- A >st: daß er festhalten will, was der Friede von Trianon Adngarischcm Gebiet Rumänien zugeschanzt hat. Und dieses Land noch mit Bessarabien aus dem Abchcn Chaos von 1919 extra herausfischte. Trotzdem Afv die Minderheiten in der Abgeordnetenkammer, also deutschen und die Ungarn, für Carol gestimmt, denn Achter als unter der Herrschaft der Liberalen kann es AN unter der der Zaranisten bzw. König Carols ll. auch 'n gehen. ^.Während Kaiser-König Karls Flug nach Ungarn einst AN die Entente in Bewegung setzte und demgemäß auch A ungarischen Reichsverweser Horthy unter den Drohun- i»j Ar Nachbarn seinen König gefangenzunehmen zwang, tz w das besser geglückte Unternehmen dieses andern A°l als einfache Tatsache registriert und behandelt die die europäischen Kabinette kaum in Bewegung Erregung setzt. * Reue Regierung in Rumänien. Was wird aus dem Kronprinzen? Die ersten Bemühungen König Carols von Rumänien ^7" dahin, ein neues, ihm genehmes Kabinett zu bilden. A weiften Aussichten, neben dem König die Geschicke des zu führen, hat der Präsident der Nationalen Arrnpartci, Maniu. Maniu sowie andere führende Allster des Landes sind von König Carol in Audienz morden, bei der über die Bildung des neuen ij,"Weits gesprochen wurde. König Carol wird versuchen, .Agierungsgeschäfte mit der jetzt bestehenden Kammer fuhren; sollte das jedoch nicht möglich sein, so dürfte "w Kammer auflösen und Neuwahlen ausschreiben. xM den nächsten Tagen wird die Königinwi 1 we nach Bukarest zurückkehren, ver der neue König Ergebenheitstelegramm nach Oberammergau gesandt A wo sie die Passionsspiele besuchte. Man wird gespannt A. dürfen, wie sich das Verhältnis zwischen ihr und A'g Carol weiterentwickeln wird, da die Königinwrtwe Kräften gehörte, die bei der Absetzung Carols als Tonerden von Rumänien eine Nolle gespielt haben. A Viel erörtert wird auch die Frage des künftrgen Ver- 'llsses von König Carol zu seiner ehemaligen n, Prinzessin Helene. Wie es heißt, soll die dA'dung aufrechterhalten bleiben und der jetzige Kron- 3 Michael soll im Schlosse des Königs erzogen werden. Jie Senkung Ker Löhne nnk Preise Schiedsspruch in der Eisenindustrie verbindlich. Ein wichtiger Schritt des Reichsarbeitsministers. Der Neichsarbettsminister Dr. Stegerwald hat den in Oeynhausen für die Nordwestgruppe der Eisenindustrie gefällten Schiedsspruch für verbindlich erklärt. Der Schiedsspruch, der mehr als 200 VOO Arbeiter betrisft, sieht zunächst die Beseitigung der sogenannten Severing-Klausel vor, die 1929 als Abschluß der großen Aussperrung in der Eisenindustrie die bestehenden Akkordsätze sichern wollte. Nach der Beseitigung der Klausel besteht die Möglichkeit, die Akkordlöhne herabzusetzen. Ursprünglich war eine Verminderung um 10 Prozent geplant. Man hat sich jetzt auf 7,5 Prozent geeinigt. Der Lohnabbau soll auch die An gestellten erfassen. Es ist vorgesehen, daß die Einsparung bei den größeren Einkommen stärker in Erscheinung treten soll als bei den kleineren. Die Tariflöhne sind von dem Schiedsspruch nicht berührt. Außer der Neuregelung der Akkordsätze enthält der Schiedsspruch neue Bestimmungen über die Urlaubszeit, die für Jugendliche bis aus acht Tage erhöht wird. Eine Unterbrechung der Beschäftigungszeit bis zu einem halben Jahre soll keinen Einfluß aus den Urlaubsanspruch haben. Die Kinderzulage soll in Zukunft bis zum 18. Lebensjahr gezahlt werden. In den Verhandlungen über den Oeynhausener Schieds spruch hatten die Arbeitgeber erklärt, daß sie die Preise in demselben Umfang wie die Löhne abbauen wollten. Diese Erklärung ist in den Verhandlungen im Neichsarbeits- ministerium am 5. Juni 1930 geändert worden. Es sollen nach Wegfall der Akkord-Uberverdienstklausel die über tariflichen Verdienste nicht nur der Arbeiter, sondern auch sämtlicher Gehaltsempfänger am 1. Juli so gekürzt werden, daß eine Ersparnis nicht bis zu 10 Prozent, sondern bis 7^ Prozent der Gesamtlohn- und Gehalts summen eintreten wird. Nach den bindenden Zusicherun gen werden rückwirkend ab 1. Juli über das Ausmaß der ersparten Lohn- und Gehaltssummen hinaus die Preise in der Eisenindustrie abgebaui. Ter Reichsarbeitsminister hat sich eine Nach prüfung der zukünftig festzusetzenden Preise durch Wirtschaftssachverständige Vorbehalten. Was die Höhe des Preisabbaues anbelangt, so sind hierüber bestimmte und bindende Zusagen gemacht worden, über die noch von feiten der zuständigen Wirtschaftsorgane Beschluß gefaßt werden muß. Die Entscheidung des Reichsarbeitsministeriums hat in der Öffentlichkeit große Beachtung gefunden. Der rechtsstehende Berliner Lokalanzeiger begrüßt den Spruch des Reichsarbeitsministers als ersten Schritt zur Senkung der Preise und Löhne. Damit ist nach Meinung des Blattes eine Entscheidung gefallen, die für die seit einiger Zeit sowohl von der Regierung als auch von einfluß reichen Kreisen der deutschen Wirtschaft betriebene Preis senkungsaktton erhebliche Bedeutung gewinnen kann. Der Vorwärts, das Zentralorgan der Sozialdemo kratischen Partei, sieht in der Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs die folgenschwerste Ent scheidung, die ein Neichsarbettsminister seit der Re volution treffen konnte. Das Blatt meint, daß mit der angestrebten Lohnsenkung zunächst eine allgemeine Ver schärfung der Wirtschaftskrise und die Entfesselung schwerer und großer Arbeitskämpfe kommen werden. Es sei ausgeschlossen, daß die Arbeiterschaft sich ihre schwer erkämpften Löhne durch Schiedssprüche einfach werde ent ziehen lassen. Werterverhandlung über die Deckungsvorschläge. Vor der Stellungnahme der Parteien. Mit der Rückkehr des Reichskanzlers Dr. Brüning nach Berlin wird erst für Ende dieser Woche gerechnet. Für die Verhandlungen, die im Laufe dieser Woche über die Erledigung der neuen Deckungsvorschläge des Kabi netts geführt werden müssen, ist seine Anwesenheit in Ber lin zunächst auch nicht notwendig. Man rechnet damit, daß die Ausschüsse des Reichsrates alsbald ihre Arbeiten an den neuen Vorlagen aufnehmen werden, und daß eine abschließende Stellungnahme des Reichs- ratsplennms spätestens am Sonnabend erfolgt, da mit dem Reichstag die neuen Gesetzentwürfe mit größter Beschleunigung zugeleitet werden können. Der Reichstag nimmt bekanntlich seine Beratungen am 16. Juni wieder auf. Er soll sich nach den Absichten der Regierung späte stens im Laufe der nächsten Woche in erster Lesung mit den neuen Deckungsvorschlägen befassen. In politisch unterrichteten Kreisen erwartet man, daß sowohl vom Reichsarbeitsminister wie vom Reichsfinanzminister noch im Laufe der nächsten Tage Fühlung mit den hinter der Negierung stehenden Parteien ausgenommen werden wird, um die Annahme des Deckungsprogramms sicherzustellen, Sicherem Vernehmen nach ist man im Finanzministerium gegebenenfalls bereit, Abänderungsvorschläge der Parteien anzunehmen, allerdings nur unter der Vor aussetzung, daß der finanzielle Erfolg, der mit dem neuen Deckungsprogramm angestrebt wird, durch die Ab änderungswünsche der Parteien nicht in Frage gestellt wird. Es soll bei der Aussprache zu ziemlich heftigen Aus einandersetzungen gekommen sein. Eine end gültige Klärung der ganzen Ehefragc soll erst nach Rück kehr der Königinwitwe erfolgen. Trotz der Erklärung des Königs in der Thronrede, daß er mit allen denen, die sich ihm bisher nicht freundlich gegen übergestellt haben, wieder Frieden schließen wolle, hat ei doch verfügt, daß ver rumänische Gesandte in Paris, Diamandi, der während des Aufenthaltes von Carol in Paris sich diesem feindlich erwiesen hat, seines Amtes enthoben wird. Zunächst ist in Rumänien alles ruhig. Nach offiziösen Meldungen soll in Bukarest großer Jubel über die Wiederergreifung der Macht durch König Coral herrschen. Harnack gestorben. Nach z,weiwöchentlicher Krankheit entschlafen. Wirklicher Geheimer Nat Exzellenz Professor Adolf von Harnack, der berühmte Theologe und Geschichts philologe, Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, der in Heidelberg vor etwa 14 Tagen erkrankt war, ist im Alter von 79 Jahren in der Medizinischen Klinik sanft entschlafen. Am Sterbebett weilte die Gattin Harnacks und sein ältester Sohn, Regierungspräsident von Harnack-Merse burg. Die Einäscherung wird in Berlin erfolgen. Adolf von Harnack wurde am 7. Mai 18S1 in Dorpat als Sohn eines Theologieprofessors geboren. Er besuchte in seiner Vaterstadt das Gymnasium und studierte dortselbst auch Theologie. Im Jahre 1875 habilitierte er sich in Leipzig als Privatdozent für Kirchengeschichte und wurde im Jahre 1879 als ordentlicher Professor nach Gießen berufen. In gleicher Eigenschaft kam er 1886 nach Marburg und 1889 nach Berlin. Hier wurde er 1890 zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt. 1905 wurde er Generaldirektor der Königlichen Bibliotheken in Berlin, 1910 Wirklicher Ge heimrat und Exzellenz. Sein Hauptwerk ist seine dreibändige Geschichte des christlichen Dogmas. Bedeutsam ist auch seine Geschichte der Preußischen Akademie ver Wissenschaften. Eckener über die Südamerlkasahrt. Bedeutend schwieriger als die Weltfahrt. Dr. Eckener äußerte sich Pressevertretern gegenüber über die Südamerikafahrt und über die vielen Deutungen und Mißdeutungen, die sich daran geknüpft haben. In der Presse seien verschiedentlich Mitteilungen Uber „eine Revolte und Meuterei der Passagiere" gebracht worden, aber davon könne keine Rede sein. „In Pernambuko," so erklärte Dr. Eckener, „trafen wir anfänglich verhältnismäßig gutes Wetter an, das sich aber vor unserer Abfahrt in strömenden Regen verwandelte. Da durch den Regen das Schiff schwer belastet wurde, waren wir gezwungen, vier Tonnen Benzin zurückzulassen, und nur unter den schwierigsten Verhältnissen gelang der Aufstieg. Schou während der Fahrt fürchtete ich, daß unser Betriebsstoff ausgehen könnte, falls wir nicht noch einen günstigen Schiebewind bekommen sollten. Ich er öffnete den Passagieren, daß wir unter diesen Verhält nissen vielleicht nicht in der Lage sein würden, in Havanna zu landen. Nach den von Amerika eingeholten Wettermeldungen war über Havanna eine große Schlechtwetterzone zu verzeichnen, so daß ich mit Rücksicht auf den stark verminderten Betriebsstoff und das schlechte Wetter gezwungen war, den Flug nach Havanna endgültig aufzugeben. Die Passagiere, waren anfänglich über die Mitteilung etwas enttäuscht, fanden sich jedoch auf Grund der technischen und meteoro logischen Schwierigkeiten verständnisvoll mit der Lage sb. Im Gegensatz zu der Mitteilung, daß die Passagiere revoltiert hätten, ist fcstzustcücn, daß zwischen Fahrtleitung und Passagieren die denkbar beste Harmonie bestand und daß selbst Prinz Alfons von Spanien, der eigentlich das größte Interesse an dieser Havanna-Landung gehabt hatte, die RoutenSndcrung im Interesse einer ge sicherten Fahrt guthietz. übrigens hat der spanische Vc tretcr in Washington nachträglich auf Grund der ctt