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Sie Versicherung für das ländlich« Gesinde. Zur Sanierung der Arbeitslose nversicherung. Die Reichsanstall für Arbeitsvermittlung und Arbeits losenversicherung ha« setzt die Vorschläge zur Umgestaltung der Arbeitslosenversicherung veröffentlicht, um einen Ausgleich zu schaffen zwischen ihren Einnahmen und Ausgaben. Danach sollen die Ausgaben insgesamt um 91 Millionen ge senkt werden und die Einnahmen sollen sich um 179 Mil lionen erhöhen. Den Hauptanteil an dieser Einnahmen steigerung trägt die Erhöhung des Beitragssatzes um ein halbes Prozent mit 145 Millionen. 15 Millionen soll die Versicherungspfltcht des ländlichen Gesindes einbringen. Diese soll neu eingesührt werden. Die Bedenken, die dagegen wegen der neuen Belastung der bäuerlichen Be triebe geltend gemacht werden könnten, sucht der Vorschlag der Reichsanstalt dadurch zu entkräften, daß er daraus hinweist, daß bei der Unsicherheit der gegenwärtigen Wirtschaftslage für die gewerblichen Arbeiter ein stärkerer Rückhalt in den Arbeits- Möglichkeiten der Landwirtschaft geschaffen und der Landwirtschaft zugleich arbeirsbereite Kräfte für die Hauptarbcitszeit des Jahres möglichst gesichert werden müssen. Geldverbwigung für den Landwirt. Zinsherabfetzung der Deutschen Rentenbankkreditanstali Die Deutsche Rentenbankkreditanstalt (Landwirtschaft liche Zentralbank) hat aus Anlaß der Herabsetzung de, Reichsbankdiskontsatzes den Zinssatz für die Landwirt schäft mit Wirkung vom 20. Mai 1930 um Prozen herabgesetzt. Der Höchstzinssatz, den der einzelm Landwirt für die aus Mitteln der Deutschen Rentenbank kreditanstalt gewährten Personalkredite zu zahlen hat, be trägt nunmehr 6)4 Prozent. Hierin sind alle Provst sionen enthalten mit Ausnahme des Wechselstempels welcher besonders belastet werden darf. Desgleichen ist eine Herabsetzung der Zinsen der bst 1933 laufenden Abzahlungskredite mit Wirkung vom 1. Juli d. I. ab in Aussicht genommen, so daß als dann dem Landwirt sämtliche Abzahlungskredite nich teurer als 7>L Prozent p. a. zu stehen kommen werden. Das Mei! gegen Amtsvorsieher Frenzel. Dramatische Szenen bei der Urteilsverkündung. Der Bornimer Amtsvorsteher Frenzel wurde wegen Blutschande in Tateinheit mit Vergehen gegen 8 176 Abs. 1 und 3 und 8 177 St. G. B. zu e i n e m I a h r sechs Monaten Zuchthaus und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren verurteilt. Während der Verkündung des Urteils brach der Angeklagte ohnmächtig zusammen, so daß sich ein Arzt um ihn bemühen mußte. Infolgedessen konnte über den Haftentlassungsantrag seines Verteidigers nicht verhandelt werden. Der Arzt erklärte dann den An geklagten für haftfähig; er soll noch einige Zeit beobachtet werden. Gegen das Urteil hat die Verteidigung Be rufung eingelegt. Am Juni Monopolzündhölzer. Inkrafttreten des Zündwarenmonopols. Die Reichsregierung hat soeben die vorläufigen Durch führungsbestimmungen zum Zündwarenmonopolgesetz und die Zündwarensondersteuerordnung erlassen. Das Zünd- warenmonopolgesetz wird mildem 1. Juni 1930 in Kraft gesetzt. Alle Zündwarenhersteller sind ver pflichtet, den Bestand ihrer Vorräte an fertigen Zünd- waren am 31. Mai 1930 bei Schluß der Geschäftsstunden aufzunehmen und dem Hauptzollami anzumelden. Von der Sondersteuer betroffen werden Zündwaren, die sich am 1. Juni 1930 im Monopolgebiet befinden und zur Veräußerung bestimmt sind. Befreit sind insbesondere Zündwaren, die sich in Verkaufsstellen befinden, wenn der Bestand der einzelnen Verkaufsstelle nicht übei den Inhalt einer halben Normalkiste hinausgeht, unk Zündwaren, die sich sonst auf Lager befinden, wenn dei gesamte Lagerbcstand einer Person oder Vereinigung der Inhalt einer ganzen Normalkiste nicht übersteigt. Di« Sondersteuer beträgt 30 Mark für die Normalkiste. MWWe Zirmen M Mlrwlff und MgtMd halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Drucksachen Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. 6. Fell- und Häutehandlung Stolle, Robert, Bahnhofstraße 138. Gärtnereien Türke, Ernst, Tharandter Straße 134 v- s-^- 500. Kesselsdorf: Beyer, Rob., Bäume, Blumen, blüh. Topfpflanzen. Glaserei (Bildereinrahmung) und Glashandlung Hombsch, Wilhelm, Marktgaste 89 Grabsteingcschäft (Steinbruchbetrieb) « Wolf, Karl, Meißner Straße 263. Herrengarderobegeschäft Plattner, Curt, Dresdner Straße 69. 8 Holzbildhauer Birnick, Kurt, Zedtlerstraße 79. Ins eraten-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29. 6 (auch für auswärtige Zeitungen). Installateur 8 otter, Ferd. (Inh. Ludw. Hellwig), Markt 10. 542. Kolonialwaren- und Landesprodukten-, Tabak- und Zigarrenhandlung Rentsch, Kurt, Parkstraße 1342. Ladestation für Akkumulatoren und Batterien Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. L. Malergewerbe Schindler, Edwin, Hohestraße 134 V. s-s- 71. Maschinenbau und Reparatur Schwepcke, Franz, Ingenieur, Meißner Str. 266. 511. Berlins „interessantestes" Vröderpam. Dis Brüder Saß zu einem Monat Gefängnis verurteilt. An sich ein ganz einfacher Berliner Prozeß wegen, versuchten schweren Einbruchsdiebstahls. Aber die beiden Angeklagten, die da vor dem Richter standen, die Brüder Franz und Erich Satz, sind wohl das interessanteste und meistgenannte Vrüderpaar Berlins. Es gibt übrigens noch einen dritten Bruder Saß, aber der stand diesmal außerhalb der Diskussion. Man traut den Brüdern Saß in Berlin allerlei zu, aber man hat ihnen bis jetzt sozusagen nichts beweisen können. Sie waren es, die man seinerzeit im Verdacht hatte, auf kunstvollen unterirdischen Wegen in eine Zweig stelle der damaligen Diskontogesellschaft eingedrungen zu sein und die Tresors in schöner Weise ausgeräumt zu haben. Sehr vieles sprach gegen sie, aber man mußte ihnen, nachdem sie kurze Zeit verhaftet gewesen waren, die Freiheit wiedergeben, da sie selbst durch Indizien nicht unterzukriegen waren. Noch einmal glaubte man dann, die Brüder beim Kragen zu haben. Auf einem verlassenen Berliner Fried hof betätigten sich zwei Männer in dunkler Nacht mit unterirdischen Grabungen. Sie hatten sich eine Höhle zu rechtgemacht und man vermutete, daß hier kostbares Diebesgut untergebracht werden sollte. Wieder griff die Kriminalpolizei zu, aber die Satz waren natürlich un schuldig wie die Lämmchen: sie wußten wieder von nichts. Ak M N M MW. Roman von I. Schneider - Foerstl. 87. Fortsetzung Nachdruck verboten „Ach was! Gar nicht einfach liegt sie." Gooard lehnte sich resigniert in seinen Stuhl zurück. „Hören Sie einmal, Mister Jensen: Ich will wissen," jedes dieser drei Worte war Betonung — „wo dieser junge Mann zuerst gesteckt hat. — Meinetwegen hat sie ihn aus dem Busch geholt! Aber vissen muß ich es." Der Detektiv saß ganz in eine Wolke graublauen Rauchs gehüllt. „Ich habe sämtliche Dienstboten interviewt, Herr Gene raldirektor. Ihre Aussagen stimmen vollkommen über ein. Ich bin sogar zwei Tage Gast bei Frau Kapitän Swith gewesen — angeblich weil ich ein Jugendfreund ihres ver storbenen Mannes war. — Ich habe nichts herausgebracht. Dem jungen Swith selber habe ich wie ein Dentist bis auf den innersten Nerv gefühlt. Er ist die Unerfahrenheit selbst und wird behütet, wie keine Mutter in ganz Newyork ihre Tochter umsorgt. Einmal hätte er sich versprechen müssen, wenn irgendwelch Geheimnisvolles um ihn wäre." „Jensen!" Govard bog sich zu ihm hinüber und suchte durch den Rauch der Zigarre in dessen Gesicht zu lesen. „Wenn Sie den wahren Sachverhalt aufzuklären vermögen, sollen Sie zu den fünftausend Dollars, die Sie bereits als Vorschuß bekamen, noch weitere zehntausend in ihre Kasse haben." Der Detektiv wiegte den Kopf. „Ich habe sogar seinen Geburtsschein gesehen." ' „Wie? " kam es ungläubig. „Ich habe seinen Geburtsschein gesehen. — Es stimmt alles auf das genaueste, was er und die anderen sagen. — Soll denn das alles Lüge sein?" -Ja!" „Herr Generaldirektor! " „Sitzenbleiben, lieber Jensen! — —> Können Sie mir den jungen Swith nicht einmal bringen?" „Ich kann ihn doch nicht einfach entführen, Mister Go vard!" „Warum nicht?" „Herr Generaldirektor!" Der Detektiv hatte in dieser Sekunde ein fast zorngerö- tetes Gesicht. Er zweifelte am Verstände seines Auftrag gebers. „Der junge Mann geht in sein neunzehntes Jahr! Sie lassen mich zu einer Hälfte immer im unklaren. Es wäre viel einfacher für mich, wenn ich wüßte, warum Sie sich in solchem Grade für diesen blonden Menschen interessieren." „Vielleicht gerade deshalb, weil er blond ist," lachte Go vard. „Aber Scherz beiseite, mit weiteren Gründen kann ich Ihnen leider nicht dienen, wenigstens vorläufig nicht. Brin gen Sie mir also den jungen Swith. Mit List oder Gewalt oder wie Sie sonst die Sache arrangieren wollen, darüber mache ich Ihnen keine Vorschrift." „Die Familie wird sich todsicher über jeden Eingriff, den ich mir erlaube, bei Gericht beschweren." „Das lassen Sie die Swiths nur ruhig tun, mein Lie ber. Die Hauptsache ist, daß ich ihn einmal richtig zu sehen bekomme." Hab ich mich getäuscht, dann ist er in zehn Minu ten wieder frei. Wenn nicht — ein eigentümliches Lächeln spielte dabei um Govards scharfgeprägten Mund —, es kann auch sein, daß ich ihn überhaupt nicht mehr herausgebe." „Herr Generaldirektor," mahnte der Detektiv erschrocken. „Sie sind natürlich außer jeder Verantwortung, Jensen. Ich stelle schon meinen Mann, wenn es darauf ankommt. Sie können ruhig die ganze Schuld auf mich wälzen. Ich esse das Menü schon aus! Vis zur letzten Brotkrume, wenn es fein muß!" Der Detektiv erwog. „Harald Swith hat für heute nach mittag seine Schauflüge angesetzt, da ist der Jüngere immer mit dabei. Als Zuschauer natürlich nur. Er geht ja keinen Schritt weg, solange der andere in der Lust ist. Vielleicht kann ich da einen kleinen Trick in Szene setzen." „Brav, Jensen! Denken Sie an mein Versprechen." Schließlich aber wurden die beiden Brüder nulten der „Arbeit" überrascht und fcstgehaltcn. Sie hatten einer kleinen Straße von Berlin-Moabit, ganz m o Nähe des Kriminalgerichts, in dem jetzt ihre Sache ver- hairdelt wurde, in einem Keller, der sich unter einem be scheidenen Zigarrenladen befindet, ein Loch die Nauer geschlagen, und der Staatsanwalt meinte, daß ste von hier aus einen Einbruchsdiebstahl versuchen wollten. Ne Berliner hingegen waren der Ansicht, daß sich die Bruder Saß mit solchen Kleinigkeiten wie Einbruch in einen simplen Zigarrenladen gar nicht erst abgebcn .wurden. Und da vermutete man denn, daß sie auch hier wieder W ein Versteck für kostbares Diebesgut sichern wollten. Aber dann kam das Gericht und erklärte, daß den beiden Brüdern nicht einmal eine Diebstahlsabsicht aus reichend nachzuweisen sei) und daß sie sich durch lhren nächtlichen Besuch in einem fremden Keller und durch die Wanddurchlöcherung nur des Hausfriedensbruchs und dci Sachbeschädigung schuldig gemacht hätten. Und so kamen sie denn mitjeeinem Monat Gefängnisuntei Anrechnung der Untersuchungshaft davon Und nun sind sie wieder frei. Zu neuen Taten lockt ein neuer Weg — wenn er auch unterirdisch sein sollte . . > pofWcke HunaiGsu Deutsches Mich Verordnung über Einfuhrscheiusperrc. Auf Grund der Verordnung über Einfuhrscheine vorn 6. Mai 1930 hat der Reichsminister der Finanzen bestimmt, daß Anmeldungen zur Ausfuhr von Hafer mit dem Am chruch auf Erteilung von Einfuhrscheinen mit Wirkung oom 4. Juni 1930 an nicht mehr zulässig sind. Dies gib nicht für Müllereierzeugnissc aus Hafer. Abzug der Franzosen aus Ludwigshafen. In Gegenwart des in Ludwigshafen noch stationier ten Balatons des französischen Infanterieregiments 0? wurde d-v seit nahezu zwölf Jahren am Ludwigshafener Rheinbrückenaufgang gehißte französische Trikolore ein geholt. Nach dem Abzug der Franzosen verbleiben bis zum 6. Juni 60 Besatzungssoldaten in Ludwigshafen. Bis Ende Juni verbleiben dann noch ein GendarmeriekoM- mando und die Suretö. Fabriksterbcn im Harz. In Osterode (Harz) fand eine Sitzung zur Besprechung oer wachsenden Not im Westharzgebiet statt, an der nebe" zahlreichen Mitgliedern des Kreistages und des Kreis- ausschusses der Regierungspräsident aus Hildesheim uno oer Landeshauptmann der Provinz Hannover teilnahmen. Landrat Dr. Valthaus-Osterode gab ein Bild der Z"- nehmenden Verelendung seines Kreises und betonte da bei, daß es in vielen anderen Kreisen nicht besser ausish^ Von den Fabrikbelrieben sei im Laufe der letzten Jab" fast die Hälfte — 60 Betriebe — erloschen. Das Heer sti Arbeitslosen nehme von Tag zu Tag zu. Jeder achte w" zehnte Einwohner des Kreises sei ohne eigenen Verdien! und aus Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln a>O wiesen. Gegen ein Notopscr der Beamten. Auf der Tagung des Zentralverbandes der Bc' amten und Angestellten der preußischen Provinzen sprach Verbandsdirektor Ehrmann-Berlin über da" Ausgabensenkungsgesetz und das Besoldungssperrgest«. Ihren Niederschlag fanden seine Ausführungen in einer einstimmig angenommenen Entschließung, in der es Heio!' „Die Beamtenschaft fühlt sich aufs engste verbunden »m dem deutschen Polke und empfindet die aus der Arbeits losigkeit entstandene Not voll und ganz. Die immer Wied" auftauchende Absicht jedoch, einseitig den Beamten eine Sondcrbelastung zuzumuten, wird abgelehnt." PsZen. Polens Zukunft liegt aus dem Wasser. Die polnische Regierung beabsichtigt, zur größeren Auswertung der polnischen Wasserwege, insbesondere der Weichsel, an einigen Punkten Binnenhäfen zu bauen nne diese Häfen mit Eisenbahnlinien zn verbinden. Vor alle Dingen sollen die bereits bestehenden Häfen in WarsaM nnd Krakau moderuisiert und erweitert werden. „Es dürfte ihm natürlich hier nicht das geringste wider fahren." „Darüber können Sie völlig ohne Sorge sein, mein Lie ber. Ich gucke ihn mir an. Das eine Mal, wo ich ihn ge sehen habe, war's nur ganz flüchtig. — Dann ist er ent weder sofort wieder entlassen — oder, wie gesagt, ich behalte ihn." Der Detektiv sah ein, daß es nutzlos wäre, etwas Wei teres über die Beweggründe des Generaldirektors erfahren zu wollen. „Wenn es glückt," sagte er nachdenklich, „bin. ich so gegen fünf Uhr mit dem jungen Mann hier im Bureau " „Nein, nicht hier, Jensen! Bringen Sie mir ihn nach mei ner Privatwohnung! Fünfte Avenue, Sie wissen ja. Ich werde zu Hause sein." „Bestimmtes kann ich natürlich nicht versprechen, Herr Generaldirektor." „Wenn auch! Ich werde zu treffen sein, lieber Jensen! Auf Wiedersehen also!" Aus dem Riesengebäude der Generaldirektion des Staehl- Oel-Konzerntrustes tretend, blieb der Detektiv für eine Mi nute stehen, schüttelte den Kopf und durchquerte dann die marmorgetäfelte Halle, um ins Freie zu gelangen. In Gottes Namen tat mau also diesem Oelfürsten lei nen Willen. Mord und Totschlag war ja bei ihm nicht zu be fürchten. Der Teufel wußte, was sich hinter Govards Wün schen Geheimnisvolles barg. Er sah nach der Riesenuhr, die ein stählerner Arm im zweiten Stockwerk eines Wolkenkratzers über den Gangsteig streckte: Zehn Minuten nach zwölf. Um drei Uhr begannen die Schauflüge. Man konnte also noch ganz bequem zu Mit tag speisen und irgend einen Plan entwerfen. Allzu ichwie- rig würde es nicht sein, den jungen Swith herumzukriegcn. Man mußte nur die Zeit nützen, solange der Pilot in oer Lust war. Hoffentlich befand sich nicht auch die Mutter dabei, sonst würde die Sache nicht sonderlich vielversprechend wer- (Fortsetzung folgt.)