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psIiMcde kun<UAsu Tagesspruch. Wenn dir ins Aug die Träne bricht. So ringe bis die Sterne scheinen; Dann heb dein Aug zum Sternenlicht, Das trocknet alles Weinen. Des Tages Glück, des Tages Harm, Des Lebens ungewisse Ferne — Wie wird dies alles klein und arm, hält mans ins Licht der Sterne! Deutsches Reich Neichsbeteiligung an der Reparationsanleihe. Die Regierungsparteien haben im Reichstag folgen den Gesetzentwurf über die Beteiligung des Reiches an der Mobilisierungsanleihc cingcbracht: Der Reichsminister der Finanzen wird ermächtigt, bis zu 100 Millionen Dollar im Wege der Beteiligung an der in der Überein kunft über die Mobilisierung für einen Bruchteil des nicht aufschiebbaren Teiles der Jahreszahlungen des Neuen Planes vorgesehenen ersten Mobilisierungsanleihe Msig zu machen. Der Erlös fließt der Deutschen Reichs bahngesellschaft und der Deutschen Reichspost zu, die einen entsprechenden Anteil an den Ausgaben zu über nehmen haben, die dem Reich aus dem Dienst der Anleihe erwachsen. Die Untersuchung in der Bombenaffäre. In der Sprengstoffangelegenheit gegen Hellmann und Genossen wegen der Anschläge in Bad Oldesloe und Neu- '"üuster fand in Altona vor dem Untersuchungsrichter ein Vastprüfungstermin in Sachen der gegen Ammermann und Hambrock erlassenen Haftbefehle statt. Beide Haft befehle wurden aufrechterhalten, der Angeschuldigte Am- wcrmann, welcher der Mitwisserschaft verdächtig erscheint, wird jedoch bei Stellung ennr Kaution von 5000 Marl uns freien Fuß gesetzt werden. Bei Hambrock haben sich bie Verdachtsgründe in keiner Weise abgeschwächt. Die Haupttäter Dr. Hellmann, Koch und Wilamowitz-Möllen- borf hielten ihre vor der Polizei gemachten Geständnisse w vollem Umfang vor dem Untersuchungsrichter aufrecht, öffentliche Mittel für Naturschutz. . Das Reichsarbeitsministerium regt in einem Nund- Meiben an die obersten Landesbehörden an, beim städti- Wn und ländlichen Wohnungsbau und bei der Durch- unk "b bau Notstandsarbeiten den Aufgaben des Natur- N Heimatschutzes besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. A^MPfiehlt, die staatlichen oder staatlich anerkannten ausgiebig zu Rate zu ziehen. In Frage kommen den, Mbere die preußische Staatliche Stelle für Natur- ».„Mspflege in Berlin-Schöneberg, der Bayerische sm ^^fch"ß für Raturpflege in München sowie ent- sli^wende Stellen in den übrigen Ländern und der Deut- Bund Heimatschutz in Berlin-Schöneberg. Landwirtschaftshilfc in Mecklenburg. Die mecklenburg-schwcrinsche Regierung hat von sich eine Hilfsaktion für die mecklenburgische Landwirt- Wn eingeleitet, die dazu dienen soll, die Landwirtschaft zur nächsten Ernte zu schützen. Nach dem Anträge des Natsministeriums soll das Landwirtschaftsministerium Nchngt werden, im Benehmen mit dem Finanz- Msterium zur Durchhaltung landwirtschaftlicher Be- ii soweit sie nicht Staatsdomänen sind, Betriebs- N Überbrückungskredite zu gewähren oder Ausfallbürg- Wften für solche im Gesamtbeträge von zwei Millionen ^ark zu übernehmen. Rußland Briands Denkschrift bei den Sowjets. . Nach einer offiziellen Meldung aus der Sowjetunion M der französische Geschäftsträger dem stellvertretenden Nenkommissar Litwinow die Paneuropa-Denk- !Nrift Briands überreicht. Der Geschäftsträger führte "bei aus, daß die französische Regierung im Sinne und U Wk U M WM Roman von I. Schneider - Foerstl. Fortsetzung Nachdruck verboten . Kopfschüttelnd zog er die weiße Litze wieder aus den der Silberkanne und stülpte die Teepuppe mit ihrem »oldgefaserten Brokatkleid darüber. c» Was erlebte man nicht alles, wenn man über vierzig Mre in einem Hause bedienstet war. Rolfs Gehen war ent- ^Mden das Schwerste gewesen. Er sah abwesenden Blickes nach den Scheiben, gegen die große weiße Flocken tanzten, und seufzte. Was war s Leben anderes als ein ewiges Hasten und Rennen, daß N nicht hungerte — daß man nicht fror! — daß man des ^"chts ein Lager hatte, auf das man sich strecken konnte. War das überhaupt all des Laufens und Hastens wert? Unterdessen rannte die blaue Limousine, die Christoph N, durch das rege Leben der Straßen. Immer bunter große Strom des Verkehrs, als ob Ameisen durch- -^nder fluteten: Hierhin! Dorthin! Rechts! Links! Vor und Ick»! Immer rastlos und ohne Aufenthalt, jeder einzelne Fiel entgegen. "Nascher!" schrie er mehr als einmal durch das Sprach- seinem Chauffeur zu. Trotzdem gab es immer wieder »e« Verzögerung, ein Stocken, einen unvorhergesehe- Aufenthalt, zumal an den Kreuzungen dauerte es oft Mten, bis der Schupo die Passage freigab. 8le-4 El und unheilbrütend standen die Wasser in den Icknn?' glucksten und krochen nach dem Hafen und durch- ulen ohne Eile das Häusergewirr der Altstadt. <>°-.,,Nalbrüstig, eng aneinandergelehnt, als müßten sie HE und Stütze suchen, hoben sich die Giebel der Mauser in den grauen Himmel. den^^^/onnte der Wagen wieder durch breite Straßen, ^oristoph Lindholm ebensowenig Aufmerksamkeit w E den engen verschlungenen, durch die sie gekom- iM Aufträge des Völkerbundes handle, von dem Briand mit der Ausarbeitung der Denkschrift beauftragt worden sei. Das Programm Briands sehe die Schaffung einer europäischen Staatenföderation vor, und seine Aufgabe sei es, der Sowjetregierung die Versicherung abzugeben daß der paneuropäische Staatenbund auch mit solchen Staaten ehrlich zusammenarbeiten zu d"p Bund gehören werden. Aus In- und Ausland Berlin. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages ist für Freitag, den 23. Mai, zu einer Sitzung einberufeu. Auf der Tagesordnung steht als erster Punkt eine Aussprache über die Genfer Ratstagung. Berlin. Der Rechtsausschuß des Reichstages beschloß, die Beratungen über die vorliegenden Amnestieanträge ani Sonnabend dieser Woche zu beginnen. Halle a. d. S. Eine Durchsuchung der Teilnehmer an einer öffentlichen nationalsozialistischen Versamm lung fördene mehrere Schußwaffen mit scharfer Munition, Stahlruten, Schlagringe, Dolche usw. zutage. In Dölau wurde ein Nationalsozialist durch drei Messerstiche schwer verletzt. Die gespannte Lage machte die Durchsuchung eines nach Dölau fahrenden Trupps von 35 Nationalsozialisten erforderlich. Es wurden Schußwaffen mit scharfer Munition, Schreckschuß- Pistolen, Schlagringe und Messer beschlagnahmt Paris. Durch ein im „Journal officiel" veröffentlichtes Dekret werden die G e 1 r e i d e z ö l l e um 30 Frank für einen Doppelzentner erhöht. Diese Bestimmung tritt sofort in Kraft. Warschau. Die polnische Regierung hat sich mit einer Note an die deutsche Regierung gewandt, in der vorgeschlageu wird, die Verhandlungen über einen baldigen Abbau der Ein- und Ausfuhrverbote im Verkehr beider Länder am 21. Mai beginnen zu lassen. Schanghai. Die Regierungstruppen haben die befestigte Stadt Kweitelan der Grenze von Honan und Kiangsu nacki mehrwöchigem erbitterten Kampfe erobert, bei dem sie auch Tanks und Bombenflugzeuge einsetzten. Die Stadt Bingen, aus der die französische Besatzung am 20. Mai unbemerkt und ohne jede Formalität abrückte. Söß amtlich seines Amtes enthoben. Vom 1. Juni an auf halbes Gehalt ge letzt. Nachdem Böß, Berlins Oberbürgermeister, vom Bezirksausschuß seines Amtes enthoben worden ist, hat nunmehr der Oberpräsident die amtliche Suspendierung des Oberbürgermeisters ausgesprochen. Nach dem Diszi plinargesetz ist damit die Kürzung des Gehalts nm die Hälfte verbunden, so daß Böß vom 1. Juni an nur noch 18 000 Mark Jahresgehalt beziehen wird. Entscheidet jedoch das Obcrvcrwaltungsgericht als Berufungsinstanz zugunstendes Beschuldigten, so wird ihm die gesperrte Summe nachgezahlt. Calmette meldet sich. Er erklärt seinen Tuberkulose-Jprpfstoff für unschädlich. Professor Calmette vom Institut Pasteur in Paris, der Entdecker des Tuberkulose-Impfstoffes B. C. G., gibt im „Matin" eine Erklärung über die Vorgänge in Lübeck ab. „Das Institut Pasteur," so schreibt er, „liefert den Impfstoff B. C. G. in fertigem Zustande nur in Frankreich. Er darf nur in frischem Zustande benutzt werden. Das Institut Pasteur trägt also keine Ver antwortung für die Lübecker Vorfälle. Ven mehreren Jahren gibt das Institut den ausländischen Laboratorien, die den Antrag stellen, B-C.-G-Kulturen ab, und die Laboratorien kultivieren den Impfstoff an Ort und Stelle. Sie erkennen sämtlich die Unschädlichkeit von B. C. G. an. Das Laboratorium von Lübeck hat im Juli 1929 B.-C.-G.-Kulturen erhalten und am 26. März 1930 schrieb Dr. Allstedt uns, daß 50 Prozent der im Lübecker Staat geborenen Säuglinge ohne Zwischenfälle mit dem Impfstoff geimpft worden seien. Was ist also seitdem in Lübeck vorgegangen? Liegt ein Irrtum bei den ver wendeten Jmpfkulturen vor? Ich kann das nicht sagen. Ich kann nur bestätigen, daß das B. C. G. keinesfalls eine Krankheit Hervorrufen und zur Tuberkulose führen kann. Die im Juli 1929 nach Lübeck gelieferte Bazillenkultur wurde von uns vor dem Versand kontrolliert und enthielt 'eine Giftstoffe." Sanzis ruft den Völkerbund an. Degen die Konkurrenz von Gdingen. Fm Hauptausschuß des Danziger Volkstages teilte der Präsident des Senats der Freien Stadt Danzig mit, daß die Regierung dem Hohen Kommissar des Völker bundes in Danzig einen Antrag auf Entscheidung in der Frage des Hafens von Gdingen eingereicht habe. In diesem Antrag wird ausgeführt, daß Polen verpflichtet werden soll, den Danziger Hafen wirtschaftlich voll aus zunutzen, wie es in den Verträgen verankert ist. Der Hafen von Gdingen ist infolge der Subventions politik der polnischen Regierung für Danzig eine schwere Konkurrenz geworden, unter der die Danziger Wirtschaft ganz außerordentlich zu leiden hat. Der Kampf um die Hyhridenrebe. Verhandlungen im Volkswirtschaftlichen Reichstagsausschuß. Im Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages wurde ein kommunistischer Antrag auf Aushebung des Verbotes der Hybridenrebe abgelehnt. Angenommen wurde dagegen die Forderung, wonach die bayerische Re gierung die infolge des Verbots anhängig gemachten Strafverfahren niederschlagen und die Eütschädigung der bereits in Strafe genommenen Winzer in die Wege leiten soll. Weiter wird die Reichsregierung ersucht, den Keinen Winzern Steuerrückstände und Steuerschulden zu erlassen. Schließlich wurden Mittel zur Umstellung der Hybridenanpflanzungen aus andere Kulturen verlangt. SieSlndenlm LharlolleMüller ermordet? Verhaftung eines Bockauer Bauarbeiters. Seit dem 13. April wird die 21 Jahre alte Chemie studentin Charlotte Müller aus Leipzig, die Tochter eines dortigen Rechtsanwalts, die im Radiumbad Oberschlema im Erzgebirge zur Kur weilte, vermißt. Die Studentin hatte an dem genannten Tage einen Aus flug nach dem sogenannten Jägerhaus unternommen und war zuletzt in dem Orte Bockau, zwischen Oberschlema und Jägerhaus, gesehen worden. Seit dem Tage wurde ver geblich nach ihr gesucht. Es fanden mehrere Polizeistreifen der Zwickauer Landespolizei statt, die das gesamte Waldgebiet absuchten, aber keine Spur von der Vermißten entdecken konnten. Vor kurzem ging nun ein Brief bei der Kriminalpolizei Zwickau ein, in dem die Polizei ersucht wurde, ihre Nachforschungen einzustellen. Die Studentin sei von drei oder vier Personen entführt worden. Auf Grund dieses Briefes richtete sich der Verdacht der Kriminalpolizei gegen einen 31 Jahre alten verheirateten Bauarbeiter aus Bockau. Er wurde verhaftet. Der Bauarbeiter gibt zu. die Studentin gesehen zu habe», als sie am 13. April an seinem Hause in Bockau vorüberging. Er will kurz darauf mit dem Rade weggefahren sein und eine andere Richtung eingeschlagen haben. Der Verhaftete wurde von der Kriminalpolizei nach Che m n i tz gebracht. Er wurde dem Bahnbeamten, der die in der Gepäckausbewahrungsstelle niedergelegten Gepäckstücke der Ermordeten angenommen hat, gegenüber gestellt. Der Beamte hat den Verhafteten als denjenigen wiedererkannt, der die Sachen der Studentin dort zur Auf bewahrung abgegeben hat. Die Leiche der vermißten Studentin ist noch nicht gefunden worden. Früher hatten die Lindholms nicht im Innern der Stadt gewohnt, sondern weiter draußen, nahe dem Hafen. Dann hatte Frau Iulias Schwiegervater das palaisühnliche Haus am Alsterkai erstehen lassen und die Gebäulichkeiten am Hafen wurden nur mehr als Kontore und Magazine benutzt. Grau in grau lagen die nüchternen Mauern mit ihren riesigen Fensterläden, die sich nachts schutzgewührend über den weißen Scheiben schlossen. Das breite Tor der Einfahrt stand flügelweit offen. Die Räder machten kaum ein Ge räusch, als sie jetzt die Asphaltpflasterung des rechteckigen Hofes dahinrollten und vor dem doppeltürigen Eingang des Hauses stillhielten. Christoph öffnete selbst den Schlag und setzte mit ein paar Sprüngen die wenigen Steinstufen hinauf, um dann den langen, etwas dunklen Gang hinunter zu eilen, der nur durch die verglasten Türen eine matte, milchige Helle bekam. Irgend eine sparsame Hand mochte der vorgerückten Stunde wegen die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet haben, so daß der junge Lindholm einen leisen Fluch ausstieß, als er an einen Gegenstand rannte. Am Schmalende des Korridors wurde eine Tür aufge tan. Ein grauer. Kopf steckte sich durch die Lücke und kam dann ganz zum Vorschein. „Guten Morgen, Herr Lindholm!" „Guten Morgen, Ehlers." Der Spalt tat sich jetzt zu ganzer Breite auf und ließ die Schwelle für den Angekommenen frei: „Die gnädige Mama wartet in ihrem Privatzimmer." Lindholm faßte den Prokuristen am Aermel und forschte angstvoll in dessen Gesicht: „Es ist also wirklich Tatsache, Ehlers?" „Leider, Herr Christoph!* „Die ganze Ladung!" „Es war eine Doppelladung " preßte es dem Alten heraus. „Für wieviel?" „So etwa — dreimalhunderttausend Mark!" Der junge Lindholm taumelte: „Das können wir so bald nicht wieder auf gleich bringen, Ehlers." Die von Alter und verbrauchter Kraft etwas vornüber geneigten Schultern des Prokuristen streckten sich: „Es wird seine Zeit brauchen! — Aber gehen muß es! — Muß gehen!" wiederholte er verbissen. — „Die Frau Senatorin wartet, Herr Christoph!" Lindholm zog sein Taschentuch und wischte sich die kalten Tropfen von der Stirn. „Seit Rolfs Tod haben wir kein Glück mehr in Geschäften." „Das dürfen Sie nicht sagen," mahnte Ehlers. „Herr Rolf hat weder im Leben jemand Böses getan, noch wird er es im Tode wollen." Christoph preßte für Sekunden beide Hände vor das Ge sicht. „Sagen Sie meiner Mutter, daß ich komme!" Die Senatorin ging ihrem Aeltesten einige Schritte von ihrem Schreibtisch her entgegen. „Mutter!" Sie nahm tröstend seine kalten Hände in die ihren und hielt sie fest. „Du hast bereits mit Ehlers gesprochen, mein Sohn?" Ja! — Warum hast du mir nicht sofort Mitteilung ge macht, als du die Nachricht bekamst?" „Ich wollte dir die Nachtruhe gönnen, mein Junge. Es ist heute noch früh genug. Vielleicht wird es gut sein, wenn du selbst nach Buenos Aires fährst und siehst, ob noch etwas zu retten ist." „Wenn Creve sich doch erschossen hat!" Sie nickte und schloß die Hände um das scharfkantige Lineal, das sie vom Schreibtisch aufnahm. „Ich habe ihm unbedingt vertraut," sagte sie. Es klang wie eine Selbst anklage. „Zehn Jahre lang hat er unserem Hause als Ver treter gedient und nie einen Pfennig veruntreut — daß es so kommen würde, konnte ich nicht voraussehen." „Hast du ihm diese dreimalhunderttausend Mark — um so viel handelt es sich doch — in bar mitgegeben?" „Nicht in bar! Ich habe sie auf die Bank of Kanada überwiesen, er hat sie abgehoben und — statt Ware dafür zu kaufen — für sich selbst verbraucht." (Fortsetzung folgt.)