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und wir sind überzeugt, daß Amerika, was auch der Text des Vertrages einfchlicßen mag, sich nicht dazu hergeben wird, den früheren Feinden den vollen Genuß der privaten Rechte vorznenthalten, welche die Freunde des internationalen Urheberrechts der ganzen Welt zu sichern sich bemühen.« Der Mitarbeiter von »Uublisüers^ Oiroular«, der Bowker eine Autorität auf dem Gebiete des internationalen Urheberrechts nennt, schließt sich diesen Anschauungen erfreulicherweise an, wenngleich nicht — was auch von uns nicht erwartet wird — aus Mitgefühl für Deutsch land, durch das »wenige Völker so sehr gelitten hätten wie das eng lische«, sondern in Erwägung rein geschäftlicher Gründe. Sein Ge dankengang ist folgender: Wenn auch noch ein langer, langer Weg bis zur gänzlichen Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen zurück zulegen ist, so sind wir doch der Meinung, daß die englische Negierung weise handelt, uns die Wiederaufnahme des geschäftlichen Verkehrs anzuraten. Wie sollen wir anders die großen Summen bekommen, die Deutschland bezahlen soll? Ten deutschen Geschäftsleuten gefühls mäßige Hindernisse in den Weg legen heißt doch nur, den Ameri kanern die Geschäfte überlassen, die wir selbst machen könnten. »Deutschland hat viel zu viel Dinge aller Art, die wir brauchen, um eine stupide Politik des Boykotts ihm gegenüber zu verfolgen. Wenn wir Geschäfte machen, machen wir sie geschäftsmäßig (bu8iu688-Iiüe) und fragen nicht, ob deutsche Firmen oder Personen den Krieg billige ten oder nicht. Das ist ihre Angelegenheit, nicht die unsrige.« Die vorstehenden Ausführungen bilden ein erfreuliches Gegenstück zu den unter der Überschrift »Zweierlei Maß« in Nr. 204 veröffent lichten Anrempelungen eines anderen Mitarbeiters des »?ubll8li6rs' Oireular« Alfred Wilson. Es wurde ja oft die Vermutung ausgespro chen, daß der kühl denkende und — rechnende Anglo-Amerikaner sich am ersten dazu bcreitfinden würde, die durch den Krieg zerrissenen Fäden über den Kanal nnd über den Ozean wieder anzuknüpfcn. Dies kön nen mir trotz oder vielleicht gerade wegen seiner rücksichtslosen Offen heit auch aus einem Artikel des englischen Antiqnariatsblattes »Hie Olique« vom 13. September herauslesen, sodaß man jetzt von einem Abbau des Hasses wohl sprechen darf, ohne deshalb ein unverbesser licher Optimist gescholten zu werden. Ter Artikclschreiber des »OUque« findet es einleuchtend genug, daß der Handel zwischen den beiden Län dern wieder zu einiger Ausdehnung gelangen muß. Die große Frage sei nur die, ob man nicht diejenigen Industrien schützen müsse, die England den Deutschen sozusagen weggenommcn nnd entwickelt habe, Industriedie wahrscheinlich wieder aussterben würden, wenn man Deutschland die unbeschränkte Wiederaufnahme seines Handels mit England gestattete. Es sei deshalb die Sache der industriellen Ver bände, sestznstellen, wo diese Gefahr drohe, um ihren Mitgliedern ge gebenen Falles entsprechende Einfuhrverbote aufzuerlegen. Auch die buchhändlerischcn Vereinigungen sollten eine freie und gründliche Aussprache darüber herbeiführen, inwieweit der Buchhandel zu diesen Industrien gehöre. So wird beispielsweise die Frage aufge worfen, ob cs nicht angebracht sei, den deutschen Zwischenhandel im Verkehr mit dem skandinavischen Buchhandel anszuschalten, nachdem dieser sich während der langen Kriegsdaucr daran gewöhnt habe, vom englischen Buchhändler direkt zu kaufen. (Welche Mühe die englischen Verleger sich auch neuerdings geben, um in Schweden festen Fuß zu fassen, ist in den beteiligten Kreisen ja nicht unbekannt!) — His Clique möchte eine zweite Frage zur Diskussion gestellt sehen, eine Gefühls frage, die, wie es selbst ebenfalls eimvendet, mit dem Geschäft eigent lich nichts zu tun habe: Ob es angebracht sei, sich der Mühe der Wieder eröffnung der geschäftlichen Beziehungen mit den Deutschen zu unter ziehen, die zweifelsohne »ihre Kopiebücher beschmutzt haben, und ohne di« man fünf Jahre lang so gut ausgckommen sei«. A. Nochmals die Schwierigkeiten im französischen Buchhandel. Im Börsenblatt Nr. 194 ist vom Schreiber dieses berichtet wor den, daß die französischen Bnchverleger den Verkaufspreis des fran zösischen Buches um 100°/o erhöht haben und daß gegen diesen Preis aufschlag namentlich ans den Kreisen der Schriftsteller schwere Be denken geltend gemacht worden sind. Jenem Berichte ist heute hinzu zufügen, daß der in Frage stehende Preisaufschlag sich nicht hat auf rechterhalten können nnd daß er schon nach wenigen Wochen des Be stehens wieder hat rückgängig gemacht werden müssen. Allerdings sind es nicht die Bedenken der Schriftstcllerwclt gewesen, die die Zurück nahme der Maßregel bewirkten, sondern es war eine andere, viel ein flußreichere und entscheidendere Macht, die eingriff, nämlich das fran zösische Lesepubliknm. Die Preiserhöhung hatte noch nicht 14 Tage gewährt, und schon war der Absatz in verheerendem Umfange zurück gegangen. Gegenliber dem Widerstande der Öffentlichkeit sah der Buch handel keinen anderen Ausweg als den, schleunigst wieder den einheit lichen Kriegspreis von 4.50 Fr. anzusetzen. Dieser Streik des französischen Publikums, das alle Preissteige rungen für Schmuck- und Modeartikel, für Tafelfreuden usw. geduldig hinnahm, aber gegen die Verteuerung der geistigen Nahrung, des Buches, sofort energisch Stellung nahm, zeigt, daß man in Frankreich nicht gern materielle Genüsse entbehrt, aber leicht auf den Kauf uud die Bekanntschaft von literarischen Schöpfungen verzichten zu können glaubt. Es hat zwar sein Mißliches, den Propheten spielen zu wollen, aber der Kenner der deutschen Leserwelt wird ruhig behaupten dürfen, daß diese kaum einen Streik in gleichem Umfange gegen das Buch beginnen wird, selbst wenn es sich als notwendig erweisen sollte, daß ! der Papierbeschaffnngs- und Druckherstellungsschwierigkeiten wegen der Verkaufspreis des deutschen Buches noch höher als jetzt bemessen wer- ' den sollte. Es ist vorausznsehen, daß nunmehr, wo wieder der Einheitspreis von 4.50 Fr. waltet, viele Verleger jenen Vorschlag der nnterschied- ' liehen Ausstattungsart in Erwägung ziehen werden, der aus den Krei- ! sen der französischen Schriftsteller, wie im vorigen Berichte erwähnt war, nachdrücklich erhoben wurde. Diese Gestaltungsweise ist für ! Frankreich natürlich nicht vollkommen neu. Wohlbekannt auch in ^ Deutschland sind die großformatigen Ansgaben der Werke Flauberts, Balzacs, Maupassants aus dem C o n a r d - V e r l a g e ; viel Gefal- , len erregten beim französischen Publikum die würdig hergestellten Neu ausgaben der Werke Stendhals und Rabelais' durch C h a m p i o n : j weiteste Verbreitung fand die schmucke Sondcrrcihe »Ce8 dla!tre8 clu , livre« des Verlags G. Crös L Cie. Gegenwärtig ist es der Verlag der »klouv 611 e K6vu6kranyui86«, der mit gutem Erfolge den ! Typus eines massigen, im Format ungewöhnlichen Buches zu 7.50 Fr. vertreibt. Immer wieder warnen die Nichtfachleute den französischen Buchverlag davor, sich der Vielseitigkeit des französischen Buchmnsters entgegenzustellen und die Fertigstellung z. B. von kleinen, handlichen, der Jackettasche angcpaßten Ausgaben von den Engländern oder schlim mer noch von den Deutschen sich abnehmen zu lassen. Weiterhin wirft man dem Verlagswesen vor, daß es nicht genügend fremde Autoren zur Kenntnis des französischen Lesers bringe: auch diese Lücke werde, wie voranszusehen, das fremdländische Gewerbe ansfüllen. Es wird beispielsweise auf die Unmöglichkeit hingewiesen, sich in Frankreich eine billige, übersetzte Tickensausgabe anzuschaffen: die einzige, bei Hachctte erschienene sei seit längerer Zeit vergriffen, und der Verlag teilte mit, daß eine Neuauflage nicht beabsichtigt sei. Der Einheitspreis von 4.50 Fr. gilt natürlich nicht für das wissen schaftliche Verlagsivesen. Hier werden die Preise je nach den prak tischen Voraussetzungen festgestellt. Dieser Zweig dcF französischen Verlagswesens leidet darum auch bei den heutigen Verhältnissen am schwersten. In Frankreich lebt eine ganze Menge archivalischer, biblio graphischer, fachwissenschaftlicher Zeitschrift- und Buchveröffentlichun gen von den Zuschüssen, die dafür von gelehrten Gesellschaften, Hoch schulen oder vom Staate ausgesetzt sind. Diese Zuschüsse sind ent weder gar nicht oder zumindest nicht im Verhältnisse der Steigerung der Drnckkostenpreise erhöht worden. Man kann geradezu von einer Krisis sprechen, die damit der Tätigkeit wissenschaftlich interessierter Kreise, besonders der medizinischen, geographischen, geschichtskundigen, altertumsforschenden Vereine droht. Einzelne Fachperiodika haben ihr Erscheinen bereits eingestellt: das gleiche, heißt es, sei in Erwägung gezogen beim »kulletiu cke la Soeistö cis biolo§is« und beim »llulletiu ci« l'^esckömis cke meäscine«. Die Doktorarbciten vorläufig nicht znm Druck zu bringen, wird wie in Deutschland nun auch in Frankreich Ge pflogenheit. Eine Abnahme des Biicherpnblikums, die voranszusehen ist, wird zwar auch in Frankreich nicht als das schlimmste Verhängnis betrachtet, wohl aber der Umstand, daß alle geistige Regsamkeit mehr und mehr in die Verfügung des Staates übergeht, da nur dieser die Mittel zu bestreiten vermag, die für die Ausgabe wichtiger Serien- werke, Gedeukschriften, Untersuchungen, Atlanten usw. nötig werden. Nr. H. Kleine Mitteilungen. Wichtige Neuerungen über Einstellung und Entlassung von Arbei tern und Angestellten. — Herr Nr. Feldgen, Syndikus des Arbeit geberverbandes der Papier verarbeitenden Industriellen, schreibt uns: Während bisher die Einstellung und Entlassung von Arbeitneh mern zur Zeit der wirtschaftlichen Demobilmachung in zwei besonderen Verordnungen, der vom 4. Januar 1919 für Arbeiter und der vom 24. Januar 1919 fiir Angestellte nieöergelegt giar, ist unter dem 3. Sep tember eine Zusammenfassung bzw. Ergänzung dieser Vorschriften in Gestalt einer neuen Verordnung erschienen. In vielen Fällen decken sich die neuen Bestimmungen mit den bis herigen; in anderen Punkten sind jedoch wesentliche wichtige Neuer»!- gen zu verzeichnen. ^^ Zunächst wird bestimmt, daß der 1. August ^ ^ für die Verpflichtung zur W i ° - r ° > u l. ° l l u » g °°u^I-