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b) 50—56; Bullen ä) 53—56, b)"48-52- Kühe a)"45-50, b) 38 bis 44, c) 30-37; Färsen a) 56-61, b) 45—55; Kälber a) —, b) 70—76, c) 60—69; Schafe a) —, b) 58—64, c) 48—55, d) 40 bis 47, e) 35—39; Schweine a) 63—65, b) 65—66, c) 66-67, d) 65 bis 66, e) 64—65; Sauen 56—60. Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 656 Rinder, darunter 81 Ochsen, 169 Bullen, 393 Kühe, 13 Färsen; 629 Kälber, 193 Schafe, 2476 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schleppend, bei Kälbern und Schafen langsam, bei Schweinen schlecht. Preise: Ochsen a) 55—57, b) 50—54, c) 44—46, d) 37—40; Bullen a) 53 bis 56, b) 50—52, c) 45—48; Kühe a) 48—53, b) 43—47, c) 32 bis 40, d) 25-30; Kälber a) —, b) 73—77, c) 65—70, d) 58—62, e) 54—56; Schafe a) —, b) 56—58, c) 50—54; Schweine a) 62 bis 64, b) 63—64, c) 64, d) 62—64; Sauen 52—57. Amtliche Berliner Notierungen vom 19. Mai. Börsenbericht. Tendenz: Befestigt. Die Börse :röffnete auf die beschlossene deutsche Diskontermätzigung auf t,50 Prozent in befestigter Haltung. Aufträge von außen- tehender Seite waren zwar nur spärlich eingetrossen, doch war sie Stimmung zuversichtlich. Das Interesse dehnte sich wieder ms verschiedene Spezialgebiete aus Neben den Favoriten un Kali- und Spritaltienmarkt trat der Montanaktien- und der Llektromarkt stärker in ven Vordergrund. Nach den ersten Eursen wurde das Geschäft bei weiteren Befestigungen leb hafter. Auch die Begründung der Reichsbank konnte anregen, sa das Institut hofst, für die mit der Depression schwer impfende Wirtschaft eine Erleichterung und Antriebsmöglich- 'eit zu schaffen Geld war unverändert leicht, Tagesgeld 2 liis 4, Monatsgeld 5 bis 6, Warenwechsel 4'/» Prozent. Im vetteren Verlaus machte die Auswärtsbewegung Fortschritte. Vereinzelte Abschwächungen wurden durch neue Spezialitäten haussen ausgeglichen Devisenbörse. Dollar 4,18—4,19; engl. Pfund 20,34 bis W,38; holl. Gulden 168,35—168,69; Danz. 81.36—81,52; franz. Frank 16,42—16,46; schweiz. 80,96—81,12; Belg. 58,42—58,54; Italien 21.95—21,99; schwed. Krone 112,33-112,55; dän. 112,05 bis 112,27; norweg. 112,02—112,24; tschech. 12.41—12,43; österr. Schilling 59,05-59,17; poln. Zloty (nichtamtlich) 46,87—47,07; Argentinien 1,600—1,604; Spanien 51,15—51,25 Produktenbörse. Wetzen ist gegenüber der vorhandenen Nachfrage ziemlich knapp angeboren, die Forderungen lauten Nwa 3 Mark höher. Roggen ist ziemlich reichlich offeriert, die Forderungen liegen jedoch zumeist auf dem durch die Stützungs- Eon gehaltenen Preisniveau. Von den stützenden Stellen vurde nur ein Teil des vorhandenen Angebots, jedoch wiederum m 1 bis 2 Mark höheren Preisen, ausgenommen. Weizenmehl sei etwa 25 Pfennig höheren Preisen in ruhigem Geschäft, Noggenmehle ebenfalls etwas befestigt, Hafer für Exportzwecke weiterhin gefragt, Gerste ruhig. Getreide und Olsaaten per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm in Reichsmark. 19. 5. 17.5. Wetz., märk. 290-292 288-290 Pommersch. — — llogg., märk. 168-176 166-174 graugerste — 190-202 Huttergerste 170-184 170 184 Sommergerste —- — Wintergerste — ----- Hafer, märk. 153-163 152-162 Pommersch. — — Westpreutz, — —— Weizenmehl p. 100 kg sr. Brl. br tnkl. Sack (feinst. Mrk ü Not. 32,0-40,5 31.7-400 Roggenmehl p. 100 kg fr. Berlin br. tnkl Sack 23.0-26.0 22.7-25.7 19. 5 17.5. Wetzkl. f. Bln. L,7-9.2 8.7-9,2 Rogkl. f. Bln. 8,7-9.5 8,79,5 Raps — — Leinsaat — — Vikt.-Erbsen 24,0-29,0 24,0-30,0 kl. Speiseerbs 21,0-25,0 21,0-25,0 Futtererbsen 18,0-19,0 18.0-19,0 Peluschken 17,0-18,0 17,0-18,0 Ackerbohnen 15,5-17,0 15.5-17,0 Wicken 19,0-21,7 19,0-22,5 Lupln., blaue 15,5-16,5 15,5-16 5 Lupine, gelbe 20,5-23,0 20,5-23,0 Seradella — — Rapskuchen 12,7-13,7 12,7-13,7 Leinkuchen 18,0-18,5 18.0-18,5 Trockenschtzl. 8,28,7 8,28,7 Soya-Schroi 13 8-14 6 13,6-14.1 Torsml. 30/70 — -- Kartosfelflck 13.5-14.0 15,4-15.6 Preisnotierungen für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotierungskommission). 1. Deutsche Eier: Trinkeier (vollfrische, gestempelte) über 65 Gr. 11,25, 60 Gr. 10,25, 53 Gr. 9,50, 48 Gr. 8,50, frische Eier 60 Gr. 9,50, 53 Gr. 8,75, aussortierte kleine und Schmutzeier 7—7,50. 2. Auslands eier: Dänen 18er 11,25, 17er 10,75, Estländer 17er 10,50, 15,5- bis 16er 9,50-10, leichtere 8,75, Holländer 68 Gr. 11,50, 60 bts 62 Gr. 10,25-11,25, leichtere 9,50—9,75, Litauer große 9,25, normale 8, Bulgaren 8^0—9, Rumänen 8—8,50, Ungarn 8,50, Russen große 8,75, normale 8, Polen normale 7,75—8, kleine, mittlere, Schmutzeier 7—7,25. Tendenz: Matt. Kartoffclpreise je Zentner waggonfrei märkischer Station: Weitze Kartoffeln 1,20—1,40, rote Kartoffeln 1,30—1,60, gelb- fleischige (außer Nierenkartoffeln) 2,30—2,60 Mark. Sport vom Sonntag. Fußball. Zweimal besiegt wurde der Hamburg S. V. in Süddeutsch land. Dem 1. F. E.-Pforzheim unterlagen die Hanseaten 1 :2, den Stuttgarter Kickers 2 :3. In Mitteldeutschland gab es nur einige Treffen von größerem Interesse: Wacker-Leipzig—Viktoria-Berlin 1:1, S. C.-Erfurt—Zwickauer S C. 1 :2, Kricket Viktoria-Magdeburg — V. f. B.-Braunschweig 2 :2. Schottlands Fußballelf spielte in Paris und konnte Frank reich nur knapp 2:0 (1:0) schlagen. Die Zeiten der hohen Siege britischer Berufsspielermannfchaften sind endgültig vorbei. . Radfahren. Die Radrennen in Erfurt waren dem Stehernachwuchs Vor behalten, der Hannoveraner Mayer war dort der erfolgreichste Fahrer. Bei den Züricher Radrennen fuhr der Leipziger Hille sehr eindrucksvoll. Er gewann die Läufe über 10 und 15 Kilometer und belegte im Gesamtergebnis einen guten dritten Platz hinter P. Suter und Läuppi vor Blattmann und Parisot. Das Omniummatch gewann H. Suter vor Blanchonnet. Richli und Buschenhaqen. Auf der Berliner Rütt-Arena waren die Franzosen Lemoine-Guimbretiöre in einem nur teilweise interessanten 100-Kilometer-Mannschaftsrennen siegreich. Im Fliegerkampf triumphierte der Breslauer Rieger über Tonani, Ehmer und Frankenstein. Gestürzt ist Sawall bei den Radrennen aus der Pariser Prinzenparkbahn. Er mußte ins Krankenhaus geschasst werden, wo eine Wunde am Auge sofort genäht wurde Die Chemnitzer Radrennen erbrachten einen scharfen Kampf zwischen Thollembeek und Dederichs, den schließlich Dederichs knapp zu seinen Gunsten entschied. Die nächsten Plätze belegten hinter Thollembeek Schindler, Lewanow, Reim und Krewer. Auto- und Motorradsport. Im Lückendorser Bergrennen fuhr von Stuck mit 2:12,4 auf einem Austro-Daimler-Rennwagen einen neuen Strecken rekord. Die alte Bestleistung hielt der kürzlich verunglückte Stegmann mit 2:27,3. Bei den Krastradfahrern erzielte Semmt-Escherbach mit 2:34,4 auf Gilette die beste Zeit. 50 000 Zuschauer wohnten dem Rennen, das ohne jeden Unfall verlief, bei. Laufen. Der Berliner Hochschulstaffellauf der am Sonntag zum fünften Male auf der 4,6 Kilometer langen Strecke von der Universität Berlin bis zur Technischen Hochschule Charlotten burg ausgetragen wurde sah die Technische Hochschule mit 50 Metern vor der Universität siegreich. Die Breslauer Jahn-Staffel wurde eine Beute des T. V. Vorwärts-Breslau, der in der Männer- und Frauenklasse sieg reich war. Hockey. Berliner Hockeymeister wurde nun endlich im dritten Spiel der B. S. V. 92 durch einen 5 :0-Sieg über den B. H C. Guter Derbyjahrgang. Hoppegartens Ereignis war der Jubiläumspreis, der einem unserer besten Dreijährigen, dem Derbykandldatcn „Ladro" Gelegenheit gab, seine Klasse gegen beste altere Pferde, vor allem gegen „Graf Jsolani", unter Beweis zu stellen. Das Ende des über 2000 Meter führenden Rennens war denn auch überraschend knapp. Zwar siegte der Favorit, „Graf Jsolani", aber erst nach scharfem Endkamps, durch den „Ladro^ bewies, daß der Derbyjahrgang sich auch 1930 Wohl sehen lassen kann. Ein Fußball-Länderspiel Deutschland—Österreich zustande zu bringen ist ein sehnlicher Wunsch nicht nur Deutschlande, sondern auch Österreichs. In Wiener Zeitungen spricht man die Hoffnung aus, daß es gelingen möge, im nächsten Jahrc ein solches Länderspiel durchzuführen. Einer Operation unterzogen wurde Tull Harder, Deutsch lands vielfacher internationaler Fußballspieler. Die Knic- operation ist gut verlaufen, Harder hofft bald wieder spielen zu können. 3,90 Meter hoch sprang der deutsche Meister und Rekord mann im Stabhochsprung Wegener-Halle 96 bei einer leichi- athletischen Veranstaltung in Halle. Eine gute Leistung zeigte auch der Hallenser Polizist Biebach: er kam aus v,20 Meter Einen Weltrekord im Diskuswerfen stellte der Amerikaner Erik Krentz mit 51,05 Meter aus. Der alte Rekord stand am 49,90 Meter und wurde gleichfalls von dem Amerikaner gehalten. kunaiunk Programm Rundfunk Leipzig (Welle 259), Dresden (Welle M) Mittwoch, 21. Mai. 10.50: Erste Böttcher-Blume: Wie be nimmt sich die kluge Frau, wenn der Mann vom Berufe heimuU; » 14.30: Jugendfunk. » 16: S. Tafiemka: Wunderkinder. > lb> Konzert. Eanne: RujMcher Marsch. — Friedmann: Frühlings stimmen-Waizer von 3oh. Strauß für Klaoier-Solo. — Fosse. Maizauber. — Drigo: Esmeralda. — Hemsi: Zwei Chansons. - Waldteufel: Volle Boston. — Blon: Meditation. — Zimnm- Mosaik-Potpourri » 18.05: Arbeitsmarkt in Sachsen. »ILA- Italienisch. » 18.45: Aktuelle Viertelstunde. » 19.05: K-A-. Goldschmidt: Psychoanalyse und moderne Dichtung. » 19.30: Kon zert. Kuhlau: Ouo zu „Der Lrlenhügel". — Bruch: Violmlomen E-moll. — Trapp: Nocturno für kleines Orchester. — Schüben. Zwei charakteristische Märsche. » 20.30: Richard Fischer liest eigenen Werken. » 21: Heitere Lieder und Balladen von Lowe, Pfitzner, Weismann, Mahler, Wolf, Moussorgsky. » 21.45: All dem Volksbuch „Die sieben Schwaben", von Ludw. Ambach«- » Danach: Tanzmusik. Deutsche Welle. Mittwoch, 21. Mat. 9.30: Mit dem Mrs phon un Eoethehaus in Frankfurt am Main. » 10.35: Mitten des Neichsstädtebundes. » 14.30: Schallplatten. O 15.45: Flaues stunde. Was bringt die D.L.E.-Ausstellung in Köln den Land frauen? » 16: Französisch. « 16.30: Hamburg: Konzert.»17/v- Das Kinderlied. » 17.55: Staatssekretär Dr. Heucamp: Stan, der deutschen Lebensmittelversorgung unter Berücksichtigung Ein- und Ausfuhr. » 18.20: Dr. Venzmer: Line Plauderei ub« eines der seltsamsten Erlebnisse der Weltgeschichte. » 18.40: Sos nisch für Ans. * 19.05: Prof. Dr. Hoetzsch: Völkerbund und Ls Europa. » 19.30: Dr. Richhardt: Die wichtigsten Entscheidun gen aus der Beamtenrechtssprechung. « 20: Geh. Reg^Rat PU' Dr. Wolf und Prof. Dr. Hermann: Um den K 218. * 20.40- Hamburg: Humor und Groteske. Heine: Der Tannhäuser, eis Legende. — Liliencron: Das alte Steinkreuz am Neuen Murn- Ballade in U-dur; König Ragnar Lodbrog. — Raff: Am Buche c.e Mühle, aus dem Streichquartett „Die schöne Müllerin Zöllner: Herbst. — Peuschel: Die drei Weinkenner. — N1U4'' „Als Büblein klein, an der Mutter Brust", aus „Die lllWN Weiber von Windsor". — Mozart: Musikalischer Späh. » AnM- Zeit, Wetter. » Danach: Abendunterhaltung. Schiffel: Frisch vE' — Wormsbacher: Blumen aus Italien. — Kollmaneck: Souu> A-dur; Fahrende Gesellen. — Siegmund: Alpenlieder-Potp-, Kollmaneck: Elücksträume. — Liebeck: Feenrergen. — Thauer: iM Klänge. Festmarsch. » 23.10: Budapest: Zigeunermusik. dem Lebensmittelamt, um hier ihre Marken zu holen. Selten fahrt ein Auto vorbei. Nur der Arzt darf es benutzen. Es rattert so, daß man es schon von weitem hört. Radfahrer sieht man auch wenig, weil der Gummi beschlagnahmt ist. Der Verkehr zum Bahnhof ist geringer als im Frieden. Gegen Mittag laufen Kinder mit Eimern und Töpfen zur Schule. Sie holen Essen aus der Volksküche. Die Fleischerläden sind nur noch Mittwochs und Sonnabends geöffnet. Manche Läden sind ganz geschlossen, weil der Mann im Felde steht. Die Frau verdient vielleicht nichts mehr daran und muß auf Arbeit gehen. In dem Bäckerladen des Herrn Galle hat Fräulein Prell Wildgemüse ausgestellt. Im Kriege mußten viele Leute Trauer anlegen, weil sie im Felde liebe Angehörige verloren haben. Abends gegen 7 Uhr fahren Milchwagen zum Bahnhof. B. Dienstag, 3. Juli. Der Arbeiter- und Soldatenrat in Rußland hat beschlossen, die Offensive an der russischen Front aufzunehmen. Trotz großer Protestdemonstrationen in Petersburg und namentlich in Moskau müssen jetzt die russischen Soldaten von neuem die englischen und französischen Kastanien aus dem deutschen Feuer holen: Man hofft, deutsche Truppen von der Westfront abzuziehen. Zu Zehntausenden müssen wiederum russische Bauernsöhne auf Buchanaus und Kerenskis Befehl vorstürmen und im deutschen Feuer ihr Leben lassen. Hindenburg hat die neue Formel für die nächsten Kriegsmonate gefun den: Ausharren an den Fronten, bis der U-Bootkrieg seine Wirkungen zeigt! Nachbar Gutsbesitzer St. fährt nachts 11 Uhr in die Kohlen nach Zaucke rode. Wenn er früh 1 Uhr dort nicht vorfährt, ist es aussichtslos, an dem Tage beliefert zu werden! Im Nachbargarten haben fremde Kinder Aepfel abgerissen. Als die Be sitzerin zankt, ruft die Mutter der Kinder: Das sind Kriegskinder. Ihr Vater ist im Felde. I ch kann sie nicht bestrafen! Donnerstag, 5. Juli. Kirschenverkauf! An die 100 Leute warten, warten zwei Stunden und erhalten schließlich 2 Pfund für 90 Pfg. Schwerer Abschied der Hausfrauen von ihren blanken Aluminium töpfen, die abgegeben werden müssen. Hier und da eine, die da sagt: Nu, Sie sind scheene dumm! Ich geb meine nich ab! Abnahme zweier Glocken vom Nikolaiturm. Freitag, 6. Juli. Die 1. Mädchenklasse füllt 22 große Säcke mit Schachtelhalm, der auf dem Bahnkörper hinter Rupperts Fabrik geschnitten und auf dem Schul boden getrocknet wird, um dann zu Gunsten des Heimatdanks verkauft zu werden. Sonntag, 8. Juli. Die Abendzüge, die auf der Mohorner und Meißner Strecke einlaufen, find voll und übervoll von Menschen. Kirschkiepen, Rucksäcke, Krüge, Taschen in tollstem Durcheinander. Ich habe kürzlich die 44 Kinder der Klasse 7a befragt: 24 sind Kriegs- kinder, o. h. Vater im Kriege oder gefallen. „Mein Vater ist in den Kar pathen", heißt es da zungenfertig. „Meiner in Rußland, in Galizien, ge fangen in Sibirien!" Für 254 Kinder, deren Vater im Kriege ist, zahlt der Staat das Schul geld. Donnerstag, 12. Juli. Gerücht, in Meißen sei ein Sonderblatt verkauft worden, der Kaiser habe abgedaukt. Begrüßung im Eisenbahnabteil: Nu, warn Se auch in Hamsterdam? Sonnabend, 14. Juli. Der Flurschütz bringt zwei junge Kerle vorbei, die er beim unerlaubten Kartoffelausmachen erwischt hat. Einer weint. Der andre glaubt, daß ihm nichts passieren kann. Die Franzosen bei Rob. K., Gr. feiern ihren Nationalfeiertag. Sie küh len sich ihre Bierflaschen im Pferdeeimer und zehren ihre Heimatpakete auf. Sonntag, 15. Juli. Der deutsche Reichskanzler von Bethmann-Hollweg hat sein Entlassungs gesuch eingereicht, was angenommen worden ist. An seine Stelle rückt der Mann, der uns die Brotkarte bescherte, Unterstaatssekretär Dr. Michaelis. Ist unsere Zeit noch die „große" Zeit? Es gibt so viel Widerwärtiges. Aber große Dinge müssen wohl aus der Ferne betrachtet werden. Wer zu nahe herangeht, sieht nur die vielen kleinen, oft häßlichen Einzelheiten, aus denen sich das Ganze und Große aufbaut. Die beschneiten und beeisten Kuppen, die da in blaue Luft ragen, dünken uns weiße Wunder von Reinheit und Größe. Stehen wir aber in ihrer Nähe, dann wundert man sich über Schutt und Staub, der sie bedeckt, und man glaubt nicht, daß es dieselben Höhen sind, die man so überirdisch hat leuchten sehen. Glauben wir also, daß trotz all des Kleinen und Häßlichen unsere Zeit doch die „große" ist! Donnerstag, 19. Juli. Der deutsche Reichstag beschließt mit 214 gegen 116 Stimmen bei 17 Enthaltungen die F r i e d e n s r e s o l u t i o n der Mchrheiisparteien. Freitag, 20. Juli. In Galizien ist es geglückt, die russische Armee zu durchstoßen. Aber unser ganzes Regiment 102 soll dabei draufgegangdn und ver loren sein! Eine liebe Not: Was soll man morgens trinken? Aller Kaffee-Ersatz ist unerschwinglich im Preise und — nicht zu haben. Wenn man Korn hätte- Das könnte gebrannt werden. Bei P. Schmidt auf der Dresdner Straße steht eine kleine Kaffeetrommel zum Verkaufs Ob man's riskiert? 43