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Erläuterungen dazu sagen, „dem Bestimmungszweck des Fonds in bescheidenem Umfang genügen zu können". * Ein bißchen gespart har man auch bei den Kosten für die Unterhaltung der vier Denkmäler des Reiches: des Kaiser Wilhelms I., Kaiser Friedrichs IU., Bismarcks und des aus dem Riederwald. 38 600 Mark sind hierfür ausgeworfen, — aber die Verpachtung des Rechts, am Niederwalddenkmal Post karten zu verkaufen und zu photographieren, hat über 14 006 Mark ergeben, so daß — bei 11 000 Mark Sonderausgaben für dieses Denkmal — diese „Germania" aus dem Niederwald ein Unternehmen ist, das noch Geld — einbringt. Vr. Ser Waffereinbruch bei Vienenburg zum Stehen gelangt. Der preußische Handelsminister fordert einen Bericht. Das Wasser in den Kalischächten bei Vienenburg ist nicht mehr gestiegen. Es wird angenommen, daß der Wassereinbruch abgedämmt worden ist, und zwar vermut lich durch die Tonschichten, die sich selbst an die gefähr deten Stellen geschoben und weitere Wassermassen ab geriegelt haben. Auch die Kraterbildung ist anscheinend zum Abschluß gekommen. Nur am Harleyberge sind viel leicht noch einige Erdrutsche /m erwarten. Wie eine Brücke hängen die Eisenbahnschienen über der Tiefe des Trichters. Das Auto der Vergwerksverwaltung, das im Augenblick des Erdeinbruches die Straße passierte und mitgerissen wurde, während die Insassen sich retten konnten. In der Betriebsversammlung des betroffenen Werkes konnte über die Aussichten der Wiedereröffnung des Be triebes noch nichts gesagt werden. Sollte es zur Still legung der Schächte kommen, so wäre das ein außer ordentlich schwerer Schlag für Vienenburg selbst, das ganz vom Kalibergbau lebt. Er würde eine monatliche Ein- MGeWt Mm M Mlrkuff uns Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Agentur für Versicherungsgesellschaften Wilhelm, Berthold, Feldweg 283 v. Altwarenhändler Mickan, August, Berggasse 229. Anzeigen-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29, 6 (auch für auswärtige Zeitungen). Auto-Reparaturwerkstatt Zobel, Alfred, Friedbofstraße 156 O S-s- 430. Autovermietung (Kraftdroschke) Fischer, Fritz, Meißner Straße 266. 104. Otte, Richard, Markt 13/14 (Hotel weiß. Adler). 405. Badeanstalt Stadtbad, Pächter Erich Hausmann, Löbtauer Straße. Bank- und Wcchselgeschäfte Girokasse And Sparkasse, Rathaus, 1 und 9. Wilsdruffer Bank, e. G. m. b. H., Freiberger Straße Nr. 108. s-K- 491. Bildhauerei und Steinmetzwerkstatt Kirsten, Willi, an der Fischerhütte. Botensuhrwerk Ilschner, Otto, Bahnhofstraße 12^. s-h> 534. Buchbinderei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. s»^- 6. Buchdruckerei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. s-s- 6. Färberei und Reinigung, Plisseepresserei, Hohlsaum und Schnurstichnäherei Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Fahrrad- und Nähmaschinenhandlungen mit Reparaturwerkstätten Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Marschner, Fritz, Dresdner Straße 234. büße von etwa 200 000 Mark für Löhne und Gehälter bedeuten. Was die Ursache des Unglücks betrifft, so läßt sich darüber noch nichts Bestimmtes sagen. Es müssen erst umfangreiche Untersuchungen des Bodens stattfinden, auf Grund deren sich sagen lassen wird, welche Richtung und welchen Umfang die Wasserader hatte, die dem Anschein nach von der Gegend der Zuckerfabrik nach den Schächten des Kalibergwerks herübergezogen wurde. Sachverständige sprechen davon, daß in dem Bergwerk die Abteufung zu hoch geführt worden sei und der Damm in folgedessen nicht genügend Halt gehabt habe, so daß es zur Bildung des Trichters kommen mußte. Das Wasser soll sich in der über dem Kali lagernden Gipsschicht ange sammelt haben und dann allmählich in die Tiefe der Schächte gedrungen sein. Der preußische Handelsminister hat, wie mitgeteilt wird, einen Bericht der zuständigen Stellen über den Wassereiubruch angesordert. Aus der Geschichte des Kalibcrgwcrks Vienenburg. Besitzer des Kalibergwerks Vienenburg ist die Preu ßische Bergwerks- und Hütten-A.-G., die dem Preußischen Staat gehört Das Werk Vienenburg gehört neben Salz- dethfurt und Bergmannssegen zu den wertvollsten Berg werken der Provinz Hannover und wurde in der Vor- Ae Wk Sa M MM. Roman von I. Schneider - FoerstI. 6. Fortsetzung Nachdruck verboten Wie er sprach! Wie er lachte! Wie er den Kopf zurück warf und das Haar gekämmt trug! Alles erinnerte an ihn. Manchmal hatte sie Mühe, ihn nicht von sich zu stoßen, wenn er das schöne schmale Gesicht mit den großen tiefblauen Augen zu ihr aufhob. Zuweilen aber kam es vor, daß sie eine s!?lch krankhaft wilde Sehnsucht nach ihm verspürte, daß sie --- nur mit dünnem Nachtkleid angetan — zu seinem Bett schlich und die schmalen Hände küßte, die auf der Decke la gen, um dann wieder kühl und unberührt auf ihn herabzu sehen, wenn er ihr sein „Guten Morgen" bot. Sie würde an ihm und er an ihr zugrunde gehen! Das wußte sie. Als sie nach ihrem Aeltesten hinüberblickte, war die Stelle, an welcher er eben noch gestanden hatte, leer. Irene Möbus! Ob das die rechte Frau für Christoph war? Kühl und vernünftig, stark an Wollen und schwachen Fühlens würde sie sein. Eine echte Hanseatentochrer. Und Christoph dasselbe. — Und deren Kinder wieder! — Ob auch das Blut ihres Mannes in einem derselben kreisen würde? — In Rolfs Nachkommen sicher. Ihr Gesicht wurde plötzlich ganz starr und hilflos. Mit vorgeneigtem Oberkörper horchte sie den Tönen nach, die sich vom Schlafzimmer Rolfs traumhaft leise zu ihr hinüber schwangen. Ein paar Schritte, dann stand sie hinter ihm. Es waren herzlos grausame Finger, die nach seiner Geige griffen und den Steg mit einem Druck zerbrachen, daß die Saiten lose über den schwarzen Hals und das braune flimmernde Holz fielen. „Was habe ich gesagt?" „Verzeih, Mama!" „Ein einziges Mal noch, und du mußt aus dem Hause." Friedrich stand schreckerfüllt, wartete, bis die Senatorin den Raum verlassen hatte, und hob dann das mißhandelte Instrument vom Teppich auf. „Es fehlt nicht viel!" tröstete er. „Ich besorge gleich nachher einen frischen Steg, und alles ist wieder heil." Die Knabenaugen sahen ihn leeren Blickes an: „Sag mir, Friedrich " „Was denn, Rolf?" „Warum haßt mich meine Mutter?" „Um Gott!" Er wollte die Hand über den Mund seines jungen Ge bieters legen, aber dieser wehrte: „Warum haßt sie mich?" Die schmalen Bedientenschultern hingen vornüber, so schwer hing Rolfs Körper an ihm. Das junge Gesicht drückte sich tief in den belitzten Rock und biß die Zähne darin fest, damit das Schluchzen nicht hörbar wurde, das ihm wie eine nimmer einzudämmende Flut aus Brust und Kehle quoll. Friedrichs Hände streichelten immerzu. Er wurde nicht müde, den blonden Kopf zu liebkosen. „Das ist ja gar nicht wahr, Herr Rolf! — Davon ist ja gar keine Rede. — Das dürfen Sie gar nicht denken." „Was macht er denn wieder für Szenen?" Christoph war eingetreten und sah verärgert nach dem Bruder hinüber. „Die Tatja benötigt dich, Friedrich, den Salon etwas um zustellen." — Und als dieser außer Hörweite war, bog er den gesenkten Kopf Rolfs mit hartem Griff zu sich auf. „Schäme dich! — Weinen wie ein Säugling und auf der Geige winseln wie ein Backfisch, der Liebeskummer hat! — Mit sechzehn Jahren! — Du bist genau dasselbe haltlose Subjekt wie " „Wie wer, Christoph?" Weit offen standen Rolfs Augen auf ihn gerichtet. Der älteste Lindholm drehte sich auf den Absätzen nach dem Fenster und biß die Zähne aufeinander. Was konnte der Bruder schließlich dafür, daß er alles — aber auch alles vererbt bekomnien hatte, was an dem Vater Verwerfliches gewesen war? Er wandte das Gesicht wieder nach ihm hin und sagte versöhnlich: „Was reizt du die Mutter immer wieder mit deinem Spiel. Du weißt doch, daß sie es nicht hören kann und nicht dulden mag. Dann laß es eben. Wenn kriegszeit durch Preußen voll der Sauergruppe für 30 Mil lionen Mark als „Gewerkschaft Herchnia" erworben. Der heutige Wert des Bergwerks dürfte trotz der großen In vestitionen für Erneuerungen etwa 30 Millionen Mark Lagert. Von der 450 Mann starken Belegschaft der drei Schächte sind 100 Arbeiter sofort nach Bleicherode versetzt worden. Die anderen Arbeitskräfte werden zunächst mit Aufräumungsarbeiten und bei der Instandsetzung Beschäf tigung finden, so daß die Ortschaft Vienenburg nach allem Unglück nicht auch noch für 350 Arbeitslose zu sorgen hat. 4« ZWlvnei! Schaden in ViemMrs. Weitere Bodensenkungen. Der Sachschaden, der durch den Wassereinbruch in das Kalisalzbergwerk Vienenburg entstanden ist, wird von sachverständiger Seite aus mindestens 40 Millionen Mar! geschätzt. Es steht jetzt fest, daß nicht nur Lauge in die Grubenbaue gelangt ist, sondern auch Fluhwasser. Han rechnet daher damit, daß das gesamte Salz sich auflösen wird, und befürchtet, daß in diesem Falle aus dem ganzen Areal mit weiteren Bodensenkungen zu rechnen ist. Beginn der Mlther-vvn-der-SogeliiM- Aeier. Minister Dr. Wirth spricht im Namen der Reichsregierung. Mit der Ehrung Walthers von der Vogelweide vor seinem Denkmal auf dem Würzburger Residenzplatz, der in festlichem Schmucke prangte, nahm das Walther-von- der-Vogelweide-Jahr in Würzburg seinen Anfang. Der große Platz war dicht besetzt. Eingeleitet wurde du' Feier durch den Knabenchor der höheren Würzburger Schulen, der das „Bekenntnis" nach der Dichtung Walthers zum Vortrag brachte. Dann wurde der „Will- kommengruß" in althochdeutscher Sprache von dem Knabenchor gesprochen. Die Reihe der Ehrungen eröffnete Reichsinnenminister Dr. Wirth im Namen der Reichsregierung; er feierte Walther von Ver Vogelweide als den Sänger deutscher Ehre und der deutschen Heimat. Für die bayerische Staatsregierung legte Kultusminister D r. Goldenberger einen Lordeerkranz am Denkmal nieder. Walther von der Vogelweidc, so führte er aus, sei der erste unter Deutsch" lands Sängern gewesen, der Deutschland über alles in der Welt gepriesen habe. Der frühere öfter»' reichische Bundeskanzler S t r e e r n w i tz sprach für du österreichische Bundesregierung. Die Kunst Walthers von der Vogelweide bilde ein unzerreißbares Band um alle Deutscheu. Parteitag des preußischen Zentrums. Die Koalitionspolitik. Auf dem Zentrumsparteitag, der am Sonntag im Prcm ßischen Landtag stattsand, erstattete der Vorsitzende der LaM tagsfraktiou, Dr. Heß, den Bericht über die politische Lagci» Preußen. Er erinnerte an den letzten Preußcntag, der haup>- sächlich dem Problem der Reichsresorm gewidmet wall und erklärte, die Zentrumssraktion des Landtages bleibe o» ihrer Überzeugung, daß es für Deutschland kein Segen wäre, wenn man versuchen wollte, an seiner Struktur etwas WeM'' liches zu ändern. Wenn die preußische Zentrumssraktion Verantwortung für ihre Politik vor dem Lande tragen M»» so müsse sie auch ihre politische Linie selbst bestimmen. Aamen lich die Rechte sollte sich bei ihrem Tun oder Lassen im MA endlich freimachen von dem ewigen Schielen nach der ME " Preußen, sondern lernen, dem Vaterlande zu dienen um vc- Vaterlandes willen. Mit Bezug auf die Sozialdemokraten bemerkte »n Redner: Für eine wirklich staatsbewußte Partei habe der wm sichtige Blick auf das Staatsganze vor dem kurzsichtigen gnügen an Oppositionsspektakel unter allen Umständen den E rang zu beanspruchen. Möge eine zukünftige Regierung , Preußen aussehen, wie sie wolle: Lege sie Wert daraus, daß Zentrum an ihr beteiligt sei, so müsse ihre demokratische V" stellung und ihre Verfassungstreue unzweideutig feststehen. Sprechapparate Platten,Nadeln,Reparaturen Teilzahlung gestattet! Alfre- Mre, meH. MrWte, Wilsdruff, MerM^ du ewig solch ein Träumer bleibst, kann ich dich später nesfalls im Geschäft brauchen." Rolf stand offenen Mundes. „Du? " „Ja, ich!" — Sobald ich heirate, werde ich Chef der Firma. — Irene Möbus wird meine Frau! — MrE starrst du mich denn so ungläubig an?" Der jüngste Lindholm kam zögernd näher. „Sag, Chri stoph, was ist es dann mit dem blonden Mädchen, das du zu Hause im Garten so oft geküßt hast?" Ein dunkles Rot schoß über die Wangen des Gefragtjv» „Weil ich sie geküßt habe, deshalb ist sie noch lange Mw meine Braut. — Ich habe sie sehr lieh gehabt! — sehr UH — Aber ich habe Rücksicht zu nehmen auf unsere Famüw- „Bist du sehr glücklich?" forschte der Jüngere. "Ja!" „Möchtest du mir dann — weil du doch so glücklich W eine Frage beantworten, Christoph?" „Das ist bei dir immer eine sehr schwierige Sache. Mv Lieber! — Aber immerhin: Was soll es sein?" „Warum haßt mich die Mama?" Christoph stand wie angeschmiedet: „Was?" Rolfs Hände lagen bettelnd ineinandergefaltet. „DU du weißt doch alles, Christoph! Dir hat sie es doch sicher« vertraut." „Du bist wohl verrückt?" Rolf .fühlte sich derb an Ze Schultern gepackt und roh geschüttelt. „Eine Unverschaw heit ist das von dir! Eine ganz gemeine, grenzenlose D« leumdung!" „Ich fühle es doch, Christoph!" verteidigte sich der Kulw eingeschüchtert. - „Was fühlst du?" Die Hände des Aelteren packten E immer zu. „Daß sie gegen mich anders ist als gegen dich mW stian. — Hat sie dir schon einmal die Tür gewiesen« Nicht? — Mir schon oft!" , ... (Fortsetzung folgt»!