Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ für Äürgertuw/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. «n,ki,«npr-ir: di« 8,ksp°lt«n« Raum,til- 20 Rxfg.,dit «gespalten« Zeile der amtlichen Bedan-tm-ch-»«eu «<>R^cha. Pfennig, die 2gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reich,mark. Nachweisuagtgebühr ro Reich.pfennige^»«. MÄen^aq^Diöglichkett Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 <nmahmebisvorm.il>Uhr. — —" 7^7 ' " Für di« Richtigkeit dar durch Fernrufüdermitt«ltrnAn,ei,«n üb«ru-hm«n mir kein« G-rauti«. IedrrRadattanspruch «ritscht, men» derBetragdnrch «lag« «ing«j°g-n «>»r»-n muh oder d«r«ustra„-brr in Konkurs ,«eSt. Rnzeig-U nehmen all-Dcrmitlluugsstellen rxt^gru. Tageblatt* erfcheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugsprei,: Bei Abholung in ^«-ichSstsftelle und den «usgabeftelleu r RM. im Monat, bei Zustellung durch di« «otrn 2,30 RM., bki Poftbkft«llung Abtrag. „ .. gebühr. Einzelnummern ÄLWS Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung oeitvng oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. - _ . „ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffeu behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 109 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264V Montag, den 12 Mai 1S30 Völkerbundarbeiten. Französisch-italienischer Gegensatz. <>. Mit Montag, dem 12. Mai, hat die diesmalige ^gunq des Völlcrbundrates in Genf begonnen. Ber iten sind Deutschland durch seine« Außenminister Dr. rUrtius, Frankreich durch Briand und England durch Anderson, andere Nationen ebenfalls durch ihre Außen- "Nister oder durch besondere Beauftragte. Im Gegensatz Sterbendes Volk. Traurig, aber wahr: man hofft in Deutschland aus suchen wirtschaftlichen, wshnungspolitischen und son- lugen Schwierigkeiten dadurch herauszukommen, daß die svevölkerungsvermehrung ins Stocken kommt oder gar ?n eine Bevölkerungsverminderung umschlägt. Und leider >n diese „Erwartung" nur allzu fest auf Tatsachen auf- ^mu, die sich schon heute gar nicht mehr leugnen lassen. die Geburtenzahl rapide sinkt — und zwar gerade in Deutschland und Deutsch-Österreich am stärksten in Europa, schneller noch als selbst im „Land des Zwei- nndershstems", in Frankreich —, weiß man oder sollte es voch wenigstens wissen. Daß es der Kunst unserer Medi- °wer, Hygieniker, auch großen behördlichen Anstrengun- M gelungen ist, das menschliche Leben zu verlängern, ist M wohl schon ziemlich bekannt; jetzt beträgt das »Enschenalter", also die durchschnittliche Lebensdauer, in Deutschland etwa 57 bis 59 Jahre, wobei die Frauen Wer abschneiden als die Männer. Infolgedessen ist die Wl der Todesfälle gesunken im Verhältnis zur Geburten- Wer, zumal die Säuglingssterblichkeit gegen früher aus etwa ein Drittel herabgsdrückt worden ist, aber — das putsche Polk wird „alt", „überaltert". Bis eines nicht allzu fernen Tages diese Entwicklung sich zwangs- geltend macht, der scharfe Rückgang der Geburten- Mr sich auswirkt, selbst unter die verminderte Zahl der -odesfälle heruntergeht. Heute merken wir es noch nicht w, weil erst ganz allmählich die schwere Wunde, die der Weltkrieg und die unmittelbare Nachkriegszeit unserer ^olksvermehrung schlug, sich fühlbar macht. Selbst was as deutsche Volk au Bevölkerungsnachwuchs zur Erhal ung seines heutigen Bestandes braucht — nicht an der Vahl allein, sondern in einer natürlichen Mengender- euung der Altersklassen wird nicht mehr ins Leben -ZM; nnaufhörlick verschiebt sich Jahr um Jahr die «ws;te Breite der „Bcvölkerungspyramide" mehr nach "ven, in die mittleren und allmählich die älteren Jahr- Mge hinein, spitzt sich diese „Pyramide" — nach be- scharfer Einschnürung bei den heute etwa Zwölf es Fünfzehnjährigen — nach unten wieder zu. Nur Sanz vorübergehend hat die Nachkriegszeit zu einer Ver- mehrung der Geburten geführt. Es genügt nicht mehr, daß dieses Problem „Gegen stand ernstester Sorge und eingehendster Erwägungen" Aeibt Denn auch der Jungborn unseres Kolkes, der in der landwirtschaftlichen Bevölkerung wrudelte, beginnt zu versiegen. Nicht nur dadurch, daß Geburtenziffer auf dem Lande selbst ständig und Mell im Sinken ist, sondern weil gerade in den deutschen Ostgebieten sich die Bevölkerung „unnatürlich" vermindert °Urch überstarken Abfluß in die Städte. Es gibt in Ost preußen eine ganze Reihe von Kreisen, in denen die Ein wohnerzahlen infolge dieser Entwicklung immer geringer werden. Und jenseits der Grenze wächst die polnische Bevölkerung in altgewohnter Fruchtbarkeit, wie über- Mlpt nur noch der Osten Europas ein Wachstum seiner ^massen zeigt. Nicht bloß die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind r» — obwohl sie hierbei gewiß die erste Rolle spielen; die des Dr. Malthus enthält viel Richtiges! —, die für freiwillige oder absichtliche Beschränkung der Kinder- entscheidend sind; denn gerade in den „sozial ge hobenen", also wohlhabenderen Teilen der Bevölkerung T leider dabei auch iu den Beamtenkreisen nicht minder, Acr mehr — liegt die Geburtenziffer weit unter dem »wrchschuitt. Diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten stellen W ja nicht nur der Kinderaufzucht, sondern in noch 'wherem Maße ihrer Unterbringung im Erwerbsleben ,Megen. Wenn heute an den deutschen Hochschulen A Aw junge Menschen studieren, so ist letzten Endes diese wesenzahl, für die es gar keine Verwendung in ent- IMchenden Berufen geben kann, dadurch verursacht, daß M Universität ohue weiteres jeden „zulätzt", Zahllosen M der übertritt ins sonstige praktische Leben nicht mög- war; aber die entscheidende Stunde kommt doch auch . Mal für diese jungen Menschen und die Entscheidung 'M dann vielleicht: Versinken in das rasch anschwellende "listige Proletariat". ^Zahllos wie die Seiten dieses Problems sind die Mfsmittel, die man zu seiner Lösung vorschlägt. Steuer- M Bevorzugung und Elternschaftsversicherung, „Kinder tagen" und wirtschaftliche Bevorzugung der Verehe- Men, Siedlungspolitik, auch umfassende sozialpolitische Maßnahmen dieser Art neben jenen wirtschaftspolitischen, aber sie treffen alle doch nicht ganz ins Schwarze. auch der Wille zur Fortpflanzung ist im Schwinden "s ganz anderen als nur wirtschaftlichen Gründen Bertram aas die deWe MiO Eine Rede des Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer Forst, 11. Mai. Am Sonnabend abend sprach Reichs finanzminister Dr. Moldenhauer in einer Versammlung der Deutschen Volkspartei im Wahlkreis Frankfurt an der Oder über die finanzielle Lage des Reiches. Er führte «. a. aus: Das erste Ziel der Finanzpolitik müsse sein, die Steuerlasten zu senken. Die Vorbedingung dafür sei eine geordnete Kassrnlage des Reiches. Er habe daher die bei der Kebernahme seines Amtes völlig zerrütteten Reichsfinanzen zunächst in Ordnung bringen und einen in sich ausgeglichenen Haushaltsplan aufstellen müssen. Das sei nur möglich gewesen durch neue Steuern. Er habe die erforderlichen Mittel durch Erhöhung der indireken Steuern be schafft, da die alte von der SPD. lange Jahre verfochtene Theorie von der unsozialen Wirkung indirekter Steuern heute überlebt sei. Am nächsten Jahre könne eine Senkung der Steuern um etwa 60g Millionen Mark durchgesührt werden, falls die Re gierung Brüning im Amte bleibe. Am nächsten Jahre drohe allerdings Gefahr von der völlig unberechenbaren Belastung des Haushalts durch die Erwerbs losenfürsorge. Deswegen müsse Hand in Hand mit den Steuer- senkungsmatznahmen eine vernünftige Sozialpolitik gehen, die zwar alle berechtigten Forderungen erfülle, aber Ueberspannun- gen und Auswüchse des Systems beseitige. Die Erwerbslosigkeit müsse nicht an ihren Symptomen kuriert werden, sondern müsse an der Wurzel angefaßt werden. Und zwar dadurch, daß man die Wirtschaft belebe und Arbeit schaffe. Eine solche Maßnahme stelle das von SPD. als reaktionär bekämpfte Ostprogramm dar, das von der Regierung verabschiedet worden sei und am Mitt woch dem Reichstag und Reichsrat zugehen werde. Auch über die Hebung des Roggenpreises seien am Freitag von der Reichs- regierung wichtige Beschlüsse gefaßt worden. Die Sicherung des Ostens, diese große Schicksalsfrage des deutschen Volkes, sei gleich zeitig ein Mittel im Kamps gegen die Arbeitslosigkeit. Ferner müsse eine allgemeine Ausgabensenkung im Reich, in den Ländern und Kommunen durchgeführt werden. Das Neichs- finanzministerium habe bereits einen Ausgabensenkungsentwurf ausgearbeitet. Man werde nicht in der brutalen Form des Be amtenabbaues, sondern durch Ausgabenminderung, Zusammen legung von Behörden, Beseitigung überflüssiger Dienststellen eine Rationalisierung der Verwaltung anstreben, die sich auf Länder und Kommunen erstrecken müsse. Damit sei man an dem letzten und größten Ziele angelangt, der Reichsreform, in die alle an deren Maßnahmen organisch einflössen. Deutschland müße M einem einheitlich regierten Reich werden, insbesondere müsse der Dualismus Preußen—Reich eine befriedigende Lösung finden. Sevorstehende Räumung des Rheinlandes Nach Inkrafttreten des Young-PlaneS. Im Auswärtigen Amt zu Paris hat der feierliche Akt der Hinterlegung der auf den Young-Plan bezüglichen Ratifikationsurkunden stattgefunden. Das Protokoll wurde von Außenminister Briand und den Botschaftern der Gläubigermächte unterzeichnet. Die Ratifikationsurkunden beziehen sich auf drei Ver träge: 1. auf das im Haag zwischen den Gläubigerstaaten und Deutschland getroffene Abkommen über die „vollständige und endgültige Regelung der Reparations frage"; 2. auf das von den Regierungen übernommene Memorandum der Young-Sachverständigen vom 7. Juni 1929; 3. den Vertrag zwischen den Gläubigermächten. Mit der Hinterlegung der Urkunden ist der Young-Plan faktisch in Wirksamkeit getreten, obwohl formell noch zwei Handlungen vorzunehmen sind. Das sind erstens die Gründung der Internationalen Zahlungsbank, die am Montag in Basel erfolgen wird, zweitens die Deponierung der Schuldenzertifikate durch die Reichs regierung und für einen gewissen Teil der Zahlungen auch durch die Reichsbahn. Ministerpräsident Tardieu und Außenminister Briand sollen über die Durchführung der Räumung des Rheinlandes verhandelt haben, da alle Vorbedin gungen jetzt erfüllt seien. In der Pariser Presse wird betont, daß der Ratifizierung des Young-Plans in kürzester Zeit die politischen Folgen, das heißt, die Rhein landräumung, folgen müßten und daß die notwendigen technischen Dispositionen um die Operationen zur Zurück ziehung der Truppen durchzusühren, sranzösischerseits bereits getroffen seien. zur letzten Januartagung enthält das Programm der jetzigen Tagung Fragen, die cs sieben europäischen Außen ministern erlauben, alle großen politischen und wirtschaft lichen Völkerbundprobleme anguschneiden. Das Minderheitenproblem tritt in Form einiger oberschlesischer Minderheitenbeschwerden vor den Nat. Bei den Wirts chaftsfragen ist es vor allem die Berichterstattung über den Verlauf derZollfriedens- konserenz und ihre Ergebnisse, die außergewöhnliches Interesse beansprucht. polnisch-deutsche Zollfragen. Es ist zu erwarten, daß der polnische Außenminister die Klage vorbringt', die von der Warschauer Regierung in Verbindung mit dem neuen Handelsabkommen beim Völkerbund erhoben wurde. Der Außenminister Dr. Curtius wird den deutschen Standpunkt in dieser Be ziehung klarstellen. Das Gaarproblem wird Dr. Curtius gleichfalls zu behandeln haben, nämlich die Zurückziehung der Saarbahnschutztruppen. Diese Truppen sollen nach einem Völkerbundbeschluß von 1927 die rückwärtigen Verkehrswege der Besatzungsarmee sichern; ihre Aufgabe ist also mit der Rheinlandräumung erledigt. In gewissen französischen Kreisen besteht die Neigung, diese Truppen auch noch weiterhin „zum Schutze des französischen Saargrubenbesitzes" an der Saar zu lassen. Dagegen wird von deutscher Seite der schärfste Widerspruch erhoben, da ein solches Verbleiben der fremden Truppen allen bisherigen Abmachungen nicht entsprechen würde. Briands Fragebogen zu seinen Ideen über die europäische Vereini gung wird zweifellos feine Schatten über die Verhand lungen werfen, denn einerseits steht die kürzlich ziemlich resultatlos ausgegangene Londoner Flotten- abrüstungskonserenz im Hintergründe, anderer seits verharrt Italien streng bei seiner Ablehnung der französischen Hegemonie-Ansprüche. In Genf kann über diesen Zwiespalt nicht geschwiegen werden, denn er beeinflußt in merklicher Weise das von Briand angestrebte Werden eines „Pan-Europa". Der französische Außenminister beabsichtigt, schon zu Anfang dieser Woche seinen Fragebogen an 26 europäische Staaten zu Versender:. Man schätzt die Dauer der diesmaligen Ratstagung auf vier bis fünf Tage. Hoesch bei Briand. Paris. Eine Unterredung, die der deutsche Botschafter von Hoesch mit Außenminister Briand hatte, diente, wie in einem offiziellen Kommuniquä mitgetcilt wird, der Vorbereitung der Genfer Ratstagung und der Besprechung verschiedener mit den schwebenden politischen Problemen zusammenhängender Einzel heiten. Befreiungsfeiern am Rhein. Die Teilnahme Hindenburgs. Das Programm für den Besuch der befreiten Gebiete durch dm Reichspräsidenten steht jetzt fest. Der Reichs präsident wird zunächst nach der Pfalz fahren. Ein Aufenthalt ist in Speyer vorgesehen. Es ist geplant, daß während des Aufenthalts des Zuges auf den Bahnhöfen von Ludwigshafen und Worms Abordnungen der beiden Städte den Reichspräsidenten begrüßen. Das nächste Reiseziel wird Mainz-Wiesbaden sein. Von hier geht die Reise nach Koblenz, Trier und Aachen weiter. Von Aachen wird der Reichspräsident nach Berlin zurückkehren. Mt-erheitsbeschwerde gegen Polen. Vor dem Völkerbund in Genf. Die im August des vorigen Jahres eingereichte Be schwerde der deutschen Minderheit in Polen über die Handhabung der polnischen Agrargesetze wird auf der jetzigen Tagung des Völkerbundrates vor einem Dreier ausschuß von neuem zur Verhandlung gelangen. Dieser Attsschuß besteht aus den Vertretern von England, Italien und Persien. Die Beschwerde, vom deutschen Sejmabgeordneten Gräbe unterzeichnet, führt an Hand eines umfangreichen Materials den Nachweis, daß die polnischen Agrargesetze von der polnischen Regierung einseitig gegen die Lebens interessen der deutschen Minderheit in Polen durchgeführt würden. Entschließungen Her Bayerischen Volksparöei. Schwierige Lage Brünings. Die Bayerische Volkspartei hielt in Bamberg ihre Landesausschußsitzung ab, zu der u. a. Ministerpräsident Dr. Held, Reichspostminister Dr. Schätzel, Neichstags- abgeordneter Leicht, Landtagsabgeordneter Dr. W o h l- mutb und Landtaasvräsident Stana erschienen waren.