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Mdmffer Tageblatt Dienstag, den 13. Mai 1830 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Rar-mzeilc LOSipfg., dir 1 gespaltene Zeile der amtlichen Dekanntmachnuve» 4VA^ch». Pfennig, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisnngrgcbühr 20 Aeichspfermige. Vsr- geschriebene Erscheinung«- tage und Pla tzvvrschrifte» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Rk. 6 berückfichtigt. Anzeigen- annahme bis vorm.10Uhr. — > — - ' -- -- -- Für dir Richtigkeit der Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, B Tugcbiaa* crscheini -n ollen Wrrkt.lien oachmiita,» b Uhr. Brzuorprei«: Bei Ld!.v!ung in > »M 7>. r den Au»xobestellen 2 AM. im Monol, de» /Zustellung durch die Boten 2,3V RM., bei Postdestellung ILStei^ r ,, . „ -. . gebühr. Einzelnummern Wocherrblat! für Wilsdruff u. Umgegend P-ft°-tenundunl»-«ur. t^^ dst-ll-n ! U »-2 nehmen ,u l-der Zei, De- JmFulle hSherer Gewalt, Krieg oder sMistigrr BetriediftSrungen besteht kein Anspruch auf Lieferung ' oder Kürzung der Bezugspreise». — ALcksendung cingesanbter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Nr. 110 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 3640 durch Fernruf übermittelten An-eigeu übernehmen wir keine Garantie. Ieder Rabattansprvch erlischt, wenn der Betrag durch ... ... ... , Klage eingezogeu «erden muß oderderAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dermittlur gssteUen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Witsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Der Turm von Basel. Es geht also nun los mit der „Bank für Jnternatio-, nalcn Zahlungsausgleich" in Basel, der „B. I. Z.", dis man dort im Hotel Savoy vorläufig für zwei Jahre unter gebracht hat. Denn, daß sich dieses international unbe dingt wichtigste und einflußreichste Bankunternehmen der Welt sehr bald ein neues, seinem Rang und seiner Be deutung entsprechendes Haus bauen wird, ist Wohl an- Sunchmen. Auch die fremden Staaten, die nicht unsere Gläubiger sind, interessieren sich ganz außerordentlich für diese Bank, m der freilich Frankreich, England, Italien, Japan, Bel- 8>eu, Amerika — „inoffiziell" — einerseits, Deutsch- iand andererseits trotzdem natürlich das Übergewicht in -Verwaltung, im Verwaltungsrat und bei den sonstigen Organen und Einrichtungen behalten. Sie stellen auch den größeren Teil des Aktienkapitals durch ihre Staats- vanken zur Verfügung, aber man hat im Bankstatut des -^ceuen Planes" einen recht erheblichen Teil der Aktien Mch anderen Staaten zwecks Zeichnung überlassen und die Zuwahl von Vertretern auch dieser Zeichnungsländer Zum Verwaltungsrat zugelassen. Die obenerwähnten neben Länder verfügen über je zwei Sitze, Deutschland und Frankreich außerdem noch über einen dritten, die Zuwahl kann höchstens noch neun weitere „neutrale" Vertreter in den Verwaltungsrat bringen, so daß seine größtmögliche Stärke 25 Köpfe beträgt. Keiner von diesen darf übrigens ein staatlicher Beamter sein; sie alle müssen stamm ' ^^"^dsen, dem Handel oder der Industrie ent- Am 15. Mai wird man in Basel auch offiziell mit »er Arbeit beginnen, denn an diesem Tage muß die deutsche -uegrerung zum erstenmal nicht mehr an den Rcparations- ugenten, sondern an die Internationale Bank die Zahlun- geu dem Young-Plan gemäß entrichten. Außerdem noch andere Schuldverschreibung über die Zahlungsver- RUchtungen hinterlegen; die Reichsbahn tut dies noch Mondert über die 660 Millionen Mark Jahreszahlnngen, die ihr auferlegt sind. Und schließlich gehen der Bank MH noch die Restbestände ans der Kass? des bisherigen Rcparationsagenten zu. 100 Millionen Dollar beträgt vas Aktienkapital der Bank, das aber vorerst nur zu " Prozent eingezahlt werden muß. Aber hinzu kommen Noch je ein deutscher und ein französischer Sonderfonds im betrage von 406 Millionen Mark und noch ein deutscher »Ausgleichs"fonds von 100 Millionen, von deren Ein zahlung andererseits aber auch eine besondere Beteiligung "ui Gewinn der Bank — außer der Verzinsung dieser Summen — abhängig ist. Es wird zum „Turm von Vasel" also deutsches Geld in breitem Strom hinfließen und dort auch eine Summe von über 500 Millionen lagerü oZW. arbeiten. Auch über die erste „Rcparationsanleihe" ist man sich ichon so gut wie einig; man wird in Basel, wo am Montag der Verwaltungsrat der- Bank zu seiner ersten offiziellen Sitzung zusammengetretcn ist, rasch uoch durch Festlegung des Emissionskurses den Schlußpunkt hinter die Be dingungen dieser Anleihe machen, die nun gegen Ende B"i zur Zeichnung an den wichtigsten Gcldplätzen der Vereinigten Staaten, Englands, Frankreichs, Belgiens, Galiens und — Deutschlands aufgelegt werden soll. Dister Brown in Newyork, Monsieur Grandebruche in Varis, Mister Smith in London und Herr Schulze in Berlin werden zu Gläubigern des Deutschen Reiches, nicht u>ehr allein sind unsere Gläubiger die Mächte, denen die deutschen Reparationszahlungen zufließen. Die B. I. Z. wird dann aus den deutschen Jahreszahlungen für die Verzinsung und Amortisation dieser 1200 - Millionen- Anleihe Sorge tragen —, aber das Wesentliche dieser nnanziellen Transaktion ist eben die Tatsache, daß zum an die Stelle von Staatsgläubigern Private treten. Swe neue Epoche in der Reparationspolitik der Sieger- uaaten Deutschland gegenüber hebt an, die „Privati- ncrung" der deutschen Zahlungen beginnt nnd wird sich wohl rasch in steigendem Maße fortsetzen. Deutschland muß selbst dafür sorgen, seine Zahlun- soweit die „B. I. Z." das wünscht, in fremden Devisen zu entrichten. Das „Transferkomitee" des ^^parationsagenten hört auf zu bestehen, das bisher die »"'Wechslung der deutschen Gelder in fremde Sorten zu k-w^^elligen Leicht wird es der in Basel mit den Wochen Mitgliedern des Verwaltungsrats der Jnter- ^»tionalen Bank weilende Reichsbankpräsident Dr. H^her gewiß nicht haben, dort unten im „Turm von Nie Baseler Reparationsbank. Beratungen des Verwaltungsrats. Der Verwaltungsrat der in Basel begründeten Inter .Bwnalen Zahlungsbank für die deutschen Rcparationer Sv ,Montag in Bafel seine erste Sitzung ab. Dr ' elchjor, der deutsche Vizcvorsitzendc des Verwaltungs als, mar zu dieser Sitzung nicht erschienen, da er erkrank! Eingetroffcn waren dagegen Ncichsbankpräsidcn! »^ Luther, Geheimrat Dr. Vocke vom Reichsbank, si^'toriuin und Generaldirektor Reusch. Die franzö- m;en Vertreter außer dem schon anwesenden Moreau 'nen mittags in Basel ein. Die Verwaltungsratssitzung Arbeitsbeginn in Genf Der Völkerbundrat tagt. Erster Redner Dr. Curtius. Montag trat in Genf unter dem Vorsitz des neuen Ratspräsidenten, des jugoslawischen Außenministers M a r i n k o w i t s ch, der Völlerbundrat zu seiner 59. Tagung zusammen. Die Ratstagung begann mit einer vertraulichen Sitzung, die unter andcrm die endgültige Ab- setzung des ungarisch-rumänischen Optantenstreits von den Ratsgeschäften brachte. Diefe Frage, die den Rat fast ununterbrochen sieben Jahre lang beschäftigte und ihn wiederholt vor schwierige juristische und politische Pro bleme stellte, gilt nach Regelung der O st r e p a r a t i o- n c n als erledigt. Außerdem erledigte der Rat in der ver traulichen Sitzung eine Reihe von Finanz- und Vcr- waltungsfragen, in denen der Rücktritt des bisherigen amerikanischen Richters im Haag, des jetzigen obersten Richters der Vereinigten Staaten, Hughes, zu er wähnen ist. Bereits am Sonntag war der deutsche Reichsminister des Auswärtigen Dr. Curtius mit der deutschen Ab ordnung in Genf eingetroffen. Zur Begrüßung hatten sich die deutschen Beamten des Bölkerbundsekretariats und die in Gens anwesenden deutschen Pressevertreter am Bahnhos eingefunden. Außerdem waren zahlreiche Mit glieder der deutschen Kolonie zur Begrüßung des Außen- . Ministers erschienen, der zum erstenmal an einer Rats tagung teilnimmt. Or. Curtius berichtet. Die ersten Referate in der öffentlichen Sitzung fielen dem Außenminister Dr. Curtius zu. Er berichtete, sich dabei nur ganz objektiv an die Tatsachen haltend, über die Zollfriedenskonferenz. Der englische Vertreter Henderson erklärte kurz zu dem Bericht, daß England den größten Wert auf künftige Verhandlungen für eine bessere Organisierung der wirtschaftlichen Beziehungen besonders der europäischen Staaten lege. In Erweiterung eines Antrages Dr. Curtius' machte Henderson den Vor schlag, daß zu den späteren Verhandlungen alle Staaten eingeladen werden und nicht nur diejenigen, die das Ab schlußprotokoll der Zollfriedenskonfercnz unterzeichnet haben. Der Bericht über die Zollsriedenskonferenz wurde den zuständigen wirtschaftlichen und finanziellen Organen des Völkerbundes zur weiteren Bearbeitung überwiesen. Der zweite Bericht von Dr. Curtius über die Ein berufung der nächsten Tagung des Wirtschaftsrates des Völkerbundes wurde debattelos angenommen, da er eine Hinausschiebung dieser Einberufung aus ein unbestimmtes Datum vorschlug. Auch dieser Bericht wurde den Aus schüssen überwiesen. Völkerbund- und Kellogg-Pakt. Zum Schluß der öffentlichen Montagssitzung hörte der Rat den Bericht des Ausschusses über die Anpassung des Völkerbündpaktes an den Kellogg-Pakt, ohne in die sach liche Aussprache über diese bedeutungsvolle Frage ein zutreten. Der Rat stellte fest, daß die Vollversammlung zu entscheiden haben werde, ob die Vorschläge des Aus schusses über die Änderung der Bestimmung des Völker bundpaktes entsprechend dem Geist und dem Wortlaut des Kellogg-Paktes angenommen werden sollen. Auf Wunsch des englischen Außenministers Henderson beschloß der Völkerbundrat noch, die Palästina-Angelegenheit auf die Tagesordnung dieser Ratstagung zu setzen, um der eng lischen Regierung die Möglichkeit zu geben, den Völker bundrat über die Untersuchung der Vorfälle an der Klage mauer in Jerusalem in Kenntnis zu setzen. * Am 10. September Völkerbund. Der bisherige Präsident des Völkcrbundrates, der polnische Außenminister Zaleski, hat die nächste Vollver sammlung des Völkerbundes zum 10. September ein- beruscn. De» Mitgliederstaatcn geht bis zum 20. Mai die Tagesordnung der Vollversammlung zu. * Or. Curtius über Abrüstung. Ein Interview in Genf. Reichsaußenminister Dr. Curtius hat dem „Jour nal de Genöve" ein Interview gewährt, in welchem er u. a. ausführte: „Bei den Haager Verhandlungen habe ich bereits Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit den Ministerpräsi denten und Außenministern zahlreicher europäischer Mächte gehabt. Sie weiter auszubauen und auf die Ver treter der anderen im Völkerbund vereinten Staaten aus zudehnen, ist mein Bestreben. Ich begrüße es sehr, daß nunmehr die Männer, die die Außenpolitik in den ver schiedenen Ländern führen, sich eingehender den eigent lichen Völkerbundausgaben widmen können. Deutschlands Bestreben ist es seit seinem Eintritt im Herbst 1926 stets gewesen, den Völkerbundgedanken zu ver tiefen und die Völkerbundarbeit zu vervollkommnen. Ich halte es für unerläßlich, daß unter anderm auch das Ab - rüstungsproblem eine stärkere Förderung erfährt, als das bisher der Fall war. Ich muß meinem Bedauern darüber Ausdruck geben, daß die nächste Tagung der Ab rüstungskommission des Völkerbundes erst auf November angesetzt ist. Der Standpunkt der deutschen Regierung in der Abrüstungsfrage ist offen dargelegt. Das deutsche Volk unterstützt ihn in völliger Geschlossenheit. Ich kann meine Einstellung zu den Völkerbundproblemen nicht besser zusammenfassen als durch den Leitsatz, den Dr. Strese mann in seiner Rede beim Eintritt Deutschlands in den Völkerbund prägte: Nur auf der Grundlage einer Gemein schaft, die alle Staaten ohne Unterschied in voller Gleich berechtigung umspannt, können Hilfsbereitschaft und Ge rechtigkeit die wahren Leitsterne des Menschenschicksals werden." beschäftigte sich hauptsächlich mit vorbereitenden Schritten. Möglicherweise findet noch eine zweite Besprechung statt, da wegen der Young-Anleihe noch Vertreter der verschie denen europäischen Schatzämter nach Basel kommen. Ursprünglich war geplant, vorläufig einzig die Nationalbanken Schwedens, Hollands und der Schweiz einzuladen, ihre weiteren Kandidaturen für den Verwal tungsrat, nachdem sie schon vorher eingeladen worden waren, aufznstellen, sich am Gründungskapital der Bank zu beteiligen. Oie gehemmte Reformarbeit. Treviranus über Parteien Umbildung und Behebung unserer Notlage Reichsminister für die besetzten Gebiete Treviranus hielt aus dem Volkskonservativen Parteitag in Frankfurt a. M. eine Rede, in der er u. a. sagte: Die Reichs regierung habe eine Erbschaft aus dem Nachknegsjahrzehm an getreten, deren Auswirkungen von Woche zu Woche größere Schatten vorauswerfen. Deshalb werde sich die Regierungs arbeit nicht mit einer Kassensanierung, mit einem Versuch zur Behebung der landwirtschaftlichen Preiskrise und mit einem Ostprogramm begnügen können. Sie muß in den großen Rahmen eines viel umfassenderen Gcsundungswerkcs hineingestellt werden. Anch künftighin werde das vielberufene Junctim immer von neueni bemüht werden müssen. Die schmale parla mentarische Basis zwinge die Regierung zu fortgesetzter Rücksichtnahme auf die ungeklärte Haltung der Rechts opposition, die nicht fördernd auf die unumgängliche Reform arbeit, sondern durchaus hemmend wirke. Die Frage nach der Umbildung der deutschen Parteien löse heute mehr Anteil nahme aus als die Sorge um die Behebung der wirtschaft lichen Nöte. Eine Auflockerung der Organisationen führe zur Stärkung, wenn die F ü h r e r s ch i ch t e n über die Grund ziele einrg sind. Zum Regieren gehöre immer die Entschluß freudigkeit von Persönlichkeiten. Aus dieser Erkenntnis sei der jüngste Auftrag des Reichspräsidenten geboren, dem die jetzige Regierung die Entstehung verdankt. Erregung im Gaarbergbau. Die Protestversammlung der Bergarbeiter. Der Gewcrksverein christlicher Bergarbeiter hielt im gan zen Bergbaurevier Versammlungen ab, die außerordentlich stark waren, da es darum ging, Stellung zu nehmen zu der Ankündigung der französischen Bergverwaltung, im Juni 1400 Bergleute zu entlassen, und zwar solche in erster Linie, die außerhalb des Saargebiets wohnen. Die Bergleute innerhalb des Saargebiets erklärten sich solidarisch mit den Arbeitern außer halb des Saargebiets und wandten sich mit aller Entschiedcn- hett gegen den Versuch der französischen Bergwerksdirektion, barm einen Unterschied zu machen. Sie vertreten einmütig die Auffassung, daß die Entlassungen überhaupt nicht notwendig seien, ^n allen Versammlungen war eine tiefe Erregung zu bemerken. Gegen steuerliche Sonderbelaflungen. Die Spitzenverbände der Wirtschaft und die Sonderumsatzsteuer Zwischen dem Reichsverband der Deutschen Industrie, dem Reichsverband des Deutschen Groß- und Überseehandels, dem deutschen Industrie- und Handelstag und dem Verband Deutscher Waren- und Kaufhäuser, ist in der Frage der Son derumsatzsteuer eine Verständigung zustande gekommen, wo nach sich die genannten Verbände darüber einig sind, daß diese Sondcrumsatzsteuer mit aller Beschleunigung zu beseitigen ist. Sie sind ferner darüber einig, daß in dem kommenden, alsbald vom Reichstag zu verabschiedenden Sleuervereinheit- lichungsgesetz Bestimmungen enthalten sein müssen, die es ausschließen, daß die Länder und Gemeinden irgendwelche steuerlichen Sonderbelastungen einzelnen Betriebsformen oder Größenklassen auferlegen. » Fördert die Ortspreffe »