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Lum 125. ^oaestsge Schillers gkM MÄUW .^Iniur- > i tt> li^ rchMHst! hervor gegange Kenner der G nehmen. Schüler. An so viel Freunden allzuschwer zu tragen? nesko" schritt Schiller zum „Don Carlos", in mng und Vollendung sich der Prozeß einer un- erste Begräbnisstätte auf dem Weimarer Friedhof (in dem Zu stande, in dem sie sich- nach der Ueberführung von Schillers Ge beinen in >bie Fürstengruft befand) — und die Fürstengruft in Weimar, in der Schiller neben Goethe und dem Grohherzog Karl August ruht. Zu Friedrich von Schillers Todestage, der sich am 9. Mai zum 125. Male jährt. — Oben: das Sterbe haus in Weimar (an der Giebelseite das Fenster des Sterbe- zimmers) — und das Sterbezimmer. — Unten: Schiller auf dem Totenbett (nach einer Zeichnung von Jagemann) — Schillers In das Folio-Stammbuch eines Kunstfreundes. Die Weisheit wohnte sonst auf großen Foliobogen, Der Freundschaft war ein Taschenbuch bestimmt; Jetzt, da die Wissenschaft ins kleinre sich gezogen Und leicht, wie Kork, in Almanachen schwimmt, Hast du, ein hochbeherzter Mann, Dies ungeheure Haus den Freunden aufgetan. Wie, fürchtest du denn nicht, ich muß dich ernstlich fragen, die er als Mittel seiner Herrschsucht hat mißbrauchen wollens Verrina aber geht am Schlüsse „zum Andreas", dem milden Gewalthaber, bei dem allein jetzt noch Rettung für das Vater land ist. Jedenfalls lehrt uns das „republikanische Trauer spiel" nicht: statt des Herrschers die Republik, sondern: statt des schlechten Herrschers den rechten, statt des eingesetzten den geborenen. Wo immer der junge Dichter das Herrscherrecht Prüft, gilt seine Empörung den „schlimmen Monarchen", den Wie Schiller starb Vor 125 Jahren, am 9. Mai 1805, ist Schiller ge storben. Kaum 46 Jahre ist er alt geworden, und seine letzten Lebensjahre waren erfüllt von körperlichen Leiden. „Er hatte früh das strenge Wort gelesen, dem Leiden war er, war dem Tod vertraut", heißt es in Goethes wunder barem „Epilog zu Schillers Glocke". Schon 1797 schrieb Schiller an Goethe, daß er jeden Tag einer glücklichen Stimmung mit fünf oder sechs Tagen des Drucks und des Leidens büßen müsse, und seitdem kränkelte er immer mehr. Er hatte in jüngeren Jahren und bis in seine Mannesjahre hinein viel darben und kämpfen müssen, und das rächte sich nun an seinem schwachen Körper. Run wo er geborgen zu sein schien und äußere Not nicht mehr zu fürchten brauchte, trat ihn rasch der Tod an, und es war ihm keine Frist gegeben. Am 1, Mai 1805 hatte Schiller zum letzten Male Goethe gesehen und danach einen frohen Abend im Theater zugebracht. Am nächsten Tage erkrankte er ernstlich, aber er selbst ahnte nicht, oatz sein Ende nahe sei, und so er fuhr von seinen Freunden keiner von seiner Erkrankung In der sechsten Abendstunde des 9. Mais hauchte er den letzten Atem aus. In der Nacht zum 12. Mai wurde der Leichnam von einer kleinen Schar junger Verehrer zur Gruft auf dem Jakobifriedhof getragen und dort bei gesetzt. Am 10. August veranstaltete Goethe im Lauch städter Theater eine Totenfeier für den Freund, auf der nach dem Vortrag der „Glocke" der bereits erwähnte Epilog, der mit den Worten: „Und so geschah's!" beginnt, gesprochen wurde. „Denn er war unser! Mag das stolze Wort den lauten Schmerz gewaltig übertönen!" heißt es in diesem Epilog. 22 Jahre lang ruhte Schillers Leiche auf dem Jakobikirchhof; am 16. September 1827 wurde sie ausgegraben und in der Fürstengruft zu Weimar be stattet. Man weiß, daß später um „Schillers Schädel" ein Streit entbrannte, da vielfach Zweifel darüber auftauchten, ob der in der Fürstengruft beigesetzte Schädel „echt" sei. Schiller hatte vier Kinder hinterlassen: zwei Söhne und zwei Töchter. Sein Sohn Karl starb 1857 und hinter ließ einen einzigen Sohn, der 1877 ohne Nachkommen ge storben ist. Schillers Sohn Ernst starb 1841; seine Ehe war kinderlos. Von Schillers Töchtern ist die ältere, Karoline, gleichfalls kinderlos gestorben (1850). Dagegen leben heute noch Nachkommen von Schillers zweiter Tochter Emilie, die erst 1872 gestorben ist. Sie war mit dem Freiherrn von Gleichen-Nußwurm verheiratet, und ihr Enkel, also Schillers Urenkel, ist der Schriftsteller Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm, der in Unter- frankcn lebt. Schiller als Politiker Von Professor vr. k. o.Karl Berger. „Wäre er nicht Dichter, so wäre er ein großer Mensch im aktiven öffentlichen Leben geworden", — also urteilt rück blickend einer der Jugendfreunde Schillers, General Scharffen- stein, über den Dreiundzwanzigjährigen. Er verkennt damit zwar das Grundwesen des Schillerschen Genius', den einge borenen dichterischen Gestaltungs- und Schöpserdrang, aber er deutet doch mit Sicherheit auf die eigentümliche Richtung dieses Künstlertums. Denn vom ersten Tage seines Auf tretens an erwies sich der junge Schwabe als ein echter Sprößling des Stammes und Landes, in dem ein gewisser Sinn für das gemeine Wohl auch in Zeiten nationalen Tief standes rege geblieben war, als ein willensmächtiger Kämpfer, dessen Blick auf die politische und soziale Welt, den handeln den Menschen des öffentlichen Lebens gerichtet war. Noch ehe der in die Enge der militärischen Erziehungskaserne Gebannte mit der wirklichen Welt vertraut ward, konnte er aus dem Gefühl, daß sein Persönliches Geschick nur ein Teil und eine besondere Form des Leidens seiner Volksgenossen sei, die Er-- lebnisse und Konflikte seines Helden in den „Räubern" zu sozialen, zu allgemeinen steigern. ..Nacke ist mein Gewerbe". den es aufzuklären und zu gewinnen gilt, fordert daher Posa, der begeisterte Politiker, „Gedankenfreihert". Der Läuterungsprozeß, der sich im „Don Carlos" an gekündigt, wurde von Schiller in jahrelanger, mühevoller Selbstbildung vollendet. Zuerst lernte er durch seine geschicht lichen Studien und Arbeiten die großen Verhältnisse des Staates und der Gesellschaft vorurteilslos erfassen; sein phantasievoller Idealismus reinigte sich unter der klärenden und beruhigenden Betrachtung der Wirklichkeiten des Lebens von allen schwärmerischen Elementen. Ganz anders als einst der Dichter des „Fiesko" erkannte der Verfasser der Geschichte des Abfalls der Niederlande und des Dreißigjährigen Krieges die großen Mächte und Gesetze des Völkerdaseins, die Ursache und Bedeutung der Geistesbewegungen und die historische Stellung der großen Persönlichkeiten. Neu ausgerüstet mit dem Sinn für die realen Kräfte, iah er das Menschenleben in seinen tatsächlichen Wurzeln und Bedürfnissen, aber auch in seinen idealen Möglichkeiten. Solche Einsichten befähigten ihn zu der richtigen Einschätzung der französischen Revolution: Wenn er auch die Bedeutung des Prozesses zwischen König tum und Volk nicht verkannte, wandte er sich doch voll Abscheu von der blutigen Tyrannei der Massen ab und gedachte, die ihm von der Nationalversammlung übertragenen Rechte eines Citoyen Frankens zu einer Verteidigungsschrift für den König Ludwig XVl. zu benützen, eine Absicht, die durch dessen Hin richtung überholt wurde. Nun sah er alles Kommende mit prophetischem Blick voraus: Anarchie, Aufhören der Republik und Erscheinen eines neuen Gewaltherrn, der auch einer großen Teil Europas unterjochen werde. Als dieser dann n stapoleon Bonaparte wirklich erschien und alle Welt seil Keine rühmte, erklärte Schiller seine unüberwindliche Ab ueigung gegen den Korsen. Vertretern absoluter Willkür, nie und nirgends dem Fürsten tum an sich. Vom „Fi dessen Entstehung und Vollendung sich der Prozeß einer un geheuren Selbstläuterung spiegelt. Eine andere Welt um fängt uns, eine andere Seele spricht zu uns auf neue Weise. Verstummt sind Groll und Haß, nur Freude, Glaube, Be geisterung finden Widerhall. Reform ist die Losung, nicht mehr Revolution! Nicht in einem erträumten Naturzustand liegt das Heil, es gilt vielmehr, das Bestehende weiter zu entwickeln, die Persönlichkeit, das Volk, die Menschheit zu wahrer, sittlicher Freiheit empor zu läutern. Von wem aber kann das Ideal eines freien Staates, eines menschenwürdigen Bürgerdaseins verwirklicht werden, wenn nicht vom Fürsten, dem irdischen, alles vermögenden Gotte? Von König Philipp, , ^en, offenbart sich durch mancherlei Bilder und Gestaltungen als unser größter Schlachtenmaler und Kriegsdichter; nicht am wenigsten im „Wallenstein", über dem das napoleonische Wort stehen könnte: „Die Politik ist das Schicksal." Während Schillers Geist ganz aus die vergangene historische Welt gerichtet schien, wahrend er die Mitlebenden auf die großen Schauplätze geschichtlicher Taten und Mannes kämpfe führte und so das im Kleinlichen lebende Volk dem großen Atem der Weltereignisse standzuhalten gewöhnte, er füllte sich der prophetische Dichter auch mit dem Pathos der gegenwärtigen und kommenden Vorgänge, die schicksals- aewaltig über Völkerleid und Völkergröße entscheiden. Diesem Historisch-Politischen Seherblick, der die schärfste Witterung für die allen Bewegungen zugrunde liegenden Kräfte besaß, konnte es auf die Dauer nicht verborgen bleiben, daß unter den Mächten, die alles Menschsein und Menschwerden bestimmen, keine stärker sind als das Volkstum und das gesunde Selbst gefühl der Nationen. Wie in dem Dichter, der, gleich den Besten und Größten seiner Zeit, dem Ideal eines schranken losen Weltbürgertums lange ausschließlich gehuldigt hatte, der Baterlandsgedanke, die nationale Idee wieder lebendig wurde, wie er von dem Gedanken der Kulturnation sich durchrang zum Staate und zum politischen Nationalbewußtsein, ist eines der entscheidenden Kapitel in unserer deutschen Geschichte. Daß er es tat, zeugt mehr als alles andere für die unbeirr bare Haltung und den untrüglichen Blick des Politikers Schiller. Und beinahe hätte Schiller gegen Ende seines Le bens auch Praktischen Anschluß an den Staat gefunden, dem er zu der militärisch-politischen Führung Deutschlands auch die geistige gewünscht hätte, an Preußen. Die Verhandlungen zerschlugen sich, der Dichter starb, und so ist er um die Aus sicht gekommen, als aktiver Staatsmann an dem geistigen Wiederaufbau des Staates Friedrichs des Großen teilzu- Trotz aller abschreckenden Erfahrungen blieb der Bau einer wahren politischen Freiheit für Schiller das würdigste Ziel aller Anstrengungen; dazu aber müsse eine vernünftige soziale Ordnung kommen. Für eine freie Verfassung sollten die ihrer würdigen Bürger erst erschaffen werden; den Weg und das Mittel hierzu fand Schiller in der ästhetischen Erziehung des Menschen. Bon öder Gleichmacherei dagegen, vom „gleichen Recht der Stimmen", von Mehrheitsbeschlüssen der daraus hervor gegangenen Abgeordnetenversammlungen erwartete der Kenner der Geschichte kein Heil. Der Volksethik und damit der Staatskunst sollten auch Schillers reife Bühnenwerke dienen. Sie alle, wie auch seine Geschichtswerke, zeugen von des Dichters politisch-historischer Größe, erweisen die Groß politik der Völker als einen vollwertigen Gegenstand des poetischen Bewußtseins. Der Krieg, die Fortsetzung der Po litik mit anderen Mitteln, kommt dabei zu voller Geltung. Schiller, der als Jüngling schon das grandiose Gedicht „Die Schlacht" geschrieben, offenbart sich durch mancherlei Bilder rüst Karst Moor, das leibhaftige Bild der entrechteten Mensch heit, die gegen Willkür zur Gewalt greift, und auch der junge Dichter waltet weiter seines Richter- und Rächeramtes, im Liede, in Erzählungen und in seinen folgenden Jugend dramen. Kein Zweifel: dieser Poet, der gegen eine verrottete, politische und soziale Welt anstürmt, ist ein Revolutionär. Er gibt dem Sehnen der Zeit nach einer neuen Ordnung erschüt ternden Ausdruck; er kennt die Uebel und gestaltet machtvoll die Widersprüche zwischen der Verderbtheit der Welt und seinen idealen Hoffnungen, aber weder er noch seine Helden wissen, was sie an die Stelle der zu beseitigenden schlimmen Einrichtungen setzen sollen. Und doch — eines liegt dem iungen Dichter-Revolutionär im Blute: Die Ehrfurcht vor der sittlichen Weltordnung, vor dem Wert und der Notwen digkeit des Gesetzes im Staate. So bleibt er nicht ftecken in revolutionärer Anklage und Auflehnung, sondern drängt von der Traumwelt eines Rousseau und dessen Kulturpessimismus hin zu der wirklichen, geschichtlich gewordenen Welt. Der erste Schritt dahin wird schon mit „Fiesko" getan. Hier scheitert der geniale Politiker an der Kdee der Freiheit. Schiller. Der Muttersprache größter Meister, Du aller Jugend Kampfgenoß, Du Fürst im stillen Reich der Geister, Du Herold, wo ein Frühling sproß, Der, bis er sterbend heimgefunden, Bis ihn der ew'ge Schlaf gewiegt, Des schwachen Leibes Leidensstunden, Durch seiner Seele Kraft besiegt. O, Wandle, wenn des Abends Schimmer Den Wiesen an der Ilm entschwand, Noch einmal durch sein Sterbezimmer Und rühr' mein Herz mit deiner Hand! Erfüll mich mit dem großen Sehnen, Das sich an deine Seele schmiegt, Das über Menschenleid und Tränen Ins reinre Licht der Sterne fliegt. Zerbrich die letzten Erdenschranken, Zu Griechentempeln lenk den Lauf Und zu den ewigen Gedanken Stoß mir die goldnen Tore auf! Und kann ich nicht zum Höchsten schweifen In meiner Sünden E^denklcid, So laß mich schauernd tief begreifen Den Adel deiner Menschlichkeit... Rudolf P r c s b e r.