Volltext Seite (XML)
Tagesspruch. In »deinem Herzen ist dein Leben! Du schaffst um andre dir den Schmerz, Und Frieden, den dir andre geben, Gibt dir ja nur dein eig'nes Herz. * Keiner sei gleich dem anderen, Doch gleich ein jeder dem Höchsten! Wie das zu machen? Cs sei jeder Vollendet in sich! Die beliebte MitärmM. Gröner gegen Soldatenmißhandlung. Der Haushaltsausschuß des Reichstages ging zur Einzel beratung des Haushalts der Reichsweh" über. Im Mittel punkt der Verhandlungen stand die Frage der Behandlung der Rcichswehrjoldaien. Aus Beschwerden eines sozialdemo kratischen Abgeordneten hin, daß die Mannschaft in vielen Fällen schlimmer „geschliffen" werde als im alten Heere, nahm Reichswehrminister Gröner das Wort, der dazu ausführtc: Wir verurteilen jegliche schimpfliche Behandlung von Sol baten und ihre Duldung auf das allcrschärfste und es wird von mir in jedem einzelnen Falle, der zu meiner Kenntnis kommt, in der rücksichtslosesten Weise vorgegangcn. Jeder, der mißhandelt, wird entfernt. Nur in Fällen, wo sich aus dem Einzelfall ganz besondere Rücksichten ergeben, genehmige ich Persönlich, daß der betreffende Borgesetzte im Dienst belassen wird. Auch die Methode, den Leuten das Schwimmen aus brutale Art beizubringcn, verurteile ich aufs schärfste. Ab gesehen von Einzelfällen, haben sich die Verhältnisse auch durchaus günstig entwickelt. Der Unteroffizier hat bei uns keine Strafgewalt, sie kann ihm auch nicht vom Hauptmann übertragen werden. Wir verlangen, dass unsere Soldaten menschenwürdig, anständig und vornehm be handelt werden. Ich verlange von den Vorgesetzten, daß sie vornehme Charaktere sind und nicht die eigene Unzulänglich keit dadurch verdecken, daß sie die Mannschaften schlecht be handeln. Das Beschwerderecht in der Reichswehr sei durchaus zeit gemäß. Seine Anwendung kann auch nicht zur Entlassung führen, denn ich prüfe persönlich jeden einzelnen Fall, in dem jemand gegen seine Entlassung Einspruch erhebt. Ich werde immer genau prüfen, ob etwa in einem solchen Falle die An wendung des Beschwerderechtes den eigentlichen Grund der Entlassung bildet. Die Zahl der Soldatenselbstmorde, die 1924 184 betrug, ist im Jahre 1929 auf 79 zurückgegangen. Weiter war von allgemeinem Interesse die Frage der Ver wendung von Militärkapellen zu öffentlichen Konzerten. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter wandte sich gegen die scharfe Konkurrenz, die die Militärkapellen den unter großer Arbeits losigkeit leidenden Zivilmusikern machen, während von seilen der Volkspartei die Meinung vertreten wurde, daß die Konzerte der Militärkapellen sehr beliebt seien und auch dem guten Zweck dienten, die Fühlung zwischen Heer und Volk enger zu gestalten. Ein Vertreter des Reichswehrministeriums erklärte, daß Vereinbarungen getroffen worden seien, wonach eine Schmutzkonkurrenz der Militärmusiker gegenüber den Zivilmusikern ausgeschlossen sei. Das private Musizieren der Militärkapellen könnte nicht ganz verboten werden, da die Militärmusikcr auf Nebenverdienst angewiesen seien. Ver schiedene Gastwirtsvcrbände wünschen die Militärmusik mit der Begründung, daß ihre Gäste, vor allem auch die jungen Mädchen, die Militärkonzerte gern hörten. Hygienische Landwirischast. Sächsische Landwirtschaft auf der Inter nationalen Hygieneausstellung. Die Gruppe „Landwirtschaft" auf der Internationa len Hhgieneausstellung Dresden 1930, unter Führung der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen, zeigt als Mittelpunkt ein landwirtschaftliches Gehöft in fränkischer Bauart errichtet, wie sie auch heut noch, vor allem in der sächsischen Landwirtschaft, Verwen dung findet. Die einzelnen Gebäudeteile — Wohnhaus, Ställe, Scheune, Geräte — und Maschinenschuppen — um schließen einen großen Wirtschaftshof und sind so an gelegt, daß sie von diesem aus bequem übersehen werden können. An das Wohnhaus schließen sich die Ställe, in denen für die Dauer der Ausstellung 16 Rinder (Kühe, Jungvieh, Kälber), vier Pferde mit Fohlen, 16 Schweine der verschiedensten Altersklassen sawie Schate und Zieaen untergebracht sind. Für die "N uHgefl u g'e lzuLt sind zwei Hühnerhäuser mit je 30 Hühnern vorgesehen. Scheune, Wagen- und Geräteschuppen sind ausgestattet mit den für einen bäuerlichen Betrieb erforderlichen Ma schinen und Geräten, um auch auf diese Weise den Be suchern ein Bild von der Vielseitigkeit der neuzeitlichen landwirtschaftlichen Betriebsführung zu vermitteln. Eine weitere Ausstellung ist den landwirtschaftlichen Kultur Pf tanzen in ihren wichtigsten Sorten ge widmet. Auf einer Freilandausstellung werden zudem alle kulturtechnischen Maßnahmen gezeigt auf dem Gebiete der Bodenverbesscrung. So wird beispielsweise neben der Ansaat von Grünflächen ein künstliches Sumpfgelände an gelegt, das die verschiedenartigsten Entwässerungsanlagen zeigt und mit einem kleinen Fischteich in Verbindung steht. Die Staatliche Pflanzenschutzstelle dingt zur Dar stellung, welche tierischen und pflanzlichen Schädlinge unsere landwirtschaftlichen Kulturpflanzen bedrohen und welche Abwehrmaßnahmen zur Gesunderhaltung unseres Pflanzenbestandes ergriffen werden. Eine weitere Gruppe Veterinärwesen ein schließlich tierärztliche Fleischbeschau und Milchhygiene umfaßt im wesentlichen die auf den Menschen übertrag baren Infektionskrankheiten der Tiere sowie die tierischen und für den Menschen gefährlichen Zoonosen (Trichinose usw.). Neben einer forstlichen Ausstellung wird auch die Bedeutung des landwirtschaftlichen Siedlungs wesens für die Erhaltung und Stärkung der Volks gesundheit durch eine Ausstellung der Landesfiedlungs- gesellschaft „Sächsisches Heim" in Verbindung mit der Brandenburgischen Landesgesellschaft „Eigene Scholle" ge zeigt. Eine Sonderausstellung des Reichsmilchaus schusses will werben für den Verzehr einheimischer landwirtschaftlicher Erzeugnisse und ist verbunden mit einer Milchschenke. Den Abschluß der Gruppe „Landwirtschaft" bildet die landwirtschaftliche Gaststätte. Während ein Teil der hierzu benötigten Rohstoffe wie Fleisch, Milch, Sahne, Eier aus dem danebenliegenden Gehöft unmittel bar stammt, werden die übrigen Nahrungsmittel von Be trieben geliefert, die sich mit der Erzeugung deutscher land wirtschaftlicher Qualitätswaren beschäftigen. In einer Weinkosthalle werden Erzeugnisse aus den Wein- bergenderLößnitz und Meißens zum Ausschank gelangen. Bei dem Rundgang durch diese landwirtschaft liche Sonderausstellung wird der Besucher also gewisser maßen durch alle Stufen der landwirtschaftlichen Er zeugung vom Urprodukt bis zum genußfertigen Nahrungs mittel geführt. Noggenmarkt und Roggenernie. Die nachteilige Konvention mit Polen. Gegenüber den Befürchtungen daß der übermäßige Roggenvorrat angesichts einer zu erwartenden Rekordernte durch die eingeleiteten Handels- und zollpolitischen Maßnahmen nicht beseitigt werden können und daß auch bei weiterer Magazi nierung der Druck vom Roggenmarkt nicht verschwinden werde, wird von unterrichteter Seite erkläri, daß zu einer derartig pessimistischen Beurteilung kein Anlaß vorliege, solange die mit dem neuen Programm eingeleitete Roggenpolilik konse quent durchgeführt werden könne. Man rechnet damit, daß Deutschland in das neue Erntejahr mit einem Roggen- Vorrat von 500000 bis 600 000 Tonnen hineingehen werde. Die Stützungsgesellschasten batten ihre auf 400 000 Tonnen an gewachsenen Bestände bereits auf wenig mehr als 200 000 Tonnen ermäßigen können, so daß sie zunächst noch weitgehende Lagermöglichkeiten haben. Die vorjährige Qualität sei beson ders trocken, und die Lagerung erfolge besonders sorgfältig. Die Roggenreserve könne also bequem noch bis zum nächsten Jahre durchgehalten werden. Die Ein führung eines differenzierten Zolles auf Gerste zur Verfütte- runy würde, so erkläri man, gegenüber der konsequenten, lang fristigen Roggenpolilik nur zu neuen unerwünschten Futter getreideeinfuhren anreizen. Die Roggenkonventionen mit Polen hätten Deutschland bisher tatsächlich nur geringe Ausfuhrmöglichkeiten gegeben. Befriedigender Saatenfland in Sachsen. Mitteilung des Statistischen Landesamtes. Im Monat April setzten nach einigen trockenen Tagen Niederschläge ein, die gegen Mitte des Monats recht ergiebig waren. Die durch die Trockenheit der vergangenen Monate im Wachstum zurückgehaltenen Saaten hatten so die Möglichkeit, sich günstig zu entwickeln, so daß ihr Stand gegenwärtig als befriedigend anzusprechen ist. Bei großen Aussaat mengen und früher Saal stehen die Wintersaaten teilweise so dicht, daß mit Lager gerechnet werden muß. Die Sommer- saaren sind im Niederlande gut aufgelaufen und versprechen auch in höheren Lagen einen günstigen Aufgang. Der Klee beginnt, soweit er nichl wegen lückigen Standes umgepflügt werden mußte, nach den gefallenen Niederschlägen und nach Eintritt höherer Wärmegrade ebenfalls sich zufriedenstellend zu entwickeln. Das gleiche trifft für Wiesen und Weiden zu, so daß die Koppeln zum Teil schon besetzt werden konnten. Die Aussaat des Sommergetreides ist im ganzen Lande, das Drillen der Rüben zum größten Teil beendet worden. Das Legen der Kartoffeln ist im vollen Gange. An Schädlin gen treten Mäuse, teilweise auch Engerlinge in stärkerem Um fange auf. Verschiedentlich machen sich Drahtwürmer und Larven der Fritfliegen bemerkbar. Über starke Entwicklung des Unkrautes, besonders des Hederichs in den Sommersaaten, wird häufig geklagt. Für das Land sind vom Statistischen Landesamt folgende Durchfchnittsnoten berechnet worden (dabei bezeichnet 1 einen sehr guten, 2 einen guten, 3 einen mittleren, 4 einen geringen und 5 einen sehr geringen Stand): Winterweizen 2,1 (2,7), Winterroggen 2,2 (2,6), Wintergerste 2,3 (2,9), Raps 2,5 (3,1), Klee 2,7 (3,2), Luzerne 2,3 (3,1 >, Be-(Ent-)wässcrungs- wiesen 2,5 (3,2), andere Wiesen 2,6 (3,4). Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf Anfang Mai 1929. Ser persönliche Arrest M Nachtzeit. Zum Fall Reihberg. Zur Rethberg-Angelegenheit teilt die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei mit: „Zur Angelegenheit der Voll streckung eines .Haftbefehls gegen die Künstlerin Elisabeth Nethberg wird zur Unterrichtung der Öffentlichkeit bemerkt, daß es sich hierbei um die Vollziehung einer Anordnung des Landgerichts Berlin gehandelt hat. Danach war gegen Frau Nethberg wegen einer um strittenen Forderung der Internationalen Konzert- Betriebs-Gesellschast m. b. H. in Berlin der sogenannte persönliche Arrest und zu dessen Vollstreckung die Ver haftung der Künstlerin angeordnet worden. In Aus führung dieser Anordnung des Berliner Arrestgerichts ist auf Veranlassung der Gläubigerin der zuständige Dres dener Gerichtsvollzieher beauftragt worden, dem auf Ver langen der Gläubigerin durch das Vollstreckungsgericht gestattet worden ist, die Vollstreckung zur „Nachtzeit", Kammersängerin Nethberg. d. h. nach neun Uhr abends, vorzunehmen, und der bei seinem Vorgehen an den Auftrag der Gläubigerin ge bunden gewesen ist. Welche Gründe zur Anordnung des persönlichen Arrestes durch das Berliner Gericht geführt haben und warum zur Vollstreckung dieser für bestimmte Ausnahmefälle gesetzlich vorgesehenen Maßnahme an Stelle minderer Freiheitsbeschränkung die Haft an geordnet worden ist, ist hier nicht bekannt und konnte, da es sich um richterliche Entscheidung handelt, nur durch das hierfür zuständige Berliner Gericht nachgeprüft werden. Die sächsische Staatsregierung hat daher keine Möglichkeit, in die Behandlung des Falles einzugreifen, für die die gesetzlichen Grundlagen bestanden haben, dessen Auswirkungen aber im Interesse der berühmten Künstlerin nur bedauert werden können." Die zur Regelung des Falles erforderliche Summe von 82 000 Mark ist dem Vernehmen nach inzwischen durch Bankbürgschaften aufgebracht und beim zuständigen Amts gericht hinterlegt worden. Frau Reihberg fühlt sich durch die Vorgänge der letzten Tage natürlich noch sehr an- Ak Wk N » MW. Roman von I. Schneider - Foerstl. Nachdruck verboten Sie erregten Aufsehen! Selbst Graf Stollberg, der für gewöhnlich einen Meter Distanz zwischen sich und den anderen Sterblichen hielt, wartete, bis die blaue Limousine den letzten ihrer Insassen herausgegeben hatte. Es war ein Junge, dessen blonder Kopf ein einziger zerzauster Wirbel war, den er hastig zu rückwarf. Dann folgte er der Dame und den beiden Herren, die eben durch den Windfänger des Hotels Exzelsior schritten. Dem Liftboy riß es die Hand an die Müße. Der Chef kam in eigener Person zur Begrüßung herbeigerannt. Der Portier schmetterte in die Koje zurück: „Die Appartements für Frau Senatorin Lindholm." Die Hausdiener schleppten das Gepäck nach oben: Koffer, deren Größen kleinen Schränken ähnelten. Der grünlivrierte Boy hatte die Tür zum Aufzug weit zurllckgeschoben. Aber nur der blonde Junge sprang hinein und ließ sich auf die brokatbezogene Bank fallen. „Auf! — Sie brauchen nicht zu warten! Die Mama verträgt das Gruseln nicht." Er rieb sich dabei lachend die Gegend um den Magen und spähte sehnsüchtig nach der Höhe, ungeduldig mit den Knieen wippend, bis er die bronzierte Gittertür zur Seite rollen sah. „Eine halbe Minute früher, Mama!" Das stolze Frauengesicht wandte sich eine Sekunde nach ihm hin, sah dann geradeaus und überflog den Raum lin kerhand, welchen der Etagenkellner geöffnet hielt. Eine devote Verneigung von dessen Seite. Dann klapp ten die Flügeltüren zu. Der glattrasierte Kellnermund stand noch zur Hälfte ge öffnet, als zwei weitere Ankömmlinge die teppichbelegte Treppe herausgestiegen kamen. — Nicht übel, wenn die mit zur Gesellschaft gehörten! Ein tiefbraunes Mulattengesicht zeigte die herrlichsten Zähne, die je ein Reklameschild zur Schau gestellt hatte. Die bronzene Schönheit amüsierte sich über das verblüffte Be- dientengesicht, dann stupfte sie den alten Herrn, der mit ihr gekommen war, in die Seite und kauderwelschte in drei Lan dessprachen auf den Hotelangestellten ein: „Zimmer von die Zofe und den Kammerdiener von die Frau Senatore Lindholm! — Preßto, bitte! — Avante! Alle vite! Swof!" Nicht schlecht! Zofe! Kammerdiener! Der Kellner schritt auf dem Rande des weinroten Plüschläufers den langen Gang zurück. Hinter ihm zirpte eine Stimme: „Oh A la meere! — Frecco! A la meere!" Das knöcherne Gesicht des Kammerdieners wandte sich auf diesen Ausruf seiner Begleiterin hin etwas zur Seite. Das Sonnengeflimmer, das sich an den Ledertapeten der Wände brach, ließ in seinen grauen Augen tanzende Lichter erwachen, wenn es sich im Haar verfing, sprühte dieses weiß silbern auf. Die Nasenflügel der Zofe blähten sich, den Geruch von Fisch, Algen und frischer See, der durch die offenen Fen ster kam, einzusaugen. Sie warf einen raschen Blick in den Raum, welchen der Kellner soeben aufschloß. „Gü4!" Nebenan das Zimmer des Kammerdieners. Er nickte ebenfalls befriedigt und wollte wissen, ob das Klingelwcrk vom Appartement hierher funktioniere und ob die Herren Lindholm die Räume links oder rechts vom Mittelsalon be zogen hätten. „Die beiden Gemächer linkerhand!" gab der Ober Be scheid. „Danke!" Kein Laut drang durch die hohen Flügeltüren. Zwei Minuten später surrte eine Klingel aus. Die Mulattin stürzte aus ihrem Zimmer und verschwand im Salon, um gleich darauf durch eine Nebentür wieder auf den Korridor zu schlüpfen. Der halboffene Spalt hatte genügt, die ganze erste Etage mit einer Wolke von Kiefernduft und vollerblühter Rosen zu durchschwängern. Als sie das zweitemal nach dem Salon eilte, hörte der Boy sie rufen: „Oh! Mon Dieu! Nicht, Herr Rudolphe! Die gnädigste Mama sind noch im Bade!" Friedrich, der Kammerdiener, klopfte diskret am Appar tement der Herren. Ein dunkler Kopf tauchte für Sekun denlänge auf: „Ich kann meine Frisierhaube nicht finden, Friedrich!" Dann das Aufstampfen eines Fußes: „Ach, gib doch jetzt endlich einmal Ruhe mit deinen Schnürsenkeln, Bastian!" Der älteste der Lindholmschen Söhne warf einen zorni gen Blick nach seinem Bruder, der verzweifelt mit dem Ein schnüren seiner Lackschuhe beschäftigt war. „Es geht nicht, Friedrich! Sie sind zu breit! Kann man sie nicht in der Mitte durchschneiden?" Der Kammerdiener hatte mit einem einzigen Griff die Frisierhaube aus dem Toilettenkoffer genommen und sie Christoph Lindholm gereicht. Sich auf den Boden kniend, versuchte er Dastians Schuhbänder durch die Oesen zu ziehen. Der junge Herr hatte recht! Es ging nicht. Man mußte andere holen lassen. In drei Minuten war das erledigt. Mit gewandten Händen half er dem ältesten Lindholm in sein Frackhemd schlüpfen, reichte ihm Krawatte, Weste und Rock und nahm sorgfältig ein blondes Haar, das sich auf dem Aermel verfangen hatte, von dem schwarzen Tuch. Inzwischen stand Bastian beinahe angezogen und rückte an dem blütenweißen Kragen, der nicht sitzen wollte. Christoph Lindholm stäubte etwas Juchten auf den Sei denrevers seines Frackes und befahl: (Fortsetzung folgt.)