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Tagesspruch. Wer sich an andre hält, dem wankt die Welt; wer auf sich selber ruht, steht gut! Paul Heyse. Berlin fahrt in den Frühling. Auf nach Werder! — Baumblüte mit Obstwein. — Wer niemals einen Rausch gehabt. — Masfenangrifs auf Mutter Grün. — Aber die Verkehrsgesellschaftcn weinen. — Man tanzt im Zoo zwischen Klingeruh und Gnu. — 1000 Kroko dile kommen. Der Frühling mag sein, wann er will, der Kalendermacher mag ihn ansetzen, wann es ihm paßt — für Berlin beginnt er unter allen Umständen erst dann, wenn die „Werderschen" die Baumblüte ankündigen. Werder — das ist die Obstkammer von Berlin, das ist die Havelstadt, die uns die vielen Kirschen und Äpfel und Aprikosen beschert, und das ist im Frühlings schmuck der silbrig-weißen Kirschblüte und der rosigen Apfel blüte und der etwas dunkleren Aprikosenblüte eine Sehens würdigkeit, die im Baedeker mit einem Stern angemerkt sein sollte. Ist sie vielleicht auch. Denn Werder, das mutzt du ge sehen haben, o Fremdling, der du um diese Jahreszeit zwischen Berlin und Potsdam pendelst und für gewöhnlich nur das „Nachtleben" suchst. Wir haben schon noch anderes zu bieten als Nachtleben und Festspiele — o .vos! Werder, das liegt noch eine ganze Weile hinter Potsdam, eine Halbinsel sozusagen, ein freundliches Städtchen mit alten, engen, malerische» Straßen, mit einem schöngiebeltgen Rathaus, mit einer alten Mühle und so. Aber die Hauptsache sind und bleiben doch die Bltttenhügel. Bergstratze zur Baumblütenzeil — jawohl, das ist wunderschön, aber Werder zur Blütenzeit, das ist ebenso schön, da lassen wir nicht dran tippen. Wir Berliner! Denn wir Berliner gehören voll und ganz zu Werder, wenn dort der Blütenschnee fällt, und zu Tausenden Pilgern wir an den Sonn tagen mit Gattin, Kind und Kegel per Eisenbahn, per Auto oder auch per Schiss von der Spree zur Havel, und wer Geld und Zeit — was ja überhaupt das gleiche sein soll — Hal, der macht es schon an Wochentagen, was den Vorteil hat, daß man nicht ganz zerquetscht an- oder zurückkommt, wie das oft an den Massenausflugstagen der Fall ist. „Das ist der Frühling, das ist der Frühling vas ist der Frühling von Berlin!", wie es im Liede so goldrichtig heißt. Aber beinahe hätten wir doch den Obstwein sei es Erdbeer, sei es Kirsch, sei es Stachelbeer, sei es Johannisbeer, vergessen! Viele sagen „Baumblüte" und meinen überhaupt nur „Obstwein" Muß man sich denn durchaus nur an dem Anblick blühender Bäume berauschen? Na also! Es gibt hinter Potsdam ein Obst- weinchen, das sich gewaschen Hai - wenn man so sagen darf! Und das ist die tiefere Bedeutung von Werder, „wenn Kalku lators in die Boomblüte ziehm," wie es in einem anderen schönen Liede heißl. Und wer für Historisches Sinn hat, der soll es sich gesagt sein lassen, daß der Mann, der die Werdersche Baumblüte für Berlin entdeckt Hai, der alte Theodor Fontane gewesen ist: in seinen „Wanderungen durch die Mark" hat er Heimat und Leben und Treiben der Werderschen so verlockend geschildert, daß die Berliner nicht umhin konnten, sich den „Rummel" mal anzusehen. Und seitdem fahren wir eben hin und sagen: „Ach„ die scheenen Bäume!" und kneipen zuerst Natur und dann ausgiebig Obstwein und achten kaum noch drauf, wenn uns ein paar Maikäfer ins Glas fallen. Denn es ist Frühling! Und wer jetzt nicht nach Werder fährt, der fährt eben anderswohin „ins Jrünc", denn wofür hätten wir denn die schönen Sonntage, wenn wir nicht hinauswallen sollten aus den langweiligen Gassen der Großstadt in die vielen, vielen Vororte, wo es Wald und Wiesen und Seen gibt! Am Frühlingssonntag, da wird der Berliner zum Zug- und Wandervogel, und Hunderttausende fliegen aus, um sich von den Strapazen der Arbeitswoche zu erholen, teils in Bier gärten, teils irgendwo „im Kreise gelagert" mit Picknick und Liedern zur Laute. Aber obwohl die Massen in Massen hinaus streben ins Weite, klagen die Verkehrsgesellschaften, als da sind: Straßenbahn und Untergrundbahn und Autoomnibusse, daß es ihnen bitterschlccht gehe, und die monatlichen Verkeürs- auswetse sprechen eine beredte Sprache, denn die Einnahmen werden trotz der von Zeit zu Zett erfolgenden Tariferhöhungen immer geringer. Nein, gerade wegen der Tariferhöhungen! Denn der Berliner nimmt jetzt Rache an seinen Verkehrsgcsell- schaften und denkt sich: „Latz fahren dahin — ick loofe!" Ja- wohl, wegen fünf Pfennig mehr „loofen" wir eben. Oder wir gehen eben ganz in die Nähe in unsern „Zoo" zum Beispiel, wo man fürderhin sich zwischen den Tierkäsigen mit Fox und Tango wird vergnügen können. Die Zeichen der Zeit er kennend und richtig wertend, Hai die Zooverwaltüng den Tanz im Freien zugelassen, und der Wüstenkönig und der Eisbär, das Kängeruh und das Gnu werden nicht wenig staunen, wenn sie den Berliner samt seiner Berlinerin bei den priesterlich feierlichen Tanzexekutionen sehen werden. Und die lausend Krokodile, die wir kriegen und die sicherlich eines Tages zu Trokoditlederschuhen für den Kursürstendamm verarbeitet werden dürften, werden sich natürlich auch wundern. Tatsache - wir kriegen für unser Aquarium und für die „Zoo-Arena" — Stücker 1000 Krokodile und ebensoviel amerikanische Schmuck schildkröten, die man dem Zoo für drei bis vier Mark pro Stück wird abkaufen können, und ein paar tausend neue Eidechsen und hundert nagelneue Affen, als wenn wie an den alten, die hier herumlaufen, nicht genug und übergenug hätten. Berlin wird also zu einem Tierparadies, und die Zeiten sind vorüber, in denen es sich im Mai mit einem Dutzend Mai- käferchen begnügen mutzte: „Maikäfer, ein ganzes Dutzend, ließ fliegen die Polizei — Sonst glaubt' der Berliner stutzend, ver boten wäre der Mai!", wie Hoffmann von Fallersleben einst gesungen Hal. Jetzt aber ist bei uns nichts mehr verboten, und selbst 1000 Krokodile dürfen einwandcrn, als wenn Spree und Panke ein Nil wären. Daß Heuschrecken zugelassen seien, davon hat man glücklicherweise noch nichts gehört. Aber wie immer es auch kommen mag, wir lassen uns den Grobstadtfrühling und die Baumblüte samt Obstwein selbst durch Krokodile und Affen nicht verekeln. „In Werder blüh'n wieder die Bäume" — das schlägt alles! Diogenes von der Panke Agrarprogramm und Biehmärkte. Bericht der Viehzentrale G. m. b. H., Berlin-Friedrichsfelde. Nach schwierigen Verhandlungen hat das Neichskabinett das Gesetz zum Schutze der Landwirtschaft endgültig ver abschiedet. Die Befürchtung aus Verbraucherkreisen, daß hohe Zölle unbedingt zu einer unerschwinglichen Teuerung führen müssen, sind, das muß festgestellt werden, keineswegs berechtigt, solange die Möglichkeit einer weiteren Steigerung der Produktion gegeben ist. Wenn man die Entwicklung der Auftriebe an Schlachtvieh auf den 36 bedeutendsten Schlachtviehmärkten Deutschlands in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit dem Vorjahr vergleicht, so sind dieselben im Verhältnis zu früheren Jahren keineswegs niedriger, als der Bedarf infolge der allgemein ungünstigen Wirtschaftslage geringer geworden ist. Die Wiedereinführung des 8 12 des Fleischbeschaugesetzes gibt den an der Einfuhr interessierten Organisationen am »leisten Veranlassung, gegen das Schiele-Programm anzu kämpfen, obwohl man in Fleischerkreisen inzwischen ebenfalls eingesehen Hal. daß es wirklich nicht nötig ist, bei dem heutigen Stand unserer Viehwirtschaft die Das grösste und schwerste Schwein der Mastviehausstellung in Berlin mit acht Zentnern, aus dem sein Besitzer, Herr Stoppelmann, einen kühnen Ritt absolviert. Einfuhr von Auslandsfleisch besonders zu erleichtern. Der Ausfall des Gefrierfleischkon- tingents soll durch die Bereitstellung eines Frischfleisch kontingents für die minderbemittelte Bevölkerung aus geglichen werden. Auf welche Weise dies geschehen soll, dar über sind endgültige Beschlüsse noch nicht gefaßt worden. Es dürfte auch außerordentlich schwierig sein, diese Frage zur Zufriedenheit aller Kreise zu regeln Immerhin liegt kein Anlaß vor, solange die Rindermärtte. wie dies auch im Monat April der Fall wär, so stark beliefert werden, sich große Sorgen darüber zu machen. Besondere Sorge bietet noch immer die Lösung der Fettfragc. Wenn man berücksichtigt, daß im Jahre 1929 der Konsum an Margarine, die zum Teil aus Auslandsfett hergestellt wird, von 450 000 auf 470 000 Tonnen gestiegen ist, während in gleicher Zeit der Fleischkonsum einen Rückgang verzeichnete und deutsches Fett nur mit Verlust in Deutschland verwertet werden konnte, dann wird man die Bestrebungen des Er nährungsministers, die deutsche Produktion dem deutschen Markt zu erhalten, nur unterstützen können. Der Arbeits markt hat auch im April keine merkliche Besserung gebracht. Infolgedessen konnte auch der Verbrauch keine Steigerung erfahren. Wenn man seitens der Landwirtschaft einen Erfolg der bisherigen Zollerhöhungen vermißt, so darf darauf bin- gewiesen werden, daß die Wirkung sich bereits in einer ver minderten Einfuhr bemerkbar gemacht hat. Im Monat April war die Einfuhr in allen Viehgattungen etwas geringer, ohne daß die Fleischpreise erhöht werden mutzten. Der Rindermarkt hat während der Osterfeiertage auf manchen Märkten nicht die erhoffte Belebung gebracht. Immerhin mutz, von einzelnen Preisrückgängen abgesehen, doch festgestellt werden, daß das Preisniveau gegenüber dem letzten Monat sich bei Ochsen und Färsen um 2—4 Pf. pro Pfund gehoben hat. Auch Kühe und Hullen hatten eine kleine Aufwärtsbewegung zu verzeichnen. Aus dem Kälbermarkt hielten die starken Zufuhren weiter an. ohne daß der Bedarf eine merkliche Zunahme erfahren hätte. Gegenüber dem Vor monat haben die Preise fast keine oder nur unwesentliche Ver änderungen erfahren. Infolge der niedrigen Milchpreise be steht vorerst keine Aussicht aus eine wesentliche Besserung, es wäre denn, daß von der Nachfrageseite erhöhtes Interesse einsetzt. Der Schafmarkt war auch im Monat April sehr schwankend Die Zufuhren, besonders auf dem Berliner Markt, nahmen wieder einen größeren Umfang an, da die derzeitigen Wollpreise sehr niedrig sind und keine Rentabilität gestatten. Gegen den Vor monat sind die Preise um einen Pf. pro Pfund, gegen das Vorjahr uni fast 10 Pf. pro Pfund niedriger. Auf dem Schweinemarlt hat sich die Situation erwartungsgemäß entwickelt. Bei steigenden Zufuhren und stark schwankenden Preisen auf ein zelnen Märkten haben die Preise eine weitere Ab schwächung erfahren und sind bis auf 60 Mark gesunken. Auch in nächster Zeit wird mit stärkeren Zufuhren zu rechnen sein, so daß die Tendenz weiter gedrückt bleiben dürste, wenn nicht durch erhöhten Verbrauch oder durch erhöhte Export- tätigkeit ein Ausgleich geschaffen wird. Für Zucht- und Nutzvieh gestaltete sich die Marktlage im Monat April auf den einzelnen Märkten etwas günstiger Die Nachfrage nach guten Milch kühen hat sich in den letzten Tagen wieder etwas gehoben; dagegen waren mittlere Qualitäten sehr schlecht bewertet. Die Nachfrage nach Magervieh, besonders an Hullen zur Mast, ist außerordentlich gestiegen. Auf dem Ferkel- und Läuferschweine markt war die Tendenz nicht einheitlich Der Pferdemark 1 war ruhig Die Zufuhren bewegten sich in der Höhe des Vormonats, während die Preise sehr gedrückt waren. Aä-agogische Akademie Beuchen. Die Eröffnung. Montag wurde in Heuthen die erste der sieben in diesem Jahre neugegründeten pädagogischen Akademien in Gegenwart des preußischen Kultusministers Grimme, des Kardinals Bertram, des Oberpräsidenten und zahlreicher Vertreter von Staats- und städtischen Be hörden eröffnet. Minister Grimme dankte in einer An sprache der Stadt und der Bevölkerung Bcuthens für ihre Mit wirkung an dem Zustandekommen der Akademie, dieser ersten katholischen pädagogischen Akademie des deutschen Ostens. Anknüpfend an die Erschütterung aller Werte, mit der er sich bereits in seiner Ländtagsrede ausetnandergesetzl hatte, sprach ver Minister über die Aufgabe des Lchrcrbildners. Der Minister mahnte weiter in seiner Ansprache die Lehrer und Volkserzieher, den Blick nicht nur auf die Sterne zu richten, an denen sich unser Leben orientiert, sondern nicht weniger ackt aut die Gasten zu baden. Der Minister kcblosi mit eurer dv Martin k'eucM wunder. Halle sLsaie) s41 Schrecklich waren die Leiden der meisten gewesen, und arm waren sie alle geworden — bettelarm! Aber so groß das Elend war, so groß war auch die hilfsbereite Nächstenliebe.'-Jeder brachte herbei, was er an Kleidungsstücken entbehren konnte. Man labte die Er schöpften mit Speise und Trank, und immer wieder kamen Diener vom Schlosse her und holten die Aermsten dorthin. Baron von Erbenstein, der von dem Schloßberge aus das ganze Tal weithin übersehen konnte, hatte einen großen Saal zur Aufnahme von Verletzten bereitgestellt. Betten waren ausgestellt worden, und die Baronin ging in der Tracht einer Johanniterin zwischen ihnen hin und her. Sie hatte während des Krieges im Schlosse ein Lazarett unterhalten, aber nie erwartet, daß eine solche Zeit wiederkehren würde. Es war ja auch anders heute als damals — viel schrecklicher noch, viel schrecklicher. Erbenstein aber kam gerade zur rechten Zeit auf den Markt, als das Auto mit dem ersten Geretteten eintraf. „Fahren Sie gleich ins Schloß hinauf!" gebot er dem Chauffeur. Er selber nahm Platz neben dem Manne und ahnte noch nicht, wen er in sein Haus brachte. Aber als der Wagen hielt, als er zu dem Schlage trat, den ein Samariter eben öffnete, sah er Mile Kreher und neben ihr auf der Bahre einen bleichen Mann. „Mile, du?" stieß er verwundert hervor. Da erkannte er auch den bleichen Mann. „Jochen Bendemann!" rief er. — „Hast du ihn ge borgen, Mädchen?" „Nein, Herr Baron, das haben Fremde getan. Aber ich hätte ihn auch gefunden — ich wäre nicht heimgekommen ohne ihn — und nun will ich ihn pflegen..." Ihre Wangen glühten, ihre Augen leuchteten. „Tragt ihn hinauf in den Saal, Leute!" befahl Erben stein. „Nein, nein! Nicht! Zu uns!" stieß Mile jedoch hervor. „Er hat uns alle gerettet, da will ich ihn retten. Herr, lasten Sie ihn mir! Ich flehe Sie an..." „Aber im Saale ist er doch besser aufgehoben als bei euch, Mile!" „Bester?" fragte das Mädchen. „Ich will Tag und Nacht nicht von seinem Bette weichen! Und Großmutter! Ach, wir..." Da winkte der Freiherr den Samaritern, und sie trugen die Bahre am Schloßeingange vorbei nach dem Pförtner häuschen, das leer gestanden hatte und jetzt den Krehers eingeräumt worden war. Die alte Großmutter stand an der Tür und sah den Transport kommen. Sie schrie nicht auf, sie machte schweigend Platz und ließ die Männer an sich vorüber. Mile aber warf sich der Großmutter an die Brust. „Mutter, ich darf ihn pflegen!" jauchzte sie halblaut. Dann verschwand sie mit den Trägern in der Stube. Erbenstein aber fragte die alte Frau: „Seit wann war denn der Bendemann wieder da?" „Ich weiß es nicht, ich weiß bloß, daß Mile, als wir auf das Dach mußten, immer wieder gerufen hat: .Verzagt nicht, verzagt nur ja nicht! Der Jochen holt uns — der Jochen!' — Und wie die Not am höchsten war, da kam er wirklich, schwamm durch das Wasser und hob uns eins nach dem andern auf das Floh. Und dann ist er weiter gefahren — wir waren in der Pappenfabrik —, und auf einmal hieß es, der Jochen sei ertrunken. Da ließ die Mile sich nicht mehr halten, sie wollte ihn suchen. Und nun hat sie ihn ja gefunden. Ja, Herr, wenn Menschenhilfe ihn retten kann, dann wird Mile ihn retten." „Das glaube ich jetzt selber", erwiderte der Freiherr. „Ich werde sofort den Arzt herschicken." Doch der kam schon. Ihm war gemeldet worden, daß der erste Verwundete eingetroffen sei; und nun hörte er den Namen. „Der Bendemann?" fragte er. „Schade um ven Manu! Er soll Wunder vollbracht haben in dieser Schreckens nacht ..." Erbenstein und die Großmutter traten mit in das Stübchen, wo der Bewußtlose auf dem Bett lag. Die Samariter hatten ihm die Reste der Kleidung ab gestreift und ihn gewaschen. Um die Stirn lag ein Not verband, die Brust aber hob und senkte sich kaum merkbar. Mit angstvoll gefalteten Händen sah Mile auf den Arzt. „Herr Doktor, nicht wahr, er wird wieder?" fragte sie leise. Sie erhielt keine Antwort, denn schon untersuchte der Arzt die wieder entblößte Wunde. Der Schmerz erweckte Jochen vorübergehend. Er öffnete die Augen und schaute mit leeren Blicken um sich. „Grace!" murmelte er. Ob Mile es gehört hatte? Sie verriet es nicht, Wohl aber zuckte Erbenstein zusammen. Wie kam Bendemann dazu, diesen Namen zu murmeln? Da richtete sich der Arzt auf. „Der Knochen ist nicht verletzt", sagte er. „Und wenn der Aermste auch viel Blut verloren haben mag, so würde er bald wieder auf die Beine kommen, wenn nicht — zu dem Wundfieber ein anderes treten wird. — Da! Es be ginnt schon!" In der Tat streckte Jochen die Arme aus und mühte sich, sich aufzurichten. Sein Gesicht glühte, seine Augen funkelten. „Ich rette dich!" stieß er hervor. Dann sank er zurück. Schon aber stand Mile Kreher neben seinem Lager. „Herr Doktor, sagen Sie mir, was ich tun soll!" bat sie. „Du willst ihn pflegen, Mile?" „Ich muß doch! Er hat mich gerettet — uns alle!" „Dann freilich! Aber du wirst nicht viel machen können. Die Wunde kühlen, ihm die Medizin einflößen — das andere muß seine starke Natur besorgen..." „Und der liebe Gott!" ergänzte Mile leise. Der Arzt nickte. (Fortsetzung folgt.)