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MsdrufferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2VRpfg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4üR«tch»- pfrnnig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. geschriebene Erscheinung»- —, , tage und PlatzvarschÄste« werden nach Möglichkeit KekNsvkLckSk: Amt WtlSorUff Nk. 6 berückfichtigt. Anzeisan annahme bis vonn.1v Uhr. — - - - -- — FLr di« Richtigksit der durch Fernruf übermittelteuAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Ra Kattanspruch erlischt, merm der Betrag durch Klage eingezogen »»erden muß oderder Auftraggeber in Konkurs gerSt. Lnzeigennehmen alleDermittlnugsstellenentgegev. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tageblatt* erscheint an allen Werktas en nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in n Ausgabestellen 2 RM. im Monat, der Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbeftellung , ^lUglrch Abtrag. gebühr. Eimelnummern WLWLL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend entgegen. JmFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr 99 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 d»WIMI«W l l! Dienstag, den 29 April 1930 Am Beobachtungsfland. Gipfelpunkt deutscher Leistung. — Der Dank an die Gefallenen. — „Amtsdeutsch." „Zepps über London" — das erweckt natürlich Er innerungen, wenn jetzt der „Graf Zeppelin" die Hauptstadl des Englischen Reiches besuchte. Aber diese Erinnerungen, die natürlich auftanchen, die in der englischen Presse ein leises Echo finden, sind doch ein Gespenst, das niemanden mehr schreckt. Aus der Kriegswaffe, die über London Tod und Verderben spie, ist etwas ganz anderes geworden. Ee ist der „Zepp", der die Welt umkreiste. Es ist ein Gipfel punkt deutscher Leistung — trotz der Dinge, die am 11. No vember 1918 anhoben, dem Tage des Waffenstillstandes. „Zepp über London" — auch die englische Öffentlichkeit hat so gut wie vergessen, was das einst, vor vierzehn Jahren, bedeutete. Man steht in ihm nur noch den deut schen Leistungswillen, begrüßt diesen „Zepp" als einen „Boten des Friedens und der Zivilisa tion", wie sogar eine konservative Zeitung schreibt. Und man mag einen Augenblick auch daran denken, daß Eng land ja auch ein paar „Zepps" gebaut hat. Aber mit dem Bauen allein ist's nicht getan. Atan hört wenig von ihnen, sieht sic nicht oder nur selten. Aber der deutsche „Zepp" fuhr rings um den Erdball. Hai den Ozean überflogen in selbstverständlicher Sicherheit. Und die Fahrt nach London ist für diesen „Zepp" nur eine Art Besuchstour, — Deutschland kann zufrieden sein mit der Art, wie heute dieser Besuch in London ausgenommen worden ist. Jene alten Erinnerungen „Zepp über London" sind verblaßt, der „Graf Zeppelin" hat sie besiegt ohne Waffen, ohne Kriegsrüstung, — durch die Leistung allein. * Auch über Paris war dieser „Zepp" und wir -futsche müssen achselzuckend registrieren,daß sich darob ge lüst Kreise „entrüsteten", daß Proteste losgelassen wurden, die außerordentlich überflüssig sind. Als derselbc „(Iras Zeppelin" in Not war, fand er in demselben Frank reich bereitwilligste Hilfe. Immer wieder hat er fran zösisches Gebiet überflogen, wenn er zu einer Weltreise auszog. Und ein wenig dürfen wir Deutsche wohl auch daran erinnern, daß der „Graf Zeppelin" nichts anderes ist und sein will als ein Instrument des Frie dens, eines waffenlosen Deutschlands, das rings nm geben ist von waffenstarrenden Nachbarn und an seiner Westgrenze Frankreichs Rüstungen täglich wachsen sieht Wir wollen nicht an das Gestern und Vorgestern erinner werden, wir haben nnr an das Morgen zu denken, für dieses Morgen zu arbeiten. Denn jenes Gestern nnd Vor gestern lastet mit erdrückender Schwere auf uns. Sei Jahren debattiert man über den Gedanken des „R e i ch s e h r e n m a l s" für die zwei Millionen der deutschen Kriegsopfer. Wir kennen in Deutschland nich den Kuli des „Unbekannten Soldaten" und wollen ihr auch nicht nachahmen. Vielleicht ist der Gedanke doch nich> so ganz von der Hand zu weisen, das Gedächtnis de: Toten weiterleben zu lassen auch durch die Tat. Im Osten und im Westen ringt das Deutschtum um sein Dasein; hier zu helfen, den Siedlnngsgcdanken zum Aus druck des Gedenkens an jene zu machen, die im Kamp für ihr Volk gefallen sind, ist eine Anregung, du Praktisches Tun an die Stelle des „Denkmals" setzen will * Erst einmal sich auf sich selbst besinnen, auf deutsche Art auf deutsches Denken — auch das kann nicht oft genug verlangt, gefordert und in seiner Notwendigkeit unter strichen werden. Es ist durchaus nicht „nationalistisch" wenn man auch in der Formung dieses Denkens du Grenzen gegenüber dem Internationalen scharf zieht. Wir haben nicht das, was die Franzosen in ihrer „Akademie" besitzen, also eine Norm für die Sprache als Ausdruck des Denkens. Um so mehr ist es zu begrüßen, wenn dic »"inner" bemüht sind, mit dem „Amtsdeutsch" all mählich ein Ende zu machen. Ein großes Lob nach dieser Richtung hin hat sich das Reichsarbeitsministerium ver dient, daH ganz bewußt größtes Gewicht daraus legt, in leinen Gesetzentwürfen, Verordnungen, Verfügungen usw. ein Deutsch zur Anwendung zu bringen, das auch von den vichl fachwissenschastlich Gebildeten zu verstehen ist. »Volkstümlich", also gemeinverständlich zu reden ist aber leider noch bei viel zu vielen Behörden fast verpönt und "ur langsam ist das etwas besser geworden. Unendlich viel ist noch zu bessern nnd man möchte so manchem Amh so mancher Behörde hinsichtlich ihrer Spruchweisheit gern zurufen: Gedenke, daß du — ein Deutscher bist! Russischer Ordenssegeu Ein süralle. , In Ainabulak wurde die T u r k e st a - S i b i r i s ch e Eisenbahn feierlich eröffnet. Die Eisenbahnstrecke, die eme Gesamtlänge von 1442 Kilometern hat, ist sieb zehn Monate vor 'Ablauf der festgesetzten Frist sertig- llestellt worden. Die Sowjetrcgierung hat der Gesamt- yert der beim Bau beschäftigt gewesenen Arbeiter, Ingenieure und Techniker in Anerkennung der vesonderen Arbeitsleistung den Notbannerorden der Arbeit verliehen, außerdem wurden noch zehn In genieure und Arbeiter persönlich mit diesem Orden ausgezeichnet. Jie 5ahrt herZWelm mih MmriHa Mitteilungen Dr. Eckeners an die Presse Friedrichshafen, 28. April. Dr. Eckener hatte am Montag abend mit Pressevertretern eine Unterredung, in der er folgendes mitteilte: Die fast dreiwöchige Fahrt des Graf Zeppelin nach Süd amerika wird nun endgültig am 18. Mai in Friedrichshafen an getreten. Die voraussichtliche Fahrttinie führt über Basel—Dijon zur spanischen und portugiesischen Westküste, ihr entlang nach Se villa. In Sevilla wird gelandet, nicht wegen Nachfüllung von Gas, sondern nur um Post und Passagiere auszuwechseln. Wenn natürlich schon gelandet wird, dann wird auch die Menge des bis Sevilla verbrauchten Gases wieder ersetzt. Die Lufthansa bringt nach Sevilla mittels Flugzeug die Post von Berlin für die Süd amerikafahrt. Nach kurzem Aufenthalt in Sevilla wird die Fahrt nach Penambuco über die Kanarischen Inseln und Kapverdischen Inseln fortgesetzt. Auf dieser Strecke wird das Luftschiff den Aequatvr passieren. In Pernambuco ist ein Aufenthalt von etwa zwei Tagen zur Nachfüllung des Schiffes und Auswechslung von Post und Passagieren vorgesehen. Das Luftschiff wird während dieses Aufenthaltes am Ankermast befestigt. Von einer Landung in Rio de Janeiro müßen wir, so fuhr Dr. Eckener fort, deshalb absehen, weil ein günstiger Landungs platz nicht leicht zu finden ist und die meteorologischen Verhält nisse uns nicht genügend bekannt sind. Für Rio de Janeiro und Pernambuco hat das südamerikanische Kondvrsyndikat einen ähn lichen Aubringerdienst organisiert, wie die Deutsche Lufthansa nach Sevilla. Nächste Etappe führt über Kap San Roca und die Inselgruppe der großen Antillen nach Kuba, wie in Habana eben falls bei günstigen Witterungsverhäffnissen eine Zwischenlandung vorgenommen wird. Bon Habana fährt das Luftschiff über Flori da nach Lakehurst, wo ebenfalls ein bis zwei Tage Aufenthalt vorgesehen ist. Bei der Heimfahrt nach Friedrichshafen wird in Sevilla wieder eine Zwischenlandung vorgenommen. Die Gesamtstrecke der Südamerikafahrt Friedrichshafen- Friedrichshafen beträgt rund 27 WO Kilometer. Die Gesamtstrecke der letztjährigen Weltfahrt betrug rund 30 000 Kilometer. Die Südamerikafahrt ist, wie alle anderen Fahrten, nicht nur Dbmon- strationsfahrt, sondern auch Studienfahrt. Besonders interessant ist es, bei dieser Fahrt die Tropen kennen zu lernen. Wir werden in diesen Gebieten anstatt Winden Regen und Gewitter zu er warten haben. Die starken Passatwinde, die sich im Sommer bis Mabon (35. Breitengrad) und das Jahr über die Kanarischen und Kapverdischen Inseln (17. bis 24. Breitengrad) ausdehnen, sind gefährlich. Wir müssen deshalb auf dieser Strecke in einer beträchtlichen Höhe fahren, da über die Passatwinde so sehr ver schiedene Angaben vorliegen, möchten wir auf dieser Fahrt den Passat besonders studieren und erforschen. Sollte dies gelingen, so wäre dies bei künftigen Fahrten deshalb von großem Vorteil, weil ein Nordwest- bzw. Südwestpassat die Fahrt durch Schiebe winde wesentlich erleichtern und beschleunigen könnte. Eine Pres semonopol besteht auf dieser Fahrt nicht. Der Fahrpreis für jede Teilstrecke beträgt 2000 Dollar. Auf Befragen über den Zweck seiner Amerikafahrt erklärt Dr. Eckener, der Hauptzweck sei gewesen, die im letzten Herbst entworfenen Verträge der International Zeppeline Corporation zu prüfen und zu unterzeichnen. Von großer Wichtigkeit war mir, so fuhr Eckener sott, günstige Landungsplätze auszusuchen. Auf den nun gefundenen Plätzen müssen zuerst meteorologische Bobachtun- gen gemacht werden. Auf den sich alsdann besonders günstig er weisenden Plätzen werden Ankermasten und an den Endplätzen der neuen Verkehrslinien Lustschiffhallen errichtet werden. Ein regelmäßiger Verkehr der internationalen Zeppelinverkehrsge sellschaft, zu dem mindestens vier Luftschiffe erforderlich sind, wird „Graf Zeppelin" als FuMall-„Zaun"gast. Bei seiner Englandfahrl überflog der „Graf Zeppelin" das Londoner Wembley-Stadion, in dem gerade das Endspiel um den englischen Fußballpokal ausgetragen wurde. Nach einer höflichen Verbeugung vor der Königsloge, in der König Georg dem Fußballspiel beiwohnte, setzte der Luft- krenzer seinen Flug fort. voraussichtlich keineswegs vor 3 Jahren zu erwarten sein. Nach dem in Amerika unterzeichneten Vertrag werden Luftschiffe in Amerika und in Deutschland gebaut werden und zwar zu ein und denselben Bedingungen. Die Finanzierung in Amerika hat die International City-Bank übernommen. Auf deutscher Seite wird das Unternehmen von der Hapag und verschiedenen Großbanken finanziert. Es besteht die Möglichkeit, daß die bis jetzt noch nicht beteiligten Länder Spanien und England sich der Gesellschaft noch anschlietzen werden. Deutschland allein ist nicht in der Lage, ein solches Unternehmen zu finanzieren. Die Zeppelingesellschaft soll nur gute Verbindungen und Beziehungen mit anderen Ländern Herstellen. Nur durch den Zusammenschluß mehrerer Staaten so wie durch bereitwilliges Zusammenarbeiten durch Austauschen von Gedanken und Erfahrungen kann in Bezug auf Bau und Handhabung der Luftschiffe gutes erreicht werden. Dr. Eckener er klärte ferner, daß er sich sehr gesreut habe, über die außerordent lich hohen Ehren, die ihm in Amerika als erstem Deutschen von der National Geographie Society zuteil geworden seien. Auch in England könne er nur über außerordentliches Entgegenkommen berichten. In England wie in Amerika sei in der Luftfahrt ganz hervorragendes geleistet worden. * Ser Tvdesftug des Luftakrobaten Hundertmark. Ein schwarzer Tag der amerikanischen Fliegerei. Zu dem Düsseldorfer Todesflug des Luftakrobaten Hundertmark werden noch folgende Einzelheiten be kannt: Als Hundertmark das herabhängende Seil ersaß! und den Karabinerhaken in seinen Gurt eingehakt hatte, war es ihm unmöglich, sich an dem Seil zur ersten Sprosse der Strickleiter hochzuziehen, da sich das Seil um seinen Arm gewickelt und ihm anscheinend den Arm ausgekugelt hatte. Seine Bemühungen, sich mit dem anderen Arm hochzuziehen, mitglückten ebenfalls, weil Hundertmark an dieser Hand nur noch drei Finger besaß. Für die Zu schauer war der Anblick des über und über mit Blut be deckten, an dem Flugzeug hängenden Menschen entsetzlich. Schließlich stieg ein zweites Flugzeug auf, um einen Rettungsversuch zu unternehmen. Man hatte auch er wogen, von einem mit gleicher Geschwindigkeit fahrenden Auto aus Hundertmark von der Strickleiter abzuschneiden. Der Plan konnte aber des schwierigen Geländes wegen nicht durchgeführt werden. So bedauerlich der Tod des Luftakrobaten ist, so ent schieden muß im Interesse unserer Verkehrs- nnd Sport flieger daraus hingewiesen werden, daß derartige artistische Kunststücke mit der Fliegerei nichts zu tun haben. 14 Tote bei KlugZelMmfZUen in Amerika. Am Sonntag ereigneten sich tn den Ver. Staaten mehrere Flugzeuguufälle, bei denen insgesamt 14 Per sonen getötet und zahlreiche verletzt wurden. In Fayctte- ville (Tennessee) flog während eines Schausluges ein Flug zeug in die Zuschaucrmenge hinein, wobei sieben Personen getötet und 20 verlebt wurden, darunter mehrere schwer Die Insassen des Flugzeuges blieben unverletzt. — In Alvord (Texas) stürzte während eines Wolkenbruchs ein Flugzeug ab, wobei drei Personen getötet und eine verletz! wurden. — In Portsmouth (Newhampshire) flog ein Flug zeug beim Versuch, eine Notlandung vorzunehmcn, gegen einen Baum, stürzte ab und geriet in Brand. Zwei 14jährige Kinder verbrannten, der Pilot wurde schwer ver letzt. — In Milwaukee (Wisconsin) stürzte ebenfalls eir Flugzeug ab. Hier wurden zwei Personen getötet. Ein französisches Militärflugzeug bei Landstuhl verunglückt. Ein französisches Militärflugzeug, das sich auf einem ttbungsflug befand, mußte infolge eines Motorschadens bei Landstuhl eine Notlandung vornehmen. Dabei brachen die Räder und das Flugzeug überschlug sich. Der Führer wurde schwer verletzt und erlag seinen Verletzungen. Der Begleiter kam mit dem Schrecken davon. Lettische Aniwori an Polen. Die Beschwerde wegen der Agrarzölle. Das Auswärtige Amt in Berlin hat die polnische Protestnote gegen die Erhöhung der deutschen Agrarzölle beantwortet. Die deutsche Note begründet die deutschen Zollerhöhungen unter drei Gesichtspunkten: 1. Bei der Erhöhung der deutschen Agrarzölle handelt es sich um wirtschaftliche Notmaßnahmen, die als solche in keinerlei Widerspruch zu der Convention oommerciells stehen, die am 24. März in Genf auch von Deutschland unterzeichnet wurde. 2. Der deutsch-polnische Wirtschafts verkehr wird durch die Erhöhung der Agrarzölle nur in einigen wenigen Punkten berührt werden, so daß das praktische Interesse Polens an den deutschen Zollmatz nabmen als vcrhkltnismätzia aerina zu betrachten is