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Sie Reichsbahn hofft auf TanserhöhMig. Sie sieht keinen anderen Weg zur Entlastung. Die Deutsche Reichsbahngesellschast legte ihren Ge schäftsbericht für 1929 vor, der vom Verwaltungsrat ge nehmigt worden ist. über das neue Geschäftsjahr wurde bei der Be sprechung des Berichts mitgeteilt, daß die schlechte Geschäftslage eine Entlastung unbedingt notwendig mache. Besonders betont wurde außerdem, daß für die erforderliche Behebung von Kriegs- und Nachkriegs schäden bisher immer noch nicht genug geschehen konnte. Die Notwendigkeit, der Reichsbahn finanzielle Er leichterungen zu schäften, sei unabwendbar. Die Reichsbahnverwaltung wäre froh, wenn dies ohne Tariferhöhung möglich wäre, hege aber wenig Hoffnung, daß ihr auf einem anderen Wege geholfen werden könne. Rviru? aus Mecklenburg-Schwerin. Anden Reichspräsidenten. Von der Deutschnationalen Volkspartei, Landesver band Mecklenburg-Schwerin, sino zwei Tele gramme zur Reichskabinettssitzung am Donnerstag an den Reichspräsidenten sowie an den Landwirt schaftsminister Schiele abgesandt worden. Das an den Reichspräsidenten gerichtete Telegramm lautet: „Wie verlautet, soll Mecklenburg aus dem Ost programm nachträglich gestrichen sein. Euer Exzellenz bitte ich dringend, dafür einzutreten, daß die vor dem gänzlichen Zusammenbruch stehende Landwirtschaft in Osthilfe einbczogen wird." Das an den Landwirtschaftsminister Schiele gerichtete Telegramm hat folgenden Wortlaut: „Dem Vernehmen nach soll Mecklenburg-Schwerin aus dem Ostprogramm heransgestrichen sein. Für die vor dem Ruin stehende mecklenburgische Landwirtschaft bitte ich dringend, sie in die Osthilfe einzuschließen. gez. Iven, Landesvorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei, Landesverband Meck lenburg-Schwerin." Deutscher Protest in Warschau. Die polnischen Grenzverletzungen. Das Auswärtige Amt in Berlin hat die deutsche Gc sandtschaft in Warschau angewiesen, bei der polnischen Re gierung auf die in Letzter Zeit sich wieder häufenden Fäll« von Grenzverletzungen durch polnische Militärflugzeug« Beschwerde zu führen und darauf hinzuweisen, daß du deutsche Regierung unter keinen Umständen eine systema tische überflicgung der deutschen Grenze, wie das bereift im vorigen Jahre scstzustcllcn gewesen sei, dulden könne Der Gesandte wird gleichzeitig an das im vorigen Jahr« von der polnischen Regierung gegebene Versprechen er innert, die Schuldigen unnachsichtlich zu bestrafen. Am 23. April wurde ein polnischer Militärflieger bei Deutsch-Eylau gesichtet und am 29. April drei polnisch« Militärflugzeuge im Kreise Neidenburg in Ostpreußen Außerdem sollen weitere unerlaubte Überfliegungen deul schen Gebietes um dieselbe Zeit stattgefunden haben, über die die Ermittlungen noch nicht endgültig abgeschlossen sind. Im Oktober 1929 erst wurden von der polnischer Regierung weitgehende Zusicherungen gemacht, daß eir Überfliegen deutschen Gebietes durch polnische Militär flieger, das im Sommer vergangenen Jahres besonders häufig war, streng untersagt werden sollte. Eine Verordnung des Reichsinnenministeriums vorn Jahre 1924 bestimmt, daß Militärflieger fremder Staater über deutschem Gebiet durch Signalzeichen von der Erd! aus zum Landen aufgefordert und bei Weigerung durch polizeiliche Maßnahmen znr Landung gezwungen Werder können. Diese Verordnung ist bisher kaum angewandt worden. Mansfe!- beantragt Stillegung. Die Mansfeld-A.-G. für Bergbau und Hüttenbetricb, Eis leben, hat angesichts der Dringlichkeit der durch die Preisrück-, ^änae am Metallmarkt erforderlichen Herabminderung d^<r Selbstkosten den Beschluß gefaßt, unverzüglich die Stillegung des gesamten Kupferschieferbaues zu beantragen. Dieser Entschluß stellt zunächst eine vorsorgliche Maknabme dar. NaGcWe Firmen M Wilsdruff M Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Milch- und Butterhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. Lieferung ins Haus) Molkereierzeugnisse jeglicher Art (tägliche Lieferung frei Haus) Dampfmolkerei Blankenstein (Inh. Hans Bräuert. Musik Philipp, Ewald, Stadlmusikdirektor, Orchesterschule, Hohe Straße 134(4. 76. Radio-Spezialgeschäft (Apparate und Zubehör, Reparaturwerkstatt) ehrmann, H., Meißner Straße 260. 119. Nechtsauwälte * auch Notar. Bäßler, Hermann, Meißner Straße 266. 598. * Hofmann, Alfred, Markt 101, 1. Ttage. S-r- 3. * Kronfeld, Dr. für., Freiberger Straße 108. Schleisanstalt, Drechslerei und Schirmreparatur werkstatt Aberle, Kurt, Meißner Straße 266. Schlossermeister Linnert, Paul, Töpfergaffe 246. Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Rosenstraße 73. Steinsetz-, Straßen- und Tiefbaugeschäft Fendler, Otto, Zellaer Straße 32. »-*> 24 Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Löbtauer Straße 298 g. s-»- 51. Tischlereien Adolf Schlichenmaier, Möbelfabrik, Anfertigung von Fenstern und Türen sowie Bauarbeiten aller Art, Möbellager, Spez. Schlafzimmer und Küchen. s^> 38. Echte und imitierte Möbel, ganze Einrichtungen: Geißler, Robert, Feldweg 113. s-e- 131. Nur echte Möbel: Heeger, Georg, Zedtlerstraße 180. 31. Tonwaren-Spezialgeschäst Hänig, Clemens, Bahnhofstraße 142. Uhren, Gold- u. Silberwaren, Optik, Radio-Anlagen und Zubehör König, Fr. (Nicolas Nachf.), Freiberger Str. 58. »-»> 134. Viehhandlung (Nutz- und Schlachtvieh) Ferch, T e b r., Kesielsborf. s-e- Wilsdruff 471. Viehkastrierer Holsert, Paul, Freital-P., Coschützer Straße 49. Woll-, Etrumpswaren- und Garnhandlung Rehme, Max, Bahnhofstraße 121. Zeitung Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29. s-e- 6. Zentralheizungen Schwepcke, Franz, Ingenieur, Meißner Str. 2.66. w-s- 511. Die Mansseld-A.-G will bemüht bleiben, nachdem setzt das Lohnabkommen mit Wirkung per 31. Mai d. I. gekündigt und ein Schlichtungsverfahren in die Wege geleitet wird, auch weiterhin kein Mittel unversucht zu lassen, um mit den noch offenen Möglichkeiten die unvermeidlich gewordene Lohnredut- tion im Ausmaß von wenigstens etwa 15 Prozent herbei zuführen. Dramatische Szenen bei einem Gasungliick Trotz mutiger Retter zwei Tote. In einer chemischen Fabrik in Helmond (Holland) ereignete sich ein Unglück, dem zwei Arbeiter zum Opfer fielen. Durch das Springen einer Röhrcn- leitung füllten sich die Räume plötzlich mit einer großen Menge erstickenden Gases. Die Belegschaft flüchtete. Ein Arbeiter hatte jedoch bereits so viel Gas eingeatmet, daß er tot zusammenbrach. Ein anderer Arbeiter, der ihn retten wollte, kehrte ebenfalls nicht mehr lebend zurück. Es kam dann zu einem dramatischen Auf tritt, da mehrere Arbeiter, die selbst bereits bei Ret tungsversuchen dem Erstickungstode nahe gewesen waren, den Direktor der Fabrik, einen Arzt und mehrere Polizei beamte mit Gewalt am Betreten des Gebäudes zu hindern suchten. Der Direktor ließ sich nicht zurückhalten, brach aber bald ebenso wie der ihn begleitendeArzt und ein P o l i z e i b e a m 1 e r in den giftigen Dämpfen bewußtlos zusammen. Es gelang, die drei Ohnmächtigen in Sicherheit zu bringen und wieder ins Bewußtsein zu- rückzuführen. Die Fabrik muß vorläufig stillgelegt werden. Ein neuer Blaubart? Seine Frau in der Räucherkammer verbrannt. Unter dem dringenden Verdacht, seine 38jährige Ehe frau ermordet, die Leiche zerstückelt und in der Räucherkammer seines Hauses verbrannt zu haben, ist der Landwirt Koppe aus Zwabitz verhaftet worden. Als die Frau, die seit Karfreitag vermißt wurde, ver schwunden blieb und sich aus dem Koppeschen Gehöft vom Schornstein ausgehend wiederholt Rauch mit einem ganz eigenartigen Geruch über dem Ort verbreitete, schöpfte man Verdacht und verständigte die Polizei. Bei der Untersuchung des Gehöftes kamen in den Überresten -«ines Feuers Knochen zum Vorschein. Koppe steht autzer- vem im Verdacht, vor einigen Jahren eine Haushäl terin, die ebenfalls spurlos verschwunden war, besei tigt zu haben. Was man noch wisten muß. Verlängerung des Syndikats im Ruhrbergbau. Durch Verordnung des Reichswirtschastsmintsters ist das mit dem 30. April 1930 ablaufende Syndikat im Ruhrbergbau um einen Monat verlängert worden. Die vor dem 1. April geltende freiwillige Regelung der Syndikatsverhältnisse ist da mit für den Monat Mai aufrechterhallen: auch in der Berech nung der Umlage ist eine Änderung nicht vorgesehen. Kostspieliges Privatvergnügen. Die Passagierfahrt des „Graf Zeppelin" in die Sckweiz ist' auf die nächste Woche vertagt wmden. Die von einem schweize rischen Großindustriellen bestellte und finanzierte Sonderfahrt soll dagegen, wenn es das Wetter irgendwie gestattet, am Frei tag stattfinden. 4—»«44444444444444444444444444444^444444 444444»444 4«44444I444G44»„,4,I II I,DI poliMctze kunai»su 4»»»»ch»»«tzG»»»4«*4»»m444444444444444444"."4ch"",,tz,,,„,„m,m,,„,,,,,Z Deutsches Reich Selbstverwaltung und Landkreise. Am 15. Mai d. I. findet in München elne Kund gebung der deutschen Landkreise statt. Sie be schäftigt sich mit dem Thema der Grenzen der Selbstver waltung, eine Frage, die gerade im Hinblick aus die Ereig nisse des letzten Jahres von außerordentlicher Bedeutung ist. Fast sämtliche Regierungen der deutschen Länder haben ihre Vertretung durch Kabinettsmitglieder zugesagt, u. a. von Bayern Ministerpräsident Dr. Held, von Preußen Innenminister Dr. Wän 1 i g. Zahlreiche Mit glieder aller deutschen Parlamente werden der Tagung beiwohnen. nur- KOU-KN von HKN8 dv Martin ttuNe (LsAle) (36 „Jedes Wunder ist unfaßbar für den Menfchengeist, Mutter", erwiderte er. „Wir müssen es hinnehmen und dürfen nicht darüber nachgrübeln. Es gibt da noch manches andere Wunder..." „Ja, Jochen, noch manches!" bestätigte sie. „Du hast recht. Wir dürfen nicht darüber nachgrübeln, wir müssen es hmnehmen. Aber das eine, daß diese Frau dich liebt, das — das ist mir kein Wunder..." „Mutter!" „Laß nur, Jochen, laß nur! Du weißt doch nun, daß ich keine törichte Mutter bin, die ihren Jungen bewundert sehen will. Ich kam nur deshalb wieder auf diese Frau zu sprechen, weil sie mir leid tut, so sehr leid. Denn, Jochen, es gibt für eine Frau doch keine furchtbarere Pein, als wenn sie lieben muß mit aller Kraft ihres Herzens und keine Gegenliebe findet. Nicht wahr, mein Junge, du läßt es sie nicht entgelten und bist gut zu ihr, wenn du ihr noch einmal begegnest? Und auch ich will freundlicher zu ihr sprechen, als ich es vorhin getan habe. — Von dem an deren reden wir später. Ich muß dich noch manches fragen. Jetzt möchte ich ruhen. Die Fahrt und die drückende Hitze haben mich müde gemacht..." So geleitete er die Rätin in ihr Zimmer, wo sie ihn herzlich küßte. „Auf Wiedersehen, mein Junge! Ich bin so froh, so froh!" sagte sie und schaute ihn voll Liebe an, daß ihm das Herz warm wurde. Nie sollte sie erfahren, daß er vor ihr einen frommen Betrug spielte! Das schwor er sich, als er die Treppe hinabging und vor das Haus trat, vor dem Müfselmann stand und sorgenvoll nach dem Himmel schaute. „Heute fetzt es noch was, Herr Bendemann!" sagte er zu dem neben ihn Tretenden. „Gnade Gott den armen , Menschen, wo das auftrifft! Die Gewitter, die aus dem j Böhmischen zu uns kommen, sind alle schwer. Uns freilich j tun sie wenig, denn wir haben am Kohlstein eine gute ; Wetterscheide, aber hüben und drüben..." „Na, wir werden's ja erleben!" Auch Jochen schaute zum Himmel auf, der allerdings bedrohlich genug aussah. Dieses aufsteigende Unwetter durchkreuzte den Plan, den er hatte ausführen wollen, ! während die Rätin schlummerte. Er hatte rasch ins Schloß eilen wollen... Aber eine Strecke wollte er wenigstens noch in den Wald gehen, um mit seinen Gedanken ganz allein zu sein, und er versprach dem besorgten Wirt gern, sich nicht zu weit zu entfernen. Er wußte doch, daß die Rätin sich sorgen würde, wenn sie durch den Donner erwachte und ihren Jochen nicht daheim fand. Aber als er dann auf dem Waldwege dahinschlenderte, vergaß er alles andere und fuhr erst auf, als jäh ein starker Windstoß an den starken Buchen rüttelte und eine Unmenge dürre Zweige aus ihnen auf den Weg schüttelte. Nun erst sah Jochen, daß der Tag fast der Nacht ge wichen war, nicht der Stunde nach, aber der Finsternis wegen. Und schon durchloderte ein greller Blitz ven Wald. Da hieß es lausen, daß er das schützende Dach noch rechtzeitig erreichte. Eben wandle sich Jochen um, als ein Schrei durch die unheimliche Stille drang, die den Ersten Vorboten des Unwetters gefolgt war. Unwillkürlich erschauerte der junge Mann, so angstvoll und so eigenartig jubelnd zugleich hatte dieser gellende Schrei geklungen. Und da — da sah er durch die Dunkel heit etwas Helles herankommen. Das war doch eine Frau! Das war — ja, das war die rote Liese, deren aufgelöstes Haar sie wie lodernde Flam men umflatterte... Und hinter ihr her jagte ein Mann. Auch ihn erkannte Jochen beim Lichte eines neuen Blitzes. Förster Lindner! Auf einmal wußte er alles, sah vor sich die Szene, dir sich in der Einsamkeit des Waldes zwischen diesen beider, Menschen abgespielt haben mochte und wirklich abgespielt hatte. Denn Lindner hatte die auf dem Boden Liegende be merkt, hatte sie lauernd beobachtet, wie sie so herz zerbrechend weinte, und gewußt, wem diese Tränen galten, und die Hände geballt, daß die Nägel ihm schmerzhaft ins Fleisch drangen, und sich aus den roten Bart gebissen, und dann.. Dann war er hingespruugen, hatte sie au den. Schultern gepackt und halb emporgerissen, sie, die ihn erst fassungslos anstarrte, dann aber mit der Faust nach ihm schlug und ihn mitten ins verzerrte Gesicht traf, saß Vas Blut ihm aus der Nase schoß und er sie wieder freilassen mußte. Aber nur einen Augenblick. Denn als sie sich anschickte, zu fliehen, da packte er sie noch rechtzeitig. Und wild rangen sie miteinander, Leib an Leib, mit flammenden Augen, keuchend, daß sie die Zähne zeigten wie wilde Tiere. „Laß mich los, Schuft, laß mich los!" schrie die rote Liese und stemmte die Hände gegen die Brust des Mannes, sich weit zurückbiegend, daß er sie nicht küssen konnte, wie er wollte. „Ich dich loslassen? Ich?" brüllte er lachend. „Ein Narr wäre ich, ein großer Narr! Jetzt habe ich dich, und jetzt wirst du mein! — Wehr' dich nur, immer wehr' dich nur, ich zwinge dich doch! Und dein vornehmer Galan ist weit von hier — der hilft dir nicht..." Da krallte sie ihm die Finger um den Hals und drückte sie zu, mit aller Kraft, daß ihm der Atem ausging. Morden hätte sie ihn können in dieser Minute, er barmungslos morden! Doch er war ja viel zu stark für sie und riß ihre Hände von seinem Halse. Er umklammerte die Taumelnde und hob sie empor, als wollte er sie davon schleppen, hinein ins Dickicht, wie ein Mensch der Vorzeit, der ein Weibchen raubte. Laut schrie Liese auf in ihrer Not — einen Namen. „Jochen, hilf! - Hilf!" (Fortsetzung folgt.)