Volltext Seite (XML)
M MW als MU- Von O. Die Zeitung ist viel gehaßt und viel geliebt, doch nimmer mehr aus unserem modernen Volks- und Kulturleben auszu- sä-atten. Schon der alte Fritz, Preußens großer König, wünschte, daß Gazetten doloriert würden. Könnte man sich heute im raschen Tageslauf ein Leben ohne Zeitung vorstellen. Der drängende und hastende Menschengeist bedarf eines Führers, die Zeitung ist ihm Nährstoff, Gewürz und Narkotik zugleich. Die Zeitung wirkt nach psychologischen Gesetzen anregend und entspannend. Der geistige Wechselstrom in einer Zeitung macht die abgehetzte Seele gesund, vermittelt also Gymnastik. Diät und Massage des Geistes. Lbenso gut wie man abends bei einer Zeitung leichter einschläft, kann man aus ihr neue Ideen schöpfen, zu kräftigerem Lebens kämpfe gestärkt wenden und Trost und Zuversicht aus den Schick- salsparallelen anderer Mitmenschen finden. So mancher hat schon durch ide Zeitung sein Glück gemacht. Bei richtiger Kombi- nalionsgabe find Tausenden von aufmerksamen Lesern Anregun gen zugeflossen, die nur individuelle Anwendung heischen, um dann in Geld umgesetzt zu werden. Man spricht heute im Pro duktionsprozeß so viel von dem Arbeitsbande, das den Beteilig ten zu gleichmäßiger Arbeit zwingt und nicht eher losläßt, bis er fertig ist. Auch der Geist des modernen Menschen in Gesundheit und Vollkraft sucht dauernd nach Anregung, Belebung und Be lehrung. Hier zeigt sich eben der Schaffens- und Kulturtrieb des Menschen. Da kommt die Zeitung und bietet ihm selbstlos und treu für billiges Honorar ihre Hilfe an. Sie ist gleichsam sein geistiges Arbeitsband, das ihn einschaltet in den Strom der Zeit, in den Rhythmus des Alltages und in die Aufgaben seines Vol kes und seines Berufes. Die Zeitung ist das Lehrbuch für die große Welt da draußen. Sie steht nicht still, in ihr taucht man unter als in einem gewaltig daherflutenden Lebensstrome. Am Leser ist es, sich nun auch in der Zeitung seine Sonderschisflein, seine Mitreisenden und auch die vielen großen und kleinen Häfen herauszusuchen. Die Zeitung sachlicher Leitung zwingt nicht, läßt vielmehr mancherlei Meinungen und Anschauungen zu Worte kommen, die sonst nie das Licht der Oefsentlichkeit erblickt hätten. Man muß nur einen -Unterschied zwischen rein persönlichem und Allgemeininteresse machen. Den Pulsschlag der Zeit fühlt man an Hand der Zeitung. Die Bemeisterung des Schicksals, die auch in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Weltanschauung zwin gend ist, hat als besten Hilfespender des Tages immer noch die Zeitung. Weltfremde Menschen werden selten vorwärtskommen. Die Zeitung pflegt in ihrem Heimatteil den Sinn für Familie, Haus und Geselligkeit, weist auf neueste Geisteserrungenschaften hin, um nach Registrierung der Kämpfe in Politik und Wirt schaft auch stiller Seeleneinkehr und dichterischer Besinnlichkeit zu dienen. Heute tritt das Bild hinzu und so spielen sich in einer - md MrWWrdem . Polster. Zeitung die Ereignisse des Tages kaleidoskopartig wie im Kino ab. Die Zeitung bietet auf der Lebensreise auch dem Aermsten und Einsamsten eine Art Allgegenwart auf dem Erdenrund. In der Zeitung fand man Erlösung von so manchen Schmerzen und Beschwerden. Der „Wohnkoffer" wunde wieder durch eine Woh nung ersetzt, Blöße wandelte sich in Chic vom Scheitel bis zur Sohle Wd die sonstigen Herzbegehrlichkeiten konnte man sich so leicht an Hand der Zeitung je nach Geldbeutel, Luft und Laune, zusammenstellen. Wie oft ist es schon vorgekvmmen, daß alle Mühen um Arbeit, Lohn und Brot umsonst waren, die geschickt abgefaßte Anzeige änderte mit einem Schlage die Lage. Die beste Reklame erhält man immer noch am billigsten in der Zeitung. Nach dem Institut für Konjunkturforschung machten bei einem Textilgeschäft die geringsten Werbekosten bei 100 RM. Verkaufserlös 0.90 RM. für Reklame in der Zeitung aus, die Verkaufsleistung wies jedoch den höchsten Satz dieser Werbeart auf und zwar 120 RM. von 1000 RM. Umsatz. Alle anderen Reklamearten lagen weit unter dieser Leistung. Die Geschäfts reklame darf nicht allein von der künstlerischen und psychologi schen Seite aus gehandhabt werden, sondern muß auch auf die Marktveränderungen und Geldverhältnisse der einzelnen Käufer- ' schichten Rücksicht nehmen. Die Reklame erzwingt geradezu die Nachfrage, da durch Dauerinserate Firmename mit Branche und Warenauslese dem plötzlich Bedarf Habenden schon längst eingehämmert sind. Die Anzeigenfirmen tauchen im gegebenen Moment gleichsam aus dem Unterbewußtsein des Suchenden aus. In Amerika entsaften jährlich etwa 600 Millionen Dollar auf den Anzeigenetat der Zeitungen, das find 46,1 aller Werbeausgaben überhaupt In seriere typographisch wirksam. Schriftart, Platz- und Satzver teilung, triebhafte Ausdrucksform sind wichtig. Der elastische Gang des Schuhes (nicht Kreppsohlen), Raucherbehagen (nicht div. Tabake), Schönheit (nicht kosmetische Artikel) sollten annon ciert werden. Ueber große oder kleine Anzeigen darf man nicht streiten, der Zeitungsfachmann kennt bei richtiger Anlage den Erfolg beider. Und nun gehen wir in den Sommer hinein. Körper und Geist suchen neue Erholungsarten. Kleid und Gewandung än dern sich. Eine rechtzeitige Vorbereitung des Geschäftes, das Reise und Verkehr bringen sollen, bedarf der Reklame in der Zeitung. Wir können trotz unserer wirtschaftspolitisch bedrängten Läge auch in Deutschland nicht stille stehen. Sich regen bringt i Segen. Unsere Zeitung verließ uns keinen Tag, sie blieb uns treu l in allem Ungemach und nun wollen auch wir ihr unsere Treue i halten. — politilcke Kunaleksu s Deutsches Aeick ftm das Verbot des Stahlhelms. Von zuständiger Stelle wird die Meldung, wonach Vie Reichsregierung beim preußischen Kabinett angeregt Haven soll, das Stahlhelmverbot im Rheinland auf- Zuhebcn, als unzutreffend bezeichnet. Dazu wird jedoch weiter berichtet, der Reichsregierung seien von ver schiedenen Seiten Anregungen und Anträge auf Auf hebung des Stahlhelmverbots im Rheinland zugegangen. Zur Erörterung der durch diese Anträge aufgeworfenen Fragen seien die beteiligten Ressorts des Reiches und Preußens zu einer kommissarischen Aussprache in das Reichsministerium des Innern eingeladen worden. Eine Stellungnahme des Reichsministeriums des Innern liege bisher nicht vor. Reuer rumänischer Gesandter in Berlin. Als Nachfolger für den als Gesandten zum Vatikan berufenen Petrescu Comnene wird Professor Dr. Georg Tasca die rumänische Regierung in Berlin vertreten. Die Zustimmung für Dr. Tasca ist in Berlin bereits nach gesucht und wird in kürzester Frist erteilt werden. Doktor Tasca war bisher Professor der Volkswirtschaft und Rektor der Handelshochschule in Bukarest. Mit seinem Zintreffen in Berlin ist voraussichtlich zu Anfang des nächsten Monats zu rechnen. Republikanische Kundgebung in Koblenz. In der Stadthalle zu Koblenz fand eine republika nische Kundgebung statt, in der der Bundesvorsitzende des Reichsbanners, Hörsing, über das Thema „Das wahre Gesicht der Feinde der Republik" sprach. Er wandte sich scharf gegen die Nationalsozialisten und die Kommunisten. In Italien, wo die faschistische Diktatur herrsche, sei die Lebenshaltung um 23 Prozent gesunken. Als Auftakt zu der republikanischen Kundgebung fand ein Werbezug durch einige Straßen der Stadt statt. Dabei wurde der Zug an verschiedenen Stellen von Nationalsozialisten an gegriffen. Die Polizei stellte die Ordnung wieder her. 5b Verletzte bei einer politischen Schlägerei. Im Anschluß an eine in Artern, Kreis Sangerhausen, abgehaltene Versammlung der Nationalsozialisten ent wickelte sich zwischen diesen und Kommunisten eine schwere Schlägerei mit Biergläsern, Stöcken und Stühlen. Die Zahl der Verletzten beträgt auf beiden Seiten etwa SO. ^in Nationalsozialist erlitt schwere Verletzungen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Da die im Saal an wesende städtische Polizei nicht ausreichte, mutzten die Landjäger von Sangerhausen zu Hilfe gerufer. werden. Zwiespalt bei den Demokraten. Der Vorsitzende des Verbandes des Neichsbundes der Jungdemokraten Berlin-Brandenburg, Werner Bur- Weister, erklärte in einer jungdemokratischen Versamm- wng, den Jungdemokraten sei durch die Beteiligung der d emokratischen Partei an der Reichsregierung die letzte Möglichkeit genommen worden, bei der jungen Gcnera- "°u für ihre Ideen zu werben. Der Führer der Ham- °urger Jungdemokraten setzte hinzu, daß die Jungdemo- ^afte auf ihrem Reichstreffen in'Magdeburg am 4. Mai ven notwendigen Trennungsstrich gegenüber den demo- Zatlschen Kreisen ziehen müßten, die immer wieder die emokratie in solche Schwierigkeiten bringen. Güdslawien. Ein großer politischer Prozeß. ^grad begann der mit Spannung erwartete poiitlsche Prozeß gegen den Präsidenten der Kroatischen ^auernparter, den Abgeordneten Dr. Matschek, und 23 Mitangeklagte. In der Anklageschrift wird den Be schuldigten zur Last gelegt, daß sie Bombenattentate auf den Sonderzug einer kroatischen Huldigungsdeputation sowie gegen verschiedene hochgestellte Persönlichkeiten organisiert hätten. Dr. Matschek ist angeklagt, die Ter roristen mit Geld unterstützt zu haben. Die Angeklagten behaupten, die Organisation der Attentate sei Polizei- ärbeit gewesen zu dem Zweck, Handhaben zur Vernichtung der Kroatischen Bauernpartei zu gewinnen. Aus Zn- und Ausland Berlin. Der Präsident der Columbia-Universität und der Carnegie-Stiftung in Rewyork, Nicholas Murray Butler, wird auf seiner Europareise in der nächsten Woche Berlin besuchen, wo ihm zu Ehren eine Reihe von Ver anstaltungen stattfinden. Berlin. Der Hauptvorstand der Deutschen Demo kratischen Partei ist zu einer Sitzung auf Montag, den 5. Mai, im Reichstag zusammenberufen. Gegenstand der Tagesordnung ist die Lage der Partei sowie die Einberufung einer Parteiausschußsitzung. Neues sus aller Welt Arbeitswillige von Streikenden überfallen. In Itzehoe kam es zu Ausschreitungen streikender Arbeiter gegen Arbeitswillige. Die Belegschaft der Pumpenwerke Siemens und Hinsch befindet sich im Streik. Als eine Anzahl Arbeitswilliger einen Kollegen über das freie Feld nach Hause begleiten wollte, fielen etwa 25 Streikende mit Knüppeln und Steinen über sie her. Von der Fabrik wurde der überfall bemerkt und wettere Arbeitswillige eilten ihren Kameraden zu Hilfe. Auch sie wurden mit blutigen Köpfen abgeschlagen. Im ganzen wurden sieben der überfallenen Arbeiter schwer verletzt. Gegen die Streikenden ist Strafantrag wegen Landfriedensbruches gestellt worden. Ein holländisches Postauto verbrannt. Bei der holländischen Ortschaft Westervoort in der Nähe der deutschen Grenze ist ein Postauto, das zahlreiche für Deutschland bestimmte Postsendungen mit sich führte, in Brand geraten. Gänzlich verbrannt sind hierbei mehrere aus Arnheim-Bahnhof und Rotterdam stammende Post säcke. Sie enthielten 56 Wertbriefe im Gesamtwertbetrage von 14 410 Goldfrank und 257 Einschreibbriefe. Außer dem sind 15 Postsäcke mit gewöhnlicher Korrespondenz ganz oder teilweise zerstört worden. Soweit bisher bekannt, sind bei dem Brande keine Personen zu Schaven gekommen. Flugzeugunglück bei Berlin. Das Flugzeug der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt „v 1437" mutzte in der Nähe des Johannisthaler Flugplatzes (Berlin), an scheinend wegen Motorstörung, notlanden. Das Flugzeug streifte dabei einen Baum und überschlug sich. Der Führer des Flugzeuges, Or. in§ Pleines, wurde schwer verletzt; es besteht jedoch keine Gefahr für sein Leben. Der andere Insasse der Maschine, Ingenieur Freiberg, wurde leichter verletzt. I sm Usrlct Explosion in einer Polizeistation. In einer Augs burger Polizeistation ereignete sich aus bisher unbekann ter Ursache eine heftige Explosion. Fenster, Decken und Stiegenhaus des Gebäudes wurden teilweise zerstört. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen, da sich zur Zeit der Explosion niemand in der Station befand. Man ver mutet einen Anschlag. Bootsunglück aus der Donau. Bei Duna-Szekefö in Ungarn ist ein mit acht Personen besetzter Kahn auf der Donau untergegangen. Zwei Insassen, ein Zugführer und ein 17jähriges Mädchen, sind ertrunken; die anderen sechs konnten gerettet werden. Englische Zeppelingäste. Der Präsident der britischen Luftfahrtvereinigung wird mit seiner Frau und etwa 15 anderen englischen Passagieren den Rückflug des Zeppelins von Cardington nach Friedrichshafen mitmachen. Unter den englischen Gästen befinden sich auch der Erbauer des englischen Luftschiffes „R. 101", Oberst Richmond, und der Hofmarschall des Herzogs von Uork. Drei deutsche Preisträger in Jugoslawien. In Bel grad trat das Preisgericht, das über die Entwürfe für den Bau einer neuen Kathedrale in Belgrad zu entscheiden hatte, zusammen. Es waren 160 Entwürfe zu begutachten. Die ersten drei Preise erhielten drei deutsche Architekten: Fengler-Dortmund, Zardel-München und Steidler, eben falls aus München. Bunte Tagesckronik Naumburg a. d. S. Das Domgymnasium zu Naumburg kann in diesem Jahre das Jubiläum seines 900jährigen Be stehens feiern. Paris. In Nancy brannten die Warenlager einer Lebens- mittelhandelsvereinigung nieder. Der Schaden wird auf acht Millionen Frank geschätzt. Gibraltar. Ein großer Schwarm Heuschrecken ist von Marokko über dre Meerenge gekommen und hat sich in einem Teil von Gibraltar festgesetzt. Karachi. Durch eine Explosion in einem Lager von Feuer werkskörpern wurden sieben Personen getötet Newyork. Erzherzog Leopold von Österreich gegen den wegen der Halsbandaffüre Haftbefehl erlassen worden ist, hat sich der Newyorker Staatsanwaltschaft gestellt. Sehr geehrder Herr Redakdähr! Nu sin mer schon wieder achd Dage von Ostern endfernd. Es is merklich be ängstigend, wie schnell de Zeid vergehd un mir mid! Jeder das Ostern 1930 derfen mer uns nich beschwern, das war so bräch- dig, baß mersch glei noch mal wiederholn kennden, wenn das meeglich were. Ich hab -mein Regenscherm in Bension geschickd, weils ohnehin dorch das Ding dorchregen dad wie dorch ehn Kaffeesieb. Ich finde es ieberhaubd unmännlich, mid so ehn Was serdach dorch de Weldgeschichde ze loofen. Es werd ehn wohl nich glei das Geherne eiwässern, wenns mal regned, un dann kann mer ja schlimmsten Falles ma einkehrn, wenns zu sehre draschd. Gerade jetz in den letzten Wochen der billigen Bier- breise is bas nich zu verachden, ma merklich ehn drifdigen Grund ze ehn Glase Bier ze Hamm. Da scheind es ooch verschdändlich, wenn zu die Feierdage nich blos der Vader, sondern ooch de Mudder emah so dies ins Glas geguckd haddo, dasse beim Ieber- gange ieber de Lerchenbach das Iebergewichde kriegde, neiblumb- ste un das Wasser wie in ehner klehn Dalschberre anschbaude, bis off des Dadersch jammervolle Hilferufe e kuraschierdor Mann kam, der das Back.Hindernis beseidigde un wieder off de beeden Beenne schdellde. Ich bin geschbannd wie so ehn geflickder Re genscherm, was nu aus den vom Reichsdag uns als Osterei auf den Disch gelegden Schdeiererhöhung rauskomm werd. Das ehne is ganz klar, daß nischd billiger un alles deier werd. In Berlin wissen se das gans genau, wenn fes ooch nich zugäm wolln un aus diesem Grunde sin jetz in der letzden Zeid viele Million Fenge un Zweer gebrägd worden. Es soll nehlmlick wieder de Fennigrechnung mehr eigesiehrd wem, damid das Ab runden nach ohm endlich ma aufhörd. Mer solls nehmlich gar nich gloom, was mer im Läufe ehnes ehnzigen Jahres fier Summ verblämberd, wenn alles nach ohm abgerund werd. Aber ooch bei klehn Gelbe bleibd doch de Haubdsacho, daß mer welches hab. Hier liegd der Hase merschdendeels im Bfesser. Was se jetz off der Weld alles machen, das is großardg. Da Hamm se jetz vor ehn baar Dagen in Lrimmidschau ehne Scheine mit 100 Zendnern Inhald korzerhand 22 Meder beifeide geschom. Das is merklich ehne feine Sache. Die ganse Arbeid had nur neun Stunden gedauevd un sis nischd derbei verrudschd. So lange had ooch schond manchmal unser Smndagsschkad ge- dauerd. Da kann mer bloß froh sein, wenn ehn dann nich das eigne Haus derweile verschont worden is. Ob mer nach svner Dauersitzung dann noch das Schlisselloch finden däde, wenns 22 Meder off der Seide liegd, das mechde ich nich ohne weideres bejahn. In Zwickau Hamm de Schdadtverordneden beschlossen, datz jeder im Kollegium zu jeder Sache nur 30 Minuden reden derf. Das is ne feine Sache, da werd wenigstens nich mehr so viel unnödig gequasseld. Fiern Reichsdag were das was feines. Ich mehne, derheeme derf mancher Abgeordnete gar nich so lange reden, aber im Barlamenb denkd er dann sich als Mundakrobad austom ze kenn. So gans im geheim habe ich ooch daran ge- dachb, ob das nich ooch ehn Gedanke fier de Ehereform, von der so viel gered un geschriem werb, wäre. Ich mehne, es kennde doch mid in den Eheverdrag aufgenomm wem, daß die liebe Gaddin ze ehner Sache nich länger reden derf wie — na, das kommd nu gans off de Stadur an, bei mancher geniegen finf Minuden un mer win'jchd sich schond ne neie Sindslud. Wie leichd ehn heidzedage das Lichd ausgehn kann, das had mer jetz wieder in Dresden gesehn. Dord hädde beinahe ehne Straße im Finstern dagelegen, weil ergend ehn sleißger Mon deur ze seiner Arbeid Drahd brauchde, ehfach 70 Meder Le>- dungsdrahd gemaust had. Da kann mer ähm wieder ma lehn, wie weid mer kommd, wenn mer kehn Drahd hab, ohne Drahd muß mer ehmd im Finstern rumdabben. Aus diesem Grunde is