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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt. - Nr. 85 - Donnerstag Sen 10. April 1930 Tagesspruch. Einen Mangel zu ergänzen, Bleibe stets ersatzbereit: Kannst du nicht durch Aeuß'res glänzen. Festste durch Versöhnlichkeit! Letzten Endes liegt in dieser Allerhöchster Lebenswert, Ob der Spießer, der Genießer Sie auch selten nur begehrt. Der Kaus von Biesdorf. Widersprechende Aussagen im Sklarek-Ausschutz. Im Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages zur Prüfung der Mißwirtschaft in der Berliner Stadtverwaltung wurde am Mittwoch nachmittag von Siemens als Zeuge wm Gutsankaus Biesdorf vernommen. Er erklärte, er habe Merlin unmittelbar ein Angebot gemacht, jedoch seien die Ver- vandlungen gescheitert. Waltking habe sich erboten, diese Ver- yandlungen zu übernehmen. Als Käufer erschienen ein Dr. sunke, angeblich Inhaber der Gewerkschaft Hildegard, der den Kaufpreis bar aus den Tisch legen wollte. Abg. Dr. Deerberg (Dtn.) erklärte, die Aussagen des Zeugen von Siemens ständen mit denen Steidels und Walt- nngs in vielen Punkten imGegensatz. Er habe den Ein oruck, daß die Zeugen am Dienstag leich einen gesehen hatte. in ganz frivoler Weise E'Ue falsche Darstelleung gegeben hätten. Dann wurde der Drektor der Siemensschen Vermögens- Verwaltung, Mattern, vernommen. Waltking habe keinen guten Eindruck gemacht. Er habe auch g ' Preis genannt, obgleich er Biesdorf nie (Heiterkeit.) Berichterstatter Abg. Könnecke stellte auf Grund der Zeugenaussagen fest, daß die Stadt Berlin bei einem virekten Kauf von der Siemensschen Vermögensverwal tung das Gut Biesdorf um zwei Millionen Reichsmark billiger hätte erwerben können. Oberbürgermeister Böß bestritt, daß er von der ehemaligen «sitzerm des Gutes Neu-Kladow, das später von der Stadt usi wurde, irgendwelche Mittel für die Berliner Fest- Wtelwochen erhalten habe. Ein in den Akten befindlicher Hrw' des Stadtrates Busch, worin die Besitzerin des Gutes «u-KIadow gebeten wird, 100 000 Mark von dem Verkaufs- -n n - Gutes für den Festspielfonds des Oberbürgermeisters Bllen, war dem Zeuqen unbekannt. ^Erklärte, zum Schluß, daß der ehemalige Besitzer des Kwpert, sich für die städtische Jugendpflege und die Reims" ° interessiert" gezeigt habe und freiwillig 100 000 rur Verfügung stellte, von denen 75 000 Reichsmark bcstim ^"^dpflege und 25 000 Reichsmark für die Festspiele Die Weitervcrhandlung wurde darauf vertagt. Oer neue Ltlih-Prozeß. Starker Andrang von Publikum und Presst. Unter starkem Andrang des Publikums und in Anwesen- hetl von zahlreichen Pressevertretern des In- und Auslandes begann vor dem Kattowitzer Appellationsgertchtshos die Be- Mngsverhandlung in dem Prozeß gegen den Geschäfts- whrcr des Deutschen Polksbundes und früheren Abgeordneten °es Schlesischen Sejms, Ulitz. Im Zuhörerraum bemerkt Zahlreiche Führer des Deutschtums tn Ostoberschlesien Md das Mitglied des Englischen Unterhauses Oberst Malone Arbeiterpartei), der sich seit langem mu der europäischen ^underheiiensrage beschäftigt. Ulitz sitzt diesmal nicht auf °er Anklagebank, sondern neben seinem Verteidiger, Dr. Baj. Den Vorsitz der Verhandlung, zu der nur 13 Zeugen gegen über 16 in der ersten Instanz geladen wurden, führt Dr. Zechenler. Ein Beisitzer verlas dann die Anklageschrift, die letzten Sachverständigengutachten und das Urteil der ersten Instanz mit der umfangreichen Begründung. Nach der An- llageschrift soll Ulitz einem polnischen Militärpflichtigen die Entziehung von der Dienstpflicht ermöglicht haben. MldenhMk mtcW sein MmWWM Oer Kampf um die Steuern. Deutscher Reichstag. (157. Sitzung.) OL. Berlin, 9. April. In allen drei Lesungen nahm der Reichstag zu Anfang der Sitzung das Abkommen über internationale Ausstellungen an. Dann beginnt die Fortsetzung der ersten Beratung der Gesetzentwürfe über - die Vorbereitung der Finanzreform und Übergangsregelung des Finanzausgleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden. Abg. Dr. Hertz (Soz.): Zwischen der Deutschen Volks partei und der Sozialdemokratie besteht tn der Frage der Arbeitslosenversicherung ein kaum zu überbrückender Gegen satz. Wir werden und wollen Vorsorge für die Arbeitslosen treffen und dabei stets gegen den Abbau der Leistungen kämpfen. In bezug auf die jetzige Vorlage wären die Steuer erhöhungen annehmbar gewesen, wenn sie mit einem Notopfer des Besitzes verbunden gewesen wären. Diese Vorlage aber führt nicht zur Finanz- und nicht zur Wirtschaftsgesundung. Lediglich weil die Regierung nach rechts Anschluß sucht, verhandelt sie über das vorliegende Agrarprogramm. Nicht einmal das nächste Ziel, die Sanierung der Kassenlage, wird erreicht werden. Der Finanzminister Moldenhauer hat heute im Steuerausschuß gesagt, er vertrete nur dasselbe wie Hilfer ding. Das ist nicht richtig. Das Programm Hilferdings war ein anderes, es enthielt eine geringere Biersteuer, erhob keinen Benzinzoll, keine Mineralwassersteuer usw Das Molden- hauersche Programm dagegen will keine Senkung der Lohn steuer, keine Ermäßigung der Zuckersteuer, keine Erhöhung der Freigrenze bei der Einkommensteuer. Es sollen wichtige soziale Positionen im Etat für 1930 gestrichen werden. Wir sind nicht gegen Kapitalneubildung, wir sind aber gegen Ge schenke an reiche Leute, wie sie jetzt vorgenommen werden sollen. Eine Mehrheit in diesem Hause ohne die Sozial demokratie ist nur durch unsachgemäße Zugeständnisse an die Rechte möglich. Ihr Ziel werden Sie mit diesen Mitteln nicht erreichen, nämlich das Reich zn sanieren und die Wirt schaft wicderauszubauen. Bei Ihnen werden die wirtschaft lichen Erwägungen hinter die Erwägungen der sozialen Reaktion zurückgestellt Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer: Nach den Ausführungen des Abg. Hertz habe ich den starken Eindruck, daß seine ganzen Ausführungen nur böfe Prophezeiungen waren, um darzulegen, wie recht die Sozialdemokratie hat und wie falsch die Wege der neuen Reichsregierung und der hinter ihr stehenden Parteien sind (Abg. Dr. Hertz ruft dazwischen: Ich schlage vor, Ihre früheren Reden und meine Reden öffentlich anzuschlagen. Heiterkeit >m Hause.» Dr. Moldenhauer fährt fort: Ich habe dagegen nichts einzuwenden. Meine früheren Ausführungen über die Steuersenkungen basierten auf den Grundlagen, die ich von dem damaligen Finanzminister bekommen habe (Heiterkeit.» Nicht durch meine Schuld haben sich die Verhältnisse im Dezember zuungunsten des Reiches so geändert, daß die da maligen Voraussetzungen nun nicht mehr gegeben waren. Die Steuersenkungsvorschläge sind so vorsichtig ausgebaut, daß alle diejenigen, die mit ihm auf seinen Boden treten, in einigen Monaten darin übereinstimmen würden, daß er, der Minister, keine leeren Versprechungen gemacht habe. Der Abg. Hertz, fährt Moldenhauer fori, Hal bestritten, daß das jetzige Regierungsprogramm die Kassen- sanierung ernstlich anfasse. Er behauptete u a., daß in den 450 Millionen zur Schuldentilgung das Defizit der Jahre 1928 und 1929 enthalten sei und daß dies dem Charakter des Schuldentilgungsgesetzes vom 24. Dezember 1929 widerstreite. In diesem Gesetze aber wird der Regierung auferlegt, von der schwebenden Schuld im Jahre 1930 450 Millionen zu tilgen. Diese werden auch getilgt werden. Der Minister wirft einen Rückblick aus die letzten Monate und die Schuldentilgungs pläne zur Zeit des Finanzministers Hilferding. Damit stehe sein Programm in ursächlichem Zusammenhang. Dr. Hertz habe sein Programm als ein unsoziales bezeichnet. Die Negierung muß aber jetzt an allen Ecken und Enden sparen. Diese Aufgabe wird kein Finanzminister lösen können, ohne nicht dabei auch an den Etat des Reichsarbeitsministers heran zugehen. Wir denken, sagt Moldenhauer, nicht an eine un soziale Politik, wir müssen aber Ausgaben, wo sie entbehrlich sind, beseitigen. Man darf nicht sagen, der Etat des Reichs arbeitsministers ist unantastbar (Unruhe links und Zurufe: Aber der Wehretal ist unanlastbar!) Bet der Senkung der Ausgaben denken wir nicht an eine schematische Form, wir haben an vielen Stellen gestrichen. Auch darüber hinaus »nutz eine Ausgabenscnkung in Reich, Ländern und Gemeinden erfolgen. Die Vorarbeiten sind abgeschlossen. Dre Vorlagen werden nach, Ostern dem Reichstage -ugelettel werden. Der Jwecr oes Mnanzprogramms ist nicht, ein paar reichen Leuten Geschenke zu machen, sondern den schweren Druck, der auf der Wirtschaft laste!, durch eine zielbewußte Finanzreform zu mildern. Nur aus diesem Wege kann auch Brot für die breiten Massen geschaffen werden Abg. Freidel (Wirtschaslsparlei): Viele Arbeitslose haben die Versicherung als eine Ari Staatspensionskasse betrachtet. Die meisten Arbeitslosen wollen in Wirklichkeit keine Unter stützung, sondern Arbeit. Weiter tritt der Redner ein für eine produktive Arbeitslosensürsorge. Endlich mutz das Bau gewerbe und damit auch zugleich viele Nebenbelriebe ange kurbelt werden. Dann wird eine Entlastung der Reichsanstält für Arbeitslosenversicherung erzielt. Abg. Schröter-Merseburg (Komm.): In bezug aus den Abbau der Arbeitslosenversicherung sind die Sozialdemokraten mit den Bürgerlichen vollständig einig. Der Redner polemi siert stark gegen die Sozialdemokratie. Nunmehr werden die Vorlagen dem zuständigen Aus schuß überwiesen Es folgt Beraiuna des Berichts des Verkehrsausschufses über dic Schließung des NeichsbahnauSbesserungswcrkes Dortmund. Der Ausschuß schlägt vor, die Reichsregierung zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Schließung der Waggon- reparalurwerkstätte in Dortmund um drei Jähre verschoben wird. Abg. Seppel (Soz.): In Breslau und anderen schlesischen Orten sollen Werkstätten und der Lokomolivbau abgebaut werden Gerade aber in Schlesien ist die Arbeitslosigkeit groß, und es sollten die volkswirtschaftlichen Bedürfnisse berücksich tigt werden. Wir haben deshalb den Antrag gestellt, die Reichsbahn zu ersuchen, von dem Abbau der Werke in Schlesien Abstand zu nehmen. Abg Scheffel (Soz.) begründet Sen Antrag des Aus schusses gegen die Schließung der Werkstätten in Dortmund. Der Antrag wegen der schlesischen Werkstätten wird dem Ausschuß überwiesen, der Antrag in bezug aus die Dortmunder Werkstättc wird angenommen. Das Hans vertagte sieh aus Donnerstag zur zweiten Be ratung der Teckungsvorlageu. Verkehrshilfe für den Osten Dr. Quaatz an den Reichskanzler. Der Abgeordnete Dr. Quaatz hat an Reichskanzler Dr. Brüning einen Bries über die W i r t s ch a f t s n o l oes Ostens gerichtet, der bemerkenswerte Vorschläge auf dem Gebiete des Verkehrswesens enthält. Der Osten werde durch die Erhöhung der Eisenbahrttarife deswegen besonders betroffen, Werl er sowohl bei Bezug seines Bedarses (Kohle, Erz), als auch für seine Lieferungen in die großen Verbrauchs- gebiete (Berlin und Westen) sehr viel längere Wege zurück zulegen Hal. Nach dem neuen Tributplan habe die Reichsbahn, die zu 50 Prozent Reparationsträger ist, keiner lei Entlastung, sondern vielmehr eine Erhöhung ihrer Last um etwa zehn Millionen erfahren. Sic werde also in der Tat kaum in der Lage sein, aus eigenen Mitteln die volks wirtschaftlichen Ausgaben auf dem Gebiete des Eisenbahn wesens im Osten zu erfüllen Aus der anderen Seite seien die Einnahmen des Reiches aus dein Eisenbahnwesen in Gestalt der Veförderungssteuer bisher ständig gestiegen und würden im Falle der drohenden Eisenbahnlariscrhöhüng automatisch eine weitere Erhöhung er fahren. Es läge nun nahe, einen Teil dieser Einnahmen aus der Veförderungssteuer für dic Aufgaben der Osthilsc nntibar zu machen. Es sollte ein Ausgleichssonds auf gesetzlicher Grundlage geschaffen werden, der aus den Einnahmen des Reiches aus der Veförderungssteuer zu speisen wäre. Volkszahlen ist zu ieuer. Eigentlich hätte in diesem Jahre 1930 im Deutschen Reiche eine Volkszählung stattfinden müssen, weil alle fünf Jahre eine fällig wird und die letzte im Jahre 1925 stattgefunden hat. Die zuständigen Stellen haben sich aber die Sache überlegt und die Zählung diesmal ausfallen lassen, weil oas Volkszählen zu kostspielig ist, und weil wir momentan unser Geld für bessere Zwecke verwenden können, womit allerdings nicht gesagt sein soll, daß eine Volkszählung von geringem Werte sei. Das Gegenteil ist der Fall! Aber wie gesagt, die kritische Wirtschaftslage zwingt »ins, selbst wichtige Dinge einstweilen ungetan zu lassen. Nur wenige dürften wissen, wie teuer sich eine Volks zählung gestattet, wenn sie ordnungsmäßig durchgeführt werden soll. Tic letzte Zählung zum Beispiel, die von 1925. bat nicht weniger als fast ll! Millionen Mark ae- dv klsrtln ttsllv k8ssle) l3 Jawohl, diese Arbeit würde er leisten können! Das war anders, als den ganzen Tag stumpfsinnig hinter der Maschine stehen und tausendmal den gleichen Handgriff tun, die stickige Lust atmen und abends ... In diesem Gedankengange wurde er jäh unterbrochen. Er war aus dem Hochwalde herausgetreten und sah unmittelbar vor sich den Schlag, auf dem kreuz und quer die gefällten Stämme umherlagen, die meisten schon ent ästet und entrindet, manche schon zersägt; überall Brenn holz in Klaftern geschichtet. Von der Höhe her aber war eben noch oas Dröhnen eines fallenden Baumes erklungen — und dann ein Schrei. Wie gelähmt stand Jochen Bendemann da. Da war ein Mensch verunglückt! Niemand brauchte ihm das zu sagen, und er sah doch auch die schwarzen Ge stalten dort oben sich zusammendrängen. So schnell er konnte, stürmte er hin, ohne zu wissen, was er dort sollte und wollte — eben helfen, so gut er konnte. . beuchend kam er bei der Gruppe an, aus der sich nun einer aufrichtete, verstört, erregt. Er guckte den Neuen mit leeren Blicken an. „Den Dokter", murmelte er, „'s muß eener zum Dokter! Aber fix!" In diesem Augenblick sah Jochen Bendemann am Hange unten ein gesatteltes Pferd stehen. „Wo wohnt der Doktor?" fragte er. „Natürlich in 'n Schlosse, Mensch!" „Dann hole ich ihn!" Und schon rannte der junge Mensch den Hang hinab zum Pserde, saß mit einem Schwung im Sattel und jagte davon, ohne den Schrei zu hören, der ihm nachscholl „Was fällt dem Menschen ein!" schrie ein vornehm aussehender Herr mit aufgezwirbeltem, langem rotblonden Schnurrbart, der eine Art Jagdanzug mit hohen Reit stiefeln trug und eben aus der Kantine der Holz arbeiter trat. Der Wirt hinter ihm feixte. „Reiten kann das Luderchen!" sagte er. „Gucken Sie bloß, Herr Baron, wie der über den Bach setzt! Das is sicher e Kavalleriste! Prima, prima!" „Wer ist der Mann?" fragte dieser. Der Wirt zuckte die Schultern. „Ich hab' ihn noch nich gesehen, Herr Baron!" „Und warum... ?" Da kam der Platzmeister schon heran, immer noch verstört. „Herr Baron, den Kreher hat's — er liegt unter der Fichte!" „Und da schicken Sie den Mann auf meinem .Ajax' fort?" „Ich? Der is doch alleene nuffgehuppt..." „Na, den werde ich mir nachher kaufen! Jetzt wollen wir hin. Der Kreher, sagen Sie, Meile? Der junge Bursche?" „Ja, Herr Baron, und — nu hat die Alte keen'n mehr!" „Die arme Frau! Na, ich denke, es wird sich eine Be schäftigung auf dem Schlosse für sie finden lassen. Not soll sie nicht leiden. Haben Sie schon hingeschickt?" „Noch nich! Wir wissen ja nich, wie's mit 'n steht." „Freilich — aber..." Die beiden Männer hatten die Unglücksstelle erreicht. Die Arbeiter machten Platz, und nun sah Baron Diethard von Erbenstein unter dem meterstarken Stamme den armen Burschen liegen, totenblaß, mit geschlossenen Augen, kaum noch atmend. „Könnt ihr denn den Stamm nicht heben?" „Das schon, Herr Baron", erwiderte Meile, „aber ehe der Doktor da ist, wollten wir's nicht. Wir wissen doch nicht, auf welche Seite..." „Unsinn! Packt an, Männer!" Die waren sofort bereit. Sorasam lüfteten sie mit Hebebäumen die Last, und als es so weit war, zogen sie behutsam den Stöhnenden hervor. Sie rechneten es dem Baron hoch an, daß er den Kopf des armen Kerls auf den Schoß nahm, daß er mit seinem feinen Taschentuch über die blasse Stirn wischte. Und als er ries, es solle gleich einer sehen, ob der Wirt guten Kognak hätte, da wollten alle rennen. Der Vormann schickte einen fort, und bald war die Flasche zur Stelle. „Der Wirt sagte, so was Feines hätte der Kreher-Emil in seinem Leben noch nicht zu schlucken bekommen", meinte der Bote. Einzelne lachten halblaut, verstummten aber sogleich wieder und sahen zu, wie der Herr dem armen Arbeiter die Schläfen mit dem Kognak einrieb, wie er ihm etwas davon einflößte. Unterdessen aber war Jochen Bendemann auf dem feurigen Pferde dahingejagt. Das Schloß hatte er liegen sehen, den Weg hinauf fand er. Und schon sprengte er durch den Torbogen in den geräumigen Hof hinein. Zwei Diener standen am Portal eines Turmes, eine edle Schimmelstute haltend, und wandten sich dem Reiter in dem Augenblick zu, als die Dame, auf die sie warteten, ins Freie trat. Auch sie blickte überrascht auf den fremden Mann, aber sie kannte das Pferd — sie erbleichte. „Den Doktor, den Doktor!" rief Jochen Bendemann. „Wo finde ich ihn?" Dann schaute er in das blasse Gesicht der Dame, die ihn am Rock vorn gepackt hatte. „Mein Mann?" stieß sie hervor. Da verstand er und mutzte lächeln. „Ein Holzfäller", erwiderte er. „Gott sei..." Die Dame verstummte und errötete jetzt sogar. „Verzeihen Sie", murmelte sie. „Ich war in Sorge. Mein Mann ist draußen..." „Und das ist sein Pserd! Ich werde es natürlich hier lassen. Tas ist wohl der Doktor?" (Jortseknna solar»