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MdmfferÄMtt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeisenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpfg.» die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Stichs« Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungrgebühr 20 Reichspfenutge. V«r- geschriebene Erscheinung»- tage »ud Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Kk VL Ä Lk: Amt WllSorUff Nk. 6 berücksichtigt. Anzetg«- anuahmebis vorm.lOUHr. - — Für die Richtigst der durch Fernruf LbermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wen» derBetragdnrch Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, V-ÄUÄL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftZöi-n^d'-»"" AAA°"oderKür^n?d»B«^"G'.?°"'K«A°d"^^i°"BetricbsMrunombkftthlkk"n^^ s grpr ses. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. KlagHngezogeu werdenmußoderderAuftraggederinKonkursgerät. ÄnzeigeunehmenalleDermittluugsstellenentgeger Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gencyts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 93 — 89. Jahrgang Dienstag, den 22. April 1930 Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Bedrohliche Klippen. Schon bald nach Ostern wird es p o l i t i s ch w i e d er „losgehen". Denn kurz vor den Feiertagen hat sich noch allerhand ereignet oder vorbereitet, was nach schneller Erledigung drängt. Und was Stoff genug für mehr oder minder scharfe Auseinandersetzungen abgeben wird. Man braucht nur anzudeuten: Panzerkreuzerfrage, deutschnatio nale Vorstandssitzung, Streit um den Etat. Aber auch außenpolitische Konfliktsstosse sind zur Genüge vorhanden: Handelsvertrag mit Polen, das jetzt beim Völkerbund in Genf gegen die jüngsten deutschen Zollerhöhungen auf Agrarerzeugnisse protestiert hat, außerdem die nun schon fast ein halbes Jahr währenden, einer Entscheidung entgegenstrebenden Verhandlungen über das Saargebiet. Tas zeitlich nächstliegende Ereignis ist die zum Freitag nach Ostern cinberufene Vorstandssitzung der Deutschnationalen Volkspartei. Man will offenbar ein Weiterschwären der Krise — deren Vor handensein von keiner Seite bestritten wird — irgendwie verhindern. Für oder gegen den bisherigen Führer und den von ihm im Reichstag wie außerhalb verfochtenen und verfolgten politischen Kurs, Haltung der Partei bzw. der Reichstagsfraktion gegenüber der Regierung Brüning, Stellung zum Reichslandbund und noch einiges andere, mehr Persönliche dürfte Gegenstand von Auseinander setzungen sein, die für die Zukunft der Partei selbst, dar über hinaus aber auch für die Weiterentwicklung der innenpolitischen Lage in Deutschland von großer Be deutung sein werden. Die Mehrheit der deutschnationalen Reichstagsfraktion hat unter Führung des früheren Parteivorsitzenden Grasen Westarp bei den Abstimmungen 'w Reichstag dem jetzigen Parteivorsitzenden und seiner Politik die Gefolgschaft versagt —, irgendwie muß es also M Austragung dieser Differenz kommen, und zwar auch ?ann, werm nach außen hin dieser Riß sich wieder schließt. Glaubt man doch im Reichstag selbst nicht mehr daran, erst >M Frühling 1S32 des „natürlichen Todes" nach vier jähriger Lebenszeit sterben zu können. Droht doch in allernächster Nähe schon die Klippe der Panzer- lreuz erfrage, an der das Reichstagsschiff nur sehr ichwer vorbeikommen wird. Und noch eine andere Klippe liegt im Fahrwasser: der deutsch-polnische Handelsvertrag. Hier über trennen sich die Meinungen auch in der Mehrheit, Von der das Kabinett Brüning in den Sattel gehoben wurde. Daß Polen, wo übrigens die Volksvertretung sich gleichfalls noch nicht mit der Ratifizierung des Handels vertrages befaßt hat, jetzt unter Berufung auf das Ab kommen der Genfer Zollkonferenz und der darin be schlossenen Innehaltung bzw. Nichterhöhung der bis- herigen Zölle beruft, ist kaum als eine Bedrohung der Handelsvertragsabmachungen mit Deutschland aufzu- sassen; denn die neuen deutschen Zollerhöhungen berühren den Warenaustausch zwischen Deutschland und Polen nur wenig. Im übrigen geht Polen zollpolitisch in vieler Be ziehung sehr viel weiter als Deutschland und hat außer dem in der Zeit vor der Genfer Zollkonferenz und noch während dieser seine Zölle sogar bis zum Einfuhrverbot sür bestimmte Warengruppen gesteigert, Bestimmungen, die übrigens von Deutschland in dem Entwurf des Handelsvertrages mit Polen anerkannt worden sind. Gerade hierin liegt auch der Grund für den Widerstand, der in manchen deutschen Kreisen dem Vertrag entgegen gebracht wird. Ein derartiger Widerstand hat sich auch schon geltend gemacht gegen den Verlauf, den die Saarverhand- lungen zu nehmen scheinen. Trotz ihrer vielmonatigen Tauer ist man aber zu grundlegenden Beschlüssen noch vicht gekommen, denn — jeder Tag arbeitet für Deutsch land. Bekanntlich müssen wir den Franzosen die Kohlen gruben im Saargebiet wieder „abkaufen" und der Preis hierfür wird von einer gemischten Sachverständigen kommission festgesetzt werden. Aber der eigentliche Streit- Vunkt liegt darin, daß Frankreich das Saargebiet zoll- bolitisch in dem bisherigen Zustand bis 1935 belassen wissen will, also als einen Teil des französischen Zoll- gebiets begleitet von einer Reihe von Bevorzugungen, °>e die Ausfuhr saarländischer Waren nach Deutschland Aahit. und dann, nach 1935, soll Frankreich für Exporte , "G dem Saargebiet gleichfalls eine zollpolitische Vor- litti Handlung erhalten, ähnlich jener, die unsern west- n,ch^ Nachbarn bis zum 10. Januar 1925 eingeräumt d D' Eine Durchbrechung der deutschen Zollhoheit also, r Vorläufig von den Vertretern Deutschlands noch Achisch widersprochen wird, ebenso wie dem fran- AMmen Verlangen, gewisse Verträge lothringischer -tohlcnbergwerke über „Unter-Tag"-Ausbeutung saar^ andischer Kohlengruben auf viele Jahrzehnte hinaus in Geltung zu belassen. Frankreich verlangt also von Deutschland ein weites Entgegenkommen dafür, daß man in Paris grundsätzlich ist, einer Rückgabe des Saargebiets vor dem n-' 1935 zuzustimmen Die deutsche Vertretung ei dreien Verhandlungen wird sich aber den Preis sehr genau ansehen, der von Deutschland dafür gezahlt wer- A" ??^uf ist jedenfalls nicht zu hoffen, daß bei dresem Endstück der „Liquidierung des Krieges" Frank reich ferne Chancen nicht voll ausnützt, vielmehr auch ier nrmmt, was es nur immer kriegen kann. Schwere Anruhen in Leipzig Zwei PoliMmte ersLlWN Zu tumultuarischen Vorgängen, die sich anläßlich des kommunistischen Jugendtages ereigneten, teilt das Polizei präsidium folgendes mit: An den Aufmärschen zum kommunistischen Jugendtag beteiligten sich am ersten Ostertag rund 15 000 Personen, die zahlreiche Plakate, Transparente und Fahnen mit führten. In einigen Fällen beschlagnahmte die Polizei Plakate mit aufreizenden Inschriften. Während bei den Umzügen verhältnismäßig Ordnung herrschte, kam es bei der Kundgebung auf dem Augustusplatz, zu der sich auch eine große Anzahl unbeteiligter Zuschauer eingefunden hatte, zu einer schweren Ausschreitung. Auf dem Grimmaischen Steinweg versuchten Demonstran ten ein Auto, das vom Augustusplatz in den Grimmaischen Steinweg einbog, aufzuhalten und umzustürzen. Es gelang den eingreifenden Polizeibeamten, dem Auto die Durchfahrt zu ermöglichen, doch wurden sie von den nach drängenden Demonstranten angegriffen und mit Latten, Fahnenstangen usw. geschlagen. Die Polizeibeamten machten von der Schußwaffe und vom Gummiknüppel Gebrauch. Polizeihauptmaun Galle wurde durch Schläge und Stiche so schwer getroffen, daß er tot zu sammenbrach. Der Polizeioberwachtmeister Karte erlag einige Stunden später seinen schweren Hieb- und Stich verletzungen. Ein weiterer Beamter schwebt in Todes gefahr. Drei Beamte wurden zum Teil erheblich verletzt. In ihrer Notlage gaben die Beamten einige Schüsse ab. Einer der Demonstranten erhielt einen tödlichen Schuß. Außerdem wurden vier Demonstranten verletzt. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Beim Abmarsch kam es nicht zu besonderen Zwischenfällen. Der Ostermontag in Leipzig ist nach den bis in die Nachmiltagsstunden vorliegenden Meldungen im allge meinen bis auf gelegentliche Anrempeleien ruhig ver laufen. Am Augustusplatz wurden morgens ausfahrende Streifenwagen der Polizei von Demonstranten belästigt, die sich ihrer Feststellung durch die Flucht in die anliegen den Häuser zu entziehen suchten. Ein Beamter wurde in einem Hause angegriffen. In der Notwehr gab er einen Schuß ab, durch den ein Demonstrant so schwer verletzt wurde, daß er in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Eine Anzahl Personen wurde festgenommen. Die aus wärtigen Teilnehmer des kommunistischen Jugendtages haben zum großen Teil bereits in Kraftwagen und mir der Bahn die Rückfahrt angetreten. Handgemenge zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten bei Leipzig Leipzig, 22. April. Der Rücktransport der auswärtigen Teilnehmer am kommunistischen Reichsjugendtag hat sich bis in die späten Abendstunden des Montag hinein reibungslos voll zogen. Aus Göhren bei Leipzig wird gemeldet, daß dort Kom munisten ans einem Lastkraftwagen mit Nationalsozialisten, die ebenfalls auf einem Lastkraftwagen nach Berlin unterwegs waren, Zusammenstöße in Indien. Fünf Todesopfer. In Chittagong, einem wichtigen Hafen in Bengalen, kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen An hängern Gandhis und der Polizei, in deren Verlauf ein englisch-indischer Feldwebel und fünf Inder getötet wurden. Die Eisenbahnstation und die Waffen lager der Polizei wurden niedergebrannt. Truppen sind in größerer Zahl nach Chittagong entsandt worden. Der Gouverneur von Bengalen, der sich auf dem Wege nach Darjeling befand, ist telegraphisch von den Vorgängen unterrichtet worden, und sosort nach Kalkutta zurück gekehrt. Nach dem amtlichen Bericht wurden die Eisenbahn station und die Waffenlager der Polizei von etwa hundert Aufständischen angegriffen und niedergebrannt. Die Eifenbahnangestellten sollen sich einschließlich der Frauen und Kinder in Sicherheit befinden. Polizei und örtliche Hilfstruppen machen den Versuch, die Aufständischen zu umzingeln. Der Generalinspekteur der Polizei hat sich den Truppen angeschlossen. Der telegraphische Verkehr war längere Zeit unterbrochen, konnte aber wiederher gestellt werden. In der Nacht zum 18. April ist etwa 65 Kilometer von Chittagong entfernt ein Eisenbahnzug zur Entgleisung gebracht worden. Die Trümmer der Wagen blockieren die Strecke. Am Freitag wurden in Kalkutta 21 Personen verhaftet, darunter fünf Mitglieder des Provinzial-Kongreßausschusses und sechs Angehörige des Kongreßausschusses sür Südkalkutta. An dem Sturm auf die Wasfendepots in Chittagong haben nach den bisherigen Feststellungen etwa sechzig Per sonen teilgenommen, die sich zum größten Teil in die Berge geflüchtet haben dürften. Die betreffende Gegend wird von Polizeivalrouillen abgesucht. Nach Auffassung ins Handgemenge geraten sind. Auf beiden Seiten gab es Ver letzte. Den Nationalsozialisten mußte für die Weitersahrt poli zeiliche Bedeckung gewährt werden. MomMste« in Berlin festgenonMN Die Fahndung nach dem Leipziger Totschläger. Berlin, 21. April. Die 3000 Berliner Teilnehmer an dem kommunistischen Reichsjugendtag in Leipzig, der einen so tragischen Verlauf genommen hat, sind am Ostermontag in den ersten Nachmittagsstunden in ihren 36 Kraftwagen mit 23 An hängern und in einem Sonderzug wieder nach der Reichshaupt stadt abgefahren. Da sich unter den Berliner Demonstranten auch der Täter befinden soll — man nennt sogar schon seinen Namen — so waren alle erreichbaren Beamten der Berliner po litischen Polizei und zahlreiche Beamten der Schutzpolizei aufge boten worden, um die Lastkraftwagen an der Glienicker Brücke, die die Berliner Vorstadt Potsdam mit Neubabelsdorf verbin det, abzufangen. Bis 10 Uhr abends waren 18 Demonstranten, die sich nicht genügend ausweisen konnten, festgenommen und dem Berliner Polizeipräsidium zugeführt worden. Erne deutschnationale Landtagsanfrage Leipzig, 22. April. Der deutschnativnale Landtagsabge- ordnete für Leipzig im Sächsischen Landtage, General a. D. Ka den, hat eine kleine Anfrage eingebracht, die sich mit den für den Schutz der Einwohnerschaft und für die Sicherheit der Polizei beamten im Straßendienst anläßlich des kommunistischen Zugend tages in Leipzig unzulänglichen Anordnungen des Leipziger Po lizeipräsidenten Fleißner besaßt und in der um Auskunft gebeten wird, bis wann der Polizeipräsident Fleißner von seinem Posten in Leipzig abberufen wird. Zur Unterstützung dieses Schrittes hat der deutschnationale Stadtverordnete Börner einen Dringlichkeitsantrag an das Stadlverordnetenkollegium gerichtet mit der Forderung, den Rat zu ersuchen, beim Ministerium des Innnern unter Bezugnahme auf die Vorkommnisse am Ostersonntag auf eine Entfernung des Polizeipräsidenten Fleißner von seinem Amte hinzuwirken. Es ist damit zu rechnen, daß auch andere Parteien sich diesem Vor gehen der Deutschnationalen anschließen werden. Blutige KoMuMeMruuMt auch in Prag Prag, 21. April. Am Ostersonntag kam es in der Um gebung Zrags mehrfach zu Zusammenstößen zwischen Kommuni sten und Gendarmerie. In Radotin hatte sich trotz Verbotes eine größere Menge Kommunisten angesammelt, die die Gendarmerie bedrohte. Die Menge, in der viele Frauen und Kinder waren, griff die Gendarmerie mit Steinwürfen an, auch ein Schuß wurde abgegeben. Die GendarmerieabLeilung antwortete mit einer Sal ve, wodurch fünf Frauen verletzt wurden. Durch herbeigeholte Verstärkungen wurde die aufrührerische Menge von der Poli zei zerstreut. der leitenden Behörden in Simla handelt es sich bei den Tumulten in Chittagong um das Unternehmen der benga lischen Torroristenorganisation. Wie aus Bombay ge meldet wird, hat die Polizei an allen Stellen, wo in Ver letzung des Monopols Salz hergestellt wurde, eingegriffen und die dabei gebrauchten Geräte vernichtet. * Bisher neun MmOr i» CWWU London, 21. April. Weitere Einzelheiten über die Kra walle in Chittagong bestätigen, daß der Aufstand genau vorbe reitet war. Die Aufständischen waren in Uniformen verkleidet, chloroformierten Beamte und brannten darauf das Gebäude nie der. Hierauf wurden alle telegraphischen Verhindungen unterbro chen und die Drähte an drei verschiedenen Stellen durchschnitten. Vom Telegraphenamt begaben sich die Aufrührer nach dem Eijenbahnwachdepot, wo ein als Offizier verkleideter Ausstän discher auf die Wache losging. Die Posten salutierten und bevor sie ihren Irrtum erkannten, wurden sie von den Indern nieder geschossen. Die Ausständischen erschossen hierauf den wachthaben den Sergeanten des Depots und begaben sich von dort nach dem Zolizeiwachtdepot, das in ähnlicher Weise überfallen und ausge plündert wurde. Wie nunmehr seststeht, haben bei dem Ueberfall insgesamt 9 Männer, darunter zwei Europäer, ihr Leben ver loren Die Wendung der Vorgänge in Indien wird in England mit großer Sorge verfolgt. In Lahore hat die Polizei des Pundchab-Gebietes ein ganzes Bombenlager entdeckt. Mehrere verdächtige Personen wurden verhaftet. Ghandi äußerte sich auf Befragen über die Vorgänge in Chittagong, daß sie als eine sehr ernste Angelegenheit zu be trachten seien, wenn sie nicht wie die Unruhen in Kalkutta und Carachee einen Einzelakt darstellten. Wenn die Lage aber auch durchaus ernst sei, so werde ihn das von der Fortsetzung seines