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Sechs Monale Gefängnis für Pandit Nehru. GroßeErregung in Bombay, Der verhaftete Präsident des Indischen National- wngresses, Pandit Nehru, ist wegen Verletzung der Salzgesetze zu sechs Monaten Gefängnis verur teilt worden. Die Nachricht von seiner Verurteilung hat in Bombay große Erregung hervorgerufen. Innerhalb weniger Mi nuten war das gesamte Geschäftsleben stillgclegt. Vor dem Gefängnis, in das Pandit Nehru eingeliefert wurde, sam melte sich eine große Menschenmenge an, die die National flagge mit sich führte und Nehru laute Kundgebungen dar brachte. Der Bombayer Ausschuß des Nationalkongrcsses hat beschlossen, wegen der Verhaftung Pandit Nehrus einen Trauertag zu veranstalten In Lucknow sind sechzehn Personen wegen Verletzung des Salzmonopols verhaftet worden, unter ihnen der oberste Vollzugsbeamte des Nationalkongresses, der Prä sident des lokalen Kongreßausfchusses und verschiedene andere Kongretzbeamte. In Karachi war der letzte Tag der Unabhängigkeitswoche durch große Kundgebungen und zahlreiche Ausschreitungen gekennzeichnet. DerhsAM von Gandhis privatsekretär. Bombay. Der Privatsekretär Gandhis ist verhaftet worden. politischer Verfolgungswahn in Rußland. Vor neuen Massentodesurteilen. In Moskau wurden mehrere leitende Angestellte der russischen Genossenschaft „E e n t r o s o j u s" mit dem Direktor an der Spitze verhaftet. Die Verhafteten werden der wirtschaftlichen Gegenrevolution beschuldigt. Insgesamt wurden neun Direktoren verhaftet, die durch das Oberste Gericht der Sowjetunion abgeurteilt werden. Der „Centrosojus" ist die größte russische Genossen schaft, die schon vor dem Kriege bestand und ihre Vertre tungen im Auslände besaß. In Charkow begann ein Riesenprozetz gegen 127 Sowjetbeamte der russischen Holzindustrie, die der „wirt schaftlichen Konterrevolution" gegen die Sowjet regierung angeklagt sind. Nach amtlichen russischen Mel dungen schweben zurzeit in der Ukraine drei große poli tische Prozesse, bei denen insgesamt 300 Personen an geklagt sind. Man erwartet in diesen Prozessen etwa 50 bis 60 Todesurteile. .Der Tod darf das Leben nicht ersticken.' Neuer Stadtbauplan für Rom. In Rom wurude aus dem Kapitol in feierlicher Weise ein Ausschuß eingesetzt, der unter dem Vorsitz des Gouverneurs den Stadibauplau Roms neu bearbeiten soll. In erster Linie wird der Ausschuß große neue Verkehrsadern durch die Alt- stadl emwersen, um den Bedürfnissen des steigenden Verkehrs zu entsprechen, dabei aber die antiken Denkmäler schonen müssen. Der Gouverneur von Rom stellte hierzu den Richt satz auf: Der Tod darf das Leben nicht ersticken. Mussolini, oer der Einsetzung des Ausschusses beiwohnte, erklärte die Ausgabe sür schwierig, weil es sich darum handele, mindestens vier gleichzeitig in Rom bestehende Städte in Ein klang zu bringen, die alle ihren besonderen Charakter hätten. Eben deshalb könne Rom nie eine so moderne Stadt werden, wie etwa Chikago. Er bestand aber daraus, daß die künst lerischen Erfordernisse mit denen des Verkehrs in Einklang gebracht würden. Die sWaue Teriia. Das Geheimmikrophon für die Lehrerkonferenz. Auch im Gymnasium zu Habelschwerdt in Schlesien ging es vor den Osterferien um die Versetzungen. Es herrschte natürlich vielfach Ungewißheit über den Ausgang der Sache, und alles sah mit Spannung der fälligen Lehrer konferenz entgegen. Ja, aber wie erfährt man möglichst schnell, was in so einer Lehrerkonferenz beschlossen wird? Die Tertianer, schlau wie immer, wußten sofort Rat. Wo zu haben wir denn das Mikrophon? Und so schlichen sich denn ein paar besonders mutige und raffinierte Tertianer MGeWe Mm I M Wilsdruff md Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Milch- und Butterhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. 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An dieser Stelle sollte während der Konferenz cin Horchposten stehen und für die Tertia fixieren, was du Herren Lehrer beschlössen. Alles war ausgezeichnet erdacht und gemacht uni Batterie, Akkumulator und Verstärker, und die Sache wä« vortrefflich gegangen, wenn nicht am Konfcrenztage gaM plötzlich die Dampfheizung versagt hätte, so daß man sm genötigt sah, den alten Kachelofen zu Heizen. Und da eui deckte man denn die ganze Anlage. Alles war aus und du Tertianer sehen nunmehr ihrer Bestrafung entgegen Hoffentlich macht man es gnädig mit ihnen, denn iln Streich war mindestens originell, und ihre elektrotech nischen Kenntnisse haben sich als w erwiesen. polMWe RuncklsAsu Deutsches Heick Der preußische Landwirtschaftsminister Steiger in Rom. Der preußische Landwirtschaftsminister Dr. Steiger, der in Begleitung des Ministerialdirektors im preußischen Landwirtschaftsministerium Dr. Arnoldi die Meliorm lionsarbeiten in den Provinzen Verona, Bologna und Ravenna besichtigt hat, stattete dem Internationalen Land wirtschaftsinstitui einen Besuch ab. In seiner Antwort auf die Willkommensworte erkannte Dr. Steiger die nutz bringende Tätigkeit des Instituts au. Erklärung der Landespartcileitung der Bayerischen Volks partci. Die Landespartcileitung der Bayerischen Volkspartci befaßte sich mit den schwebenden Fragen der Reichspolitik. In der Aussprache, an der sich u. a. auch Ministerpräsident Dr. Held und Finanzminister Dr. Schmelzle beteiligten, fand die Haltung der Reichstagsfraktion einmütige Billi gung und restlose Anerkennung. Die Landesparteileitung dankte der NeichötagsfrakLion für ihre zielbewußte kluge und den Erfordernissen der Reichs- und bayerischen Landespolitik durchaus entsprechende Haltung. Danzig im deutsch-polnischen Vertrag. Die Mitteilung, daß die Freie Stadt Danzig dem deutsch-polnischen Handelsverträge bereits beigetreten sei, trifft nicht zu. Nach den bestehenden Verträgen zwischen Danzig und Polen ist die polnische Regierung verpflichtet, wenn sie Verträge mit fremden Staaten abschlietzt, Danzig die Möglichkeit zu verschaffen, gleichfalls Vertragspartei zu werden. Die vorgesehenen Beratungen haben noch nicht stattgefunden. Aus Zn- und Ausland Rostock. Die Haftbeschwerde des Oberleutnants Eckerma»" wurde verworfen mit der Maßgabe, daß der Verhaftete gegen eine Sicherheitsleistung von 20 000 Mark auf freien Fuß gesetzt wird. Paris. In einer Kneipe auf dem Boulevard Macdonald kam es zu Streitigkeiten zwischen fünf italienischen Kommu nisten und vier italienischen Faschisten. Die Kommunisten bv jVlsrtin »alle lLssie) 113 Ein Waldarbeiter! Wie die Männer ringsum staunten und die Augen auf rissen! Die Dame selbst errötete tief, sprach jedoch kein Wort. Aber die andere, die Schwester, die Bendemann prüfend anschaute, sagte halblaut auf englisch: „Sie sind nicht, was Sie scheinen. Leugnen Sie nicht!" Er verstand sie gut, aber verschmähte es, auf englisch zu antworten. „Seit vier Wochen bin ich Waldarbeiter", sagte er, „und ich hoffe, kein schlechter." Da traf ihn noch einmal ihr Blick; dann wandte sie sich schweigend ab. Jochen Bendemann aber verneigte sich leicht vor dem Baron und der Baronin und kehrte auf feinen Platz zurück. „Nun macht euch vergnügt, Leute!" rief Erbenstein. „Mutter Kreher aber, ihr kommt mit euren Kindern zu uns!" Er sah, wie Mile sich zaghaft nach Jochen umschaute, trat neben sie und raunte ihr zu: „Laßt ihn nur bei seinen Gefährten! Es ist besser so, als wenn wir ihn vielleicht in Verlegenheit bringen!" Da fügte sie sich und half ihrem Onkel ins Haus hinein zugehen, in dem auch die Großmutter verschwand. Die Arbeiter jedoch betraten den Saal, in dem lange Tafeln ge deckt standen, und als die Speisen aufgetragen wurden, vergaßen sie die wundersamen Vorfälle auf dem Schloßhof und gaben sich ganz den Genüssen hin, die der Augenblick ihnen bescherte. Jochen Bendemann saß mitten unter ihnen und atz und irank wie sie; doch er wußte, daß der Platzmeister und der Förster ihn immer wieder heimlich beobachteten, und er schall sich töricht, daß er sich eine solche Blöße gegeben hatte. Da hörte er über den Tisch den Förster sagen: „Na, Herr Bendemann, nun könnten Sie einen Trink spruch auf Vie Herrschaft ausbringen!" „Ich will Ihnen nicht vorgreifen, Herr Förster", er widerte er kühl, und in der Tat haspelte der Förster nach einer Weile die Worte herunter, die er immer bei einer solchen Gelegenheit sprach und die in einem Hoch endeten. Man atz und trank. Dann wurden die Tafeln weg geräumt. Die Frauen und Mädchen kamen, Musikanten stellten sich ein — der Tanz begann. Zu seinem Erstaunen sah Jochen Bendemann auch die rothaarige Wirtin mit eintreten, und als er — ganz un willkürlich — nach dem Förster hinüberblickte, kam dieser schon der hübschen Frau entgegen. Diese aber zögerte, ließ ebenfalls ihre Augen umher schweifen und errötete jäh, als sie den entdeckte, den sie gesucht halte: Jochen. Sie wollte sich einen Weg zu ihm durch das Gewühl bahnen; aber schon war der Förster neben ihr und satzte sie am Arm. „Wo willst du denn hin, Liese?" raunte er ihr zu. „Hast du mich nicht kommen sehen?" „Ach was!" erwiderte sie unwirsch. „Laß los! Wenn es die Leute sehen!" Sofort gab er sie frei, schaute sie aber seltsam forschend an, mißtrauisch und eifersüchtig. „Wen suchst du denn?" fragte er leise. Da kam sie zu sich, lachte ihn an und entgegnete: „Das möchtest du gern wissen, nicht wahr? — Meinen Mann!" Jetzt lachte auch der Förster, dem bekannt war, daß der ! dicke Fleischer schon seit vielen Jahren nicht mehr tanzte und sicher nicht mitgekommen war. „Komm!" raunte er ihr zu. „Wir wollen tanzen!" Die Frau fügte sich; aber er sah sehr gut, daß sic noch einmal umherschaute, und gewahrte auch, daß ihre Augen plötzlich aufleuchteten. Als er selbst in die Richtung blickte, sah er den neuen Waldarbeiter durch die Tür hinausgehen, und da wußte er genug. Von dieser Minute an stand bei ihm fest, daß dieser Bendemann nicht lange mehr dableiben würde — wenigstens nahm er sich das vor. Jochen Bendemann aber kümmerte sich weder um den Förster, noch um die junge Wirtssrau. Er hatte auch keine Lust zum Tanzen; er wollte allein sein mit sich selbst, unv da keine Menschenseele sich im Freien befand, so schlug er den Weg ein, der vom Schloßhof aus in den Park hinunter- führte, sich längs des Berghanges hinziehend, da die Schloßgebäude die Kuppe des Felsens ganz einnahmen. Im Schloßhof brannten zwei Bogenlampen, die ihn fast taghell erleuchteten, und es war dem jungen Manne, als hätte er flüchtig einen Menschen an oer einen Seite hinschleichen sehen. Doch er achtete nicht daraus und schritt langsam dahin, bis er im tiefen Dunkel untertauchte, das unter den uralten Bäumen lagerte. Noch einmal blieb er stehen und lauschte. Wieder war ihm gewesen, als schliche jemand hinter ihm her; aber als sich nichts rührte, ging er weiter, und da seine Augen sich bereits an die Finsternis gewöhnt hatten, entdeckte er eine Bank, auf der er sich niederließ. Nun stemmte er die Ellbogen auf die Knie und den Kopf in die Hände und saß vornübergebeugt da, seinen Gedanken nachhängend. Sie waren nicht erfreulich, trotz des Erfolges, den er an diesem Tage gehabt hatte. Oder vielmehr gerade deswegen! Er hatte sich zum zweiten Male verraten. Das wußte er jetzt genau. Der Baron und die Damen hatten erkannt, daß er viel zu gebildet war, als daß er ein gewöhnlicher Arbeiter hätte sein können. Es gab da jetzt unter diesen viele, die etwas Tüchtiges gelernt hatten. Die Volkshoch' schulen sorgten dafür. Solche Leute aber gingen eben nicht aufs Land und gleich gar nicht zur Waldarbcit über; diese blieben möglichst in der Großstadt, um noch Neues bin' zulernen. (Fortsetzung jotgu.