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Wilsdruffer Tageblatt 2 «att. - Nr. 68 - Freitag -e« 21. Mar, LSSO Am Morgen Verschwunden ist die finstre Nacht, Die Lerche schlägt, der Tag erwacht, Die Sonne kommt mit Prangen Am Himmel aufgegangen. Sie scheint in Königs Prunkgemach, Sie scheinet in des Bettlers Dach, lind was in der Nacht verborgen war, Das macht sie kund und offenbar. Lob sei dem Herm und Dank gebracht, . Der über diesem Haus gewacht, Und mit den heiligen Scharen Uns gnädig wollt bewahren! Wohl mancher schloß die Augen schwer Und öffnet sie dem Licht nicht mehr; Drum freue sich, wer neu belebt Den frischen Blick zur Sonn erhebt. Schiller (ans Shakespeares Macbeth). Oer Hel- von Deuisch-Ostafnka. Zu Lettow-Vorbecks 60. Geburtstag. Nur kurz ist die deutsche Kolonialgeschichte gewesen; "ur etwa 40 Jahre umfaßt sie, — aber sie war ruhmreich. Ad solange man in Deutschland gedenkt der verlorenen Gebiete in Afrika, in Australien und Asien, solange Männer wie Wißmann und Peters, Lüderitz und die an deren großen Pioniere deutscher Kolonisierungsarbeit nicht dergessen werden, wird auch der Name Lettow-Vor decks die Erinnerung an deutsche Ruhmestaten erhalten Nun konnte er sein 60. Lebensjahr vollenden, der Held don Deutsch-Ostafrika, als der er immer weiterleben wird 2chon der Dreißigjährige hatte die Enge des preußischen Tarnisondienstes verlassen, hatte die Chinaexpeditton mit- gemacht, war in Deutsch-Südwestafrika beim Hereroauf- ftand schwer verwundet worden und stand beim Ausdruck General von Lettow-Vorbeck. des Weltkrieges als Kommandeur der Schutz- truppe in Deutsch-Ostafrika. Fern der Heimat, allein angewiesen auf ein paar tausend Deutsche und Neger, angewiesen vor allem auf sich selbst. Wie er gegen eine furchtbare Übermacht der Eng länder, Belgier und deren schwarze Gefolgsscharen, gegen die Tücken der Tropen, Hunger und Mangel an allem zum Leben und Kriegführen Notwendigsten gerungen hat ohne jegliche Zufuhr all dessen, was dem Gegner in reichstem Maße zur Verfügung stand, wie er ost siegend, oft auch von der Übermacht fast erdrückt, aus der Kolonie hinaus gedrängt und wieder hineinbrechend in dieses Gebiet, schließlich, unbesiegt erst vierzehn Tage nach dem 11. No vember 1S18. nach vierjährigem Ringen die Waffen niederlegte — all das ist ein Heldenlied des Ruhmes, gehört der Geschichte an. Wird ihr immer angehören. Und wird bestehen bleiben als das Werk eines ganzen Mannes. Nach seiner Rückkehr aus dem verlorenen Deutsch ostafrika gehörte der inzwischen zum General Beförderte noch eine Zeitlang der Reichswehr an, ging aber 1920 in den Ruhestand. Später hat er dann aber ein Feld der Betätigung im politischen Leben erwählt und zog, als Nachfolger des Großadmirals von Tirpitz, 1928 in den Reichstagals Mitglied der deutschnationalen Fraktion ein, wo er als Redner bei Militär-, aber auch bei all- gemein-politischen Fragen mehrfach hervorgetreten ist. Zügen- un- Buch. Zum Tag des Buches (22. März). Zum zweitenmal wird in Deutschland am 22. März, dem Todestage Goethes, der Tag des Buches begangen Ms im vorigen Jahre, nach dem Beispiel anderer Völker, die den Werbetag für das gute Buch schon seit langem kannten, der Tag des Buches bet uns eingeführt wurde, sand er nichi gleich überall Zustimmung und Verständnis. »Wozu soll das gur sein?" fragten sich viele, die von vornherein einen ab lehnenden Standpunkt einnahmen. »Ein gutes Buch Hai an jedem Tage des Jahres seine Bedeutung und es braucht nichi besonderer Gedenktage zu seiner Empfehlung." So aber war das wahrlich nichi gemeint gewesen mit dem Tag des Buches, nicht so, als ob gesagt werden sollte: »Heute sollt ihr euch aus Bücheransehen, auf Bücherkaufen, auf Bücherlesen etnstellen. denn heute Hai das Buch seinen Feiertag!" Nein, der Tag des Buches sollte und soll nur ein Memento sein, einc Mahnung, daß wir in unserer ach! so materiellen Zelt wenig stens einmal im Jahre eigentlich ein klein wenig auch an unseren geistigen Besitz denken könnten, daß wir uns wenigstens einmal im Jahre unserer Vergangenheit als „Volk der Dichter und der Denker" — wie uns die anderen Völker früher ein mal genannt haben — erinnern könnten. Mit nahezu 30 000 jährlich neu erscheinenden Büchern ist Deutschland das bücherreichste Land der Welt, aber es ist bei weitem nicht mehr das lesesreudigste und bücherkauflustigste. An dieser Tatsache können auch die Rekord auflagen einiger Neuerscheinungen aus dem Büchermarkt nichts ändern. Bücherschreiber, Bücherverleger und Buchdrucker haben in gleicher Weise unter der großen „Büchernoi" zu leiden. „Werbung für das Buch!" ist darum das Schlagwort, das jetzt in Deutschland alle um die Erhaltung unserer geistigen Besitztümer besorgten Kreise bewegt. Man möchte dem Buche neue Freunde gewinnen, gründet Buchgemeinschasten, der anstaltet Buchausstellungen, hat in Leipzig, der großen Bücher stadl, die Büchermesse wieder eingeführt und hat den Tag des Buches geschaffen, um das Buch, wohlverstanden: immer nur das gute Buch, wieder wie einst in lebendige Jdeenverbindung mit weiten Schichten des Volkes zu bringen; denn es genügt nicht, daß einige wenige sich um das Buch kümmern — nein, das ganze Deutschland soll es sein! In allen großen und in vielen Neineren Städten des Reiches haben sich Ortsausschüsse gebildet, die für den dies jährigen Buchtag, aus dem hier und da mehrere Buchtage werden dürften, eine Zusammenarbeit zwischen Behörden, Bil dungsvereinen, Gewerkschaften und Buchhändlern gewähr leisten. Da der Tag des Buches in diesem Jahre unter dem Leitgedanken „Jugend und Buch" steh:, sind in beson derem Maße die Lehrer und die Volksbildner an seinem Ge lingen interessiert. Aber natürlich auch die Jugend selbst und natürlich auch die Eltern! Kann es Edleres und Besseres geben als die Erziehung der Jugend, Erziehung an Hand guter Bücher? Man sollte mehr noch als bisher darauf bedacht sein, die Jugend immer wieder von neuem und in umfassendster Weise auf die Werke unserer Dichter und Denker zu verweisen, auf die Werke, die im Buch ihren Ausdruck finden. Alles soll diesmal am Tag des Buches in den Dienst des Buches gestellt werden, denn wo immer unsere Jugend, unsere Zukunft in Frage kommt, kennen wir keine Parteien mehr, und es dürften sich auch solche, die sonst vielleicht für das Buch und den Buch tag nicht viel übrig haben, in den Dienst der Sache stellen. Wurde im vorigen Jahre die Hauptwerbung in Berlin ver anstaltet, so hat man sie in diesem Jahre nach Leipzig verlegt und sich vor allem auch der Mitwirkung des Rundfunks ver sichert. Die Leipziger Kundgebung soll über alle deutschen Sender gehen, so daß tatsächlich das ganze Deutschland an dem Tage des Buches beteiligt sein wird Man hat ferner be schlossen, nach dem Vorgang der Vereinigten Staaten, Eng lands, der Niederlande und anderer Länder künftighin auck in Deutschland die fünfzig bestgedruckien Bücher des Jahres zn bestimmen und sie am Tage des Buches der Öffentlichkeit bc kannizugeben. Man Hai also alles getan, um den Tag des Buches zu einem wirklichen Feiertag des Geistes, zu einem Feiertag vor allem für unsere Jugend zu machen, unu es ist jetzt an uns, ihn feiertäglich zu begehen und, wenn es schon nicht länger dauern kann in dieser Zen der materiellen Nöle, das Buch wenigstens 21 Stunden lang m den Mitte! punkt unseres Interesses zu stellen Die letzte Fahri -es Diktators. Große Teilnahme der Bevölkerung. Die feierliche Beisetzung Primo de Riveras gestaltete sich zu einer großen Kundgebung der Bevölkerung, die in unübersehbaren Massen dem toten Führer das letzte Geleit gaben. An der Trauerparade beteiligte sich die gesamte Madrider Garnison. Als Vertreter des Königs sah man den Jnfanten Fernando rm Leichen zuge, außerdem das gesamte jetzige Ministerium, die Minister der Diktatur und das Diplomatische Korps. Den Trauerzug unrkreiste ein Fliegergeschwader. Als der Sarg in die Gruft gesenkt wurde, wurde eine Artiller-csalve abgegeben. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Kinanzreform als Notveror-nung? Die letzte Frist für parlamentarische Regelung. - Nachdem der Reichstag die SteuervorlagM bei Reichsregierung dem Steuerausschuß zur weiteren Be ratung überwiesen und sich wegen des Parteitages dei Volkspartei bis zum Montag nächster Woche vertagt hat wird der Steuerausschuß erst am nächsten Dienstag du Beratung der ihm überwiesenen Gesetze beginnen. In folgedessen wird die Verabschiedung der Steuervorlagen die nach den ursprünglichen Absichten der Regierung auck bis spätestens Dienstag erfolgen sollte, noch um einige Tage verzögert. Selbst wenn der Steuerausschuß seim Arbeiten durch die tägliche Abhaltung mehrerer Sitzungen erheblich beschleunigt, so ist im Reichstag frühestens Ende nächster Woche die Verabschiedung der neuen Steuer gesetze zu erwarten. Voraussetzung hierfür ist natürlich, daß die Re gierungsparteien sich bis dahin über die Steuergesetze einigen. Sollte das nicht der Fall sein, so müßten, wie der Reichspräsident dies in der Unterredung mit dem Führer des Zentrums, Dr. Brüning, bereits «»gekündigt hat, die Steuergesetze mit Hilfe des Artikels 48 der Neichsverfassung in Kraft gesetzt werden, da die neuen Steuern unbedingt am 1. April fließen sollen. Die Vorfälle in -er Reichswehr. Eine amtliche Richtigstellung. Gerüchtweise verlautet, daß nicht der Reichswehr- Minister, sondern der Reichsinnenministcr als erster von Liebe, -ie zu spät gekommen Original-Roman von Gert Rothberg. (-14 Copyright by .Brückenberg-Derlag", Zwickau i. Sa. „Gewiß, wenn mir gezahlt wird, was ich verlange." „Der Preis spielt keine Rolle. Doch eine Bedingung wäre mit dem Kauf verbunden. Sie geben mir schriftlich, daß keine weiteren Bilder mit diesem Modell existieren. Ferner be anspruche ich etwaige Skizzen." Der Maler biß die Zähne zusammen. Doch ihm blieb keine Wahl. Der furchtbare Ausdruck in den Augen Kerkows fing an, ihn zu peinigen. Er sagte: „Ihre Frau Gemahlin oder früher Ihr Fräu lein Braut hat mein Atelier nicht betreten. Was Fräulein Lori Romberg früher tat, dafür bin ich niemand Rechenschaft schuldig." Es war, als ob hinter dem Rücken des Malers jemand ausspucke. Aber Hornacher hatte sich nur erhrwen und war zu seinem Freund getreten. Kerkow sage höhnisch: „Keine Angst, Herr Ausfenüerg, ich hatte durchaus nicht die Absicht. Wollen Sie also die Güte haben und mir den Preis nennen?" „Es ist Betrug! Es ist nicht Lori Kerkow! Und für die Vilder will Kerkow jeden Preis zahlen," klang es im Innern Auffenbergs Doch er nannte eine hohe Summe. Kerkow überbot sie sofort. „Sechzigtausend, Herr Auffenberg!" Dem Maler zitterten die Knie. Die ganze Schwere des unerhörten Betruges kam ihm noch einmal zum Bewußtsein. Doch er setzte sich und gab dem Direktor Kerkow schriftlich, daß keine Bilder dieser Art mehr existierten und niemals mehr von ihm hergestellt würden. Auch die Skizzen händigte er ihm aus. Als Kerkow und Hornacher die Wohnung längst verlassen hatten, stand Auffenberg noch immer auf derselben Stelle, und ihm war, als riefen ihm tausende von Stffnmen zu: . »Eme erbärmliche Roll«, Auffenberg, eine ganz erbärm liche Rave hast du dir da selbst auf den Leid geschrieben!" „Komm doch erst noch einmal mit zu mir, Kerkow, du ! kannst doch in dieser Verfassung nicht nach Hause gehen," ! bat der Arzt. „Laß, es geht schon. Habe keine Angst, die Sache wird j sich sogar recht ruhig abwickeln Ich besuche dich in den ! nächsten Tagen." Hornacher sah ein, daß es ganz zwecklos sein würde, den ! Freund zurückhalten zu wollen, und ließ ihn allein. Aber s er sah dem Wagen nach, und ein seltsam wehes Gefühl war ihm im Herzen. 6. „Lori, warum läufst du nur immer wieder in den Garten? Hans ist doch längst zurück?" Elsbeth Kerkow fragte es ganz erstaunt. Lori wurde blaß „Hans ist zurück? Wo — wo ist er denn?" „Er begrüßte mich ganz knapp und ging dann gleich in sein Arbeitszimmer. Vielleicht hat er einen geschäftlichen Aerger?" Lori huschte an ihr vorüber. „Ich gehe zu Hans" „Tu es, mein Herz. Du bist ja doch die einzige, die chn in seinem Nachdenken stören darf." Lori war schon an der Treppe und huschte hinauf. Elsbeth dachte: „Lieber toller Kindskopf, daß du meinen Bruder so glücklich gemacht hast!" »Herein! „Lori erschrak. Es hatte gar nicht freundlich geklungen. Und warum kam er ihr denn nicht entgegen, wie er es sonst stets tat? Er mußte doch auch heute wissen, wer ganz allein sich in sein Allerheiligstes wagte Vorsichtig öffnete sie die Tür Ihr G^e faß am Schreib tisch, drehte sich nicht um nach ihr. Lori ging zaghaft zu ihm. Dann aber rief sie jauchzend: „Ich furchte mich doch gar nicht vor dir, du! Du hast mich ja viel zu lieb, um mir böse sein zu können." Sie schlang die Arme um ihn. Aber rasch stand er auf, schob sie brüsk von sich. »Laß das!" Mit hängenden Armen und angstgeweiteten Augen stand sie vor ihm Er lehnte sich an den Schreibtisch, musterte sie kalt. Ueber Loris Lippen rang es sich mühsam: „Was — habe ich — dir — getan?" „Nicht viel, Lori! Du hast mich nur um Glück und Ver trauen betrogen " „Hans!" Es war wie ein weher Schrei Er hatte kein Gehör für diesen Ton, sondern war in Ge danken an das Erlebte wie rasend. „Zwischen uns ist alles aus, Lori Es hätte keinen Zweck, dich darüber im Unklaren zu lassen Ich habe alles überlegt Die nächsten Wochen werden dir Gelegenheit geben, die Scheidung gegen mich einzureichen Um deines Vaters Willen mußt du in der Scheidung rein dastehen. Lori." Die junge Frau stürzte auf ihn zu. „Was sprichst du von Scheidung?" rief sie außer sich. „Du wirst dich mit unserer Scheidung abfinden müssen, Lori. Es tut mir leid, dir sagen zu müssen, daß du dich geirrt hast, als du mich für einen Mann hieltest, den die Vergangenheit seiner Frau nicht kümmert." Sie rüttelte ihn in tiefster Verzweiflung. „Hans, komm doch zu dir!" Er sah sie starr an. Dann sagte er: „Du hast recht, und Worte sind ja auch überflüssig. Weder dein Vater noch die Welt werden je die Wahrheit erfahren, das verspreche ich dir. Doch zwischen uns ist jedes Band zer rissen, Lori, und nun geh, bitte." Wie irr sah sie ihn an. „Du weist mir die Tür? Was — nein, ich träume doch nur, Hans! Ist denn niemand da, der mich aus diesem ent setzlichen Traume erweckt? Hans, sprich doch, sieh mich nicht so an, Hans, lieber Hans!" Da packte er plötzlich die zarte Frau, schüttelte sie hi» und her in seiner Wut und Liebe. „Gehen sollst du, Lori. Du bist mir nichts niehr wert," sagte er heiser. Mit einem ächzenden Laut sank Lori in sich zusammen. Er fing sie aus, legte sie auf bi« Chaiselongue und stöhn. > wiH auf, at« er sie betracht. (Fortsetzung solck !