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Wilsdruffer Tageblatt : 31.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193003317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300331
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-31
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 31.03.1930
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Deutschland bestehe, den Plan zu zerreißen. Antworte das Schiedsgericht mit Ja, so erlange jede Nation ihre Hand lungsfreiheit wieder. Diese Handlungsfreiheit lege man im internationalen Recht durch das Wort „Zwangsmaßnahmen" aus. Auf den Zwischenruf eines Abgeordneten „Ohne den Krieg?" antwortete Tardieu: „Ohne den Krieg! Sie haben recht, denn die französische Regierung wünscht ihn auch nicht." Er habe deshalb an das Wort „Handlungsfrei heit" die Worte geknüpft: „Deutschland erklärt, die Zwangs maßnahmen, die im gegebenen Falle eintreten können, als gesetzmäßig anzuerkennen." Man habe befürchtet, daß die Feststellung der böswilligen Zahlungseinstellung das Ein greifen des Völkerbundes nicht erlaube. Man wende sich jedoch in diesem Falle an das Haager Schiedsgericht in Überein stimmung mit dem Völkerbundpakt, und in Übereinstimmung mit diesem Pakt habe der Völkerbund sogar die Pflicht, einzugreifen. Der Völkerbund habe außerdem die Pflicht, die Durchführung des Haager Urteils zu sichern. — Herriot warf ein, daß die Bezeichnung „Handlungsfreiheit" eine schlechte Formulierung sei, denn sie setze eine isolierte Handlung Frankreichs voraus, da nirgends eine gemeinsame Handlung im Text vorgesehen sei. Wenn man behaupte, daß die Anwendung des Völker bundpaktes genüge, so sei dies wohl richtig. Die Anwendung des Völkerbundpaktes gehe aber aus den getroffenen Ab kommen im Haag nicht hervor. Deshalb müsse Frankreich feierlich erklären, daß, wenn es seine Handlungsfreiheit wieder gewinne, es sich dieser Handlungsfreiheit dahingehend be diene, daß es die Anwendung des Artikels 13 des Völker- . bundpaktes fordere. Tardieu erklärte hieraus, daß das Wort „Handlungsfreiheit" nur im Verfolg des Eingreifens des Haager Schiedsgerichtes angewandt werden könne, und zwar, gemäß Artikel 13, im allgemeinen Nahmen des Völkerbundes. Rach Artikel 13 des Völkcrbundpaktes gelten Streitfragen über das Bestehen jeder Tatsache, welche die Verletzung einer internationalen Verpflichtung bedeuten würde, oder über Um fang und Art der Wiedergutmachung im Falle einer solchen Verletzung allgemein als solche, die einer schiedsrichterlichen Lösung zugänglich sind. Als Schiedsgericht wird das Gericht tätig, das von den Parteien bestimmt wird oder das in frühe ren Übereinkommen von ihnen vereinbart ist. Der Schluß- absatz des Artikels lautet: „Die Bundesmitgliedcr verpflichten sich, den erlassenen Schiedsspruch nach Treu und Glauben auszusühren und gegen kein Bundcsmitglied, das sich dem Schiedsspruch fügt, zum Kriege zu schreiten. Im Falle der Nichtausführung des Spruches schlägt der Rat die Schritte vor, die ihm Wirkung verschaffen sollen." Oie Ganktionsmatznahmen. In der Polemik gegen eine radikal-sozialistische An frage erklärte in der weiteren Debatte Tardieu plötzlich, daß, wenn eine auf Antrag Frankreichs vom Völkerbund eingeleitete Aktion sich als unwirksam erweisen sollte, die Handlungsfreiheit, die sich die französische Regierung im Haag ausbedungen habe, gewissermaßen als „zusätzliche Sicherheitsmaßnahme" in Frage komwen könne. Diese Bemerkung wurde von Herriot sofort zurück gewiesen. Durch die Redner der Linken, vor allem auch von Leon Blum, in die Enge getrieben, nahm Tardieu schließlich seine seltsame Äußerung wieder zurück und gab eine Erklärung ab, die von der Linken mit demonstra tivem Beifall ausgenommen wurde. In dieser Erklärung heißt es: Der Artikel 430 des Friedensvertrages ist un anwendbar, da er die Existenz der Reparationskom mission zur Voraussetzung hat. Die Rcparations- kommission aber ist abgeschafft und kann weder ins Leben zurüügerusen werden, noch denkt jemand daran, dies zu tun. Durch diese Erklärung Tardieus ist somit festgelegt, daß Frankreich unter keinen Umständen irgendeine Sank tionsmaßnahme gegen Deutschland ergreifen kann, die sich außerhalb des Völkerbundpaktes und des Kellogg-Paktes bewegt. Jas MrsStMe ÄMM London, 3V. März. Garvin unterzieht im Observer im Rahmen einer ausführlichen Würdigung des Verlaufes der Flot- tenlonferenz die Haltung der Franzosen einer vernichtenden Kri tik. Deutschland sei entwaffnet und die militärische Vorherrschaft Frankreich errichtet. Großbritannien habe Frankreich die Vor herrschaft in der Lust überlassen, Deutschland habe auf Eljaß- Lothringen verzichtet, Großbritannien habe die Lacarnobürgschaf- ten gegeben, aber all das sei Frankreich nicht genug gewesen. Frankreich habe daneben Militärbündnisse mit Polen und der Kleinen Entente abgeschlossen, die einen Wasfenring um Deutsch land bildeten. Auch das genüge den französischen Sicherheitsbe dürfnissen noch nicht . Großbritannien habe schließlich noch ein für die Franzosen außerordentlich günstiges Schuldenabkommen abgeschlossen, mit dem Ergebnis; daß die Franzosen nun sehr große Mittel für die Durchführung ihrer Rüstungen besäßen. Das Ergebnis der Poli tik ständiger Zugeständnisse an Frankreich bestehe darin, daß nun die französische Abordnung weitere Bürgschaft im Atlantik und im Mittelmeer verlange. Die britische Antwort aus diese For derung könne nur in der Feststellung bestehen: niemals! Großbritannien dürfe keinen Mann und keinen Schilling mehr in einem kontinentalen Krieg aufs Spiel setzen, selbst wenn ein solcher Krieg zurzeit in noch so weiter Ferne zu liegen scheine. Nach zehnjährigen Erfahrungen sei Großbritannien mit dieser Politik endgültig fertig. Garvin verlangt weiter, daß aus der Vollsitzung am kommenden Freitag diese Dinge so klar wie mög lich ausgesprochen werden müßten. Es könne nicht länger Ver schleierung der bestehenden Tatsachen geben. Je einwandfreier und verständlicher die tatsächliche Lage dargestellt werde, um jo besser. Großbritannien könne unter keinen Umständen dulden, daß das von den Franzosen in der internationalen Politik ungebahnte System Erfolg habe. Segen die Verunglimpfung Hindenburgs. Ei« Aufruf des Kyffhäuserbundes. Der Vorstand des Deutschen Reichskriegerbundes „Kyffhäuser" erläßt folgende Kundgebung: Der Reichs präsident, Herr Generalfeldmarschall von Hindenburg, ist in den letzten Wochen, in denen die politische Erregung auf das höchste stieg, das Ziel verletzender und maßloser persönlicher Angriffe gewesen. Wer nicht von Parteihaß verblendet ist, kann im Interesse des deutschen Ansehens in der Welt solche Schmähungen nur auf das tiefste be dauern. Der Kyffhäuserbund hat nicht die Entschlüsse des Reichspräsidenten in den politischen Wirren der letzten Zeit zu verteidigen, wohl aber ist er entschlossen, sich vor seinen hochverehrten Ehrenpräsidenten und Feld marschall zu stellen, wenn man es wagt, ihn persönlich bermüerzureißen und seine hohen Verdienste für das Vaterland zu bestreiten. Wo Parteihaß, krankhaft ver zerrter Ehrgeiz und Selbstüberhebung die Feder führen, Näheres berichtet werden kann, „durckgegebcn" und allen sitzern eines Rundsunkhcilapparates zugute kommen soll. M leute bezeichnen dieses neue Heileisversahren, über welches der nächsten Sitzung ver Berliner Medizinischen Gesellst berichtet werden soll, als epochemachend. Es sei noch m geteilt, daß sich der Börscnwitz bereits der Sache bemacht'!' hat: er nennt den Ingenieur Curth einen Heileisheiligen. Schulschluß — aber keine Ferien. Die ungewöhnlich ik^ Lage des diesjährigen Osterfestes — es fällt mit dem 20. und - April auf einen der spätesten Termine, die nach dem heute D gen Kalender überhaupt möglich sind — hat auch ein für lf Schulleben seltenes Ereignis mit sich gebracht. Am 31. M endet das alte Schuljahr, und ohne Ferien geht es gleich am f April in das neue Schuljahr hinein. Ansere Schuljugend muß diesmal damit abfinden, daß der Versetzung als Willkomms Lohn nicht gleich die ersehnten und wohlverdienten Ferien folge" sondern daß es noch fast zwei Wochen in der neuen Klaffe arbe" ten heißt, ehe die Freiheit der Ferien winkt. Den Schulanf""' gern wird die Last der Schule nicht allzu schlimm erscheine" wenn es nach einigen Tagen Schule schon wieder Ferien gibt. Tatsache, daß der Beginn des neuen Schuljahres stets auf de' 1. April fällt, besteht schon seit der Neuordnung der sächsij^ Schulverhältnisse im -fahre 1919. Sie hat sich nur in dies"" Fahre so augenfällig wegen der besonders späten Lage el" Ostern ausgewirkt. In den verflossenen Jahren war es bisd"' immer möglich, die Ferien so zu legen, daß sie — ohne den Zei« raum von 14 Tagen zu überschreiten — den 1. April als d"" Beginn des neuen Schuljahres und die Ostertage in sich ei"' schloffen. Das ist in diesem Jahre nicht durchführbar so daß e" wohl einen Schulschluß, aber keine unmittelbar anschließende" Ferien gibt. In den wohlverdienten Ruhestand treten mit dem morgig"" Tage zwei treuverdiente Beamte des hiesigen Postamtes, d" Oberpoftschasfncr Moritz Ziegert und Heinrich Günthel Herr Ziegert ist am 8. Januar 1890 beim Postamt in Freiberg >" Dienst getreten und am 1- April 1899 nach Wilsdruff gekomm"" und Herr Günther trat am 1. November 1891 hier in Dienst, dann in Zehren und Dresden, um am 1. August 1905 wieder iM Wilsdruff zurückzukehren. Während des Krieges übernahm"" beide Beamte den Dienst der zum Heeresdienst einberufenen milt leren Beamten. Herr Ziegert blieb in diesem Dienstzweige be schästigt. Beide sind als pfüchtgetreue Beamte geschätzt und bd der Einwohnerschaft allgemein beliebt. Ihr Eintritt in den Rude stand gibt Veranlassung, ihnen einen freundlichen, sonnigen Le bensabend zu wünschen. Treue Mieter. Am 1. April sind 25 Jahre verflossen, dck die Familie Leuschner in dem Hause des Schneidermeister, Hampelam Markt wohnt. Länger denn 30 Jahre wohnt Ä' stizamtmann Schubert und seine Familie in demselben Haust Das ist ein schönes Zeichen guten Einvernehmens. — Am gleich"" Tage vollendet sich ein halbes Jahrhundert, daß die Famü'" Täubert in dem jetzt Tapezierermeister Lohse schen Haul" wohnt Am 1- April 1880 zog der alte Vater Täubert bei d"" damaligen Schuhmachermeister Karl Herzogzur Miete, da"" übernahm der Sohn Wohnung und Geschäft und im Vorjahre de" Enkel. Da wohnen also nun drei Generationen 50 Jahre lang der Wohnung. Auch das gehört zur größten Seltenheit und sb Mieter und Vermieter das beste Zeugnis aus. Vorarbeiten für die Katzensteuer. Von Bezirkswegen wird für den 1. April eine Katzensteuer eingeführt. Um einen genaue" Ueberblick über den Katzenbestand zu gewinnen, erfolgt morg"" durch auswärtige Beamte eine genaue Zählung der Katzen. D" Steuersatz richtet sich nach dem Geschlecht. Die Miezen sind a"°> in diesem Falle wieder die teueren, für sie sind 6 Mark zu b"' zahlen. Für einen Kater kommt man mit 3 Mark weg. Da di" Katzen keine Halsbänder tragen können, erhalten sie kleine Obi' marken und zwar die Kater rote, die Miezen blaue. Die Mark"" werden von den Beamten selbst angebracht, und es empfiehlt sich die Tiere schon heute einzusperren, damit sie morgen für die V"' amten gleich zur Hand sind. Das ist auch im Interesse der Ti""" noch besonders deshalb empfehlenswert, als die Verordnung w">' ter bestimmt, daß Katzen, die die Ohrmarken nicht tragen, von de" Jägern ohne weiteres abgeschossen werden dürfen. Der Haus- und Grundbesitzerverein hielt am vergangene" Sonnabend seine Monatsversammlung in der „Tonhalle" ab. Df" Vorsitzende, Sladtrat Zienert, entbot den Anwesenden ei" Willkommen und gab sein Bewundern über den schwachen Besu^ Ausdruck. Die vorliegende Tagesordnung hatte nur drei Punsi" aufzuweisen. Eine Aussprache mit dem Vertreter von der Hast' Pflichtversicherung sollte in dieser Versammlung stattfinden, mM aber infolge seines Nichterscheinens abgesetzt weben. Man w" versuchen, den Herrn für die nächste Versammlung zu interessi". ren. Weiter nahmen die Versammlungsbesucher Kenntnis, d"k die Zwangswirtschaft auf 1'/« Jahr verlängert worden ist. M- einem vorgelesencn Artikel ersah man, daß sich auch das Handw"" für die Aufhebung der Zwangswirtschaft einsetzt. In den nächst"" Tagen will man Werbeblätter und Kalender an Nichtmitgliebo des Haus- und Grundbesitzewereins verteilen. Zur Erlang"^ von verbilligten Eintrittskarten für die Hygiene-Ausstellung Dresden will der Vorsitzende im Verbandsbüro vorstellig werde" , Auf eine Anfrage eines Mitgliedes, der Mietfestsetzung in SörR witzer Gemeindehäusern betraf, wurde von Stadtrat Zicnert Mitglied des Bezirksausschusses zufriedenstellend erörtert. E'" Vorschlag von Seiten des Vorstehers, um den gesamten Gru"^ und Hausbesitz zu erfassen, wieder Freiwochen einzuführen, Nichtmitglieder ohne Entrichtung von Eintrittsgeld dem Vers'" beitreten können, läßt man nach Für- und Gegenrede vorläM auf sich beruhen. Ueber die Aufnahme auswärtiger Mitglied" spricht man sich dahin aus, daß satzungsgemäß der Verein nur d"^ Wilsdruffer Haus- und Grundbesitz umfaßt und deshalb c'l" Aufnahme auswärtiger Haus- und Grundbesitzer zur Zeit R« in Frage kommen kann. Der Vorsitzende schlägt aber vor, die M gelegenheit in der Hauptversammlung zu behandeln und evtl. ° die Satzungen zu ändern und den Verein „Haus- und Grundb» sitzerverein Wilsdruff und Umgeg." zu nennen. Nachdem oo» Herr Hildebrand dazu Stellung genommen hatte, wurde v" schon wieveryolt die Rede war — es entsteht bekanntlich durch, daß in kochendes Wasser bestimmte chemische SubstE" geschüttet werden —, hat sich infolge der chemischen Bestb teile als zu Heilzwecken so sehr geeignet erwiesen, daß es dm ein besonderes Verfahren, über welches einstweilen noch mW da kann ein gerechtes Urteil über eine geschichtliche Per sönlichkeit nicht entstehen. Der Feldmarschall steht schon durch seine menschlichen Eigenschaften hoch über denen, die ihn jetzt schmähen. Seine ehrfurchtgebietende Persön lichkeit sollte jedem wahrhaften Deutschen zu wertvoll sein, um den 82jährigen wegen politischer Meinungsverschieden heiten in so unwürdiger Weise anzngreisen. Der Vor stand des Deutschen Reichskriegerbundes „Kyffhäuser", gez. von Horn, General der Artillerie a. D. und Präsident. Das neue polnische Kabinett. Verstärkung der Diktatur. Der polnische Staatspräsident hat, nachdem auch Jan Pilsudski, der Bruder des Marschalls, den Auftrag zur Regierungsbildung zurückgegeben hatte, Oberst Sla we! zum Ministerpräsidenten ernannt. Oberst Slawe! hat bereits sein neues Kabinett gebildet. Von den bis herigen Ministern verbleiben fast alle im Kabinett, so Marschall Pilsudsli, Zalesti, Matuszewski usw. Nur Pro fessor Bartels und Justizminister Dutkiewicz scheiden aus. An die Stelle des letzteren tritt der ehemalige Justiz- Minister Car. Bei der neuen Regierung hat man es mit einem ausgesprochenen Kurswechsel im Sinne einer Ver stärkung der Diktatur zu tun. Oberst Slawck ist 51 Jahre alt. Er trat politisch zuerst als terroristischer Revolutionär im Kampfe gegen den Zarismus hervor. Während des Weltkrieges war er als Unterführer und engster Vertrauensmann Pil- südskis Leiter der Pc Urschen Nachrichtenabteilung des Legionärkommandos. Sie untragbare Grenzziehung im Osten. Kundgebung des Deutschen Ostmarkenvereins. Der Deutsche Ostmarkenverein erläßt eine Kund gebung, in der es u. a. heißt: Seit zehn Jahren führt Polen unter gröbster Mißachtung des klaren Rechts einen erbitterten Kampf gegen das Deutschtum. Nur, wer Polen nicht kennt, kann glauben, daß das anders werden wird, wenn das Abkommen ihnen nunmehr so bequeme Handhaben bietet, diese Politik fortzusetzen. Unsere Ver pflichtungen stehen nach dem Abkommen fest, die Ver pflichtungen Polens sind in den wichtigsten Punkten völlig unsicher und lediglich von seinem guten Willen abhängig, an den wir nach seinem bisherigen Verhalten nicht glauben. Wir bedauern aufs tiefste, daß das Abkommen Gesetz geworden ist. Eine Liquidierung der Kriegsfolgen ist so lange unmöglich, als die für Deutschland untragbare GrenzzichungimOsten besteht. Unseren deutschen Brüdern im Osten rufen wir zu: „Wir halten auch ferner fest zu euch, der Kampf um die Ostmark geht weiter!" Hur unserer fieimat — - - Wilsdruff, am 31. März 1930. Merkblatt für den 1. April. Sonnenaufgang 5""!j Mondausgang 6-? Sonnenuntergang 18^ !i Monduntergang 21^° 1815: Fürst Otto von Bismarck geb. April. Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung — das sind die besonderen Kennzeichen des Aprils, der unter den Monaten des Jahres bestimmt der am meisten genannte ist. Womit bringt mau ihn nicht in Verbindung! über die Aprilscherze, über die Sitte des Aprilschickens, über die Fopperei der April- uarren könnte man ganze Bände vollschreiben und sind ja auch dicke Bücher geschrieben worden. Trotzdem weiß man noch bis zum heutigen Tag nicht mit Sicherheit, von Wannen uns die Aprilscherze und die Aprilsaliren gekommen sino und was sic in Wirklichkeit bedeuten sollen. Denn natürlich sucht man als grübelnder Deutscher in allem nach der tieferen Bedeutung, nach den Untergründen, obwohl der Brauch, am 1. April die ganze Welt zu necken, ursprünglich vielleicht eine ganz harm lose Sache gewesen ist. Bis in die biblische Geschichte hinein suchte man den Ursprung des Apnifoppens zu verfolgen, und selbst die mittelalterlichen Passionsspiele, die um die Osterzeit fällig wurden, wurden zur Deutung herangezogen. Aber selbst so hochgelahrte Leute, wie cs die Brüder Grimm waren, wußten hier nicht Rechtes zu sggen. Neben den Aprilscherzen haben wir als Spezialitäten des Aprils noch die Aprillaunen und das Aprilwettcr. Wenn irgend einmal ein Wetter sich ungewöhnlich rasch und ungewöhnlich auffallend verändert, es mag im März oder im Juni oder im Oktober sein, ordnen Wir es einfach als „Aprilwetter" ein. Und weil der April ein so launischer, wetterwendischer Geselle ist, sprechen wir von Aprillaunen, wenn Menschen ihre Ansichten plötzlich und un erwartet ändern und bald dies, bald das wollen oder eigent lich überhaupt nicht wissen, was sie wollen. Man ersteht hier aus, daß der April in einem nickt besonders guten Ruse steht. Und dabei ist er im Grunde genau so harmlos wie alle andern Monate, und bei den alten Römern, bei denen er des Jahres zweiter Monat war, eröffnete er sogar den Frühling. Und von dieser Eröffnung hatte er auck seinen Namen, denn das Wort „April" ist abzuleiten von dem lateinischen Zeitwort „aporirs", was „eröffnen" heißt. In späterer Zeit, als es schon ein Christentum gab, nannte man den April in manchen Ländern „Ostermonat", was auch im Sinne Karls des Großen war. Offenbar wegen seiner Launen aber bekam der April vielfach auch den Namen „Wandelmonat", und die Holländer führen ihn als „Grasmonat". Und schließlich sei noch erwähnt, daß er einst eine Art Schalljahrfcbruar war, denn er hatte ur sprünglich nur 29 Tage, während cr jetzt bekanntlich deren 30 hat. Was uns aber mit dem April, wie immer er auch sein mag, unter allen Umständen aussöhnen müßte, ist die Tatsache, daß in ihn meist — so auch in diesem Jahre — das Osterfest fällt, das Auferstehen in der Natur. Er ist also, wie so vieles in dieser Welt, besser als fern Rus: * Aernheilmig auf dem Kurzwellensender. Fernsehen, Fernsprechen, Fernhören — das alles ist uns längst bekannt. Nun soll als Allerneuestes noch das Fern heilen hinzukommen. Jeder, der zu Hause einen Rundsunk- apparat mit Lautsprecher hat, wird in kurzem schon die Mög lichkeit haben, sich dazu auch noch einen Heilapparat an- oder einbauen und sich auf Welle 31,38 — einstweilen kommt nur diese Welle in Frage — durch einen Starkstrom und durch Radioduschen medizinisch behandeln zu lassen. Von der eminenten Bedeutung des neuen Verfahrens kann man sich kaum einen Begriff machen: während z. B. in Gallspach immerhin nur 150 bis 200 Personen aus einmal behandelt werden können, können aus dem Kurzwellensender Hunderttausende aus einmal behandelt werden. Und nun noch etwas ganz Besonderes: das von dem Berliner Ingenieur Curth erfundene .gekochte Eis", von dem
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