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Wilsdruffer Tageblatt : 13.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193003134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300313
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300313
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-13
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 13.03.1930
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segnen. Das könne doch nur bedeuten, daß die Regierung den Entwurs des neuen Nepublikschutzgesetzes zurück- uehen wolle (Heiterkeit rechts.) Während hier über den Aoung-Plan geredet wurde, spielte sich hinter verschlossenen Türen das Sechstagerennen oder Dreiwochenrennen um die Finanzresorm ob . Wir Deutschnationalen erstreben mit Frankreich ein Ver hältnis des Vertrauens und der Verständigung Ein solches Verhältnis kann aber nicht bestehen, solange Deutschland aus schließlich der Ambos, Frankreich ausschließlich der Hammer ist. Wir begrüßen mit großer Freude die Befreiung des Nhein- laudeä aber wir verseilen niebi die immer wiederholte Erklä rung der treuen rheinischen Bevölkerung, das; die Befreiung nicht erkauft werden soll durch neue Ketten und neue Lasten Wir vergessen auch nicht, daß die Befreiung des Saargebiets mit seiner treudeutschen Bevölkerung noch nicht erreicht ist Wir denken auch an unsere deutschen Landsleute in Eupen- Malmedy, die durch die Farce einer Volksabstimmung zu Belgien geschlagen worden sind Noch tragischer, ja geradezu erschütternd wirkt ein Blick aus Sie Karte der Ostgrenzc. Ganz unerhörte Opfer werden im Aoung-Plan von uns verlangt. Der Reichskanzler hat den Ausdruck seiner Enttäuschung nickst unterdrückt. Wir hätten eS lieber gesehen, wenn er solche Worte in Paris oder Warschau gesprochen hätte. Das Verhalten unserer Vcrtragsgegner er innert uns an den Wucherparagraphen des deut schen Strafgesetzbuchs. Danach treibt Wucher, wer sich einen einseitigen Vorteil durch die Ausbeutung der Unerfahrenheit, des Leichtsinns oder der Notlage eines anderen verschasst. Wir möchten der Regierung raten, lebenswichtige Verträge nicht in Zeitläuften abzuschlietzen, in denen ihr das Messer an der Kehle sitzt. Wenn der Aoung-Plan vom Reichstag angenommen wird, so beantragen wir die Aussetzung seiner Verkündung. Wir wollen dem Reichspräsidenten in aller Ehrerbietung Gelegen heit geben, nochmals zu prüfen, ob er unter dieses Dokument seinen weltgeschichtlichen Rainen setzen will. Abg. Dr. Brüning (Ztr.): Entscheidend für unsere Hal tung zum Aoung-Plan sind wirtschastliche Überlegungen. Diese Überlegungen nötigen zu der Anerkennung, daß mit dem Neuen Plan ein Fortschritt gegenüber dem bestehenden Ver hältnis erreicht wird. Der Aoung-Plan ist kein Vertrag zwi schen gleichen Gegnern, er ist und bleibt ein Diktat und nur diesem Diktat fügen wir uns. (Beifall.) — Abg. Brüning ver liest nun zwei Anträge der Regierungsparteien. Der erste Antrag billigt die Erklärungen des Reichskanzlers und wiederholt die einzelnen Feststellungen des Kanzlers Über Sie Verpflichtungen der beteiligten Regierungen beim Aoung- Plan, die Streitfragen der Auslegung und Anwendung des Reuen Plans der Schiedsgerichtsbarkeit zu unterstellen. Zum Schluß wird beantragt, über alle anderen Anträge Zur Tages ordnung überzugchen Der zweite Antrag hat tue Form einer Entschließung und weist darauf hin, daß der Neue Plan über rein wirtschaftliche Erwägungen hinaus von den politischen Machtverhältnisscn beeinflußt worden ist. Der Plan enthält selbst die notwendigen Sicherungen zu seiner Durchführung. Darüber hinaus werde Deutschland nickst darauf verzichten, mu allen friedlichen Mitteln der Außenpolitik der durch den Ver sailler Vertrag geschaffenen Lage entgegenzuwirken. Die Reichsregierung wird aufgefordert, die deutsche Außenpolitik in diesem Sinne zu führen. Abg. Brüning fährt dann in seine? Rede fort und betont, man Hattern der Reichskanzlerrede eme schärfere Formulie rung gewünscht dafür, daß die Finanzsanierung in einem Zeit punkt erfolgen soll, der nur durch wellige Tage von der Ver abschiedung des Aoung-Plans getrennt ist. Falls dies nicht Ser Fall sein sollte, werde das Zentrum gezwungen sein, die politischen Konsequenzen zu ziehen. Drese Konsequenzen würden gezogen werden bei Verzögerung der Finanzvehand- iung sowohl als bei Schaffung von neuen Schwierigkeiten. Vor allen Dingen soll der Zustand überwunden werden einer übertriebenen Agitation von rechts, der Zustand des betonten Wirtschaftsvessimismus, der die Arbeitslosigkeit unnötig steigert und ungeheuer viele Existenzen des Mittelstandes, Handwerks und Gewerbes vernichtet. (Große Unruhe rechts.) Es handelt sich nicht mehr um einen Kampf im Parlament, sondern es gehl um das Bestehen des Parlaments selbst. Unser Kamps ging von Anfang an um die Erhaltung und Vertiefung des demokratischen Systems. Wenn die Uneinigkeit der Par teien über Lappalien auch weiterhin die Entschlußkraft des Parlaments lähmt, dann werden die Zweifel an diesem System sich immer weiter im Volke verbreiten. Wir erwarten, daß mtt der Entscheidung für den Aoung-Plan die innere Zerfleischung aushört, damit vertrauensvoll für die Zukunft unseres Volkes gearbeitet werden kann. Die Oppositionsparteien haben nun ebenfalls wie die Kom munisten beantragt, die Verkündung der Voung-Gesehe auszusehen. Die Kommunisten haben ferner einen Mißtrauensantrag gegen scn Reichskanzler eingebracht. Abg. Florin (Komm.) erklärt, das internationale Prole tariat werde den Aoung-Plan zerreißen. Am 1. Mat würden die Kommunisten trotz aller Drohungen einen Großkampftag durchführen. Abg Dr. Bredt (Wirtschaftspartei) verliest eine Erklärung, tn der gesagt wird, die Wirtschaftspartei stehe grundsätzlich auf dem Boden der Verständigungspolitik, aber sie kann nach gewissenhaster Prüfung der wirtschaftlichen Wirkung dem Aoung-Plan nicht zustimmen. Abg. Dr. Zapf (D- Vp ): Der Redner spricht Genugtuung aus, saß nicht nur hinsichtlich der Kassensanierung, sondern der absoluten Notwendigkeit einer prinzipiellen Steuer- und Winschastsresorm das Zentrum sich endlich an die Seite der Vollsparlei gestellt habe. Abg. Stampfer (Soz ): Wir wissen genau, daß der Houng- Plan uns schwere Lasten auferlegt, aber wir wissen auch, daß er Erleichterungen bringt gegenüber dem Dawes-Plan, dem seinerzeit der deutschnationale Abgeordnete Wallras mit seinen Freunden zugestimmt hat. Für den deutsch-polnischen Liqut- oanonsvertrag tritt die Sozialdemokratie ein, weil sie nicht 12 vllll Deutsche in Polen preisacben will. Abg Meyer-Berlin (Demi: Die Demokraten werden ge schlossen sür die Asung-Gesetze stimmen. Sie hofsen aber auch, vaß nach Verabschiedung des Poung-Planes eine breite Mehr heit unter Zurückdrängung politischer Sondertnieressen sür vte Finanzsanierung ennreten wird Avg von Lindeiner Wildau (Chrlstlichnattonal) spricht gegen den Noung-Plan. Das dentsche Volk w-rd sich einst auf sich selbst besinnen und nicht nur die äußeren Ketten, sondern auch sie Ketten zerreißen, vte es sich selbst an Vie Hand ge- schmiedei Hai. Abg Strasser (Nai.-Soz.) gibt eine Erklärung ab, tn der z heißt, daß wieder einmal tn einer geschtchiltchen Enlschet- oungsstunde Vas deutsche Volk eine erbärmliche und nichts würdige Vertretung gefunden habe Als der Redner vte Regte- cung und die Reichsiagsmehrhett des Volksverrals anklagt, -rhebl sich stürmischer Protest im Haute Präsident Löbe ruft den Abg. Strasser zur Ordnung. Vor oem Siaaisgerichtshos des kommenden Reiches, fährt der Ab» zeordnele fort, wird man die Köpfe veriemgen fordern, vte nese Gesetze unterzeichnen. (Großer Lärm t Zum Schluß orveri der Redner Reichslagsauflösung und vom Reichs» iräsivemen, daß er die Aoung-Geseyc nicht unterzeichnen möchte. Abg. Schmidt-Hannover (Dm.): Der Aoung-Plan wird 'aiastrophale Entwicklungen zur Folge haben Die künftige Fugend, die wir erziehen wollen, wird vou der brüchigen Masscndemokraiie unterschriebene Wechsel nicht honorieren. Aus dem Aoung-Deutschland wird ein Jung-Deutschland werden, für daS die Abstimmungen dieser Reichsiagsmehrhett keine Geltung besitzen Abg. Stöcker (Komm.) lehnt den Aoung-Plan ab. Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) ver in Thüringen Innen minister ist, erklärt, daß die Regierung des Landes Thüringen in schroffem Gegensatz zur Reichsregierung stehe. Sie sieht den Noung-Plan und das deutsch-polnische Liqutdattonsabkommen als das größte nationale Unglück an. Die thüringische Regie rung will den Mittelpunkt bilden für einen sana tischen Widerstand des deuischen Volkes und die Be kämpfung seines Freiheiiswillens. (Händeklatschen bei den Nationalsozialisten und Rufe: Endlich ein deutscher Minister!) Preußischer Reichsratsbevollmächligter Dr. Brecht führt aus: Die große Mehrheit ves Reichsrals ist anderer Mei nung als der Minister Frick. Er bittet, den Gesetzesvorlagen zuzustimmen. Abgg. Kling (Bayr. Bbd.) und Frölich (Komm. Opp.) lehnen den Aoung-Plan ab. Präsident Löbe teilt nunmehr mit, daß mit Rücksicht aus dir Anträge der Opposition zur Aussetzung der Ver kündigung des Gesetzes um zwei Monate die Regie- rungsparteien mit Ausnahme der Bayerischen Volkspartei die Dringlichkeitserklärung der Vorlage beantragt haben. Unter großer Spannung beginnt sodann die Abstimmung. Der Artikel 1 wird mit 266 gegen 193 Stimmen bei drei Enthaltungen angenommen. Dagegen stimmt die ganze Oppo sition, mit ihr auch die meisten Mitglieder der Bäuerischen Vollsparlei, die sich in der zweiten Lesung der Abstimmung enthalten hatten. Der Fraktionsvorsitzende der Bayerischen Volkspartei, Abg. Leicht, enthält sich der Abstimmung, eben so die Abgeordneten Emminger und Pfleger. Die übrigen Artikel der Vorlage gelangen in einfacher Nb stimmnng zur Annahme. Es folgt die Schlußabstimmung über den Aoung-Plan init den Nebenabkommen. Die Schlutzabstimmung ergibt die Annahme des Uoung-Planes mit 210 gegen 192 Stimmen bei drei Enthaltungen. Die deutschnationalen Entschließungen, die sich mit de; Revision des Noung-Planes. der Sanktionsfrage und dem Aufdruck der Tributvelastungen aus Fahrtarien und Steuer marken beschäftigen, werden abgelehnt Angenommen wird die Entschließung der Regierungsparteien über die Richtlinien der künftigen deutschen Außenpolitik. Das Reichsbahngesetz wird tn der Schlutzabsttm- mung mit 299 gegen 156 Stimmen bei drei Enthaltungen an genommen. In namentlicher Abstimmung wird das Bant gesetz mit 3Ü7 gegen ISO Stimmen bei drei Enthaltungen angenommen. Zugestimmi wird auch der Einschließung der Regierungsparteien, wonach die anfallenden Gelder wieder längere Zeit dem Geldbedarf ver Gebiete zur Verfügung stehen sollen, aus denen die Gelder stammen. Eine sozialdemokratische Entschließung wird angenommen, welche sie Vorlegung einer Zusammenstellung über sämtliche Bezüge ver Tirektoriums- mitglieder und hohen Beamten der Reichsbank und ver Reichs bahn fordert. Das deutsch-amerikanische Schul- denabkommmen wird tn einfacher Abstimmung ge nehmigt. Bei den Liquidattonsvcrträgen wird zunächst über das P o l e n a b k o m m e n abgestimmt. Das Polenabkommen wird mit 236 gegen 217 Stimmen bei acht Enthaltungen an genommen. (Lebhafte Pfuirufe von rechts.) Sämtliche Liquidationsverträge werden tn der Schlutzabstimmung mit 256 gegen 194 bet achi Enthaltungen angenommen. Die Ausschutzentschließung zugunsten der Liqui- dations- und Gewaltgeschädigten wie der aus Polen Ver- drängien werden genehmigt, ebenso die Entschließung der Regierungsparteien, die die Erwartung ausspncht, daß die Reichsregierung alle völkerrechtlichen Mittel zur Anwendung bringt, um den Minderheiten Recht und Freiheit zu sichern. Es wird nun abgestimmt über den Antrag aller Oppo sitionsparteien, die Verkündung der Noung Gesetze um zwei Monate auS- zusetzen. Zur Annahme eines solchen AnrrageS genügt die Zustimmung eines Drittels der Abgeordneten. Für die Aussetzung der Verkündung stimmen 173, dagegen 289 Abgeordnete: das erforderliche Dritte? ist also erreicht und der Antrag angenommen. (Beifall rechts.) über den Antrag der Regierungsparteien, die Voung-Gesetze als dringlich zu erklären, wird tn namentlicher Abstimmung entschieden. Zur Annahme genügt die einfache Mehrheit. Mit 283 gegen 174 Stimmen bei vier Enthaltungen wird der Dringlichkeitsantrag genehmigt. Durch diesen Beschluß Wird, falls auch der Reichsrat die Dringlichkeit anerkennt, er reicht, daß der Reichspräsident die Aoung Gesetze ungeachtet des vorhergegangenen Aussetzungsbeschlusses verkünden kann. Bei der Abstimmung gegen den kommunistischen Mißtraucnsantrag gegen den Reichskanzler, dem sich die gesamte Opposition angeschlossen hat, enthalten sich 13 Abgeordnete, wahrscheinlich von der Bayerischen Volks Partei, der Stimme. 169 Stimmen werden für den Mitz- trauensantrag, 227 dagegen abgegeben. Der Mißtrauens antrag ist somit abgelehnt. Darauf wird der Antrag der Regierungsparteien, der die Erklärungen des Reichskanzlers billigt, mit 248 gegen 170 Stimmen bei 19 Enthaltungen angenommen. Damit ist die dritte Lesung der Aoung-Gesetze und der damit verbundenen weiteren Gesetze und Abkommen erledigt. Das Haus vertagt sich auf Donnerstag Das Nein der Bayerischen Volkspariei. Die Bayerische Volksparteikorrespondenz begründet das b. 'n. das di: Fraktion bei der Reichstagsabstimmung ausgesp, hen Hobe. Die Bayerische Volkspartei habe ge treulich die Politik des Zentrums unterstützt und es sei bedauerlich, dah im Endstadium die Haltung der beiden Schwesterparteien nicht mehr übereinstimme. Es werde viel dazu gehören, um den Tag vorzubereilen, an dem sich die Mächte über einen besseren, brauchbareren Reparationsplan unterhalten müßten. * Das Polen-Abkommen vom Reichspräsidenten nicht unterzeichnet (Nach Schluß «der Redaktion eingegangen.) Berlin, 13. März. Wie T. U. erfährt, hat Reichspräsident von Hindenburg das Haager Vertragswert unterzeichnet bis aus Teil 10, bett, das Polenabkommen. Dieser Teil soll noch einmal einer Prüfung unterzogen werden. Wie verlautet, soll es sich nur um eine formale Angelegenheit handeln. Nach der Unterzeichnung hat der Reichspräsident ein 3 Seiten umfassendes Manifest erb lassen. Oer französische Kompromißvorschlag Einigung sür Mittel- und Westeuropa angestrebt. Die allgemeine Aussprache über den französischen Konven tionsentwurf zur Stabilisierung der europäischen Hansels- beziehungen ist in Genf abgeschlossen worden. Am reservier testen haben sich die Vertreter Litauens uns Österreichs aus gesprochen, während sie anderen Delegationen vorbehaltlich weiterer Instruktionen und gewisser Wünsche den französischen Plan als Diskussionsgrundlage angenommen haben. In ven R e v a k 1 i o n s k o m i 1 e e s sind Deutschland, England, Frankreich, Italien, Belgien, Schweiz. Norwegen, Estlanv und Rumänien vertreten. Die Vollsitzun gen werden erst nach Sem Abschluß ver Sitzungen des Redak tionskomitees wieder ausgenommen, das sich in den nächsten Tagen um das Zustandekommen eines Kompromisses wenig stens für Mittel- und Westeuropa bemühen muß. Wilsdruff, am 13. März 1930. Merkblatt sür den 14. März. Sonnenaufgang 6"!! Mondaufgang 17" Sonnenuntergang 18°'jj Monduntergang 6" 1804: Der Komponist Joh. Strauß geb. Okuli — da kommen sie. Von März bis Oktober Weill der „Schnabelvogel" bei uns. Der „Schnabelvogel" — das ist die Schnepfe in aller ihren Arten und Abarten. Was die Waldschnepfe betrifft, so wird sie aus dem Zug, dem berühmten „Schnepfenstrich", ge schossen. Mit dem Eintritt warmer Frühjahrswitterung er scheinen die Waldschnepfen zuerst spärlich, dann häufiger, bis der Durchzug gewöhnlich im ersten Drittel des Aprils, wenn die Frösche zu quaken beginnen, beendet ist. Nun kennt jo wohl jeder den bekannten Jägerspruch für die Schnepfen Mgzeit: „Reminiszere —- Gewehr in die Höh', Okuli — da kommen sie, Lätare — das ist das Wahre, Judika — ist sie auch noch da, Palmarum — Tralarum!" Bei „Reminiszere" sind wir jetzt gerade angelangt und „Okuli" ist in naher Sicht.- also müssen sie kommen, die Schnepfen. Nun ist aber, wie man sich vas leicht ausrechnen kann, der Spruch nicht immer zutreffend, weil ja Ostern sehr verschieden fällt. Fällt das Osterfest beispielsweise tn den März, so werden sich die Schnepfen schön hüten, schon zu „Okuli" laut zu schreien. Für dieses Jahr allerdings dürfte es zutreffen, denn wir haben diesmal späte Ostem, so vaß die Schnepfen rechtzeitig und genau nach dem Jägerspruch zur Stelle sein dürften. Schnepfen sind eine gute, wohl schmeckende Sache, aber trotzdem nicht jedermanns Sache. Mancher mag sie nicht, und manch anderer, der sie gern möchte, kriegt sie nicht, weil er sie nicht bezahlen kann. Im übrigen behaupten die Jäger und die andern Kenner, daß die Herbst- schnepse fleischiger und zarter sei und besser schmecke als die magere Frühjahrsschnepie, der man jedoch einen besonder pikanten Geschmack nachrühmt. Aber so oder ss -- sie kommen, denn „Okuli" kommt auch! * Die 23. ordentliche Generalversammlung der Weidegenoffen- schaft Birkenhain eröffnete gestern nachm. 4 Uhr Vorsitzender Bruno Wetzel-Birkenhain mit Begrüßung der Erschienenen, Feststellung ordnungsgemäßer Einberufung und Berufung von Bürgermeister Pietzsch-Groitzsch als Schriftführer. Weiter gedachte er des im vergangenen Jahre verstorbenen Mitgründers und treuen Genossen S ch a r f e - Limbach, zu bessern ehrenden Gedenken man sich von den Plätzen erhob. Der Geschäftsbericht lag gedruckt vor und wurde vom Vorsitzenden verschiedentlich er läutert und ergänzt. Er wies im besonderen hm auf die Trocken heit in der letzten Weibepenode, die ungünstig auf den Futter zuwachs wirkte. Da hat sich die gute Vorratsdüngung wieder be währt. Viele Zunahmen von 3 Zentner und mehr je Tier waren zu verzeichnen. Besetzt war die Weide mit 265 Rindern und 36 Pferden mit 100 927 Austriebsgewicht. Austrieb war am 7. Mai, letzter Abtrieb am 24. Oktober. Der Gesundheitszustand war gut. Einen Ausfall von 5—800 Mark erleidet die Genossenschaft jähr- lich jetzt durch das Erfrieren der meisten Kirschbäume im letzten Winter. Dem Vorstand wurde die Neuanpflanzung an die Hand gegeben. Ebenso wurde er beauftragt, wieder einen guten Bullen für die Genossenschaft zu kaufen. Auch die Iahresrechnung lag ge druckt vor. Der Aussichtsratsvorsitzende Donath-Meißen be stätigte die Richtigkeit und beantragte ihre Genehmigung und Entlastung des Vorstandes von der Geschäftsführung. Das ge schah einstimmig. Wester erklärte man sich mit der Verwendung des Reingewinns einverstanden und nahm den Bericht über die gesetzliche Revision entgegen, der besagte, daß beide Organe ge wissenhaft ihre Pflicht taten, die Bücher gut geführt wurden und der ganzen Verwaltung Anerkennung gezollt werden müsse. Aus dem Vorstand schieden satzungsgemäß aus Gutsbesitzer Leute ritz- Sora und Bürgermeister Dörin g-Burkhardswalde, aus dem Aufsichtsrat Gutsbesitzer Franz- Briesnitz. Sie wurden einstimmig wiedergewählt. Der Entschädigungssatz für ev. Fälle in diesem Jahre wurde wieder auf 50 Mark je Zentner festgesetzt. Dann kam ein Antrag Pietzsch- Limbach zur Behandlung: Zur Bekämpfung des seuchenhaften Verkalbens läßt die Weidegenos senschast am Auftriebstage sämtliche zum Austrieb kommenden Rinder und zwar getrennt nach tragenden und noch nicht gedeckten durch den Weidetierarzt impfen usw. Der Antragsteller gab dazu noch eine mündliche Begründung, dann kamen die Sachverständi gen zum Wort. Fachtierarzt Dr. Garlt von der Landwirtschafts kammer betonte, daß einer Impfung sämtlicher Tiere gesetzliche Vorschriften entgegenstünden, sie also garnicht möglich sei. Mit dem Abortusbazillus dürften nur nachweislich kranke Tiere ge impft werden. Sonst könne er einen positiven Vorschlag nicht machen, da ein abschließendes Urteil über Abortusansteckung und -bekämpsung trotz jahrelanger Arbeit noch garnicht möglich sei. In der Lausitz habe eine Weidegenoffenschaft die Blutuntersuchung der Weidetiere durchgeführt und die Erfahrungen damit sollen nicht schlecht gewesen sein. Allgemein sei zu empfehlen, das Hauptaugenmerk auf die Beobachtung der Tiere zu legen. Be- zstkstierarzt Veterinärrat Dr. Heidrich-Meißen unterstrich diese Ausführungen. Eine Impfung gesunder Tiere sei veterinär- polizeilich überhaupt nicht gestattet, da es eine Impfung, die vor der Uebertxagung des seuchenhasten Verkalbens schütze, ja garnicht gebe. Auch mit der Blutuntersuchung sei nicht viel gewonnen. Hauptsache sei die Beobachtung der Bestimmungen beim Austrieb und dann eine sorgfältige Beobachtung durch den Weidewärter. Nach dieser Erklärung war auch der Antrag erledigt. Veterinär rat Dr. Heidrich verbreitete sich weiter über die Zunahme der Dasselfliegen in Sachsen, die es angezeigt erscheinen läßt, mehl Augenmerk auf ihre Bekämpfung zu richten. Veterinärpolizeiliche Bestimmungen sind zwar nicht erlassen, aber die Weidegenvffen- schäften werden angehasten, befallene Tiere vor dem Auftrieb av- daffeln zu lassen. Das ist bei der Birkenhaine! Weide ja bwv^ schon geschehen. Zum Schluß nahm Ausschußvorsitzender Do'
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