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Gewitzheit Irgendwo am steilen Hang Fand ich Gänseblümlein blendendrein. Da mich führt ein stiller Gang Durch mein Bergtal ganz allein. Winter liegt zerfetzt am Rain, Heute schon, und erst ift's früh im Jahr; Schöner könnt es niemals sein, 's Gänseblümlein klein, so wunderbar. — Daß im Herz' es Frühling werd', Hab im Süllen sinnend mir gelobt! — Und vom Lenz träum' ich am Herd, Wenn auch morgen wieder Winter tobt! . . . „Kühling,Frühling wird es nun bald../ Dichtung und Wahrheit. »Frühling, Frühling wird es nun bald . . .* Mit großer Begeisterung haben wir das gesungen, als wir noch in der Schule saßen und das Lied vom Kuckuck, der aus dem Wald ruft, einstudterten. Wir haben es gesungen, ohne zu ahnen, daß der Dichter des Liedes sich da eine kleine zoologisch-meteoro- togisch-astronomische Fälschung hat zuschulden kommen lassen, da nämlich, wenn der Kuckuck aus dem Wald ruft, der Früh- lung bei uns schon seit mehreren Wochen im Gange ist: der Kuckuck trifft in Deutschland kaum vor Mitte April ein, der Frühling aber beginnt rsew schon im letzten Märzdrittel. Überhaupt die Dichter! Sie haben den Frühling min destens so oft besungen wie die Liebe, und wer weiß, ob nicht bei einer statistischen Feststellung die Liebeslieder von den Frühlingsliedern um eine Nasenlänge geschlagen werden wür den, aber „voll und ganz" sind die Dichter durchaus nicht immer !n das Wesen des Frühlings eingedrungen. Heinrich Heine z. B. hat ein reizendes „kleines Frühlingslied" gedichtet. Es beginnt mit den Worten „Leise zieht durch mein Gemüt" und jeder kennt es. Aber man sehe sich einmal die zweite Strophe an — was steht da? „Kling hinaus bis an das Haus, wo die Blumen sprießen — Wenn du eine Rose schaust, sag, ich laß' sie Müßen!" Hat aber schon jemand in unseren Breiten im Früh ling Rosen sprießen gesehen? Die Sache liegt also Wohl der art, daß Heine nicht den Frühlingsanfang, sondern den Spät- frühling besungen hat. Möglich aber, daß die ganze Sache nur symbolisch gedichtet ist, und daß es sich nicht um richtige Blumen, sondern um Mädchenblumcn handelt, so daß man unter dem Haus, in dem eine Rose gegrüßt werden soll, ein Mäderlhaus zu verstehen hätte. Aber lassen wir das Scherzen mit so köstlichen Dingen, wie der Frühling eins ist, und erfreuen wir uns, ohne zu kritteln, an all den Prächten, mit denen die Poeten den Lenz geschmückt haben. Man könnte, ohne erst lange suchen zu müssen, eine ganze Skala von Frühlingslicdern aufbauen: mit der sehn süchtigen Erwartung des Frühlings fängt es an und dann geht es über Zwischenstufen zur stürmischen Begrüßung des endlich erschienenen Lenzes, zu einer Begrüßung, die sich in Jubel hymnen auflöst. „Komm, holder Lenz . . singen die Chöre zu wunderbaren Haydnschen Melodien in den „Jahreszeiten". Das ist die Sehnsucht, der Ruf nach dem Frühling. Und der „holde Lenz" fängt den Ruf auf und macht sich sofort auf den Weg. „Da kommt der Lenz, der schöne Junge, den alles lieben muß . . .", singt Nikolaus Lenau, sonst ein etwas melancholischer Gesell, im Verkehr mit dem Frühling aber von erfreulicher Frische. Als einen „Jungen" sieht er den Lenz, der mit einem Freudensprung hereinkommt, und das ist die richtige Art, zu dieser Erscheinung Stellung zu nehmen. Jawohl, er hat etwas Jungenhaftes, der Lenz, im scharfen Gegensatz zu dem Winter, der ein alter, vergrämter Herr ist und keine Sprünge mehr macht. Und kaum, daß wir erfahren haben, daß der Lenz kommt, schmettert Hildach bereits sein „Der Lenz ist da!" in die Welt hinaus, und des Jauchzens ist kein Ende. Und was ließe sich nicht noch alles von den Dichtern in ihren Beziehungen zum Lenz erzählen! Von Eichendorfs und seinen innigen, verträumten Frühlingsliedern, von Bodenstedt, ver den Frühling auf die Berge steigen sieht, von Ewald von Kleist, der dem Frühling ein ganzes Epos gesungen hat, von Ludwig Uhland, dessen Frühlingslieder man der Reihe, nach avfcyreiven mutzte, um zu erfassen, was wir an dem Früh ling haben, und von vielen, vielen andern noch. Und es ließen sich an all den Frühlingsliedern alle „Nuancen" des ersten Auftretens des Frühlings studieren. „Der Frühling naht mit Brausen", heißt es in einem Gedicht, das der Dichter wahr scheinlich in einer etwas stürmischen Nacht, in der der nahende Frühling mit dem unter Protest abziehenden Winter zu kämpfen hatte, ersonnen hat. Bei Uhland dagegen kommt der Frühling zart und sanft: „Die linden Lüfte sind erwacht". Nicht mit Plötzlichkeiten setzt hier der Lenz ein — nein, er läßt sich Zeit und setzt sich erst nach und nach durch . . . „die Welt Frühling auf den Bergen. wird schöner mit jedem Tag". Und nun wieder Lenau: „An ihren bunten Liedern klettert die Lerche selig in die Lust . . ." Man stelle sich einmal dieses Bild vor: die Lerche singt „Tirili" und klettert an diesem Tirili zum Himmelsblau empor. Hat je ein Dichter Großartigeres ersonnen? Ach ja, der Frühling! Unsere Altvorderen schon wußten, wie sie ihm zu hofieren hatten. Zum Tanze lockte er: unter der Dorflinde auf dem Plane kam man zusammen, schön ge schmückt; dort oder aus dem Anger, aus einem Tanzhügel, selbst auf den Plätzen vor der Kirche oder dem Kirchhof drehte sich der Frühlingsreigen nach Musik oder meist unter Gesang des Vortänzers und des Chores Und der Inhalt solcher Tanz gesänge war, wie Gustav Freytag bemerkt, von „einer Grazie, die oft an die antike Welt erinnert". Wo aber feiert man Wohl noch in unseren Zeiten den Frühling in solcher Art? In diesen Zeiten, in denen in und um uns gar so viel Winter liches ist, auch wenn die Frühlingsfonne schon längst am Himmel steht? Aber wir halten es da mit Meister Uhland und glauben, weil wir diesen Frühlingsglauben dringend brauchen, mit ihm, daß sich nun „alles, alles wenden muß . . ." Annahme des neuen Aepublikschutzgesehes Auch das Mlnisterpensionsgesetz angenommen. (145. Sitzung.) Oö. Berlin, 18. März. Auf der Tagesordnung der Reichstagssitzung steht die Schlußabstimmuug zum Republikschutzgesetz. Deutschnationale und Kommunisten beantragen, die Verkündigung des Gesetzes sür zwei Monate auszusetzen. Abg. Dittmann (Soz.) beantragt, die Dringlichkeit aus zusprechen. Bei der Einzelabstimmung liegen nur kommunistische Abänderungsanträge vor. Für den Antrag, im Paragraph 6 die Bestimmung über Beschimpfung verstorbener Reichs präsidenten oder Minister zu streichen, stimmte mit der Oppo sition auch die Deutsche Volispartei. Der Antrag wird ab- gelehnt. Der ganze Paragraph 6, der die Strafen für Be schimpfung der Staatsform, der Minister, der Flaggen des Reiches und der Länder und Verherrlichung des Hochverrats vorsieht, wird in namentlicher Abstimmung mit 265 gegen 151 Stimmen angenommen. Paragraph 10, der die näheren Bestimmungen sür die Auslösung von Vereinen Vorsicht, wird mit 266 gegen 148 Stimmen angenommen. Die Schlußaüstimmung über das Republikschutzgesctz ergib! 265 Ja- und 150 Nein-Stimmen. Damit ist das Gesetz an genommen. Der Antrag der Kommunisten und Deutschnationalen, die Verkündigung des Gesetzes für zwei Monate auszusetzen, wird mit 275 gegen 120 Stimmen abgelehnt. Zur Annahme dieses Antrages wären etwa 125 Stimmen nötig gewesen. Die Wirtschaftspartei beteiligte sich nicht an dieser Ab stimmung. Der Dringlichkeitsantrag war damit erledigt. — Bei den nun folgenden Schlußabstimmungcn über das Ministerpensionsgcsctz Wird dieses Gesetz mit 340 gegen 170 Stimmen bei 5 Ent haltungen angenommen. Präsident Löbe stellt fest, daß das Gesetz die für die Verfassungsänderung notwendige Zwei drittelmehrheit erhalten hat. Das Haus vertagt sich auf Mittwoch. Der neue Reichswehreiai. Verbesserungen der Landesverteidigung. Der Reichsfinanzminister hat den Reichshaushalts plan nach der Ausgabenseite dem Reichsrat zugeleitet. Wie der Demokratische Zeitungsdienst erfährt, wird im Vorwort zum Haushalt des Reichswehrministeriums ausgeführt, daß sich die Forderungen des Reichswehr ministers bei den Beratungen des vorjährigen Etats, es müsse sich hierbei um eine einmalige Kürzung handeln, nicht verwirklichen lasse. Es war nicht möglich, die Zu schußsumme von 707 Millionen des Jahres 1928 wieder zuzubilligen. Der Gesamtzuschuß für 1930 kann nur aus 700 Millionen Mark bemessen werden. Das bedeutet sür das Reichswehrminister.ium die Notwendigkeit, 35 Mil lionen Mark einzusparen. Beim Reichsheer sind Einspa rungen u. a. eingetreten durch Einschränkung der Personal kosten im Ministerium. Die Verringerung des Personals des Reichswehrministeriums wird für 1930 eine Erspar nis von rund 420 000 Mark zur Folge haben. Beim Heeresverwaltungsamt ist die Zahl der Abteilungen um eine herabgesetzt worden. Weiter werden Ersparnisse an gestrebt durch organisatorische Verwaltungsmaßnahmen, durch Bildung von Standortverwaltungen. Sie treten mit dem 1. April 1930 in Kraft. Die Durchführung wird zunächst Mehrkosten für bauliche Maßnahmen erfordern, während Ersparnisse sich hauptsächlich in der Folgezeit ergeben werden. Sie können daher erst im Haushaltsplan für 1931 nachgewiesen werden. Für die Maßnahmen zur Verbesserung der Landes befestigungen werden insgesamt 30 Millionen Mark an gefordert. Der angesetzte Betrag von 2,25 Millionen Mark ist nur ein erster Teilbetrag. In der Erläuterung für diese Summe heißt es: Die geänderte Grenzführung des Reiches im Osten erfordert im Anschluß an die vorhandenen Be festigungsanlagen besondere Maßnahmen, die nach Ab schluß der auf Grund der Pariser Abmachungen voni Januar 1927 eingeleiteteu Ermittelungen nunmehr in An griff genommen werden müssen. Bei den einmaligen Ausgaben werden die Schiffs bauten und Armierungen nur Folgeraten für bereits ge nehmigte Neubauten in Höhe von insgesamt rund 42,2 Millionen Mark angefordcrt. Das sind gegenüber 1929 rund fünf Millionen Mark mehr. Räumung und Fürsorge. Das West Programm der Regierung. Der Reichsiagsausschuß sür die besetzten Gebiete beschäf tigte sich mit verschiedenen wichtigen Fragen, zu denen der Reichsminister sür die besetzten Gebiete seine Stellungnahme bekannigab. Über das West Programm gab Reichsminister Dr. Wirth folgende Erklärung ab: Auf die Räumung der besetzten Gebiete, durch die die wirt schaftliche und politische Souveränität des Reiches und der Länder im Westen wieoerhergestellt wird, mutz auf Jahre hin aus, um die ungünstigen wirtschaftlichen Hemmungen in dem Wiederaufbau dieser Gebiete seit Kriegsende zu lindern, eine systematische und organische besondere Betreuung von Reich und Ländern folgen. Einen Aufriß über das Gesamthilfswerk, vas im Lause der folgenden zehn Jahre vurchgeführl werden soll, Ihnen heute zu geben, wäre, da nie mand die Finanzverhältnisse des Reichs und auch die Entwick lung der besetzten Gebiete nach ihrer Räumung in den näch sten zehn Jahren mit Bestimmtheit zu überblicken vermag, zurzeit noch verfrüht. Neben den Maßnahmen, vie zur wirtschaftlichen Hebung durch Bereitstellung von Mitteln im Haushalt dienen, mutz selbstverständlich wieder die größte Aufmerksamkeit der Reichs und der Länderbehördcn aus die Notwendigkeit bevorzugter Beteiligung an den Vergebungen der öffentlichen Betriebsverwaltungen gerichtet bleiben. Im Nachtragshaushalt 1929 und im Haushalt 1930 be absichtigt die Reichsrcgiernng zur Hebung vcr notleidend ge wordenen Gebiete des Westens einen Gesamtbetrag von zwanzig Millionen Reichsmark vcm Reichstag in Vorschlag zu bringen. Zu Viesen Mitteln treten weitere Mittel sür die Beschleunigung einer Wirt schaftsbelebung aus vem Haushalt des Herrn Reichsver kehr s m i n i st c r s. Zur Frage ver Verwendung der reichseigenen Gebäude und Grundstücke erklärte Reichsminister Dr. Wirth: Im Ein vernehmen mit dem Herrn Reichssinanzminister kann ich er klären. daß bei der Veräußerung, der Liebe, -ie zu spät gekommen Original-Roman von Gert Rothberg. (10 ) Copyright by »Brückenberg-Verlag-, Zwickau i. Sa« Sein heißes Blut zuckte auf. > „Sie sind schön. Es wäre schade um Sie, wenn Bleiben Sie bei mir." Und er küßte den Mädchenmund. Karin Anderscheff hielt ganz still. Mit diesem Kuß war sie dem Manne verfassen mit Leib und Seele. „Was hast du?" Karin trat zu Klaus Auffenberg und strich ihm über das dunkle Haar. „Nichts, nichts in des Wortes wahrster Bedeutung. Oder ja, ich habe Schulden, und man wird mich pfänden, man wird Ach was, es hat ja alles keinen Zweck!" „In meinem Mantel befindet sich noch der Gepäckschein. In dem einen Koffer liegt der Schmuck, den Reichenberg mir schenkte. Hole die Koffer, verkaufe den Schmuck, er ist an die Hunderttausend wert. Ich darf nicht zum Bahnhof gehen, ich nicht." Auffenberg hatte aufgehorcht. „Du hast Koffer auf dem Bahnhof eingestellt?" »Ja!" „Ich werde sie holen Aber verkaufen können wir von dem Schmuck nichts, denn es kann Familienschmuck sein, den man wiedererkennt." „Ich will dir helfen, Klaus!" „Ich danke dir, Kind. Doch so geht es nicht. Vorerst aber hole ich die Koffer." Auffenberg ging. Was er heimlich gefürchtet hatte, traf nicht ein. Man händigte ihm ohne weiteres die beiden Koffer aus. Karin war glücklich, als er wieder zurück war. Sie zeigte ihm den kostbaren Schmuck, und er war betroffen von dem Wert. Ein letzter Stolz war in Auffenberg. Dieser Schmuck, den ein anderer dem Mädchen gekauft, sollte nicht dazu dienen, ihm, Auffenberg, aus der Not zu helfen Es mußte irgend ein anderer Ai^sweg gefunden werden. Karin trauerte um den Toten, aber sie hatte ihn nicht geliebt. Ihr Herz hatte sich nun dem Künstler zugewandt Sie fragte nicht, ob er sie liebte, sie war'zufrieden, wenn er sie bei sich duldete. Er war sich seiner Macht über sie be wußt, und darauf baute er seinen Plan. Wochen waren nun darüber hinwcggegangen Den Mörder oder die Mörderin hatte man nicht gefunden Klaus hatte den wertvollen Anhänger Karins verkauft, weil er von ihrer Mutter stammte, also nicht von Bankier Reichenberg ge schenkt worden war. Der Erlös hatte gereicht, um seine dringendsten Schulden zu decken. Jeder seiner Gläubiger hatte etwas erhalten, und sie waren nun für einige Zeit still Unterdessen arbeitete Auffenberq an einem neuen Bilde, zu dem ihm Karin Modell stand. Ihr junger holder Körper entzückte ihn, aber Liebe empfand er nicht. Es war wie gewöhnlich ein Helles Strohfeuer bei ihm, das bald genug verlöschen würde. Noch wußte er nicht, wie er seine Rache ins Werk setzen würde. Es gab Tage, an denen er sie vergaß und nur arbeitete. Dann kamen Tage, an denen er ausblieb und mitten in der Nacht erst nach Hause kam. Dann wartete Karin auf ihn, half ihn, sich ausziehen, sagte kein Wort des Vorwurfs. Sie war nur da mit ihrer großen Liebe und ertrug geduldig all das Leid, das er ihr zufügte. Eines Tages war das Bild fertig. Und da erst kam ihm der Gedanke, daß er es in seinem Sinne verwerten konnte. Oeffentlich ausgestellt durfte es nicht werden. Man konnte Karin erkennen. Aber man konnte das Modell ebensogut für Direktor Kerkows Frau halten. Ersteres durfte nicht sein, das andere würde auch in aller Stille genügen, um die Ehe Kerkows für alle Zeiten zu zer stören. Wie befreit atmete Auffenberg auf. Klar gezeichnet lag der Weg der Rache jetzt vor ihm. Und nichts sollte ihn hindern, diesen Weg zu beschreiten. Und Auffenberg arbeitete andere Bilder, und immer stand ihm Karin Modell. Auffenberg wußte, daß er noch nie so Gutes geschaffen, wie in dieser Zeit. Manchmal dankte er es Karin durch ein paar liebevolle Worte, dann aber betrachtete er sie wieder nur als eine Kreatur, die ibm untertan war und es zu sein hatte. Ein gesuchtes Modell der Hauptstadt kam zu Auffenberg ins Atelier. Er schäkerte und lachte mit dem Mädchen. Wußte er nicht, wie tief er damit die Wunde in Karins Brust grub? Er sah ihre Augen nicht, sah vorüber an ihr, zog sich an und ging mit der anderen fort. Und Karin wartete, wartete, bis er wiederkam. So reihte sich Woche an Woche. Eines Tages überraschten die Zeitungen ihre Leser mit der Neuigkeit, daß man den Mörder des Bankiers gefunden hatte. Erich Reichenberg, der Neffe des Ermordeten, war es. Und als man ihn ver haften wollte, hatte er noch schnell ein Gift zu sich genommen und sich somit seinen irdischen Richtern entzogen. Nun war endlich Licht in das Dunkel gebracht. Und Auffenberg hatte den Beweis, daß Karin ihn nicht belogen. Manchmal betrachtete er sie fast staunend. Weshalb er duldete sie seine Launen? Aber ja, es war gut, daß sie noch blieb. Eigentlich brauchte er sie nicht mehr, da er ja ihren Körper auf der Leinwand festgehalten hatte. Aber wenn sie blieb, gut, dann mochte sie. Er hatte sich nun beinahe daran gewöhnt, sie vorzufinden, wenn er nach Hause kam. Auffenberg arbeitete auch an andern Bildern, die er ver kaufte. Das versetzte ihn in die L^ge, ein angenehmes Leben zu führen. Karin wohnte bei der Grinzelmuttec in einer kleinen Kammer. Die alte Frau empfand tiefes Mitleid mit dem Mädchen. „So können Sie doch nicht immer weiter leben. Er amüsiert sich, und Sie sitzen hier bei mir alten Frau. Warum wollen Sie denn durchaus Ihr Leben so zurichten? Er war schon immer ein lockeres Huhn. Heiraten wird er Sie nie. Ich meine es gut mit Ihnen, Fräulein Karin. Seine Freunde sind auch so. Dabei ist keiner schlecht, aber leichtsinnig. Gott, was sind die Kerle leichtsinnig! Und um Sie ist es schade. Sie sind jung und schön. Für Sie hat das Leben sicher etwas Gutes in Bereitschaft. Aber von Auffenberg müssen Sie sich trennen." Grinzelmutter meinte es gut, sehr gut mit dem jungen Mädchen. Sie begriff nicht, wie eine Frau soviel erdulden konnte. (Fortsetzung folgt.)