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Wilsdruffer Tageblatt : 19.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193003192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300319
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-19
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 19.03.1930
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Londoner Slimen zur Unterzeichnung London, 18. März. Der Warschauer Korrespondenz der Times begrüßt die Unterzeichnung des deutsch-polnischen Handels vertrages als einen Meilenstein aus dem Wege zum Frieden. Er würdigt in diesem Zusammenhang die Bemühungen Stresemanns und des Gesandten Rauscher, dessen zielsichere Beharrlichkeit in den vergangenen 5 Jahren, während deren er vielerlei Schwierig keiten zu überwinden hatte, auch von den Polen in ihrer wahren Bedeutung erkannt würde. Sindendurgs internationales Ansehen. Deutschlands Wiederaufstieg. In der Carnegie-Hall zu Newyork fand eine Ehrenveranstaltung für den früheren Botschafter der Ver einigten Staaten in Berlin, Dr. Schur man, statt Neben anderen Rednern nahm der ehemalige Botschafter auch selbst das Wort und sagte u. a.: Reichspräsident von Hindenburg habe auf die Annahme des Young-Planes durch Deutschland einen heilsamen Einfluß ausgeübt. Er habe sich damit von neuem als loyaler Unterstützer der parlamentarischen Regierung und als stärkstes Bollweri der Republik erwiesen. Hindenburgs scharfes Urteil, sein furchtloser Mut, sein Patriotismus und die Liebe zu seinem Volke gäben ihm auf der Grundlage seiner Deutschland geleisteten bei spiellosen Dienste ein Ansehen und einen Einfluß, wie sie kein anderes Staatsoberhaupt in der Welt zurzeit besitze. Trotzdem übe er seine Macht und seinen Einfluß immer nur zur Unterstützung der verfassungsmäßigen Regierung und zur Stärkung der Republik aus. Schurinan sprach weiter die Erwartung aus, daß Deutschland wieder eine den größten Weltmächten ebenbürtige Macht werden würde. Indem wir, so schloß Schurman, die Friedens bande mit Deutschland stärken, einigen wir alle fried liebenden Nationen in der Freundschaft mit uns und stärken die Grundlagen des Friedens in der ganzen Welt. Sie Sanierung der Arbeitslosenversicherung. Ein Zwischenfall im Haushallsausschuß. Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer wird am Mittwoch vor den Reichstag treten, um das neue Finanz programm der Neichsregierung zu begründen. Die Ver handlungen müssen beschleunigt werden, da die neuen Steuergesetze am 1. April mit Beginn des neuen Reichs- Haushaltsplanes in Kraft treten müssen. Nichtsdesto weniger schleppen sich die interfraktionellen Besprechungen über das Deüungsprogramm noch immer hin. Die meisten Schwierigkeiten macht nach wie vor die Sanierung der Arbeitslosenversicherung. Zu einem bezeichnenden Zwischenfall kam es im Haushaltsausschuß des Reichstages, der sich mit dem Nachtragshaushalt 1929 des Reichsarbeitsministeriums beschäftigte. Der sozialdemokratische Abgeordnete Müller fragte den Reichsarbeitsminister, ob sich das Reichs kabinett mit Erklärungen Dr. Moldenhauers, die auf weitere Einschränkung der Arbeitslosenversicherung ab zielten, identisch erkläre. Dr. Moldenhauer hatte vor ein paar Tagen 'in einer Versammlung in Hamburg davon gesprochen, daß zurzeit eine Prüfung der Reichs anstall für Arbeitslosenversicherung durch oen Reichssparkommissar stattfinde, um festzustellen, in welchem Umfange in der Verwaltung Ersparnisse gemacht und Mißbräuchen der Einrichtung entgegengetreten wer den können. Reichsarbeitsminister Wissel! erklärte dazu, Doktor Moldenhauer habe diese Rede nicht als Finanzminister, sondern als Privatperson gehalten. Sonst hätte Doktor Moldenhauer der Gepflogenheit entsprechend sich mit ihm als Ressortminister in Verbindung setzen müssen. Der dentschnationale Abgeordnete Schmidt-Stettin hielt es demgegenüber für vollkommen unmöglich, der Öffentlichkeit zuzumuten, einen Unterschied zu machen, ob ein Minister als solcher oder als Privatmann spreche. Wenn ein Minister eine Rede halte, müsse man annehmen, saß er die Meinung des Kabinetts vertrete. Die Weiterberätung der mit der Arbeitslosenversiche rung zusammenhängenden Etatsposten wurde schließlich vertagt, um dem Ausschußvorsitzenden die Möglichkeit zu geben, den Neichsfinanzminister Dr. Moldenhauer zu den weiteren Besprechungen einzuladen. EiniWg Wer die Agrarflügen Berlin, 18. März. Die interfraktionellen Verhandlungen der Regierungsparteien über die Agrarzölle haben, abgesehen von geringfügigen Meinungsverschiedenheiten, in der Zuckerpreisfrage, am Dienstag abend zu einer Verständigung geführt. Die Frak- tionsvcrtreter wollen am Mittwoch vormittag die endgültige For mulierung der Anträge vornehmen. Der Weizenzoll soll um 2.50 Mark je Dvpelzentner erhöht werden. Beim Roggen bleiben die bisherigen Zvllbestimmungen bestehen. Der Eerstenzoll soll auf 10 Mark heraufgesetzt werden mit der Möglichkeit einer Zollermäßigung aus 2 Mark, wenn der Nachweis erbracht wird, daß der Käufer eine bestimmte Menge Roggen zur Versütterung erworben hat. Wer demnach einen Zentner Roggen zu Futterzwecken braucht, hat die Berechtigung, 2 Zentner Gerste zu verbilligtem Zollsatz von 2 Mark einzuführen. Hafer, der bisher einen festen Zollsatz von 6 Mark je Tonne hatte, wird nunmehr auch variabel gestaltet, und zwar soll die Zollspanne hier bis 12 Mark betragen. Der Mehrzahl soll auf das anderthalbfache des entsprechen den Eetreidezolls festgesetzt werden, zuzüglich einer Preisschuh spanne von 5.25 Mark je Doppelzentner. Kleie soll mit einem Zoll von jeweils der Hälfte des in Gel tung befindlichen Getreidezolls belegt werden, ausgenommen Weizenkleie. Die Zollfestsetzung soll in Zukunft aus der Grundlage des Durchschnittspreises von 4 Monaten errechnet werden, wäh rend bisher 3 Monate die Grundlage bildeten. Beim Weizen ist eine sogenannte Katastrvphenklausel einge- fügt worden, die besagt, daß Regierung, Reichsrat u. ein Reichs tagsausschuß ermächtigt sind, den Zoll weiter heraufzusetzen, wenn der Geldmarkpreis bis 40^ unter den am 18. März geltenden Preis heruntergeht. Der Kartoffelzoll soll vom 15. Februar bis 31. März statt 4 Mark 20 Mark betragen. Diese Maßnahme richtet sich gegen die Einfuhr der als Luxusgenußmittel betrachteten sogenannten Maltakartvfsel. Das Maismonopol soll in der Weise zur Durchführung kom men, daß von einem Ermächtigungsgesetz Abstand genommen wird. Es werden vielmehr Sozialdemokraten, Zentrum und Bay rische Volkspartei das Maismonopol als Initiativgesetz ein bringen. Von der Deutschen Volkspartei und den Demokraten wurden bei den Verhandlungen noch Bedenken dagegen geäußert. Doch wird an der Annahme des Maismonopols nicht gezweifelt. Deutsch-litauische Beziehungen. KeineSchwierigkeitenfüreinenAusgl eich. Vor einem größeren Kreis in- und ausländischer Journalisten sprach der litauische Außenminister Zaunius in Kowno über die auswärtigen Beziehungen des Landes, besonders zu Deutschland. Bei seinem kürzlichen Besuch in Berlin, sagte Zaunius, sei über alle schwe benden Fragen mit den zuständigen Stellen gesprochen worden, vorzugsweise über Ausfuhr- und Grenzfragen. Auf Grund der Ergebnisse der bisherigen Verhandlungen mit Deutschland glaube er sagen zu können, daß sich un überwindliche Schwierigkeiten für einen Ausgleich nicht ergeben würden. Die Aufrollung der Lchrerfrage in» Memelgebiet habe inDeutschland unnötige Entrüstung hervorgerufen. Die Bezeichnung der deutschen Lehrer als Ausländer habe sür Litauen keine Bedeutung, dagegen stehe aber die Beurtei lung über das Verhalten von Ausländern, die in Litauen beruflich tätig seien, Litauen zu. Hätte man in Deutsch land davon Kenntnis gehabt, wieweit einige Personen gegen das loyale Verhalten verstoßen hätten, so hätte man diese Angelegenheit nicht von einigen Seiten so auf- bauschen können. Die schwebenden Fragen hinsichtlich des Memelgebietes werde man mit Deutschland nach und nach regeln. Mit der polnischen Kabinettsbildung beauftragt. Warschau. Die Zivilkanzlei des Staatspräsidenten teilt mit: Der Staatspräsident hat den Senatsmarschall Professor Julius Szymanski beauftragt, das neue Kabinett zu bilden, Herabsetzung des Brotpreises in Wien. Wien. Infolge der Verbilligung des Mehles haben die Brotfabriken eine Herabsetzung des Brotpreises um t Groschen aus 76 Groschen für den Laib Brot bei geringer Gewichts verminderung eintreten lassen. Behördlicherseits tst eine Überprüfung dieser Maßnahme nach der Richtung einer mög lichst weiteren Herabsetzung des Brotpreises vorgesehen. Kein teilweiser Steuererlaß in Mecklenburg. Schwerin. Der vor kurzem im Hauptausschuß des Meck- lenburg-Schwerinschen Landtages angenommene Antrag, wo nach das Staatsministerium ersucht werden sollte, zum Zwecke der Erleichterung der Landesrealsteuern aus begründeten An trag einen teilweisen Erlaß der vierten Rate im Benehmen mit den mecklenburgischen Berussvereinigungen zu beschließen, wurde im Plenum des Landtages mit 24 gegen 24 Stimmen abgelehnt, weil die beiden Abgeordneten der Wirtschastspartei sich der Stimme enthielten. Zwei Todesopfer von Trichinosecrkranlung. Stuttgart. Trichinoseerkrankungen infolge des Genusses von Bärenschinken haben bisher zwei Todesopfer gefordert. Das Fleisch soll von einem dreijährigen, etwa einen Zentner wiegenden Eisbären gestammt haben. Es wurden etwa 10 Portionen Bärenschinken verabreicht. Man rechnet mit >twa 30 Personen, die erkrankt sein können. Wilsdruff, am 19. März 1930. Merkblatt für den 20. März. Sonnenaufgang 6"^ Mondaufgang 0^ Sonnenuntergang 48" !! Monduntergang 8" 1890: Rücktritt Bismarcks. Oie Milch als Sparkasse. Wir wissen, daß in einem Liter Milch enthalten sind: 32,0 Gramm Eiweiß, 35,1 Fett, 48,0 Kohlehydrate. Zum Vergleich führe ich Ihnen den Gehalt von sechs Eiern an: dieselben enthalten 36,6 Gramm Eiweiß, 30,6 Fett, 1,8 Kohlehydrate. Wir sehen also, daß in einem Liter Milch die Kraft von sechs Eiern enthalten ist. Wir erhalten die Milch auf dem Lande sas Liter zu 20 Pfennigen und die Eier im Durchschnitt etwa zu 10 Pfennigen. Um aber aus deu Eiern die gleiche Kraft zu erhalten, müssen wir sechs Eier kaufen für 60 Pfennige. Wir haben also beim Einkauf der Milch 40 Pfennig zubekommen, weil wir schon die einem Liter Milch innewohnende Sechs- Eier-Kraft für 20 Pfennig bekamen. Sie können in den schönsten Laden gehen und für 20 Pfen nig die verschiedensten Nahrungsmittel kaufen, immer werden Jie nur sür 20 Pfennig Lebenssaft mitbringen. Eine un begreifliche Ausnahme macht nur der Milchladen. Da erhalten Jie bei jedem Liter eine Zugabe von 40 Pfennigen. Diese Zugabe wird „von selbst", ohne Ihr gütiges weiteres Zutun, Ihrem Sparkassenbuch zugeführt. Nehmen wir z. B. an, daß Sie Ihrem lieben Jungen nur ein halbes Liter Milch täglich geben, so macht das also für sein Sparkassenbuch 20 Pfennig täglich aus, monatlich sechs Mark, jährlich 72 Mark, in zehn Jahren 720 Mark. Mit solch einem Sparbuch kann man schon etwas anfangen. Wir müssen heute rechnen, und daher empfehle ich Ihnen dringend, für jeden Ihrer Lieben ein solches Sparbuch anzulegen. Geben sie aber einem Ihrer lieben Kinder ein Liter täglich, so führen Sie seinem wachsenden, aufwärtsstrebenden Körper mit seinem komplizierten Nervensystem in einem Monat bereits allein durch diese Milchgabe einen Nutzen von 180 Eiern zu und haben den Vorteil dabei, an Wirtschastsausgaben für ven Tisch des Hauses zwölf Mark monatlich gespart zu haben, jährlich 144 Mark. In zehn Jahren 1440 Mark. Haben Sie aber die Freude. Ihr hübsches Töchterlein glück lich zu verheiraten, so müssen Sie zuversichtlich sagen können, daß Ihr Kind in Ihrem Hause Tausende von Litern Milch erhalten hat als wertvollste Mitgift! Wie anders steht ein Elternpaar da, welches allerdings eine kostbar ausgestattele Wohnung stolz allen Bekannten zeigen kann, aber leider zugeben mutz, datz ihre Tochter an Stelle von Milch Hunderte von Eimern voll Kaffee in ihren Jugendjahren zu sich genommen hat. Welch ein Unterschied in der Aus rüstung fürs Leben! Tausende Mark, Ärzte, Apotheken können ihnen später nur schwer helfen, diese Versäumnis auszugleichen. Deshalb nützen Sie die Zeit für klein und grotz, solange die Preisverhältnisse beim Einkauf der Milch zu Ihren Gunsten russchlagen. * Zum Bußtag. Feierliches Glockengeläut von den Kirchtür men. Aber keine Sonntagsstille entspricht ihm. Es ist ein Werk tag wie andere Tage auch. Die Läden sind auf, Fabriken und Werkstätten zeigen den gewohnten Arbeitsrhythmus, in Amts stuben und Schulen herrscht Alltagsbetrieb. Keberall das Bild der Werktagswoche und ihrer Geschäftigkeit. And doch feierlicher Glockenklang. Kirchlicher Bußtag. Kein staatlich geschützter Feier tag. Aber die sächsische Landeskirche hat an ihrem Zrühjahrs- bußtag festhalten wollen, obwohl ihm der neue Staat den frühe ren Schutz entzogen hat. So war auch die Zahl derer nicht allzu groß, die heute vormittag dem Rufe der Glocken gefolgt waren. Aber Buße zu halten ist nicht bloß eine Sache der Wenigen, son dern Sache des Kulturmenschen überhaupt. Und gerade wir Deut schen hätten es nötig, einen Augenblick stille zu stehen und nach Kräften auszuschauen, die helfen können, damit ber Weg wieder aufwärts geht. Wir brauchen Augenblicke, die uns aufrütteln und zur Besinnung rufen und diesen Dienst will uns auch der heutige Bußtag tun. Deshalb ist auch in unserer Kirche heute abend 6 Ähr Beichte und heiliges Abendmahl angesetzt, also zu einer Zeit, da den meisten das Kommen möglich ist. Da wird eine stille Stunde im Gotteshause den Menschen die gleiche Erhebung bieten wie den vielen Bußtags-Kirchengängern in vergangenen Tagen. Der Sprechtag des Bezirks-Landbundes am Sonnabend war lediglich der Besprechung einiger Tagesfragen» gewidmet. Der Vorsitzende, Bürgermeister Zimmermann (Wölkau) eröff nete sie mit einem kurzen Blick auf die weltpolitische Lage, wie sie, die Geschicke Deutschlands für unabsehbare Zeit bestimmend, durch die Annahme des Poungplanes geschaffen worden ist, der Voraussichtlich die Annahme des Polenabkommens folgen werde. Der Redner sprach die Folgerung aus, daß diejenigen, die sich für die Annahme des Planes eingesetzt haben, von seinen Lasten eben so getroffen werden wie der Hauptleidtragenbe, die Landwirt schaft. Er konnte darauf verweisen, daß die mit dem Poungplan in Aussicht gestellten Steuersenkungen von 700 Millionen Mark bereits in der Versenkung verschwunden sind und statt besten die Steuersuche aufs neue im Schwünge ist. Die in Aussicht genom mene Benzinsteuer belaste indirekt auch die Landwirtschaft durch Verringerung der Wegebaubeihilfen. Alle Selbsthilfemaßnahmen mußten scheitern infolge der ungehinderten Einfuhr von Nah rungsmitteln aus dem Auslande. Auf Vorgänge jüngster Zeit im Bezirke eingehend, brachte der Vorsitzende die Kritik von national sozialistischer Seite an der Landbund-Organisation und ihren Füh rern zur Sprache. Sie wurden energisch zurückgewiesen, aber auch bedauert, da die gewählte Form die notwendige nationale Ein heitsfront zerstöre. Weiter kam die Landwirtschafts kammer zur Sprache, und das Kammermitglied Wittig (Seebschütz) erhielt Gelegenheit, verschiedene Irrtümer zu zer streuen. Er konnte feststellen, daß in den letzten zwei Jahren weder eine Erhöhung der Beiträge zur Kammer noch eine Vermehrung ihrer Beamten stattgefunden hat, daß im Gegenteil die Kammer, der wirtschaftlichen Lage Rechnung tragend, ihren Etat um 250 000 Mark gesenkt hat. Die Kammer sei auch bestrebt, die un nötig große Zahl landwirtschaftlicher Schulen durch Einziehung der schwächstbesuchten zu verringern, erfahre aber in dieser Be ziehung aus dem Kreise der Berufsgenossen heraus starken Wider stand. So seien in ber Schule Pulsnitz, nachdem die Schülerzahl auf 10 zurllckgegangen und infolgedessen die Auflösung ins Auge gefaßt war, die Anmeldungen in kurzer Zeit auf 24, in Lauenstein von 8 auf 32 gestiegen. Mit Genugtuung wurde die Mitteilung begrüßt, daß in der nächsten Kammersitzung ein Antrag Wittig be handelt werden soll, die Kammerbeiträge nicht lediglich nach der Boden klasse, sondern auch nach der Boden flächezu be messen. lieber die Vereinigung der Milchproduzenten zwecks besse rer Absatzreglung wurde vom Vorstandstische ausgeführt, daß sie ber Landbund unbedingt als notwendig erachte, wenn er sie auch als wirtschaftliche Angelegenheit nicht selbst in die Hand nehme. Gegenüber der von einer Seite gewünschten vermehrten Heran ziehung der Bezirkstagsmitglieder zu den Ausschüssen wurde be merkt, daß dies dem allerseits empfohlenen Prinzip der Spar samkeit widerspreche. Scharf getadelt wurde der gerade zum Un fug ausgeartete massenhafte Verbrauch von Südfrüchten durch das „verarmte" deutsche Volk, von dem man überall sich jetzt über zeugen kann. Ein ernster Feldzug gegen diese geradezu wahn witzige Verschleuderung deutschen Kapitals ins Ausland wäre wirklich angebracht. Die Debatte dehnte sich über zwei Stunden aus. Sie zeigte auss neue in erfreulicher Weise die Vergeblichkeit aller Versuche der Landbundgegner, durch Verdächtigungen und Verunglimpfungen die innere Festigkeit der Organisation zu be einträchtigen. Das Grabmal emer großen Liebe. In das Wunderland Indien, bas jetzt durch die Unabhängigkeitsbewegung Ghandis wieder einmal die Augen aller Welt auf sich zieht, führt der große Film „Das Grabmal einer großen Liebe", der in dieser Woche in den Lindenschlößchcn-Lichtspielen gezeigt wird. Man kennt die indische Landschaft, in der die Geschichte der großen Liebe spielt, aus vielen Bildern und Schriften. Ewiger Sonnenglanz und Lo tosblütenduft umschmeicheln die Menschen, deren bräunliche Kör per mit Sandel gesalbt sind. Aus hundert Märchen ist uns die Welt des Taj-Mahal vertraut; und mancher erinnert sich bei die sem Namen an Shahjehan, der beim Tod seiner Gattin auszog, das würdigste Denkmal zu finden, das die Tote und seine Liebe zu ihr ehren konnte. Nur wenige aber wissen von der Geschichte, die sich um das fürstliche Liebespaar gewoben, damals, als ihre Neigung entstand, als sie auf dem Sklavenmarkt von Bagdad zum ersten mal einander begegneten. Die erzählt nun der Film. 70 000 Menschen, die 17 Sprachen sprechen, werden zu sehen sein und der sensationelle Höhepunkt ist ein Raubüberfall auf eine Karawane, für den 1000 Pferde und 500 Kamele aus dem Privatmarstall des Maharadschas von Iaipore verwendet wurden. Die Straße ist kein Spielplatz. Bei Herannahen der Früh lingszeit ist wiederum zu beobachten, daß die Jugend ihre Spiele auf den Fußweg, insbesondere aber auch auf den Fahrdamm der Straße verlegt. Bei dem immer größer werdenden Fährverkehr müssen alle Aüfsichtspflichtigen bringend darauf sehen, die Kinder von den Straßen fernzuhalten und ihnen anderweite Plätze zum Spielen anzuweisen. Die zahlreichen Ünglücksfälle der letzten Zeit machen diese Warnung um so notwendiger. Zwingerlotterie. Es scheint, als ob kurz vor der Vollendung des großen Werkes der Wiederherstellung des Dresdner Zwin gers die Finanzkrisis von Staat und Stadt Dresden die endgül tige Fertigstellung der Arbeiten auf Jahre hinausgeschoben hätte. Da kommt den Zwingerlotterien eine besondere Bedeutung zu. Sie werden mit ihren hoffentlich restlos verkauften Losen deut lich sagen, daß auf dem Wege zur Vollendung des Werkes nicht haltgemacht werden darf. Warum? Der Dresdner Zwinger ist ein Kunstwerk, das über die Grenzen seiner engeren Heimat her- ausgewachsen ist. Dresden, Sachsen, Deutschland und stolz, dies Kleinod zu besitzen, zu dem die Kunstfreunde aus aller Welt Pil gern. Wird es möglich sein, bis zum Beginn der Internationalen Hygiene-Ausstellung mit bem Mittelteil des Rlesenhofes mit den angrenzenden Fassadenflächen und mit den Wasserkünsten fertig zu werden? Das wird wesentlich davon abhängen, ob jeder, dem unser vaterländilcher Kunstbesitz am Herzen liegt, durch Kaul von Zwingerlosen mithilft. Lose zu 1 Mark sind bei allen Kollek teuren erhältlich. Die Ziehung findet bestimmt am 12. und H Aprils sta^ ^^g ehem. 182er. Am 10. und 11. Mai finde! in der'alten Garnison Freiberg eine Wiedeisehensfeier der Ange-
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