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pottMGe kunülchau der eine vom Berlin sowie die Marine- und Militärattaches fremden Staaten. Das Wahtprüfungsgerlcht über den Volksentscheid. Das Wahlprüfungsgericht beim Reichstag hielt Sitzung ab, um das Ergebnis des Volksentscheids Krediterleichterungen für den Weinbau. Stundungen und Niederschlagungen. Der Volkswirtschaftliche Ansschutz des Reichstages genehmigte einen Antrag aller Parteien, wonach die dem deutschen Weinbau seit dem Jahre 1925 gewährten Kre dite auch weiterhin über ihre Fälligkeit hinaus geftun- d e t und in allen Fällen einer Notlage samt Zinsen teil weise oder ganz niedergeschlagen werden sollen, ferner soll bestimmt werden, datz wirklich zurückflicßcnde Kredite zur Bildung eines N otfonds für den Wein- bau benutzt werden. Bis zum 1. Abril 1931 soll dem Reichstag eine Denkschrift vorgelcgt werden, aus der sich ergibt, was in Erledigung des Antrages geschehen ist Oie wirtschaftliche Abrüstung. Das endgültige Genfer Programm. Der endgültige Entwurf ver Zollfriedenskonferenz für das Programm der großen wirtschaftlichen Verständi gungsverhandlungen der Zukunft liegt jetzt abschließend vor. Der Entwurf beschränkt sich aus allgemeine Empfeh lungen, ohne bindende Verpflichtungen der Regierung zu einem allgemeinen Zollabbau vorzusehen. Nach dem Ab- kommensentwurs kommen die unterzeichnenden Staaten über ein, zu einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu schreiten, die Erzeugungs- und Auslauschbedingungen zu verbessern, die Absatzmärkte zu erweitern und den Han delsverkehr mit den überseeischen Staaten weiter auszudehnen. Die Verhandlungen sollen unverzüglich eingeleitet werden, um in kürzester Frist zu einer wirtschaftlichen Organisation der Er zeugung zu gelangen und um die bisherigen Hemmnisse zu beseitigen. Unter den dafür geeigneten Maßnahmen wird u. a. auch die Senkung der Handelstarismauern erwähnt. Reichswirtschaftsminister Schmidt in Gens. Reichswirtschastsminister Schmidt ist am Donnerstag abend zur Teilnahme an den abschließenden Beratungen der Zollfriedenskonserenz in Gens eingetrofsen, desgleichen der englische Handelsminister Graham. Die Konferenz ist zu Frei tag zu einer neuen Vollsitzung einberusen. 22. Dezember zu prüfen. Der Reichsbeauftragte beantragte, die Abstimmung beim Volksentscheid über das Freiheits gesetz für gültig zu erklären und festzustellen, daß sich an der Abstimmung nicht die Mehrheit der Stimmberechtigten beteiligt hat. Der Berichterstatter unterstützte diesen Antrag. Das Wahlprüfungsamt schloß sich in seinem Urteil diesem Anträge an. Einberufung ^es deutschnationalen Parteivvrstandes. Der Vorst nde der Deutschnationalen Volkspartei, Geheimrat Hugenberg, hat ««gekündigt, daß in Kürze der Parteivorstand einberufen werden soll. Wie verlautet, soll er auch zu dem Verhalten des Reichspräsidenten gegen über den Voung-Gesetzen Stellung nehmen. Prälat Dr. Kaas beurlaubt. Der Vorsitzende der Zentrumspartei, Prälat Dr. Kaas, wird wegen seines angegriffenen Gesundheitszu standes einen längeren Urlaub antreten. Während seines Urlaubs wird der Abgeordnete Ivos die Vertretung führen. Deutsches Mick Hindenburg beim Trauergottcsdienst für Tirpitz. Der Marineverein Berlin 1886 veranstaltete sür seinen verstorbenen Ehrenvorsitzenden, Großadmiral v. Tirpitz, einen Trauergottesdienst, dem der Reichspräsident in Marschallsuniform beiwohnte. Unter den Erschienenen sah man noch u. a. die Chefs der Heeres- und der Marine leitung, ferner die Admirale v. Schröder, v. Lans, Mommsen, Behncke, Zenker, den Rektor der Universität Kodifizierung des Völkerrechts. Eröffnungssitzung der Haager Konferenz. Die Eröffnungssitzung der Haager Konferenz zur Kodifi zierung der internationalen Rechts wurde mit einer Ansprache des niederländischen Außenministers Jonkheer Beelaerts van Blokland eingeleitet, der die 200 Konferenzteilnehmer willkommen hieß. Nach ihm ergriff der Generalsekretär des Völkerbundes, Sir Eric Drummond, das Wort. Er führte aus, die jetzige Haager Konferenz sei eine der bedeutsamsten, die bisher vom Völkerbund einberusen worden seien. Hieraus ergrifs der Vorsitzende der Konferenz, Staatsminister Heemskerk, das Wort und gab einen ausführlichen geschichtlichen Überblick über das bereits vom Völkerbund zur allmählichen Kodifizierung des internationalen Rechts geleistete Werk. Nachdem der Konfer- renzvorsitzende mitgeleilt hatte, daß aus Grund eines Völker- bundratsbeschlusses der Rechtsberater des Völkerbundsekre tariats, Dr. Baere, zum Generalsekretär und Mr. Daniels auf Vorschlag der niederländischen Negierung zum zweiten Generalsekretär der Konferenz ernannt worden seien, wurde die Eröffnungssitzung geschlossen. Cin neuer großer Planei eni-ecki. Der eigentliche Entdecker seit mehreren Jahren tot. Bisher kannte man neben vielen kleinen acht große Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn Uranus und Neptun. Während der Merkur „nur" 57 9 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt ist und unsere Erde 149,5 Millionen Kilometer, beträgt bei dem im Jahre 1846 entdeckten Neptun der mittlere Abstand von der Sonne 4495,6 Millionen Kilometer. Nun meldete dieser Tage das Lowell-Obser vatorium in Flagstaft in Arizona, eine Beobachtungs station der Harvard-Universität, dass in der Bahn des Planeten Neptun ein neuer großer Planet entdeckt wor den sei. Die Entdeckung erfolgte bereits am 21. Januar dieses Jahres, aber man hat sie bis jetzt geheimgehalten, um erst nachzurechnen, ob alles stimmt. Und das merk würdigste ist, daß der eigentliche Entdecker des neuen Planeten, der berühmte Astronom Percival Lowell, bereits vor mehreren Jahren verstorben ist! Lowell hatte den neuen Planeten nie gesehen, aber er hatte ihn er rechnet und sozusagen vorausgcahnt. Lowell war, neben bei bemerkt, der Astronom, der die Marskanäle als zu landwirtschaftlichen Berieselungszweckcn angelegte Schöp fungen intelligenter Wesen bezeichnete. Die genaue Entfernung oes neuen Planeten vom Neptun ist noch nicht bekannt und einen Namen hat der neueste große Planet unseres Sonnensystems auch noch nicht. Er ist wahrscheinlich größer als die Erde, aber kleiner als der Uranus. Die Entdeckung des neuen Planeten, der als Stern 15. Größe geschildert wird und gleich dem Neptun mit bloßem Auge nicht gesehen werden kann, wird von den amerikanischen Astronomen als das bedeutendste astronomische Ereignis seit der Entdeckung des Neptunc- bezeichnet. Das Berliner Ehrenmal am Volkstrauertage, ein aus dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor errichtetes riesiges Kreuz. Nsrrsnstokks, Dsmsnsiokks, k^uttsrstokks > ^äi'selisl ! Drsscksn-L. „II. lii. kranz-ii. nor vom I I 8-k„»„l„tv„0e2I des kannte Lori schon, als sie noch ein kleines Dummchen war. Er ist doch eigentlich ihr alter Onkel." „Papa, das ist nicht wahr. Wie kann Doktor Kerkow alt sein. Er ist viel jünger und schöner als die andern alle zu sammen." Romberg tut erstaunt, während Leonie ihn klagend an blickte. „Beeile dich, mein Kind, wir wollen dich ganz gewiß nicht aufhalten." ' Romberg sagte es lächelnd, denn er sah die Unruhe in Lori. Er war sehr glücklich über diese Wendung. Sein Leber leiden war in ein ernstliches Stadium getreten, und wenn ihm heute oder morgen etwas zustieß, dann wußte er wenigstens seine kleine Lori geborgen. Und jetzt endlich schien sich ja sein Herzenswunsch zu erfüllen. Von ihm aus konnte die Heirat so bald wie möglich stattfinden. Lori war noch jung, ja, aber Kerkow würde keinen Grund für sich sehen, noch länger zu warten. Lori verabschiedete sich von Vater und Tante. Dann lies sie hinaus. Frau Leonie sah fragend auf den Konsul. „Willst du mir nicht endlich sagen, was das heißen soll? Du weißt genau so gut wie ich, daß sie nicht allein mit Direktor Kerkow umherlaufen kann. Er ist doch Junggeselle. Offen gestanden, ich begreife dich nicht" „Liebe Leonie, überlaß das diesmal, nur in dem einen Falle mir Ich weiß, was ich will, glaube mir Aber eine Frage, liebe Kusine: Wie gefällt dir eigentlich Doktor Kerkow?" Die alte Dame machte große Augen, sagte dann aber wahr heitsgemäß: „Er gefällt mir sehr. Doch du denkst vielleicht an eine Heirat zwischen ihm und Lori? Das glaube ich nicht, Hein rich. Er ist viel zu ernst und zu wortkarg für unsere Lori. Das gäbe keine gute Ehe." „Warum willst du durchaus eine unglückliche Ehe herbei unken? Ich sehe nur Gutes, wenn die beiden zusammen kommen," sagte der Konsul verdrießlich „Mag sein, aber ich denke, es wird nichts daraus." Der alte Herr ärgerte sich, doch er sagte nichts mehr. Ver stohlen blickte er durch die Gardine, und da sah er gerade noch, wie Lori leichtfüßig drüben den schmalen Weg dahin ging, der den Park der Villa mit dem Fabrikgelände ver band. Drüben sah er eine hohe Gestalt dem jungen Mädchen entgegenkommen Da wandte er sich ins Zimmer zurück. „Ich muß noch arbeiten. Laß dich nicht stören. Wie ich sehe, harrt noch deine Post auf dein Interesse," sagte er gut mütig. „Ja, es ist heute allerlei, aber ich hatte es beinahe ver gessen. weil ich fo erstaunt war, daß Lori mit Kerkow allein geht. Es schickt sich nicht, von dieser Meinung wird mich niemand abbringen " „Vielleicht hast du recht, Leonie, doch nun ist sie fort, und Die verwitwete Frau Major Henning, eine Kusine Konfuls, die ihm den Haushalt führte, war nicht damit ein verstanden, daß Lori allein mit Direktor Kerkow durch die Werke streife. Die beiden Damen gerieten, was nicht oft geschah, sogar ein bißchen aneinander. Lori bestand auf ihren Willen und die Tante auf ihrer Meinung, daß sich das auf keinen Fall schicke. Konsul Romberg lächelte vergnügt vor sich hin. Er entdeckte eine Wendung in Loris Denken, die ihm zusagte. Sie mochte ruhig mit Kerkow gehen. In diesem Tone mischte er sich in das Gespräch. „Mit Kerkow ist das etwas anderes, liebe Leonie. Er „Mit ihm kannst du gehen, Lori," entschied der Konsul. „Möchtest du eigentlich nicht auch einmal Elsbeth Kerkow besuchen? Ich glaube, du bist ihr einen Besuch schuldig." „Nach Besichtigung der Werke gehe ich mit Doktor Kerkow zu seiner Schwester," sagte Lori. „Wir haben das alles gestern abend verabredet. Gestattet ihr also jetzt, daß ich mich fertig anziehe? Es ist bald zehn Uhr, und ich möchte Doktor Kerkow nicht gern warten lassen " „Wenn jemand mitgehen soll, bleibe ich hier Ich hatte mich so auf diesen Gang mit Kerkow gefreut," sagte Lori. „Mit ihm kannst du gehen, Lori," entschied der Konsul. er bringt sie schon wieder wohlbehalten zurück. Ich kenne ihn zu gut." Er nickte der Dame freundlich zu und ging dann hinaus Es wartete wirklich noch allerlei Arbeit auf ihn Und als er drüben in seinem schönen, großen, nach dem Park zu ge legenen Zimmer saß, dachte er mit tiefer Dankbarkeit an Hans Kerkow, dem er vertrauen konnte wie sich selbst, der ihm jo viele schwere Arbeit abnahm, Arbeit, die nicht ein mal zu den Obliegenheiten des ersten Direktors gehörte. Kerkow tat es, ohne Worte zu machen. Er hätte es auch getan, wenn Lori ihm verloren gewesen wäre. So ohne jeden Eigennutz war der Charakter dieses Mannes, daß man ihm rückhaltlos vertrauen konnte. Und nun würde vielleicht noch alles gut werden. Kerkow hatte einmal gesagt: „Ich wüßte nicht, daß ich mehr täte als meine Pflicht. Doch wenn Fräulein Lori die Meine würde, dann wäre ich der glücklichste Mensch unter der Sonne." Stolz, frei uns offen wie er stets und in allem war, so hatte er auch feine Liebe eingestanden, damals, als er nicht die geringste Aussicht hatte, daß Lori leine Neigung jemals erwidern könnte. Und genau in dem Augenblick, wo er ernstlich um Lori werben wollte, flog ihm auch deren Herz zu. Wahrlich. Ker kow war ein ganzer Kerl! Der verstand es. mit dem Leben und den kleinen Frauen fertig zu werden Glücklich würde die Kleine werden an seiner Seite, da war kaum ein Zweifel Kerkow bot die Gewähr dafür. Wenn sie nur recht bald ins Reine kämen, dis zwei. Der Generalkonsul arbeitete einige Zeit, dann lehnte er sich wieder zurück Seine Hand preßte sich in die linke Seite Dort saß ein schlimmer Schmerz. In letzter Zeit kam dieser Schmerz sehr oft. Aber etwas anderes kam auch und ließ ihm keine Ruhe. Es waren — Gewissensbisse! Irgend etwas war da, das ihn nicht mehr gut schlafen ließ. Und er hatte es sich ein ansehnliches Stück Geld kosten lassen, doch alles war vergeblich gewesen. Niemand wußte, was aus dem Kinde der Zirkusreiterin geworden war, die selbst damals auf so tragische Weist endete. Bei einer Gala-Vorstellung war sie gestürzt unk kurze Zeit später an den inneren Verblutungen gestorben. (Fortsetzung folgt.) Liebe, -ie zu spät gekommen Original-Roman von Gert Rothberg. (4) Copyright by .Brückenberg-Derlag", Zwickau i. Sa. 2. I Wilsdruffer Tageblatt I » L.Blatt -Nr. 63 —Sonnabend den 15. März 1930 I Volkstrauertag Psalm 20, 6: Im Namen unseres Gottes Wersen wir Panier auf. Heut senken sich viele Fahnen zum stillen Gruß für die alten Kameraden. Heut senken sich viele Augen m stillem Schmerz um die, die einst dahingegangen sind. Heut füllen sich viele Herzen wieder mit bitterm Harm um das eigene Leid und um die Not unseres ganzen Volkes. Heilig soll uns dieser Schmerz sein. Beklagens wert alle, die ihn tragen mit heißen Herzen — beklagens werter die, die mit diesem Schmerz nichts anzufangen wissen. Schmerz, der aus der Dankbarkeit und aus der Liebe kommt, ist heilig und gut. Darum soll uns der Volkstrauertag eine heilige Pflicht sein. Aber Trauer darf sich nicht im leidenden Gedenken verlieren. Sie darf nicht nur Sache des weichen Gefühls sein. Sie muß Sache des Gewissens und des Willens werden, wir müssen danach trachten, die Trauer zu überwinden, indem wir aus der Blüte der Trauer die Frucht der Tat zu erzielen suchen. Dazu, wie wir das machen sollen, kann uns nichts besser helfen als der Blick auf Jefus. Er zeigt, wie man Leid in Segen, Not in Sieg wandeln kann. Wie er das gemacht hat? In dem er ausging von der Grundgewißheit: Alles, was geschieht, geschieht nach Gottes Willen, es kommt nichts außer von ihm; und indem er sich daran nicht irre machen ließ dadurch, daß er selbst es gern anders gewünscht hätte und datz er unter der Fügung Gottes zu leiden hatte. Es ist gut, daß man den Volkstrauertag in die Zeit der Passion gelegt hat. Daraus wollen wir rechtes Ver ständnis sür ihn und rechte Kraft für uns schöpfen. Heilig ist der Schmerz — heiliger die Tat, die aus der Tiefe des Schmerzes neues Leben saugt und Frucht bringt für spätere Geschlechter. Darum sollen die Fahnen und die Augen heute sich senken, aber nicht gesenkt bleiben; mann haft müssen unsere Herzen schlagen: und ob wir leiden müssen — Gott weiß, warum; er will's — so wollen wir es auch; nicht das Leid soll uns überwinden, sondern wir wollen das Leid überwinden. So grüßen wir die, derer wir heut gedenken. Wofür ihr dahingesunken seid, dafür erheben wir uns zum Kampf in Gottes Namen: für eine bessere kommende Welt, die voll ist des Gottesgeistes der Liebe und der Reinheit und des Friedens. Dafür zu leiden lohnt sich schon. Im Namen unserer Gottes werfen wir Panier auf! k. H. P. Dem toten Freunde. (Zum Volkstrauertag.) Wir wollten die Welt durchwandern ... Wir hatten zusammen die Schulbank gedrückt, Wir waren Freunde, begeistert, beglückt — Er liegt begraben in Flandern. Wir hatten eine Laute, Und ein Mädel hat uns ein Band gestickt. Wir haben ihr selige Verse geschickt — Das liebe Mädel hieß Traute. Wir spielten, und wir sangen, Wir haben zusammen geweint und gelacht, Durchschwärmt den Tag und durchschwärmt die Nacht, Und Becher und Herzen klangen. Nun sind verrauscht die Lieder ... Die Laute hängt stumm bei dem Bild an der Wand, Ein Flor daran und von Traute das Band, Und keiner spielt sie wieder. Wir wollten die Welt durchwandern, Da kam der Krieg und der Tod, oer nicht mißt. Wir wußten noch nicht, was Leben ist. Da starb er in Flandern. Heinrich Eisen.