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Tagesfprüche Der wahren Frauenschönheit holden Macht Kann widerstehen keine Macht auf Erden. * Gemeinsame Hilf' in gemeinsamer Not Hat Reiche und Staaten begründet. Grillparzer. Nie Mederausbauarbeiten im franzvMenAberschwemmNNgsgebiet Erfolgreiche Sammlungen für die überschwemmten. Die französische Negierung will einen besonderen Organismus für die Einleitung und Kontrolle der Wiederaufbauarbeiten im Überschwemmungsgebiete schaf fen. Alle Senatoren der durch die Überschwemmungs katastrophe betroffenen Departements haben im Senat eine Entschließung eingebracht, in der die Regierung auf gefordert wird, den landwirtschaftlichen Genossenschaften einen Vorschuß in Höhe von 500 Millionen zur Gewährung langfristiger Anleihen an die betroffene Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Die einzelnen Familien sollen nach diesem Vorschlag bis 100 000 Frank als Anleihe zu einem Zinssatz von einem Prozent, der unter gewissen Umständen noch ermäßigt werden soll, er halten können. Die Bank von Frankreich ist als Zentral sammelstelle für die Spenden, die für die durch die Über schwemmungskatastrophe betroffene Bevölkerung ein gehen, eingerichtet worden. Der erste Sammeltag brachte bereits die stattliche Summe von 7)4 Millionen Frank. Ordnung -es kirchlichen Lebens. Die neuen Regeln der „K i r ch e n z u ch t". Die Generalsynode verabschiedete in erster Lesung die Vorlage über „Ordnung des kirchlichen Lebens". MU ihr soll das kirchliche Leben in seinen Formen den Zeitverhält nissen angepaßt werden. Die Ordnung enthält Regeln über Taufe, Abendmahl, religiöse Erziehung, Trauung, Bestattung und über das Leben in Gottesdienst und Gemeinde. Eine Ergänzung sollen die Bestimmungen über den Schutz der kirchlichen Sitte geben, die man früher unter dem Begriff der „Kirchenzucht" zusammenfaßts. Der Bericht über die Aus- schußberatungen über diesen Gegenstand gab Aufschluß über Schwierigkeiten dieser Materie. Es kam darauf an, einen Ausgleich zu finde» zwischen der Notwendigkeit, die kirchliche Sitte durch feste Regeln zu schützen, zugleich aber für die freie Entfaltung der inneren Kräfte eines leben digen Christentums Raum zu schaffen. Nach Schluß einer lebhaften Aussprache wurde die „Ordnung des kirchlichen Lebens" mit Mehrheit angenommen. Entschließungen -er Generalsyno-e. Die Auslandsdiaspora-Arbeit. Die Preußische Generalshuode nahm im weiteren Verlaus ihrer Sitzung zu deu Berichten des Gustav- Adolf-Vcreins und der Kirchenleitung über die Auslandsdiaspora-Arbeit Stellung. Der Ausschußbericht- erstatter Generalsuperintendent v. Gennrich (Königsberg) würdigte u. a. die großzügige und weitschauende Für sorge der evangelischen Kirche der Altpreutzischen Union für die Auslandsdiaspora durch mehr als ein Jahrhundert hindurch und hob insbesondere die hohen Verdienste des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats, I). Kapler, auf diesem Gebiet hervor. Nicht weniger als 1 7 7 Aus landsgemeinden sind von der Altpreu ßischen Union betreut worden, von denen zwei Drittel soeben den Anschluß an den Deutsch-Evangelischen Kirchenbund vollzogen haben. Rach einer kurzen Aus sprache, in der u. a. der Vorsitzende des Brandenburgischen Hauptvereins des Gustav-Adols-Werkes, Exzellenz Kriege, auf die Not der evangelischen Minderheiten des Ostens hinwies, wurde eine Entschließung angenommen, worin die Generalsynode sich nachdrücklich zur Pflicht bekennt, den Brüdern in der Zerstreuung bei der Erhaltung ihres Glaubens und Volkstums zu helfen. Die Generalsynode faßte nach der Schlutzberatung über den Tätigkeitsbericht der Kirchenleitung mehrere Ent schließungen. Auf dem Gebiete der kirchlichen Verwaltung wurde eine größere Ökonomie der Kräfte und eine stärkere Dezentralisation gewünscht und gefordert, daß die neue Abgrenzung der Kirchenkreise sich den veränderten Zeit verhältnissen anpassen müsse. Diese Frage betrifft be sonders Groß-Berlin und das rheinisch-westfälische Industriegebiet, wo durch die Reorganisation die Kirche vor neue Aufgaben gestellt wird. Den Ge meinden und Verbänden wird nahegelegt, durch be scheidene Finanzgebarung auf die schwer rin- -gende Wirtschaft Rücksicht zu nehmen, während die Generalsynode von den staatlichen Instanzen erwartet, daß die Vermögens- und Steuerrechte der Kirche nicht so ein geengt werden, daß die Deckung des lebensnotwendigen Finanzbedarfs der Kirche gefährdet wird. Der Neuaufbau des kirchlichen Finanzwesens soll zunächst zurückgestellt werden. „Aus -em ioien Punkt." Erfolglose Flottenkonferenz. Die politischen Besprechungen in London zwischen Briand, Macdonald und Stimson sind auf dem toten Punkt angelangt, wie man in Paris an- nimmt. Soweit es sich um das sogenannte Mittel meer-Locarno handele, sei die Absage Macdonalds entschieden und endgültig gewesen. Man erkenne jetzt deutlich, daß England seinen internationalen Verpflich tungen keine neuen hinzufügen wolle und daß es sich auch den im Genfer Übereinkommen vorgesehenen Sank tionen widersetzen werde. Auf alle Fälle halte Briand den Augenblick für ungeeignet zur Organisation des end gültigen Friedens. Er habe aber die Absicht, seine Gedankengängc in einer öffentlichen Rede darzulegen, bevor er am Freitag, dem Ankunftstage Tardieus, Lon don verläßt, da der politische Teil der Konferenz als end gültig erledigt angesehen werden könne. Flottensachverständige in London geben zu, daß Frankreichs Zahlen in ihrer gegenwärtigen Form den zwischen England, Amerika und Japan erreichten Aus gleich aufhielten und tatsächlich kein Abkommen er reicht werden könne, bevor nicht eine Einigung zwischen den europäischen Mächten erzielt sei. In der Haltung der britischen Regierung sei eine beträchtliche Versteifung der Ansicht zu verzeichnen, daß keinerlei weitere Nerpslich tungen Frankreich gegenüber in Frage kommen könnt-" Die polizeistun-e. Die Länder dürfen bestimmen. Der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstages setzte die zweite Lesung des Gaststättengesetzes beim 8 14 fort, der die Polizeistunde behandelt, die nach den Beschlüssen der ersten Lesung für das Reich auf 1 Uhr nachts festgesetzt wor den war. Nach längerer Aussprache einigte man sich dahin, daß die oberste Landesbehörde Bestimmungen über die Festsetzung und die Handhabung der Polizeistunde in Gast- oder Schankwirtschaften nach Anhörung der wirt schaftlichen Vereinigungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer des Gast- und Schankwirtschaftsgewerbes zu erlassen habe. Die äußerste Grenze für die Festsetzung der Polizeistunde sei 1 Uhr nachts, sofern nicht besondere örtliche Verhältnisse eine Ausnahme rechtfertigen, worüber die oberste Landes behörde oder die von ihr vestumnte Behörde entscheidet. Der Ausschank von Branntwein in Gast- oder Schankwirtschaften, sowie der Kleinhandel mit Branntwein darf nicht vor 7 Uhr früh beginnen. Oie Berliner Verwaliungsresorm. Beratung im Staatsministerium. Das preußische Staatsministerium beschäftigte sich am Dienstag eingehend mit dem Entwurf des vom Minister des Innern vorgelegten Selb st Verwaltungs grsetzes für Berlin. Die Aussprache ergab als einmuttge Ansicht des Staatsministeriums, daß der Grundgedanke des neuen Ge setzes. an die Stelle der alten Maglstratsverf ass una, mrt oer unter den heutigen Verhältnissen praktische Verwal tungsarbeit in Berlin nicht mehr zu leisten sei, die Bürger« metstereiverfassung zu setzen, im Interesse der Stadt Berlin und der reibungslosen Bewältigung ihres großen Auf- aabenkreiseS liege, und daß ihm daher unbedingt zuzustimmen sei. Auch die Besprechung der Einzelheiten des Entwurfs er gab kaum Meinungsverschiedenheiten. Einige Ergänzungs vorschläge sollen noch in das Gesetz hineingearbeitet werden. Die Vorlage wird unverzüglich dem preußischen Staatsrat zu geleitet werden. Oie europäischen Han-elsbeziehungen. Um den französischen Konventionsentwurf. Der neue französische Konventionsentwurf zur Stabilisie rung der europäischen Handelsbeziehungen hat im ersten Hauptausschuß in Genf zu einer längeren Aussprache geführt, die zum Teil in der Richtung einer Wiederaufnahme der Debatte über den Zollwafsensttllstandsenlwurs gingen. Die Hauptbedenten wurden von England und Holland vorgebracht, deren Vertreter der Meinung sküd. daß der Verzicht aus Zollerhöhungcn ihre Staaten schwerer trifft als die Staaten mit festem Zoll system. Angesichts der Umänderungswünsche, die sich bei der Aussprache ergaben, bat der französische Handelsminister Flandin dringend, die Beratungen auf den reduzierten fran zösischen Konventlonseuiwurf zu befchränken, da man sonst wieder in die schleppende Diskussion der letzten Wochen zurücksalle. Die französische Abordnung werde gc wissen Abänderungen zustimmen, falls der Entwurf da durch nicht seinen elastischen Charakter verliere, der eben zur Teilnahme möglichst vieler Staaten beitragen sollte. Lan-arbeiiersie-lung. Der neue Gesetzentwurf im Landwirtschaftsausschuß des Reichstages. Der Landwirtschaftsausschutz des Reichstages nahm am Dienstag den Gesetzentwurf über Zuschüsse aus Reichsmitteln für die Ansiedlung von Land arbeitern einstimmig au Nach dem Entwurf können bekanntlich Land- und Forstarbeitern und ländlichen Handwerkern, die für die Begründung landwirtschaftlicher Kleinbetriebe Darlehen aufnehmen müssen, aus Neichsmitteln für eine Zeit bis zu zehn Jahren Zuschüsse zu den Zins- und Tilgungsleistungen gewährt werden. Der Reichsarbeitsminister kann die Gewährung dieser Zuschüsse auf andere Gruppen ländlicher Arbeitnehmer ausdehnen. Er kann anordnen, daß auch zu den ein maligen Kosten des Darlehens Zuschüsse gewährt werd-' dürfen. Deutsches Reich Kein Bündnisangebot Italiens. Ein Berliner Blatt teilte ans London mit, der fran zösische Außenminister Briand hätte in einer Unterredung mit Macdonald erklärt, daß Mussolini in direkten Verhandlungen mit Berlin den Abschluß eines deutsch italienischen Militärbündnisses als Ersatz und unter Aus schaltung des Locarnovertrages angeregt habe. Diesen Bündnisantrag habe die Reichsregierung allerdings vor läufig abgelehnt. Wie von Berliner zuständiger Stelle mitgeteilt wird, ist diese Meldung völlig aus der Luft gegriffen. Mit Mussolini haben über ein deutsch-italienisches Militärbündnis weder direkt noch in direkt Verhandlungen stattgefunden. Politische Verbote für Schüler. Den Schülern der dem Provinzialschulkollcguun Han nover unterstellten Schulen war durch einen Erlaß ver boten worden, der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und der Hitler-Jugend auzugehören. Dieses Verbot war zum Gegenstand einer Kleinen Anfrage im Preußischen Landtage gemacht worden, die der preußische Kultusminister im Einverständnis mit dem preußischen Minister des Innern dahin beantwortet hat, daß das Provinzialschulkollegium der Provinz Hannover zu deni angefochtenen Verbot nach den allgemeinen Bestimmungen des Runderlasses vom 4. August 1922 nicht nur berechtigt sondern verpflichtet war. Dem Organisator der deutschen Flotte. Alle Schiffe der Neichsmarine hatten zur Stunde der Bestattung des verstorbenen Großadmirals von Tirpitz die Flagge^ auf Halbmast gesetzt. Der Chef der Marine station der Nordsee in Wilhelmshaven gedachte des Organisators der deutschen Flotte in einem Tagesbefehl, in dem es heißt: Seine verehrungswürdige Gestalt bildet die Verkörperung des See- und Marinegedankens des deutschen Volkes. Verhandlungen über die Mcmelfrage Die Verhandlungen, die der titanische Außenminister Dr. Zgunius in Berlin führ!, sind fortgesetzt worden. In 73. Fortsetzung Nachdruck verboten „Schade, daß Vater den Fund nicht mehr sehen konnte, die originelle Lösung des Verses hätte ihn sicher auch über rascht." / Sie bückte sich, ihr Auge hatte eben ein Papier entdeckt, das sich etwas unter einem der Schmuckkästen vorschob. Sie zog es heraus und erkannte, es war eng beschrieben. Die Tinte war verblaßt und es lagen die Spuren goldschim mernden Streusandes darüber. Sie las und reichte das Briefchen, das vor etwa hundert Jahren geschrieben wurde, Ulrich Weidenberg, dabei hörte der Mann, wie Ilse tief und gleichsam befreit aufatmete. Ulrich Werdenberg las nun auch und als er gelesen, er hob er sich, wollte das Papier wortlos zurückgeben. Aber Ilse nahm es ihm nicht ab. „Diese Willensäußerung meines Urgroßvaters ist für mich bindend," erklärte sie betont, „dieser, sein schriftlich fest gelegter Wille gehört zu der Kassette und die Kassette ist Ihr Eigentum!" Sie sagte es fast fröhlich. Der Mann sah finster aus. „Glauben Sie, Fräulein Rauneck, ich ließe mir solche Werte schenken?" Ilse lächelte: „Glauben Sie vielleicht, ich ließe mir solche Werte schenken?" Sie nahm jetzt das Papier aus längstvergessener Zeit entgegen und las mit halblauter Stimme: „Ich, Traugott Rauneck, Herr auf dem Rauneckhof, habe zuviel überflüssiges Geld gehabt und es benützt, Schmuck und edle Steine dafür zu kaufen, weil ich mein Leben lang groß« Freud« an d«m blitzenden Feuer der Juwelen gehabt. Schade, daß meine Zeit es nicht liebt, einen Mann damit geschmückt zu sehen. Mehr als einen Ring, eine Uhrkette darf man nicht tragen, sonst gilt man als Stutzer. Ich habe gelesen, in den Tagen des Son nenkönigs trugen die Herren Geschmeide wie die Damen, und des Königs Bruder soll närrisch nach prächtigem Schmuck gewesen sein. Ich kann das verstehen. Heimlich wühle ich in meinen Schätzen und des Abends schmücke ich mich manchmal damit, wenn ich nicht mehr fürchten brauche, überrascht zu werden. Meine Frau wußte nichts von meiner Leidenschaft und weil sie früh starb, wird nie mand davon erfahren wie derjenige, der diese Kassette findet. In meinem Testament steht ein Vers geschrieben, er gibt die Spur an, wo ich die Kassette vergraben habe. Wenn die Erntefestfeuer bei den drei Steinen hoch auf flammen, dann steht der Hahn im feurigen Schein. So sieht man es vom Sühnekreuz aus. Die Zeiten ändern sich. Vielleicht brennen einmal die Erntefeuer nicht mehr bei den drei Steinen und der Hahn steht nicht mehr im feurigen Schein, vielleicht kommt auch kein Rauneck auf die Lösung und er, der diese Kassette ausgräbt, weiß nichts von meinem Testament und von dem Vers. Dann soll die Kassette mit ollem, was sich darin befindet, ihm gehören, der sie entdeckt. Die Raunecks werden ja inzwischen nicht arm geworden sein. Er, der die Kassette findet, mag sie behalten und gut wäre es, wenn er ein armes Luder wäre, dem das, was mein heim liches Glück und meine heimliche Lust gewesen, Segen brin gen könnte. Meine Nachkommen sollen meinem Wunsche nicht ent gegen sein, wenn sie davon hören. Traugott Rauneck." Ilse hatte die letzten Sätze verstärkt gesprochen. Nun sagte sie fest: „Die Kassette gehört Ihnen, Herr Inspektor. Erstens schon, weil mein Urgroßvater deutlich seinen Wunsch und Willen kundtut und zweitens, weil Sie zurzeit der rechtmäßige Besitzer des Stückchens Land sind, wo die Kassette vergraben war." Sie lächelte ihn an. „Nun sind Sie auch reich, denn ich glaube, Sie werden die Steine gut verkaufen können." Er erwiderte hastig: „Ich nehme die Kassette nicht an, sie gehört den Raunecks." „Es gibt nur noch eine einzige Rauneck," entgegnete sie stolz, „und die hält sich an den Willen ihres Vorfahren." Er sah sie fast zornig an. „Was soll ich mit den Werten, ich bin ein bedürfnis loser Mensch." Sie blickte ins Leere. „Vielleicht bringt Ihnen der Reichtum Glück, mehr Glück, als mir der meine brachte, der fast meinen Tod bedeutet Hütte." Sie streichelte den Hund. „Sie müssen selbst wis sen, was Sie damit beginnen wollen." Seine Augen suchten ihren Blick, doch sie fanden ihn nicht. Aus Herzenstiesen rang sich ein heißer Wunsch, der heißeste, sehnsüchtigste Wunsch seines Lebens in ihm empor und wagte sich über seine Lippen. „Ilse, ich besaß nicht den Mut, Ihnen von meiner Liebe zu reden, weil ich arm war und nicht zu jenen gezählt wer den mochte, denen man nachsagt, das Geld einer Frau habe sie angeloät." Er haschte nach ihrer einen Hand. „Ilse, ich liebe Sie über Mes und nehme die Kassette nur unter der einen einzigen Bedingung, daß Sie die Meine werden." Sie hob den Blick und ein seliges Lächeln glitt über ihre Züge. Wie schön war es, von Ulrich Werdenberg das Geständ nis seiner Liebe zu hören. Und zugleich wie furchtbar, denn wie schwer war es für sie, zu entsagen. Er durfte kein Mädchen heiraten wie sie! (Schluß folg! )