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Großer Krach im Reichstag O halte nicht so scheu zurück O halte nicht so scheu zurück. Gib Heine Liebe zu erkennen! Ein jeder sucht sein Stückchen Glück, Und einem jeden ist's zu gönnen. Geh' fröhlich aus dir selbst heraus, Des Herzens Güte zu verschwenden; Kannst du beglücken, teile aus — Ja, teile aus mit vollen Händen! Und hat dir jemand weh getan, Der dir sonst reiche Liebe schenkte, So schreib es ihm nicht grollend an: Vergib, vergib, daß er dich kränkte! Die Zeit verrauscht; bald ist verwaist Ein töricht Herz, das zürnend grollte; Wie bitter, wenn es einstens heißt: „Ich nahm, wo ich doch — geben sollte." Paul Heyse. Zum 100. Geburtstag (15. März). Paul Heyse war über 80 Jahre alt, als er den Nobel preis für Literatur erhielt — als Belohnung für sein gesamtes Lebenswerk. Es wäre auch nicht leicht gewesen, ihm einen Preis für ein Einzelwerk aus seinen letzten Lebensjahren zuzuerkennen, denn der Dichter hatte in den Jahren nach 1900 nichts mehr geschrieben, was bemerkens wert gewesen wäre. Als ein Patriarch aus vergangenen Tagen ragte er hinein in eine neue Zeit, die ein anderes Dichtergeschlecht auf den Plan gerufen hatte, und die „Jungen" spotteten ein wenig über den Dichter, den man ein paar Jahre vorher als den größten deutschen Novellen dichter neben Gottfried Keller gefeiert hatte. Und es muß schon gesagt werden: ein großer Rovellendichter war Paul Heyse unbedingt, wenn uns Heutigen auch viele seiner Novellen, die einst bewundert wurden, gekünstelt erscheinen. Vor allem stört uns in seinen Geschichten — er hat weit über hundert Novellen geschrieben — die oft ganz unmögliche Handlung. Zn seinen besten Novellen gehören: „Die himmlische und die irdische Liebe", „Unvergessene Worte", „Zwei Gefangene", „Billa Falconieri", „Die Stickerin von Lreviso", „Das Glück von Notenburg", „Der letzte Centaur" und „L'Arrabiata", die Perle aller Heyseschen Novellen. Ein großer Teil der Novellen spielt auf italienischem Boden, und Heyse hat seiner besonderen Liebe zu Italien, das ihm eine zweite Heimat geworden war, auch sonst noch Ausdruck verliehen. Neben den Prosanovellen stehen zahlreiche Vers- novellen, von denen die meisten klassisch sind, denn Paul Heyse war ein Verskünstler, wie es deren in Deutschland nicht viele gab. Das beweisen neben den Versnovellen in erster Linie die Lieder und Spruchgedichte, die leider Seratung des Republikschlchgeseßes. Lärm um Severing. Berlin, 13. März. Aus einem Mißverständnis, flüsterten manche Leute sich lm Reichstag zu, sei der Skandal entstanden, der in den ersten Nachmittagsstunden die heiligen Hallen durchtobte und einen Augenblick lang die Wetterverhandlungen einfach unmöglich zu machen schien. Ach nein, nicht ein Mißverständnis war es, sondern der Vorfall hatte auf spychologtschen Ursachen beruhende Veranlassung. Es war die zum Ausdruck drängende Reaktion auf die in den letzten schweren Tagen des Young-Plans an gesammelte Spannung, die bei dem verhältnismäßig sachlich verlaufenen Kampf um die Haager Abmachungen nicht zum vollen Niederschlag gekommen war. — Heute, bei de n Repu- bltkschutzaesetz. platzte die Bombe Minister Severing verteidigte den Gesetzentwurf und entfernte sich dann eilig. Der folgende Redner von rechts wollte nicht sprechen ohne Severings Anwesenheit, es ent stand Lärm und Tosen, als Severing nicht erschien und es viel leicht vorzog, draußen in Behaglichkeit seine Tasse Kaffee zu trinken. Behaglichkeit vertragen Streithähne jeder Färbung nicht, am wenigsten politische Fanatiker. Dazu kam eine etwas unklar bleibende Anordnung des Präsidenten Löbe, die glück licherweise auf zweierlei Arten gedeutet werden konnte. Der Sturm brach los; mit betäubendem Lärm, mit in orkanartigem Getöse untergehenden Ordnungsrufen und der Verbannung für einen Kommunisten aus dem Saal. Als die Verwirrung bis zum Gipfelpunkt gestiegen war, zeigte sich un vermutet Severing wieder, und die Anklagereden seiner poli tischen Gegner konnten vonstatten gehen. Reichsjustizminister von Guörard goß juristisch und verfassungskundtg abgemessenes Ol aus die langsam abebbenden Wogen. io. * Sitzungsbericht. <141. Sitzung.) 68. Berlin, 13. März. Die zweite Lesung des R e p u b l i kschu tz g e s e tz e s be ginnt mit einer einleitenden Rede des Reichsinncnministers Severing. Er gedenkt der Dinge, die sich am 13. März 1920 in Berlin und im Reiche abgespielt haben. Am frühen Morgen zogen hakenkreuzgeschmückte Soldaten unter Führung von Kapp und Lüttwitz in die Wilhelmstraße ein und be fetzten einige Ämter. Die Arbeiterschaft beantwortete dieses Vorgehen mit dem Generalstreik. Aber nicht allein der Generalstreik, sondern auch die Pflichttreue der deutschen Beamtenschaft hat der Regierung Kapp-Lüttwitz ein baldiges Ende hereitet. Nur daran scheiterte der Ansturm gegen den Staat; andere zuverlässige Machtmittel hatte er nicht. Heute haben wir eine Reichswehr mit vorzüglicher Disziplin und eine Schutzpolizei, der man die gleiche Tugend nachsagen kann (Lärm bei den Nationalsozialisten. — Abg. Strasser jNat.-Soz.j erhält einen Ordnungsruf.) Ohne Kapp-Putsch wären wir nicht zum Ruhrausstand gekommen und zu der Zerstörung großer wirtschaftlicher Werte mit der Folge einer weiteren Verschlechterung der deutschen Valuta. Gegen eine Wiederholung solcher Putsche brauchen wir ein Schutz- gefetz. Graf Westarp Hai als deutschnationaler Frakttons- sichrer im Jahre 1927 nicht nur den Initiativantrag zur Ver längerung des Republikschutzgesetzes unterzeichnet, sondern ei ntcyr genug gewurvlgt wuroen, wett man uver oem Novcllendichter den Liederdichter vergaß. Gedichte wir „Dulde, gedulde dich fein", „Ich sah mein Glück vorüber gehn", „Nur ein Wachtelschlag im Feld" und vor allem die erschütternden „Totenlieder", die Heyse aus den Tod seiner Kinder dichtete, haben in der deutschen Literatur nicht viele ihresgleichen. Auch als Dramendichter wird Heyse nicht genug geschätzt. Er hat eine große Anzahl Dramen geschrieben, aber auf der Bühne haben sich seine dramatischen Werke nicht behaupten können, obwohl mehrere von ihnen — wir nennen „Hans Lange", „Kol berg", „Die Weisheit Salomos", „Ehrenschulden", „Maria von Magdala" usw. — durchaus bühnenwirksam sind. Vergessen, aber mit Recht vergessen sind auch Heyses Romane — „Kinder der Welt", „Im Paradiese", „Der Noman der Stiftsdame" usw. —, die bei ihrem Erscheinen gewaltige Sensation erregten, aber einen dauernden Werl nicht besaßen. Heyses Leben verlief trotz seiner langen Dauer ohne große Stürme. Der Dichter wurde am 15. März 1830 in Berlin als Sohn eines bedeutenden Sprachforschers ge boren und lebte, nachdem er studiert und promoviert hatte abwechselnd in München, wohin ihn König Maximilian ll berufen hatte, und in Gardone Riviera. Er starb am 2. April 1914 in München. hat auch die Notwendigkeit betont, mit einem solchen «Äesei den Staat gegen kommunistische Ordnungsstörungen zü schützen. Heute wollen die Deutschnattonalen dem Staat den Schutz versagen, den sie ihn, 1927 bewilligten. In der Zeit, in der das Republikschutzgesetz sehlte, ist das Versammlungs recht durch das Treiben der Extremen von rechts und links zum Versammlungsunrecht geworden. Die Pressefrei heit — ich bin mir der Tragweite des Ausdrucks wohl be mußt — ist vielfach zu einer Pressesrechheit geworden Wir können es nicht länger dulden, daß Demagogen straßauf, straßab ziehen und die Massen verhetzen. Allein in Preußen sind im vergangenen Jahre bei Zusammenstößen 300 Schutzpolizisten verletzt und 14 getötet worden. Die Länder können es nicht auf die Dauer ertragen, daß ihre Machtmittel aus diese Weise- abgenutzt werden. (Lärni. Der Präsident droht den Abgg. Thälmann (Komm.) und Dr. Göbbels (Nat.-Soz.), die bereits je zwei Ordnungsrufe erhalten haben, für den Fall weiterer Ordnungsstörungen schärfere Maßnahmen an.) Wenn die von den Kommunisten ausgesprochenen Drohungen Schule machen sollten, dann wäre es mit der Ordnung in Deutschland vorbei dann gäbe es keine geregelte Produktion mehr, dann gäbe es keinen Ausweg für das immer stärker anwachfende ErwerbslosenMer. Der Machtkitzel der kommunistischen Gewalthaber wird einen empfindliche» Dämpfer bekommen. Man wird es ihnen nn möglich machen, wochenlang in dieser Tonart zu Hetzen. Da: gilt auch sür die Nationalsozialisten Der Reichswehrminister hat sich genötigt gesehen einen Erlaß gegen die national sozialistische Verhetzung der Rcichswehrsoldaten heraus;» geben. Mit dein Republikschutzgesctz soll verhindert werde», daß die Machtmittel des Staates vorzeitig abgenutzt werden Ein Staat, der seine» Schutz aufgibt, gibt sich selbst auk Sturmszenen. Das Wort erhält nunmehr der Abgeordnete Dr. Ever ling (Dtn.). Kurz nach Beginn der Rede macht Abg. Schultz Bromberg (Dtn.) den Zuruf, Minister Severing habe den Saal verlassen. Abg. Dr. Everling unterbricht seine Ausfüy rungen mit dem Antrag, den Reichsminister des Innern her beizurufen. Das Haus bricht in lebhaften Lärm aus und von rechts wird stürmisch nach Severing gerufen. Der Antrag Everlings wird mit 213 gegen 133 Stimmen abgelehni. Darauf brechen stürmische Kundgebungen rechts und links aus. Ein Antrag der Deutschnationalen, die Sitzung für eine Stunde zu unterbrechen, wird ebenfalls al gelehnt. Als Abg. Dr. Everling noch immer nicht weitersprich! will der nächstgemeldete Abgeordnete Münzenberg (Komm l das Wort nehmen. Nach weiteren Verhandlungen mein Präsident Löbe, Dr. Everling werde doch sprechen und die g meldeten Abgeordneten Münzenberg und der Nationalsoziali i Göbbels werden auf das Wort verzichten. Löbe nieintc dabc- datz sie einstweilen bis nach Everling zurücktrcten würde;» Die Kommunisten faßten diese Redewendung des Präsidenten aber falsch auf und brachen in fürchterlichen Skandal aus. Everling erklärte erneut, er wolle nicht sprechen, ehe nick der Minister da sei. Die Kommunisten rufen: „Der Arbeiter Mörder soll kommen!" — Abg. Münzenberg protestiert auf da r- heftigste gegen die Worte des Präsidenten, er habe auf da- Wort verzichtet. In dem nnn entstehenden großen Lärm gehr; die Worte des Präsidenten unter. Präsident Löbe wei! schließlich den Abg. Rcmmcle (Komm.) wegen beschimpfendc Zurufe aus dem Saal und verlängert diesen Ausschluß auf acht Sitznngstage, als Remmcle sich nicht beruhigt. — Löb: stellt nunmehr fest, er habe dem Abgeordneten Münzender; nicht einen Verzicht auferlcgcn wollen, sondern seine — Löbe — Worte seien nur mißverstanden worden. Es habe sich nur um einen Verzicht auf den Platz anf der Rednerliste gehandell. Trotzdem tritt keine Ruhe ei». Die Opposition vou rechts und links ruft im Chor: Severing!, so daß das Haus in tosende Erregung gerät — Auch der Abg. Thälmann (Komm.! wird aus de»; Saal verwiese». Als nun der Reichsinnenministcr' Severing plötzlich Wieder erscheint und seinen Platz aus der Ministerbank ein nimmt, setzt Abg. Everling seine Rede fort, in der er sagt: Es handele sich nicht um den Schutz der Republik, sondern um einen Angriff gegen die Opposition. Die Bankerotterkläruna des jetzigen Systems sei in Wirklichkeit schuld an der Gc fährdung der staatsbürgerlichen Sicherheit. Im Gesetz seien nur die Bestimmungen enthalten gegen die Freiheit der Gesinnung. Eine bewußte Unklarheit im Gesetz sei aber Unrecht gegen Volk und gegen die Richler, die zu Ungerechtigkeiten gezwnn gen würden. Herr Severing verlange als Opfer die Gefähr dung der verfassungsmäßigen Sicherheit. Abg. Münzenberg (Komm.) betonte, daß die Kommu nisten die Stunde zum Sturz des jetzigen Regimes Vorbereitei! würden. Reichsjuslizminister von Guerard hielt das Gesetz nichi für verfassungsäydernd. Das Gesetz wende sich nicht gegen die Kritik, sondern gegen die Ausartnng der Kritik Abg. Dr. Göbbels (Nat.-Soz.) wirst dem Minister Seve rina vor, daß er gegen die Nationalsozialisten mit unwahren Behauptungen kämpfe. Liebe, -ie zu spät gekommen Original-Roman von Gert Rothberg. (2 ) Topyrfsibt bn „Briicsenberq-Verlaq", Zwickau i. Sa. Das tat er doch — Wenn auch Lor; in ihrer kind lichen Unbefangenheit es nicht wußte, er Kerkow, wußte genau, was die Glocke gejchlagen hatte, und im Klub hatte der Maler sich ja ruhig necken lassen durch kleine diesbezüg liche Anspielungen Die waren so gewesen daß er, Kerkow, nichts dagegen tun konnte, obgleich es ihm in allen Fingern kribbelte, dem eitel lächelndem Maler an die Gurgel zu springen. Er war ehrlich genug, sich zu jagen, daß es nur wütende Eifersucht war, die ihn den Maler in den schwär zesten Farben sehen ließ. Dennoch blieb rein und lauter die Angst um Loris Glück in ihm Da die Tafel begann, ging er mit Lori langsam weiter Er wußte noch nicht einmal, wen er zu Tische führen würde Der Konsul gesellte sich zu ihnen, lächelte eigen und meinte: „Unsern Wildfang haben wir diesmal während der Tafel unter Ihre Fittiche gesteckt, lieber Doktor Es wird Ihnen doch nicht etwa das ganze Diner verleiden?" „Ich weiß tatsächlich nicht, wodurch ich eine solche Bevor zugung verdient habe/" sagte Kerkow und lächelte zu dem Mädchen herab Die Gäste waren nicht eigentlich über diese Tischordnung erstaunt Doktor Kerkow war ja die rechte Hand des Kon suls. Wenn ihm einmal eine Auszeichnung zuteil wurde, so war es nicht verwunderlich. Kerkow selbst wußte, daß der Konsul eine Ehe zwischen ihm und seiner Tochter wünschte Doch hatte er immer von sich gewiesen, im Interesse des Geschäftes eine Ehe einzu gehen Wenn Lori ihn nicht liebte, dann würde der lieb gewordene Plan der Väter sich niemals verwirklichen. Ker kow dachte zu ernst über eine Ehe, um sie in Verbindung mit irgendwelck)en anderen Interessen bringen zu können. Und wenn zehnmal die ihm so liebgewordene Tätigkeit in den Werken auf dem Spiele stand, Loris Herzensglück durfte solchen Interessen nicht geopfert werden. Ja. wenn sie ihn lieben könnte! Dieses Glück wäre nicht auszudenken Aber er war zu alt für sie, viel zu alt und zu ernst. Zu diesem frohen, sorglosen, verwöhnten Kinde paßte viel eher Karl-Heinz Degenhardt, der Sohn des mehr fachen Rittergutsbesitzers. Der war auch Landwirt wie sein Vater und ein lustiger, lieber Kerl Und er liebte Lori auch Lor! aber nahm ihn nicht für voll, lachte und scherzte mii ihm und meinte dann einmal zu Hans Kerkow: „Was für Albernheiten mir Degenhardt heute wieder ge sagt hatl Dabei hätte ich ihn so gern, weil er lustig ist und manchmal so tolle Einfälle hat. Aber wenn er ernst wird und mir solchen Unsinn sagt, dann mag ich ihn nicht." Und Kerkow freute sich, daß Lori die Liebeserklärungen des jungen Degenhardt nicht mochte. Während der Tafel ging es sehr lustig zu. Das Geburts tagkind strahlte. Immerfort trank man ihm zu. Und heute fühlte Dokter Kerkow wohl zum ersten Male in vollster Schwere, daß sein Leben nur noch aus Arbeit bestehe» würde, wenn ein anderer ihm Lori nahm. Sein Kelch stieß gegen den ihren. „Auf Ihr Wohl, mein gnädiges Fräulein!" Da zerbrach der ihre. Der Sekt floß über das feine Tuch Lori wurde blaß, sah ihn ängstlich an Ruhig nahm er ihr den zerbrochenen Kelch aus der Hand, füllte einen neuen und reichte ihn ihr. „Scherben bringen Glück. Am Geburtstag bringen sie ganz befonderes Glück Nochmals: Auf Ihr Wohl, gnädiges Fräulein!" Er sah ihr tief in die blauen Augen, stellte mit geheimem Entzücken fest, daß ihr eine rote Welle langsam Stirn und Nacken färbte, und ein Glücksgefühl ohnegleichen war in ihm Lori stand ihm ja gar nicht gleichgültig gegenüber, sie verstand sia) nur selbst noch nicht. Verlegen roch Lori an den Blumen, die er ihr gebracht Wieder wurde sie von diesem rätselhaften Herzklopfen be fallen. Was war mit ihr? Man achtet« nun nicht weiter auf sie. Jeder war bald mehr oder weniger mit seinem Partner und sich selbst beschäftigt. Nur in Auffenbergs Augen glühte ein böses Feuer, und der Blick, der den ersten Direktor der Romberg-Werke streift«, verhieß nichts Gutes. Später tanzte man. Auffenberg war einer der ersten, der sich von Lori einen Tanz erbat. Die lockenden Weisen des Tanzes trieben ihn zu einer Kühnheit, die der Unberührtheit Loris gegenüber unan gebracht war. „Ich male für die Ausstellung ein Bild: „Waldnymphe" Mir fehlt aber das geeignete Modell. Berufsmodelle hass« ich. Sie sind die Nymphe, die mir vorschwebt. Ich weiß, daß ich etwas schaffen könnte, wenn Sie zu mir kämen," sagte er gedämpft, und sein heißer Atem strich ihr über das Gesicht. Stolze Abwehr stand in den reinen Zügen des Mädchens. „Lori Romberg steht nicht Modell!" Er zuckte zusammen. Hatte er sich getäuscht? Er hatte doch geglaubt, leichtes Spiel zu haben Liebte sie ihn denn nicht? Er mußte das ergründen, denn zuviel stand für ihn auf dem Spiel. Die Wechselschulden drängten. Nur das Geld des alten Romberg konnte ihn noch retten. Gewiß, er hätte die üppige Witwe dort drüben heiraten können. Doch ganz davon abgesehen, daß er sie nicht ausstehsn konnte, war ihr Geld nur eine Lapalie im Vergleich zu Rombergs Reichtum. Und zudem reizte ihn noch Lori Romberg. So leichten Kaufes gab er das Rennen nicht auf. „Gnädiges Fräulein, Fürstinnen standen schon Modell. Warum sollten Sie es nicht tun? Und ich liebe Sie, Loril" Lori sah dicht über sich das hübsche, von bösen Leidenschaf ten zerwühlte Gesicht des Künstlers, und sie dachte an Hans Kerkows ernstes, männliches Gesicht, in das das Laster kein« Züge gegraben hatte. Lori fühlte sich beschützt im Kampf mit dem leidenschaft lichen Manne, der ihr noch immer tolle Liebesworte zu flüsterte. Und setzt heuchelte Klaus Auffenberg nicht einmal. Es war ihm wirklich ernst mit dem, was er sagte. Die Leiden schaft schlug wieder einmal über ihm zusammen, wie schon so oft in seinem wilden, bewegten Leben- Der Tanz war zu Ende. „Gnädiges Fräulein, ich warte noch auf ein Wort, auf ein kleines, armes Wort." Lori antwortete ihm nicht. Sie fürchtete sich vor dieser Leidenschaft, und wenn sie sich nicht fürchtete, dann war sie ihr im höchsten Grade unheimlich. (Fortsetzung folgt.)