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Wilsdruffer Tageblatt : 05.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193003050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300305
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-05
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.03.1930
- Autor
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Mohorn. (Todesfall.) Im gesegneten Alter von 8V wahren verstarb bei seinen Kindern Friseurmeister Reinhold Aust. Der Berstorbene war Mitbegründer und Ehrenmitglied der hie ben Freiw. Feuerwehr und im Nebenamt lange Jahre hindurch lreuer Nachtschutzmann der Gemeinde. Spechtshausen. (Holzpreise.) Bei der am Sonnabend hier im Gasthof abgehaltenen Holzauktion kam die Geldknappheit recht fühlbar zum Vorschein. Die Bieterlust fehlte, und Händler »ersuchten zu niedrigen Preisen ganze Parzellen zu erstehen. Die holzpreise waren ziemlich mäßig und bewegten sich in der Nähe der Friedenspreise. Niederwartha. (Gemeindeverordnetensitzung.) der am 3. März im Gasthofe abgehaltenen zweiten Sitzung wurde zunächst Kenntnis genommen von einem Dankschreiben von Oberlehrer i. R. Martin für die Ehrung zur goldenen Hoch zeit, von einem Angebote des Installateurs Nestler über eine Anlage zur Versorgung der Einwohner des Oberlandes mit elek irischem Strom in Anschluß an das Lossebauder Stromnetz, sowie die Kostenberechnung durch die Gemeinde Cossebaude, von einem Gesuche der Rhenania-Ossag um Genehmigung einer Tankanlage in Niederwartha. Hierzu wurde der Beschluß gefaßt, die ent- gültige Entscheidung dem Bauausschuß zu übertragen. Zur Trink wasserversorgung führte Bürgermeister Grundmann folgen des aus. Da der Wasserzufluß im Wasserbassin in letzter Zeit zu wünschen übrig ließ, hatte die Stadt Dresden als Haupteigen- tümerin auf Ansuchen eine genaue Untersuchung des Quell- und Zustromgebietes vorgenommen. Alles war in Ordnung befunden worden. Der verminderte Zulaus konnte deshalb nur auf die an haltende trockene und niederschlagsfreie Witterung zurückgeführt werden. In der Aussprache wurde auf die Notwendigkeit spar samer Wasserwirtschaft hingewiesen. Bürgermeister Grund mann hielt es für zweckmäßig, bei Verschlechterung des Wasser zulaufes eine zeitweilige Sperrung der Wasserzuleitungen ins Auge zu fasten. Ein Gesuch um Erlaß der Grunderwerbssteuer fand, da gesetzlich gerechtfertigt, Genehmigung. Nach kurzer Aus wahl erfolgte gegen eine Stimme die Wiederwahl des Kauf manns Simrothin den Schulausschuß und des Arbeiters Peschel als Elternratsmitglied für den Schulbezirk Weistropp. Für den Bezirk Cossebaude wird noch ein Vertreter ernannt wer den. Die vom früheren Gv. Roßberg begonnene und vom Finanz amt beendete Prüfung der Gemeinderechnung hatte zu Beanstan dungen keinen Anlaß geboten. Bürgermeister Grundmann bot einige interessante Einzelheiten aus der Rechnung und betonte besonders, daß durch zufällig häufige Besitzwechselabgaben eine vorübergehende Steigerung der Einnahmen erfolgt sei. Der Weg fall dieser Zufallseinnahmen begründe aber keine Besorgnisse um die gesunde Finanzwirtschast der Gemeinde. Auf Antrag erfolgte schließlich die Richtigsprechung der Rechnung und die Entlastung des Gemeinderates. Schließlich wurde noch einstimmig beschlossen, auch in diesem Jahre für jedes Ostern die Schule verlassende Kind eine Konfirmandenbeihilfe nach dem bisher gewährten Satze von je 25 RM. zu zahlen. Es kommen etwa 7 Kinder in Frage. An schließend fand eine nichtöffentliche Sitzung statt. Verei«Mkatender. Funkverein. 5. März Monatsversammlung. Kleinrentner. 6. März Versammlung. Verein ehemaliger landwirtschaftlicher Schülerinnen. 6. März Vortrag. Frauenverein Wilsdruff. 6. März Versammlung in „Stadt Dresden". Liedertafel." 8. März 85. Stiftungsfest. Naturheilverein. 10. März Bottrag mit Lichtbildern. Gewerbeverein. 11. März 90-Iahr-Feier. Verein junger Landwirte. 11. März Bottrag. Wetterbericht Messt trüb, vorwiegend Winde aus westlichen Richtungen. Temperaturverhältnisse zunächst wenig geändert. Temperaturrück gang, zeitweise Niederschläge, anfangs hauptsächlich als Regen. Zm BerWMis der SMMrtrW mit der eo-W. LMesdirSe In .„Abwehr und Aufbau", der Zeitschrift des Voikskirch-- lichen Laienbundes in Sachsen, reiht Prof. Dr Hickmann, Vizepräsident des Landtags und der Landessynvde, zum richtigen Verständnis der einstweilen gescheiterten Staatsverträge mit den Kirchen 5 Abschnitte aneinander, deren Inhalt wir hier kurz zu sammenfassen: 1. Die Staatsverträge mit den Kirchen sind keine Kon kordatsverträge. Die sächsischen Staatsoerträge beschrän ken sich darauf, eine vorläufige Ablösung der finanziellen Staats leistungen, die auf Gesetz, Vertrag oder besonderem Rechtstitel beruhen, nach Artikel 138 der Reichsverfassung zu regeln. 2. Die E r h ö h u n g d e s S t a a t s z u s ch u s s e s für die ev.-luth. Landeskirche gegenüber dem gegenwärtigen Betrag um etwa 1 Million Reichsmark ergibt sich nur aus der durch den Schiedsspruch des Reichsgerichts festgestellten Rechtslage, die zu einer angemessenen Ablösung des Befoldungszuschusses an die Landeskirche nach der Inflation erhöhte Bezüge für die Pfarrer besoldung aufwenden muß, so daß der Aufwand von 7,6 Mill. Mt. in der Vorkriegszeit aus 13,4 Mill. Reichsmatt gestiegen ist, blieb bisher trotz der Entscheidung des Reichsgerichts der Staatszuschuß, der vor dem- Kriege 4184 000 Matt betrug, auf 350 000 Matt herabgesetzt. Die Erhöhung des Staatszuschusses ist demnach eine Maßnahme, die sich aus dieser Ver säumnis des Staates zwangsläufig ergibt. 3. Bei der Fesssetzung der Ablösungsrente handelt es sich nicht um eine Aufwertung. Die Staatsleistungen sind teils Bedarfslei st ungen, teils fixierte Lei st ungen, d. h. feste Renten. Für die römisch - kathvlische Kirche ist die jähr liche Ablösungsrente nach denselben Grundsätzen errechnet wie bei der evangelisch-lutherischen Landeskirche, und diese sind jedenfalls nicht in einer für die katholische Kirche abträglichen Weise ange wendet worden, vielmehr ist der Staat hier, wobei es sich aller dings um bescheidene Beträge handelt, sogar weiter entgsgenge- kommen. 5. Eine Bevorzugung bei der Aufwertung er fährt die Kirche auch nicht im geringsten. Sie befindet sich in r est- lvser S ch i cks a l s ge m e i n s ch aft mit allen Infla- tionsgeschädigten. Durch den Staatsvertrag bekommt die Kirche auch nicht einen Pfennig, um für dieseVerluste entschädigtzu werden. Es ist aber auch nicht richtig, baß die Kirche dem namenlosen Elend, das die Inflationsschäden zurückgelassen haben, teilnahmslos gegenüberstehe. Der Deutsche Evangelische Kirchen tag zu Königsberg faßte dazu eine Entschließung. — Die Kirche wird immer — auch ohne nach Dank zu fragen — der treue st eAnwaltder Elenden bleiben. Meißen. (Schwerer Zusammenstoß zwischen Autobus und Motorrad.) Am Dienstag gegen 2 Uhr nachmittags stießen in Meißen auf der Leipziger Straße unweit vom Friedenshain ein aus der Messestadt kommender großer staatlicher Autobus und ein Motorradfahrer aus Mehlteuer zu sammen. Letzterer, ein Grünwarenhändler, kam mit verhältnis mäßig leichteren Schäden davon, während sein Mitfahrer, der Bauunternehmer Andrack, ebenfalls aus Mehltheuer, durch Auf schlagen am Kotschützer des Autobus einen schweren Schädelbruch erlitt und bald darauf im Meißner Krankenhaus verstarb. -Dresden. (Schlimme Folgen des Karneval- trei den s.) Am Fastnachtsdienstag liefen in Dresden-Neustadt auf der Oschatzer Straße gegen 5 Uhr nachmittags und in Dres den-Friedrichstadt auf der Schäferstraße kurz nach 7 Uhr abends je ein achtjähriger Schulknabe in vorüberfahrende Kraftwagen hinein, die in beiden Fällen schwere Verletzungen erlitten und deshalb nach dem Krankenhaus übergeführt werden mußten. Großröhrsdorf. Die erste Kreuzotter ge fangen. Hier konnte die erste Kreuzotter gefangen werden, die sich, angelockt durch die warmen Sonnen strahlen, aus ihrem Schlupfwinkel gewagt hatte. Chemnitz. Die Chemnitzer Sozialdemo kraten zur Regierungsbildung. In einer Bezirksvorstandssitzung der Sozialdemokratischen Partei des Bezirks Chemnitz-Erzgebirge wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, worin der Bezirksvorstand Chemnitz-Erzgebirge die kritische Stellung seiner Delegier ten auf der Landesinstanzensitzung billigt und jedem Ver such, in eine Koalition mit den bürgerlichen Parteien ohne streng formulierte Forderungen einzutreten, schärfstens be kämpft. Chemnitz. Arbeiters» t lass nn g bei den Elitewerken. Die Elitewerke in Siegmar, in denen bisher noch etwa 300 Mann beschäftigt wurden, haben am Wochenende sämtliche Arbeiter entlassen. Nur die Meister, Vorarbeiter und Lehrlinge arbeiten noch weiter. Nach um laufenden Gerüchten soll es sich nicht um eine dauernde Stillegung der Werke handeln. Geising. Große Gesteinssprengungen. Am Geisingberge erfolgte seitens der Ostdeutschen Hartstein werke, A.- G., Basaltwerk Geising, eine größere Kammer sprengung, zu der sich außer Vertretern der Behörden und sonstigen an derartigen Unternehmen interessierten Fach kreisen eine überaus zahlreiche Zuschauermenge eingefun den hatte. Es kamen rund 4000 Kilogramm Sprengstoff zur Vermauerung. Eine jede dieser Sprengladungen wurde mit einer elektrischen Zündmaschine verbunden. Man hoffte, daß dadurch gegen 25 000 Kubikmeter Ge steinsmasse niedergehen würden. Die Sprengung verlief vollständig glatt und programmäßig. Unmittelbar nach der starken, weithin hörbaren dumpfen Detonation waren einige hohe Stichflammen sowie eine riesige Rauch- und Staubwolke zu sehen. Wenn auch nur etwa die Hälfte der erhofften Gesteinsmasse niederging, so wurde das Ergeb nis der Sprengung immerhin als befriedigend bezeichnet. Meerane. Im Bade tödlich verunglückt. Der Mitinhaber der Damenkleiderstoffabrik Straff u. Sohn, Aktiengesellschaft, Meerane, Fabrikbesitzer Albert Schreiterer, hatte sich in den Vaderaum seiner Villa zum Baden begeben, wo er durch ausströmendes Gas den Tod fand. Der Verstorbene war Vorstandsmitglied des Jn- dustrievereins Meerane, stellvertretender Aufsichtsratsvor- sitzcnder der Meeraner Bank-Aktiengesellschaft, Handels- aerichtsrat und stellvertretender Vorsitzender der Orts gruppe Meerane-Glauchau im Verband Sächsisch-Thürin gischer Webereien. Meerane. Die gescheiterten Erwerbs losenkurse. Aus den Kreisen der Arbeitslosen war die Anregung gekommen, daß für die Erwerbslosen kosten lose Fortbildungskurse errichtet.würden, damit sich die Erwerbslosen weiterbilden oder sogar für neue Berufe vorbcreiten könnten. Die Behörden und die Schulen haben den Gedanken aufgegriffen gehabt und Listen auf dem Arbeitsamt zur Einzeichnung für eventuell einzurichtende Kurse aufgelegt. Das Einzeichnungsergebnis war kläg lich. Von rund 1800 Arbeitslosen haben sich nur 24 in die Listen eingetragen im Alter von 30 bis 35 Jahren. Ge rade die jüngeren Erwerbslosen, für die die Kurse in der Hauptsache gedacht waren, zeigten keinerlei Interesse an einer Weiterbildung. Damit ist die Sache ins Wasser gefallen. Oie würgende Gieuerlast. Die sächsische Jndustriezur Finanzlage. Der Gesamtvorstand des Verbandes sächsi scher Industrieller befaßte sich erneut mit der Frage der Sanierung der Reichsfinanzen und der Steuersenkungsaktion. Nach langer Aussprache wurde eine Entschließung angenommen, in der es u. a. heißt: Unter dem Eindruck der ungeheuerlichen Arbeits losigkeit unseres Volkes fordert die auf das schwerste ge fährdete Industrie Sachsens eindringlichst die schleunige und radikale Senkung der würgenden Steuerlast. Die sächsische Industrie gibt Anklagen der lähmenden Ent täuschung Ausdruck, die die mit einem geordneten Staats wesen unvereinbare Tatsache erzeugt hat, daß eine vom notleidenden Volke ausgehende Regierung nach langem Zögern im Dezember vorigen Jahres die Steuersen kung grundsätzlich beschlossen, aber jetzt statt einer Sen kung eine Erhöhung der Steuern plant. Bei der ebenso klaren wie verzweifelten Lage der Dinge ist das eine offenbare Katastrophenpolitik. In dieser Stunde kann es für eine verantwortungsbewußte Finanzpolitik nur eines geben: Einschränkung, Sparen! Den Haushaltsplan rücksichtslos zusammenstreichen! Weil mau das aber nicht tut, verbreitet sich eine Mut- und Hoffnungslosigkeit, die die Wirtschaft und den Staat in höchste Gefahr versetzt. Landespensionsverband sächsischer Gemeinden. Unter der Verwaltung des Landespensionsverbandes sächsischer Gemeinden wird nach einer amtlichen Bekannt machung in der Sächsischen Staatszeitung ein Zweckverband mit dem Sitz in Dresden unter der Bezeichnung „Landes pensionsverband sächsischer Gemeinden — Sonderkasse 0" er richtet. Diese Sparkasse 0 betreibt mit Wirkung vom 1. April 1929 die Zusatzversicherung der Angestellten dergestalt, daß ihren Mitgliedern Zuschüsse zu den Renten der reichs gesetzlichen Angestelltenversicherung oder einer Ersatzkasse er stattet werden. Für die Verpflichtungen der Sonderkasse haftet nur deren eigenes Vermögen, über das getrennt Rechnung geführt wird. Der Jahresbeitrag wird aus 11 Prozent der für die Angestelltenversicherung maßgebenden Bezüge festgelegt und um die für die gleiche Zeit zur Angestelltenversicherung fällig gewordenen Beiträge ermäßigt. Das Oaueropfer -er Beamten. Sachsens höhere Beamtenschaft und Notopfer. Der Vorstand des Landesverbandes der höherenBeamtenSachsenshatin seiner Sitzung beschlossen, sich mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit zu wenden, in der es heißt: „Die Notlage der öffentlichen Finanzen im Deutschen Reiche ist ein Dauerzustand, der durch den Krieg und die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hervorgerufen worden ist. Dieser Zustand erfordert durch greifende nachhaltige Maßnahmen organisatorischer und finanzieller Art und kann nicht durch ein „Notopfe r", wie es vorgeschlagen wird, behoben werden. Die höheren Beamten Deutschlands bringen noch heute dauernd ein Opfer von 30 Prozent ihres Gehalts. Die Ausübung des Zwanges auf einen einzelnen Berufsstand ist ein Unrecht und widerspricht der Reichsverfassung. Die höhere Be amtenschaft Sachsens fordert an Stelle einer versteckten Gehaltskürzung, wenn alle anderen Mittel versagen sollten, das „Opfer" aller leistungsfähigen Volks schichten unter gerechter Berücksichtigung der Familien- und Vermögensverhältnisse, das die Gewähr des Erfolges in sich trägt. Sie verwahrt sich dagegen, daß die Verant wortung über die politische Frage, ob sich die Reichs anstalt zur Arbeitslosenversicherung aus eigenen Kräften oder durch Zuschüsse oder Darlehen des Reiches zu er halten hat, auf die soziale Gewissensnot eines einzelnen Berufsstandes abgeschoben wird." Wie ist das Messegeschäft? Rein äußerlich gesehen, scheint die Leipziger Frühjahrsmesse ein voller Erfolg zu werden. Das Leben und Treiben sowohl in den Messehäusern, wie auch auf der Technischen Messe, wie auch auf den Straßen ist eher lebhafter als in den letzten Jahren. Die Einkäufer schaft hält aber immer noch eine gewisse Reserve auf recht. Bedarf scheint, gemessen an den Nachfragen, zu be stehen. Aufträge werden aber nur zögernd erteilt, und insbesondere zeigt das Ausmaß der Aufträge die Tendenz, sich nicht allzusehr zu engagieren. Man glaubt, und wohl nicht ganz mit Unrecht, daß die Preisrückgänge der Rohstoffe am Weltmarkt doch letzten Endes in stärkerem Maße auch in den Preisen der Fertigerzeugnisse zum Ausdruck kommen müssen. Nach derselben Richtung hin sollte ja auch die Zinsverbilligung in Erschei nung treten. Auf der anderen Seite macht sich jetzt doch mehr als auf der letzten Herbstmesse die Verknap pung der Läger bemerkbar, die einen gewissen Mindestbedarf, besonders in den sogenannten eigentlichen Messeartikeln, also in den Artikeln, in denen der Einkauf in Leipzig traditionell ist, bemerkbar. * Serustgese-e im Sächsischen Landtag. (29. Sitzung.) OL. Dresden, 4. März. Den ersten Gegenstand der Beratung des Sächsischen Land tages bildete die Regierungsvorlage betreffend Übernahme einer Ausfallgarantie des Sächsischen Staates für Lieferungsgeschäfte nach Rußland. Die Vorlage wird ein stimmig angenommen. — Weiter steht zur Aussprache ein sozialdemokratischer Antrag auf Bildung von Gesellen ausschüssen bei den sächsischen Gewerbekammern. Abg. Schmidt (D. Vp.) beantragt als Berichterstatter Ab lehnung des Antrages. Abg. Uhlig (Soz.) tritt nochmals für die Forderungen seiner Partei ein, die angesichts der Verhältnisse in vielen Erwerbsbetrieben berechtigt seien. Abg. Herrmann (Komm.) tritt für eine Verschmelzung der jugendlichen mit den erwachsenen Arbeitern ein. Abg. Kaiser (Wirtschaftspartei) weist darauf hin, daß die Organisationen des Handwerks die Mißgriffe einzelner Meister nicht billigen. Abg. Kunath (Wirtschaftspartet): Eine gesetzliche Grund lage für die Schaffung von Gesellenausschüssen der den Ge werbekammern gebe es nicht. Abg. Arndt (Soz.): In einer Handwerksorganisation, wie sie die Gewerbekammer sei, seien Gesellenausschüsse undenkbar. Der sozialdemokratische Antrag wird hierauf abgelehnt. Abg. Schleinitz (Soz.) begründet hieraus einen sozial demokratischen Antrag auf Änderung der sächsischen Ärzte ordnung vom 15. August 1904. Der Rcchtsausschutzberichterstatter Abg. Dr. Wagner (Dtn.) beantragt Ablehnung des Antrages und Anfügung folgender Bestimmung: Fürsorgeärzte im Beamten- oder Angestellten verhältnis unterstehen nicht der ärztlichen Ehrengerichtsbar keit, sondern der Disziplinargewalt ihrer Anstellungsbehörden. Abg. Dr. Wilhelm (Wirtschaftsp.) weist die sozialdemo kratischen Angriffe auf die ärztlichen Bezirksvereine zurück. Den sozialdemokratischen Antrag lehnten seine Freunde ab. Abg. Herrmann (Komm.) entgegnete dem Vorredner, die Volksgesundheit dürfe nicht zu einem Geschäft für die Arzte gemacht werden. » Abg. Dr. Dehne (Dem.): Den Punkt des Ausschutzantra- ges, daß Arzte, die nicht im Bcamtenverhältnis stehen, der Disziplinargewalt unterstellt werden sollen, teilt seine Partei nicht. Freie Ärzte könnten nicht der Disziplinargewalt ihrer Arbeitgeber unterstehen. Auch Abg. Dr. Kretzschmar (Dtn.) vertritt den Stand punkt, die Durchführung der ärztlichen Interessen sei dem Nrzteverein übertragen, die aber scharfen Widerstand bet den Krankenkassen fänden. Der sozialdemokratische Antrag sowohl wie auch der Aus schußantrag über die Fürsorgeärzte werden abgelehnt. Ein sozialdemokratischer Antrag wendet sich gegen die Kürzung der Staatsbeihilfen für Schwangere. — Der Antrag geht an den Haushaltsausschutz Ein volksparteilicher Antrag fördert Maßnahmen zur Behebung der Not der alteren Angestellten. Die Regierung müsse dahin wirken, daß bei Einstellung von Angestellten durch staatliche Stellen, durch Gemeinden und Be zirksverbände stellenlose ältere Angestellte berücksichtigt werden, daß ferner bei staatlichen Behörden usw. keine Doppelverdiener beschäftigt werden und dem Landtag ein Gesetz vorgelegt wird, nach dem eine Lehrlingsskala festgesetzt wird, durch die in den Betrieben die Zahl der einzustellenden Lehrlinge in ein ver trägliches Verhältnis zur Zahl der beschäftigten kaufmännischen Gehilfen gebracht werde. Abg. Voigt (Dt. Vp.) begründet einen Antrag seiner Partei über steuerliche Erleichterungen und führt aus, daß seit geraumer Zeit aus Anordnung des ehemaligen Reichs- sinanzministers Dr. Hilferding auch diejenigen Beitragsteile zur Sozialversicherung, die der Arbeitgeber für den Arbeit nehmer übernimmt oder der Arbeitgeber überhaupt über die gesetzliche Höhe hinaus im Interesse des Versicherten leister als Einkommen betrachtet werden und steuerpflichtung ge worden sind. Dadurch werden in vielen Fällen die beab sichtigte Wohlfahrt wieder illulorisch gemacht. Es widerstreb« dem natürlichen Empfinden, daß sozialwohltätiges Entgegen kommen versteuert werden müsse. Der Redner fordert ferner Steuernachlasse für solche Arbeitgeber, die sich zur Beschäfti gung einer gewissen Anzahl älterer Angestellten verpflichten Der Redner schlägt vor, von den aus kinderreiche Familien entsallenden Verbrauchssteuern einen gewissen Teil als Zu schüsse an diese Kreise zu verwenden. Alle auf stärkeren Schutz der Familien abziclenden Bestrebungen, wie sie vom Volks- bund der Kinderreichen vertreten werden, verdienen die För derung aller berufenen Stellen.
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