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Wilsdruffer Tageblatt : 07.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193003076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300307
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-07
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 07.03.1930
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Der deutsche Ehrenfriedhof in Bauvin. Die Ausgestaltung der deutschen KriegsgrLberstätten in Frankreich durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge schreitet rüstig vorwärts. Während die an 62 meist grasten Sammelfriedhöfen in Angriff genomme nen Arbeiten im Jahre 1930 fortgeführt werden, sind im Bau programm 1930 auch eine Reihe weiterer Friedhöfe für den Aus bau vorgesehen. Der deutsche Ehrenfriedhof Bauvin, der in derNähevonLille liegt, soll nun ebenfalls würdig ausgebaut werden. Baumanpflanzungen find zwar schon vorge nommen, jedoch mußte der durchgreifende Ausbau dieser Anlage noch zurückgestellt werden. Neuerdings sind die Vere i n e des Reserve-Infanterie-Regimentski bemüht, Mit tel für den Friedhof Bauvin aufzubringen, so dah daran gedacht worden kann, einen weiteren Teil der Arbeiten zu vergeben. Der Ausgestaltungsplan sieht zunächst die einheitliche Gestaltung und Zusammenfasiung der aus drei Teilen bestehenden Anlage vor. Zu diesem Zweck wird der Mittelteil zu einem großen, ruhigen von doppelten Baumreihen umfaßten Raum umgestaltet. Die übrigen Teile erhalten starke Baumeinrahmungen, die das quadratische Mittelfeld an drei Seiten abschließen. In der Mitte dieses Feldes ist ein runder Ehrenraum vorgesehen, der von zwei Reihen Pyra midenpappeln umstanden ist und mit Steinquadern belegt wird. Hier soll später ein schlichter Gedenkstein errichtet werden. Nach der Straße zu soll eine 10 Meter lange und 1 Meter hohe Mauer aus Pvulseursandstein errichtet werden, die sich dann an die um den Friedhof angelegte Wildrosenhecke anschließt. In der Mitte der Mauer wird ein einfaches schmiedeeisernes Tor mit dem Zei chen des Volksbundes — den fünf Kreuzen.— eingebaut. Wenn genügend Mittel zur Verfügung stehen, sollen die Hauptwege des Friedhofs noch mit Platten belegt und somit befestigt werden. Am 16. März, Sonntag Reminiscere, feiern wir wiederum den Vvlkstrauertag. Möge das deutsche Volk nicht nur durch eine rege Beteiligung an den Gedächtnisfeiern im ganzen Lande beweisen, daß es seine Toten nicht vergessen hat, sondern möge es auch daran denken, daß fast zwei Millionen deutsche Söhneim Auslande bestattet sind. Die würdige und dauerhafte Herrichtung ihrer Ruhestätten durch die Heimat soll vor aller Welt Zeugnis von der Liebe und Treue des deutschen Volkes ab legen. Grumbach. (Vortrag.) Heute abend 8 Uhr wird im Gasthof Bdhr ein Lichtbildervortrag übr „Hygiene des täglichen Lebens" von Bezirksmedizinalrat Dr. Matthias-Meißen gehalten. Der Eintritt ist frei und kann der Besuch nur empfohlen werden. Braunsdorf. (Viehzählung.) Die vom Wirtschafts- Minister für den 1. März angeordnete Zwischenzählung der Rin der und Schweine ergab: Rinder 124 (140), Schweine 182 (170) Die Zahlen in Klammern sind die Zählung vom 2. Dezember 1929. Braunsdorf. Die Erwerbslosigkeit im Orte nach der Statistik des Arbeitsamtes Freital vom 1. März ist folgende: männliche 37 (33), weibliche 14 (16), Krisen 3 (2), Zuschlags empfänger (Frauen und Kinder) 57 (40), zusammen 54 (51). Die Zahlen in Klammern bedeuten den Stand vom 1. Februar. Kirchen nachrichte« für den Sonntag Invocavit. Wilsdruff. Vorm. 9 Ahr Predigtgottesdienst; vorm. ^11 Ahr Kindergottesdienst; nachm. 5 Ahr Abendmahlsgottes dienst. Grumbach: Vorm. 9 Ahr Lesegottesdienst. Kesselsdorf: Vorm. 9 Ahr Predigtgottesdienst; an schließend Beichte und heiliges Abendmahl (Pfarrer Heber). Vorm. 1411 Ahr Kindergottesdienst (Pfarrer Heber). — Nachm. 2 Ahr Taufen. Nachm. 2—4 Ahr Iungfrauenverein. — Mitt woch den 12. März nachm. 5 Ahr Bibelstunde (Pfarrer Heber). Braunsdorf: Mittwoch 7 Ahr Bibelstunde. Pf. Seidel. — Mittwoch 8.15 Ahr Iungmännerverein. Pf. Seidel. Weistropp: Vorm. 9 Ahr Prsdigtgottesdienst; anschl. Kindergottesdienst. — Dienstag: 8 Ahr Iungmädchenverein (ält. Abteilung). — Donnerstag: 8 Ahr abends Iungmädchenverein (jüngere Abteilung). — Freitag: 8 Ahr Jungmannerverein. Ankersdorf: Vorm. 9 Ahr Predigtgottesdienst. Limbach: Nachm. ^2 Ahr Predigtgottesdienst. Blanken st ein: Borm. 9 Ahr Predigtgottesdienst . Tanneberg: Vorm. 9 Ahr Lesegottesdienst. Neukirchen: Vorm. 9 Ahr Prsdigtgottesdienst. Vorm. 10 Ahr 'Kindergottesdienst. — Dienstag den 11. März 8 Ahr Iungfrauenverein. — Mittwoch den 12. März 8 Ahr Bibel- stunde bei Lands. — Freitag den 14. März 8 Ahr Bibelstunde in Steinbach bei Krieger. Burkhards walde: Vorm. 169 Ahr Predigtgottes dienst; anschließend Kindergottesdienst der älteren Abteilung in der Pfarre. — Dienstag den 11. März 8 Ahr abends Iung mädchenverein. Sora. Vorm. 149 Ahr Predigtgottesdienst. Röhrs darf. Borm. 1411 Ahr Predigtgottesdienst, da nach Kindergottesdienst. — Dienstag: Abends 7 Ahr Bibelstunde im Pfarrhaus; abends 8 Ahr Iungfrauenverein. — Donnerstag: Abends 7 Ahr Bibelstunde in Klipphausen. Liedertafel." 8. März 85. Stiftungsfest. Naturheilverein. 10. März Vortrag mit Lichtbildern. Gewerbeverein. 11. März 90-Iahr-Feier. Verein junger Landwirte. 11. März Bortrag. D. H. B. 11. März Versammlung. Frauenverein Grumbach. 12. März Restaurant Eger. Wetterbericht Vorwiegend stark bewölkt, vorübergehend etwas Nieder schläge, in den tieferen Lagen ausschließlich als Regen und in höheren Gebirgslagen teils als Regen, teils als Schnee. Bevor stehende Nacht im Flachland Frost, tagsüber in den Niederungen ziemlich Null, in höheren Gebirgslagen Temperaturen teils etwas über, teils wenig unter Null Grad. Schwache bis mäßige Winde anfänglich aus Südost bis Süd, dann aus westlicher Richtung gehend. Dresden. (lleberlrittzudenNationalsoziali- st e n.) Der frühere Großkomtur des Iungdeutschen Ordens in Sachsen, von Tschammer und Osten, ist, wie der „Sächsische Be obachter" meldet, zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter partei übergetreten. Weinböhla. (Höhere Abteilung an der Volks schule.) Dar Ministerium für Volksbildung hat Weinböhla die Umbildung des Sprachklassenzuges in eine höhere Abteilung vom 5. bis 8. Schuljahr genehmigt. Der Ausbau eines 9. und 10. Schuljahres für 1934 mit dem Ziele der mittleren Reife kann zur Zeit noch nicht zugesichert werden. Cs ist dies aber mit aller Wahrscheinlichkeit zu erwarten, wenn sich 1934 wenigstens 25 Kinder für ein 9. Schuljahr melden. vir kommunMilehen vrmonttrationrn Zusammenstöße mit der Polizei. Die kommunistischen Demonstrationen, die für den 6. März angesetzt waren, zeitigten nur wenige ernste Zwischenfälle. In Berlin kam es zu Zusammen rottungen, besonders vor dem Hauptquartier der Kom munisten am Bülowplatz und vor einzelnen Arbeits ämtern. In Charlottenburg wurde ein Überfall kommando von den Kundgebern so arg bedrängt, daß es scharfe Schüsse abgeben mußte. Drei Personen wurde» verletzt. An der Ecke Leipziger nnd Friedrichstraße wurde bei einem Zusammenstoß ein Kommunist erschossen. -Bis zum Abend werden fünf Beamte als verletzt gemeldet. In Hamburg kam es zu unbedeutenden Zwischen fällen. Nach Beendigung der Versammlungen versuchten die Kommunisten in geschlossenen Zügen abzumarschieren, wobei es verschiedentlich zu kleineren Reibereien kam. In Kie l versuchten Kommunisten, an verschiedenen Stellen der Stadt zu demonstrieren. Diese Versuche wurden von der Polizei meistens schon tm Keime erstickt, wobei mehrere Verhaftungen vorgenommen wurden. In Itzehoe mußte die Polizei gegen Kommunisten mit dem Gummiknüppel vorgehen, da ihrem Verbot, einen Demon- strattonszug zu veranstalten, Widerstand entgegengesetzt wurde. Kleine Zusammenstöße wurden auch aus Breslau und aus München bekannt. Etwas schwierig gestaltete sich die Lage am Mün chener Arbeitsamt, wo die Kommunisten die Tore besetzt hielten. Die Polizei mußte mit Gewalt den Platz säubern. Immer wieder sammelten sich neue Gruppen an. Vorsichtsmaßnahmen, um Ausschreitungen entgegen zutreten, sind von der Polizei getroffen. Auch im Ausland war die Polizei Herr der Lage. In Wien nahm die Polizei mehrere Verhaftungen vor. Das Demonstrationsverbot in Lübeck aufgehoben. Das Demonstrationsverbot ist aufgehoben worden, nachdem sich die Führer der Kommunisten schriftlich ver pflichtet haben, den Anordnungen der Polizei Folge zu leisten. Der 6 März in Sachsen Demonstrationen und Zusammenstöße. In Dresden hatten sich bereits am frühen Nachmittag an verschiedenen Plätzen der Stadt größere kommunistische Ansammlungen gebildet, denen es schließlich gelang, in die innere Stadt einzudringen. Die gesamte Polizeimacht wurde eingesetzt. Bei der Räumungsaktion ist es verschiedentlich zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei, die vom Gummiknüppel Gebrauch machte, gekommen. Einzelne Verhaftungen wurden vorgenommen. In Chemnitz war von kommunistischer Seite die Parvle ausgegeben worden: Demonstration gegen das Versamm lungsverbot. Es kam auch hier verschiedentlich zu ernsteren Zusammenstößen, namentlich in der Gegend des Theater platzes. In einzelnen Fällen mußte auch berittene Volirei in Amon treten. Das kommunistische Blatt „Der Kämpfer" wurde beschlagnahmt. Ein Trupp von etwa 609 Arbeitslosen aus Falkenstein, Auerbach und Roderich, versuchte in verschiedenen Abteilun gen in das Innere der Stadt einzudringen. Sie wurden von der in großer Zahl herbeigerufenen Polizei teilweise mit Ge walt abgeorängt, und zwar teilweise nach der Kaiserstraße zum anderen Teil nach dem Alten und dem Neuen Markt. Der Gummiknüppel mußte auch hier verschiedentlich in Aktion treten. InPirna kam es zwischen einem Demonstrationszug von 700—800 Personen und der verstärkten Polizei zu Zusammen stößen, bei denen mehrere Polizeibeamte verletzt wurden und mehrere Verhaftungen erfolgten. In A u e (Erzgebirge) hatt die KPD. für 11 Ahr vormittags eine Versammlung ihrer Anhänger ins Vvlkshcms einberufen. In kleineren Trupps und einzelnen kamen die ^KPD-Mitglieder nach Schwarzenberg. Nach Beendigung der Versammlung bildete sich ein geschlossener Zug von 700—M) Kommunisten, der versuchte, nach dem Marktplatze vorzudringen. In der Bahnhofsstraße trat ihnen Polizei entgegen und forderte die Auflösung des Zuges. Dieser Aufforderung leisteten die Kommunisten nicht Folge und weigerten sich, die mstgeführten Transparente abzugeben. Die Polizei sah sich deshalb gezwungen, die Auflösung des Zuges mit dem Gummiknüppel zu erzwingen. Die Kommunisten zerrissen ihre Transparente und benutzten die Latten, um ihrerseits die Polizei anzugreifen. Es kam zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf 7 Polizeibeamte leicht verletzt wurden. Die Zahl der Verletzter, auf kommunistischer Seite ist nicht bekannt. Es gelang schließlich, den Zug auszulösen. Später formierte sich außerhalb von Schwarzenberg ein neuer Zug von 300—400 Kommunisten, der in Richtung Aue marschierte. Da den Kommunisten wahrscheinlich bekannt geworden war, daß sie in Aue von einer Abteilung Poli zei erwartet wurden, zogen sie es vor, ihren Zug vor dem Ein marsch in das Weichbild der Stadt selbst aufzulvsen, so daß es in der Stadt Aue selbst völlig ruhig blieb. -i- Die deutschnationale Landtagsfraktion hat folgenden Antrag eingebracht: Auch in Sachsen mehren sich ote Fälle von Gewalttätigkeit, Diebstahl, Drohung und Land friedensbruch, die von der Kommunistischen Partei veranlaßt werden und zu denen die Agitation dieser Partei einen Teil der Bevölkerung aufreizt. Ebenso liegt klar zutage, daß die Kommunistische Partei auf Weisung einer auswärtigen Macht handelt, um in deren Interesse Deutschland am Wiederaufbau einer gesunden staatlichen, wirtschaftlichen, sittlichen Ordnung zu hindern. Angesichts dieser Tatsachen beantragen wir, der Landtag wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen: 1. mit allen Mitteln, die die Staatsgewalt, die Gesetzgebung und das Strafgesetzbuch in ihre Hand legen, dieser kommunistischen ver brecherischen Tätigkeit vorzubeugen und sie nach Möglichkeit rücksichtslos zu unterbinden, 2. bei der Reichsregierung energisch darauf zu drängen, daß diese in ihrem Machtbereich in gleicher Weise vorgeht. Frankenberg, ungültige Stadtratswayl. Die am 10. Januar von den Stadtverordneten vor genommene Wahl von acht unbesoldeten Stadträten ist verschiedener Formfehler wegen von der Kreishauptmann schaft als ungültig erklärt worden und muß wiederholt werden. Neukirch (Lausitz). Festnahme eines Wild diebes. In den Jagdrevieren Ringenhain und Neu kirch sind in letzter Zeit ausgestellte Reh- und Hasen schlingen gefunden worden. Mit Hilfe des Jagdaufsehers von Ringenhain ist es der Gendarmerie gelungen, den Schlingensteller auf frischer Tat abzufassen. Werdau. Verkehrsunfall. Ein Omnibus der Postwagenlinie Kreis Werdau-Crimmitschau erlitt im Werdauer Stadtgebiet beim Nehmen einer Kurve durch Versagen der Steuerung einen Unfall. Der Wagen fuhr mit voller Wucht an einen Straßenbaum, der umknickte. Durch den Anprall wurde das Vorderteil des Omnibusses beschädigt. Der Wagen barg viele Fahrgäste, die zum Teil zur Leipziger Messe wollten. Drei Insassen wurden verletzt. Einer davon mußte ins Krankenhaus gebracht werden. ' Wilkau i. Sa. Unerwarteter Sitzungs ausgang. Nachdem bereits in zwei Protestversamm lungen. einer bürgerlichen und einer kommunistischen, gegen den Gemeindeetat für 1930 und die neuen Steuer antrüge Stellung genommen worden war, sollte nunmehr in der Gemeindeverordnetensitzung die Etatsberatung erfolgen. Es mögen etwa 400 Zuhörer gewesen sein, die sich eingefunden hatten. Bürgermeister Brendel verteidigte eingangs seinen Etat und seine Steuervorschläge; die Finanzlage der Gemeinde zwinge zur Erschließung neuer Einnahmequellen. Anschließend wurde über die Mandats entbindung des Gemeindeverordneten und Lehrers Jacob, der aus der K. P. D. ausgetreten ist, verhandelt. Der Antrag wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt. Trotz dem nahm die Listennachfolgerin, eine Frau, in den Reihen der Gemeindeverordneten Platz. Sie verließ den widerrechtlich eingenommenen Platz nicht, obwohl sie vom Gemeindeverordnetenvorsteher Epperlein wiederholt dazu aufgefordert wurde. Der Vorsteher unterbrach hierauf die Sitzung auf zehn Minuten; er hob .die Sitzung nach Wiedereröffnung kurzerhand auf, da die Frau den Platz immer nocb nicht verlassen batte. Oer Höhepunkt -er Crweröslosigkeit noch nicht erreicht. Der Arbeitsmarkt in Sachsen. Die Steigerung der Arbeitslosenkurve scheint sich ihrem Stillstände zu nähern. In der Berichtswoche vom 20. bis 27. Februar 1930 ist eine erhebliche Verlang samung in der Zunahme der Hauptunterstützungsempfän ger in der Arbe tslosenversicherung eingetreten, die insge samt von 273 645 auf 275 772, also nur um 0,8 Prozent, gegenüber 1,7 Prozent in der Vorwoche, gestiegen ist. Und zwar ist vor allem die Auswärtsbewegung der männlichen Hauptunterstützungsempfänger zu einem gewissen Stillstände gekommen und beträgt nur 0,6 Pro zent gegenüber 1,4 Prozent bei den unterstützten Frauen. Die Zahl der Hauptunterstützungsempsänger in der Krisenunterstützung ist von 43 030 auf 44 228, also um 2,8 Prozent, in die Höhe gegangen. Der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit ist jedoch in den meisten Arbeitsamts bezirken noch nicht überschritten, sondern nur etwa in fünf Bezirken. Ausfallend stark ist immer noch die Zunahme im Bezirke Chemnitz infolge der fortschreitenden Ent lastungen aus der Metall- und Textilindustrie. Zahl reiche vorsorgliche Stillegungsanzeigen geben einen Aus druck für die fortbestehende Unsicherheit in der sächsischen Industrie, vte auch die Zukunstsaussichten für den Ar beitsmarkt sehr beeinträchtigt. Die Nachfrage der Landwirtschaft hat sich stellenweise etwas belebt, besonders in den landwirtschaft lichen Arbeitsamtsbezirken. Der Bedarf an männlichen Arbeitskräften konnte im allgemeinen gedeckt werden, während an weiblichen Arbeitskräften, die mit Stall- und Feldarbeiten vertraut sind, weiterhin Mangel bestand. Im Bergbau blieb die Arbeitsmarktlage infolge der großen Kohlenvorräte und der geringen Absatzmöglich keit an Jndustriekohle und Hausbrandkohle noch un günstig und die Feierschichten bestehen fort. Das Bau gewerbe liegt noch brach, nicht nur wegen der Witterungs verhältnisse, sondern auch wegen des Kapitalmangels. Im SPinnstoffgewerbe wird der Arbetts- markt von starken Schwankungen beherrscht. Rückläufig ist die Bewcaung der Strumpfindustrie, die einfache und mittlere Qualitäten herstellt, vor allem in den Bezirken Chemnin. Thalheim und Luaau. Die Trikotagen- und Handschühindustrie im Bezirk Burgstädt schritt erneut zu größeren Entlassungen, die besonders die Heimindustrie betrafen. Während der Beschäftigungsgrad der Tuch industrie und der Streichgarnspinnereien weiter zurück geht, blieben Kammgarnspinnereien und Seidenwebereien im allgemeinen auf dem günstigen Stande der Vorwoche. Der Saisonbeginn des Bekleidungsgewerbes ist äußerst zögernd und stellenweise, wie in den Großstädten, so gut wie gar nicht zu spüren. Oer sächsische Staatshaushalt für kl 930. Da der auf das Rechnungsjahr 1929 festgestellte ordentliche Staatshaushaltsplan auch für das Rechnungs jahr 1930 gilt, ist diesmal ein verkürzter Haushcplt her ausgegeben worden. Der Haushalt bglanciert mit 420 285 660 Mark. Zu außerordentlichen Staatszwccken wird überdies ein Gesamtbetrag von 13 911 850 Mark ein gesetzt. Schwerer Unfall in einer Ziegelei. Zwei Tote infolge Deckeneinsturzes des Ringofens. In der bei Döbeln belegenen Dampfziegelei Nieder striegis stürzte bei Bauarbeiten die Decke eines Ring ofens in einer Länge von etwa 20 Metern ein und be grub die darin befindlichen Arbeiter unter sich. Trotz der sofort unternommenen Rettungsarbeiten konnten der Ziegelmcister Philipp und ein Ziegeleiarbeiter nur noch als Leichen geborgen werden. Raubübersall auf einen Geldiranspott. Drei Begleiter schwer verletzt. Auf die Begleiter eines Lohngeldtransportcs, der vom Wilhelmschacht 2 nach dem Wilhclmschacht 3 bei Zwickau ausgeführt wurde, wurde wiederum ein Raub überfall verübt. Die Lohnbeträge wurden in Begleitung von drei Personen in einem kleinen Kohlenhund befördert. Kurz vor der Überquerung der Wildenfelser Staats straße sprangen drei Unbekannte, die sich in der Dunkel heit versteckt hatten, auf die Begleiter des Geldtransports zu und gaben acht bis zehn Schöffe ab. Dabei erhielt einer der Begleiter eine» schweren Bauchschuß, der andere eine« Steckschuß in den linken Oberschenkel und dem dritten wurde der linke Fuß durchschösse«. Einer der Verletzten gab einen, der Räuber einen heftigen Hieb mit dem Stock auf den Kopf, worauf dieser mit den anderen Räubern die Flucht ergriff. Trotz seiner Ver letzung nahm ein Begleiter die Verfolgung auf, weshalb einer der Räuber, der während des Schießens die Kiste mit dem Geld an sich genommen hatte, sie wieder wcg- warf. Es ist also nichts geraubt worden. Die Tater sind unerkannt entkommen. Zwei der Verletzten sanden Auf nahme im Krankenstift.
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