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Masiensiuchi lettischer Bauern aus Sswjeirußland. Insgesamt 20 000 Personen wollen in die Heimat. Blättermeldungen zufolge wird die lettländtsche Gesandt schaft in Moskau von Abordnungen der lettländischen Kolo nisten in Rußland überlaufen, die unter allen Umständen Sowjetrutzland verlassen wollen. Die lettländische Gesandt schaft in Moskau ist angewiesen worden, den lettländischen Bauern, falls sie von der Sowjetregierung herausgelassen werden, einen Einreisesichtvermerk nach Lettland zu geben. Es soll sich um annähernd 20 000 Bauern handeln. Deutsches Reich Fürstcnentschädigung in Thüringen. In dem Schiedsstreit der Fürstinwiüve Anna Luise zu Schwarzburg-Sondershausen gegen das Land Thü ringen wegen Auswertung von Rentenbezügen sprach das Schiedsgericht der Witwe ab 1. April 1930 eine jährliche Rente von 60 000 Mark zu. Außerdem soll der Witwe zur Abgeltung der Aufwertungsansprüche für die seit dem 1. April 1920 aufgelaufenen Rückstände an Rente eine ein malige Summe von 900 000 Mark ausgezahlt werden. Das entspricht einer Aufwertung von 55 Prozent. Georg Ledebour 80 Jahre alt. Der früher stark im Vordergründe des ParteilebenZ stehende Sozialist Georg Ledebour vollendet am 7. März das 80. Lebensjahr. In Hannover geboren, wandte sich Ledebour dem Schauspielerberuf zu. Durch Krankheit zur Aufgabe dieses Berufes genötigt, wurde Ledebour Lehrer und dann Journalist. Im Jahre 1900 kam er als Nach folger Liebknechts in den Reichstag. Die Revolution sah ihn an der Spitze des Vollzugsrates der Berliner Arbeiter und Soldatenräte. Nach dem Spartakusaufstand wurd« Ledebour verhaftet und unter Anklage gestellt. Der fünf wöchige Prozeß endigte mit Freispruch. Im Jahre 1926 wurde er Führer der U. S. P. und trat als solcher wieder in den Reichstag ein. Nach der Wiedervereinigung der U. S. P. mit den Sozialdemokraten kandidierte Ledebour nicht mehr. Aus In- und Ausland Paris. Eine der nächsten Kammersitzungen wird den Ge setzentwurf über das deutsch-französische Abkom men betreffend Erleichterung des Grenzverkehrs behandeln. London. Lord Gladstone, der jüngste Sohn des großer Staatsmannes aus der Zeit der Königin Viktoria, ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Lord Gladstone war der erste Gou verneur von Südafrika. Kapstadt. Die Gesetzesvorlage zurBeschränkungder Einwanderung, die vom Abgeordnetenhaus angenom men worden ist, wurde vom Senat in allen drei Lesungen er ledigt; sie wird am 1. Mai in Kraft treten. Washington. Der Vorsitzende des Finanzausschusses del Repräsentantenhauses hat das Abkommen über die Regelung der deutschen Kriegsschulden eingebracht. Die Ver handlungen des Ausschusses beginnen am Montag. ' Riesenfeuer auf einem Berliner Güterbahnhof. Aus dem Güterbahnhof Berlin-Westend entstand aus noch nicht aufgeklärter Ursache Feuer, das sich schnell ausdehnte. Die Flammen fanden an Holzplätzen, Kohlenlagern. Garagen und Wohnbaracken reichliche Nahrung und beherrschten bald ein Gelände von rund 2500 Quadratmetern. Der Feuerwehr gelang es schließlich, den Brand einzukreisen Ein Mann ist vom Dach eines Gebäudes herabgestürzt und hat sich so schwere Verletzungen zugezogen, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Drei Personen durch Gas ums Leben gekommen. Der bei den I. G. Farben in Ludwigshafen beschäftigte 51 Jahre alte Werkmeister Elbert, feine Frau und ein fünfjähriges Söhnchen des Ehepaares wurden in ihrer Wohnung mit schwerer Gasvergiftung aufgefunden. Alle drei verstorben kurze Zeit nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus. Vier Kinder, die in einem Nebenraum schliefen, sind mit dem Leben davongekommen. Die Er mittlungen haben ergeben, daß ein Ünglücksfall vorliegt. MGeWr Mm» M Wilsdruff imd Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Milch- und Butterhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf ftägl. 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Das Feuer entstand infolge einer schadhaften Erdölleitung. Als das brennende Ol die Dampfkessel erreichte, erfolgte eine furchtbare Explosion. Das Feuer griff in wenigen Augenblicken auf vier Sonden sowie auf das Lager über, in dem sich 50 Tankwagen mit Ol befanden. Der Sachschaden geht in die Millionen. Rauschgifte im Werte von 1,2 Mill. Mark beschlag nahmt. Im Hafen von Newhork ist der Zollpolizei ein guter Fang gelungen. Ein Nauschgifthändler wurde in dem Augenblick verhaftet, als er mit seinem Gepäcl zwischen anderen Dampferpassagieren durch die Sperre wollte. In seinen Koffern fand man Morphium und Heroin im Werte von nicht weniger als 1,2 Millionen Mark. Das ist die größte Rauschgiftmenge, die jemals von der Newyorker Zollpolizei auf einmal beschlagnahmt worden ist. Der Schmuggler weigert sich, seinen Namen anzugeben; er war auf einem Dampfer in der ersten Kajüte über den Ozean gekommen. Ein Oberaufseher im Gefängnis erstochen. Wie aus Auburn (New Jersey) gemeldet wird, ist der Oberaufsehei des dortigen Gefängnisses von einem Sträfling erstochen worden. Es ist der dritte Oberaufseher dieses Gefäng nisses, der von einem Sträfling ermordet wurde. In Brooklyn schwebt zurzeit ein Verfahren wegen der Er mordung des früheren Oberaufsehers, der sein Leben mit zwölf anderen Personen bei der großen Gefangenenrevolte im Dezember, an der 1500 Sträflinge beteiligt waren, ein gebüßt hat. Bunte Tageschronik Hirschberg i. R. Im Riesengebirge ist Schneefall ein- zetreten. Auf dem Gebirge sind etwa zehn Zentimeter Neu schnee gefallen. Auch im Tal schneit es zeitweise. Berleburg. Der Verwalter des fürstlich Wittgenstetnschen Besitzes, Kammerdirektor Dr. Leitner, hat in seiner Villa seine Frau und sich erschossen, über die Beweggründe zu der Tat ist nichts bekannt. Kolmar (Elsaß). In einer hiesigen Bäckerei brach ein Brand aus, der das Wohnhaus und das Hinterhaus vollständig vernichtete. Zwei Lehrlinge erstickten. Paris. Nach einer Meldung aus Beirut sind bei dem Un fall eines Militärautos im Djebelgebiet ein Artilleriegeneral und zwei Hauptleute schwer verletzt worden. Newyork. Drei Frauen, die als Mitglieder des Forschungs instituts des Gesundheitministeriums die Papageienkrankheit studiert haben, sind ihr selbst zum Opfer gefallen und liegen bedenklich krank danieder. Meine Nachrichten Eisenbahnunglück in England. Lokomotivführer tot, fünf Personen verletzt. In der Nähe von Carlisle, der Hauptstadt der Grafschaft Cumberland, stieß ein Personenzug mit einem Leerzug zu sammen. Ein Lokomotivführer wurde getötet, fünf weitere Personen erlitten Verletzungen. Gefangenenausruhr in einem dänischen Zuchthaus. Horse ns, Im hiesigen Zuchthaus kam es, wie erst jetzt bekanntgegeben wird, am vergangenen Sonnabend abend zu Unruhen. Ein Gefangener war wegen Gehorsamsver weigerung mit Einzelarrest bestraft worden, worüber sich die anderen Gefangenen erregten und weshalb sie schließlich die Aufsichtsbeamten angriffen. Es entwickelte sich ein heftiger Nahkampf, in dem die Gefangenen Ziegelsteine aus dem Fußboden brachen und damit nach den Wärter« warfen. Mehrere von den Beamten wurden am Kops verletzt. Die Wärter und die Polizisten wehrten sich mit Knüppeln und es gelang ihnen schließlich, die Ordnung wiederherzu- stcllen. Von den Wärtern sowohl als von den Gefangenen wurden bei diesem Kampfe mehrere schwer verletzt. Der Erreger der Papageienkrankheit entdeckt. London. Die Arzte des London-Hospitals haben den Er reger der Papageienkrankheit isolieren und feftstellen können Es handelt sich um einen Bazillus ähnlicher Art, wie er bei Pocken, Masern und Maul- und Klauenseuche festgcstellt werden kann. Der Bazillus ist sowohl bei menschlichen wie bei tierischen Erkrankungen einwandfrei nachgewiesen worden- drandkatafirophe in Boston. Boston. In einem fünfstöckigen Wohnhaus brach ein Brand aus, der sich so schnell ausdehnte, daß sich von den Be wohnern nur wenige rechtzeitig retten konnten. Ein Mann, eine Frau und ein Kind fanden den Tod in den Flammen, zwölf Personen wurden verletzt und mußten nach einem Krankenhaus gebracht werden. 63. Fortsetzung Nachdruck verboten Im letzten Augenblick mar sie aus ihrem Glück gerissen worden. Alles hätte er tun mögen, Opfer um Opfer bringen, wenn er Ilse damit Vertrauen, Glaube und Liebe hätte zu rückgeben und die bitterböse Stunde der Erkenntnis unge schehen hätte machen können. Es mußte sie doch bis ins tiefste Herz erschüttert haben, was man ihr angetan. Liebe und Freundschaft waren ihr zusammengestürzt wie Kartenhäuser. Er lehnte an einem der Fenster des Eßzimmers und wartete darauf, daß das Mädchen die Suppe brächte. Eben ging auch die Tür auf und als er sich umdrehte, stand da Ilse vor ihm und lächelte freundlich: „Gute Mahlzeit!" Wulf stand neben ihr und kam jetzt langsam zur Begrüßung näher. Ilse ward mit einem Male leicht und frei zumute, die ruhige Sicherheit, die sie von je in Ulrich Weidenbergs Nähe empfunden, nahm wieder von ihr Besitz. Er fragte besorgt: „War es nicht vielleicht leichtsinnig, schon das Bett zu verlassen, weiß Dr. Seyedl darum, Fräu lein Rauneck?" Ilse nickte. „Ach, ich war ja natürlich etwas abgespannt und erregt von der häßlichen Sache, aber krank war ich nicht." Sie blickte offen zu dem Manne auf. „Gottlob, daß ich nicht Wildhards Frau geworden, denn ich habe ihn gar nicht richtig lieb gehabt, schon in der letzten Zeit bedrängten mich allerlei Zweifel. Die Intrige, die von den beiden schlechten Menschen angezettelt wurde, hat mich aufs äußerste empört, aber ich gräme mich weder um Wildhard noch um Jutta Linden." Ulrich Werdenberg sah sie plötzlich so strahlend an, daß sie in diesem Augenblick hätte wissen müssen, er liebte sie, wenn sie es nicht schon vorher gewußt hatte. Sie erschauerte. O, weshalb hatte der Baron in ihr Leben treten müssen. Er hatte sie geküßt, hatte ihr zärtliche Dinge ins Ohr geraunt, sein Arm hatte sie umschlungen, und das alles war wie dunkle Flecken auf einem schneewei ßen Kleid. Häßlich waren die Flecke und nie zu tilgen. Frank Wildhards Küsse hatten sie um ein ganz großes Glück gebracht. Das Mädchen erschien mit der Suppe und die beiden nahmen am Tische Platz. Es war jetzt wie vordem nach dem Tod von Ilses Vater. Sie saßen sich wieder allein gegen über, der Stuhl Jutta Lindens war leer. Wie von demselben Gedanken bewegt schauten beide dort hin, wo Jutta gesessen und sahen sich dann an. Um Ilses Lippen zuckte Selbstspott. „Ich hatte mir mit meiner anscheinend großen Menschen kenntnis gerade die beste „Gesellschafterin" ins Haus geholt. Aber ich ahnte ja nicht einmal, daß es solche Menschen wie sie gibt. Ich meinte tatsächlich, man müsse es jedem von außen ansehen, wenn er sehr schlecht ist." Sie aßen schweigend, und als der zweite Gang, das ge bratene Fleisch gebracht wurde, stellte Ilse dem Hund einen großen Teller davon vor. „Wulf soll es fortan ganz besonders gut bei mir haben," erklärte sie, „denn er hat mir ja das Leben gerettet." Ulrich Werdenberg wußte schon von Hermine Seydel, daß Wulf der Ruhm gebührte, die Intrige auf so eigenartige Weise enthüllt zu haben. Ilse ließ die Gabel sinken und starrte ins Leere. „Ist das nicht furchtbar, sich vorzustellen, was man mit mir vorgehabt?" Geisterbleich war ihr Gesichtchen geworden. Ulrich Weidenbergs Liebe wußte viele weiche, zärtliche Worte, die das schmale Gesichtchen rosig gestreichelt hätten, aber seine Liebe mußte sich bescheiden, mußte lautlos aus harren. Ilse hatte sich rasch wieder in der Gewalt. Sie lächelte: „Ich spreche doch mehr von dem Thema, als ich selbst will, es ist noch alles zu frisch und aufgewühlt in mir." Sie aßen weiter und das Mahl ging zu Ende. Ilse teilte am Schluß eine Birne, reichte dem Manne die Hälfte davon. „Darf ich Sie nun noch recht, recht sehr bitten, mir die dumme Kündigung zu vergeben und auf dem Rauneckhofe zu bleiben?" sagte sie leise, fast ein wenig ängstlich. Er atmete tief auf. „Ich wäre ja ganz elend geworden vor lauter Sehnsucht nach dem Rauneckhof," gestand er. Und damit war wieder alles im alten Gleise. Das Mädchen räumte ab, brachte Kaffee und sie saßen wieder beisammen, unterhielten sich und Ulrich Werdenberg sann, ob es überhaupt nicht nur ein Spuk gewesen, was lange Monate hindurch diese schönste Stunde am Tage so verändert hatte. Nun war alles wie früher, schien ihm, alles. Plötzlich mußte er an die Nacht im Totenzimmer den ken und an die Warnung, die Ilse von den erkalteten Lip pen ihres Vaters gehört zu haben glaubte. Er erinnerte sich daran, sagte: „Jetzt ist die seltsame Warnung klar und das Unverständliche verständlich." Ilse war es, als sei sie wieder in dem Zimmer, darin der Vater aufgebahrt war, als sähe sie das geliebte Gesicht des Vaters in erhabener, feierlicher Starrheit und als höre sic ihn dennoch sprechen, mit einer Stimme, die wie von fernher aus Ewigkeiten den Weg suchte zu ihr. Visionär blickte sie vor sich hin und sprach aus ihrem Erinnern her aus die Worte, die sich festgesetzt in ihr und die sie doch ver gessen, als es so nötig gewesen, daran zu denken. Leise klang wieder die seltsame Warnung an des Man nes Ohr: (Fortsetzung folgt.)