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Wilsdruffer Tageblatt : 06.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193003061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300306
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-06
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.03.1930
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Millionen Frank als erste Hilfe bereiigestellt. Ferner ge nehmigte der Ministerrat die Kredite für die neuge schaffenen Ministerien. Nachmittags traten sowohl die Abgeordnetenkammei wie der Senat zusammen und das neugewählte Kabinett stellte sich vor. Die Regierungserklärung wurde in bei den Kammern verlesen. Richtlinien der Politik. Auf dem Gebiete der allgemeinen Politik macht die Regierung Vorschläge zur Verabschiedung des Budgets, Fortführung und Beendigung der internationalen Ver handlungen betreffend die Seeabrüstung, die Inkraft setzung des Voung-Plans, den Zollfrieden und die Rati fizierung der Schiedsgerichtsabkommen. Finanz- und Steuerreform sollen in Angriff genommen werden, ebenso die Verab schiedung der Sozialversicherungsgesetzgebung und der Amnestievorlage. Die Sozialversicherung soll am 1. Juli 1930 in Kraft treten. Unentgeltlicher Unterricht und Be willigung kolonialer Anleihen werden von der Negierung verteidigt. In Finanzsachen wird das Gleichgewicht an gestrebt. Hauptpunkte der Innenpolitik sind Aufbau und Ausbau der nationalen Wirtschaft, Steuersenkungen und Steuerreform. Der Getreidemarkt soll mit Rücksicht aus die Landwirtschaft flüssiger gestaltet, der Absatz der Weinbauern und der Weinhandel gefördert werden. Der Geist der republikanischen Einigung soll ausschlaggebend sein. Die Regierungserklärung schloß mit -en Worten: Organisierung des Dauersriedens und der Sicherheit, Aufrechterhaltung der Freiheit und der Ordnung unter Achtung der Grundsätze der Republik im Innern, Finanz- reform, Steuerreform, Wirtschaftsresorm und Sozial reform im Sinne einer besseren Gerechtigkeit und zum Zwecke der Erreichung eines größeren Wohlstandes, das ist unser Ziel. Lärmszenen um Tardieu in der Französischen Kammer. Paris. Der Empfang Tardieus, der von seinen An hängern begeistert begrüßt wurde, löste auf der Linken leb hafte Unruhe aus. Als Tardieu die Rednertribüne betrat, be grüßte ihn ein ohrenbetäubender Lärm, der eine Viertelstunde anhielt. Tardieu versuchte wiederholt, sich Gehör zu ver schaffen, konnte aber nicht mehr als zwei bis drei Worte zu- sammenhängend sprechen. Schließlich ergab er sich in sein Schicksal. Die Linke tobte und schrie, klapperte mit den Pult deckeln und rief im Chor den Namen Dumesnils, der von der Radikalsozialistischen Partei ausgeschlossen wurde, weil er in das Kabinett Tardieu als Marineminister eintrat. — Als end lich nach fünf Minuten die Ruhe wiederhergestellt war, begann Tardieu mit der Verlesung der Regierungserklärung, wobei er wiederholt unterbrochen wurde. Die Rechte ließ den Sozialisten Frossard, der als erster Interpellant reden wollte, nicht zu Worte kommen. Der Präsident mußte daraus die Sitzung unterbrechen. Sie Avt der älteren Arbeitnehmer. Sächsischer Landtag. Im Sächsischen Landtag begründete Abg. Dr. Wallnei (Voltsrechtpartei) einen Antrag seiner Partei, die Regierung zu ersuchen, Mittel zur Selbständiamachung erwerbsloser älterer Arbeiter einzustellen. Finanzmmister Weber erklärte zu dem Anträge Winkler: Zu dem Verlangen der Antragsteller nach Gewährung von Steuernachlässen bei den Reichs st euern für solche Arbeitgeber, die sich zur Be schäftigung einer gewissen Anzahl von älteren Angestellten ver pflichten, habe die Regierung bereits früher erklärt, daß sie die Notlage, in der sich ein erheblicher Teil der älteren An gestellten befindet, durchaus nicht verkenne und daß sie gern bereit sei, alle Bestrebungen zur Linderung dieser Notlage zu fördern. Auf diesem Standpunkt stehe sie unverändert noch heute. Sie glaube jedoch, daß der Vorteil eines eventuellen Steuernachlasscs, der sich immer nur in engen Grenzen würde halten können, zu gering sei, um einen Unternehmer zu ver anlassen, seine Bedenken gegen die Einstellung älterer An gestellter fallen zu lassen. Ministerialrat Schulze erklärt zu dem Antrag Voigt: Die Regierung sei grundsätzlich bereit, bei der Einstellung vbn Behördenangestellten stellungslose ältere Angestellte zu berück sichtigen. Den Gemeinden, Bezirks- und Zweckverbänden wird empfohlen, entsprechend zu verfahren. Abg. Geiser (Soz.) meint die vollspartetlichen Anträge seien nicht ernst zu nehmen. Die Angestellten hätten sich viel fach der gewerblichen Organisation verschlossen und müßten nuA die Folgen dieser Einstellung tragen. Aba. Frl. Glatzer (Komm.) erklärt, es sei zwecklos, Mittel zur Selbständigmachung erwerbsloser älterer Arbeiter bereit zustellen, denn diese Leute könnten sich doch nicht halten. Abg. Dr. Dehne (Dem.): Die Anträge seien wohl gut gemeint, aber sie zeigten nicht den Weg zur Beseitigung der tatsächlich vorhandenen Übelstände. Abg. Sachse (Wirtschaftspartei) wendet sich vor allen« gegen den Antrag auf Bereitstellung von Mitteln zur Selbständig machung erwerbsloser älterer Angestellter, denn heute sei es selbst für den Fachmann schwer, seine Existenz zu erhalten. Abg. Dr. Eckardt (Dtn.): Es wäre besser, wenn man für notleidende Betriebe auch einmal die Zahlung niedriger Löhne zulassen würde, als daß die Arbeiter und Angestellten ganz erwerbslos würden. Abg. Dr. Wallner (Volksrechtpartei) meint, die Berufung des Finanzministers auf die Finanznot des Staates zur Be gründung der Ablehnung des volksparteilichen Antrages sei ungerechtfertigt. Damit schließt die Aussprache. Sämtliche Anträge werden angenommen. Nächste Sitzung: Montag, den 17. März, vormittags 11 Uhr. Tagesordnung: Etatsrede des Finanzministers. Kleine Nachrichten Blutiger Kampf mit amerikanischen Verbrechern. Newark (New Jersey). Bei einer Revolverschießerei zwischen Polizeibeamten und zwei Negerbanditen wurde ein Polizeiwachtmeister getötet und ein zweiter Beamter leicht verletzt. Von den Negern wurde einer getötet und der andere tödlich verwundet. Fünf schwedische Fischer ertrunken. Gotenburg. Füns Fischer aus Morup (Westküste Schwedens), die sich zum Fischfang begeben wollten, sind mit ihrem Boot gekentert und ertrunken Sie standen im Alter von 30—50 Jahren. Französische Sicherungen gegen den 6. März. Paris. Die Polizeipräsektur ist vom Innenministerium angewiesen worden, sämtliche für den 6. März von der Kommu nistischen Partei geplanten Kundgebungen zu verbieten und Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu treffen. Personenzug rast in einen Autobus. Warschau. Unweit der kongreßpolnischen Stadt Plonsk ist ein Autobus von einem Personenzug erfaßt und völlig zer trümmert worden Zwei Personen wurden getötet und neun schwer verletzt GrvWmral o. DM f München, 6. März. Großadmiral v. Tirpitz ist heute nacht 2.30 Uhr in München in einem Sanatorium gestorben. Er hatte in den letzten Tagen an Bronchitis zu leiden, erholte sich auch wieder, es ist aber eine Herzschwäche zurückgeblieben, die ihn zwang, sich in ein Sanatorium zu begeben. Erkrankung Primo de Riveras. General Primo de Rivera liegt nach einer Pariser Meldung in einem dortigen Hotel an Grippe erkrankt danieder. Wilsdruff, am 6. März 1930. Merkblatt für den 7. März. Sonnenaufgang 6" U Mondaufgang 1°^ Sonnenuntergang 17^ ! Monduntergang 9"' 1829: Der Industrielle Albert Borsig geboren. Landmanns Arbeitskalender im März. Das milde Winterwetter hat uns diesmal in den Stand zesetzt, die Bodenbearbeitung schon bis zu einem Grade fertig zustellen, wie sonst selten nm diese Jahreszeit. Insbesondere sürfte auch die Düngerausfahrt aus das Feld fast überall be endet sein, sonst muß sie nun nachgeholt werden, wo sie noch im Rückstand ist. Die in rauher Furche liegenden Felder Wer sen abgeeggt oder mit der ^ckerschleppe glatt geschlissen. Krümmer und Grubber bekommen jetzt reichliche Arbeit. Weizen, Klee und Luzerne werden bei trockenem Wetter ab geeggt, die Wintersaaten erhalten Stickstoff als Kopfdung. Auch ist es Zeit, Serradella in den Winterroggen einzusäen. Hafer, Sommergerste, Pferdemöhren und Erbsen zeitig, be sonders aber den Sommerroggen so rechtzeitig wie möglich aussäen. In milden Lagen von Süd- und Westdeutschland legt man in diesem Monat schon die ersten Frühkartoffeln aus. Im übrigen Deutschland verliest man in dieser Zeit die Saatkartofseln. Auf den Weiden und Wiesen ebnen wir die Unebenheiten ein, breiten Kompost auf und fahren Jauche, geben nötigenfalls auch noch Kunstdung Mit der Wiesenegge hekämpfen wir das Moos, das als Streu abgefahren wird. Moorwiesen sind zu walzen. Die Koppelzäune sind instand zu bringen und brüchige Pforten zu ersetzen. Im Stall durch Einlassen von frischer Luft die Abhärtung beginnen, Klauen und Hufe nach der langen Winterzett nachsehen und pflegen. Alle Geräte und Wagen für die Frühjahrsbestellung, ebenso das Lederzeug noch einmal nachsehen. Im Garten ist schon hohe Arbeitszeit. Die Mistbeete werden besetzt, für alle Früh saaten muß das Land aufnahmebereit hergerichtet sein, die Samenpflanzen und die Knollen und Zwiebeln der Früh blüher werden ausgestecki. An den Obstbäumen die Reini- gungsarbeiten beenden, die Wurzeln jauchen, Umpfropfen nichttragender alter Bäume und junger Unterlagen. Die Bienen warm halten und vor Hunger, bei trockenem Wetter aber besonders vor Durst schützen, wenn nötig, behelfsmäßige Bienentränken vor den Ständen aufstellen. * Landbund. Anstelle des verhinderten Bezirksvorsitzenden Wunderling eröffnete Gutsbesitzer Preuß er-Kaufbach die gestrige gutbesuchte Versammlung mit der Feststellung, daß sich seit der letzten Zusammenkunft die wirtschaftliche Lage noch be deutend verschlechtert habe. Die Hoffnungen, die sich für den Ge treidemarkt an Zollerhöhung und Vermahlungszwang knüpften, seien zuschanden geworden und auch die Schweinepreise zeigten jetzt eine stark fallende Tendenz. Andererseits seien aber die sozi alen Lasten wieder gestiegen und dazu schwere politische Wetter wolken aufgezogen. Im Minzen um die Existenz bedürfe die Land wirtschaft des festen und einigen Zusammenstehens aller seiner Glieder, wenn sie nicht untergehen wolle. An diese Worte knüpfte Landtagsabgeordneter W i n k l e r - Weigmannsdorf den ersten Teil seines Vortrages an, in dem er ungefähr ausführte: Der Landbund hat schon viel geschaffen und noch manches auf seiner Fahne stehen, was aber nicht verwirklicht werden konnte, weil die Einigkeit auch unter den Landwirten fehlt. Viele Berufsge- nossen stehen noch abseits, scheuen die Beiträge für die Organisa tion und wollen nur ernten, aber nicht säen. Sie zersplittern die Kraft und schwächen die eigene Vertretung in Gemeinde, Bezirks tag, Bezirksausschuß, Gemeindetag, Gemeindekammer und Land tag, die bei der Lastenverteilung, Festsetzung der Steuerzuschläge usw. doch so nötig ist. Der Landtag hat die bürgerliche Regie rung Büngers gestürzt, weil der Vertreter Sachsens in Berlin für den Aoung-Plan gestimmt hat. Der Stein kam durch die Nationalsozialisten ins Rollen. Die Landvolkfraktion schloß sich an, weil sie ihrem Prinzip dem Boung-Plan gegenüber nicht untreu werben konnte. Ihre Stellungnahme gab aber nicht den Ausschlag, das Schicksal der Negierung war sowieso besiegelt. Die Verhandlungen über Bildung des neuen Kabinetts gehen weiter. Allgemein muß gefordert werden, baß die bürgerlichen Parteien mehr wie bisher zusammenrücken, um der sozialistischen und kommunistischen Zersetzungs- und Zermürbungstaktik einen festen Damm entgegenzusetzen. Die verfehlte Steuerpolitik hat die Wirtschaft dem. Abgrund immer näher gebracht. Weiter Kreise bemächtigt sich tatenlose Ergebenheit und ratlose Verzweiflung und doch kann nur der festeste Widerstand gegen die anbrausende kommunistische Welle uns davor bewahren, eines Tages vor dem Trümmerfeld unserer Habe zu stehen. Das sollten sich vor allem die der Organisation noch Abseitsstehenden gesagt sein lasten. Der zweite Teil des Vortrages galt dem Gesetzentwurf über das säch sische Anerbenrecht, der vor zwei Jahren schon vom verstorbenen Landtagsabgeordneten Schreiber vertreten wurde. Die Vorlage wurde damals vom Plenum an den Rechtsausschuß verwesen, der verschiedene Abänderungsvorschläge angenommen hat, die das Wirtschaftsministerium in einem neuen Entwürfe berücksichtigt hat. Das Gesetz will einer Zerschlagung land- und forstwirtschaftlichen Besitzes vorbeugen, es will dem Anerben die Möglichkeit geben, das väterliche Erbe zu erhalten, und auch ben anderen Kindern in gewisser Beziehung ihren Anteil sichern. Das Anerbenrecht tritt dort nicht in Kraft, wo der Erblaster testamentarisch über sein Gut verfügt hat. Die Landvolkfraktion steht auf dem Standpunkt, daß dem Gesetzentwurf trotz verschiedener Bedenken zugestimmt werden kann, empfiehlt aber jedem Besitzer trotz alledem durch Testament sein Haus für alle Fälle zu bestellen. Zum Schluß mahnte der Vortragende nochmals zur Einigkeit. Der reiche Bei fall wurde durch Dankesworte des Vorsitzenden unterstrichen, der die Debatte eröffnete und Bedenken gegen die Fassung des An erbenrechtes bezüglich der Abfindung der anderen Kinder hegte. Die Aussprache gestaltete sich sehr anregend. Es beteiligten sich daran die Herren Röthig- Grumbach, Häbold - Kesselsdorf, Werner- Meißen, Seifert- Röhrsdorf, Junge- Grum bach, Pfützner- Steinbach, Philipp- Blankenstein, Zim mermann- Wilsdruff, Pietzsch- Limbach, Kießlich' Herzogswalde und Kuntze- Kestelsdorf. Außer den zum V°l trag direkt gehörenden Fragen wurde über die furchtbare Häric der Grunderwerbssteuer geklagt, Abschaffung der SchlachtsteM und Abbau der Landwirtschaftskaminerbeiträge verlangt, auf das Gespenst eines Saat- und Pflanzenschutz- und Anerkennung^ setzes hingewiesen, Mißstände in der Viehseuchenentschädigung ust Kadaververwertung gegeißelt und schließlich die unterschiedlich« Behandlung der festgelegten Deputatlöhne in der Krankenversich« rung verurteilt. Landtagsabgeordneter Winkler- Weigmanns dvrf ging im Schlußwort ausführlich auf die vorgebrachten Frazm und Beschwerden ein und empfahl auf Grund eines vor dem Arbeitsgericht Freiberg ausgetragenen betrüblichen Falles alle» Besitzern, für ihre im Betrieb tätigen Kinder insofern zu sorge» als sie den ihnen schuldigen Lohn in der Buchführung oder M vertraglich festlegen. Geschäftsführer Werner-Meißen riö bei Abschluß von Kaufverträgen zu vorheriger Informierung «> der Geschäftsstelle des Landbundes in Meißen und gab bekannt daß die Lohnverhandlungen mit den landwirtschaftlichen Arbeit' nehmern die Beibehaltung des bisherigen Lohnes ergeben hätte« Gemeine Tierquälerei. Hier ist am 4. März in der Zeit von 9 bis 11 Uhr vormittags einer Katze (grau-weiß) das Fell vom Schwanz restlos abgetrennt und abgezogen werden. In diesem Zustand hat man dieses arme Tier laufen lasten, .und so ist es P seinem Besitzer zurückgekommen. Derselbe hat 20 Mark Belob nung ausgesetzt für Namhaftmachung des Täters oder Angabe«, die zu seiner Ermittlung führen. Etwaige Wahrnehmungen bittet man in der Polizeiwache Wilsdruff zu melden. Es ist nur z« wünschen, daß der rohe Tierquäler seiner Bestrafung zugeführt werden kann. Im übrigen beachte man bas Inserat in dieser Nummer. Ein gefährlicher Radsturz ereignete sich Dienstag früh i« der siebenten Stunde auf der Landstraße kurz vor Meißen an der Kreuzung der Wilsdruffer Straße mit den Gemeindewegen nab Siebeneichen und Lercha. Der jugendliche Arbeiter Z. aus Wils- druff fuhr wie täglich nach seiner Arbeitsstelle nach Meißen. Er passierte die stark abfallende Straße vor bezeichnetem Wegekreuz Hier befand er sich in rascher Fahrt, als ihm durch Bruch des Lenkerbolzens plötzlich die Gewalt über das Rad genommen war Ohne Steuerung fuhr Z. dicht an einem Kirschbaum vorbei und i« den Straßengraben. Er streifte ben Baum und wurde dabei im Gesicht verletzt. Beim Sturz zog er sich eine Verletzung der rech' ten Hand zu, wodurch er gezwungen war, den Arzt aufzusuchen Das Rad wurde stark beschädigt. Z. kann vom Glück sagen, dab er nicht direkt gegen den Straßenbaum rannte, die Folgen wäre« bestimmt sehr ernste gewesen. Milderung des Berechtigungswesens. Wie bas Landes arbeitsamt Sachsen soeben bekanntgibt, können für den einfachen mittleren Dienst in der Finanzverwal tung des Reiches Bewerber, die nur V o l k s s ch u l bi l- dung haben, ass sogen. ,,Zivilanwär ter" eingestellt werden. Die Bewerber mit Volksschulbildung müssen in einer ein fachen Vorprüfung die Beherrschung der Elementarkenntnisst aufweisen. Die Anwärter für die Zollverwaltung haben barüber hinaus in einem amtsärztlichen Zeugnis ihre körperliche Rüstig keit für die erheblichen Anstrengungen des mehrjährigen Grenz aufsichtsdienstes darzutun. Als Aufnahmealter gilt mindesten« das 21., höchstens das 25. Lebensjahr. Der Vorbereitungsdienst als ,-Steueranwärter" bezw. „Zvllanwärter" dauert ein Iah« Darauf ist die Assistentenprüfung abzulegen. Nach vierjähriger weiterer Tätigkeit als sogen. „Diätar" erfolgt die planmäßig« Beamtenanstellung als „Steuer-" bezw. „Zoll a s s i sten t" und gegebenenfalls der weitere Aufstieg in die Laufbahn des gehobenen mittleren Dienstes bis zum Obersteuer- bezw. Ober- zollsekretär. Die Einberufung der Dienstanfänger erfolg! alljährlich in der Zeit vom 1. April bis 30. Juni. Wann fallen die Kinderzuschläge weg? In letzter Zeit sind mehrfach Zweifel darüber aufgetaucht, zu welchem Zeitpunkt der Kinderzuschlag wegzufallen hat. Nach 8 14 des Besoldungsge setzes müssen für die Gewährung des Kinderzuschlags für Kinde« vom vollendeten 16. bis zum vollendeten 21. Lebensjahre zwei Voraussetzungen gleichzeitig erfüllt sein, nämlich: die Kinder mästen sich in der Schulausbildung oder in der Ausbildung für einen Lebensberuf befinden, und sie dürfen während dieser Zeit nur ein eigenes Einkommen unter 30 RM. monatlich haben. Wenn also z. B. ein Kind am 29. August die Schulausbilbung be endet, am 21. September in die Lehre tritt und vom gleichen Tag ab ein monatliches Einkommen von 60 RM. bezieht, so ist der für den Wegfall des Kinderzuschlags maßgebende Tag der 21. September. Die Einkommensgrenze von monatlich 30 RM wird in diesem Beispiel bereits am 21. September überschritten, obwohl anteilsmäßig im September nur 20 RM. bezogen wer den. Gemäß Z 14 Abs. 7 des Besoldungsgesetzes hört in diesem Falle die Gewährung des Kinderzuschlags mit Ablauf des Mo nats Oktober aus. Freiwillige Neuwertversicherung. Dem Landtag ist soeben ein Gesetzentwurf über die Einrichtung einer freiwilligen Neu wertversicherung bei der Gebäudeabteilung der Sächsischen Law des - Brandversicherungsanstalt zugegangen. Danach soll für Schadenfälle, in denen nach den bestehenden gesetzlichen Vor schristen die Kosten der Wiederherstellung eines durch Brand, Blitzschlag oder Explosion ganz oder teilweise zerstörten Ge bäudes nicht voll vergütet werden können, eine freiwillige Neu wertversicherung bei der Gebäudeabteilung der Landes - Brand- Versicherung eingerichtet wenden. Als Neuwert gilt der Betrag- der zur Wiederherstellung des vorigen Gebäudezustandes unter Zugrundelegung ortsüblicher Baustoffpreise und Arbeitslöhne er forderlich ist. Zurückstellung vom Schulbesuch oder Unterbrechung des Schulbesuches trotz schulpflichtiger Kinder. Das Ministerium für Volksbildung gibt bekannt: Bei gebrechlichen, kränklichen ode« solchen Kindern, die körperlich oder geistig unreif sind, kann der Schulleiter auf Antrag der Erziehungsberechtigten oder von sich aus den Schuleintritt nach Gehör des Schularztes bis zu einem Jahr aufschieben, wenn bestimmt zu erwarten ist, daß diese Kin der den unabweisbaren Anforderungen der Schule nicht gewach sen sind. Anter derselben Voraussetzung kann bei solchen Kinder« auf Antrag des Klaffenlehrers oder der Erziehungsberechtigte« auch der bereits begonnene Schulbesuch durch den Schulleiter nach Gehör des Schularztes und des Klassenlehrers bis zum End« des ersten Schuljahres unterbrochen werden. Bei so verspätetem Eintritt oder so veranlaßter Unterbrechung des Schulbesuchs ka«" der Schüler auf Antrag der Erziehungsberechtigten nach minde stens siebenjährigem Schulbesuch und nach Vollendung des Lebensjahres am Ende des Schuljahres mit Zustimmung des M' zirksschulrates entlassen werden. Die Entlastung darf nicht ver weigert werden, wenn der Schüler das Ziel der Volksschule im wesentlichen erreicht hat. Der Antrag soll ein Vierteljahr vorh^ beim Schulleiter gestellt werden. 10 642 Erziehungsbeihilfen für Kriegerwaisen in Sachs«" Nach dem Stande vom 31. Dezember 1929 sind vom Inkrast treten der Richtlinien des Reichsarbeitsministeriums über die G- Währung von Erziehungsbeihilfen aus Reichsmitteln an Kriegs waisen vom 20. Februar 1928 in Sachsen insgesamt 15138 A«
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