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Wilsdruffer Tageblatt : 04.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193003041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300304
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-04
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 04.03.1930
- Autor
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staatsbejahenden Partei der bürgerlichen Mäßigung in ihrer Mehrheit ablehnt, ja verwirft. Dieser Haltung, daß nunmehr das Gesetz des Handelns in der größten innerdeutschen Frage an die Rechte übergegangen ist, kann ich mich nicht entschließen und auch nicht fügen, denn es ist allerdings meine Ueberzeugung, daß die Neuschöpsung unseres Parteiwesens gleich aller Politik nur durch Handeln und nicht durch Abwarten geleistet werden kann. Allste Lage ik Spanien Berenguer zurückgetreten? Madrid, 3. März. Die augenblickliche politische Lage in Spanien ist neuerdings in ein kritisches Stadium getreten; es hat den Anschein, daß zwischen dem König und dem Ministerpräsiden ten Meinungsverschiedenheiten auf Grund der letzten republika nischen Kundgebungen hinsichtlich der Wiederherstellung der ver fassungsmäßigen Ordnung in Spanien ausgetreten sind. Während Berenguer die Ansicht vertritt, man müsse der politischen Propa ganda gewisse Freiheiten lasten und langsam, aber sicher, zu Wah len schreiten, scheinen der König und seine Anhänger eine gewalt same Unterdrückung jeder monarchiefeindlichen Propaganda zu verlangen. Nachdem nun Berenguer und seine Regierung ausge sprochene Gegnner jeder Diktatur find, scheint die Krisis ausge brochen zu sein. In diesem Zusammenhang spricht man davon, daß Beren guer sein Entlastungsgesuch dem König eingereicht habe und daß dieser den General Martinez Amido beauftragt habe, in Verbin dung mit dem Militärgouverneur von Barcelona, General Bar rera, und dem früheren Zivilgvuverneur von Barcelona, General Milas del Bosch, die Diktatur auf energischerer Basis wiederher zustellen. Diese Gerüchte erhalten eine gewisse Bestätigung durch die Tatsache, daß Martinez Amido vor wenigen Tagen im Som- merschloß El Prado mit dem König eine lange private Unter redung hatte, sowie durch des ersteren Reise nach Barcelona und seine dortigen Konferenzen mit den oben genannten Generalen. Sollten sich diese Gerüchte bewahrheiten, dann ist ohne Zweifel eine überaus ernste Lage für Spanien geschaffen, da die Mehr heit des Volkes, welches sich gerade in letzter Zeit der republika nischen Idee sehr genähert hat, einer neuen Diktatur ablehnend gegenübersteht. Es ist möglich, daß sich ein Teil der Armee wei gern würde, diese Diktatur zu unterstützen und man muß damit rechnen, daß in diesem Falle auch dem König die Gefolgschaft ver weigert werden würde, was schließlich zu Zusammenstößen führen könnte. Knedensregelung un- Völkerbund. „Es gibt schon zu viele Kriegsverhütungsabkommen." Das Verfahren des Völkerbundmtes zur Regelung von Streitfällen ist jetzt von dem Völkerbundausschutz für die An gleichung des Völkerbundpaktes an den Kellogg-Pakt in Genf in langen, juristisch verwickelten Erörterungen durchberaten worden. Der deutsche Vertreter, Ministerrat vor Bülow, wies daraus hin, daß die Gefahr allzu zahlreicher Systeme der Friedensregelung bestehe. Gegenwärtig seien bereits der Völkerbundpakt und der Kellogg-Pakt vorhanden. Wenn man nunmehr eine Friedensregelung außerhalb des Völkerbundes auch noch durch den 1928 angenommenen allgemeinen Schieds pakt suchen Würde, so käme man im praktischen Fall in Schwierigkeiten, nach welchem System nun ein Streitfall zu regeln sei. Der Ausschuß nahm schließlich eine Reihe von Abänderungen an. Danach ist nunmehr vorgesehen, daß die Mitglieder des Völkerbundes Übereinkommen, sich einem ein stimmigen Beschluß des Völkerbundrates zu beugen, wobei jedoch die Stimmen der streitenden Parteien nicht gezählt werden. Falls die Empfehlungen des Völkerbundrates nicht durchgesnhrt werden, beschließt er selbst über die zu ergreifen den Maßnahmen Sollte jedoch im Völkcrbundrat eine Ein stimmigkeit über die zu ergreifenden Maßnahmen der Rege lung eines Streites ohne die Stimmen der streitenden Parteien nicht zustande kommen, so soll der Völkerbundrat dennoch weiter oas unter den Umständen geeignetste Verfahren suchen unk Aeses den streitenden Parteien empfehlen. WirWasisvers-lechterung mit besonderer Aote. Die Lage von Handel und Gewerbe. Die Lage in Industrie, Handel und Handwerk hat sich im Februar verschlechtert. Im Bergbau weist nur die Kaliindustrie vermehrten Absatz auf. Der Stein- lohlenabsatz ging besonders in Oberschlesien ganz erheblich zurück. Die Grunds hierfür liegen nicht nur in der Ver schlechterung der allgemeinen Konjunktur, sondern vor allem auch darin, daß sich die Händler nach den Er fahrungen des letzten Winters im Laufe des Jahres stark cingedeckt haben. Die Geschäftslosigkeit an der Börse nahm trotz größerer Flüssigkeit des Geldmarktes zu. Die Ursachen dürften ebensosehr in der immer noch unge klärten Lage der Reichs-, der Länder- und der Kommunal finanzen wie in der Konjunkturdepression zu suchen sein. Der Baumarkt lag danieder. Die hohe Arbeitslosen- zisfer zeigt, daß Deutschland sich in einer Wirtschaftslage befindet, die trotz der Zusammenhänge mit der verschlech terten Lage auf dem Weltmärkte doch ihre ganz besondere Note hat. Selbstmord eines Bankiers. Halle. Hier hat sich der Mitinhaber des Bankhauses Reinhold Steckner Bankier Werner Steckncr, erschossen. Der Grund soll in der zerrütteten Gesundheit Steckners zu suchen sein. Schwere Bluttat eines Geisteskranken. Flatow. In Tarnowko hat der 30 Jahre alte Kriegs beschädigte Neinast nachts seinen beiden acht und zehn Jahre alten Söhnen mit der Axt die Schädeldecke zertrümmert. Neinast war zum drittenmal verheiratet. Die Kinder stammten aus erster Ehe. Seine Frau war in dieser Nacht zum Maskenball gegangen. Am Morgen sand man Neinast in der Wohnung seines Bruders, in die er eingedrungen war, am Ösen sitzend in vollständiger geistiger Umnachtung. Die Milder wurden in schwerverletztem Zustande in das'Kreis krankenhaus Flatow gebracht, während der geisteskranke Vater in das Krankenhaus Schneidemühl eingeliefert wurde. Kommnnistenverhaflungen in München. München. Wie die kommunistische Neue Zeitung meldet, wurden die kommunistische Stadträtin Sarnecki und der kommunistische Landiagsabgeordneie Götz in ihren Woh nungen von der Polizei verhaftet. Als Grund der Ver haftung wurde von der Polizeidirektion angegeben, daß dw beiden Verhafteten verdächtig sind, an dem Landfriedens bruch am vergangenen Mittwoch in der Münchener Vorstadt Giesing beteiligt gewesen zu sein Wilsdruff, am 4. März 1930. Merkblatt für den 5. März. Sonnenaufgang 6^ !! Mondaufgang 8'" Sonnenuntergang 17" ss Monduntergang 23" 1869: Kardinalerzbischof Dr. von Faulhaber geboren. Aschermittwoch. „Alles in der Welt läßt sich ertragen, Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen," singt Goethe, und ähnlich sagt das auch ein anderer Dichter der die „guten Tage" direkt als eine „Last" bezeichnet. Und eben weil wir an den guten oder schönen Tagen so schwer zu tragen haben, mutz auf Karneval, mutz auf Rosenmontag und Fastnacht der Aschermittwoch folgen, damit wir uns nach all dem Jubel und Trubel der vorangegangenen Wochen wieder ein wenig auf uns selbst besinnen und bußfertig und reu mütig Einkehr halten in uns selbst, wenn wir an Faschings tollheit des Guten zuviel getan haben. Nur daß wir das selbstverständlich mit dem bekannten „Körnchen Salz" zu ver stehen und zu beurteilen haben. Es ist ja wirklich nicht so daß wir in der harten, schweren Zeit, die über uns herein gebrochen ist, uns noch allzu übermütig iu den Karnevals taumel hätten stürzen können, und selbst dort, wo der Fasching eine gefestigtere Einrichtung ist als im Osten und im Nordev des Reiches, am schönen Rhein und in Süddeutschland also konnte man in dieser Karnevalszeit der „schönen Tage" nich: allzuviele feiern, denn der Sinn steht uns allen nicht sehr danach. Und darum brauchen wir uns wohl nicht allzu schwere Vorwürfe zu machen und allzu zerknirscht zu scheinen, wenn nach durchwachter und durchtanzter Fastnachtsnachl grau und kalt der Aschermittwochmorgen herandämmert. Und doch und doch ist der „Aschertag", wie man den Aschermittwoch hier und dort auch nennt, ein Merktag, an dem wir nichi achtlos vorübergehen sollten. Es ist gut, daß es Tage gibt, an welchen wir uns gedrungen fühlen, ein wenig stillezustehev und ein wenig nachzudenken über uns selbst, über die Welt, über das Leben, an welchem wir mit dem Prediger uns sagen: Es ist alles eitel, es ist alles vergänglich. In der katholischen Kirche werden am Aschermittwoch die Häupter der nieder knienden Gläubigen zum Zeichen der Buße mit geweihter Palmenasche bestreut und der Priester spricht dabei die Worte: „Gedenke, daß du Asche bist und wieder zu Asche werden wirst!' Und wenn auch die Andersgläubigen an solcher Zeremonie nicht beteiligt sind und sich nicht in Wirklichkeit Asche aufs Haupt streuen lassen, so sollten doch auch sie die ernsten Priesterworte sich zu Sinn gehen lassen und bedenken, daß alles, was uns heute wichtig dünkt, morgen schon ein Nichts, ein Gewesenes, ist — „ein Aschen", wie es in Ferdinand Raimunds wehmütigem Aschenliede heißt. In diesem Sinne haben wir alle unsern Aschermittwoch! * Kriegschronik 1917. In der heutigen Nummer setzen wir die von Oberlehrer Kühne verfaßte Kriegschrvnik fort. Es folgt jetzt das Jahr 1917. Wie von den vorhergehenden. Jahrgängen laßen wir auch von diesem wieder Abzüge auf besseres Papier machen unb dieselben in einem Hefte vereinigen. Bestellungen darauf nimmt unsere Geschäftsstelle bereits jetzt entgegen. Der Bezirks-Feuerwehr-Verband Meißen hielt, wie schon gestern kurz berichtet, am Sonntag nachmittags 2 Uhr im Restau rant „Felsenkeller" in Meißen eine Versammlung der Branddirek toren, Brandmeister und Hauptleute der Freiwilligen Feuer wehren im amtshauptmannschastlichen Bezirk Meißen ab. Kurz nach 2 Uhr wurde die Versammlung vom Verbandsvvrsitzenden, Herrn Branddirektor Moritz-Meihen, mit begrüßenden Worten und guten Wünschen sür das neue Arbeitsjahr eröffnet. An schließend wurde des Heimgegangenen Feuerwehrmskukteurs Ka merad Schmidt-Cossebaude, welcher am Sonnabend unter großer Teilnahme der Feuerwehren beerdigt worden ist, durch Erheben von den Mätzen ehrend gedacht und ihm für seine erfolgreiche Tätigkeit auch im Meißner Bezirk nochmals gedankt. In aus führlicher Weise erstattete dann der Vorsitzende Bericht über die letzten Sitzungen des Landesverbandes Sächsischer Feuerwehren, vor allem über die Feier des 60jährigen Bestehens des Landes verbandes. Au dem Arbeitsplan für das laufende Jahr übergehend wurde zunächst die Veranstaltung einer Feuerschutz-Woche hervor- gehoben. welche vom Reichsdeutschen Feuerwehrverband in der Woche vom 27. April bis 4. Mai d. I. vorgesehen ist, und die bereits gemeldete Prüfung verschiedener Wehren festgesetzt. An schließend kamen noch verschiedene -Feuerwehr-Angelegenheiten zur Sprache, wobei sich eine rege Aussprache entwickelte. Nach nahezu dreistündiger Verhandlung konnte die Versammlung mit Verlesen der umfangreichen Niederschrift geschlossen werden. Für den Ausbau des Festzuges beim Gauschießen in Wils druff. Im 'Fremdenhof „Stadt Dresden" hatten sich gestern abend auf Grund ergangener Einladung die Obermeister der Innungen und sonstige Vertreter des hiesigen Handwerkes eingefunden. Oberlehrer Kantor Hientzsch begrüßte sie als Präsident der Schützengesellschast und machte sie mit den ausgetauchten Wünschen nach besonderer Ausschmückung des Festzuges beim diesjährigen Gauschießen des Osterzgebirgischen Schützengaues am 29. und 30. Juni -in Wilsdruff bekannt. Auch Oberlehrer Kühne nahm sich des Planes an und entwickelte in großen Umrißen seine Ansicht dazu. Vorbedingung sei, daß der Festzug in Verbindung mit der Tradition und einer neuen Idee stehen müsse. König und Mar schall stünden mit dem Handwerk in engster Fühlung und da sei es wohl das Gegebene, den Festzug der Schützen mit den Freuden des seiernden Handwerkes zu verknüpfen. Zudem sei es kein Feh ler, wenn sich das Wilsdruffer Handwerk wieder einmal der Oeffentlichkeit zeige. Die Handwerkswagen und Gruppen müßten alle nach einheitlichen Gesichtspunkten ausgestaltet werden, nichts dürfe aus dem Rahmen fallen. Ausdrucksvoll müsse gezeigt wer den das Handwerk wie es ist und wie es war. Das Nähere müße späteren Beratungen vorbehalten- bleiben. Zunächst gelte es, die Frage der Beteiligung im Prinzip zu klären. And da konnte denn mit Freuden festgeftellt werden, daß sich alle Anwesenden sü-r eine Beteiligung des Handwerkes am Festzug erklärten. Inwieweit die Stellung von Festwagen usw. -möglich- ist, werden die diesbezüg lichen Verhandlungen in den Innungen und der einzelnen Hand werksmeister untereinander ergeben. In einer für den 5. Mai an beraumten Sitzung soll weitere Entschließung getroffen werden. Zum Zugführer befördert wurde unserm 1. März Oberzug schaffner Emil I h le. Das gestohlene Fahrrad ist wieder da! Sonnabend nachmit tag kam ein etwa 20 Jahre alter Mann in die Fahrradhandlung von Fuchs und wollte ein Rad verkaufen. Bei der Frage des Besitzers, ob er einen Ausweis darüber mithabe, daß das Rad sein Eigen sei, wurde der Mann unruhig, ergriff schließlich die Flucht und ließ das Rad stehen, das sich bei näherem Betrachten als -das kurz vorher vor dem Postamte gestohlene herausstellte. Der Dieb hatte angegeben, er wohne in Sachsdvrf, aber -das ent spricht nicht der Wahrheit. Zu dem schweren Motorradunglück aus der Kesselsdorfer Straße wird noch berichtet: Als am Sonntag srüh Dr. Müller aus Freital-Zauckerode von Kesselsdorf nach Wilsdruff fuhr, gewahrte er plötzlich mitten auf der Straße ein Motorrad mit Seitenwagen. Dr. Müller stoppte sofort ab und vernahm auch alsbald laute Hilfe- bzw. Schmerzensruse. An der rechten Straßenseite lag der aus Freital stammende 23 Jahre alte Schmied Walter Kühn mü einem vollständig zerschmetterten Bein und anderen Verletzungen. Nicht weit davon aus der linken Straßenseite befanden sich noch zwei verunglückte Personen sowie ein Kraftrad. Es waren dies eine 1909 geborene und in Bvderitz wohnhafte Zigarettenpackerin Elsbeth Panzer, die Braut des Kühn, die einen Oberschenkelbruch erlitten, und der 1906 geborene Schlosser Erich Weinhold aus Dresden-Löbtau, der gleichfalls ernst zu Schaden gekommen war. Die Verunglückten erhielten erste Hilfe und wurden nach dem Stadtkrankenhaufe in Freital gebracht. Dort mußte bei Kühn zur Absetzung des zerschmetterten Deines geschritten werden. Auch sonst hatten die drei Personen außer Brüchen und Gehirnerschütte rungen noch allerlei Quetsch- und sonstige Wunden zu verzeichnen. Kirchenamtsrat Freiherr von Welck im Ruhestand. Dm 28. Februar ist Geh. Regierungsrat a. D. Freiherr von Weick aus seinem Amte eines Kirchenamtsrates sür die Kirchenbeziike Dippoldiswalde, Dresden-Stadt, Dresden-Land, Freiberg, Gro ßenhain, Meißen und Pirna, das er seit dem Jahre 1926 verwal tet hat, ausgeschieden, um m den Ruhestand zu gehen. Damit scheidet ein Mann aus einem wichtigen kirchlichen Amte, der sich über dieses Amt hinaus als christliche Persönlichkeit mit seinem klugen Rat und durch tatkräftige Mitarbeit große Verdienste um das kirchliche Leben überhaupt erworben hat auf dem Gebiete der Aeußeren und Inneren Mission, bei dieser besonders in der evan gelischen Wohlfahrtspflege. Badekurunterstützungen. Das Ministerium -des Innern gibt bekannt, daß auch in diesem Jahre wieder in beschränktem Am fange Bädekurunterstützungen für bedürftige sächsische Landesein wohner gewährt werden können. Gesuche sind bis spätestens 10. März 1930 beim zuständigen Wohlfahrtsamt einzureichen. -Für Badeunterstützungen kommen in erster Linie nur solche Kranke in Frage, die keine Ansprüche auf irgendwelche gesetzliche Leistungen haben. Voraussetzung ist ferner Bedürftigkeit und die Aussicht auf Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit. Ueber 65 Jahre aste Personen können nur in Ausnahmesällen berücksichtigt werden. Angehörige von Krankenkassen, Versicherte bei der Invaliden oder Angestelltenversicherung, Kriegsbeschädigte, Kriegshinter bliebene haben -Gewährung von Badekuren oder sonstigen Heilbe handlungen zunächst bei den verpflichteten Körperschaften (Kran kenkassen, Versicherungsanstalten, Versorgungsamt) zu bean tragen. Bei den Wohlfahrtsämtern eingehende Gesuche der Vor genannten werden ohne weitere Prüfung den verpflichteten Kör perschaften weitergegeben. Es können selbstverständlich nur die allerdringlichsten Fälle Berücksichtigung finden. Die Kranken haben für die ganze Freistelle in Elster 60 Mark, in T-eplitz 120 bis 145 Mark, in Karlshad 560 tschechische Kronen zu bezahlen und vor der Kur sicherzustellen. Die halbe Freistelle in Bad Elster besteht -in -der Gewährung von freien Kurmitteln, freier ärztlicher Behandlung und Befreiung von der Kurgebühr, während für Wohnung und Verpflegung selbst gesorgt werden muß. Kurdauer in allen Fällen 28 Tage. Röhrsdorf. Vorigen Donnerstag hielt der Landwirtschaftlich-e Verein zu Röhrsdorf seinen diesjährigen Familienabend im Gast hof „Deutsches Haus" ab. Der Vorsitzende, Gutsbesitzer Paul Eichhorn, tonnte hierzu fast alle Mitglieder mit ihren Ange hörigen, sowie als Vortragende Fräulein Neunübel von der Landwirtschastskammer herzlich willkommen heißen. Fräulein Neunübel wurde sogleich- das Wort erteilt zu ihrem Referat „Geflügelhaltung und Geflügelzucht". Die auf diesem Gebiete besonders geschätzte Vortragsdame verstand es, den Zuhörern in -einem einstündigen Vortrag alle die Fragen zu erklären, die nötig sind, um eine größere Hühnerhaltung ober Ge flügelfarm gewinnbringend zu betreiben. Hierzu gehört vor allem richtige Unterbringung der Nutztiere, die keinesfalls in -dunstige Ställe gehören, sondern einen gut belichteten trockenen, mit einem Scharraum, Staubbad, guten Sitzstangen und Legenestern ver sehenen Raum (am besten Holzstalle) beanspruchen. Die Land wirtschaftskammer verfügt hierzu über mustergültige Baupläne, die auf Ansuchen gern zur Verfügung gestellt werden. Als ebenso wichtiger Punkt wurde die zweckentsprechende Fütterung eingehend erklärt. Besonders der eiweißreicheren Fütterung wurde das Wort gesprochen. Meistens werde zu stärkereich gefüttert, was zur Ver fettung führe. Lin Futterautomat mit- hochwertigen Kraft futter leiste als Ausatzfutter besonders für schwächere Tiere gute Dienste. Reichlich Trinkwaßer, das im Winter angewärmt sein möchte, trägt mit dazu bei, die Eiablage günstig zu beinflussen. Die Aufzucht der Jungtiere erfordere ganz besondere Sorgfalt und öfterer Futterwechsel sei sehr notwendig, denn besonders gelte auch heute noch in der Hühnerzucht bie Regel, je schneller die Aufzucht, desto eher die Legetätigkeit. Die Hauptsache bei der Aufzucht sei, daß die Jungtiere durch richtige Fütterung erst in die Länge wachsen. Tierisches Eiweiß wie Garneelen, Buchweizen grütze, Hirse, Reis, Spratt, Grünzeug und gehobelte Möhren leisten gute Wachstumssörderung. Während der Befiederung sei auch etwas Leinsamen -mit zu geben. Als Getränk eigne sich süße Magermilch und auch frische Buttermilch recht gut. Bei Darm krankheiten tut Holzkohle gute Dienste. Ebenso dürste zur erfolg reichen Aufzucht Sand und Futterkalk nicht fehlen. Wer seine Jungtiere von Glucken ausbrüten läßt, soll beim Anterlegen del Eier eine ungerade Zahl wie 13 oder 15 wählen, weil diese rund herum um die Henne liegen, 12 oder 14 ist ein Viereck und hat schlechte Bedeckung zur Folge. Der zweite Teil des Vortrags waren gute Lichtbilder von den verschiedensten Hühner-, Enten- und Gänseraßen, auch Pulen, wobei die besonderen Eigenschaften wie Legetätigkeit, Erkennung guter und schlechter Legetiere, erfolg reiche und mißliche Aufzucht, desgleichen auch über zwecken! sprechende Ställe unb Fütterungsmethoden gezeigt und erläutert wurden. Die Anwesenden dankten durch herzlichen Beifall, den der Vorsitzende, Gutsbesitzer Paul Eichhorn, durch diesbezügliche Worte noch ergänzte. Ebenfalls wurde auch Kantor Köhler für die Vorführung der Lichtbilder mit dem S-chulapparat herzlichst gedankt. Der weitere Teil des Abends galt -einem geselligen Bei sammensein und einem Tänzchen, dem gut zugesprochen wurde. Mohorn. (Ge m e i n d ev e r o r d n et e n - Si tz u ng.) Die nächste öffentliche Sitzung der Ge-meindeverordneten findet diesen Mittwoch abends 7 Ahr im Rathaus statt. Mohorn. (M üt t e r b e r a t un g sstu n de.) Die dritte Mütterberatungsstunde hält der Gürsorgearzt am Mittwoch- von Z42 bis Ahr in Pflugs Gastwirtschaft, Lungenberatungsstunde von 1 bis 2 Ahr im- Rathaus ab. Grund. (M i l it ä r v e re i n.) Die Mitglieder des Militär- Vereins „Appell" kamen am Sonntag zu einem Kränzchen -in den Linden zusammen, um gemeinsam frohe, kameradschaftliche Stun den zu verleben. Lehrer Lützner als Vorstand begrüßte in humofi voller Weise die zahlreich Erschienenen und wünschte allen Teil' neh-mern genußreiche Stunden und dem Abend einen guten Ver' lauf. Die Hauswurzkapelke spielte fleißig zum Tanz auf und kleine Familie amüsierte sich in dem so recht paßenden Lindensan' ganz ausgezeichnet. Besonderes Gepräge erhielt der Abend, cm der Dresdner Humorist und Typendarsteller Hans Schrotky da Podium betrat und mit humorvollem Kompliment sich den Gäste"
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