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Ist der Preuß. Laudtag verfassungsmäßig? Die Klage vor dem Staatsgerichshof. Der StaatsgerichLshof für das Deutsche Reich tritt am 14. und 15. Februar zusammen. Zur Entscheidung steht die Frage, ob der derzeitige Landtag in Preußen auf einer verfassungsmäßigen Grundlage steht oder ob er in seiner jetzigen Zusammensetzung nichtig ist. Eine entsprechende Klage wurde durch den Völkischnationalen Block und durch die Volksrechtpartei, Reichspartei für Volksrecht und Auf wertung im Preußischen Landtag erhoben. Die Klage der Parteien richtet sich im wesentlichen gegen Paragraph 32 Absatz II des preußischen Landes wahlgesetzes; sie verlangt vom Staatsgerichtshof die Fest stellung der Verfassungswidrigkeit dieser Bestimmungen, deren Sinn etwa folgender ist: Keine der mit Wahlvor schlägen hervorgetretenen Parteien darf aus den auf der Landesliste gesammelten Reststimmen mehr Sitze im Land tag erhalten, als sie in den Einzelkreifsn oder in Wahl- kreisverbänden erworben hat. M „Mönchen" nicht völlig verloren. Die Ursache des Brandes noch immer ungeklärt. Au dem Brande des Lloyddnmvfers „München" wird mitgeteilt, daß das Schiff sehr stark beschädigt sei, jedoch könne von einem völligen Verlust nicht die Rede sein. Bei der Besichtigung des Schiffes erwies es sich, daß mehrere Luken vollkommen trocken sind nnd die Ladung, soweit sich das bisher erkennen ließ, unbeschädigt ist. Mehrere Luken sind durch Wasser beschädigt, mehrere andere sowie die Passagierräume, außer einem Teil der 3. Klasse, sind vollkommen ausgebrannt. Die Kana rienvögel sind, wie sich jetzt herausstellt, nicht ver- , brannt, sondern gerettet. Der Dampfer soll in kurzem iu ein Trockendock ab geschleppt werden, da die Taucher keine Nisse im Schiffs rumpf gefunden haben. Die Ursache des Brandes konnte noch in keiner Weise festgestellt werden. Die Behörden nehmen Selbstentzündung an, was von Sachverständigen für durchaus unwahrscheinlich gehalten wird; man glaubt eher, daß Brandstiftung in Frage kommen könnte. Ein ganzes Dorf in Nammen. 2 2 Anwesen verbrannt. Ein riesiges Schadenfeuer vernichtete in dem Dorfe Qfingen (Amt Donaueschingen) 22 Anwesen. Das Feuer war am Nordausgange des Dorfes ausgebrochen und wurde durch den stärken Sturm mit rasender Eile weitergetragen, so daß in kurzer Zeit das ganze Dorf in Flammen stand. Zur Hilfeleistung waren die Feuerwehren der Umgegend sowie die Reichswehr aus Donau eschingen herbeigeeilt, doch konnte man infolge Wasser mangels nicht viel ansrichtcn. Es heißt, daß das Feuer auf Brandstiftung zurückzu- führen sei. Die Verluste an Inventar, Futter und Ge treide sind schwer. Das Großvieh konnte so gut wie voll zählig geborgen werden, dagegen sind Schweine, Ziegen und Federvieh in erheblichem Umfange verlorcngegangen. Sfingen hat 900 Einwohner und liegt hart an der badisch- württembergischen Grenze. Son Raiffeisen Mm Ginhettsverbasd. Letzte Sitzung der „Raiffetsen-Genossenschaften c. V.". Der Generalverband der deutschen Raiffeisen-Genossen schaften e. V. hielt unter dem Vorsitz seines Vorsitzenden, Regierungspräsident z. D. Frhr von Braun, am Mittwoch seine letzte Tagung vor der am 13, Februar stattfindenden Einigung des gesamten deutschen ländlichen Genossen schaftswesens ab. Alle genossenschaftlichen Verbände treten nunmehr zu dem „Neichsverband der deutschen landwirtschaft lichen Genossenschaften - Raiffeisen — e. B." zusammen. Gleichzeitig ist die Verschmelzung der Provinztal- und Landes verbände. der Waren- und Getdanstalten, zum größten Teil durchgeführi. Den letzten Geschäftsbericht erstattete Direktor Schmidt Im Hinblick auf die Gründung des Einheiis- verbandcs gab er dem Gelöbnis Ausdruck, daß die Naiffeiscn- Leute auch gute Einheitsverbändler sein werden. Pfarrer M c v e n s ch e i n hielt sodann einen die Geschichte des Ramens „Raiffeisen" würdtgendcn Vortrag Das Wort „Raiffeisen" bezeichne ein Dreifaches: einen Mann, ein Werl und für Hunderttausende deutsche Männer und Frauen eine Gesinnung. In dieser dreifachen Bedeutung solle „Raiffeisen" nicht nur als Name in die Firma, sondern seinem ganzen Wesen nach in den neuen Einheitsverband ein- Nieren. MWHcndk Mm« VS« Wilsdruff Md Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Milch- und Butterhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. Lieferung ins Haus) Molkereierzeugnisse jeglicher Art (tägliche Lieferung frei Haus) Dampfmolkerei Blankenstein (Inh. Hans Bräueri. Musik Philipp, Ewald, Stadtmusikdirektor, Orchefterschule, Hoh- Straße 13414. 76. Nähmaschinen-Handlung Martin Richter, Rosenstr. 70 b, Vertreter der Pfaffwerke. Radio-Spezialgeschäft (Apparate und Zubehör, Reparaturwerkstatt) ehrmann, H., Meißner Straße 260. s-s- 119. Rechtsanwälte * auch Notar. Bäßler, Hermann, Meißner Maße 266. 598. * Hofmann, Alfred, Markt 101, 1. Etage. 3. * Kronfeld, Dr. jur., Freiberger Straße 108. Schleifanstalt, Drechslerei und Schirmreparatur werkstatt Aberle, Kurt, Meißner Straße 266. Schlossermeister Linnert, Paul, Töpfergasse 246. Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Rofenstraße 73. Steinsetz-, Straßen- und Tiefbaugeschäft Fendler, Otto, Zellaer Straße 32. s-s- 21 Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Löbtauer Straße 298 g. 51. Tischlereien Adolf Schüchenmaicr, Möbelfabrik, Anfertigung von Fenstern und Türen sowie Bauarbeiten aller Art, Möbellager, Spez. Schlafzimmer und Küchen, s-s- 38. Echte und imitierte Möbel, ganze Einrichtungen: H Geißler, Robert, Feldweg 113. Sss- 131. Nur echte Möbel: L Heeger, Georg, Zedtlerstraße 180. 31. I Tonwaren-Spezialgeschäft K Hänig, Clemens, Bahnhofstraße 112. Z Uhren, Gold- u. Silberwaren, Optik, Radio-Anlagen und Zubehör I König, Fr. (Nicolas Nachf.), Freiberger Str. 5g. 131. A Viehhandümg (Nutz- und Schlachtvieh) Z Ferch, T e b r., Kesselsdorf. s-s- Wilsdruff 171. B Viehkastrierer Ä Holfert, Paul, Freital-P., Cofchützcr Straße 19. W Woll-, Strumpfwaren- und Garnhandlung H Rehme, Ma;, Bahnhofstraße 121. U Zeitung W Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29. 6. 8 Zentralheizungen I Schwepcke, Franz, Ingenieur, Meißner Str. 266. 511. 16. Fortsetzung Nachdruck verboten „O, ich weiß jetzt schon ganz genau, wo der Rauneckhof liegt, wir sind bei der Herfahrt daran vorbeigekommen. Hin ter einer hohen Mauer findet sich ein Zusammendrängen von Baulichkeiten aller Art, durch ein breites, schmiedeeisernes Gittertor sieht man ein niedriges, langgestrecktes Herrenhaus verschiedener Stilperioden, und alles überragend, ein Wahr zeichen aus sehr alten Tagen, einen runden grauen Turin. Nicht wahr, das ist der Rauneckhof?" Ilse lächelte fast zärtlich. „Ja, das ist mein geliebter Nauneckhof!" „Sie Glückliche," sagte er betont, „es ist ja eine Art von Königreich, das Sie besitzen. Schön muß es sein, so eine ländliche Scholle sein nennen zu dürfen! Verschiedene mei ner Vorfahren waren auch Gutsherren, aber allmählich mo delten sie sich um in Soldaten und Kavaliere des Königs. Keiner verstand es so recht, das Geld festzuhalten. Ich habe auf Wunsch meiner Tante, bei der ich lebe, und auf eigenen Wunsch Landwirtschaft studiert, auch einige Zeit praktisch ge arbeitet auf dem schlesischen Gut einer Freundin meiner Tante. Aber es ist so schwer, eine passende Stellung zu fin den, ich liege meiner Tante auf der Tasche und warte auf das Glück, endlich einmal unterkriechen zu können." Er unterbrach: „Vergebung, ich rede zu viel von meiner eigenen herzlich unbedeutenden Person. Aber bei der Er innerung an den Rauneckhof, an dem unser Schlitten vor- beiflog, ward wieder einmal die alte Sehnsucht in mir wach, ein paar Morgen Land mein zu nennen, es bebauen zu dür fen wie ein echter, rechter Bauer." Er lächelte Ilse an und zeigte dabei die kräftigen, gesunden Zähne. „Das Blut mei ner Vorfahren wird gelegentlich förmlich rebellisch." Ein verwunderter Blick Jutta Lindens traf ihn. Noch niemals hatte er zu ihr so geredet, noch niemals zu ihr der artig sentimentales Zeug gesprochen. Was bedeutete es nur, daß er der Nachfahrin von Bauern solche Zugeständnisse machte? Ilse aber hatte es gefallen, was Frank Wildhard gesagt. Seine Art war ehrlich und geradeaus. Wie offen hatte er bekannt: Es ist so schwer, eine passende Stellung zu finden, ich liege meiner Tante auf der Tasche und warte auf das Glück, endlich einmal unterkriechen zu können! Sie meinte freundlich: „Wenn Sie Ihr Weg einmal zu fällig in die Nähe des Rauneckhofes führt, Herr Baron, dann kommen Sie nur herein, denn mein lieber Rauneckhof ge winnt noch sehr bei der Betrachtung von ganz nahe." Frank Wildhard verneigte sich leicht. „Sie sind zu gütig, mein gnädiges Fräulein. Ich werde diese Erlaubnis bestimmt nicht vergessen." Er erhob sich. „Aber nun will ich die Damen nicht länger stören, denn eben bringt man Ihnen den Kaffee." Er nahm die ihm von Ilse entgegengestreckte Hand mit deutlich unterstrichenem Respekt, drückte dann Juttas Hand, indem er ihr dabei unbemerkt zublinzelte. Bald darauf brach er mit den anderen Herren, mit denen zusammen er den Schlittenausflug gemacht, auf. Von der Saaltür her grüßte er noch einmal tief und er geben. Jutta ärgerte sich über Frank Wildhards Benehmen. Er hatte wirklich getan, als sei Ilse Nauneck etwas ganz Beson deres. Es war allerdings klug von ihm gewesen, die Gelegen heit des zufälligen Zusammentreffens zu benützen, sich mit Ilse ein bißchen anzubiedern. Das konnte ihm und ihr viel leicht zum Vorteil gereichen. Denn eines Tages durfte sie Ilse hoffentlich erzählen, daß sie Baronin Wildhard werden würde. Aber jedes verfrühte Wort konnte Schaden anrichten. Noch hing Frank zu sehr von seiner Tante ab. Wenn der Dis „Zunge Garde". Auflösung einer kommunistischen Wehrorganisation. Das Bureau der Kartellsührung der antisaschistischen Jungen Garde Berlin wurde von der Polizei ge schlossen und das Vorgefundene Material beschlagnahmt. Der Kartellführung wurde gleichzeitig eröffnet, daß jede weitere Tätigkeit polizeilich verhindert werden würde. Die antifaschistische Junge Garde stellt, wie der Polizei präsident mitteilt, den wichtigsten Teil der sogenannten antifaschistischen Organisationen dar. Die Beobachtung in der Provinz wie in Berlin hat ergeben, daß diese Organisationen eine Fortführung des Rotfront kämpferbundes und der Roten Jung front bilden. Wie verlautet, hat im ganzen Reich eine politische Großaktion gegen die kommunistischen Antifaschisten- organisationen eingesetzt. Deutsches Reick Gegen die Erhöhung der Gewerbe- und Grundsteuern. In einer Protestversammlung, die die Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) gegen die Erhöhung der Gewerbe- und Grundsteuern einberufen hatte, brachten die Redner zum Ausdruck, daß die Steuer erhöhungen nur eine Folge der zügellosen Ausgaben wirtschaft der Gemeinden wären. Aber auch Reich und Staat wären finanziell erschüttert. Es müsse gegen die ungerechte Steuerverteilung, die stets nur den Mittel stand belaste, um den Arbeitnehmer zu entlasten, Ein spruch erhoben werden. Die Versammlung faßte eine Entschließung, die entschiedenen Einspruch gegen die ge planten Stcuerbelastnngen des schwer um keine Existenz ringenden Mittelstandes erhebt. Margarine und Landwirtschaft. Zur Erinnerung an die Erfindung der Margarine vor 60 Jahren hatte der Margarineverband Deutschlands zu einem Empfang eingeladen. Unter den Gästen sah man u. a. den Reichsernährungsminister Dr. Dietrich ferner Geheimrat Kastl, Geheimrat Flach sowie Mit glieder des Reichstages und der Regierung. Der Er nährungsminister meinte u. a., daß auf dem Gebiet der Beschaffung der Nahrungsfette die Margarine-Industrie und die Landwirtschaft nebeneinander, nicht gegeneinander stünden. Er trat sür ein Zusammenwirken der Landwirt schaft und der deutschen Margarine-Industrie ein. Das bayerische Landeswahlgesetz gegen die Verfassung. Von der Demokratischen Partei, der Wirtschaftspartei und vom Christlichen Volksdienst war beim Reichsstaats- gerichtshof Klage auf Ungültigkeitserklärung verschiedener Bestimmungen des bayerischen Landeswahlgesetzes cin- gereicht worden, weil diese Parteien trotz größerer Stim menzifser bei den bayerischen Landtagswahlen auf Grünt' der Bestimmungen des Wahlgesetzes zuwenig Mandate er halten haben. Die Klage wurde jetzt von dem bayerischer« Staatsgcrichtshof ausgetrageu. Das Urteil lautet: erstens, die Artikel 42 und 58 des bayerischen Landeswahlgesetzes verstoßen gegen die Reichsverfassunn; zwelienS, im übrigen werden die gestellten Anträge zurückgewiesen. Frankreich. Ein neuer Entführungsversnch in Paris. Im Walde von Vincennes bei Paris sollen zwei unbekannte Männer den Versuch unternommen haben, del« achtjährigen Sohn einer hochstehenden Persönlichkeit der russischen Emigrantenkolonie zu entsühren. Auf dis Hilfe rufe des Mädchens seien ein Polizist und ein Zivilist hL» beigeeilt, und die beiden Männer hätten im Auto schleu nigst die Flucht ergrissen. Aus In- und Ausland -Berlin. Der deutsche Botschafter Dr. Friedrich Sthame: kann aus eine zehnjährige erfolgreiche Amtszeit alsVertreter des Reiches in London zurückblickcn. Der Locarno-Vertrag un? Ser Abschluß eines neuen vcmsch-englischen Handelsvertrages waren die wichtigsten Ergebnisse seiner Arbeit. Schwerin. Die beiden völkischen Abgeordneten des Meck lenburgischen Landtags, Landdrost a. D. Schade-Schwerin und Gutsbesitzer Märtens-Neuhos, haben ihren Austritt aus de- Fraktion der Arbeitsgemeinschaft nationaler Mecklenburger erklärt. Rüsselsheim. Wie die Opelwerke mrtteilen, ist die ArbeU in aller Ruhe und in vollem Umsang wiederaufgenommen worden. alten Dame etwas von einer Liebe zwischen ihrem etwas leichtsinnig veranlagten Neffen und ihrer früheren Gesell schafterin zu Ohren kam, zog sie bestimmt ihre Hand von Frank ab. Was aber sollte dann aus ihm werden? Jutta war klug genug zu wissen, ein Mensch wie et konnte leicht auf die schiefene Ebene geraten, und wenn so jemand erst einmal ins Rutschen kommt, gibt es kein Halten mehr. Unterwegs, auf der Heimfahrt, begann Ilse von dem Baron zu sprechen und Jutta stutzte plötzlich. Ilse Rauneck schien starkes persönliches Interesse an Frank Wildhard zu nehmen. Sie lachte heimlich in sich hinein und dachte an das, was sie noch nicht offen bekennen durfte, dachte daran, daß Frank Wildhard sie liebte um ihrer Schönheit willen. Der Gedanke machte sie fast übermütig. Am nächsten Tage erzählte Ilse bei Tisch Inspektor Wer- denberg, wie hübsch die Schlittenfahrt gewesen, und sie er wähnte dabei, daß sie in Bad Soden die Bekanntschaft des Varons Wildhard gemacht. Ulrich Werdenberg stutzte. Er hatte bei Nennung des Namens ganz deutlich ein Aufleuchten in Ilses Augen bemerkt. Aber strahlten die Augen Jutta Lindens nicht auch? Es mußte anscheinend etwas Besonderes sein um diesen Baron. Er kannte ihn nicht, aber er war ihm unsympathisch, weil ihm schien, er hatte Ilse gefallen. Als er sich dann in seinem kleinen Zweizimmerheim, in der Inspektorwohnung des linken Seitenflügels befand, schalt er sich tüchtig aus. Das konnte ja nett werden, wenn er sich bei jeder Bekanntschaft, die Ilse machte, mit wüten den Eifersuchtsgefühlen herumschlagen mußte. Erst regte es ihn auf, daß Jutta Linden nun täglich mit am Tische saß und jetzt, als er von einer Zufallsbekanntschaft hörte, war er voll Zorn auf diesen Baron. Und er würde sich in der Beziehung doch an mancherlei gewöhnen müssen. (Fortsetzung folgt.)