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ven zuletzt Verhafteten befanden sich auch drei nm Revolvern bewaffnete Frauen. Das energische Zugreifen der Polizei hat zu dem Ergebnis geführt, daß die Zahl der Naubüberfälle auf 17 pro Tag frei gegen 69 täglich in der Woche vorher. Ein amerikanisches Katapultflugzeug verunglückt. Wie das Marineamt in Washington bekannigibt, ist ein von Bord des Schlachtschiffes „Nevada" vermittelst eines Katapultes abgeschossenes Flugzeug explodiert. Der Führer des Flugzeuges, ein Marincleutnant, fand den Tod. Es ist dies der erste Unfall dieser Art. Bei den von der amerikanischen Marine verwendeten Katapulten werden die Flugzeuge mit Hilfe einer Pulverladung ab geschossen. Eine Geheimbrcnnerci in die Luft geflogen. In Reading im Staate Pennsylvania wurden bei einer Explo sion einer Geheimbrennerei zwei Personen getötet und fünf schwer verletzt. Die Explosion war so heftig, daß-um liegende Gebäude einstürzten. Ans der sofort eingeleiteten Untersuchung ging hervor, daß die Brennerei Schmuggel alkohol herstellte. Mexikanische Städte von Genickstarre heimgesucht. Der mexikanische Staat Sonora wird von einer anstecken den Krankheit heimgesucht, die als Genickstarre in Er- lchcinung tritt und bereits lOO Todesopfer gefordert hat. Ä? Krankheit wütet in Cumpas am stärksten. Alle aHeater, Kinos und Gaststätten sind polizeilich geschlossen , Lchwcrcs Verkehrsunglüö. An der Eisenbahnlinie ,vng in Australien ereignete sich ein schweres Ver- Ein Eiscnbahnzug stieß an einem Straßen- ivergang m der Nähe von Wcrribee mit einem Auto zusammen, in dem sich zehn Personen befanden. Fünf Perwnen wurden getötet und vier verletzt. Zunte Tugeschronik Nach einer Meldung aus Saint-Brieuc ist ein - aat, das mit fünf Mann besetzt war, bei der Einfahrt n oen Hafen umgeschlagen. Zwei Matrosen ertranken. fünfzehn Bergleute, die in einem Bergwerk verschüttet waren, konnten befreit werden; sie und bei vollkommener Gesundheit. Das Lustfahrtministcrium teilt mit, daß die Nacb- 'cm^UB^äsischcs Großflugzeug mit dem Generaldirektor aes Muuarslugwesens an Bord sei über Spanien nach Süd amerika unterwegs, vollständig erfunden sei. der hiesigen Radrennbahn stürzte nach Be- envlgung des Rennens eine Holztrcppe ein, wobei siebzehn Personen mehr oder minder schwere Verletzungen davontrngen. . Newyork. Aus mehreren Teilen des Landes werden ^»necsturme und große Kälte gemeldet. In Boston hat ein ^chneesturm fünf Todesopfer gefordert. Marion (Nordkarolina). Das Wohnbans des Industriellen Baldwin, des Präsidenten der Baumwollspinnerei Marion Manufacturing Company, wurde durch eine Bombe zerstört. Das Haus stürzte ein. Von den Bewohnern kam niemand zu Schaden. Fußball. Die Vorstandstagung des Deutschen Futzballbundes in Berlin genehmigte zuerst einmal das Fußball-Länderspiel gegen England. Außerdem beschäftigte man sich mit einer Einladung Hollands zu einer Begegnung 1931, die an- genommen wurde. Der Zeitpunkt des Spiels steht jedoch noch nicht sest. Zur Tagung der Fisa entsendet der Bund als Vertreter die Herren Linnemann-Berlin, Schmidt-Han nover und Kartini-Nürnbcrg, außerdem Dr. Bauwenz-Köln. Für die Schlußrunde zur Balienmeisterschast qualifizierte sich der V. s. B. Stettin durch einen 2:1-Sieg über die Spielvereinigung Memel. In Stettin sand ein Gesellschafts spiel zwischen Titania und Südstern-Berlin statt, das die Berliner überraschend hoch mir 5:0 verloren. . viN der Runde der Meister um Süddeutschlands Fußball- meistersthast gab es folgende Ergebnisse: S. Vg. Fürth— A C. Freiburg 6 :0, Bayern-München—S. V. Waldhos 4 : 2, Eintracht - Frankfurt—V. s. B. Stuttgart 5:2, Wormatia- Worms-F. K. Pirmasens 2:1. Die Meisterschaftsspiele im Westen stehen unmittelbar vor Abschluß. Fünf Bezirke haben bereits ihre Meister cr- WU.MI. Bezirk Rhein setzte sich Köln-Sülz allein an die m Nicderrheingebiet ist der Homburg S. V. Meister, Z- I- B. Bielefeld in Westfalen, S. C. Kassel 03 in Hessen- Hannover, Schalke 04 im Ruhrbezirk. Radfahren. Der B. D. R. in Eisenach wählte den alten Bundcsvor- Uvv Wieder. Der B. D. R. zählt noch immer über 60 000 ?''tgliedcr. Gemeinsame Veranstaltungen mit der V. D- R. V. Wiley w, .Zukunft mit Ausnahnie zweier Rennen nicht mehr vurchgesuyrt werden. Tie Finanztage ges Bundes ru wenig rosig. Schwimmen. Mehrere neue Rekorde brachte das 8. Jahnschwimmen der Deutschen Turnerschaft in Halle. Im 200-Meter-Rücken- schwimmen stellte Wanner-Cannstatt mit 2:50,6 eine neue Bestleistung auf, die gleiche Konkurrenz gewann Frl. Fecht- Stuttgart in neuerer Rekordzeit, und zwar 3 :21,4. Mit 36,2 erzielte Frl. Weynekl-Breslau eine neue Bestleistung im 40- Meter-Streckentauchen, dieselbe Schwimmerin verbesserte den Rekord im 100-Meter-Seiteschwimnien auf 1:35,2. Eine veitere Höchstleistung wurde im tOO-Meter-Freistilschwimmen wn Witthauer-Äeu-Jsenburg aus 1:05,8 gedrückt. Das 100- Reter-Rückenschwimmen für Turnerinnen beendete Frl. Fecht- otuttgart in 1:32,6 abermals in Rekordzeit. Sport in Sachsen. Herberger-Johanngeorgenstadt Sächsischer Skimeistcr. In Anwesenheit von etwa 5000 Zuschauern wurde bei Waltersdorf der Sprunglauf der Meisterschaften des Sächsi schen Skiverbandes ausgetragen. In dW Nacht waren zwar noch 6 Zentimeter Neuschnee gefallen. Doch oa der Schnee naß war, ließ der Anlauf zu wünschen übrig. Die Folge waren natürlich nur geringe Sprungweiten. Die beste Leistung bot hier noch Böttrich-Altenberg/Hirschsprung mit 35,5 Metern. Außer Konkurrenz kamen Warg-Aschberg und G. Böttrich- Altenberg/Hirschsprung auf 40 Meter und 38 Meter, stürzten aber beide. Sieger des Sprunglaufes wurde Lohse-Ober wiesenthal mit der Note 318,6 und Sprüngen von 2416 Meter, 30)4 Meter und 32 Meter vor Körner-Oberwiesenthal und Herberger-Johanngeorgenstadt, welche die beste Leistung in der Kombination erzielte und mit der Note 665 Sächsischer Skimeister wurde. Wo kann inan noch als Robinson Unterkommen? Die Robinsonade des Berliner Arztes Dr. Ritter hat viele in Erstaunen gesetzt — nicht „an sich", sondern von wegen der Geographie, sozusagen. „Ja, gibt es denn überhaupt noch Inseln, aus denen man als ein weltslüchtiger Ro binson Unterkommen kann?" fragten sie sich. Und da kann man ihnen denn mit dem Brustton der Überzeugung ant worten: „Natürlich gibt es das noch! Es gibt das noch in solchen Mengen, daß ganze Generationen von Robinscum aus unbewohnten Eilanden untergebracht werden könn ten!" Zwar mit ven eigentlichen Nobinsoniuscln, auf denen einst der große Robinson Krusoe sich etabliert hat, ist nichts mehr zu machen: sie sind jetzt gründlich entdeckt, haben wiederholt als Seeräuberschlupfwinkel und Ver brecherkolonien gedient, und aus einer von ihnen befindet sich eine reguläre, steuerzahlende Konservenfabrik. Also dort, auf der Juan-Fernandez-Gruppe, kann man nur noch als Gesellschaftsmensch leben. Dagegen gibt es an anderen Stellen des Großen oder Stillen Ozeans noch Inseln der Seligen, auf denen man ein paradiesisches, durch keinen Hauswirt oder Gerichtsvollzieher gestörtes Leben führen kann. Selbst die genauesten Seekarten ver zeichnen diese Inseln nur mit einem Fragezeichen, und unternehmungslustige Leuts brauchten bloß hinzusegeln und eine Flagge zu hissen — und schon hätten sie die Insel, die sie dann nach eigenem Gusto benennen dürsten, etwa Meyerinsel oder Annemarie-Schulze-Jnsel oder so! Allerdings, ob sie die Insel für Zeit und Ewigkeit be halten dürsten, das ist eine andere Frage, denn da ist immer noch und immer wieder England, dem „theoretisch" sämtliche Inseln der Welt gehören, selbst die noch nicht entdeckten! Das Dorf der Lichtscheuen. Englische Blätter er zählen, daß das Dorf Dedham in der Grafschaft Essex, ein Dorf von 1500 Einwohnern, seit dem Weltkriege am Abend kein Licht mehr anzünde. Alle Einrichtungen für Gas- und Elektrizitätsverbrauch sind da, aber das Dorf liegt nach Sonnenuntergang in tiefster Düsternis, weil keiner eine Gaslaterne oder eine elektrische Birne anzu zünden wagt, aus Furcht — vor den Fliegerbomben! Diese Furcht beherrscht die Dorfbewohner seit Anno 14 und sie kommen, obwohl doch eigentlich schon seit langem Friede ist, nicht mehr von ihr los. Wer das Unglück hat, in der Nacht über die Straße gehen zu müssen, nimmt vorsichtig eine abgeblendete Stallaterne mit. Als einer einmal auf den Gedanken kam, seinen Weg mit einer Pechfackel zn suchen, hätte man ihn beinahe eingesperrt: er bringe das Dorf in Gefahr, sagten die andern Dörfler. Nur die Bank — ein Dorf mit einer Bank gibt es natür lich nur in England —, das Postamt und die Kirche dürfen von Zeit zu Zeit sich ein bißchen besser beleuchten lassen. In den Privatwohnungen aber brennen Talg kerzen wie zu Urgroßvaters Zeiten. Der Bürgermeister und der Kirchenrat, die auf Fortschritt eingestellt sind, bemühen sich seit Jahren, die Dedhamer von der Torheit ihres Tuns zu überzeugen und Licht in die Finsternis zu bringen, aber sie kämpfen gegen Windmühlen, denn der Gemeinderat ist unbedingt gegen Erleuchtung. Von den Honoratioren ist nur der Postmeister mit der Dedhamer Lichtfurcht zufrieden: sie habe, sagt er, die Leute zur Vorsicht beim überschreiten der Straßen erzogen und es sei in Dedham am Abend noch nie ein Unglück auf der Straße passiert. „Ich zündete," so schließt ein Londoner Berichterstatter seinen Bericht aus Deddam, „als ich mich durch die Finsternis tastete, ein Streichholz an, um meine Zigarette in Brand zu setzen, aber ich löschte es, selbst aufs höchste erschrocken, sofort wieder aus, weil ich bei den lichtscheuen Dorfbewohnern Anstoß zu erregen fürchtete." - . I^uncklunk Programm Rundfunk Leipzig (Welle 259), Dresden (Welle 319). Mittwoch, 1S. Feve. Ta. 13.15: Schallvlatten. » 14.30: Ju gendfunk. » 16: Prwatdozent Dr. Friedmann: Neue geistige Strö mungen im heutigen Frankreich. » 16.30: Funkorch.: v. Bautznern: Lhampagner-Ouv. — Wolf.Ferrari: Melodien aus .Der Schmuck der Madonna". — Borodin: Polowetzer Tänze. — Bennet: Our. „Die Najaden". « 17.30: Dr. Nettl: Deutsche Musik in Bäh- men. » 18.05: Arbeitsmarktbericht für Sachsen. » 18.30: Italic nisch. » 19: Oberstudiendir. Dr. Prüfer: Notlüge. » 1930: Schla gerstunde. » 20.30: W. Göpel: Moderne Maler über sich selbst. » 21: Collegium musicum. Leclair: Triosonate D-dur. — Rameau: L'impatience- Lonzert Nr. 3. » 21.45: Karlchen (Karl Ettlingers erzählt lustige Geschichten. » 22.15: Zeit, Wetter. » 0.30: Nacht- ..usit. — Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6. — Brahms: Akademische Fest-Ouv. Mittwoch, 19. Februar. Berlin W. Welle 418. — Berlin O-, Magdeburg, Stettin Welle 283. 15.20: Edith Sternberg: Die Frau als Publizistin. 4- 15.40: Walter Bernhard Sachs: Tiere, die besser sind als ihr Ruf. 4c 16.05: Gustav Hochstetler: Milliarden erfreulicher Möglichkeiten. Moderne und unmoderne Gesellschaftsspiele. * 16L0: Unter haltungsmusik. Kapelle: Leo Bergmann. * 17.30: Ergänzungs sport und Wintertraining. Sprecher: Heinrich Meusel. 4- 18.00: Teemusik. Kapelle Ilja Livschakow. 4- 19.00: Das deutsche Buch im Ausland. Geh. Rcg.-Rat Georg Cleinow: Das deutsche Buch in Sowjetrußland. 4- 19.30: Aus dem Berliner Dom: Orgelkonzert. Pros. Walter Fischer. * 20.00: Dajos Bvla spielt zum Tanz. Einlage: Zehn Minuten: Ringelnatz. Sprecher: Fränze Roloff. 4c Danach: Abendumerhaltung. Irene Ambrus (Sopran). Am Flügel: Paul Gergeley. Artur Guttmann mit dem Terra-Tonfilm-Orchester. Deutsche Welle 1635. 9.00—9.25: Lehrgang für praktische Landwirte. Vieh haltung. Beschaffung und Ausnutzung wirtschaftseigener Futtermittel. 4- 9.30—9.55: Reise durch Jugoslawien. 4- 10.00 bis 10.25: Der Neckar. 4c 10.35—10.45: Mitteilungen des Reichsstädtebundes. 4- 14.45—15.30: Kindertheater: „Im Schla raffenland". 4- 15.45—16.00: Einrichtung von Milchstuben, ck 16.00—16.30: Erziehung der Jugend für die Gemeinschaft. 4- 16.30—17.30: Nachmittagskonzert aus Hamburg. 4c 17.30 bis 17.55: A-cappella-Suite. Mitwirk.: Elisabeth Ohlhofs, Paula Werner-Jensen. 4- 17.55—18.20: Der Währungsschutz im Äoung-Plan und die Bedeutung der Internationalen Bank für Zahlungsausgleich. 4- 18 20—18.40: Liebe tm Schnee. 4c 18.40—19.05: Spanisch für Anfänger 4c 19.05—19.30: Gutes Deutsch für jedermann. 4- l9.30—19.50: Ernstes und Heiteres von der Polizei. 4- 20.00: Dajos Bäla spielt zum Tanz. Ein lage. Zehn Minuten: Ringelnatz. Sprecher: Fränzs Roloff. 4- Danach: AbenduMerhaltung. Mitwirk.: Artur Guttmann mit dem Terra-Tonfilm-Orchcster, Irene Anibrus (Sopran). Am Flügel: Paul Gergeley. 24- Fortsetzung Nachdruck verboten »Zu Handarbeiten habe ich weder Talent noch Geduld," sagte sie wie entschuldigend, als sie die Schale überreichte, die sie sicher aus einem Frankfurter Blumengeschäft mitge bracht hatte. Jetzt wäre Hermine Seydel nicht einmal imstande ge wesen, laut zu denken, denn sie war viel zu verblüfft dazu und es ging ihr nur durch den Kopf: Weshalb hatte Jutta gestern den Schwindel von der Weihnachtsarbeit erfunden. Nach ihrer Meinung bestand doch wirklich kein Grund dazu! Der einzige wäre der gewesen, es sollte niemand das Bild des eleganten Herrn sehen, das sie im obersten Schubkasten der Kommode aufhob. Du lieber Himmel, das war soviel Getue bestimmt nicht Et. Sie kannte doch den Herrn gar nicht, den das Bild darstellte, und wenn Jutta Linden vielleicht ihr Herz an ihn verschenkt hatte, so konnte ihr, Hermine Seydel, das höchst schnuppe sein. Anscheinend hatte die Rothaarige aber vergessen, daß sie gestern im Uebereifer von einer Handarbeit gesprochen, sonst hätte sie Ilse in ihrer Gegenwart die Porzellanschale nicht so harmlos überreicht. Menschen, die ohne Grund logen, waren ihr widerlich, eine kleine Notlüge nun ja, die gestand tze allenfalls zu. Ulrich Werdenberg sah zu Ilse hinüber. »Jetzt möchte ich mein Geschenk für Sie holen, Fräulein k ""usck. Es ist zu groß und vielleicht auch zu unruhig, konnte ich es nicht im Paket mitbringen." -Me horchten auf. Was war das nur für ein Geschenk, ZU groß und zu unruhig war? „x)ch bitte also kurze Zeit um Entschuldigung!" Damit entfernte sich der Inspektor. Man erging sich in Vermutungen, ohne einen Anhalts punkt zu finden. Und dann klopfte es. Würdevoll, mit festem derbem Tapp-tapp trabte ein Wolfshund neben Ulrich Werdenberg ins Zimmer, musterte aus klugen Augen die vier Menschen, die ihm entgegensahen. Ilse schlug die Hände zusammen wie ein beglücktes Kind. „O, wie lieb von Ihnen, Herr Inspektor, wie lieb. So haben Sie meinen Wunsch, den ich kurz vor Vaters Tod geäußert, nicht vergessen, während er bei mir doch fast in Vergessenheit geriet." Sie trat dem Tier entgegen, fand es sehr hübsch, bewun derte es aufrichtig, denn es war ein erlesenes Exemplar seiner Rasse. Ulrich Werdenberg erklärte: „Das Tier ist famos dressiert und wird sich bald so an Sie gewöhnen, daß es Ihnen nicht mehr von der Seite weicht. Der Kerl heißt Wulf und hat eine feine Nase für alles, was nicht koscher ist, wie mir Forstmeister Stammer versicherte, von dem ich ihn erhielt." Ilse beugte sich nieder und streichelte das bübich gezeich nete Tier, in besten Fell sich dunkelbraunes und schwarzes Haar mengte. Der Hund schaute wie hingebend zu ihr auf und ge wann mit diesem Blick nun vollständig das Herz seiner neuen Herrin. „Willst du bei mir bleiben, Wulf?" fragte sie fast zärt lich. Seine Schnauze legte sich fest auf ihre Hand und er ver wandte dabei kein Auge von ihrem Gesicht. Sie holte ein Stückchen Zucker herbei, das er mit An dacht zwischen seinen großen blendenden Zähnen zermalmte. Forstmeister Stammer hatte ihn an solche Leckerbissen nicht gewöhnt. Hermine Seydel streichelte ebenfalls den Hund und er ließ es sich mit einer Art von Gönnerhaftigkeit gefallen. Nun trat Jutta Linden an die Gruppe heran, die das Tier um stand, und ihre Rechte streckte sich ihm entgegen. Sie dachte, daß es wohl immer gut wäre, sich mit io einem Niesenvieh auf freundschaftlichen Fuß zu stellen. Doch ehe ihre Hand noch den Kopf des Tieres berühren konte, warnte sie ein leises Knurren, sich mit der Hand wei ter vorzuwagen. Augenscheinlich verstand Wulf wenig von weiblicher Schönheit oder er hatte denselben Maßstab wie Ulrich Werdenberg. Jutta Linden war ärgerlich. „Das ist ein furchtbar dummes Tier," schalt sie, „denn es hat doch gar keinen Grund, mich anzuknurren." Hermine Seydel dachte daran, wie Jutta Linden sie vor der Kommode angeschrien und wie sie offensichtlich gelogen und meinte trocken: „Nein, einen Grund hat Wulf wohl kaum, aber Hunde haben einen sehr stark ausgebildeten In stinkt für Menschen, die ihnen sympathisch oder unsympa thisch sind. Allem Anschein nach sind Sie leider Wulf un sympathisch." Wie ein scharfer Blitz zuckte es aus den Hellen Augen zu Hermine Seydel hinüber, aber Juttas Lippen lachten. „Herr Wulf liebt vielleicht keine weißen Kleider, ich hoffe aber, allmählich dahinterzukommen, wie ich mich ihm ange nehm machen kann." Sie wandte sich wieder ihren Geschenken zu, und da Ulrich Werdenberg nun berichtete, was Wulf alles konnte, vergaß man die etwas peinliche kleine Episode, die Her mine Seydel mit ihrer Betonung des Hundeinstinktes noch unterstrickzen hatte. Ihr Mann meinte später auf dem Nachhauseweg, sie hätte eigentlich dadurch Jutta Linden beleidigt. Die behäbige Frau wickelte sich fest in ihren flauschigen Radmantel. „Meinst du etwa, ich wollte ihr eine Schmeichelei sagen, Heinrich? Mir wird diese geleckte Puppe immer umsym- pathiicher und auf so einen Hund kann man sich verlassen, der fällt auf kein glattes Lärvchen hinein. Das Knurren hieß in unsere Sprache übersetzt soviel wie: Ich kenne meine Pappenheimer! Ich halte es fortan mit Wulf und will mit der Nothaarigen nicht mehr zu tun haben, als unbedingt nötig." (Fortsetzung folgt.)