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Wilsdruffer Tageblatt : 18.02.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193002182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300218
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-02
- Tag 1930-02-18
-
Monat
1930-02
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 18.02.1930
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zur Mramng oes A o u n g - P l a n e s führten die Be sprechungen über die Frage Moratorium und Schutzklausel am Montag noch nicht zu Ende. Die vertrauliche Aus sprache über diese Fragen wird am Dienstag fortgesetzt. Ein erneuter deutschnationaler Antrag auf Hinzuziehung des Neichsbankpräsidenten Dr. Schacht wurde vom Aus schuß abgelehnt. * Landwirischast — -as Kundament der Wirtschaft. Hepp über Dou n g-Plan und Agrarkrise. Der Präsident des Reichslandbundes, Relchstagsabgeord- ueter Hepp, sprach in Bavreuth anläßlich einer Kundgebung des Bayerischen Landbundes über den Uoung-Plan. Eine der viel zu wenig beachteten Folgen des ?)oung-Planes sei die Degradierung Deutschlands zu einem Anhängsel des eng lisch-amerikanischen Wirtschaftssystems. Durch eine un geheure Schuldenlast sei Deutschland unfähig, seine großen Ausgaben in Mitteleuropa zielbewutzt zu fördern. Das deutsch-polnische Abkommen, das die Rcichsregierung dem deutschen Volke zumute, sei geradezu ein Verzicht auf die politischen Möglichkeiten, die sich aus der Stellung Deutschlands in Mitteleuropa ergeben. In diesem Zusammenhänge sähe der Reichsland bund mit wachsender Besorgnis, daß in der letzten Zeit die deutsch-österreichische Anschlußfrage stark zurückgetreten sei. Der Stimmungsumschwung Werve gefördert durch für Österreich an und für sich erfreuliche Ereignisse, wie die Ver fassungsordnung und die Erfolge Schobers im Haag, die Österreich praktisch von den Reparationen be freit haben. Im Zusammenhänge mu dem Noung-Plan gewinne die Frage der Finanzreform mehr denn ie an Wich tigkeit. Trotz der vielgepriesenen Ersparnisse durch den Uoung- Plan ergäbe der neue Haushaltsplan ein Defizit von 700 Millionen Mark. Von den Steuersenkungsplänen der Netchs- regierung höre man kein Wort mehr. Innerhalb der all gemeinen Wirtschaftskrisis sei die deutsche Landwirtschaft zweifellos der gefährdetste Punkt. Ihr Anteil am Volkseinkommen sei in den letzten fünf Jahren von 18,5 auf etwa 11 Prozent gesunken. Das Durchschnittseinkommen des Landwirts be trage nur 20 Prozent des Durchschnittseinkommens des deutschen Industriearbeiters und 50 Prozent der Unterstützung eines Arbeitslosen. Es sei eine gefährliche Unterschätzung, die Krisis der deutschen Landwirtschaft nur als eine Teil- erscheinung zu werten. Agrarkrisis bedeute Krists der All- gemeinheit nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in kul tureller und bevölkerungspolitischer Beziehung. Mil der deutschen Landwirtschaft breche das Fundament der deutschen Wirtschaft zusammen und mit den« deutschen Bauern der Stand, der mit deutscher Scholle und deutschem Schicksal untrennbar verbunden sei. Durch Waffenstillstand zum Zovsneden. Die Eröffnung der Genfer Zollsriedenskonferenz. Die internationale Zollfriedenskon ferenz in Genf ist in der großen Glasveranda des Völkerbundes eröffnet worden. Die Beteiligung der Regierungsvcrtreter und der Presse ist außerordentlich stark. Die Anwesenheit von Vertretern sämtlicher euro päischer Mächte bis auf Albanien sowie das Verhand lungsthema eines europäischen Zollwaffenstillstandes verleihen der Konferenz einen ausschließlich euro päischen Charakter. Die Konferenz unterscheidet sich grundsätzlich von der großen Weltwirtschaftskonserenz von 1927 durch die Möglichkeit bindender Verein barungen. Von Regierungsmitgliedern sieht mau u. a. die Handelsminister von England und Frankreich Graham und Flandin, die Reichsminister Schmidt und Dietrich, den belgischen Außenminister Hymans, den italienischen Korporationsminister Botai, den österreichi schen Handelsminister Hamisch. Sowjetrußland ist ein geladen worden, nimmt aber an der Konferenz nicht teil In seiner grundlegenden Eröffnungsansprache wies der Präsident, Graf Moltke, darauf hin, daß die gegen wärtige Konferenz nur als eine Stufe für ein zukünftiges gemeinsames Handeln der Mächte zur Gesundung Europas aufgefaßt werden könne. > Die Konferenz habe zwei Aufgaben: Abschluß eines Zollwaffcn still st andes und Festlegung dei großen Linien für die weiteren Verhandlungen. Die Wirt schaftlichc Gesundung E n r o p as sei eine wesentliche uni unabweislichc Voraussetzung für die wirtschaftliche Ge sundung der ganzen Wel t. Immer langsam voran! Die fünfte Woche der Flottenkonferenz. Die Arbeiten der F l o t t e n k o n f e r e n z, die be reits vier Wochen tagt, werden in der „Times" einer Übersicht unterzogen, wobei der sich allgemein geltend machenden Ungeduld entgegengetreten wird. Die Sorge um die Entwicklung der Konferenz gehe weniger auf den langsamen Fortgang der Verhandlungen als auf die durch die französischen Forderungen ein getretene Wendung zurück. Ter „Daily Telegraph" stellt in einem Leitartikel hier zu fest, wenn die französischen Forderungen nicht ver mindert würden, müßten die britischen Ansprüche heraufgesetzt werden. Macdonald stehe im Verdacht, unter allen Umständen ein Abkommen mit einer drastischen Verminderung der Flottenrüstung Großbritanniens an- znstreben. Die klare Pflicht der britischen Regierung be stehe aber darin, sich von den Tatsachen leiten zu lassen und nicht von den eigenen Wünschen. Die Außeracht lassung der öffentlichen Meinung, die eine ausreichende Sicherstellung der Interessen des britischen Weltreiches verlange, würde einem Selbstmord der Negierung gleich kommen. Der Flottenberichterstatter des „Daily Telegraph" hört, daß die französisch« Entscheidung, in Antwort auf den Bau des „Ersatz Preußen" einen neuen Schlachtkreuzer auf Kiel zu legen, als endgültig und un abänderlich anzuschcn sei. Frankreich beabsichtige, ein Schiff von etwa 20 000 bis 24 000 Tonnen zu bauen mit einer Geschützbcstückung von acht I2-Zoll-Gcschützen. Meine Nach 20 Personen beim Fischen eingebrochen. Aeun Todesopfer. Meinel. Ein schweres Unglück Hal sich auf dem Platte- iiaisee, etwa 30 Kilometer von Litauisch Krottmgcn entfernt, ereignet. Am frühen Morgen war eine Anzahl Fischer aus Platteliai und Umgegend mit Schlitten aus den See hinaus- gcsahren, um dort zu fischen. Nachmittags kehrten zwei Lapinen, ine anemanvcrgcvunden waren und von einem Pferd gezogen wurden, über das EiS zurück. Aus den beiden Schlitten befanden sich insgesamt 20 Personen. In der Mitte des Sees brach der erste Schlitten ein und riß den zweiten mit sich in die Tiefe. Mit großer Mühe gelang es einem der 'Fischer, sich zu retten und noch einen zweiten aus dem Wasser zu ziehen, der aus dein nächsten Dorf Hilfe hotte. Insgesamt konnten elf Personen gerettet werden. Acht Männer und eine Frau sind ertrunken. Solinger Kommunalnöte. Solingen. In einer Besprechung der Fraktionssührer der Stadtverordneten beim Regierungspräsidenten über den Fehl betrag im Solinger Etat und über die Oberbürgermeistersrage erklärte der Regierungspräsident, der Fehlbetrag von 1,8 Mil lionen Mark müsse entweder durch eine Anleihe oder durch Beschaffung eines Kredites mit Erhebung einer Nachtrags umlage von mindestens einer Million Mark gedeckt werden. Der Restbetrag könne aus das Rechnungsjahr 1930 über nommen werden. Zur Frage der Oberbürgermeisterwahl gab ver Regierungspräsident die Erklärung ab, daß der kommu nistische Stadtverordnete Weber keinesfalls bestätiat würde. Sollte eine Neuwahl wiederum das Ergebnis 5er ersten haben, so sehe sich der Minister gezwungen, eine auswärtige Persönlichkeit als Bürgermeister für 12 Jahre elnzusetzen. Millioncnerbschaft für Frau Marek. , Wien. Wie ein Wiener Montagsblatt berichtet, hat eine reiche Dame in Südamerika der Frau des Ingenieurs Marek, der im Vorjahre wegen Versicherungsbetruges, dadurch be gangen, daß er sich mit einem Beil ein Bein abschlug, ver urteilt worden ist, einen Betrag von mehr als einer Million Schilling hinterlassen. Die Sudamerikanerin war während des Prozesses in Wien und zeigte lebhaftes Interesse für das Schicksal der Familie Marek. Hur unlerer Heimat Wilsdruff, am 18. Februar 1930. Merkblatt für den 19. Februar. Sonnenaufgang 7°^ !! Mondaufgang 0" Sonnenuntergang 17^ Monduntergang 1745: Der Physiker Graf Volta geboren. Deutsch wie ein Deutscher sprechen. Ein Verlag, der Unterrichtsbriefe herausgibt, kündigt an, daß man durch diese Briefe „englisch wie ein Eng länder", „spanisch wie ein Spanier", „französisch wie ein Franzose" sprechen lerne. Wenn's wahr ist, dann ist das eine sehr gute Sache. Aber „deutsch wie ein Deutscher" sprechen — nein, das wollen wir doch lieber nicht, denn dem Durchschnittsdeutschen ist ja die Muttersprache ganz „egal". Er kehrt von seiner „Tour" oder „Partie" völlig „kaputt" heim in seine Wohnung „parterre" oder in der ersten „Etage" (das Haus liegt „vis-L-vis" einem „Ver- gnügungs„etablisscment") und betrachtet voll Kummer sein „Portemonnaie", dessen Zustand freilich „direkt katastro- ,»-hal" ist. Aber schließlich — was schadet das? Es m---* 'M alles „tipp-topp", man hat „kolossal" gelacht im* „Varietö", und mancher war hinterher „total" des—eligt; bekam man doch einen vorzüglichen Stoff schon für 20 Pf. „L" Glas, und das „Couvert" beim „Souper" kostete nur 2,00 Mark, „eventuell" 3,00 Mark. Nein, wie der Deutsche im allgemeinen das Deutsche spricht, das lehnen wir ab, denn uns ist die Muttersprache eine große gute Sache. Aber Deutsch, wie der Deutsche es sprechen sollte — das ist nach unserem Herzen. Und die Mühe, es so zu sprechen, ist ja auch gar nicht so groß, es gehört nur ein wenig guter Wille dazu. Eine große Gemeinde von wirklich deutsch sprechenden Männern und Frauen aufbauen zu helfen, das sollte jedem rechten Deutschen Herzenssache semi * Steuerfragen der Landwirtschaft. Im L a n dö u n d Me i ß e n sprach am Sonnabend Herr Schulz über Steuerfragen. Er be faßte sich zunächst mit der Vermögens st euer. Aus den Be scheiden muffe ersehen werden, daß den Forderungen der Land wirtschaft nach einem anderen Kapitalisierungsfattor nicht Rech nung getragen sei, daß vielmehr für 1929 die alten Einheitswerte zu Grunde gelegt seien. Trotzdem habe der Landbund manche Ver feinerung erreicht, so daß von einem gewissen Ausgleich gesprochen werden könne. Eine Neufestsetzung des Vermögens sei möglich und ratsam, wenn sich nach dem 31. Dezember 1927 das Vermöge" um 20?L vermindert habe, ferner bei Steuerpflichtigen, die 1M das 60. Lebensjahr vollendeten und wenn das Vermögen 20 00» bezw. 30 000 Mark nicht übersteige. Auf große Genauigkeit st dabei Wert zu legen. Bei der Einkvmmensteuer sei eine Entscheidung des Reichsfinanzhofs beachtlich, wonach bei Ver äußerungen die Differenz zwischen dem Vermögenswert as Schlüsse des letzten Veranlagungsjahres und dem Veräußerungs- Wert einkommensteuerpflichtig sei, wenn sich gegenüber der Bilan, ein Mehr von 10000 Mark ergebe. Da für die Bilanz eine be stimmte Vorschrift bestehe, könne es vorkommen, daß eine E,"- kommensteuerpflicht konstruiert werde, auch wenn die Verkaufs- summe nicht höher oder sogar niedriger sei als die, seinerzeitig- Erwerbssumme, und daß auch sonstige Verkäufe landwirtschaft licher Betriebe als einkommensteuerpflichtig erklärt werden. De- Reichslandbund werde für weitere Verbesserungen bemüht bleiben Scharfer Protest wurde erhoben gegen eine Entscheidung dö Reichsfinanzhofes in der Erbschaftssteuer. Man wendet- sich dagegen, daß dem Erbe und neuen Besitzer beim Besitzwecks ein Teil des Kaufpreises, der als Lohn für jahrelange unentgelt (ich geleistete Arbeit auf dem elterlichen Gute verdient wurde einkvmmensteuerpflichtig sein soll. Auch hier soll Aenderung er strebt werden. Hinsichtlich der Pachtsumme, macht der Reichsfinanz hof einen Unterschied zwischen kurzen und längeren Pachtverträge" (3 bis 12 Jahren). Die letzteren sind umsatzsteuerpflichtig. Zu- Umsatzsteuer teilte der Redner verschiedene Fälle mit. Bo" einem Finanzamt seien in einem Falle Schenkungs- und Umsatz steuern verlangt worden. Der gesamte Verkauf eines landwirt schaftlichen Grundstückes sei umsatzsteuerpflichtig, außer wenn der Verkäufer nachweist, daß er den landwirtschaftlichen Beruf voll ständig aufgebe. Die schlechte Lage der Landwirtschaft beleuchtete der Redner durch Mitteilungen über die Zwangsversteige rungen landwirtschaftlicher Grundstücke. In Sachsen seien vo" Mitte Mai bis Ende 1929 im ganzen 118 landwirtschaftlich- Grundstücke, vom kleinsten bis zum größten, zur Versteigerung gekommen. Am Schlüsse seiner Ausführungen beschäftigte sich de Redner noch mit einem Rechtsfall in Ostpreußen, wobei landwirt schaftliches Betriebszubehör (21 Schweine) verpfändet und ver kauft worden waren und der verantwortliche Landrat zum Scha denersatz verurteilt worden war. Landwirtschaftliches Betriebs zubehör unterliege nicht der Pfändung, doch seien die Ansichte" darüber nicht einheitlich. Herr Strauch - Trogen ergänzte di- Ausführungen und führte aus, daß -die Landwirtschaft in Sachse" im allgemeinen um 1S2L zu hoch veranlagt sei. Es sei daraus Z" ersehen, daß im Leipziger Bezirk Steuersenkungen bewilligt wur den, um eine Annäherung an die angrenzenden thüringischen Be zirke zu erreichen. Man werde deshalb auch Vorstellungen bcii" Landesfinanzamt erheben, um eine Aenderung zu erreichen. Ge schäftsführer, Major a. D. Werner, berichtet zum Schluß über de" Stand der Milchpreisangelegenheit. Im Silberglanze. Morgen Mittwoch begeht Tischler Katz Krohamit seiner Gattin die silberne Hochzeit. Wir gratulieren Ein Rollbock entgleist. Gestern nachmittag entgleiste auf dei" hiesigen Bahnhofe ein Rollbvck und sperrte das Einfahrtsgleis vo" Meißen und Nossen. Die Passagiere der von dort ankommende" Züge mußten deshalb bereits kurz hinter der Brücke aussteigen Bis zur Abfahrt des Zuges nach Nossen war der Rollbock miede- in die Gleise gehoben. Gebäudeblandversicherungsbeiträge. Die Brandversicherungs kammer macht bekannt, daß für Gebäudeversicherung die Beiträg- (einschließlich Reichsversicherungssteuer) auf die Zeit vom 1. Ja nuar bis 30. Juni 1930 am 1. April d. I. nach einem Beitrags satze von 1Z4 Neichspfennige für die Einheit zur Emhebung g< langen. Die 5. Klasse der 196. Sächsischen Landeslotterie wird vo^ 3. bis 31. März 1930 gezogen. Die Erneuerung der Lose ist no» vor Ablauf des 22. Fämuar bei dem Staatslvtterieeinnehmer Z" bewirken. Wandergewerbeschein und Wandergewerbesteuer der Mick kraftwagenbesitzer. Nach der Verordnung des Ministeriums de Innern und des Wirtschaftsministeriums vom 12. Juli 1929 de dürfen Mietwagenbesitzer, die außerhalb des Ortes ihrer gewerb lichen Niederlassung ihre Dienstleistungen anbieten, gemäß 8 Absatz 1 Ziffer 3 der Reichsgewerbeordnung eines Wanderge werbescheines. Diese Bestimmuna führt in Fällen, wo ein Ar beitgeber mehrere Kraftwagenführer beschäftigt, möglicherweift zu Härten, weil für jeden Führer ein besonderer gebührenpflichtige" Der Stand der Spareinlagen-Aufwertung Vom Sächsischen Svarkafsenverband wird uns fotzendes mitgeleilt: Be, den sächsischen Sparkassen häufen sich von Tag zu Tag sie Anfragen ihrer alten Kunden, welchen Auswertungsbetrag sie oenn nun eigentlich einmal für ihre früheren Spareinlagen zu -rwarten hätten. Die alten Sparer können es nicht verstehen, daß seit dem Inkrafttreten des Aufwertungsgesetzes über 4 (4 Jahre -ergangen sind und ihnen trotzdem immer noch nicht der genaue Betrag ihrer Aufwertungsansprüche mitgeleilt worden ist. Siegeben sarüber am Schalter der Sparkasse ihrem Anmut in mehr oder veniger temperamentvoller Weise Ausdruck und pflegen die Spar kasse für die Verzögerung verantwortlich zu machen. Sie glauben, saß die Sparkasse an der Verzögerung Schuld sei, daß sie die Abwicklung der Aufwertung im eigenen Interesse hinausziehs um Zinsen zu verdienen; ja man ist manchmal so weit gegangen, zu sagen, die Sparkasse wolle die alten Sparer um den Aufwertungs setrag bringen. Aber auch wenn nicht solche offensichtlich unrichtige Beschuldigungen erhoben werden, wird — und zwar offenbar im Gegensatz zu den Sparerorganisationen — von den einzelnen Sparern immer nachdrücklicher der --Abschluß der Aufwertung »erlangt, um nun endlich einmal Gewißheit über den Aufwertungs setrag zu haben. Die Sparer weisen mit Recht darauf hin, daß Savon in vielen Fällen Vermögensabrechnungen abhängen, daß Lrbauseinandersctzungen nicht dürchgeftihrt und Rechnungen nicht zelegt werden können, weil die Aufwertungsbeträge nicht feststehen. Zu alledem muß folgendes gesagt werden: Die Auswertungs- »rbeiten der sächsischen Sparkassen sind besonders zeitraubend gewesen, weil mitten in den nach der 1. und 2. Sächsischen Durch führungsverordnung begonnenen Amrechnungsarbeiten durch die Z. Sächsische Durchführungsverordnung vom 30. Juli 1927 die Aufwertungsgeschäfte auf eine gänzlich veränderte Grundlage gestellt worden sind, so daß die Umrechnungen fast allgemein von »euem vorgenommen werden mußten. Trotzdem sind alle sächsischen Sparkassen mit den nach den bisher ergangenen Ministerial- »erordnungen nötigen Arbeiten vollkommen fertig, sie haben auch »eretts einen vorläufigen Überblick über das Aufwcrtungsergebnis »ach dem Stande vom 1. Oktober 1928 aufgestellt. Sie könnten sofort in den Sparkassenbüchern den genauen Auswertungsbetrag nntragen, wenn die zu dieser letzten Arbeit noch unbedingt er- jorderltche Schlußverordnung der Regierung ergehen würde, was ftsher leider nicht geschehen ist. Sie möchten das je eher desto lieber jun, schon weil sie feststeüen müssen, daß die Verzögerung ihre alten Kunden verärgert und beunruhigt. Da sie aber selbst auf die Schluß- Verordnung warten müssen, sollte man wenigstens den Sparkassen ms der Verzögerung keine Vorwürfe machen. Dazu liegt gerade den sächsischen Sparkassen gegenüber auch »us anderen Gründen wahrlich kein Grund vor. Wie alle deutschen Sparkassen, schütten auch die sächsischen Sparkassen die vorhandene Aufwertungsmasse restlos unter die alten Sparkunden aus, werfen mch den Reservefonds der alten Sparkasse in die Masse, obwohl natürlich auch bei manchen Aufwertungshypotheken Verluste erwarten sind. Daß die Sparkassen die Forderungen ihrer alte Sparer nicht zu 1003h befriedigen können, ist nicht ihre Schutt denn der Gesetzgeber hat ihre eigenen Außenstände nicht zu 100 "/» sondern nur zu 12,5 3b—25 3ß und darunter aufgewertet. Immerhin können die meisten sächsischen Sparkaffen schon nach den vorläufige Berechnungen Auswertungsquoten ausschütten, die alle ursprüng Uchen Erwartungen übertroffen haben. Während die Altbestt anleihen des Reiches, der Länder und auch die meisten Anleihe) der Gemeinden nur mit 12 >/z 3b aufgewertet werden, sind, sowck sich bisher übersehen läßt, von 340 sächsischen Sparkaffen 330 >) der Lage, eine höhere Quote auszuschütlen, so daß nur bei 10 di gesetzliche Mindestaufwertung von 12 V, 3o in Frage kommen wird 236 Sparkassen, also mehr als zwei Drittel aller Sparkasse" können mehr als 20 3b, davon 112 sogar mehr als 25 tzh aus schütten. Wenn man vergleicht, welchen geringen Geldwert di" jenigen Sparer über die Inflation gerettet haben, die seinerzck Spareinlagen abgehoben und damit Aktien oder Sachwert gekauft haben, so kann kein Zweifel sein, daß die Sparer rech behalten haben, die ihr Geld bei der Sparkasse ließen. Wenn man bei dieser Sachlage den Sparkassen auch no" „Betrug" vorwirst, wie das ein Berliner Wanderredner name"' Kunze tut, so ist das nur verständlich, wenn man sieht, daß KunZ ein Gewerbe daraus macht, die trübe Erinnerung an die Infiatie zugunsten seiner Tasche auszunutzen, indem er seinen Zuhörern k 50 Pfennig Eintrittsgeld abnimmt und Broschüren zweifelhafte Wertes verkauft. Wenn er eine Berliner Genossenschaft w Sparstelle empfiehlt, so zeigt auch das, wo der Weg hingeh nämlich zu einem Abfluß nunmehr auch von Spargeldern cw unserem Sachsenland nach Berlin, obwohl unsere sächsische Wick schäft jeden Pfennig dringend benötigt. And wenn er weick empfiehlt, seine Spareinlagen abzuheben und dafür sogenanm Sachwerte zu kaufen, so vergißt er, daß die Spareinlagen für dl meisten Sparer eine Hilfe für Notzeiten darstellt, und daß man ft« dieser Hilfe beraubt, wenn man die Spargelder in Sachwerte uck gewandelt hat; denn wenn man diese in Zeiten der Not zu Gck machen will, erhält man nur einen Bruchteil des früher bei v" Sparkaffe abgehobenen Betrages. Unsere Sparkaffen find seit über 100 Jahren die treuen Vck Walter der Spareinlagen unseres Volkes und haben sich auch a" solche in der Inflation bewährt und ihren Einlegern auch aus Inflation gerettet, was in ihrer Kraft stand. Nach der Inflatis aber haben sie ihr früheres gemeinnütziges Wirken fortgesetzt ui" dem Wirtschaftsleben ganz erhebliche Dienste geleistet; haben do" allein die sächsischen Sparkassen schon bis Ende 1928 dem GrE besitz 263 Millionen 3?^! Hypotheken zur Verfügung gesteh Neben der Erhaltung zahlreicher Vortriegsbauten haben sie da»" geholfen, mehr als 40000 Wohnungen herzustellen. Wer Mißtrauen gegen die Sparkasse hegt, tut ihnen AnrecV wer es fät, handelt unverantwortlich, wenn nicht gewissenlos.
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