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Wilsdruffer Tageblatt : 08.02.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193002084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300208
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-02
- Tag 1930-02-08
-
Monat
1930-02
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.02.1930
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ter Looses um Aufnahme in die Wvhnungsliste. 4. Ansuchen der Witwe Richter um Ueberlassung eines Zimmers im Rathause. 5 Baugesuch Max Zimmer. 6. Antrag der SPD. Bau eines Vier- oder Fünffamilienhauses. 7. Turnplatzweg. Hierauf ge heime Sitzung. ... X Mohorn. (Gemerndeveror dneten -Sitzung.) Die Weite öffentliche Sitzung der Gemeindeverordneten findet Sonn rag, den 9. Februar vormittags 10 Uhr im Rathaus statt. Ktrchenmrchrlchte« für den 5. Sonntag nachher Erscheinung. Unkersdorf: Vorm. 9 Uhr Lesegottesdienst wegen Un glücksfall des Ortspfarrers. Verein Kalender. Militärverein: 9. Februar Jahreshauptversammlung. Fechtverein: 10. Februar „Tonhalle" Jahreshaupt versammlung. Dürgerverein. 10. Februar „Adler" Steuervortrag. Verein junger Landwirte: 11. Februar Lichtbilder vortrag. D. H. V. 11. Februar Jahreshauptversammlung. Homöopathischer Verein. 11. Februar in der „Tonhalle" Frauenverein Grumbach. 12. Februar Restaurant Günther. Wetterbericht Teils heiter teils wolkig, Im Gebirge stellenweise Morgen- nobel. Nachts örtlich auch im Flachland Temperaturen unter mi nus 5 Grad, Gebirge bis etwa minus 10 Grad. Tagsüber Flach land dauernd oder vorwiegend Temperaturen unter Null. Gebirge anhaltender Frost. Schwache bis mäßige nördliche bis östliche Winde. j IIIIIIIIIIIIIIIII»»»«*»»»III»I»»»I »»»«IIIIIII»»»»——»«»A j Sachsen unü Nachdarschall Zunahme derBeMVMilleguWanzeigm 1 1 000 Arbeiter entlassen. Die Zahl der im Januar 1930 beim sächsischen Arbeits- und Wohliahrtsministerium eingereichteu An- 1 eigen über beabsichtigte Stillegung von Betrieben j^igt mit 336 die alljährlich im Januar zn beobachtende Weigerung gegenüber dem Dezember. Allerdings ist sie in diesem Jahre wesentlich höher als im vorigen, denn ße beläuft sich auf reichlich 37 Prozent (Dezember 266 ''Anzeigen), während sie 192S nur 25 Prozent betrug. Januar 200 Anzeigen, Dezember 1928 nur 161.) Die höchste Zahl entfällt auch diesmal auf den Maschinenbau, der 46 Anzeigen eingereicht hat. Zhm folgen die Wollindustrie mit 24, die Wirkerei und Stickerei mit 20 Anzeigen. Dicht dahinter stehen die Verstellung von Metallwarcn mit 19 und die Eisen- und Stahlindustrie mit 16 Anzeigen. Je 15 Anzeigen ent stammen der Gewinnung und groben Bearbeitung natür licher Gesteine und der Baumwollindustrie, je 14 der Eisengießerei und der Möbelindustrie. Mit je zehn An zeigen sind vertreten das Vervielsältigungsgewerbe, die Papiererzeugung und die Spiclwarenindustrie, mit je acht die Textilveredelung und die Borstenverarbeitung. Sieben Anzeigen hat die Papierverarbeitung eingereicht. Sechs Anzeigen sind aus der feinkeramischen Industrie ein- gclaufen, je fünf aus der Glasindustrie, dem Eisenbau, der Aemischen Großindustrie und der Gardineuherstcllung. Mit T vier Anzeigen sind beteiligt die Betonindustrie, die grob- ' urämische Industrie, die Elektrotechnik, die feinmechanische und optische Industrie, die Bastfaserindustrie, die Säge werke, die Holzwarcuherstellung und die Schuhindustrie. Ze drei Anzeigen liegen vor aus der Braunkohlen- gewinnung, der Großeisenindnstrie, dem Wagonbau und der Schneiderei. Der Rest entfällt mit je zwei bzw. je einer Anzeige auf verschiedene andere Industrien. Von den im Monat Oktober 1929 eingegangenen 220 Vetriebsstillegungsanzeigen hat die Stillegung in neun Fällen keine Anwendung gefunden. Im übrigen sind die angezeigten Maßregeln voll durchgeführt worden in 41 Fällen, teilweise durchgeführt in 140 Fällen, nicht durchgeführt in 30 Fällen. Beschäftigt waren 47168 Arbeiter und 6846 Angestellte. Entlassen worden sind > 1235 Arbeiter und 227 Angestellte. * Sachsens Kaninchenbestand. Sieben Stück aus 100 Einwohner. Die Zahl der Kaninchen im Freistaat Sachsen betrug nach den Ermittelungen des Statistischen Landesamtes am 2. De zember 1929 378169 Stück. Dieser Bestand ist der kleinste, der seit der Zählung vom 1. Dezember 1915, die zum ersten Male Kaninchen berücksichtigte, ermittelt worden ist. Im Dezember 1915 wurde in Sachsen ein Bestand von 653 824 Stück fest- gestellt, der nach den Dezemberzählungen bis zum Jahre 1920 zunahm, und zwar aus 1059 753 Stück. Dieser höchste De zemberstand wird jedoch noch durch die in einigen Jahren im September ermittelten Bestände übertroffen. So ergaben die in den Jahren 1918 und 1919 vorgenommenen Septemberzählungen 1152 636 und 1 121 790 Kaninchen. Diese Tatsache ist aus die starken jahreszeitlichen Schwankungen zu- rückzusühren, denen der Kaninchenbestand unterliegt. Da die Aufzucht der Kaninchen vorwiegend in der wärmeren, die Schlachtung vorwiegend in der kälteren Jahreszeit erfolgt, ist der niedrigste Bestand stets durch die Zählung vom 1. März, der höchste durch die vom 1. September festzustellen. So Wur den z. B. am 4. Dezember 1918 854 939 Stück, am 1. März 1919 639 285 Stück, am 2. Juni 1919 780 838 Stück, am 1. Sep tember 1919 1121 790 Stück und am 1. Dezember 1919 892879 Stück ermittelt. Das Ende der im Kriege bestehenden Nah rungsmittelnot bewirkte eine rasche Verminderung der Zahl der Kaninchen. Sie siel nach den Dezemberzählungen von 1921 auf 701 686, 1922 aus 486 884, 1925 aus 459 336 und 1929 aus 378 169 Stück. Die Stärke der Kaninchenhaltung ist in Sachsen recht ver schieden. Die meisten Kaninchen finden sich in der Amts- hauptmannschaft Leipzig mit 22 550 Stück, so daß auf 100 Einwohner 19,70 Stück entfallen. Berechnet auf 100 Ein wohner kommen dieser Verbreitung noch die Amtshaupt mannschaften Borna mit 19,15 und Kamenz mit 19,69 Stück nahe, während im Durchschnitt Sachsens nur 7,67 Stück aus 100 Einwohner entfallen. Diese recht geringe Dichte der Ka ninchen wird in den Amtshauptmannschaften meist über- schfitten, nur in der Amtshauptmannschast Döbeln mit 7,08 Stück aus 100 Einwohner unterschritten. Zurückzuführen ist die geringe Durchschnittsstärke der Kaninchenhaltung in Sachsen auf die geringen Bestände der Städte, besonders der ( -roßstädte. Es entfallen in der Stadt Chemnitz bei insge samt 5720 Kaninchen nur 1,70 Stück, in Dresden bei insge- , Stück und in Leipzig bei insgesamt 6141 sogar Stück ans 100 Einwohner. Meißen. (Bürgermeisterw ahl.) Das Stadtverord netenkollegium wählte in seiner letzten Sitzung gegen drei Stim men der Kommunisten und Nationalsozialisten Bürgermeister Dr. Kind, der seit 1907 im Verwaltungsleben der Stadt steht und 1924 zum Bürgermeister gewählt wurde, auf weitere sechs Fahre Amtszeit. Ebenso wurde Stadtrat Frick, der als Demokrat nach Meißen gewählt wurde vor etwa Jahresfrist, aber zur Sozial demokratie überging, auf wettere sechs Jahre gewählt. Die Wahl der unbesoldeten Ratsmitglieder wurde auf den 20. Februar fest gesetzt. Meißen. (Was die I a h r t a uf en d f e i er k o st e t e?) In der Stadtverordnetensitzung wurde jetzt die Abrechnung über die Iahrtausendfeier bekanntgegsben, die bei der Eröterung von Meißens Finanzlage in der Presse schon eine Nolle gespielt hat. Es wurden damals Zahlen genannt, die entgegen den wirklichen Tatsachen bis auf 100000 Mark angegeben wurden. Jetzt stellt sich heraus, daß der Fehlbetrag in Wirklichkeit nur 19087 Mark beträgt. Dieser Betrag, so wurde ausgeführt, sei beim tausendsten Geburtstage einer Stadt als durchaus erträglich zu bezeichnen. Interessant und in mancher Hinsicht lehrreich sind die Einnahmen und Ausgaben, die die Veranstaltungen brachten. Der Verkauf von Siegelmarken brachte 26 511 Mark, die Lotterie 28 000 Mk., das Festspiel 25200 Mt. Aus dem Verkauf von Festzeichen, Iahr- tausendtellern usw. wurden 33124 Mk. erlöst. Die Plätze der Tribünen erbrachten 11382 Mk. Ausgaben verusachten die Wer betätigkeit 23 413 Mk., das Festspiel 36 512 Mk., der Festzug 40 714 Mk., die sonstigen Veranstaltungen Festaktus, Festplatz usw. 40 045 Mk. Insgesamt betrugen die Einnahmen 131 379,10 Mk.', die Ausgaben 153 466 Mk. Das Geschichtsbuch der Stadt kostete der Stadt 23 900 Mk. Von bürgerlicher Seite wurde aller dings daraus verwiesen, daß beide Beträge zusammengenvmmen mit rund 44000 Mk. das wirkliche Defizit darstellten. Hätte die ganze Feier nicht durch die politische Haltung der Linksmehrheit eine starke Beeinträchtigung erfahren, dann wäre die Iahrtausend feier zweifellos für die Stadt ein großer Erfolg auch in finan zieller Hinsicht geworden. Ebersbach. 9 5. Geburtstag. Hier konnte die älteste Bewohnerin von Ebersbach, Frau Christiane Luise verw. Hänsch, ihren 95. Geburtstag feiern. Löbau. Die staatliche Frauenklinik in Ostsachsen. In der letzten Bezirksausschußsitzung teilte Amtshauptmann von Burgsdorfs mit, daß die für Ost sachsen geplante staatliche Frauenklinik wahrscheinlich in Ebersbach in Verbindung mit dem im Bau begriffenen Bezirkskrankenhaus errichtet werden solle. Glauchau. West sächsische Schönheitskon kurrenz. Der Glauchauer Verkehrsverein beschloß in seiner Jahreshauptversammlung, am 31. Mai, 1. und 2. Juni 1930 im Glauchauer Schützenhaus eine große westsächsische Schönheitskonknrrenz zu veranstalten. Es sollen wertvolle Preise verteilt werden und über die nähere Ausgestaltung des Festes wird noch ein besonderer Ausschuß beraten. Von vornherein geht man jedoch von dem Gedanken aus, nur eine wirklich großzügige Ver anstaltung aufzuziehen, weil man ganz Westsachsen dafür interessieren will, damit die in Glauchau ausgezeichnete Schönheitskönigin sich auch an großen deutschen Wett bewerben beteiligen kann. — In der Jahreshauptver sammlung wurde weiter beschlossen, eine Glauchauer Werbewoche zusammen mit dem Landbund zu ver anstalten: dabei ist u. a. ein Landfrauentag geplant. Zwickau. Die Zwickauer Lohngeldräuber verhaftet. Am 17. September vorigen Jahres war auf drei Kassenboten des Bürferschachts l ein Raubüber- fall verübt worden, wobei den Räubern ein großer Betrag Lohngelder in die Hände gefallen war. Die Täter waren im Anto geflüchtet. Erst nach einigen Tagen wurde er mittelt, daß zwei polnische Bahnarbeiter, die Brüder Peter und Franz Schyma, in Frage kamen. Der dritte Täter hatte sich in Zwickau unter dem Namen Erich Bernhardt aufgehalten. Die Spur der Täter konnte zu nächst einwandfrei von Zwickau bis Köln verfolgt werden, wo sie sich verlor. Bald aber gelang es, die Spur wieder aufzunehmen nnd den Aufenthalt der drei Verbrecher im Auslande festzustellen, von denen Peter Schvma am 2. Dezember in Antwerpen verhaftet wnrde. Nun konnte auch Franz Schvma in Barcelona und der dritte Räuber, der angebliche Erich Bernhardt, in Antwerpen festgenom- nen werden. Die Verhandlungen über die Auslieferung sind eingeleitet worden, so daß mit der Aburteilung der Räuber in Zwickau zu rechnen ist. Falkenstein. Beim Fußballspiel tödlich verunglückt. Beim Fußballspiel ist der 31 Jahre alte O. Schmidt aus Falkenstein von einem Hofer Spieler derart in die Bauchgegend gestoßen worden, daß Schmidt eine Darmzerreißung erlitt und jetzt in der Klinik in Auerbach gestorben ist. Oelsnitz i. Erzgeb. (Die Rechtsmehrheit be schließt Verzicht auf Diäten.) In der letzten Stadt- verorduetensitzung wurde ein Antrag der Nationalsozialisten an genommen, nach dem die Stadtverordneten und die unbesoldeten Stadträte auf ihre Diäten und der besoldete Stadtrat auf zehn Prozent des Bruttoeinkommens verzichten. Die auf diese Weise erhaltenen Beträge sollen für die Erwerbslosenfürsorge zur Ver fügung gestellt werden. * Die Mörderin ihres Kindes. Eine Geisteskranke tötet ihr acht Wochen altes Kind. In der Schossergasse zu Dresden fanden Passanten ine vollkommen zusammengebrochene Frau in hilflosem Zustande auf. Die Bedauernswerte gab an, in die Elbe gehen zu wollen, da sie ihr Kind getötet habe. Auf der Wache der Schutzpolizei wurde festgestellt, daß es sich um eine 30 Jahre alte Bauarbeitersehesrau aus der Klopstock- traße handelte, die ihr acht Wochen altes Kind in einem Anfall geistiger Umnachtung mit einer Schnur erwürgt hatte. Die Frau wurde nach der Städtischen Heil- und - Pslcgeanstalt gebracht. MUer stammt der Aame „llaupennest"? Aus Anlaß der Berichterstattung über die Winter- Portfeste in Altenberg i. Erzgeb. wurde, da der Start des großen Skilanglanfes am Berghof Raupen- n e st war. in verschiedenen Zeitungen gefragt, woher eigentlich dieser Name stamme. Der bekannte Historiker Klengel in Meißen hat darüber im Vorjahre eine Ab handlung geschrieben; darin sagt er u. a.: „Der merk würdige Name ..R aupenne st", über dessen Bedeutung sich wohl tatsächlich außer der HeimaUorschung selten wmand den Kopf zerbrochen hat, wurde aber plötzlich aus der Enge heimatlichen Hausgebrauchs gerissen, als der „Bcrghof Naupennest" entstand: dank ausgiebiger Werbe arbeit wurde er nunmehr bis über die deutschen Grenz- vfäble binaus bekannt und löste wohl überall fraaende Mienen aus: „Raupenneff"S — ein Nest mit Raupen'. — so etwas gibt's ja in der ganzen Naturgeschichte über haupt nicht; die Raupen laufen sofort nach dem Aus schlüpfen auseinander und denken schon aus Gründen gegenseitigen Freßwettbewerbs gar nicht daran, in einem Nest zu wohnen!" — Mit Raupen, die Kraut und Blatt vernichten, kann also der Name wirklich nichts zu tun haben, sie können nicht Taufpate gewesen sein bei dem Stück Wald südlich von Altenberg, an dessen Rande sich die stattliche Gaststätte gleichen Namens erhebt. Die Heimatforschung weiß genauen Aufschluß zu geben. Das seltsame Wort Raupennest ist ein Familienhaus; ein bei der Gründung Altenbergs aus der uralten Bergstadt Graupen eingewanderter oder doch wenigstens in Altenberg Bergbaurechte und Grundbesitz erwerbender Patrizier führte ihn. Dieser Mann erstand das Stück Land, das heute noch seinen Namen sortleben läßt, um dort auf Zinn zu muten. . . . Unter den Gründern des Altenberger Bergbaues ist nun auch der gesuchte Herr Raupennest äufgezählt, und zwar mit beiden Namen, unter denen er urkundlich vorkommt: „Oson" und „Naupennest". Beide Namen bedeuten das gleiche und stehen neben- und füreinander. . . . Knapp hundert Jahre später, 1560, werden zehn Gruben auf gezählt in „Raupnests Holtz beh Altenberg in E. E. Raths Weichbild gelegen gegen Occid". Hier taucht also der Name: Raupennest-Holz zum ersten Male als Flur bezeichnung auf. Es ist folgender Zusatz angefügt: „Naupnests-Holtz und Naupmannsbusch ist cincrleh." Hier war also Herkunft und Bedeutung des Namens schon etwas verblaßt. Romantische Gemüter brachten unser ehrliches Raupennest wegen des ähnlichen Klanges sogar zu Räubern in Beziehung. ... Es ist bestimmt anzu nehmen, daß wir es nicht mit einer lateinischen Wort bildung zu tun haben." Leipzig, die aliberühmie pelzstadi. Von Dr. I. Adler, Leipzig. Die gegenwärtige Wirtschaftslage Deutschlands ist Ausstellungen, die lediglich „repräsentieren" wollen, wenig günstig. Leerer Prunk und „Rummel" paßt nicht zu unserer Armut und Finanzbelastung. Auf ganz anderem Blatte steht aber der Wert und der Nutzen von Veran staltungen, deren fest umrissener Zweck Förderung der deutschen Volkswirtschaft durch Hebung des Exports und Ausbau der Beschäftigungsmöglichkeiten ist. Das gilt im besonderen von der „Jpa", in deren Zeichen das Sommerhalbjahr 1930 für breite Schichten des deutschen Erwerbslebens neue Hoffnungen aus wirt schaftlichen Aufschwung eröffnen wird. Es handelt sich bekanntlich bei der „Jpa" (Abkürzung für „Internatio nale Pelzfach-Ausstellung") um die erste Weltausstellung der Pelzwirtschaft und der Jagdwirtschaft; sie wird in Leipzig, der altberühmten Pelzstadt, am 31. Mai eröffnet werden; ihre Dauer ist bis zum 30. Sep tember bemessen. Ein neuer Ausstellungstyp, der der volkswirtschaft lichen Sachlichkeit, wird durch die „Jpa" verwirklicht werden. Alles, was die Ausstellung zeigt, selbst im „Vergnügungspark", wird mit dem Ausstellungs zweck in Verbindung gebracht. Damit verläßt man be wußt die alte Ausstellungsschablone und schafft gerade hierdurch etwas bei weitem Interessanteres. An den landläufigen „Vergnügungsparks" hat man sich ja längst sattgesehen. Aber wie reizvoll wird der Anblick der großen Gehege sein, in denen sich in naturgetreuer Um gebung zahlreiche Pelztiere aller Arten unter freiem Himmel tummeln werden! Aus Südamerika wird eine ganze Herde der so seltenen nnd kostbaren Chinchillas nach Leipzig gebracht. Die russische Regierung wird eine Gruppe von hundert lebenden Pelztieren nach Leipzig senden, Vertreter edelster und merkwürdigster Gattungen. Der einheitliche Grundgedanke des eigentlichen Ver gnügungsparks selbst ist die anschauliche Darstellung der uralten Pelzhandelsetappenstraße von Ostasien durch Ruß land und Sibirien nach Westeuropa. So wird auch im unterhaltenden Teil der „Jpa" das fortgesetzt werden, was sich wie ein roter Faden durch all die Fachgruppen in den Ausstellungshallen selbst zieht, die Werbung für den Pelzkonsum, die Aufklärung über die Leistungen der deutschen Pelzindustrie und der Kürschnerei und zugleich ein lehrreiches Kapitel über die Jagd, die heute nicht nur ein Sport, sondern vor allem auch ein wichtiger Wirt schaftszweig ist, sowie über die aufblühende Edelpelztier- und Kaninzucht. Die deutsche Pelzwirtschaft ernährt heute etwa 50 000 Verufsangehörige. Ein Drittel von ihnen wohnt im Leipziger Stadtbezirk, der haupt sächlich ein Zentrum des internationalen Pelzhandels (Rauchwarenhandel) und der Pelzzurichterei und der Färberei ist. Andererseits sind Kürschnerei und Sammel handel einheimischer Pelzfelle über ganz Deutschland ver breitet. Im Jahre 1929 hat Deutschland im Außenhandel (Einfuhr und Ausfuhr) von rohem Pelzwerk, veredelten Pelzen und fertigen Pelzwaren insgesamt 747,7 Millionen Mark Umsatz erzielt, wobei sich ein Ausfuhrüberschuß von 59,3 Millionen Mark ergab. Ungefähr 25 bis 30 Prozent der gesamten Pelzproduktion der Welt werden über Leipzig gehandelt. Die Leipziger Pelzindu st rie erhält Arbeitsaufträge aus allen Erdteilen. Schon vor dem Kriege war Leipzig jahrhundertelang der große Weltmarkt der Pelze. Nach dem Kriege drohte ihm die Gefahr, durch Newyork und London dauernd ausgeschaltet zu werden. Dennoch erlebte. Leipzig wieder neuen Auf stieg, und von der Jpa" erhofft man jetzt, daß sie den deutschen Anteil an der internationalen Pelzwirtschaft weiter fördern werde, als wichtigen Aktivposten der deut schen Zahlungsbilanz. Auch Kürschner, Pelzwaren händler, Fellhändler, Pelztierzüchter. Kaninzüchter, Jagd interessenten in allen Teilen Deutschlands werden die an regende Wirkung der „Jpa" wahrnehmen die vom Reiche für „reichswichtig" erklärt worden ist und von verschie densten Behörden und Verbänden gefördert wird. Der Reichspräsident von Hindenburg selbst hat sein Protektorat über die „Jpa" in Aussicht gestellt. Auch die Regierungen und die Staatsoberhäupter fremder Staaten beschäftigen sich lebhaft mit der „Jpa", vor allem der amerikanische Präsident Herbert Hoover, der persönlich beim Kongreß in Washington die amtliche Beteiligung der N. S. A. beantragt hat. Die heutige Nummer umfaßt 10 Seiten einschließlich Sonntagsbeilage und Heimatbeilage und die „Wilsdruffer Illustrierte". Verlag und Druck: Buchdruckeiei Arthur Zschunke, Verlagsleitung: Paul Kumberg. Verantwortlich für die Schriftleitung: Hermann Lässig, für An zeigen und Reklamen: A. Römer, sämtlich in Wilsdruff.
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