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Die kleine Adolf von Menzel. Zur 25. Wiederkehr seines Todestages. Am 9. Februar 1905 starb in Berlin Adolf von Meuzel^ein wahrhaft großer Maler und Zeichner, de, größte deutsche Wirklichkeitskünstler seiner Zeit. Menzel, geboren am 8. Dezember 1815 in Breslau, wo sein Vale, eine lithographische Anstalt besaß, war 1830 nach Berlin gekommen und hatte sich dort ohne Lehrer — nur kurze Zeit besuchte er die Akademie — künstlerisch weiterge- bildei. Als echter Deutscher fing er mit Werken der Grifsclkunst an. Seine lithographisch vervielfältigten Fcderzeichnungsreihen „Künstlers Erdenwallen" und Adolf von Menzel. »Denkwürdigkeiten aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte" lenkten aller Blicke aufchn Dann folgten seine prächtigen Holzschnitte für Darstellungen aus der Zeit Friedrichs des Großen, die in ihrer großartig wahren Natürlichkeit geradezu bahnbrechend wirkten. Unzweifelhaft gehörte Menzel zu den grössten Zeich nern und geistvollsten Aquarellisten feiner Tage, aüe, größer noch war seine Bedeutung für die Geschichte de, deutschen Ölmalerei. Halte er doch schon 1845 bis 1851 so köstliche Bilder wie das „Balkonzimmer", den „Bau platz mit Weiden", die Berlin—Potsdamer Bahn", die »Predigt Schleiermacl-ers" usw. geschaffen. Die großen Bilder aus der Geschichte Friedrichs des Großen aber, dic dann erschienen, wie „Friedrichs des Großen Tafelrunde in Sanssouc i", das „Flöten- lonzer t", „Friedrich der Große auf Reisen", „Kon soir, Messieurs" u. a. — die meisten befinden sich in der Ber liner Nationalgalerie — machten Menzel zu einem Meister, der in Deutschland nicht seinesgleichen hatte. Seit 1861 folgten dic Darstellungen der Zeremonien und Feste des Exzellenz preußischen Hofes, wie die „Krönung König Wilhelms", die „A u s r e i s e z u r A rm c e", das „Ballsouper". Sein großartiges „E i s e n w a l z w e r k", das er selbst „Moderne Cyklopcn" betitelt hatte, bleibt ein Wunder an Unmittelbarkeit in der Erfassung und der Wiedergabe eines mächtigen Stückes menschlicher Arbeit. Auf Menzel wurden alle Ehren gehäuft, die im königlichen Preußen zu vergeben waren: er wurde 1886 Kanzler der Friedensklasse des Ordens „kour Io mörits", 1895, an seinem 80. Geburtstage, Wirkl. Geheimrat mit dem Prädikat Erzellenz und Ehrenbürger von Berlin, Friedrichs des Großen Tafelrunde in Sanssouci. 1899 Ritter des Schwarzen Adlerordens, mit dem der preußische Erbadel verbunden war. In Berlin war der kleine Herr, dessen Gestalt und Aussehen ein bißchen auf fallend wirkten, eine stadtbekannte Persönlichkeit. Mar konnte ihn fast täglich zu bestimmten Stunden in be stimmten Konditoreien oder Weinlokalen in einer Sofaech sitzen und — schlafen sehen. Viele allerdings behaupteten, daß er sich nur stelle, als ob er schliefe, und daß er nur darauf warte, irgendwen anzufahren. Der alte Herr war nämlich der berühmte Mann mit der rauhen Schale, knurrig, knorrig, leicht aufbrausend und manchmal furcht bar grob, selbst Damen gegenüber. Die Zahl der Anek doten, die über ihn erzählt werden, ist Legion. Ein ein- zigesmal nur in seinem Leben soll er „galant" gewesen sein. Tas war, als die große italienische Künstlerin Eleonora Düse, die für seine Kunst schwärmte, ihn in seinem Atelier besuchte und ihm beim Abschied in großer Begeisterung und voll Ehrfurcht die Hand küßte. Menzel stand einen Augenblick verdutzr da und sagte, als die Schauspielerin das Atelier verlassen hatte, bedächtig zu einem Freunde, der der Szene bciaewohut batte: „Eigent lich hätte ich wohl ihr die Hand küssen müssen!" Er ver fiel in ein tiefes Sinnen — dann aber war der Galanterie anfall vorüber. stützen, die strengstens angcyalten werden sollen, unter dem Schutz dieses Stempels nur die vorgeschriebene Qualitätsware zu liefern. Damit wird für den Ver braucher eine Gewähr geschaffen werden, daß er ein gutes Ei zu angemessenem Preise erhält. Die Kisten, in denen die Eier zum Verkauf kommen, werden eine Banderole tragen, auf der ein stilisierter Adler mit der Umschrift „Rcichsausschuß für Geflügel- nnd Eierverwertung" zu sehen ist. Außerdem befindet sich darauf der Stempel der betreffenden Genossenschaft und das Datum der Ab sendung. Ferner wird auch, um unlautere Rachfüllung der Kisten zu verhüten, jedesEi ewen Stempel tragen, der den gesetzlich geschützten Adler und die Buchstaben D. F. (Deutsches Frischei) zeigt. Eine Verletzung der Schutzmarke wird unnachsichtlich verfolgt werden. Der Verkauf dieser Eier soll noch in diesem Monat erfolgen. Hoffen wir also, daß jetzt die Hausfrau zu frischen, billigen Eiern und der Landwirt zu einem lohnenden Entaelt kommen wird. l Heuss Zus stier Kiekt Noch ein Widerruf in der Sache Meußdörffer. Der in der Kulmbacher Mordsache Meußdörffer genannte Arbeiter Popp hat jetzt, gleich dem Arbeiter Schuberth, sein Geständnis, daß er an der Ermordung der Frau Meußdörffer beteiligt gewesen sei, widerrufen. Raubübcrfall aus ein Lebensmittelgeschäft. In Falkenberg (Bezirk Halle) ist auf die Filiale eines Lebens mittelgeschäftes ein dreister Raubüberfall verübt worden. In dem Laden stand plötzlich ein maskierter Räuber, der unter Bedrohung mit einer Pistole von dem allein an wesenden Sohne des Filialleiters die Herausgabe der Ladenkasse forderte. Der Räuber entfloh unbehelligt unter Mitnahme des gesamten Kassenbestandes, dessen Höhe noch nicht feststeht. Eine Wattcfabrik durch Feuer zerstört. In der Wattefabrik C. F Schnabel in Hückeswagen entstand Großfeuer, das im Zeitraum von 1)4 Stunden das ganze Fabrikgebäude zerstörte. Die Feuerwehr mußte sich vorauf beschränken, den in der Nähe liegenden Wald und bas zur Fabrik gehörende Wohnhaus zu schützen, sie konnte aber nicht verhindern, daß mehrere Arbeits häuser den Flammen zum Opfer fielen. Zwei Postbeamte um 10 000 Mark beraubt. Zwischen Stadt Triebel und Bahnhof Triebel wurden, wie aus Görlitz berichtet wird, zwei Postbeanne, die einen Paket- transport begleiteten, von zwei Unbekannten mit Tot schlägern zu Boden geschlagen. Einer der Beamten wurde Mver verletzt. Die Täter raubten 10 000 Mark, die zur Auszahlung von Erwerbslosenuntcrstützungen bestimmt waren. Schweres Automvbilunglück. In Antides (Frank reich) sind bei einem Zusammenstoß zwischen einem von einem Engländer gesteuerten Automobil und einem Last wagen, in dem sich fünf Arbeiter befanden, zwei Arbeiter italienischer Abstammung ums Leben gekommen. Zwei Todesopfer eines DummenjungenstreicheH. In Bergen sind an Bord eines Fischereifahrzeuges zwei Mann durch Rauchvergiftung gestorben. Die Unter suchung hat ergeben, daß dis beiden das Opfer eines Dummenjnngeustreiches geworden sind, da von einigen Knaben die Schornsteine des Fahrzeuges zugedeckt wor den waren. Bergwerksunglück in Amerika. In einem Kohlen bergwerk bei Standardville, 240 Kilometer südlich von Saltlake City (Vereinigte Staaten), ereignete sich eine Explosion, durch die sechs Bergleute getötet und etwa 15 verschüttet wurden. Drei der Verschütteten konnten ge rettet werden. Dic Arbeiten zur Rettung der übrigen werden fortgesetzt. poliMÄe kuncklckau Oeulfches Reich Deutschnationaler Mißtrauensantrag gegen Minister präsident Braun. Die deutschnationale Fraktion hat im P r e u ß i s ch e n Landtag einen Mitztrauensantrag gegen den Minister präsidenten Dr. Braun eingebracht. Der Antrag wird damit begründet, daß im Neichsrai die Stimmen der preußischen Staatsregierung für das Abkommen mit Polen abgegeben worden seien, obwohl ein ausdrück licher Beschluß des Landtages die Ablehnung dieses Ab kommens gefordert habe. Damit habe die preußische Re gierung einem Landragsbeschluß zuwidergehandelt und lebenswichtige Interessen des Preußischen Staates — vor allem der Ostprovinzen —, die durch den Beschluß des Landtages geschützt werden sollten, schwer geschädigt. Zunahme der Alkoholschäden. Im Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichs tages teilte der Direktor des Reichsgesundheitsamtes bei der Weiterberatung des Schankstütteugesetzes mit, daß der Alkoholismus nach einer starken Abnahme im Welt kriege wieder erheblich steige, der Vorkriegsstand jedoch noch nicht erreicht sei. Seit 1919 sei eine Steigerung der alkoholischen Schäden zu verzeichnen. Ein Vertreter des Statistischen Neichsamts stellte fest, daß die Zahl der Roheitsdelikte im allgemeinen im gleichen Maße mit der Zunahme des Alkoholismus steige und mit dessen Abnahme wieder sinke. Der kommunistische Ausverkauf. Zu den Gerüchten über den beabsichtigten Verkarst des kommunistischen Parteibesitzes, Zeitungsdruckereien usw., teilt das Zentralkomitee der K. P. D. jetzt mit, daß der gesamte immobile Besitz der Partei, einem Beschluß des Parteitages von Mitte 1929 entsprechend, bereits ver äußert worden sei. Welche Gründe diese Veräußerung veranlaßt haben, bleibt vorläufig noch etwas unklar. In der über die Sache entstandenen Polemik werden bald Finanzmangel, bald rechtzeitiges Beiseilebringen der Substanz bei einem möglichen Verbot der Partei mit Be schlagnahme des Eigentums angegeben. Deutsche Lehrer im Memelgebiet. Zu der Meldung, es sei sämtlichen reichsdentschen Lehrern im Memelgebiet durch die litauische Regierung gekündigt worden, ist zu bemerken, daß gegenwärtig über die Verhältnisse der reichsdeutschen Lehrerschaft im Memelgebiet Besprechungen zwischen den zuständigen Stellen im Gange sind und daß die Vereinbarung ge- trosfen worden ist, während der Dauer dieser Besprechun gen keine Veränderungen im gegenwärtigen Stand der Lehrer vorzunehmen. Es werden Schritte unternommen werden, um die Kündigung an reichsdeutsche Lehrer wieder rückgängig zu machen. Mexiko. Hindenburgs Glückwunsch. Der bei dem Attentat verwundete Präsident Rubio hat sich einer zweiten Operation unterziehen müssen, die der Entfernung eines Knochensplitters aus dem Kiefer galt. Der Patient hat die Operation gut überstanden und die Ärzte bezeichnen weiter sein Befinden als be friedigend. Der Deutsche Reichspräsident hat Ortiz Rubio zu seiner Errettung aus dem am Tage seines Amtsantritts gegen ihn verübten Attentat in warmen Worten seine Glückwünsche übermittelt. Vörie - vanäel - MrtfcbsN j Amtliche sächsische Mierungen vom 7. Februar. Dresden. Dic Tendenz der Börse neigte weiter zur Schwäche; namentlich die schon am Vortage rückläufige Be wegung zeigenden Papier- und Photowerte büßten weitere Prozente ein. Niedriger lagen Dresdener Albumin-Genuß- schciue um 13, Ver. Photo-Genußscheine und Deutsche Werk stätten um je 7, Schubert u. Salzer um 6,50, Ver. Strohstoff um 5,50, Wanderer um 1,50, Braubank um 3,75, Bergmann um 3, Kunstanstalten Man, Aktienbrauerei Münchberg, Dittersdorfer Filz, Geraer Strickgarn, Darmstädter Bank, Dortmunder Ritter, Rizzi, Schöfferhos und Zellstoffvcrcin um je 2, Dr.-Kurz-Geunßscheine um 2,85 Prozent. Dagegen ge wannen Kammgarnspinnerei Schedewitz 5, Polyphon und Rosenthal je 1, Steingutsabrik Sörnewitz 3,75, Meißener Ofen 3,50, Somag 2,75, Thode- und Hiltmann- u. Lorenz- Stammaktien je 2,50, Kuhnert-Turbo, Zeiß-Icon, Sächsische Glas und Keramag sowie Fndustriewerke Plauen ie 2 Pro zent. Die übrigen Kursveränderungen lagen unter 2 Pro zent. Von Rentenwerten gewannen Reichsanleiheablösungs- schnld (Nenbesitz) 0,25, 7proz. Dresdener Stadtanleihc von 1926. Serie !, 1 Prozent. Dagegen verloren 6proz. Deutsche wertbeständige Anleihe von 1923 3,25, Reichsanlcihcablösungs- schnld (Alibcsitz) 0,4, Dresdener Stadtanlciheablösnngsschuld (Altbesitz) 0,6 Prozent. Leipzig. Die Börse verkehrte in uneinheitlicher Haltung. Während Kontordiaspinner und Pitler je 1, Harpener und Iachsenwerk je 3, Schubert n. Salzer und Gelsenkirchener je 2 Prozent verloren, konnten sich Körting um 3,50, Sächsische Bodenkredit und Bibliographisches Institut um je 2 Prozent erholen. Anleihen unverändert. Chemnitz. Auch die hiesige Börse verlief in schwacher Haltung. Es verloren Wanderer 6, Schubert u. Salzer 5, Sachsenwerk 3, Bankaktien und die Diversen bis zu 2 Pro zent. Höher lagen David Richler um 4, Textilaktien fast unverändert. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. Weizen 77 Kilo Roggen 73 Kilo Wintergerst Sommergst Hafer, inl. Raps, tr. Mais Laplata Cinqu. Rotklee Trocken schnitzel Zucker schnitzel Kartoffel- slocken Futtermehl 7. 2. 8.2. 7.2. 3. 2. Weiz.-M 9.7-iO.t 10,0-10,3 235—240 240—245 Rogg.-Kl. Kaiscraus- 9.6—10.8 9.8—11,0 155—160 159—164 zugmehl 44,5—46.0 44.7—46,2 151 -160 154—163 Bäcker- I68—t8! 185—140 168-181 137—142 mundmehli88,5—40.0 Weizen- 38,2—40,2 — — nachmehl Fnland- 14.2—14,7 14,5—15,0 158—160 164—166 weizenm. 19,0—20,5 19,0—21,0 Type 70 N 33.7—34,7 34,0-35,0 — — Roggen mehl 0 I 8,7- 9.0 8,9-9,1 Type 60 H Roggen- 27,2-28.2 27,5—WF — — mchl I Type 70 »4 25,7—26,7 26,0-27,0 15,7—16.0 15,7—16,0 Nogaen- 12,5—13,5 12,6—13,6 nachmehl 14,2-15/2 14,5—15,6 Nossener Produktenbörse vom 7. Februar 1S3V Weizen hiesiger neu 77 Kilo 11,75; Roggen hiesiger neu 73 Kilo 7,70; Braugerste 8,25—8,M; Hafer neu 6,50—6,80; Wei zenmehl Kaiserauszug 2V,76; do. Semmelmehl 21,50; do. 6096 aus Intandsweizen 19,75; Roggenmehl 6O2S 13,40. Zn Posten unter 5000 Kilo: Nachmehl ohne Sack 8,75; Futtermehl 7,50; Roggenkleie inländische 5,50; polnische 6,10; Weizenkleie grob 5,90; Maiskörner Laplata alt 9,60; Kartoffeln weiß 2,50; rot 2,70; gelb 3,10; Stroh in Ladungen Preßstroh 1,70; Eebundstroh 1-50; Heu in Ladungen 4,50—5,50; Kartoffeln Zentner 4; Preß stroh Zentner 2,70; Gebundstrvh Zentner 2,50; Eier Stück 0,13 bis 0,15; Frische Landbutter )4>-Pfund-Stück 1,00—1,05. — Feinste Ware über Notiz. — Stimmung: Matt. * Amtliche Berliner Notierungen vom 7. Februar. Börsenbericht. Tendenz: Rach schwachem Beginn etwas fester. Das fast vollständige Versiegen des Orderstroms be einträchtigte die Stimmung an der Börse wieder wesentlich. Das Kursnivcau war im allgemeinen wenig verändert, doch waren wieder überwiegend Rückgänge festzustellen. Die Spe kulation war nicht geneigt, ohne Mithilfe des Publikums und der Provinz sich zu engagieren, nnd verhielt sich äußerst reser viert. Die Stimmung stand weiter unter dem Druck der Vor schläge, die zur Sanierung des Defizits vom Reichsfinanz- minister vorgebracht wurden. Am Geldmarkt gaben die Sätze Weiler nach. Tagesgeld 6—8, Monatsgeld 7—8)4 Prozent. Fm weiteren Verlaus zeigte da.s Geschäft Svureu von Be-